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Beschreibung

Die Gedichtsammlung "Der ewige Brunnen" ist seit vielen Jahrzehnten ein Klassiker. Millionen von Leserinnen und Lesern haben hier die Welt der deutschen Lyrik entdeckt und erkundet. In diesem schier unerschöpflichen Lesebuch spiegeln sich die Lebenserfahrungen von Jahrhunderten. Jetzt erscheint es in einer Neuausgabe, in der Dirk von Petersdorff berühmte und kanonische Gedichte mit frischen Stimmen aus der Vergangenheit wie aus der Gegenwart vereinigt hat. Von Brentano bis Bachmann, von Goethe bis Gernhardt, von Luther bis Udo Lindenberg reicht die Bandbreite der Autorinnen und Autoren, deren schönste und beste Gedichte im "Ewigen Brunnen" versammelt sind. Dirk von Petersdorff hat die Anthologie bis in die Gegenwart fortgeführt. Er hat mehr Gedichte von Frauen als je zuvor aufgenommen und das kulturelle Spektrum der Auswahl erweitert. Erstmals stehen im neuen "Ewigen Brunnen" auch einige erstklassige Songtexte. Die Gedichte sind nach Lebenssituationen und Themen gruppiert. So finden sich hier Gedichte über die Jugend und über das Alter, über die Höhen und Tiefen der Liebe, über Aufbrüche und Umbrüche, Ermutigung und Trost. Die Natur wird besungen und die Lebenskunst, es gibt Gedichte zum Lachen und politische Lyrik, Gedichte von Heimweh und Fernweh, von Glaube und Zweifel. Der "Ewige Brunnen" ist ein einzigartiger Quell des Vergnügens, der Klugheit und der Weisheit.

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DER EWIGE BRUNNEN

Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten

Gesammelt und herausgegeben vonDirk von Petersdorff

C.H.Beck

Zum Buch

Die Gedichtsammlung «Der ewige Brunnen» ist seit vielen Jahrzehnten ein Klassiker. Millionen von Leserinnen und Lesern haben hier die Welt der deutschen Lyrik entdeckt und erkundet. In diesem schier unerschöpflichen Lesebuch spiegeln sich die Lebenserfahrungen von Jahrhunderten. Jetzt erscheint es in einer Neuausgabe, in der Dirk von Petersdorff berühmte und kanonische Gedichte mit frischen Stimmen aus der Vergangenheit wie aus der Gegenwart vereinigt hat.

Von Brentano bis Bachmann, von Goethe bis Gernhardt, von Luther bis Udo Lindenberg reicht die Bandbreite der Autorinnen und Autoren, deren schönste und beste Gedichte im «Ewigen Brunnen» versammelt sind. Dirk von Petersdorff hat die Anthologie bis in die Gegenwart fortgeführt. Er hat mehr Gedichte von Frauen als je zuvor aufgenommen und das kulturelle Spektrum der Auswahl erweitert. Erstmals stehen im neuen «Ewigen Brunnen» auch einige erstklassige Songtexte. Die Gedichte sind nach Lebenssituationen und Themen gruppiert. So finden sich hier Gedichte über die Jugend und über das Alter, über die Höhen und Tiefen der Liebe, über Aufbrüche und Umbrüche, Ermutigung und Trost. Die Natur wird besungen und die Lebenskunst, es gibt Gedichte zum Lachen und politische Lyrik, Gedichte von Heimweh und Fernweh, von Glaube und Zweifel. Der «Ewige Brunnen» ist ein einzigartiger Quell des Vergnügens, der Klugheit und der Weisheit.

Über den Herausgeber

Dirk von Petersdorff ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Jena und einer der besten Kenner der deutschsprachigen Lyrik. Zudem ist er Schriftsteller und Lyriker und wurde unter anderem mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet. Er ist Herausgeber des C.H.Beck’schen Gedichtekalenders und Autor der «Geschichte der deutschen Lyrik» in C.H.Beck Wissen. Zuletzt sind von ihm bei C.H.Beck der Gedichtband «Unsere Spiele enden nicht» und die Novelle «Gewittergäste» erschienen.

Inhalt

Vorwort

KINDHEIT

HEILE, HEILE SEGEN

WIEGENLIED

AUF EIN SCHLUMMERNDES KIND

SCHLUMMERLIED

EIA WASSER REGNET SCHLAF

GUTEN ABEND, GUT’ NACHT

WEISST DU, WIEVIEL STERNLEIN STEHEN

ANNAS ABENDLIED

FARBEN DER NACHT

DIE KINDHEIT UND DIE GOTTHEIT

FINGER ZÄHLEN

HOPPE HOPPE REITER,

MORGENS FRÜH UM SECHS

MOTETTO, ALS DER ERSTE ZAHN DURCH WAR

AN DAS BABY

DIE SCHAUKEL

DER REST DES FADENS

LÖWENZAHN

IDEALE WAHRHEIT

DOPPELTE SZENE

MEIN KIND,

MANCHMAL NOCH EMPFIND

DAS KARUSSELL

KIND, SPIELE!

WILL ICH IN MEIN GÄRTLEIN GEHN

OTTOS MOPS

ES TANZT EIN BI-BA-BUTZEMANN

RÄTSEL

DIE GESCHICHTE VOM FLIEGENDEN ROBERT

WENN’S WINTER WIRD

AUF DEM SANKT ANNA PLATZ

KINDERSOMMER

AN DEN MAI

DIE SCHAUKEL

FUNDEVOGEL

ZWEI GÄRTEN

DIE BERGE

ERINNERUNG

KNABE UND KREISEL!

KINDHEIT

KINDLICHES KÖNIGTUM

BLIKK DURCH GEÖFFNETES GARAGNTOR

DAS SPIEL IST AUS

AUS DER KINDHEIT

ALS VATER ZU LANGE AUSBLIEB

HERR VON RIBBECK AUF RIBBECK IM HAVELLAND

PORTRÄT EINES KINDES

DIE ERSTE ALTE TANTE SPRACH:

DER BALL

HOFGESCHREI

VERGÄNGLICHKEIT

FLIEHE, BIST DU

MEIN JAHRGANG, DREIUNDSECHZIG, JENE

DAS KIND, IN DEM ICH STAK

KINDHEIT

MEIN HAUS

HAUS DER KINDHEIT

KOMMT EIN VOGEL GEFLOGEN

JUGEND

SOKRATES UND ALCIBIADES

BLEIBE NICHT

AN EINE DREIZEHNJÄHRIGE

NACH DER ERSTEN BERGFAHRT

DU BIST WIE

TROST IN TRÄNEN

DU MILCHJUNGER KNABE,

DA ICH EIN KNABE WAR …

DIE ETÜDEN

ZUR FOTOGRAFIE EINES KONFIRMANDEN

ES GAB ERDKUNDESTUNDEN,

FINGERNÄGEL

«SAG NUR,

GEGEN DIE STRÖMUNG

FRISCHE FAHRT

DER GEGENWART

DER JÜNGLING

DER JÜNGLING

DU SCHLANK

GRUND ZU SCHAFEN

PHIDILE

WANDERLIED DER PRAGER STUDENTEN

ICH MÖCHTE

DIE GÖTTER BEI ALDI

KINT, BEREITET IUCH

IHR JUNGEN LEUTE

AN DIE JÜNGLINGE

ALS DER ERSTE SCHNEE FIEL

SEIT ICH IHN GESEHEN

DIE PASSION

SPÄTES ERWACHEN

FRÖUT IUCH

«FREUT EUCH,

EILE ZUM LIEBEN

DIE JUBELND NIE

NACH DEM BALLE

EWIG JUNG IST NUR DIE SONNE

DER LETZTE BAUM

DER NACHWUCHSENGEL

AUS DER HÖHE

AN HERMANN

LIED DER FREUNDSCHAFT

KLEINE FÜHRUNG DURCH DIE JUGEND

HÖHEN UND TIEFEN DER LIEBE

DÛ BIST MÎN,

DU BIST MEIN,

‹UNDER DER LINDEN

«UNTER DER LINDE,

AN ANNA BLUME

BEGEGNUNG

ERINNERUNG AN DIE MARIE A.

WO HAST DU

LIEB OHNE WORTE

MAN MUSS SICH DEN BÄCKER

NEUE LIEBE, NEUES LEBEN

SULEIKA

OWÊ,

ACH,

V. RÖMISCHE ELEGIE

‹SLÂFEST DÛ,

‹SCHLÄFST DU,

IM ERSTEN LICHT

DU KAMST ZU MIR,

GISELHEER DEM TIGER

RUF- UND FLUCHFORMEL

GLEICHGEWICHT

ALBANIE, GEBRAUCHE

EIN TRAUM

WIE ER WOLLE GEKÜSSET SEIN

WIE DU SOLLTEST GEKÜSST SEIN

‹SWENNE ICH STÂN ALEINE

«IMMER WENN ICH ALLEINE

AIN TUNKLE FARB

DIE DUNKELHEIT

AN FRIEDERIKE BRION

DAS ZERBROCHENE RINGLEIN

HEIMLICHER LIEBE PEIN

NACH MEINER LIEB’

OHNE DIE LIEBSTE IST KEINE FREUDE

IM GARTEN

EFEU UND EIN ZÄRTLICH GEMÜT

ALS ER VOR BETRÜBTEN LIEBES-GRILLEN NICHT SCHLAFEN KONNTE

NUN LASS MICH RUFEN

LASS RAUSCHEN, LIEB, LASS RAUSCHEN

DAT DU MIEN LEEWSTEN BÜST,

GANZ ODER GAR NICHT

ANNCHEN VON THARAU

ICH DENKE DEIN

NÄHE DES GELIEBTEN

AM ENDE DENK ICH IMMER NUR AN DICH

MANCHMAL BEI IRGENDWELCHEN

AN LUISE. 1816

EWIGE LIEBE

IM WINDES-WEBEN

IST LIEB EIN FEUR

AGNES

DIES BILDNIS

NEUE LIEBE

WAS BEDEUTET

SOLIDUS

DENKMAL

TERZINEN ÜBER DIE LIEBE

‹ICH ZÔCH MIR

‹LÄNGER ALS EIN JAHR

DIE NACHTIGALL

DIE HASEL

FRAGE UND ANTWORT

WAS ES IST

AN CHARLOTTE VON STEIN

LIEBE

PLÄDOYER EINER FRAU

ICH WEISS NICHT, WIE MAN DIE LIEBE MACHT

ERKLÄR MIR, LIEBE

TEICH

AN DEN DOMHERRN VON ROCHOW

SILVIA IST WOHL GEMACHT.

AN SEINE LIEB- UND HOLDSELIGE ADELMUND

AMORS PFEIL

AN SIE

DER TUNKEL STERNE

DER DUNKELSTERN,

DER BRIEF,

DIE JAHRE KOMMEN

LIEBE, DA CAPO …

LIEBE

DIE LIEB’ IST WIE’S WETTER,

UND WANN MEI SCHATZ HEIRAT,

UND D’ LIEB’ IST A HAUS,

«WANN DARF I DENN KEMMA

AM GRAB DER GATTIN

BARBARAZWEIGE

SIE SASSEN UND TRANKEN

ICH HABE DICH SO LIEB

DAS TAGEBUCH. 1810

LIEGEN, BEI DIR

HABE NIEMAND

DIE EINE KLAGE

DAS LETZTE MAL

DIE ZEIT IST HIN

EINE ART VERLUST

DER ABSCHIED

DIE VERLASSENE

DIE GESCHIEDENE FRAU

DIE NACHFOLGERIN

SACHLICHE ROMANZE

ABSCHIED VON SEINER UNGETREUEN LIEBSTEN

DER ASRA

ELEGIE. SEPTEMBER 1823

DIE LIEBE

FRAU SEIN, MANN SEIN?

AM TURME

MEIN KLEINER GRÜNER KAKTUS

DIE SEERÄUBER-JENNY

ROSA MEINUNG

OB EINER DAME ERLAUBET IN WAFFEN SICH ZU ÜBEN

EPIGRAMMA

SIND DAS WOHL MENSCHEN?

DIE LANDSTREICHERIN

DIE ALTE

EBENBILDER

AN LEVIN SCHÜCKING

WIE GUT, DASS ICH

VON BANK IN BELVEDERE

MANIGER GRÜEZET

MANCHER SPRICHT

SERGEANT WAURICH

LASST MICH WEINEN!

ICH BIN WIE LEIB

FÜR MICH SOLL’S ROTE ROSEN REGNEN

WALDESGESPRÄCH

TRIEB

STADTNACHT

SOLDATENMÄDCHEN

ICH BIN VON KOPF BIS FUSS AUF LIEBE EINGESTELLT

ICH WEISS NICHT, ZU WEM ICH GEHÖRE

MANNEQUINS

DIE BRAUT

ULTRASCHALL

NICHTS WIRD MEHR SEIN

DIE FEINEN OHREN

MEINER MUTTER

MUTTER

VATER UND SOHN

IN DER LEBENSMITTE

WIEDERSEHEN

DER POSTILLION

ABSCHIED

AUF EINE UNBEKANNTE

SIE SCHLÄFT

MANCHE FREILICH …

DIE FRÜHEN GRÄBER

NICHT JEDE BESSERUNG

JETZT REDE DU

WIE RAFFT’ ICH MICH AUF

HUNDEKUR

DAS IDEAL

«WAS DRÜCKT DICH,

ALS ER SICH MIT VIERZIG IM SPIEGEL SAH

DREISSIGJÄHRIGE PÄRCHEN

FRÜHES FOTO DER ELTERN

JETZT GEHT MEIN VATER ABENDS

MEIN VATER

BEI DEM GRABE MEINES VATERS

SÜSS IST’S, DEN REIZ

GEH FLEISSIG UM

AN GRETCHEN

ELTERNLIED

AN GEORGE FONTANE

LIED AN MEINEN SOHN

IN SO UND SO VIEL WOCHEN

DIE MUTTER BEI DER WIEGE

BROMBEERRANKEN

WO WIR DIE BEEREN

RAUCHERECKE

KLEINES RASENSTÜCK

HÄLFTE DES LEBENS

AUFBRÜCHE, UMBRÜCHE

MEERES STILLE

GLÜCKLICHE FAHRT

DER FROHE WANDERSMANN

ABSCHIED

WANDERSCHAFT

SCHWALBENSICILIANE

IN DEN AUTOS

AN DEN MISTRAL

DIE GROSSE FRACHT

MEINE ALTE SCHIFFSUHR

WILLKOMMEN UND ABSCHIED

WAS IST GESCHEHN

ACH, WIE SOLLEN WIR

«SÎNE KLÂWEN

«SEINE KLAUEN

VOR TAG

HOFFNUNG

VORFRÜHLING

FRÜHLINGSGLAUBE

ER ISTS

FRÜHLINGSFAHRT

GENERATIONEN

SOMMER-GESANG

SPRICH NICHT IMMER

WOLKENBRUCH

AUF REISEN

LEGENDE VON DER ENTSTEHUNG DES BUCHES TAOTEKING AUF DEM WEG DES LAOTSE IN DIE EMIGRATION

DER OSTEN SAGTE

RONDEAU ALLEMAGNE

DER MENSCH IST STUMM

DAS SPIEGELBILD

STROPHE

FREISINN

ERMUTIGUNG UND TROST

ERMUTIGUNG

TROSTARIA

EIN WINTERABEND

ABENDLIED (1816)

ABENDLIED

SOMMERNACHT

WAS REIF IN DIESEN ZEILEN STEHT,

ABENDLIED

ES LACHT

AUF DEM KRANKENBETTE

DER GENESENE

AUF DEM SEE

DEIN KERKER BIST DU SELBST

ZURUF

EIGENHEITEN

DER BESCHRIFTETE SESSEL

ARTHUR SCHOPENHAUER

DER ALTE LANDMANN AN SEINEN SOHN

TROST

DIE FLÖHE

GESCHEIT GEDACHT

ERDGEIST

SO UNVERMEIDBAR

IST AUCH DAS DASEIN

WILLST DU DICH

KOMM, SAGE MIR, WAS DU FÜR SORGEN HAST

WILLST DU IMMER

MUT

ICH SING FÜR DIE VERRÜCKTEN

HOMMAGE À GÖDEL

GEDICHT

GELBES DIENSTRAD

MORGENWONNE

FRÜHLING

TROST

NA EINER MUSS JA AUCH DIE BATTLERAPPER TRÖSTEN

AUS DEM ALLTAG

EINEN JENER KLASSISCHEN

VORSTADT IM FÖHN

BEGEGNUNG MIT EINEM TROCKENPLATZ

KLEINES GLÜCK

NACH HAUSE KOMMEN

MEIN FAMILI

GRABSCHRIFT EINES HUNDES

HÄUSERVERLASSEN

DIE GROSSELTERN HABEN BESUCH

DER KIRCHENBESUCH

DIE SCHATZGRÄBER

WENN SICH DIE SPRÜCHE

VON ALLEN WERKEN

DAS HOBELLIED

DIE ALTE WASCHFRAU

ABENDLIED EINES BAUERSMANNS

GARTENTAG

BITTGANG

HAUSINSCHRIFT

GEFUNDEN

DEN 22. JUNI 1761, MORGENS 7 UHR

SCHWARZSCHATTENDE KASTANIE

EIN JÜNGLING LIEBT

ENDSTATION

MENSCHEN GETROFFEN

EIN ALTER TIBETTEPPICH

EINEN FREMDEN IM POSTAMT UMARMEN

UNTERGRUNDBAHN OBEN

FOUR IN HAND

SCHRECKLICH SCHÖNER TAG

DER EISLAUF

ERKANNTE WOHLTAT

DER STREICHHOLZJUNGE

DER HAUER

EIN LIED HINTERM OFEN ZU SINGEN

AUF EIN GRAB

ICH LEB UND WEISS NIT

RUDERN, GESPRÄCHE

DER RAUCH

EINLADUNG ZU EINER TASSE JASMINTEE

IN DER FRÜHE

LANGSCHLÄFERS MORGENLIED

LOB DER FAULHEIT

WENN DICH DIE LÄSTERZUNGE STICHT

KRANKGESCHRIEBEN

DAS ZAHNWEH

DER ZAHN

IMPROMPTU AN JOLI

NACHRUF

ALS DER HUND TOT WAR

ALTE WINKELMAUER

MAN SOLLTE SCHLAFEN GEHN

WAS SCHLIMM IST

FALTEN UND FALLEN

KUNSTAUSSTELLUNG IN DER PROVINZ

AUF GOLDGRUND

GESANG VOM HERBST

BETRACHTUNG DER ZEIT

DER RADWECHSEL

MATTI WECHSELT DAS RAD

DER JUNKER UND DER BAUER

DER MAI

DIE SORGLICHEN

DAS LIED VON DER GLOCKE

DIE HEINZELMÄNNCHEN

ZWEITER MERSEBURGER ZAUBERSPRUCH (PFERDESEGEN)

ZWEITER MERSEBURGER ZAUBERSPRUCH (PFERDESEGEN)

LORSCHER BIENENSEGEN

LORSCHER BIENENSEGEN

DAS ALTER

MEIN AUGENLICHT

ZUM LAZARUS

ICH SICH UND HÖR

ICH SEH UND HÖRE

MEIN BODY UND ICH

EIN ALTIU DIU

EINE ALTE FRAU

BEI ERINNERUNG IHRES ERSTEN FREUNDES

DIE TAXUSWAND

AN LEVIN SCHÜCKING

NUN SAGEN ALLE, DASS ICH ALT GEWORDEN

DIE SCHÖNE STUNDE

WELTLAUF

DES MENSCHEN ALTER

DIE ALTEN UND DIE JUNGEN

«WAS MAN IN DER JUGEND

HAT DIR DER TAG

EIN MENSCH AM ENDE

DIE TUGEND WILL

MAN WIRD NICHT BESSER

WAS IM WEINENDEN AUGE

DAS ALTER

IN JÜNGERN TAGEN

WELKE ROSE

AUS DER JUGENDZEIT

STILL ZU WISSEN,

DER MENSCH

EIN LEBENS-LIED

DER STROM, DER NEBEN MIR

ÜBER DIE HEIDE

SCHLAF

NACHTGEFÜHL

IR REINIU WÎB,

IHR REINEN FRAUEN,

ANDENKEN

HILF MIR, SONNE,

GEDANKEN BEI ANTRETUNG DES FÜNFZIGSTEN JAHRES

DER GREIS

JA, DAS MÖCHT ICH NOCH ERLEBEN

«DIE JAHRE NAHMEN DIR

ANFANG DES WINTERS

MÄRZ. BRIEF NACH MERAN

DER KÖNIG IN THULE

DER VERSPÄTETE WANDRER

GEDANKEN AN DEN TOD

DENK ES, O SEELE!

GELIEBTE, WILLST DU

ABENDLIED

GEDANKEN BEI DEM FALL DER BLÄTTER IM HERBST

GRABSCHRIFT

EIN KÜRBIS SPRICHT

DER LIEBE DAUER

IN DER FREMDE

AN DIE SONNE

BALD

VERSCHRIENER TOD

AN DEN FRIEDEN

DIE KAPELLE

AN M.

AN DIE ENGEL

SPAZIERGANG ZU ALLEN JAHRESZEITEN

LETZTE TAGE

NACH DER KRANKHEIT

BEFÜRCHTUNG

ALS ICH IN WEISSEM KRANKENZIMMER

KOMM DU, DU LETZTER

VON DEN STILLEN TAGEN

TODESFURCHT

EIN HEIDNISCHES SPRÜCHLEIN

EIN CHRISTLICHES SPRÜCHLEIN

NÄNIE

ERNTELIED

TRAUERGESANG VON DER NOT CHRISTIAM ÖLBERG IN DEM GARTEN

DER TOD

DORFMUSIK

STERBELIED

STERBEGEDICHT

DIE ERSTE NACHT

VOM TOD DER TIERE

NÄCHTLICHE STUNDE

SCHLAFEN, SCHLAFEN

DAS LETZTE ZIEL

ICH MÖCHTE HINGEHN

DIE JUNGE MUTTER

VERGESSENE ZEILE

GEH NICHT HINEIN

GLÜCKLICH, GLÜCKLICH

GRABSCHRIFT MARIANAE GRYPHIAE SEINES BRUDERN PAULI TÖCHTERLEIN

AUF MEINES KINDES TOD

KINDERTODTENLIEDER (AUSZÜGE)

DU BIST EIN SCHATTEN

UNTERGEHT DIE SONN

ICH HAB ES ALLEN

OFT DENK ICH,

KINDERTODTENLIED

NACH DEM TODE

MEINE GRÄBER

WOHL DEM

EINES LASTERHAFTIGEN

GRABINSCHRIFTEN

GRABSCHRIFT EINES JUNGEN BÄREN, DER GEHETZET WORDEN WAR

GRABSPRUCH

KLEINE ASTER

ÜBER ALLE GRÄBER

HERRN PAULI FLEMINGI DER MED. DOCT. GRABSCHRIFT, SO ER IHM SELBST GEMACHT IN HAMBURG, DEN 28. TAG DES MÄRZENS 1640 AUF SEINEM TODBETTE DREI TAGE VOR SEINEM SEEL. ABSTERBEN

CHRISTLICHE GELASSENHEIT, GEDULD UND TROST

EINFÄLTIGE TRAUER- UND TROST-REIMCHEN

EINER TOTEN

TRAUERODE BEIM ABSTERBEN SEINER GELIEBTEN MARIANE

ALLERSEELEN

DAS WIEDERSEHN

ORPHEUS. EURYDIKE. HERMES

GEDÄCHTNISFEIER

NÖRDLICHER JUNI

DREIMAL

ALTER FRIEDHOF

IM ERNSTEN BEINHAUS

KANN KEINE TRAUER SEIN

ALLES, WAS GESCHIEHT,

FÜR KLABUND

MENSCHLICHES ELENDE

NATUR ERFAHREN

UNS HÂT DER WINTER

UNS HAT DER WINTER

GEDICHT ÜBER SCHNEE IM APRIL

MAILIED

KIRSCH-BLÜTE BEI DER NACHT

SOMMER

IM SOMMER

DER SOMMER

VOR DEM GEWITTER

VOR DEM GEWITTER

IM GEWITTER DER ROSEN

DIE ROSE

GEWITTERREGEN

REGENLIED

AUF DIE FRUCHTBRINGENDE HERBST-ZEIT

SEPTEMBERMORGEN

KOMM IN DEN TOTGESAGTEN PARK

ASTERN

HERBSTBILD

VERKLÄRTER HERBST

HERBST

AM GRÜNEN HANG ENTLANG

DIE SCHÖNE BUCHE

DIE ACHTE DUINESER ELEGIE

SOMMERFRISCHE

IRONISCHE LANDSCHAFT

VOM SCHWIMMEN IN SEEN UND FLÜSSEN

FÜLLE

DIE MERGELGRUBE

DIE EICHBÄUME

AN DIE SONNE

DER ABEND

SYRINGEN

MEERESSTRAND

DER HUND IN DER KIRCHE

DAS HUHN

DURCH DIE MITTE

WETTERREGELN

ABSEITS

SOMMER

DÄMMRUNG SENKTE SICH

UND WIE MANCHE NACHT

AN DEN MOND

WEG

DIE ROHRDOMMEL IST WACH,

UM MITTERNACHT

DIE LAUBWOLKE

DER PANTHER

EINEM OKAPI IM MÜNCHNER ZOO

DIE VÖGEL UND DER TEST

LAIKA

ÜBERLEGUNG

AUSSER DIESEM STERN

FREIES GELEIT

JUNGE PFERDE

STADT, LAND, FLUSS

DORFKIRCHE IM SOMMER

KLEINE STADT

OH, FRIEDLICHER MITTAG

DIE SILHOUETTE VON LÜBECK

BRÜCKE ZUM ZOO

JUNI IN BERLIN

DER GOTT DER STADT

STADT

AN BERLINER KINDER

BERLIN

WIEPERSDORF (AUSZÜGE)

AN DIE STADT WITTENBERG, ALS ER AUF DER REISE NACH SEINER ROSIMENEN

BRANDENBURG

MEI FRANKFORT

BOCHUM

JENA

ABSCHIED AN DORNBURG

DEM AUFGEHENDEN VOLLMONDE

HEIDELBERG

NYMPHENBURG IM MÄRZ

DAS WEISSE WIRTSHAUS

ÖSTERREICHISCHES LIED

VENEDIG LIEGT

VENEDIG

AUF DEM CANAL GRANDE

SPÄTHERBST IN VENEDIG

I. RÖMISCHE ELEGIE

DER RÖMISCHE BRUNNEN

DER LUFTSCHIFFER

UNTER DEM HIMMEL

ERWIDERUNG AN KERNER

AUSGESETZT AUF DEN BERGEN

WOHIN?

DER KNABE IM MOOR

NEBELLAND

ALLE LANDSCHAFTEN

DER SPAZIERGANG

MAHOMETS GESANG

JUNI

KEIN SCHÖNER LAND IN DIESER ZEIT

DER RHEIN

FAHRT ÜBER DIE KÖLNER RHEINBRÜCKE BEI NACHT

FAHRT AUF DEM RHEIN

DIE ALSTER

AN DER SAALE

ODER, MEIN FLUSS

DER ZÜRCHERSEE

ZÜRICH, ZUM STORCHEN

GESANG DER GEISTER ÜBER DEN WASSERN

UM MITTERNACHT

LEUCHTFEUER

BÖHMEN LIEGT AM MEER

FINNISCHER TANGO

ABSCHIED VON KORSIKA

DER TAUCHER

ZWEI SEGEL

DOPPELTE BEGEGNUNG AM STRAND VON SPERLONGA

KLARE KONTUREN

ANGEKOMMEN IN AHRENSHOOP

REISEN

MYTHEN UND LEGENDEN

DIE MORITAT VON MACKIE MESSER

AN SCHWAGER KRONOS

HEXENLIED

DER FEUERREITER

DER RATTENFÄNGER

ERLKÖNIG

LENORE

DER ZAUBERLEHRLING

DIE KRANICHE DES IBYKUS

DAS RIESEN-SPIELZEUG

DIE FÜSSE IM FEUER

BELSATZAR

DER REITER UND DER BODENSEE

DER NARR DES GRAFEN VON ZIMMERN

JOHN MAYNARD

DER FISCHER

ZU BACHARACH

ICH WEISS NICHT,

OPHELIA

DER HERR DER INSEL

GESANG WEYLAS

WELTGEHEIMNIS

ALTER SCHLAF

DER ALTE GARTEN

ES WAREN ZWEI KÖNIGSKINDER

SCHÖN-ROHTRAUT

DIE FRAUEN VON NIDDEN

DIE NIBELUNGEN

TRUTZ, BLANKE HANS

NIS RANDERS

EDWARD

DIE SONNE BRINGT ES AN DEN TAG

DER RECHTE BARBIER

DIE GOLDGRÄBER

GEDENKTAFEL FÜR 12 WELTMEISTER

IN DER EINSAMKEIT

HERBSTTAG

ABEND

ABENDGEFÜHL

ZIEMLICH ANGEÖDET

SCHWÜLE

MONDESAUFGANG

DURCHWACHTE NACHT

AUS EINER NACHT

IN EIN ALTES STAMMBUCH

KILCHBERG

DER LEIERMANN

DER LINDENBAUM

DES FREMDLINGS ABENDLIED

DAS SCHIFF

IM NEBEL

IM MOOSE

ALTER STROMER

DIE NACHT LIEGT

HARFENSPIELER

TRÄNEN IN SCHWERER KRANKHEIT

IM KRANKENHAUSE

LIEBST DU DAS DUNKEL

WENN DER LAHME WEBER

WER HAT SOLCHE ÄNGSTE

DER SPINNERIN NACHTLIED

DAS VERLASSENE MÄGDLEIN

ICH BIN SEHR REICH

ROBINSON

PINIE UND BLITZ

WELTSCHMERZ

VEREINSAMT

WEG IN DIE DÄMMERUNG

SONETTE AN ORPHEUS. XXIX

ABENDPHANTASIE

DIE MAINACHT

DER GUTE TRAUM

WER EINSAM IST,

DIE NEUEN FERNEN

MORGENSTERN

EINSAMKEIT

LEBENSKUNST

AUF WAS NUR EINMAL IST

AN SICH

DIE EHRE HAT

ICH WEISS, DASS MIR

BEHERZIGUNG

TRÜBES WETTER

KENNE DICH SELBST

VOM GEHEN, MESSEN UND GREIFEN

BESCHNEIDEN DER APFELBÄUME IM WINTER

WELT UND ICH

WARUM DU WIDER ALLES HOFFEN

VOR JEDEM STEHT

FREUND, SO DU ETWAS BIST

LEBENSLAUF

SEEFAHRT

DER LOTSE

DIE GROSSEN GEHN

DIE LINIEN DES LEBENS

DAS SIND DIE WEISEN

MARSCHLIED

DIE LETZTE ELEKTRISCHE

SÔ WÊ MIR TUMBER

WEH MIR TOREN,

DIE ZEIT GEHT NICHT

WILLST DU DIR

DIE ZEIT ZUM HANDELN

SOLL DAS KURZE MENSCHENLEBEN

STUFEN

ÜBERLASS ES DER ZEIT

WAS VERKÜRZT MIR

DER MENSCH, DER MACHT DIE ZEIT

DER SCHÖNE 27. SEPTEMBER

WAS DER MENSCH

DER KIRSCHDIEB

GRÜNDER

FÜR MEINE SÖHNE

WONACH DU SEHNLICH

ENTSAGUNG

ALLES IST VOLLKOMMEN!

TÄGLICH ZU SINGEN

DIE MEISE

KATZENGEDICHTE

GESETZT DEN FALL,

DER TANZBÄR

DER LÖWE UND DER FUCHS

MAGST DEN TADEL

OFEN-SPRUCH

MEIN KLEINSTER FEHLER IST DER NEID…

HASS, ALS MINUS

DAS LOBEN

WANN IM HAUS

DEN STREITGESPRÄCHEN

SOLL ICH DEIN TIEFSTES WESEN

SAHST DU DAS WUNDERBARE BILD

DIE BÜRGSCHAFT

DIE SOMMER-NÄSSE, AN HERRN GLEIM. 1761

EIN WÎSER MAN

EIN KLUGER MANN,

DIE LIEBE,

LEBENSWEG

WEDER SCHATZ

KINDER SIND RÄTSEL

LYNKEUS DER TÜRMER

SPIEL

JÄGERGLÜCK

DER GLÜCKSTAG

UNERWÜNSCHTE BELEHRUNG

LIED

ANGST UND ZWEIFEL

IM ZWEIFEL FÜR DEN ZWEIFEL

AN DIE GRUNDMÄCHTE

WONACH SOLL MAN

BETT-PHILOSOPHIE

EIN MENSCH ERHOFFT

ZU FRAGMENTARISCH

EIN WAHLSPRUCH?

GRABSCHRIFT

ES LIEGT

GLIEDERWIND ISST NEBENSONNEN

OHNE WARUM

CHAMÄLEON

ECHO ODER WIEDERSCHALL

ZWIELICHT

GÜTE UND GRÖSSE

DAS WORT MENSCH,

ARCHAISCHER TORSO APOLLOS

ESSEN UND TRINKEN

KULINARISCHES LIEBESLIED

DIE ORANGENSAFTMASCHINE

VERSUCHUNG

DER SCHIFFSKOCH, EIN GEFANGENER, SINGT:

AN DIE SONNE

EIN ERLEBNIS KANTS

IM HAFEN

DAS HILDEBRANDSLIED

DAS ENDE DES MONDES

VOM SCHLARAFFENLAND

DIE WAHRHEIT

FRAGST DU, WAS

AN DEN WEIN

LASS MIR DIE KNABEN

EINE ASCHANTINUSS FÜR DICH

SCHNEEBIER

PUNSCHLIED

BRUNNENINSCHRIFT

DAS ESSEN

EINKEHR

SÎT SI MIR

DA SIE MIR

CHAMPIGNONS

KLAGE ÜBER DIE TYRANNISCHEN ZIEGENBÖCKE

DIE KARTOFFELERNTE

VON DER KARTOFFEL

PFANNKUCHENREZEPT

CÉZANNE MALT UND ISST

DAS SIND DOCH MENSCHEN

KAFFEEHAUS

LITANEI ZUR HL. NICOTIANA

MÜDIGKEIT

TRINKLIED

AUF SCHRITT UND TRITT

RATSCHLAG FÜR GUTES TRINKEN

DAS GUTE MAHL

LIEBE IN LOKALEN

GIBT’S EIN GESPRÄCH,

ZUM LACHEN

DIE AMEISEN

GESPRÄCH EINER HAUSSCHNECKE MIT SICH SELBST

DAS SCHNABELTIER

DAS HUHN UND DER KARPFEN

DAS KROKODIL ZU SINGAPUR

ELEGIE AUF EINEN MOPS

DER MASKENBALL DER TIERE

MÖWENLIED

EINE WASSERMAUS

KLAPPHORN-VERSE (AUSZUG)

DER WERWOLF

WEILS SO SCHÖN WAR

MAX UND MORITZ

SO, SO! –

ER KOMMT NACH HAUSE UND MACHT EINE ENTDECKUNG:

DER SPAZIERGANG IM WALDE

INDIANERLIED

A KLOANS NONSENSERL

LIMERICKS

LETTERNTAUSCH

SCHNADAHÜPFLN

SCHOTTISCHE BEGEBENHEIT

DUNKEL WAR’S

FÜNF VIERZEILER

DER ALLEZEIT VERGNÜGTE TABAKRAUCHER

ES SITZT EIN VOGEL

HUMOR

DIE MUSIK KOMMT

KORF ERFINDET EINE ART VON WITZEN

DIE UNMÖGLICHE TATSACHE

DAS DASEIN

EIN LIED, DAS DER BERÜHMTE PHILOSOPH HAECKEL AM 3. JULI 1911 VORMITTAGS AUF EINER GARTENPROMENADE VOR SICH HINSANG

DER GAUL

SI DUO FACIUNT IDEM, NON FIT IDEM

DAS MENSCHENBEWUSSTSEIN

BEINE HAT UNS ZWEI GEGEBEN…

NATURRECHT

GEÜBTES HERZ

HUMSTI-BUMSTI

IN DER BAR ZUM KROKODIL

RHAMPSENIT

EINLADUNG ZUR LIEBE

DIE VERLIEBTE VERZWEIFLUNG

DU WIRST IM EHSTAND

ALTES LIED

ÜBERALL

WENN

ACH, ICH FÜHL’ ES…

BÜHNE DES LEBENS

DIE AHNUNG

VOLKSSPRÜCHE

ICK SITZE DA

DIE SELBSTKRITIK

SIE STRITTEN SICH

AN DIE FREUDE

FESTE FEIERN

EIN VOGEL WOLLTE HOCHZEIT MACHEN

WIDELE, WEDELE

HOCHZEITSLIED

AN FRAU REBECCA; BEI DER SILBERNEN HOCHZEIT, DEN 15. MÄRZ 1797

IM NAMEN DREIER SCHWESTERN AUF IHRES VATERN (HEINRICH NIEHUSE) NAMENSTAG

OKTOBERLIED

WEINLIED

2. HYMNE AN DIE NACHT

DIE GUNST DES AUGENBLICKS

AN DIE FREUDE

FRIEDENSFEIER

ROSETTA

ARIOSO

HYAZINTHEN

‹SINC AN, GULDÎN HUON!

«SING LOS, GOLDENES HUHN

RATINGER HOF, ZETTBEH

DER ONKEL BUMBA AUS KALUMBA TANZT NUR RUMBA

DER SCHELM VON BERGEN

DAS GLÜCK VON EDENHALL

KNECHT RUPRECHT

MACHT HOCH DIE TÜR

O DU FRÖHLICHE,

STILLE NACHT, HEILIGE NACHT

ES KOMMT EIN SCHIFF

WEIHNACHTSLIED

WEIHNACHTEN

WEIHNACHTSABEND

WEIHNACHTSLIED, CHEMISCH GEREINIGT

NEUJAHRSLIED

ZUM NEUEN JAHR

NEUJAHRSGLOCKEN

EPIPHANIASFEST

AUF DEM FELD DER POLITIK

ICH SAZ ÛF EIME STEINE

ICH SASS AUF EINEM STEIN,

ICH HAB’S GEWAGT MIT SINNEN

ALS DIE WUNDERBARE ODER VIELMEHR OHNVERHOFFTE ZEITUNG ERSCHALLETE, DASS DER HERZOG VON FRIEDLAND ZU EGER WÄRE ERMORDET WORDEN

AGNES BERNAUER

DER BAUER

DIE ETATS GENERAUX

WÜRDE DES MENSCHEN

AN DIE GESETZGEBER

POLITISCHE LEHRE

DIE WEIBER VON WINSPERG

BARBAROSSA

KARL I.

MEIN HERZ, MEIN HERZ

ENFANT PERDU

ANNO 1839

DEUTSCHLAND. EIN WINTERMÄRCHEN. CAPUT I

GRAMMATISCHE DEUTSCHHEIT

DIE SCHLESISCHEN WEBER

LIED EINER SCHLESISCHEN WEBERIN

KLÖPPLERINNEN

EIN LIED AUS MEINER ZEIT

DAS LIED DER DEUTSCHEN

LUDWIG I. EINE MÄRZERINNERUNG

HOHE STATION

PIDDER LÜNG

DER EINE FRAGT:

EINES STROLCHES TROSTLIED

MUTTER DENKT NACH

DER ZOOLOGE VON BERLIN

KENNST DU DAS LAND, WO DIE KANONEN BLÜHN?

AN DIE NACHGEBORENEN

ÜBER DIE BEZEICHNUNG EMIGRANTEN

EMIGRANTEN-MONOLOG

EISENBAHN

FRÜHLING 1946

REQUIEM FÜR EINEN FASCHISTEN

AUFERSTANDEN AUS RUINEN

SCHIBBOLETH

INVENTUR

WIEN: HELDENPLATZ

WEG ZUR ARBEIT

LICHTUNG

HINEINGEBOREN

AN EINEN GRENZEN

DIE ORDNUNG DER GEWITTER

LIEBESGEDICHT FÜR DIE FREIHEIT UND FREIHEITSGEDICHT FÜR DIE LIEBE

ÜBER DIE SCHWIERIGKEITEN DER UMERZIEHUNG

MIDDLE CLASS BLUES

KINDERLIED

TROTZKI, GOETHE UND DAS GLÜCK

SONDERZUG NACH PANKOW

BALLADE VOM PREUSSISCHEN IKARUS

BALLADE VON DEN VERDORBENEN GREISEN

DAS EIGENTUM

PROSA MEINER HEIMATSTRASSE (AUSZUG)

SELBSTKRITIK

NOVEMBERTAGE I. 1989

LEIPZIG IM SCHUMMER (11.3.1990)

ZUSTANDSBESCHREIBUNG. ZWISCHENBERICHT

IN DER PROVINZ 5

GENAUIGKEITSÜBUNG

ÇATODAS

KRIEG, FLUCHT, VERNICHTUNG

TRÄNEN DES VATERLANDES. ANNO 1636

DAS GRAB IM BUSENTO

ABGEDANKTE SOLDATEN

WIEGENLIED AUS DEM DREISSIGJÄHRIGEN KRIEG

PRINZ EUGEN, DER EDLE RITTER

KRIEGSLIED

LÜTZOWS WILDE JAGD

AN DIE LÜTZOWSCHEN JÄGER

DER INVALID IM IRRENHAUS

KANON

DER GUTE KAMERAD

DIE GRENADIERE

DER KRIEG

AN DER FRONT

SCHNEE

WILDGÄNSE RAUSCHEN

ABSCHIED

GRODEK

PATROUILLE

MODERNE LEGENDE

DAS KNIE

DI ZERSTÖRTN. EIN GESANG

TRÄNEN DES VATERLANDES ANNO 1937

NÜRNBERG 1935

FRÜHLING 1938

EINSAMER TAG AM FENSTER (AMSTERDAM 1939)

DEZEMBER 1942

WER LÄUTET DRAUSSEN AN DER TÜR?

AUCH DIR

O DIE SCHORNSTEINE

CHOR DER GERETTETEN

TODESFUGE

FRIEDEN

DER LAG BESONDERS MÜHELOS AM RAND

PAUL

AUF SOMMERLICHEM FRIEDHOF (1944)

ZWIEGESPRÄCH IM DUNKEL

RÜCKKEHR

VATER KOMM ERZÄHL

ALLE TAGE

ZERTRETENER MANN BLUES

SNAPSHOT

ÜBER EINIGE DAVONGEKOMMENE

AN DIE KRIEGSLUSTIGEN

AUF MEINEN SCHULTERN

AN TAUBE OHREN DER GESCHLECHTER

FELDHERRNGEFÜHLE

HEIMWEH ODER FERNWEH

DENKST DU DES SCHLOSSES

DAS SCHLOSS BONCOURT

DIE STADT

HEIMWEH

HEGIRE

MIGNON

AN EINEM WINTERMORGEN, VOR SONNENAUFGANG

DIE STERNSEHERIN LISE

VORFRÜHLING

SEHNSUCHT

DER ALTE BRUNNEN

IM GRASE

ALS ER 1719, DEN 25. SEPTEMBER, WIEDER NACH SCHWEIDNITZ KAM

WANDRERS NACHTLIED

EIN GLEICHES

DIE VERSCHEUCHTE

VERLOREN

STIMMEN

DANN WERDEN WIR KEIN FEUER BRAUCHEN

HEIMWEH

NACHTGEDANKEN

AN DAS VATERLAND

DER SCHWEIZER

LILI MARLEEN

DIE GEFANGENEN

WELTENDE

MONDNACHT

ÜBER DIE DICHTER

WÜNSCHELRUTE

AN EINE ÄOLSHARFE

DIE GESÄNGE

WENN NICHT MEHR ZAHLEN

DES SÄNGERS FLUCH

FORM IST WOLLUST

WÖRTER

AN DEN DICHTER

DER REIM

DAS ÄSTHETISCHE WIESEL

WINTERLIED

ANSTÄNDIGES SONETT

DAS SAGBARE SAGEN

ECCE HOMO

EINGANG

DER IRRE SPIELMANN

SCHÖPFUNGSLIEDER

TRISTAN

DAUER IM WECHSEL

MANDELKERNGEDICHT

AN DIE PARZEN

IN DIE DÄMMERUNG

AUSBLICK

AN DIE DICHTKUNST

EINLASS

NACHLASS

SPRACHE

DAS WORT

TÜBINGEN, JÄNNER

WIE WENN AM FEIERTAGE …

NIETZSCHE

WEITERE GRÜNDE DAFÜR, DASS DIE DICHTER LÜGEN

RÜCKBLICK, EINSICHT, AUSBLICK

DIE SINNGEDICHTE AN DEN LESER

ABSCHIED AN DEN LESER

DIE KRITIKER

HEINE

AN DIE KRITIKER

UND WO BLEIBT DAS POSITIVE, HERR KÄSTNER?

DIE ARME KLEINE IDEE

DORLAMM MEINT

DAS ENDE DER KUNST

IHR FREUNDE HÄNGET,

SCHILLERS BESTATTUNG

CHOPIN

ICH HÂN MÎN LÊHEN

ICH HAB MEIN LEHEN

EINSAMER NIE –

HOCHSEIL

EIN KLEINES LIED

SCHLUSS

FRITZ KATZFUSS

FÜR DIE, DIE OHNE STIMME SIND …

POETEN GEH’N DEM UNADELICHEN ADEL WEIT VOR

BEGLAUBIGUNG DER JUNGFER POETEREI

VERGÄNGLICHKEIT

DER WAGEN ROLLT

MÄRZTAG

LASSET UNS

VERFALL

IN DER ABENDLICHEN SONNE

BILDER DER KINDHEIT

ZAUBERWÜRFEL

FRÜHER, ALS WIR DIE GROSSEN STRÖME NOCH

SONETT

ES FÜHRT ÜBER DEN MAIN

EINGELEGTE RUDER

HYPERIONS SCHICKSALSLIED

OWÊ WAR SINT VERSWUNDEN

WOHIN SIND SIE GEFLOGEN

SEPTEMBER

FREMDE SIND WIR AUF DER ERDE ALLE

ES IST ALLES EITEL

SONETT. VERGÄNGLICHKEIT DER SCHÖNHEIT

ALS ER DER PHILLIS EINEN RING MIT EINEM TOTENKOPF ÜBERREICHTE

TERZINEN ÜBER VERGÄNGLICHKEIT

VANITAS! VANITATUM VANITAS!

GRABSCHRIFT GENERAL WALLENSTEINS

GRABSCHRIFT EINES DACHSHUNDES

HESSEN NIMMT ABSCHIED VON FREDDIE MERCURY

DENN ES IST DER REINE SCHWINDEL

DAS WINDLICHT

WALDLIED

WO SIND DIE STUNDEN

VERGÄNGLICHKEIT

ALL DAS –

«WARUM BIN ICH VERGÄNGLICH

NACHDEM ER DURCH METZINGEN GEGANGEN WAR

BALLADE DES ÄUSSEREN LEBENS

DIE WELT

WELTENDE

GLAUBE UND ZWEIFEL

DER 130. PSALM. DE PROFUNDIS

DE PROFUNDIS

MEIN BLAUES KLAVIER

FRÜHLINGSSCHREI EINES KNECHTES AUS DER TIEFE

DAS SCHIFF DER KIRCHE

ALLEIN DEN BETERN

EURE ETÜDEN

10. JÄNNER 1834

AN DAS ANGESICHT DES HERRN JESU (AUSZUG)

AM KARSAMSTAGE

AUFERSTEHUNG

NICHT MUTIG

«DU HAST UNSTERBLICHKEIT IM SINN;

VON GUTEN MÄCHTEN

EIN PSALM DAVIDS

VICE VERSA

EIN FESTE BURG

DIE HÖLLE

GEBET

EIN TRAUM,

DIE GOTTHEIT

ICH SEHE DICH

TALISMANE

DIE FRÜHLINGSFEIER

GANYMED

EIN SANG DER SELEN ZŮ GOTTE AN FÚNF DINGEN, UND WIE GOT EIN KLEIT IST DER SELEN UND DIE SELE GOTTES

DIE SEELE SINGT GOTT EIN FÜNFFACHES LOBLIED; GOTT IST EIN KLEID DER SEELE UND DIE SEELE (EIN KLEID) GOTTES

EIN WIDERSANG GOTTES IN DER SELE AN FÚNF DINGEN

EIN FÜNFFACHER ANTWORTGESANG GOTTES IN DER SEELE

WÄR’ NICHT DAS AUGE

ÜBER DAS UNAUSSPRECHLICHE HEILIGE GEISTES-EINGEBEN!

DU, NACHBAR GOTT,

DIE ERSTE DUINESER ELEGIE

GOTT IST IN MIR, UND ICH IN IHM

DAS HIMMELREICH IST INWENDIG IN UNS

DAS SEELIGE STILLESCHWEIGEN

MAN MUSS SICH ÜBERSCHWENKEN

WENN ICH IHN NUR HABE

WIE SOLL ICH DICH EMPFANGEN (AUSZUG)

ÜBER DIE GEBURT JESU

ICH STEH AN DEINER KRIPPEN HIER (AUSZUG)

ES IST EIN ROS’ ENTSPRUNGEN

BRICH AN,

MORGENGLANZ DER EWIGKEIT,

EIN GEISTLICH BRAUT-LIED

INS SICHERE

GLAUBE UND TAT

MENSCH, WERDE WESENTLICH:

MEISTENS ALLES AUF DER ERDEN

DAS GÖTTLICHE

KÖNNTEN BIENEN FLIEGEN

JETZT MUSST DU BLÜHEN

LOBE DEN HERREN, DEN MÄCHTIGEN KÖNIG

ZWEIERLEI HANDZEICHEN

ABEND

PROMETHEUS

FRAGEN

ZUM LAZARUS

ICH HAB’ IN KALTEN WINTERTAGEN

GROSSER DANKCHORAL

IHR TRATET ZU DEM HERDE

PSALM

BENEDIKT

EMPFÄNGER UNBEKANNT – RETOUR À L’EXPÉDITEUR

ICH KOMM’, WEISS NIT WOHER

GAR VIELE WEGE

WILLST DU INS UNENDLICHE SCHREITEN,

DER PILGRIM

AUF MEINEN BESTÜRMTEN LEBENS-LAUF

DER EINSIEDLER

WIR SIND NUR GAST AUF ERDEN

O HEILAND, REISS DIE HIMMEL AUF

BEFIEHL DEM HERREN DEINE WEGE UND HOFFE AUF IHN, ER WIRDS WOHL MACHEN (AUSZUG)

DEM UNBEKANNTEN GOTT

ANHANG

Über den Herausgeber

Rechtenachweise

Gedichttitel und -anfänge

Register der Autorinnen und Autoren

Fußnoten

Vorwort

Als «Der ewige Brunnen» 1955 das erste Mal erschien, fand er umgehend Beachtung und weite Verbreitung. Dabei hatte der Herausgeber Ludwig Reiners auf eine viel ältere Idee zurückgegriffen. Der erste Impuls stammte von Goethe, und aus ihm ergab und ergibt sich bis heute die besondere Anordnung der weit über 1000 Gedichte. Denn im Unterschied zu anderen großen lyrischen Sammlungen wird hier nicht chronologisch geordnet, also eine Geschichte der deutschsprachigen Lyrik abgebildet. «Der ewige Brunnen» stellt Gedichte vielmehr so zusammen, dass sie Lebenssituationen erfassen, auf Herausforderungen reagieren, Erfahrungen in Bilder und Klänge übersetzen. Hier werden Legenden erzählt, sind Schmerz und Freude hörbar, sollen die Leserinnen und Leser getröstet, aber auch verunsichert werden. Die menschlichen Lebensphasen von der Kindheit bis ins hohe Alter kommen vor, und insgesamt dient die Sammlung dem besseren Verstehen und reicheren Empfinden jener Zusammenhänge, in denen wir uns bewegen. Auch in digitalen Zeiten kann der «Brunnen» durch die Auswahl aus den unzähligen Gedichten und die besondere thematische Anordnung diese Aufgabe erfüllen.

Aber noch einmal zurück zu den Anfängen: Goethe erhielt im August 1808 eine Anfrage von Friedrich Immanuel Niethammer, den er aus Jena kannte. Dieser schlug ihm die Herausgabe eines lyrischen ‹Volksbuchs› vor. Goethe antwortete, dass er einen ähnlichen Plan schon länger in Gedanken verfolge. Daraufhin legte er eine Reihe von Notizen an: Die aufzunehmenden Gedichte sollen vielfältig sein. Ganz einfache Verse mit Alltagsbegebenheiten können neben dem Hohen und Ideellen stehen. Es müsse um Sitten und Tugenden gehen, aber auch naive Scherze und Derbheiten fänden ihren Platz. Finge man mit einer Ode an Gott an, könnte man mit Studenten- und Handwerksliedern fortfahren und mit einem Spottgedicht enden. Alle lyrischen Formen dürfen vertreten sein, der alte deutsche Knittelvers, aber genauso die ursprünglich romanischen Formen wie Sonette und Terzinen.

Ebenso sprach Goethe schon von Rubriken, nach denen zu ordnen wäre: Gedichte über Gott, Unsterblichkeit, höhere Sehnsucht und Liebe kämen zuerst, es folgten Sittlichkeit, Anhänglichkeit an Familie und Vaterland, schließlich Mythen, Fabeln und Legenden. Dabei sollten die Gedichte nie einfach Lehren vermitteln, sondern das Gefühl und Gemüt bewegen. So könnten sie auch auf den Charakter der Leser wirken – hier nimmt Goethe eine Bildungsidee seines Briefpartners Niethammer auf.

Mit dem «Ewigen Brunnen» wurde dieser Plan, den Goethe selbst nicht umsetzte, 150 Jahre später realisiert. Im Untertitel hieß er zuerst «Ein Volksbuch deutscher Dichtung», später wurde daraus die schöne Formulierung «Hausbuch». In der Neuausgabe haben wir auf sie verzichtet, denn in der Gegenwart wird zu oft umgezogen, bleibt der «Brunnen» daher seltener in einem Haus stehen, um dort der nächsten Generation zu dienen. Stattdessen wird er von Wohnung zu Wohnung mitgenommen, ist also eher als Lebensbegleiter gedacht. Doch wie in früheren Zeiten soll er bereitstehen, wenn man Ermutigung oder Trost braucht, ein Gedicht zu einem bestimmten Anlass benötigt, wenn man zu einer eigenen Naturerfahrung einen lyrischen Ausdruck sucht oder sich etwas zum Lachen gönnen möchte. Damit sind schon einige Rubriken dieser Neuausgabe benannt. Als es an den Plan dafür ging, hat sich im Verlag C.H.Beck eine kleine Arbeitsgruppe gebildet und überlegt, welche Lebenssituationen, Anlässe und Themen gegenwärtig relevant sein dürften. Dabei gibt es Gemeinsamkeiten mit der ersten Ausgabe, denn am Anfang stehen weiterhin die Lebensphasen von der Kindheit bis zum Alter, aber es finden sich auch neu aufgenommene oder veränderte Kapiteltitel wie «Aufbrüche, Umbrüche», «Glaube und Zweifel» oder «Krieg, Flucht, Vernichtung». So kann der neue «Ewige Brunnen» auch für Leserinnen und Leser interessant sein, die schon eine ältere Auflage besitzen.

Natürlich hat sich auch die Gedichtauswahl verändert. Mehr als 500 Gedichte des bisherigen Bestands wurden ausgetauscht. Das ist kein Votum gegen die Entscheidungen früherer Generationen, sondern folgt Veränderungen in der Lebensführung, im Denken und sicher auch im Gefühlshaushalt. Die Welt, aus der Ludwig Reiners (geb. 1896) und seine Lektorin Gertrud Grote stammten, war sozial, politisch und mental eine ganz andere als unsere. Daher hat schon Albert von Schirnding, der 2005 eine wichtige Überarbeitung vornahm, den ursprünglichen Gedichtbestand verändert. In seinem Vorwort zur Jubiläumsausgabe 50 Jahre nach der Erstveröffentlichung spricht er von der gleichbleibenden Idee der Sammlung, die «möglichst immer griffbereit» sein sollte, um bei «den verschiedensten Gelegenheiten herangezogen» zu werden. Ebenso begründet er aber Streichungen und Neuaufnahmen von Gedichten.

Denn jeder Herausgeber ist von seiner Zeit und deren Vorlieben geprägt, und so war in Reiners’ «Volksbuch» die Lyrik des 19. Jahrhunderts überreichlich vertreten. Auch Gedichte seiner Weggefährten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden sich in großer Zahl. Die Gedichtauswahl musste und muss aber in Richtung Gegenwart voranschreiten, und daher sind in dieser Neuausgabe die letzten Jahrzehnte mit vielen neuen Stimmen vorhanden, die direkte Gegenwartslyrik mit einigen. Signifikant höher ist die Zahl der Autorinnen, denn hier galt es, Ungleichgewichte einer männlich dominierten Literaturgeschichtsschreibung wenigstens ansatzweise auszugleichen. Auch ansonsten sollte dieser neue «Brunnen» vielfältiger ausfallen. Die kulturellen und religiösen Hintergründe der Gedichte liegen weiter auseinander, so sind jüdische Autoren, die auf Deutsch veröffentlicht haben, jetzt öfter zu lesen. Daher ist auch das Wort «deutsch» im Untertitel unserer Anthologie vor allem auf die Sprache zu beziehen. Paul Celan zum Beispiel, dessen «Todesfuge» im Kapitel «Krieg, Flucht, Vernichtung» steht, hat sich entschieden, auf Deutsch zu veröffentlichen. Er ist in Czernowitz, heute in der Ukraine, als Kind einer jüdischen Familie geboren. Seine Eltern wurden Opfer der Judenverfolgung, so dass er seine Gedichte in der Sprache der Täter schrieb.

Auch politisch hat sich die Neuausgabe verändert, denn Reiners besaß eine irritierende Unempfindlichkeit gegenüber Autoren, die sich zustimmend zum Nationalsozialismus verhalten hatten.[1] In diesem Bereich hat schon Albert von Schirnding Streichungen vorgenommen, die ich fortgeführt habe. Dabei konnte es allerdings nicht um eine vollständige politische Reinigung auf Kosten literarischer Qualität gehen. Agnes Miegel zum Beispiel, eine entschieden nationalsozialistische Autorin, ist weiterhin mit zwei eindrucksvollen und unpolitischen Balladen vertreten. Auch aus früheren Phasen darf nicht einfach das Fremde oder Irritierende gelöscht werden. Theodor Körners Gedicht «Lützows wilde Jagd» aus den Befreiungskriegen, das man kriegsbegeistert nennen kann, steht in der Nähe von Adelbert von Chamissos Porträt eines Invaliden aus eben diesen Kriegen. Beide Perspektiven hat es gegeben, beide sollen im kulturellen Gedächtnis des «Brunnens» aufbewahrt werden.

Eine leichtere und harmlosere Entscheidung betraf die Aufnahme von Lied- und Songtexten des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. «Der ewige Brunnen» sollte immer volkstümlich sein, schon Goethe hatte vom Vortrefflichen gesprochen, das zugleich populär sei. Also können Popsongs, die viele von uns im Kopf haben, einen Platz in der Anthologie einnehmen: von den Songs der Comedian Harmonists oder Marlene Dietrichs bis hin zu Udo Lindenberg oder Judith Holofernes mit ihrem «Denkmal». Lieder standen immer im Zentrum der Gattung Gedicht, und zwischen ernster Lyrik und vermeintlich nur unterhaltsamen Liedern sollte kein Graben aufgerissen werden.

Bei solchen Entscheidungen kommt man natürlich um individuelle Geschmacksurteile nicht herum. Welches Gedicht aus dem alten «Brunnen» ist für heutige Verhältnisse vielleicht zu bieder? Welches Liebesgedicht ist zu kitschig – wobei kitschige Töne ja nicht verboten sind? Welcher Humor zündet nicht mehr, oder wo wird in einer Weise über Frauen geredet, die heute schwer erträglich ist? Ich habe versucht, meine eigenen Vorlieben zurückzunehmen, habe erfahrene Gedichtleser um ihren Rat gefragt oder um Empfehlungen gebeten, habe andere Anthologien durchgesehen, aber vor allem noch einmal zahlreiche Gedichtausgaben von Autorinnen und Autoren aus allen Jahrhunderten wiedergelesen oder neu gelesen. Dabei sollten die Grenzen möglichst weit gehalten werden, damit ganz unterschiedliche Lesergruppen etwas finden, das ihrer Weltwahrnehmung oder ihren Stimmungen entspricht.

Die ältesten Gedichte stammen aus dem Mittelalter, das früheste ist ein «Merseburger Zauberspruch», der auch deshalb in den «Brunnen» gehört, weil damit gleich der Gebrauchscharakter von Versen hervortritt: Ein Gedicht, das man spricht, kann die Welt verändern. Auch wenn man nicht direkt an magische Wirkungen glaubt, hat die Lyrik diese Nähe zur Zauberkraft oder Verzauberung immer behalten. Mittelhochdeutsche Gedichte werden in unserer Sammlung im Original und in einer neuhochdeutschen Übertragung wiedergegeben, um ein einfaches Verständnis zu ermöglichen. Gedichte aus der frühen Neuzeit, vor allem solche aus der Phase des Barock, finden sich in einer sprachlich modernisierten Fassung, um Zugangsschwierigkeiten möglichst gering zu halten. «Der ewige Brunnen» erhebt nicht den Anspruch einer literaturwissenschaftlichen Edition, auch wenn wir uns natürlich um verlässliche Textgrundlagen gekümmert haben. In einigen Fällen wurden Gedichte in gekürzter Form aufgenommen. Eine solche Entscheidung trifft man nicht leicht, aber sie ist zum Beispiel im Fall von strophenreichen Kirchenliedern vertretbar, von denen meist nur einzelne Strophen gesungen werden. Gelegentlich wurde aus einem Gedichtzyklus ein Abschnitt ausgewählt, um die Lesenden mit einer lyrischen Sichtweise vertraut zu machen, die sie sonst gar nicht kennengelernt hätten, weil der Gesamtzusammenhang schlicht zu lang ist.

Eine weitere Frage stellte sich bei der Anordnung der Gedichte innerhalb der einzelnen Kapitel. Dabei habe ich versucht, thematisch verwandte Gedichte zusammenzustellen. Im umfangreichsten Kapitel, «Höhen und Tiefen der Liebe», stehen zum Beispiel Gedichte, die eine erfüllte Liebe schildern, beieinander, ebenso solche, die Sehnsuchtsgefühle ausdrücken. Wiederum andere reden von Trennungen oder blicken auf eine Liebesbeziehung zurück. So entstehen Unterkapitel, die nicht typographisch herausgehoben sind, aber das leichtere Auffinden von Gedichten ermöglichen, die man gerade lesen möchte, etwa weil man etwas der eigenen Situation Entsprechendes oder davon Ablenkendes sucht. Aus solchen Unterkapiteln geht auch ein weiterer Reiz hervor, weil für das Liebesglück oder das Scheitern die Ausdrucksformen weit auseinanderliegender Jahrhunderte zusammenkommen. Denn auf eine chronologische Anordnung wurde mit Ausnahme der Kapitel zur Politik und zum Krieg verzichtet.

Während der Arbeit an dieser Neuausgabe haben mir ältere Bekannte mehrmals sinngemäß gesagt: «Der ewige Brunnen, das war meine erste Bekanntschaft mit Gedichten, er hat mir diese Welt aufgeschlossen.» Im besten Fall soll die Neuausgabe diese eröffnende Wirkung in jüngeren Generationen entfalten, damit es weitergeht mit dem Verständnis lyrischer Formen, die Bedeutung für das eigene Denken und Fühlen besitzen.

Am Ende ist Dank zu sagen: Jonathan Beck, der als Verleger die Entscheidung zur Neuausgabe in ökonomisch unübersichtlichen Zeiten getroffen hat. Den Lektorinnen Teresa Löwe für die Anfänge und dann vor allem Stefanie Hölscher für die Umsicht, Ruhe und gleichzeitige Entschiedenheit, mit der sie das Vorhaben koordiniert hat. Einen wichtigen Beitrag hat Jacqueline Neumann in Jena geleistet. Fliegende Blätter, wuchernde Dateien, Formatierungsvorgaben und tausend Fragen: Sie hat alles im Griff behalten und gelenkt. Tatkräftige Unterstützung kam von Laura Ilse, weiterhin von Eva-Sophia Haußen, Anne Groß, Hannes Walter und Jens Ole Schneider. Die Herstellung schließlich lag in den Händen von Jörg Alt.

Ganz persönlich danke ich jenen Menschen, die mir den Zugang zu Gedichten als besonders geformter Sprache ermöglicht haben: zwei Deutschlehrerinnen am Anfang und Ende der Schullaufbahn, Hilke Röschmann und Irmgard Fuhrhans, und meiner Mutter, die ihren eigenen inneren «Brunnen» auswendig mit sich herumtrug und passende Gedichte parat hatte.

Jena, im Herbst 2022

Dirk von Petersdorff

KINDHEIT

HEILE, HEILE SEGEN

Heile, heile Segen,

drei Tage Regen,

drei Tage Sonnenschein,

wird bald wieder besser sein.

Anonym

WIEGENLIED

Singet leise, leise, leise,

singt ein flüsternd Wiegenlied,

von dem Monde lernt die Weise,

der so still am Himmel zieht.

Singt ein Lied so süß gelinde,

wie die Quellen auf den Kieseln,

wie die Bienen um die Linde

summen, murmeln, flüstern, rieseln.

Clemens Brentano

AUF EIN SCHLUMMERNDES KIND

Wenn ich, o Kindlein, vor dir stehe,

Wenn ich im Traum dich lächeln sehe,

   Wenn du erglühst so wunderbar,

Da ahne ich mit süßem Grauen:

Dürft’ ich in deine Träume schauen,

   So wär’ mir alles, alles klar!

Dir ist die Erde noch verschlossen,

Du hast noch keine Lust genossen,

   Noch ist kein Glück, was du empfingst;

Wie könntest du so süß denn träumen,

Wenn du nicht noch in jenen Räumen,

   Woher du kamest, dich ergingst?

Friedrich Hebbel

SCHLUMMERLIED

Will du auf Töpfchen?

Fühlst du ein Dürstchen?

Oder ein Würstchen?

Senke dein Köpfchen.

Draußen die schwarze, kalte

Nacht ist böse und fremd.

Deine Hände falte.

Der liebe Gott küßt dein Hemd.

Gute Ruh!

Ich bin da,

Deine Mutter, Mama;

Müde wie du.

Nichts mehr sagen –

Nicht fragen –

Nichts wissen –

Augen zu.

Horch in dein Kissen:

Es atmet wie du.

Joachim Ringelnatz

EIA WASSER REGNET SCHLAF

I

eia wasser regnet schlaf

eia abend schwimmt ins gras

wer zum wasser geht wird schlaf

wer zum abend kommt wird gras

weißes wasser grüner schlaf

großer abend kleines gras

es kommt es kommt

ein fremder

II

was sollen wir mit dem ertrunkenen matrosen tun?

wir ziehen ihm die stiefel aus

wir ziehen ihm die weste aus

und legen ihn ins gras

mein kind im fluß ist’s dunkel

   mein kind im fluß ist’s naß

was sollen wir mit dem ertrunkenen matrosen tun?

   wir ziehen ihm das wasser an

   wir ziehen ihm den abend an

   und tragen ihn zurück

      mein kind du mußt nicht weinen

      mein kind das ist nur schlaf

was sollen wir mit dem ertrunkenen matrosen tun?

   wir singen ihm das wasserlied

   wir sprechen ihm das grasgebet

   dann will er gern zurück

III

es geht es geht

ein fremder

ins große gras den kleinen abend

im weißen schlaf das grüne naß

und geht zum gras und wird ein abend

und kommt zum schlaf und wird ein naß

eia schwimmt ins gras der abend

eia regnet’s wasserschlaf

Elisabeth Borchers

GUTEN ABEND, GUT’ NACHT

Guten Abend, gut’ Nacht,

mit Rosen bedacht

mit Näglein besteckt

schlüpf unter die Deck!

Morgen früh, wenn Gott will,

wirst du wieder geweckt,

morgen früh, wenn Gott will,

wirst du wieder geweckt.

Anonym

WEISST DU, WIEVIEL STERNLEIN STEHEN

Weißt du, wieviel Sternlein stehen

an dem blauen Himmelszelt?

Weißt du, wieviel Wolken gehen

weithin über alle Welt?

Gott der Herr hat sie gezählet,

daß ihm auch nicht eines fehlet

an der ganzen großen Zahl.

Weißt du, wieviel Mücklein spielen

in der hellen Sonnenglut?

wieviel Fischlein auch sich kühlen

in der hellen Wasserflut?

Gott der Herr rief sie mit Namen,

daß sie all ins Leben kamen,

daß sie nun so fröhlich sind.

Weißt du, wieviel Kinder frühe

stehn aus ihren Bettlein auf,

daß sie ohne Sorg’ und Mühe

fröhlich sind im Tageslauf?

Gott im Himmel hat an allen

seine Lust, sein Wohlgefallen,

kennt auch dich und hat dich lieb.

Wilhelm Hey

ANNAS ABENDLIED

Gute Nacht, ihr wilden Vögel

ich geh jetzt zur Ruh

und euer Flügelschlagen

sei mir ein Lied dazu.

Gute Nacht, ihr dunklen Flüsse

ich geh nun langsam fort

und euer nahes Rauschen

sei mir ein Abschiedswort.

Gute Nacht, ihr schwarzen Wolken

ich bleibe nicht mehr hier

und euer großer Regen

sei eine Decke mir.

Gute Nacht, ihr fernen Winde

ich bin schon fast vorbei

und euer kühles Wehen

ein Wegweiser mir sei.

Gute Nacht, ihr weisen Leute

ich höre nicht mehr zu

und eure großen Worte

verstummen in der Ruh.

Thomas Brasch

FARBEN DER NACHT

nachts sind alle katzen grau

nachts sind alle hunde blau

nachts sind alle bäume rot

nachts sind alle räume tot

und doch liegt im totenraum

unter einem roten baum

ein kleiner mensch im warmen nest

hält katzengrau und hundsblau fest

Arne Rautenberg

DIE KINDHEIT UND DIE GOTTHEIT

Weil sich die Gottheit hat in Kindheit mir erzeigt,

Bin ich der Kindheit und der Gottheit gleich geneigt.

Angelus Silesius

FINGER ZÄHLEN

Der ist in Brunnen gefallen,

der hat ihn wieder raus geholt,

der hat ihn ins Bett gelegt,

der hat ihn zugedeckt,

und der kleine Schelm da

hat ihn wieder aufgeweckt.

Anonym

HOPPE HOPPE REITER,

wenn er fällt, dann schreit er.

Fällt er in den Teich,

findt ihn keiner gleich.

Fällt er in die Hecken,

fressen ihn die Schnecken,

fressen ihn die Müllermücken,

die ihn vorn und hinten zwicken.

Fällt er in den tiefen Schnee,

dann gefällts ihm nimmermeh.

Fällt er in den Graben,

fressen ihn die Raben.

Fällt er in den Sumpf,

dann macht er einen Plumpf.

Anonym

MORGENS FRÜH UM SECHS

Morgens früh um sechs

kommt die kleine Hex.

Morgens früh um sieb’n

schabt sie gelbe Rüb’n.

Morgens früh um acht

wird Kaffee gemacht.

Morgens früh um neun

geht sie in die Scheun’.

Morgens früh um zehn

holt sie Holz und Spän’.

Feuert an um elf,

kocht dann bis um zwölf.

Fröschebein und Krebs und Fisch,

hurtig, Kinder, kommt zu Tisch!

Anonym

MOTETTO, ALS DER ERSTE ZAHN DURCH WAR

   Victoria! Victoria!

Der kleine weiße Zahn ist da.

Du Mutter! komm, und groß und klein

Im Hause! kommt, und kuckt hinein,

Und seht den hellen weißen Schein.

   Der Zahn soll Alexander heißen.

Du liebes Kind! Gott halt ihn Dir gesund,

Und geb Dir Zähne mehr in Deinen kleinen Mund,

   Und immer was dafür zu beißen!

Matthias Claudius

AN DAS BABY

Alle stehn um dich herum:

Fotograf und Mutti

und ein Kasten, schwarz und stumm,

Felix, Tante Putti …

      Sie wackeln mit dem Schlüsselbund,

      fröhlich quietscht ein Gummihund.

      «Baby, lach mal!» ruft Mama.

      «Guck», ruft Tante, «eiala!»

Aber du, mein kleiner Mann,

siehst dir die Gesellschaft an …

Na, und dann – was meinste?

               Weinste.

Später steht um dich herum

Vaterland und Fahnen;

Kirche, Ministerium,

Welsche und Germanen.

      Jeder stiert nur unverwandt

      auf das eigne kleine Land.

      Jeder kräht auf seinem Mist,

      weiß genau, was Wahrheit ist.

Aber du, mein guter Mann,

siehst dir die Gesellschaft an …

Na, und dann – was machste?

               Lachste.

Kurt Tucholsky

DIE SCHAUKEL

Auf meiner Schaukel in die Höh,

was kann es Schöneres geben!

So hoch, so weit! Die ganze Chaussee

und alle Häuser schweben.

Weit über die Gärten hoch, juchhee,

ich lasse mich fliegen, fliegen;

und alles sieht man, Wald und See,

ganz anders stehn und liegen.

Hoch in die Höh! Wo ist mein Zeh?

Im Himmel! Ich glaube, ich falle!

Das tut so tief, so süß dann weh,

und die Bäume verbeugen sich alle.

Und immer wieder in die Höh,

und der Himmel kommt immer näher;

und immer süßer tut es weh –

der Himmel wird immer höher.

Paula und Richard Dehmel

DER REST DES FADENS

Drachensteigen. Spiel

für große Ebnen ohne Baum und Wasser.

Im offenen Himmel

steigt auf

der Stern aus Papier, unhaltbar

ins Licht gerissen, höher, aus allen Augen

und weiter, weiter

Uns gehört der Rest des Fadens, und daß wir dich kannten.

Sarah Kirsch

LÖWENZAHN

Fliegen im Juni auf weißer Bahn

flimmernde Monde von Löwenzahn,

liegst du versunken im Wiesenschaum,

löschend der Monde flockenden Flaum.

Wenn du sie hauchend im Winde drehst,

Kugel auf Kugel sich weiß zerbläst,

Lampen, die stäubend im Sommer stehn,

wo die Dochte noch wolliger wehn.

Leise segelt das Löwenzahnlicht

über dein weißes Wiesengesicht,

segelt wie eine Wimper blaß

in das zottig wogende Gras.

Monde um Monde wehten ins Jahr,

wehten wie Schnee auf Wange und Haar.

Zeitlose Stunde, die mich verließ,

da sich der Löwenzahn weiß zerblies.

Peter Huchel

IDEALE WAHRHEIT

Gestern entschlief ich im Wald, da sah ich im Traume das kleine

   Mädchen, mit dem ich als Kind immer am liebsten verkehrt.

Und sie zeigte mir hoch im Gipfel der Eiche den Kuckuck,

   Wie ihn die Kindheit denkt, prächtig gefiedert und groß.

«Drum! dies ist der wahrhaftige Kuckuck!» – rief ich – «Wer sagte

   Mir doch neulich, er sei klein nur, unscheinbar und grau?»

Eduard Mörike

DOPPELTE SZENE

Nerven.. kaputt..

sagte er als ich ihn fragte

welchen Grund ich angeben sollte

dasz er nicht kommen könne

ein Erinnerungsbild

tauchte gleichzeitig auf, er

sitzt im Zimmer und schlägt

zu berstender Platten-

musik den Rhythmus

mit Kopf und Armen, vor-

wärts und rück-

wärts, wie einstmals

auf schwingendem

Schaukelpferd, das

selige Kind

für Ernst Jandl

Friederike Mayröcker

MEIN KIND, wir waren Kinder,

zwei Kinder, klein und froh;

wir krochen ins Hühnerhäuschen,

versteckten uns unter das Stroh.

Wir krähten wie die Hähne,

und kamen Leute vorbei –

kikereküh! sie glaubten,

es wäre Hahnengeschrei.

Die Kisten auf unserem Hofe,

die tapezierten wir aus,

und wohnten drin beisammen,

und machten ein vornehmes Haus.

Des Nachbars alte Katze

kam öfters zum Besuch;

wir machten ihr Bückling und Knickse

und Komplimente genug.

Wir haben nach ihrem Befinden

besorglich und freundlich gefragt;

wir haben seitdem dasselbe

mancher alten Katze gesagt.

Wir saßen auch oft und sprachen

vernünftig, wie alte Leut,

und klagten, wie alles besser

gewesen zu unserer Zeit;

Wie Lieb und Treu und Glauben

verschwunden aus der Welt,

und wie so teuer der Kaffee,

und wie so rar das Geld! – – –

Vorbei sind die Kinderspiele,

und alles rollt vorbei –

das Geld und die Welt und die Zeiten,

und Glauben und Lieb und Treu.

Heinrich Heine

MANCHMAL NOCH EMPFIND ich völlig jenen

Kinder-Jubel, ihn:

da ein Laufen von den Hügellehnen

schon wie Neigung schien.

Da Geliebt-Sein noch nicht band und mühte,

und beim Nachtlicht-Schein

sich das Aug schloß wie die blaue Blüte

von dem blauen Lein.

Und da Lieben noch ein blindes Breiten

halber Arme war –,

nie so ganz um Einen, um den Zweiten:

offen, arm und klar.

Rainer Maria Rilke

DAS KARUSSELL

Jardin du Luxembourg

Mit einem Dach und seinem Schatten dreht

sich eine kleine Weile der Bestand

von bunten Pferden, alle aus dem Land,

das lange zögert, eh es untergeht.

Zwar manche sind an Wagen angespannt,

doch alle haben Mut in ihren Mienen;

ein böser roter Löwe geht mit ihnen

und dann und wann ein weißer Elefant.

Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,

nur daß er einen Sattel trägt und drüber

ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.

Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge

und hält sich mit der kleinen heißen Hand,

dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und auf den Pferden kommen sie vorüber,

auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge

fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge

schauen sie auf, irgendwohin, herüber –

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und das geht hin und eilt sich, daß es endet,

und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.

Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,

ein kleines kaum begonnenes Profil –.

Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,

ein seliges, das blendet und verschwendet

an dieses atemlose blinde Spiel …

Rainer Maria Rilke

KIND, SPIELE!

Kind, spiele!

Spiele Kutscher und Pferd! –

Trommle! – Baue dir viele

Häuser und Automobile! –

Koche am Puppenherd! –

Zieh deinen Püppchen die Höschen

Und Hemdchen aus! – Male dann still! –

Spiele Theater: «Dornröschen»

Und «Kasperl mit Schutzmann und Krokodil!» –

Ob du die Bleisoldaten

Stellst in die fürchterliche Schlacht,

Ob du mit Hacke und Spaten

Als Bergmann Gold suchst im Garten im Schacht,

Ob du auf eine Scheibe

Mit deinem Flitzbogen zielst, – – –

Spiele! – Doch immer bleibe

Freundlich zu allem, womit du spielst.

Weil alles (auch tote Gegenstände)

Dein Herz mehr ansieht als deine Hände.

Und weil alle Menschen (auch du, mein Kind)

Spielzeug des lieben Gottes sind.

Joachim Ringelnatz

WILL ICH IN MEIN GÄRTLEIN GEHN

Will ich in mein Gärtlein gehn,

will mein’ Zwiebeln gießen,

steht ein bucklicht Männlein da,

fängt als an zu niesen.

Will ich in mein Küchel gehn,

will mein Süpplein kochen;

steht ein bucklicht Männlein da,

hat mein Töpflein brochen.

Will ich in mein Stüblein gehn,

will mein Müßlein essen;

steht ein bucklicht Männlein da,

hat’s schon halber gessen.

Will ich auf mein’ Boden gehn,

will mein Hölzlein holen;

steht ein bucklicht Männlein da,

hat mir’s halber g’stohlen.

Will ich in mein’ Keller gehn,

will mein Weinlein zapfen;

steht ein bucklicht Männlein da,

tut mir’n Krug wegschnappen.

Geh ich in mein Kämmerlein,

will mein Bettlein machen;

steht ein bucklicht Männlein da,

fängt als an zu lachen.

Wenn ich an mein Bänklein knie,

will ein bißlein beten;

steht ein bucklicht Männlein da,

fängt als an zu reden:

«Liebes Kindlein, ach, ich bitt’,

bet’ für’s bucklicht Männlein mit.»

Anonym

OTTOS MOPS

ottos mops trotzt

otto: fort mops fort

ottos mops hopst fort

otto: soso

otto holt koks

otto holt obst

otto horcht

otto: mops mops

otto hofft

ottos mops klopft

otto: komm mops komm

ottos mops kommt

ottos mops kotzt

otto: ogottogott

Ernst Jandl

ES TANZT EIN BI-BA-BUTZEMANN

Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann

in unserm Haus herum, di-del-dum,

Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann

in unserm Haus herum.

Er rüttelt sich, er schüttelt sich,

er wirft sein Säcklein hinter sich.

Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann

in unserm Haus herum.

Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann

in unserm Haus herum, di-del-dum

Er springt und wirbelt durch das Haus

und lacht dabei die Kinder aus.

Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann

in unserm Haus herum.

Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann

in unserm Haus herum, di-del-dum

Bald ist er hier, bald ist er dort,

und plötzlich ist er wieder fort.

Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann

in unserm Haus herum.

Anonym

RÄTSEL

Ein Männlein steht im Walde

Ganz still und stumm,

Es hat von lauter Purpur

Ein Mäntlein um.

Sagt, wer mag das Männlein sein,

Das da steht im Wald allein

Mit dem purpurroten Mäntelein?

Das Männlein steht im Walde

Auf einem Bein

Und hat auf seinem Haupte

Schwarz Käpplein klein.

Sagt, wer mag das Männlein sein,

Das da steht im Wald allein

Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?

*

Das Männlein dort auf einem Bein

Mit seinem roten Mäntelein

Und seinem schwarzen Käppelein,

Kann nur die Hagebutte sein!

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

DIE GESCHICHTE VOM FLIEGENDEN ROBERT

Wenn der Regen niederbraust,

Wenn der Sturm das Feld durchsaust

Bleiben Mädchen oder Buben

Hübsch daheim in ihren Stuben. –

Robert aber dachte: Nein!

Das muß draußen herrlich sein!

Und im Felde patschet er

Mit dem Regenschirm umher.

Hui, wie pfeift der Sturm und keucht,

Daß der Baum sich niederbeugt!

Seht! den Schirm erfaßt der Wind,

Und der Robert fliegt geschwind

Durch die Luft so hoch, so weit;

Niemand hört ihn, wenn er schreit.

An die Wolken stößt er schon,

Und der Hut fliegt auch davon.

Schirm und Robert fliegen dort

Durch die Wolken immerfort.

Und der Hut fliegt weit voran,

Stößt zuletzt am Himmel an.

Wo der Wind sie hingetragen,

Ja, das weiß kein Mensch zu sagen.

Heinrich Hoffmann

WENN’S WINTER WIRD

Der See hat eine Haut bekommen,

so daß man fast drauf gehen kann,

und kommt ein großer Fisch geschwommen,

so stößt er mit der Nase an.

Und nimmst du einen Kieselstein

und wirfst ihn drauf, so macht es klirr

und titsch – titsch – titsch – dirrrrrr.

Heißa, du lustiger Kieselstein!

Er zwitschert wie ein Vögelein

und tut als wie ein Schwälblein fliegen –

doch endlich bleibt mein Kieselstein

ganz weit, ganz weit auf dem See draußen liegen.

Da kommen die Fische haufenweis

und schaun durch das klare Fenster von Eis

und denken, der Stein wär etwas zum Essen;

doch so sehr sie die Nase ans Eis auch pressen,

das Eis ist zu dick, das Eis ist zu alt,

sie machen sich nur die Nase kalt.

Aber bald, bald, bald

werden wir selbst auf eignen Sohlen

hinausgehn können und den Stein wieder holen.

Christian Morgenstern

AUF DEM SANKT ANNA PLATZ

Regen fällt. Schon sind die Kinder fort!

Nur die Tropfen springen auf den Steinen.

Kaum verstummt ihr nasses Wort,

stürmt es her mit nackten Beinen.

Und so gehts im Wechsel, hin und her.

Schaffts der Himmel, kurz sich zu erhellen,

wirft die schwarze Wolke einen schnellen

Sommerregen, fegt den Kirchplatz leer.

Lange sind die Kleinen nicht betrogen.

Farbig glänzt der Platz, die Stadt, die Welt!

Schöne Zeit verspricht der Regenbogen:

Glaubens gern, die Kinder, daß ers hält!

Georg Britting

KINDERSOMMER

erträumter einsamer blauer Engel

in meinem Herzen läutet ein heller Regen

in meinen Händen blühen die Glockenblumen

Salbeiblüten wehen mich an

die Perlenkette der Tränen gleitet

an den liegenden Schläfen nieder

immer ist Nachmittag

immer bin ich über einer Brücke von Staub

mein Birnbaum wirft Scherben ab

leise flötet der Schatten

mein Fuß ist warm und nackt an der Erde

drüben im dunklen Bereich der Schaukel

geigt die Angst

die Stuben sind dumpf und vertraut

über den feuchten Schwellen

blühen Schwertlilien auf

Abend lila und leicht

Abend durch vergessene Fenster

Abend

ich muß mein heißes hüstelndes Kranksein

in hohen Kissen verbergen

Nacht

ich lasse Akazienblätter treiben

ich liebe den Wind

die rauschenden runden Weiden führen

nicht irgendwohin

eine Mohnblume wartet auf mich

Friederike Mayröcker

AN DEN MAI

Komm, lieber Mai, und mache

Die Bäume wieder grün,

Und laß mir an dem Bache

Die kleinen Veilchen blühn!

Wie möcht’ ich doch so gerne

Ein Blümchen wieder sehn!

Ach lieber Mai, wie gerne

Einmal spazieren gehn!

In unsrer Kinderstube

Wird mir die Zeit so lang;

Bald werd’ ich armer Bube

Für Ungeduld noch krank.

Ach, bei den kurzen Tagen

Muß ich mich obendrein

Mit den Vokabeln plagen,

Und immer fleißig sein.

Mein neues Steckenpferdchen

Muß jetzt im Winkel stehn,

Denn draußen in dem Gärtchen

Kann man für Schnee nicht gehn.

Im Zimmer ists zu enge

Und stäubt auch gar zu viel,

Und die Mama ist strenge,

Sie schilt aufs Kinderspiel.

Am meisten aber dauret

Mich Lottens Herzeleid;

Das arme Mädchen lauret

Auch auf die Blumenzeit.

Umsonst hol’ ich ihr Spielchen

Zum Zeitvertreib heran;

Sie sitzt in ihrem Stühlchen,

Und sieht mich kläglich an.

Ach, wenns doch erst gelinder

Und grüner draußen wär!

Komm, lieber Mai, wir Kinder

Wir bitten gar zu sehr!

O komm, und bring vor allen

Uns viele Rosen mit;

Bring’ auch viel Nachtigallen,

Und schöne Kuckucks mit!

Christian Adolph Overbeck

DIE SCHAUKEL

Wie schön sich zu wiegen,

die Luft zu durchfliegen

am blühenden Baum!

Bald vorwärts vorüber,

bald rückwärts hinüber –

es ist wie ein Traum!

Die Ohren, sie brausen,

die Haare, sie sausen

und wehen hintan!

Ich schwebe und steige

bis hoch in die Zweige

des Baumes hinan.

Wie Vögel sich wiegen,

sich schwingen und fliegen

im luftigen Hauch:

Bald hin und bald wider,

hinauf und hernieder,

so fliege ich auch!

Heinrich Seidel

FUNDEVOGEL

fundevogel, lieber reim:

siebenschlaf und honigseim –

plötzlich wacht der segen auf,

zögern ist sein lebenslauf.

dort wo andre länger wachen,

wacht er mit und schlitzt das lachen.

dort wo andre länger träumen,

hilft er, reisen zu versäumen.

find den vogel, lieber reim:

letzter schlaf und fliegenleim –

keiner spielt mehr, keiner lacht,

jeder hat sein nichts gedacht.

auf dem reim nach haus geritten –

fundevogel, kleines glück.

niemand wird den vogel bitten:

laß dich finden, komm zurück!

Peter Härtling

ZWEI GÄRTEN

Schwer von Jasminduft, weht aus dunklen Gärten

der Mittagswind:

Ich denke euer, die ihr Spielgefährten

mir wart als Kind.

Der Tulpenbaum mit grünen Blumenbechern,

drin Nektar quillt,

der gute Birnbaum, der uns kleinen Zechern

die Hand gefüllt.

Vorüber eilt man scheu dem feuchten Grunde,

wo moosbefleckt,

dämonenbös mit schwarzem Schlangenmunde

der Brunnen schreckt.

Ein Ton von Bienen, die den Honig mischen,

summt überall,

unendlich klagt des Nachts aus Duftgebüschen

die Nachtigall.

Ein Garten war, da blühten Georginen

im Purpurflor

und Sonnenblumen mit des Cherubs Mienen

am offnen Tor.

Mohnpuppen kamen auch, die schön berockten,

im grünen Schal,

wenn die Holunderblütenküchlein lockten,

zu duftgem Mal.

der weiße Elefant verbarg im Grase

sein Rosenrohr,

das rote Bällchen sich als Seifenblase

im Blau verlor.

Es weht mich an, Erinnerungen trunken,

der Mittagswind.

An alte Gärten denk ich, die versunken

auf immer sind.

Ricarda Huch

DIE BERGE

Wir waren arm, und so fuhren wir lang

Mit dem Personenzug.

Meine Mutter hatte nur Wien gesehn,

Und ich war jung genug.

Wir fuhren lang über hügliges Land,

Ich zählte jede Station,

Ich trug sie wohl ein in mein Schönschreibheft,

An vierzig waren es schon.

Dann wurde ich müd, und ich schlief ein. –

Auf einmal – wie ward ich wach? –

Was donnerte her? Was brach herein?

Was rauschte und sauste nach?

Es ward so kühl und so finster das Grün,

Als schatteten Wände nah.

Meine Mutter zog mich zum Fenster hin –

Und ich sah:

Da ragten Berge himmelan

Grünmoosig und felsigkahl,

Und einzelne Fichten hingen daran,

Und ein Wasser stürzte zu Tal.

Das Wasser, ja, das brauste so laut,

Weiß schleiernd, mit gläsernem Bug.

Kalt wars – mir schaudert es über die Haut –

Dumpf fort stampfte der Zug.

Und höher und höher stieg das Gewänd.

Woher soviel Wasser quoll?

Es floß vielleicht aus dem Firmament,

Dunkelblau und wolkenvoll.

«Das ist das Gesäuse», sprach jemand.

Meine Mutter nickte bloß.

Heftig griff sie nach meiner Hand

Und ließ sie nicht mehr los.

Und die Berge blieben. Zum erstenmal

Im Sommer sah ich Schnee.

«Eine Gemse!», rief meine Mutter. «Da!»

Aber es war nur ein Reh.

Unter hölzerner Brücke die Ache warf

Grünweißen Wellengischt.

Ah, wehte die Luft eisigkühl und scharf,

Mit Nadel- und Harzduft vermischt! –

Es war schon Abend, da stiegen wir aus,

Das Dorf lag so fremd, voll Gefahr.

Unser Haus war ein altes Bauernhaus,

Alles war wunderbar.

Mein Bett nur war zu früh gemacht,

Es gab noch so vieles zu schaun. –

Meine Mutter weinte die ganze Nacht –

So laut rauschte die Traun.

Felix Braun

ERINNERUNG

Dem Einen die Perle, dem Andern die Truhe,

O Wilhelm Wisetzki, du starbest so fruhe –

Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Der Balken brach, worauf er geklommen,

Da ist er im Wasser umgekommen –

Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Wir folgten der Leiche, dem lieblichen Knaben,

Sie haben ihn unter Mayblumen begraben, –

Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Bist klug gewesen, du bist entronnen

Den Stürmen, hast früh ein Obdach gewonnen –

Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Bist früh entronnen, bist klug gewesen,

Noch eh’ du erkranktest, bist du genesen –

Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Seit langen Jahren, wie oft, o Kleiner,

Mit Neid und Wehmuth gedenk’ ich deiner –

Doch die Katze, die Katz’ ist gerettet.

Heinrich Heine

KNABE UND KREISEL!

Frisch, tummle dich, tummle dich, Kreisel!

   und immerzu!

Du hast vor meiner Peitsche

   nicht Rast noch Ruh.

«So dreh dich, so dreh dich im Kreise,

   wie ich es kann!

Das Schlagen mit der Peitsche

   kann Jedermann.»

Ei, tummle dich, tummle dich, Kreisel,

   recht hurtiglich!

Willst du nicht schnurren und surren,

   so hau’ ich dich.

«Wenn immer und immer die Peitsche

   auch um mich schwirrt,

Ich weiß, wer von uns beiden

   erst müde wird.»

O Kreisel, o Kreisel, du hältst es

   Doch länger aus,

Drum wollen wir beide gehen

   anjetzt nach Haus.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

KINDHEIT

Voll Früchten der Hollunder; ruhig wohnte die Kindheit

in blauer Höhle. Über vergangenen Pfad,

wo nun bräunlich das wilde Gras saust,

sinnt das stille Geäst; das Rauschen des Laubs

ein gleiches, wenn das blaue Wasser im Felsen tönt.

Sanft ist der Amsel Klage. Ein Hirt

folgt sprachlos der Sonne, die vom herbstlichen Hügel rollt.

Ein blauer Augenblick ist nur mehr Seele.

Am Waldsaum zeigt sich ein scheues Wild und friedlich

ruhn im Grund die alten Glocken und finsteren Weiler.

Frömmer kennst du den Sinn der dunklen Jahre,

Kühle und Herbst in einsamen Zimmern;

und in heiliger Bläue läuten leuchtende Schritte fort.

Leise klirrt ein offenes Fenster; zu Tränen

rührt der Anblick des verfallenen Friedhofs am Hügel,

Erinnerung an erzählte Legenden; doch manchmal erhellt sich die Seele,

wenn sie frohe Menschen denkt, dunkelgoldene Frühlingstage.

Georg Trakl

KINDLICHES KÖNIGTUM

Du warst erkoren schon als du zum throne

In deiner väterlichen gärten kies

Nach edlen steinen suchtest und zur krone

In deren glanz dein haupt sich glücklich pries.

Du schufest fernab in den niederungen

Im rätsel dichter büsche deinen staat ·

In ihrem düster ward dir vorgesungen

Die lust an fremder pracht und ferner tat.

Genossen die dein blick für dich entflammte

Bedachtest du mit sold und länderei ·

Sie glaubten deinen plänen · deinem amte

Und dass es süss für dich zu sterben sei.

Es waren nächte deiner schönsten wonnen

Wenn all dein volk um dich gekniet im rund

Im saale voll von zweigen farben sonnen

Der wunder horchte wie sie dir nur kund.

Das weisse banner über dir sich spannte

Und blaue wolke stieg vom erzgestell

Um deine wange die vom stolze brannte

Um deine stirne streng und himmelhell.

Stefan George

BLIKK DURCH GEÖFFNETES GARAGNTOR

nebeleisern blix: der jeepmann

garagn- und schußherr der da zu-

rrte, jagdgrün; in meim 11jährign

rükkn ein hochneblichter tannan-

stieg,  vor mir dies: HIRSCHGARAGE!

GARAGNWANT ALS HIRSCHWANT!, schon ap-

gesägtn geweihs der unbeschienene hu-

bertuskopf, des hirschkopfs augnfleisch

kopfunter, ausgependelt. da allgäuer

zerrnebel beidseitig raus, und aufgebro-

chn ausgeweidet ausgeräumter leib BO-

RSTIGE RAUMTEILUN’ bei weggeräumtm

innereieneimer stark!!riechende -wände (g-

ruchsklaffung): der da  so hinge-

hängter hingeklaffter hirsch

Thomas Kling

DAS SPIEL IST AUS

Mein lieber Bruder, wann bauen wir uns ein Floß

und fahren den Himmel hinunter?

Mein lieber Bruder, bald ist die Fracht zu groß

und wir gehen unter.

Mein lieber Bruder, wir zeichnen aufs Papier

viele Länder und Schienen.

Gib acht, vor den schwarzen Linien hier

fliegst du hoch mit den Minen.

Mein lieber Bruder, dann will ich an den Pfahl

gebunden sein und schreien.

Doch du reitest schon aus dem Totental

und wir fliehen zu zweien.

Wach im Zigeunerlager und wach im Wüstenzelt,

es rinnt uns der Sand aus den Haaren,

dein und mein Alter und das Alter der Welt

mißt man nicht mit den Jahren.

Laß dich von listigen Raben, von klebriger Spinnenhand

und der Feder im Strauch nicht betrügen,

iß und trink auch nicht im Schlaraffenland,

es schäumt Schein in den Pfannen und Krügen.

Nur wer an der goldenen Brücke für die Karfunkelfee