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Ein neuer Mordfall erschüttert Regensburg. Der Kripo gelingt es nur langsam, zielgerichtete Ermittlungen in Gang zu setzen. Zeugen sind nicht wirklich hilfreich. Hat die Veranstaltungsagentur Stadtmaus etwas mit dem Fall zu tun? Oder eine Literatengruppe? Oder findet sich die Lösung in der bekannten Tanzschule Backhausen? Köstlbacher ermittelt in alle Richtungen. Ein weiterer Krimi aus der beliebten Kommissar-Köstlbacher-Reihe, der auf äußerst spannende und gleichzeitig skurrile Art und Weise geplante Spiele mit dem Tod zur grausamen und brutalen Realität werden lässt, verspricht Hochspannung pur!
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Seitenzahl: 296
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Und schon wieder ist was passiert in Regensburg! Dass es ausgerechnet an Allerheiligen gewesen ist, als der Köstlbacher gerade im Begriff war, mit seiner Anna das Haus zu verlassen, war dabei bestimmt das geringere Übel. Weil seit der Geschichte damals auf dem Friedhof, ist der Köstlbacher nicht mehr am Grab von Annas Eltern gewesen und an dem seiner eigenen Blutsverwandtschaft in Straubing schon dreimal nicht. Aber jetzt hätte er notgedrungen wieder hin müssen. Was Straubing betrifft, da hatte der Köstlbacher ja eine gute Ausrede. Schließlich ist der Gräberumgang dort zur selben Zeit wie in Regensburg. Womit Straubing automatisch abgehakt werden konnte. Nicht hingegen Regensburg. Da würde ihn seine Anna auch noch mitschleppen, wenn er kurz zuvor noch mit 40°C Fieber im Bett gelegen hätte.
Gefühlt hat sich der Köstlbacher ja tatsächlich sogar so, als würde er noch viel höheres Fieber haben, zumindest bis der Anruf aus der Bajuwarenstraße gekommen ist. Der Anna ist es dann fast so vorgekommen, dass er gelächelt hat, ihr Edmund, als er ihr gesagt hat, sie müsse auf ihn am Friedhof heuer leider verzichten. Dabei hat der Köstlbacher alles versucht, die zufriedene Regung zu unterdrücken. Weil wenn du so einen Anruf bekommst, dass du gebraucht wirst, weil wieder einmal einer ermordet worden ist, dann ist da ja eigentlich kein Grund, eine glückliche Miene aufzusetzen.
»Jetzt sag’ bloß, du freust dich womöglich noch, weil du nicht auf den Friedhof musst!«, hat die Anna gesagt.
»Aber nein!«, hat der Köstlbacher gelogen. »Ich find’s nur gut, weil es endlich wieder was Anständiges zu tun gibt. Oder meinst du, der Bürokram jeden Tag macht mir Spaß? Da hätte ich ja gleich bei der Stadtverwaltung Karriere machen können!«, fügte er noch hinzu.
»Und der Ausflug morgen mit der Clara und dem Karl nach München? Die beiden haben sich so auf das Deutsche Museum gefreut!«, fragte die Anna.
»Darüber reden wir heute Abend! Jetzt muss ich erst mal los! Der Liebknecht wartet bestimmt schon unten! Grüße deine Eltern von mir!«, antwortete der Köstlbacher und drängte sich an seiner Frau vorbei aus dem Haus im Prinzenweg.
Auch wenn’s der Anna nicht gepasst hat, aber Dienst ist eben Dienst!
»Hallo Chef!«, begrüßte ihn der Kommissar Liebknecht vom Fahrersitz des schwarzen Dienst-Audis aus.
»Hallo Norbert! Du weißt, wo’s hingeht?«
»Jedenfalls nicht zum Friedhof!«, zwinkerte der Liebknecht seinem Kollegen zu, der ihm erst vor ein paar Tagen sein Leid geklagt hatte, was den Gräberumgang betrifft, und startete den Wagen.
»Und?«, fragte der Köstlbacher.
»Zum Jakobstor! Eine halb nackte Tote! Mehr weiß ich auch nicht«, sagte der Liebknecht. »Anordnung von der Sieber höchst persönlich, dass wir beide hin sollen! Die Sieber scheint nie einen freien Tag zu machen!«
»Wenn man bedenkt, was für ein Chaos ihr der Dr. Huber hinterlassen hat, wundert mich das nicht!«, meinte der Köstlbacher.
Es dauerte nur wenige Minuten bis hoch zum Jakobstor, wo sich schon eine Traube an Gaffern gebildet hatte, die neugierig auf das waren, was es dort zu sehen gab. Ein Einsatzkommando der Verkehrspolizei hatte den Platz vor dem Jakobstor, wo unlängst noch ein Polizeirevier war, zum Glück schon vorbildlich abgeschirmt und abgesperrt.
Kommissarin Lederer von der Mordkommission, die sich schon vor Ort befand, begrüßte den Kriminalhauptkommissar mit Handschlag:
»Gut, dass dich der Norbert noch erreicht hat. Wir hatten schon Angst, dich von den Allerheiligenfeiern am Friedhof wegholen zu müssen. Die Dr. Sieber hat mich schon mal vorgeschickt. ›Kann nie schaden, wenn eine Frau dabei ist!‹, hat sie gemeint.«
»So schlimm?«, fragte der Köstlbacher.
»Schlimmer! Ich frage mich, wie pervers man eigentlich sein muss, um so etwas zu machen?«, antwortete die Lederer und machte dabei eine Handbewegung zu der Leiche hin. »Eigentlich wollte ich eine Decke über sie breiten, aber wegen der Spurensicherung habe ich dann doch darauf verzichtet. Zum Glück waren die Kollegen vom Verkehr fix genug, haben schnell einen Sichtschutz aufgebaut und alles abgeriegelt!«
Die weibliche Leiche lag nicht auf dem Boden. Sie kniete, kniete mit leicht gespreizten Beinen auf dem Bürgersteig. Die Hände hatte sie vor ihren Knien aufgestützt, die Handgelenke waren mit breitem, gelbem Klebeband, so einem, wie du es in jedem Baumarkt kaufen kannst, an den Kniegelenken fixiert. Ein weiteres Klebeband stabilisierte diese Stellung, indem es in Höhe beider Ellenbogen um den ganzen Körper führte. Ein Umfallen der Leiche verhinderte zusätzlich eine seitliche Befestigung des rechten Arms an der Stange eines Schildes, das nur Anwohnern das Parken vor dem ehemaligen Polizeirevier gestattete. Der Kopf der Toten hing nach vorne, ihre buschigen, langen, blonden Haare verhinderten, einen Blick auf ihr Gesicht werfen zu können. Bekleidet war die Tote mit einem eng anliegenden, lila T-Shirt und einem schwarzen Minirock. Offensichtlich waren das die einzigen Kleidungsstücke. Der fehlende Slip gab dem Anblick eine obszöne Note, die allem Anschein nach in voller Absicht vom Täter inszeniert worden war. Auch Schuhe fehlten. An den deutlich zu sehenden Fußsohlen fiel jedoch sofort auf, dass die Frau zu Lebzeiten nicht barfuß gegangen sein konnte. Dazu waren sie viel zu sauber, um nicht zu sagen makellos rein. Die Größe der Person konnte der Köstlbacher nur annähernd schätzen, die übrige körperliche Erscheinung ließ sich dagegen trotz der unnatürlichen Stellung recht gut erkennen. Dass es sich um eine weiße, mittelgroße, schlanke, der sichtbaren Haut nach zu urteilen noch junge Frau handelte, da glaubte sich der Kommissar Köstlbacher ziemlich sicher zu sein.
»Zeugen?«, fragte der Köstlbacher nur knapp, weil ihm der Anblick einen Würgereiz verursachte.
»Niemand hat etwas gesehen. Die Frau schien auf einmal da gewesen zu sein«, antwortete die Lederer.
»Tot vom Himmel fallen und sich dann noch selbst hier anbinden, so kann’s ja wohl nicht gewesen sein!«, grantelte der Köstlbacher, dem die Antwort der Lederer gar nicht gefiel. »Hier laufen um diese Tageszeit doch weiß Gott genug Leute vorüber! Wer hat die Leiche überhaupt gemeldet?«
»Niemand! Zumindest kein Passant oder so. Unsere eigenen Leute, wenn man’s genau nimmt. Eine Streife war mit Blaulicht von der Innenstadt raus zum Stadtpark unterwegs, wo einer alten Frau die Handtasche mit Ausweis und Geld entrissen worden ist. Sie haben dann aber trotz ihres Einsatzes hier gehalten, weil sich aus einer unübersehbaren Menschenansammlung vor dem Jakobstor eine Frau löste und wild gestikulierend auf die Straße gesprungen ist, um das Einsatzfahrzeug zu stoppen.«
»Und von diesen Gaffern hat niemand was beobachtet?«, fragte der Köstlbacher nach.
»Nichts, was einen Hinweis darauf geben könnte, wie die Leiche hierhergekommen hätte sein können. Die ›Gaffer