Der ewige Treck - Ute Mrozinski - E-Book

Der ewige Treck E-Book

Ute Mrozinski

0,0

Beschreibung

Die dunklen Geheimnisse des Universums offenbaren sich auf dem Gerationenschiff Sternenspürer II. Nach den Sieg über den abgespaltenen Teil des Bundes, Nocturno, lastet der vermeintliche Tod von Ma-Ira L`Rac schwer auf der Crew. Sah-Gahn, von Trauer überwältigt, beschuldigt Nephets-Gnikwah, den Tod seiner Tochter verschuldet zu habe. In einem Zornesausbruch trennen sich ihre Wege. Doch auf dem Schiff lauern dunle Mächte, die die momentane Schwäche der Führung ausnutzen. Ein blutiges Attentat wird geplant, und das Fragile Gleichgewicht der Gemeinschaft gerät ins Wanken. Während Nathaniel, ein ehrgeiziger Hirte, finstere Pläne schmiedet, um die Kontrolle zu übernehmen, muss Sah-Gahn L` Rac die Zukunf des Schiffes sichern. Inmitten von Inrigen und einer drohenden Meuterei entbrennt ein verzweifelter Kampf um das Schicksal der Sternenspürer und ihrer Bewohner

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 157

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

Die dunklen Geheimnisse des Universums offenbaren sich auf dem Generationenschiff Sternenspürer II. Nach dem Sieg über den abgespaltenen Tell des Bundes, Nocturno, lastet der vermeintliche Tod von Ma-Ira L'Rac schwer auf der Crew. Sah-Gahn, von Trauer überwältigt, beschuldigt Nephets-Gnikwah, den Tod seiner Tochter verschuldet zu haben. In einem Zornesausbruch trennen sich ihre Wege.

Doch auf dem Schiff lauern dunkle Mächte, die die momentane Schwäche der Führung ausnutzen, Ein blutiges Attentat wird geplant, und das fragile Gleichgewicht der Gemeinschaft gerüt ins Wanken. Wührend Nathaniel, ein ehrgeiziger Hirte, finstere Plüne schmiedet, um die Kontrolle zu übernehnnen, muss Sah-Gahn L'Rac die Zukunft des Schiffes sichern.

Inmitten von Intrigen und einer drohenden Meuterei entbrennt ein verzweifelter Kampf um das Schicksal der Sternenspürer und ihrer Bewohner.

Die Weltraumsaga "Der ewige Treck" verwebt Elemente der Science-Fiction nnit historischen Anklängen und bietet eine spannende Reflexion über Führung, Freundschaft und den unermüdlichen menschlichen Drang, über die Sterne hinauszublicken. Tauchen Sie ein in eine Welt, in der die Grenzen des Universums nur der Anfang sind.

Was ich so treibe...

Ich wurde 1961 geboren, bin verheiratet und lebe seit

1978 in einer kleinen Stadt am Rhein.

Ich schreibe Sciene-Fiction, Fantasy, Krimis und Psychothriller.

Meine Texte sind so wie ich sie selber gerne lese, poetisch, spannend, engagiert. Meine jüngsten Veröffentlichungen sind zwei Krimis aus der Reihe Menschenleben –

"Nur ein ferner, dunkler Traum"

"Der Mensch ist auch nur ein Virus."

Dieser Roman, "Der ewige Treck Teil 4 – Das Attentat, Kampf um die Sternenspürer, ist der vierte Band aus der überarbeiteten Neuauflage der Reihe, Der ewige Treck." Viel Spaß beim Lesen.

Vorwort der Autorin

Lieber Leser, hier finden sie eine kleine Anmerkung zum Text. Die Personennamen, wie zum Beispiel Sah-Gahn L`Rac, Nephets-Gnikwah oder Trebla-Niest-Nie sollen an berühmte bzw. geniale Wissenschaftler erinnern, denen ich damit ein Denkmal setzen möchte. Tipp – lesen sie besagte Namen doch einmal rückwärts. Andere Namen und Begriffe sind Anagramme, die manchmal bestimmte Begriffe oder Eigenschaften ergeben, die für diese Figur irgendwie passend sind. Ute Mrozinski, 2024

Anmerkung der Autorin

Namen, Orte, handelnde Personen entspringen der Fantasie der Autorin. Ähnlichkeiten mit verstorbenen oder noch lebenden Personen sind rein zufälliger Natur.

Inhaltsverzeichnis

Das Buch

Was ich so treibe...

Vorwort der Autorin

Anmerkung der Autorin

Kapitel 1: Passion

Kapitel 2: Die Sterne erlöschen

Kapitel 3: Bettgespräche

Kapitel 4: Die Versammlung der Hirten

Kapitel 5: Tödliche Visionen

Kapitel 6: Nathaniel der Weise

Kapitel 7: Das Attentat

Kapitel 8: Die Wunden schließen sich

Kapitel 9: Neues - Altes und Uraltes

Kapitel 10: Sprung durch das Wurmloch!

Impressum

Kapitel 1

Passion

Mit weit ausgreifenden Schritten eilte er durch den langen Verbindungsgang, der von einem Privatquartier zur Krankenstation führte. Es war die dritte Stunde des neuen Tages an Bord der Sternenspürer II! Die Frühschicht begann eigentlich erst um fünf Uhr Bordzeit. Er seufzte. Noch eine Stunde Schlaf wäre ihm nicht schlecht bekommen und hätte die hämmernden Kopfschmerzen, in der linken Schläfe, im Zaum gehalten. Er würde eines seiner Kopfschmerzmittel nehmen müssen, die auch gleichzeitig den Organismus aufputschten. Das wiederum hatte zur Folge, dass er später nicht schlafen konnte, und dann ging alles wieder von vorne los! Natürlich, Lucius machte seine Sache gut für einen Menschen, der von medizinischer Technik bis vor wenigen Monaten keine Ahnung gehabt hatte, aber er konnte ihm einfach nicht die ganze Verantwortung aufhalsen.

Die Assistenten, die sie aus dem Fundus der Haspiri und Hirten ausgebildet hatten, waren eben wirklich nur Helfer. Das konnte man ihnen nicht vorwerfen, sie waren einfach noch nicht so weit. Sie hatten auch die Mediko-Androiden aber, dachte Lu-Cas, »manche Dinge werden immer noch besser von echten Lebewesen erledigt!«

Wie jetzt, zum Beispiel. Lucius hatte ihn angefunkt. Jes-Sieh war nach Wochen aus seinem Heilschlaf erwacht, wünschte ihn dringend zu sprechen. »Lu-Cas«, hatte Lucius verzweifelt gesagt, »ich kann ihm nicht sagen, warum ihn seine Mutter noch nicht besucht hat, warum Sah-Gahn noch nicht gekommen ist, oder Nephets nicht auftaucht! Ich habe auch Maria-Magdalena angefunkt. Sie kommt unverzüglich um Jes-Sieh Kraft zu geben für das, was jetzt kommt. Aber bitte Lu-Cas, wir brauchen dich hier! Jes durchbohrt mich mit seinen Blicken. Ich fürchte er weiß es sowieso schon!«

Lu-Cas war sofort von seinem Lager aufgesprungen, hatte sich ein paar Tropfen Wasser ins Gesicht gespritzt, und es tunlichst vermieden in den Spiegel zu sehen. Das beige Kopffell, mit mehr grauen Strähnen als notwendig, nur schlampig nach hinten gebunden. Ein Gespenst seiner selbst! Aber hier waren ja auch sämtliche Feuerdämonen unterwegs!

Vor einer Stunde erst hatte er die Kabinen von Sah-Gahn und Nephets verlassen. Unsterblich hin, unsterblich her, es ging ihnen verdammt schlecht! Dabei hatte alles so gut ausgesehen! Sie hatten Jes-Sieh befreit, endlich Nocturno den schlimmsten aller Dämonen besiegt. Sie hatten dieses Schiff, bei dem sie sich mittlerweile auf den Namen "Sternenspürer II geeinigt hatten"! Sie konnten wieder ins Weltall starten! Sah-Gahn war seit Sie-Sahs Tod noch nie so ausgeglichen, so glücklich! Der junge Nephets-Gnikwah war in seinem ganzen Leben noch nie so positiv, so sprühend vor Lebensfreude! Dann diese Katastrophe, das letzte Aufbäumen des Ungeheuers. Die schrecklichen Bilder, als Nocturno noch im Vergehen, Ma-Ira vor den Augen Nephets-Gnikwah, zu einem Häufchen Asche verbrannte!

Nephets schrie seinen Schmerz und seine Qual heraus! Seine Worte gellten ihm jetzt noch in den Ohren.

»Ist das nicht lächerlich Lu-Cas? Ist das nicht im höchsten Maße lächerlich? Ma-Ira, mein Leben, ist tot! Doch ich, ich bin ein Unsterblicher!«

Im gleichen Augenblick öffnete sich das Schott, das aus dem Hangar herausführte, Sah-Gahn stürmte herein.

Atemlos, ahnungsvoll! Dann hörte er Nephets Worte. Augenblicklich versteinerte sein Gesicht. Er war stehen geblieben, als wäre er vor eine Wand gelaufen, augenblicklich zu Eis gefroren. Dann riss er die Augen auf, schüttelte den Kopf, stammelte, »nein, du lügst! Das ist nicht fair, ein schlechter Scherz ...«

Dann brach er zusammen. Mit einem dumpfen Schlag knallte dieser schwere, muskulöse Mann auf den Boden, und hörte auf zu atmen! Sein Herz blieb einfach stehen! Lu-Cas schrie. Nephets-Gnikwah in seinen Armen war erschlafft. Lu-Cas ließ ihn so sanft wie möglich auf den Boden gleiten, schlug auf den Notfallsensor seines Armbandkoms, schrie, schon im Aufspringen, »sämtliche Notfall-Medikorobots in den Hangar! Nephets ist bewusstlos, Sah-Gahn hat einen akuten Herzstillstand!«

Sah-Gahns Gesicht, war grau, schweißnass. Keine Vitalwerte! Der Scanner zeigte Nulllinie. Herzmassage, Atmung, Massage, Atmung …! Schweiß troff ihm von der Stirn.

»Komm schon alter Junge!«

Tränen liefen ihm über die Wangen. »Du bist doch unsterblich.«

Endlich! Mediko-Roboter stürmten herein! Dahinter Lucius und zwei Assistenten. Lu-Cas horchte. Pfeifendes Geräusch. Langsames rhythmisches Klopfen! Sein Brustkorb hob, senkte sich!

Farbe flutete in Sah-Gahns Gesicht.

»Oh Gorgos endlich, Lucius ich hab ihn wieder! Ich hab ihn! Schließt sie an die Stimulatoren an, beide!«

Sein Blick glitt über Nephets ebenfalls bleiche regungslose Gestalt! »Bringt sie auf die Intensivabteilung. Legt sie in die Nährstofftanks, versetzt sie in künstliches Koma!«

Lucius, ich bin seit siebzig Jahren Mediker! Das hier«, mit einer Geste umfasste er Nephets und Sah-Gahns Nährstofftanks, und alles andere, »das hier, ist meine Familie! Und jetzt geschieht so etwas!« Lucius konnte ihm nur stumm die Hand drücken!

Der Mediker beschleunigte seine Schritte. Er konnte den Eingang zur Krankenstation schon sehen. Normalerweise, wenn es nicht gerade einen Notfall im sprichwörtlichen Sinne gab, ging er diesen Weg gern zu Fuß.

Doch heute überspülten ihn die Erinnerungen an die vergangenen Wochen wie eine Woge.

Als er vor dem Schott zur Krankenstation stand, hatte er sich wieder einigermaßen in der Gewalt.

Er tippte seinen Code in das kleine, flache Kästchen auf der linken Seite ein, streckte sich, atmete tief durch.

Dann betätigte er den Öffnungsmechanismus der Türe und trat ein. Es war ein heller, freundlicher Raum, der sich vor ihm auftat. Nicht mehr, der nur funktionell eingerichtete Raum der kleinen Intensivstation, wenige Meter weiter! Zwar gab es auch hier Multistimulatoren und blinkende Überwachungsgeräte. Aber hier blieben sie meistenteils ungenutzt. Auch die Heil- und Nährstofftanks fehlten. Nach Bedarf der Patienten konnten hier Holografien von Planetenlandschaften oder Darstellungen des Weltraums aufgerufen werden. Lu-Cas hatte vor einiger Zeit ein entsprechendes Programm in den Bordcomputer eingeben lassen. Heute war dieser Raum eher schmucklos. Nur eine freundliche, warme Beleuchtung, erhellte das große Zimmer. Auf dem zum Krankenbett gehörenden Nachtschrank standen ein paar echte, grüne Pflanzen, mehr nicht. Das war typisch Jes-Sieh L`Rac. Seine Gedanken sollten nicht abgelenkt werden!

»Morgen Lu-Cas!«, Jes-Siehs dunkle Stimme, war schon wieder kräftig und volltönend! Auch wenn seine Körperhaltung noch matt schien, von den Schmerz- und Beruhigungsmitteln, die er erhalten hatte. Lu-Cas wusste von Lucius, dass die Wunden unter den transparenten, organischen Schutzverbänden schon fast verheilt waren. Seine sich ständig, in rasender Geschwindigkeit reproduzierenden Zellen sorgten dafür.

»Morgen Jes-Sieh!« Lu-Cas versuchte krampfhaft an nichts, zu denken, was ihm natürlich nicht gelang.

»Du wolltest mich sprechen? Was gibt es so Wichtiges am frühen Morgen. Du solltest schlafen Junge! Das wäre besser für deinen …!«

»Lu-Cas«, unterbrach Jes-Sieh ihn seufzend, »Ich bitte dich. Hör auf mich so voll zu labern. Etwas ist geschehen!«

Hastig, mit gerunzelter Stirn, blies Jes-Sieh eine Strähne seines schwarzen, schon wieder schulterlang nachgewachsenen Fells aus der Stirn. »Ich bin vor einer Woche endgültig aufgewacht. Die Einzige, die mich in der Zeit besucht hat, ist Maria-Magdalena!«

Er deutete auf die junge Frau, mit den lockigen roten Haaren, die beruhigend seine Hand streichelte.

»Normalerweise hätte sich mein Erwachen, bei dem Rest der Familie wie ein Lauffeuer herumsprechen müssen. Meine Mutter, Sah-Gahn und Nephets hätten mir schon die Bude eingerannt, Lucius hätte sich wie ein Schutzgeist vor mein Bett werfen müssen, damit ich etwas Ruhe habe. Aber was ist passiert? Nichts!

Das wirklich Seltsame daran ist, das mir kein Lebewesen hier sagen will, was eigentlich los ist! Noch nicht einmal Maria-Magdalena. Ich spüre, dass hier etwas nicht stimmt! Wenn du mir nicht augenblicklich sagst, was das ist, werde ich eure mentalen Blockaden überwinden, und eure Gedanken einfach lesen, auch wenn ich dabei vor Anstrengung wieder ins Koma falle!«

Lu-Cas atmete mehrmals tief durch.

»Jes-Sieh«, sagte er schließlich, »ich musste Sah-Gahn und Nephets ins künstliche Koma legen!«

Jes-Sieh riss die Augen auf! »Aber wieso? Was ist geschehen?«

Lu-Cas fingerte am Kragen seines Pflegeoveralls.

»Unsterblichkeit oder nicht, Neph hatte einen Nervenzusammenbruch, dein Großvater einen akuten Herzstillstand. Ma-Ira, deine Mutter, ist tot. Nocturno hat sie in einem letzten Aufbäumen mit seinen Energien zerstrahlt!«

Jes-Sieh starrte den Arzt sekundenlang an. In seinem Gesicht, in seinen bodenlosen, schwarzen Augen, zeigte sich keinerlei Emotion.

»Du nimmst mich auf den Arm«, presste er schließlich heraus.

»Mir war nie weniger zum Scherzen zumute!«

Lu-Cas trat einen Schritt näher an sein Krankenbett und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Heftig wischte Jes seinen Arm zur Seite. Bebend schüttelte er den Kopf. »Das, das kann nicht sein Lu-Cas! Ich habe sie doch noch gespürt! Ich habe sie noch gespürt, als ich nach dem Kampf gegen Nocturno zurück in meinen Körper geschlüpft bin! Ich habe sie …! Maria-Magdalena hilf mir!« Tränen traten in seine Augen. Lu-Cas und Lucius waren unauffällig in den Hintergrund getreten, mit einem Auge auf die Vitalzeichen schielend.

»Jes«, sagte sie traurig und nahm ihn in den Arm. »Du hast sie gespürt, in der Sekunde als dein Geist zu deinem Körper unterwegs war! Danach ist es geschehen! Dieses Ding, diese lebende Maschine hat Bilder in sich, wir haben sie alle gesehen! Lu-Cas hat recht. Nocturno hat sie noch im Vergehen zerstrahlt. Vor den Augen von Nephets-Gnikwah! Er hat ihre Asche in den Händen gehalten! Jes-Sieh, es tut mir so leid. Sie war eine so gute, starke Frau!«

Mit glänzenden Augen schaute Jes-Sieh zu Maria-Magdalena auf, seine Hände umkrampften ihre Handgelenke. Er schüttelte den Kopf. »Es kann nicht sein! Ihr verwehender Geist müsste mich doch zumindest gestreift haben!«

Maria-Magdalena nahm ihren Gefährten sanft in den Arm und barg seinen Kopf an ihrer Brust. Sie sprach beruhigend, wie zu einem Kind. »Jes-Sieh, du warst nicht bei dir! Nicht nur dein Körper, auch dein Geist lag nach diesem anstrengenden Kampf wochenlang im Schlaf!«

»Ich kann es nicht glauben«, schluchzte er. »Ihr Geist kann nicht im Hyperraum verweht sein! Nichts geht je verloren! Großvater hat es mir gesagt, als ich diese schrecklichen Visionen von der Kreuzigung hatte!«

Im gleichen Atemzug gellte ein lautes, misstönendes Piepsen durch den Raum. Lu-Cas zuckte zusammen, und bellte in sein Armbandkom. »Was ist los?«

Sekunden lang lauschte er den aufgeregten Worten des Sprechers, dann wurde er blass! »Wieso habt ihr das nicht verhindert? Kampfroboter? Ihr seid wohl selber durchgedreht! Das ist Sah-Gahn, vergessen? Zwei Mediko-Einsatzandroiden mit Multistimulator! Ich komme persönlich hinterher, sagt Rät-Illim Bescheid!«

Lucius schaute ihn entsetzt an. »Bei den römischen Göttern, was ist geschehen?«

Lu-Cas, schon fast am Ausgang, drehte sich um und warf einen gehetzten Blick in die Runde.

»Das war die Intensivabteilung. Sah-Gahn ist aufgewacht, hat sich die Infusionsschläuche aus den Venen gerissen, die halbe Einrichtung demoliert, einen Pflegeandroiden kaltgestellt, zwei menschliche Helfer außer Gefecht gesetzt! Dann ist er auf dem Gang verschwunden! Keiner weiß, was er vorhat! Ist das Leben nicht schön?«

Lu-Cas öffnete das Schott und wollte hinaus.

»Halt warte Mediker!« Jes-Sieh befreite sich aus den Armen, der überraschten Maria-Magdalena. Aus dem Bett springend, schlüpfte er in seine Hose und die kurze Toga, die Maria-Magdalena ihm mitgebracht hatte. Tief sog er die Luft in seine Lungen, seine Augen waren gerötet, seine Züge gefasst. »Vielleicht kann ich helfen. Ich bin es meiner Mutter schuldig, ich bin es Großvater schuldig!« Kampflustig starrte Jes-Sieh, Lu-Cas an, als erwarte er heftigen Widerstand!

Doch Lu-Cas nickte ernst. »Dann los! Du bist ja sowieso nicht aufzuhalten. Die L`Rac sind da anscheinend alle gleich. Wir müssen Sah-Gahn finden. Sonst kann ich trotz Unsterblichkeit, für nichts garantieren!«

Sah-Gahn lachte! Er stand dort hoch aufgerichtet, das lange dunkelbraune Fell floss offen über seine Schultern, seine dunkelbraunen Augen glänzten golden im Licht seiner Privatkabine. Strahlend schaute er dem kleinen Mädchen mit dem schwarzen Fell entgegen, das sich aus den Armen seiner Mutter wand und ihm laut krähend entgegenlief! Kopfschüttelnd ging er in die Hocke, um mit ihr auf einer Höhe zu sein, und nahm sie dann in den Arm. »Du bist ja heute ganz schön munter, meine kleine Eisblume!«

»Aber ich war ganz brav im Beutlingsgarten Papa! Wir waren im ″Obsevatorum″, und haben Sterne gekuckt! Das war soo toll!« Ihre Augen glänzten, wie dunkle Seen! Mit dem kleinen Mädchen auf dem Arm richtete er sich auf, und schaute seine Gefährtin an. »Sie-Sah, sie wird einmal so schön sein wie du!« Die schöne, dunkelfellige Sie-Sah schmiegte sich in seinen Arm, aber wieso spürte er ihren Körper nicht! Er spürte auch den Körper der kleinen Ma-Ira nicht, es war, als umfasse er Nichts! Unbehagen stieg in ihm auf. Mit ahnungsvollem Schrecken schaute er beide an! Oh Gorgos, was war das? Ihre Gesichter fingen an durchscheinend zu werden, zu zerfließen. Heiß durchfuhr ihn die Angst! Die Frau in seinem Arm fing plötzlich an zu brennen. Er schrie, schlug auf die Flammen ein. »Nein Sie-Sah! Nein!« Er schluchzte, warf sich über sie. Zu spät! Sie zerfiel zu Asche! Weinend drehte er sich zu dem kleinen Mädchen um, das er vor Schrecken fallen gelassen hatte. Doch vor ihm erwuchs eine schöne junge Frau, in ihrer Gestalt Sie-Sah ähnlich! »Ma-Ira!«, rief er gepresst.

Schmerz schnürte ihm die Kehle zu. »Entschuldige, ich habe deine Mutter geliebt! Ayla liebte ich auch! Doch keinen von Ihnen konnte ich retten!“

Die Tochter Davids lag in seinen Armen, die feuerfellige, kluge Ayla! Zärtlich betrachtete er ihr schönes Gesicht, näherte seine Lippen, den ihren, berührte sie und schmeckte Blut! Alles zerfloss in Blut! Ein Pfeil, aufrecht schwimmend, in einem See von Blut. Kalte Angst durchfuhr ihn! »Du Dämon«, schrie er, »du verdammter Dämon!«

Blut lief über seine Arme, tropfte hinunter auf den Boden der Kabine, stieg immer weiter, umfing ihn, stieg bis zu seinem Kinn. Sah-Gahn gurgelte, spuckte, bekam keine Luft mehr! Da spürte er, wie ihn zwei Arme links und rechts, unter die Achseln griffen. Nephets-Gnikwah und Ma-Ira zogen ihn ans grüne Ufer. Die Sonne schien. Er konnte wieder atmen. Ma-Ira lächelte ihn strahlend an. Sie lag in den Armen von Nephets! »Mach dir keine Sorgen Kommandant«, sagte Nephets blechern, eintönig. »Ich werde schon auf sie aufpassen!«

Plötzlich riss der Himmel auf, ein dunkler Schlund tat sich auf. Ein heller Blitz schoss daraus hervor, hüllte Ma-Ira ein, sekundenlang, ließ nur noch ein Häufchen Asche übrig. Seine Glieder, sein Herz wurde eiskalt. Er hörte Nephets-Gnikwah blechern lachen. »Wie gut, dass wir unsterblich sind, nicht wahr Sah-Gahn?«

»Nein! Ich verzichte auf diese verdammte Unsterblichkeit! Ich will meine Tochter zurück! Wenigstens sie. Gebt mir meine Tochter zurück!« Sah-Gahn schluchzte, kalter Schweiß stand auf seiner Stirn, Tränen liefen ihm die Wangen hinunter. Seine Kehle wurde eng. Er bäumte sich auf! Was war das? Er hing fest, gefesselt an Armen und Beinen, mit Schläuchen und Kabeln, die man in seine Venen gesteckt hatte.

»Ich will das nicht!«, schrie er. »Ich will das nicht! Ich will meine Tochter!« Noch einmal bäumte er sich auf, riss die störenden Schläuche aus den Armen, ignorierte den brennenden Schmerz, das Gefühl des feuchten, herabtropfenden Blutes! Stöhnend richtete er sich auf, schwang keuchend, mühsam seine Beine über den Rand der Liege. Aber egal. Er musste sie retten, zurückholen! Gellendes, enervierendes Pfeifen in seinen Ohren. Das Schott flog auf, weiß gekleidete Gestalten stürmten herein, wollten ihn wieder fesseln, fernhalten von Ma-Ira! Hinunterdrücken auf die Liege.

„Nein ihr kriegt mich nicht! Lasst mich los, laßt mich los!“ Sah-Gahns Fäuste flogen wie von selber. Mit überraschten Schreien gingen die menschlichen Helfer zu Boden. Den Mediko-Androiden kippte er einfach um. Dann nahm er seine ganze verbliebene Kraft zusammen, rannte hinaus! Sein Atem pfiff! Wohin? Vorbei an den Mannschaftsquartieren, hinaus auf einen kurzen Gang, der links zur Kantine und den Freizeiträumen führte, rechts in einen Antigravschacht mündete. Ohne zu überlegen, sprang er in den Schacht, landete im künstlichen Dorf der Hirten. Mühelos drückte er die überraschten, erschrockenen Wesen beiseite, die sich ihm in den Weg stellten. Stürzte sich in den nächsten Antigravschacht, lief weiter, rammte fast den Zaun der Ziegenweide! Stolperte, rappelte sich wieder auf, das wütende Geschrei, des Hirten ignorierend!

Endlich, kurz vor den Versuchsgärten Jes-Siehs, erreichte er das Observatorium, schaute hinein, beachtete die Sternenfülle nicht, die es darstellte! »Ma-Ira, Ma-Ira! Bist du hier? Gib Antwort Eisblume, antworte doch endlich! Ich bin’s, dein Vater!« Keuchender Atem, Schmerzen in der Brust, egal! Ich muss sie finden! Wo kann sie sein? Zitternd vor Schwäche, stand Sah-Gahn mitten im Observatorium!

Die Holodarstellungen der Galaxien, Sternhaufen, Planeten, schwirrten um seinen Kopf. Das schweißfeuchte Fell stand nach allen Seiten ab, er wirkte wie eine mythische, tragische Gestalt der Sagen und Legenden. »Die Zentrale«, murmelte er. »In der Zentrale müssen sie wissen, wo sie ist!«

Er griff nach seinem Armbandkom. Es war nicht mehr da! Sie hatten ihm sein Armbandkom genommen! »Sie können mich nicht aufhalten! Vielleicht ist sie ja selber in der Zentrale. Das ist ihre Schicht! Sie muss in der Zentrale sein, sie ist bestimmt dort.« Seine Stimme schien in tausend Splitter zu brechen.