Lupus Populis: Aufstand der Wölfe - Ute Mrozinski - E-Book

Lupus Populis: Aufstand der Wölfe E-Book

Ute Mrozinski

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Beschreibung

Erhebt euch mit den Wölfen: „Aufstand der Wölfe“ entfesselt einen packenden Kampf für Freiheit und Wahrheit! Schon wieder ist einer der Ihren erschossen worden. Doch jetzt haben die Wölfe genug. Sie erheben ihre Stimmen und fordern ein geschütztes Gebiet und freies Geleit. Sonst müssen die Menschen des Liliensteiner Forstes einen hohen Preis bezahlen. Lupus Populis. Der Aufstand der Wölfe beginnt! Während der Kampf zwischen Mensch und Natur entbrennt, kommt ein lang verborgenes, düsteres Geheimnis ans Licht. Spannend und hochaktuell – ein fantastischer und doch allzu realistischer Umweltthriller.

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Anmerkung der Autorin:

Namen, Orte, Institutionen, Vereine und handelnde Personen, entspringen der Fantasie der Autorin. Ähnlichkeiten mit verstorbenen oder noch lebenden Personen, sind rein zufälliger Natur.

Ute Mrozinski, Jan. 2024

Zu diesem Buch

Der Wolf ist zurück in Deutschland. Vorerst noch unbemerkt, lässt sich ein ungefähr fünfzehnköpfiges Rudel im Forst des kleinen Kurort Bad Lilienstein nieder. Sie haben es gut getroffen. Der Wald und die Wildpopulation in diesem Revier sind gesund und reichhaltig. Es ist genug für alle da.

Doch als sie unter der Führung ihres Oberhaupts Silberfell Nahrung für das Rudel besorgen wollen, wird der alte Silberfell von Jägern erschossen, und seine Wölfin Sira Weißpfote verletzt. Die Wölfe haben genug. In einer Versammlung vor ihrer Wohnhöhle fassen sie einen folgenschweren Beschluss.

Sie kidnappen Lars von Lilienstein, den zwanzigjährigen Sohn des Grafen und fordern ein freies Wolfsgebiet.

Eine Lawine an Ereignissen kommt ins Rollen, die alles mit sich reißt was in ihrem Weg steht.

Nebenbei wird ein jahrzehntealter Todesfall endlich aufgeklärt.

Die Autorin

Ich wurde 1961 in Düsseldorf geboren, bin verheiratet und lebe seit 1978 in Monheim am Rhein.

Ich schreibe Psychosthriller, Fantasy- und Science-Fiction.

Meine Texte sind so, wie ich sie selber gerne

lese – poetisch, spannend angagiert.

Bisherige Veröffentlichungen:

Der ewige Treck, Science-Fiction/Fantasy in vier Bänden.

Raumzeitlegende, ein Science-Fiction Roman.

Keines Menschen Fuß, einen zweibändigen Science-Fiction/Fantasy Roman,

Nur ein ferner, dunkler Traum – Psychothriller.

Danksagung:

Danke an Albert, meinem ersten Leser und Ratgeber zuständig für Logik und Spannung.

Biblioggrafische Information der Deutschen Nationalbiliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation In der deutschen Nationalbibliografie, detailierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar

Inhaltsverzeichnis

Prolog …

Dorfleben …

Wildriss …

Bürgerversammlung …

Flüchtlinge…

Die Jagd beginnt …

Wolfsgeheul …

Wandlung …

Zorn der Wölfe Die Aufständischen …

Menschensöhne …

Im Wald …

Das Lied des Waldes …

Epilog …

Nachwort …

Prolog …

Ein fahles, graues Band aus Resten von Dunkelheit gewebt, darüber zeigten sich schon Streifen rotgoldenen Lichtes am Horizont.

Der durch das frühe Sonnenlicht fast rosa eingefärbte Nebelteppich, kroch langsam über das hohe Gras, der ausgedehnten Waldlichtung, erreichte fließend, wie eine versehentlich ausgegossene Flüssigkeit, den kleinen von Schilf umstandenen Weiher. Das lang gestreckte, weiß getünchte Fachwerkhaus mit dem aufgesetzten Türmchen stand am anderen Ufer, getaucht in Morgendämmerung.

Die breite Eingangstür, gearbeitet wie eine alte Rundbogentüre, wurde links und rechts flankiert von zwei breiten Fenstern, in denen sich das Licht spiegelte. Ein kleiner Vorgarten, umzäunt von einem mannshohen Maschendrahtzaun, mit gepflegtem, kurz geschorenen Rasen und grünen Rhododendronbüschen, die erst wieder im April, Mai blühen würden. Doch das Haus, die ganze Szenerie wirkte still und verlassen.

Nur im Weiher zwischen dem Schilf bewegte sich etwas. Etwas lag dort im seichten Uferwasser, mit dem Gesicht nach unten. Ein Körper! Blonde Haare schwammen ausgebreitet auf dem Wasser.

Ein von Nässe schwerer, blauer Stoff schien ihn zu umhüllen. Beide Arme seitwärts ausgestreckt, sah es aus, als ob diese Gestalt durch das Wasser fliegen wolle.

Es war still, fast lautlos, sah man vom Gluckern des Wassers ab und vom beginnenden Zwitschern der Vögel.

Sekunden später aber gesellten sich zwei andere Töne hinzu. Hinter einem hohen Busch am Uferrand erklang ein leises Weinen, kurz darauf ein hohes, klägliches Jaulen, ein Heulen, dann herrschte wieder Stille …

Dorfleben …

Bad Lilienstein war eine kleine Dorfgemeinschaft mit etwa dreitausend Einwohnern, in östlicher Richtung streckte sich der Hausberg Liliensteinkopf mit zweitausend Metern in die Höhe. Im Sommer wurde der Ort gerne von Touristen besucht, die hier ihren sogenannten Kurlaub verbrachten, meistenteils gut betuchte Leute mit den verschiedensten Hautproblemen. Die private Kurklinik von Dr. Roland Mühlenbeck behandelte alle Arten von Hautkrankheiten, hatte sich aber auf Schönheitsoperationen des Gesichts, und chirurgische Fettreduzierung an Bauch und Oberschenkeln spezialisiert. Dann gab es noch die normalen Touristen, die im Sommer wandern und klettern wollten, und im Winter dem Skisport frönten.

Dem Dörfchen Bad Lilienstein im Landkreis Hochbergen ging es sehr gut.

Der Bürgermeister und Sägewerksbesitzer Karl Oberhofer hielt die Gewerbesteuern für alle Unternehmen im Dorf und in der Umgebung niedrig. Das spülte zwar von dieser Seite her nicht so viel Geld in die Kasse, machte aber nichts.

Schließlich kannte man sich untereinander, und tat sich schon mal den einen oder anderen Gefallen.

Doch wirklich berühmt war Bad Lilienstein für seinen noch ursprünglichen Mischwald, seinen großen Anteil an Rotwild und für seine Jagden.

Verantwortlich dafür zeichnete die Jäger- und Schützenbruderschaft, Bad Lilienstein. Der Vorsitzende Graf Josef von Lilienstein, war der Spross einer alteingesessenen Adelsfamilie, die vor langer Zeit Besitztümer, im ganzen Kreis Hochbergen angehäuft hatte, aber im Laufe der Jahrhunderte immer mehr an Einfluss, Macht und Geld verlor. Der Graf besaß nur noch den Adelstitel und natürlich den gesamten Wald um den Kreis Hochbergen.

Sein Forstwirtschaftsunternehmen hatte achtzig bis hundert Angestellte. Er war ein leidenschaftlicher Jäger. Doch an diesem Morgen entdeckte sein Freund, der Bürgermeister Karl Oberhofer, etwas Entscheidendes für die Zukunft des gesamten Ortes …

Wildriss …

Fünf Uhr, kurz vor Sonnenaufgang. Die Menschen von Bad Lilienstein lagen an diesem Feiertag größtenteils noch im tiefen Schlaf.

Nur hier und da, in den Gasthäusern und Hotels waren vereinzelt schon die Angestellten zu Gange. Ab und zu brausten auf den Straßen des Ortes, ein paar Lieferwagen vorbei, ansonsten blieb es still.

Nicht nur die Menschen, sondern deren Sinne schliefen auch. Selbst im Wachzustand waren sie nicht so ausgeprägt wie die der Tiere, von unnötigen Dingen so überladen, dass vieles außerhalb ihrer Wahrnehmung lag. Sie spürten nicht, dass Vögel plötzlich ihren Gesang abbrachen, dass Insekten in den Büschen, Bäumen und unter der Erde in ihrem Tun innehielten. Nicht weil sie Angst hatten, nicht weil etwas Unheimliches, sondern etwas Außergewöhnliches geschah.

Jemand kehrte an diesem Morgen zurück. Von den Wäldern aus dem Osten Europas, kam eine ganze Schar hochgewachsener, vierbeiniger Wanderer in die westlich gelegenen Wälder. In der Hoffnung, den elektronisch gesteuerten Baumfräsen zu entfliehen.

Denn in diesen Wäldern, so hatten sie gehört, gab es noch Bäume, Unterholz, Höhlen, Waldlichtungen, Rotwild und anderes Getier.

Keine Gerüchte! Die wandernden Rudel hatten die Wahrheit erzählt. Nach langer, gefahrvoller Wanderung standen sie plötzlich am Waldrand, am Ufer eines kleinen Baches, der sich am Rand einer ausgedehnten, Waldlichtung aus natürlich gewachsenem Gras entlang schlängelte. Sie hatten dort Hirsche, Rehe und Kleingetier gesehen. Das Rudel hatte einen Rehbock geschlagen und sich sattfressen können. Nun standen sie hier, in ihrem Blickfeld den riesigen Berg, in etwa tausend Wolfsläufen Entfernung mit seinem Höhlensystem, in dem sie leben konnten. Hier würden sie bleiben und sich einrichten. Sie taten ihre Freude kund über das neue Revier, das sie in Besitz zu nehmen gedachten, fünfzehn Köpfe blickten gegen die aufgehende Sonne. Fünfzehn Kehlen stießen ein tiefes Freudengeheul aus. Sie waren wieder hier, nach etwa hundert Jahren!

Stunden später stapften andere Wesen durch den Wald, zwei Menschen, in olivgrüner Jagdkleidung.

Leise keuchend, mit rotem Gesicht und Schweißperlen auf dem Kahlkopf, wuchtete sich Karl Oberhofer die schmalen, in den Fels gehauenen Stiegen hinauf. Die Steigung schien nicht enden zu wollen. Dazu kam, dass er in seinem Rucksack auch noch die drei Fotofallen verstaut hatte, die sie für die Wildzählung erneuern mussten. Irgendwelche Vandalen, ob Touristen oder Einheimische, hatten die Geräte abgerissen und geklaut. Karl Oberhofer blieb stehen. »Nur einen Moment«, dachte er, hielt sich mit der einen Hand an dem Holzgeländer fest um nicht auf dem glitschigen Stein auszurutschen, mit der anderen wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Sein Blick ging nach oben. Er konnte die kleine Holzbrücke schon erahnen. Er sah das Geländer und den Beginn der massiven hölzernen Bohlen, hörte das Rauschen und Plätschern des kleinen Baches. Sie hatten es fast geschafft.

Wegen der dummen Bemerkungen seiner Tochter, als er sich die Riesenportion Eier mit Speck zum Frühstück gönnte, hatte er sich entschlossen, nicht den Wagen zu nehmen und über den Wirtschaftsweg zu fahren. Jetzt hatte er den Salat. Seine Pumpe ging wie ein Dampfhammer. Die Brust brannte vor Luftnot und seine Beinmuskeln schmerzten wie Feuer.

»Was ist los Vater?«, rief eine helle, spöttische Stimme hinter ihm, »geht´s noch?«

Janine, verdammt. Er griff unter seinen hervorquellenden Bauch und zog erfolglos seine Hose nach oben.

Dann rammte er seinen Wanderstock mit der linken Hand in den Waldboden und rief, »auf geht´s Janni! Wir sind bald da!« Er ignorierte ihr leises, spöttisches Lachen.

Endlich endete die Steigung. Hier war auch das Jagdrevier der Bad Liliensteiner Jägerschaft zu Ende. Hier würden sie an einem der letzten Bäume dieses Abschnitts, die letzte Fotofalle für die Wildzählung anbringen. Mit schweren Schritten polterte er über den Holzsteg. Jeder Hirsch, jedes Reh wäre schon längst auf ihn aufmerksam geworden und geflohen.

Obwohl es an diesem sonnigen Morgen ein kühler Wind wehte, schwitzte Karl Oberhofer immer noch heftig und wäre am liebsten zu den Forellen in den klaren Bach gesprungen.

Das olivfarbene Hemd spannte über den Bauch des großen, massigen Mannes. Sein Parka in derselben Farbe, wurde von einer Windbö nach hinten geweht. Ihm war schon lange klar, dass seine körperliche Verfassung nicht mehr gesund war. Er spürte geradezu die verächtlichen Blicke seiner Tochter im Rücken. Es ließ ihn kalt. Wie so vieles in den letzten Jahren. Doch heute Morgen hatte es ihn gepackt, als Janine wieder ihren verletzenden Spott über ihn goss. Heute wäre Gerdas Geburtstag gewesen. Da war er immer anfällig.

Auf der anderen Seite führte der schmale Weg aus dem Wald hinaus, über einen breiten, asphaltierten Wirtschaftsweg der Lieferwagen und Forstfahrzeuge zum Gipfel des Liliensteinkopfes führte. Doch so weit wollten Karl Oberhofer und seine Tochter nicht. Als sie die Brücke überquert hatten, gingen sie noch hundert Meter den Bach entlang, der am Rand der hohen Eichen entlang floss. Dort würden sie an einer passenden Stelle die letzte Fotofalle für die elektronische Wildzählung montieren.

Schnaufend mit gesenktem Kopf, trottete Karl Oberhofer vor sich hin. Janine lief mittlerweile neben ihm, die grünen Augen starr nach vorne gerichtet, als wolle sie ihren Vater mit keinem Blick streifen. Die langen, blonden Locken wehten leicht im Wind. Ihre Schritte waren geschmeidig, wie die einer Katze. Plötzlich wies sie mit dem rechten Zeigefinger hinüber zum Bach am Waldrand. »Vater, siehst du das? Da hinten, neben dem umgestürzten Baum am Bachufer. Verdammt, ist das etwa ein Riss?«

Karls Kopf zuckte nach oben. Seine Müdigkeit war verschwunden. Der noch immer scharfe Blick fiel auf ein braunes, weißgepunktetes Bündel, mit ausgedehnten rostroten Flecken. Er atmete tief ein und beschleunigte seine Schritte wieder. Schließlich standen beide atemlos, zehn Meter weiter am Bachufer neben der beim letzten Sturm umgekippten alten Eiche.

Ihre knorrigen Äste ragten hoch in die Luft und verhinderten ein Weiterkommen. Darum würden sich Hajo Turtenbecker und seine Mitarbeiter kümmern müssen. Doch das interessierte Karl Oberhofer und Janine momentan nicht. Ihr Blick erfasste den erschlafften, aufgerissenen Körper eines Rehbocks.

Janine Oberhofer ging sofort neben dem Tierkadaver in die Hocke, ignorierte die Wolke von summenden Fliegen, die sofort panisch in die Höhe stieg und sah sich das Tier an. Achtlos strich sie dabei eine lange Strähne hinters Ohr. »Ein Wolf«, sagte sie ruhig, emotionslos. »Das hier war ein Wolf.«

Die Hauptstraße, führte durch ganz Hochbergen. Wer endlich die kleine Kreisstadt verließ, kam irgendwann, nachdem er links und rechts nur dichten, grünen Mischwald vorbeisausen sah, in das Dorf Bad Lilienstein.

Dort verbreiterte sich die Landstraße zu einer modernen, eleganten Einkaufsmeile. Links und rechts war alles sauber mit weißen Steinplatten gepflastert. Boutiquen, Andenkenläden, Restaurants, Cafe´s, wuchsen zu beiden Seiten in die Höhe. In der Hochsaison konnte hier von Ruhe keine Rede sein, die bekam man erst wieder ein bis zwei Kilometer entfernt. Man sah Viehweiden auf beiden Seiten, und unmittelbar dahinter begann erneut der Wald.

Irgendwann stieg die Straße sanft an. Auf der rechten Seite tauchte plötzlich ein lang gestrecktes Backsteingebäude auf. Wer sich anstrengte, konnte über der breiten in Holz gerahmten Glastür, ein selbstgepinseltes Schild erkennen. NabuLFo-Naturschutzbund-Lilienthaler Forst. Wenige Schritte weiter stand ein hochgebauter, geräumiger Pferdestall mit weißgekälkten Mauern. Das Dach bestand aus stabilen Holzbohlen. Dahinter gab es ausgedehnte Pferdekoppeln. Bis in den Herbst hinein kauten dort bei gutem Wetter Rassepferde gemächlich ihr Gras. Das Dorf endete, die Landschaft meldete wieder ihre Vorherrschaft an. Die Straße ging in ein zwei Kilometer breites Plateau über, der alte Gutshof kam ins Blickfeld, die kleine Burg der Grafen derer von Lilienstein. Eine richtige Burg war es eigentlich noch nie gewesen. Doch für jeden Dörfler war es ˝die Burg!˝ und der heutige Graf änderte nichts an der Legende.

Eigentlich war es mehr eine weiße, elegante Villa mit zwei eingearbeiteten Rundtürmen links und rechts, unter einem hohen Rundbogen, ein Tor aus schwerer, kompakter Eiche. Der breite Zugang zum Haus war asphaltiert und mit einem Gittertor mit modernster Technik gesichert.

Beide Seiten wurden flankiert von einer grünen, akkurat geschnittenen Hecke.

Auf der Rückseite des Hauses begann ein großer gepflegter Park. Hinter der Begrenzungsmauer stand man direkt im Wald.

Einige Meter entfernt, aber vom Grundstück aus noch gut sichtbar, stand ein unscheinbares, kastenartiges Gebäude aus Glas, Metall und Mauerwerk. Der zweistöckige, zweckmäßige, Büroquader, der Wald u. Forstwirtschafts-AG, Josef Graf von Lilienstein. Das Unternehmen hatte hundert Mitarbeiter, eine Hälfte arbeitete in den Büros, die andere Hälfte bestand aus Forstarbeitern, deren unmittelbarer Chef der Oberförster Hajo Turtenbecker war. Ganz oben im Bürogebäude dagegen, befand sich das Reich der obersten Chefs des Unternehmens. Dort saßen Graf Josef von Lilienstein und sein Sohn Lars sich an ihren funktionellen, Schreibtischen aus heller Eiche gegenüber, in einem exklusiven Büro, so groß wie ein kleines Wohnstudio.

Der zwanzigjährige Lars saß dort in einer ungesunden Haltung vornübergebeugt, die eine Hand an der Maus, die andere umklammerte einen Kaffeebecher auf dem stand:

˝So viel Kaffee kann ich gar nicht trinken, wie ich müde bin!˝

Genauso fühlte er sich gerade. Ungeduldig pustete er eine Strähne seines blonden, nackenlangen Haarschopfs aus der Stirn, blinzelte die Zahlen auf dem Bildschirm an und strich über seinen schmalen Kinnbart. Lars konnte gerade noch ein Gähnen unterdrücken und zog eine Grimasse. Heute war der erste Tag seiner Semesterferien und sein Vater verlangte tatsächlich, dass er den Buchhalter ersetzte.

Dietrich Lindemann war vor Kurzem in Rente gegangen und, bis ein neuer Buchhalter eingestellt wurde, musste Lars ihn wenigstens in den Semesterferien ersetzen.

»Oh nein«, hatte er gestern Abend am Telefon gestöhnt, »ich bin Forstwirt und Jäger. Gibt es in der Firma keine, der das vorübergehend übernehmen kann?«

»Erstens«, hatte sein Vater geantwortet, »du bist noch lange kein Forstwirt, dein Studium hast du erst in zwei Jahren beendet. Zweitens mein Freund, du wirst unter anderem auch Unternehmer sein und die Firma erben. Da sollte man schon wissen, was in der Buchhaltung los ist.«

Nun gut, dagegen konnte er nichts sagen, vor allen Dingen, weil der Alte dann einfach aufgelegt hatte. Aber so machte der Kerl das ja immer. Dann hatte Lars aber doch ein wenig gefeiert, ein paar Bierchen getrunken und einen, aber wirklich nur einen Joint geraucht. Jetzt saß er da und hatte absolut nichts zustande gebracht.

Seufzend hob er den Kopf und streckte sich. »Können wir nicht eine kurze Pause einlegen?«

»Pause? Du sitzt erst seit einer Viertelstunde hier!«, sagte Josef von Lilienstein, ohne aufzusehen. »Außerdem bist du anstatt um sieben um zehn Uhr hier erschienen!«

»Bitte! Ich musste gestern Abend noch bis in die Nacht hinein für eine Klausur in Biologie…«

Er unterbrach sich selber, als er das Gesicht seines Vaters sah. »Oh Mensch Alter! Das wird unangenehm!«

»Nein«, antwortete Josef von Lilienstein mit scharfer Stimme und blickte endlich von seinem Bildschirm auf. Er war ein imposanter, kräftiger Mann, dessen, dunkles, schütteres Haar an den Schläfen schon leicht ergraut war, mit schwarzer Schildpattbrille, weißem Hemd und grauem Geschäftsanzug. Seine blauen Augen funkelten kalt. Die schmalen Lippen zusammengepresst zischte er, »du hast nicht für irgendeine Klausur gearbeitet. Du hast bis tief in die Nacht getrunken und bist jetzt kaum noch fähig, eins und eins zu addieren!« Lars hob beide Hände. »Aber Vater, bestimmt …«

»Doch!« Der Graf sprang auf und schob dabei seinen ledernen Drehsessel so schwungvoll nach hinten, dass er in die Sitzgruppe der sogenannten Kaffeebar krachte.

Mit beiden Händen stützte er sich auf die Schreibtischplatte. »Du lügst! Du hast …« Laut und misstönend klingelte das Festnetztelefon auf dem Schreibtisch! Heftig riss er den Hörer herunter.

»Forstwirtschafts-AG … Karl! Was ist los? ... Gut das ihr angerufen habt. Bleibt da, wir kommen sofort!« Josef von Lilienstein blickte auf. »Los erheb deinen Hintern, ab ins Gutshaus, rein in die Jagdanzüge. Wir gehen raus in den Wald. Die frische Luft wird dein Gehirn freiblasen«.

Karl Oberhofer und Janine haben neben dem Bach am Waldrand, oben auf dem Wirtschaftsweg zum Liliensteinkopf einen Wildriss gefunden. Sie vermuten es sei ein Wolf!« Lars sprang sofort auf. Seine Müdigkeit war vergessen.

»Mist! Ein Wolf, vielleicht sogar ein Rudel hier im Kreis Hochbergen, und insbesondere in Bad Lilienthal! Wir haben gerade mal genug Wild, um die jährlichen Jagden abzuhalten. Da können wir wirklich keine Wölfe gebrauchen. Gib mir zehn Minuten!«

Es war tatsächlich nur kurze Zeit später, als die zwei Männer die Villa durch den Hinterausgang verließen. Mit schnellen Schritten liefen sie über den mit Steinplatten gepflasterten Weg, der durch den Park führte. Neben dem eisernen, kleinen Gittertor im Mauerwerk, war eine elektronische Schließanlage angebracht. Der Graf berührte einen Sensor, und das Tor öffnete sich geräuschlos. Sofort standen sie auf dem schmalen Feldweg, der nach einem halben Kilometer vorbei an den Koppeln auf der rechten Seite, in den Wald führte.

Vorneweg Graf Josef vom Lilienstein. Der graue Geschäftsanzug war verschwunden, und ersetzt worden durch einen dunkelgrünen Parka, ein Hemd und eine robuste Stoffhose in der gleichen Farbe, eine grüne Kappe saß auf dem Kopf, das Gewehr war in einem Kunststofffutteral geschultert.

Lars trug die gleiche Jagdausrüstung. Er schulterte sein Gewehr auf der rechten Seite. Seit zwei Jahren besaß er seinen Jagdschein und ein eigenes Gewehr, das er zum achtzehnten Geburtstag bekommen hatte. Seitdem hegte und pflegte er es. Er konnte es mittlerweile auseinandernehmen, reinigen und blind wieder zusammensetzen. Hier in Bad Lilienstein war er jetzt fast jeden Tag auf dem Schießstand. Er sollte dieses Jahr beim Erntedankfest-Schießen den Platz des Jungschützenkönigs besetzen, da sollte er das Ziel mit geschlossenen Augen treffen können.

Karl Oberhofer hatte wirklich zur rechten Zeit angerufen. Sonst wäre der Streit noch eskaliert. Es fühlte sich nicht gerade angenehm an, von dem Alten eine geschossen zu bekommen. Aber das würde er sich nicht trauen, wenn Tristan dabei war.

Lars warf einen Blick auf seinen schwarz-braunen Schäferhund, den er mit einem Ledergeschirr an der Leine hielt und grinste. Na ja, beißen konnte er momentan nicht. Er hatte ihm einen Maulkorb umgeschnallt. Sonst könnte er auf die Idee kommen, den Rehbock, den sie gleich besichtigen wollten, als sein zweites Frühstück zu betrachten. Aber Tatsache war, dass der Hund ihn liebte, und seinen Vater lediglich duldete. Tristan war einfach sein Hund, von Kindheit an. Er hatte schon immer auf ihn aufgepasst.

Der Feldweg war sandig, unter dem Tritt ihrer festen Wanderschuhe knirschten kleine Steinchen. Das Gutshaus hatten sie hinter sich gelassen, zur linken erstreckte sich eine Fallobstwiese, die einst Lars Familie gehört hatte, doch sein Vater hatte sie seit Langem für die Öffentlichkeit freigegeben. Jeder durfte sich hier seine Äpfel aufsammeln.

Auf der anderen Seite des Weges begannen die Koppeln, das Gelände des Gestüts seines Onkels Markus von Lilienthal. Mehrere Pferde standen dort zwischen dem Gras, kauten gemächlich oder soffen aus einer metallenen Tränke Wasser. Die anderen Tiere lagen mit geschlossenen Augen im Schatten unter einem Baum. Menschen waren momentan dort nicht zu sehen, nur in der Ferne, hinter der Koppel hörte man Stimmen und sah Gestalten hin und her laufen.

»Na hoffentlich treffe wir hier nicht auf Markus. Der würde sich glatt vor uns werfen und fragen, welches arme Tier wir heute erschießen. Was glaubst du, wenn er rausfindet, dass es hier vielleicht einen Wolfsriss gegeben hat. Der alarmiert den ganzen Naturschutzbund und versucht uns gerichtlich die Jagd auf das arme Tierchen zu verbieten.«

Er achtete nicht auf Tristan, der am Wegesrand irgendeine Schnüffelarbeit verrichtete und leise zu knurren begann. Josef von Lilienstein lachte verächtlich. »Ach hör doch auf. Soll er doch. Ich habe keine Angst vor ihm. Dein Onkel ist Pferdezüchter und Vorsitzender des Naturschutzbundes. Na und? Ich kenne die Gesetze, die Natur, und bin genauso an ihrem Schutz interessiert wie er. Ich bin Forstwirt. Ich verdiene daran. Wir haben nur ab und zu ein paar gegensätzliche Auffassungen.«

»Das dürfte die stärkste Untertreibung der letzten Jahre sein«, dachte Lars, drehte sich um und zwinkerte dem langen, grauhaarigen, Hajo Turtenbecker zu, seines Zeichens Oberförster des Grafen. Der hob lediglich die Augenbrauen. Nachdem sein Chef ihn angerufen hatte, war er zur Villa gekommen und hatte sich mit ihnen auf den Weg gemacht.

»Wölfe also«, sagte er nur, rückte seine schwarze, breitrandige Schildpattbrille zurecht und zuckte mit den Schultern. »Möglich, vielleicht sind sie aus dem Osten eingewandert, dort fällen sie momentan die Wälder als gäbe es kein Morgen mehr. Logisch da kommen die Burschen zu uns rüber. Josef, wir sollten mit Markus zusammenarbeiten. Er hat Biologie und Zoologie studiert und ist von Beruf Biologe.

Er kennt sich aus.«

»Oh, oh! Der gute Hajo immer auf Ausgleich bedacht. Er spielt mit seinem Leben. Er kann froh sein, dass er schon zu Großvaters Zeiten im Dienst unserer Familie gestanden hat. Sonst könnte er jetzt in Rente gehen.

Vater hasst Markus und wird von ihm fröhlich wieder gehasst. Sie sind wie Feuer und Wasser. Er übertreibt es zwar etwas, aber was Markus, dieser Müsliman sich da manchmal zusammenfaselt. «

Lars schüttelte verständnislos den Kopf, als er an seinen Onkel dachte.

Von der Koppel wehte das Schnauben und Wiehern der Pferde herüber, als würden sie ihm recht geben. Oder lachten sie ihn etwa aus? »Dummkopf!« Ruckartig hob er den Kopf und warf einen erneuten Blick auf die Koppel. Doch dort hatte sich nichts verändert. Die Pferde grasten friedlich vor sich hin. »Na klar, was hast du erwartet Alter, das die Pferde dich dumm angrinsen? Oder dass dir diese zugegeben schöne Emanze Britta entgegengeritten kommt? Schluss jetzt, mit diesem blöden Kram. Du hast gestern nicht zufällig doch mehr als einen Joint geraucht – hm?«

Dabei fiel ihm wieder sein Onkel ein. Er war fünf Jahre jünger als sein Vater, um die Fünfzig. Er sah aus wie in den Geschichtsbüchern, diese Alt-Achtundsechziger, lange Haare und Bart. Lars hätte ihn eigentlich fast mögen können. Er war kein schlechter Kerl. Aber Markus stand auf der falschen Seite, oder? Er hatte ein paar seltsame, unrealistische Ansichten. Er sah sich gerne als einer dieser Gutmenschen. Alle Tiere waren seine Freunde, man musste sie nur richtig behandeln. Fauna und Flora sollten möglichst nicht bearbeitet und angerührt werden. Die Natur konnte sich selber helfen und so weiter…

In gewisser Weise, sah Lars in Markus eine Art von Extremist. Er drückte seine Ansichten zwar nicht mit Bomben und Selbstmordattentaten durch, er nahm auch keine Geiseln, aber er war unnachgiebig in seiner Meinung, total kompromisslos.

»Das sind du und dein Vater auch.«

»Was?«, murmelte er und schaute erschrocken auf. Hatte da jemand etwas gesagt? Josef von Lilienstein ging mit weitausgreifenden Schritten voraus.

Lars wandte sich nach hinten. »Hast du was gesagt Hajo?« Der Oberförster warf ihm einen seltsamen Blick zu. »Nichts.« »Ähm, nun ja«, stotterte Lars ungewöhnlich verlegen, »dann habe ich mich wohl verhört.«

Hajo grinste plötzlich und wies mit dem Kinn auf den Schäferhund, der brav an der Leine ging.

»Wuff, wuff«, machte der Hund und schaute den Oberförster an. »Na siehst du Junge. Er hat´s zugegeben. Spaß beiseite, es dauert nicht mehr lange, bis wir vor Ort sind.«

Nach zehn Minuten endete der Feldweg und verlor sich im Wald.

Lars atmete innerlich auf, als sie zwischen Linden, Buchen und Ahornbäumen traten. Er konnte nicht wirklich sagen, warum das so war, aber hier fühlte er sich immer besser als im Dorf, geschweige denn in einer Kleinstadt wie Hochbergen. Irgendwie nicht so beengt. Er konnte freier atmen, freier denken. Seine Sinne schienen besser zu funktionieren. Deswegen machte er kurz vor Klausuren immer einen Spaziergang im Stadtpark, wenn es möglich war. Doch hier war es für ihn noch etwas besser auszuhalten.

Er rückte den rutschenden Riemen seines Gewehrs zurecht und beeilte sich mit den ausgreifenden Schritten seines Vaters Schritt zu halten. Als er merkte, dass Tristan hechelnd neben ihm her hoppelte, ging er langsamer. Er vergaß ab und zu, dass sein Hund schon ein älterer Herr war. Einige graue Haare hatten sich schon in sein Fell gestohlen. Lars hob den Blick wieder. Der Wald hatte sich gelichtet, sie hatten den Bach überquert und standen nun kurz vor dem Wirtschaftsweg zum Liliensteinkopf.

Er sah es schon von Weitem. Auf einem abgesägten Baumstamm saß der dicke Karl Oberhofer und wischte sich über die Stirn und den schwitzenden Kahlkopf. Himmel, man sollte nicht meinen, dass er eine Tochter hatte, mit einer Figur wie ein Fotomodell! Die blonde Janine stand neben ihrem Vater, und scherte sich nicht an dem, was neben ihr lag, der halbaufgefressene, zerrissene Rehbock.

Lars packte die Leine fester, als Tristan plötzlich leise anfing zu knurren. »Aus Tristan«, flüsterte er. »Lass das! Der Bürgermeister ist zwar nicht der Schönste, aber du brauchst ihn nicht anzuknurren!«

Prompt hörte Tristan auf, und trippelte neben ihm her, als könne ihn kein Wässerchen trüben. Lars musste unwillkürlich grinsen. Doch dann verging ihm das Grinsen und er verdrehte genervt die Augen. Wenn man an den Teufel dachte, dann kam er.

Drei Gestalten hockten ebenfalls vor dem verendeten Reh. Ein hagerer, sehniger Mann erhob sich schließlich. Die Arme vor der Brust verschränkt, stand er neben dem Bock am Bachufer. Er trug Jeans. Das karierte Hemd hatte er bis über die Ellbogen hochgekrempelt. Die schulterlangen, dunkelblonden Haare waren mit einem Gummi zurückgebunden und gaben silbergraue Schläfen frei. Die grauen Augen in dem kantigen Gesicht mit dem sorgsam gestutzten Kinnbart, wirkten ausdruckslos. Abwartend, die Lippen zusammengepresst sah der Mann ihnen entgegen.

Neben ihm stand eine schlanke, junge Frau ebenfalls in Jeans und einem kurzärmeligen dunkelgrünen Hemd. Ihre glatten dunkelbraunen Haare flossen lang und glänzend über den Rücken. Mit gerunzelter Stirn starrte sie die Männer an. Ihre grünen Augen schienen sie fast zu durchbohren. Ein junger Mann, rechts von ihr, hatte beschützend einen Arm um ihre Schultern gelegt. Lars war schon kräftig, aber dieser Typ war ein Riese. Über zwei Meter groß, einen kräftigen, muskulösen Oberkörper wie ein Baseballspieler. Er glaubte sich, zu erinnern, dass der Kerl tatsächlich Baseball spielte. Er musste in der Mannschaft der Universität Hochbergen sein. Mit der ultrakurzen, Igelstachligen Frisur, wirkte sein Gesicht noch kantiger und breiter, als es ohnehin schon war. Er sah ihnen entgegen, wie Arnold Schwarzenegger in ″der Terminator. ″ Das Britta, die ach so kluge Studentin der Veterinärmedizin auf so einen Typen hereinfiel, war ihm ein Rätsel.

»Oh nein«, stöhnte Lars leise. »Markus, Britta und Hannes Mühlenbeck. Deshalb waren sie nicht auf der Koppel. Sie haben den Riss auch entdeckt!«

Hajo Turtenbecker sagte nichts, wie immer.

Das Gesicht des Grafen blieb ausdruckslos. Als wenn nichts wäre berührte er mit seiner Stiefelspitze fast die Schnauze des getöteten Rehbocks, als er knapp vor den Dreien stehen blieb.

»Guten Morgen Markus«, sagte er laut. Die anderen ignorierte er. »Du hast den Riss also auch schon gefunden.«

Er warf einen kurzen Blick auf den Bock.

»Ja es ist ein Riss«, sagte Josef vom Lilienstein, noch einmal mit fester Stimme. »Was auch sonst! Weißt du schon, welches unserer heimischen Raubtiere das war?«

Markus hielt dem Blick seines Bruders stand.

»Natürlich wissen wir das«, sagte er.

»Britta hat mich auf die typischen Merkmale aufmerksam gemacht. Aber du ahnst es ja auch schon. Das war ein Wolf, genauer, mehrere Wölfe. Es ist nur noch wenig von dem Bock übrig. Was wir hier sehen, sind nur noch Haut und Knochen. Sie haben an Ort und Stelle gefressen. Wie hast du eigentlich von dem Riss erfahren?«

Der Graf blieb regungslos stehen. »Wie schon«, antwortete er, und wies mit dem Kopf auf den Bürgermeister. »Karl Oberhofer und Janine seine Tochter haben heute das Revier abgeschritten um noch drei Fotofallen für die Wildzählung anzubringen. Wir haben ein paar krankheitsbedingte Ausfälle bei den Forstarbeitern. Dabei haben sie es gesehen. Karl hat mich sofort angerufen. Ich glaube, ich sollte schon wissen, was in meinem Revier los ist.«

Lars schaute hinüber zu Hajo Turtenbecker und wunderte sich als der Förster, eher vom stoischen Gemüt, genervt die Augen verdrehte. Was war los mit ihm? Klar sein Vater übertrieb es manchmal etwas, aber er hatte recht – oder?

Markus schüttelte den Kopf. »Selbstverständlich solltest du wissen, was in deinem Wald vorgeht. Niemand macht dir das streitig. Die Frage ist, was ihr jetzt vorhabt. Sicher werdet ihr eine Aktion starten, bei der ihr die Gemeinde, sprich die umliegenden Bauern und Schäfer darüber aufklärt, welche Vorteile ein Wolf für ein gesundes Ökosystem hat - Graf!«, sagte er. Wobei er Graf fast wie ein Schimpfwort aussprach. Josef vom Lilienstein blieb äußerlich ruhig wie ein Stein. Nur die geballte, rechte Faust zeigte Lars, wie wütend sein Vater wieder war. Markus war ein Idiot. Musste er alles immer so hochkochen? Konnte er die Sorgen der Jäger und der Bevölkerung nicht einmal ernst nehmen?

Das Gewehr lässig über die rechte Schulter gehängt, trat Lars einen Schritt nach vorne.

»Natürlich werden wir die Bauern und den Rest der Bevölkerung darüber aufklären, dass vielleicht ein Wolfsrudel im Lilienthaler Forst herumstreicht. Das ist unsere Pflicht, oder? Immerhin dürften dann die Schafsherden auf den Bergwiesen des Liliensteinkopfes gefährdet sein. Jäger sind immerhin die Pfleger und Heger der Natur.«

»Der Junge hat recht«, sagte Karl Oberhofer. Er saß noch immer auf seinem Baumstumpf neben dem Riss. Anscheinend war er aber wieder zu Atem gekommen. Janine lehnte neben ihm an einem Baumstamm und rollte anscheinend gelangweilt mit den Augen.

»Nicht nur die Schafsherden«, der Bürgermeister gestikulierte aufgeregt, »auch ahnungslose Urlauber, die im Wald spazierengehen, dürften gefährdet sein. Ich sehe noch keine Vorteile durch den Wolf, Herr von Lilienstein!«

Markus beachtete den Bürgermeister nicht, wandte seinen Kopf, blickte zu seinem Neffen hinüber und seufzte.

»Ja, tatsächlich junger Mann, Heger und Pfleger, das solltet ihr sein. Wahrscheinlich werdet ihr den besorgten Bürgern deshalb folgendes mitteilen:

″Wie ihr vielleicht schon über die allgemeine Diskussion mit bekommen habt, kann man sich wegen der Schafsherden Hilfen bei der Landesregierung holen, informativer und finanzieller Art. Das andere Vieh, die Rinder, übrigens auch meine Pferde, sind durch die Zäune, die Hunde und menschliche Wächter, gut geschützt. Ein Wolfsrudel, oder gar ein Wolf werden sich hüten, diese Tiere oder gar einen Menschen anzugreifen. Das ist zu schwierig, zu gefährlich.″ Britta hatte sich mittlerweile aus der besitzergreifenden Umarmung von Hannes herausgewunden und musterte Lars und die anderen verächtlich.

»Wenn ihr sie einfach nur in Frieden lasst, werden sie sich an die Beute halten, die sie von Natur aus gewohnt sind. Hirsche, Rehe, Wildschweine, Hasen!«

»Blöde Zicke«, dachte Lars, und zuckte mit den Schultern.

»Ich habe nie etwas anderes behauptet. Wenn sie nicht in unsere Domänen einbrechen, werden wir sie nicht anfassen. Nur liebe Britta, es sind Tiere, oder?«

Janine die in ihrem Jagdanzug lässig neben ihrem Vater stand, hatte sich bisher zurückgehalten. Jetzt lächelte sie breit, ihr verächtliches, selbstgefälliges Lächeln.

Britta ballte die Faust, sah Janine an und sah Lars an, öffnete den Mund … Doch Markus runzelte die Stirn und schüttelte ganz leicht den Kopf. Daraufhin presste Britta die Lippen zusammen und zog sich einen Schritt zurück.

»Verdammt«, dachte Lars, »haben die was miteinander?« Bevor er diesen Gedanken vertiefen konnte, wurde er von seinem Vater unterbrochen.

Josef vom Lilienstein lächelte schmal, legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter und drückte ihn etwas zur Seite.

»Wir werden sehen was geschieht. Noch hat keiner von uns ein Rudel entdeckt. Notwendige Maßnahmen Markus, können wir erst ergreifen, wenn wir definitiv wissen, was ist. Im Sinne der Lebewesen und im Rahmen des Gesetzes.«

»Herr Graf!«, Markus verbeugte sich spöttisch, »sie reden ganz in meinem Sinne! Wenn ich mich an den teuflischen, monströsen Bären erinnere, den du hier vor fünf Jahren, heldenhaft mit deinen Mannen erlegt hast, nachdem er euch partout nicht vor´s Betäubungsgewehr laufen wollte, bin ich sicher, das sich der Rahmen des Gesetzes von einem Wolf nicht einengen lässt!«

Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Grafen. Eine eisige Höflichkeit legte sich in seine Stimme.

»Wölfe und Bären lieber Bruder stehen anscheinend unter deinem Schutz. Wiesel, Nutrias, Raubvögel, für diese Lebewesen lässt du alles stehen und liegen. Wenn du dich für menschliche Lebewesen auch immer so eingesetzt hättest, wäre unserer Familie einiges erspart geblieben. Denkst du nicht auch?«

Die augenblicklich eintretende Stille schien endlos.

Jeder wirkte wie erstarrt, als habe man vergessen ihn genügend aufzudrehen. Lars spürte wie Tristan an der Leine riss und leise knurrte.

Markus wurde blass. Seine Hand ballte sich zur Faust.

Für einen winzigen Augenblick sah Lars ihn ausholen, glaubte, das dessen geballte Rechte im Gesicht seines Vaters landen würde. Doch dann atmete er tief durch, die Faust öffnete sich. Mit heiserer Stimme sagte er, »kommt Leute! Wir haben für heute alles besprochen, und gesehen. Halten wir die Augen offen. Wenn es Neuigkeiten gibt, müssen wir uns eventuell noch einmal zusammensetzen.«

Markus von Lilienstein wandte sich jäh um und nahm die Richtung aus dem Wald hinaus, hinüber zum Wirtschaftsweg. Britta folgte ihm wortlos. Hannes Mühlenbeck warf dem Grafen einen ängstlichen Blick zu.

»Was für ein Jammerlappen!«, dachte Lars.

»Was Vater wohl mit dieser Bemerkung meinte?

Markus hätte ihm fast eine geschossen. Das wäre ihm bestimmt nicht gut bekommen. Der Alte hat eine gute Rechte. Er hat mir auch schon mal eine gepfeffert, weil ich als kleiner Junge Scheiße gebaut habe. Welche Leiche hat mein Lieblingsonkel wohl im Keller?«

»Nicht er hat die Leichen im Keller. Du erinnerst dich nur nicht mehr!«

»Was?«, murmelte Lars leise. Wer hat das gesagt?«

Etwas ängstlich schaute er sich um. Hörte er jetzt Stimmen? Das waren bestimmt die Nachwirkungen der Party in der letzten Nacht. Doch niemand achtete auf ihn. Tristan, den er immer noch fest an der Leine hielt, saß brav neben ihm und richtete schweifwedelnd seinen Hundeblick auf ihn.

»Du musst mit deinen Leuten, in der nächsten Zeit verstärkt eine Art Streife durch den Wald gehen!«, hörte er die scharfe Stimme seines Vaters. »Finde heraus Hajo, ob hier wirklich ein Wolfsrudel versucht, Fuß zu fassen. Wenn ja, dann benachrichtigst du die Jägerschaft. Dann müssen wir sehen, wie wir diese Tiere in Grenzen halten. Mein Bruder ist da leider etwas zu gutgläubig. Es stimmt Bürgermeister, was du über die Touristen sagst.«

Lars bemerkte, wie sein Vater ihm einen wohlwollenden Blick zusandte. »Auch Lars hat genau das Richtige gesagt. Die Wölfe würden uns das Rotwild verschrecken und dezimieren. Wenn notwendig, müssen wir sie in ihre Grenzen weisen.« Während sie den Rückweg durch den Wald antraten und über die Geschehnisse diskutierten, ging Lars etwas nicht aus dem Kopf. Tristan hatte nicht Markus angeknurrt. Er hatte zum Grafen geschaut, und sein Fell war gesträubt wie der Kamm eines Drachens. »Was war los mit dir?«, flüsterte er leise. »Du hast ihn angefletscht, als sei er der Teufel! Was hast du dir dabei gedacht?«

Aber er bekam keine Antwort. Natürlich nicht. Tristan war doch nur ein Hund – oder?

Seltsamerweise, war es nicht Hajo Turtenbecker, der den nächsten Vorfall meldete.

Vater und Sohn saßen schon längst wieder im Büro. Nach einer kleinen Kaffeepause in der kleinen privaten Kaffeelounge, sah Lars sich gezwungen, seine Aufmerksamkeit nun doch auf die Buchhaltung zu richten, wenn er keinen Ärger bekommen wollte. Seufzend saß er vor den Tabellen mit den Verkäufen und Umsätzen der Forst-AG und zwirbelte seinen Bart. Irgendwie würde er sich da schon durcharbeiten. Plötzlich zuckte er zusammen. Ein durchdringendes, schrilles Klingeln ertönte vom Schreibtisch seines Vaters her, der schließlich fluchend abnahm.

»Hannes Mühlenbeck!«

Josef von Lilienstein drückte die Taste für den Außenlautsprecher, damit sein Sohn mithören konnte.

»Herr Graf!«, Lars hatte den Eindruck dass Hannes gleich vor Aufregung und Empörung stottern würde. »Ich, ich habe sie gesehen – die Wölfe! Stellen sie sich das vor. Ich konnte aus einem Versteck heraus beobachten, wie sie ein Rehkitz erbeutet haben! Es sind wirklich mehrere. Es ist ein ganzes Rudel!«

Der Graf knurrte unwillig. »Ja, ja! Nun beruhigen sie sich mal. Jetzt wissen wir zwar, dass Wölfe da sind, aber weil sie ein Rehkitz gerissen haben, dürfen wir ihnen noch keinen auf den Pelz brennen. Das sollte ihnen ja wohl klar sein, wenn sie die Regeln für die Jagdprüfung schon durchgepaukt haben!«

»Einer der Wölfe hat mich angeknurrt«, sagte der junge Jäger mit ausdrucksloser Stimme. »Jetzt hat er kapiert«, dachte Lars, »das er andersrum besser ankommt, der Schleimscheißer!«

»Ich hatte Angst. Sie haben direkt vor mir gestanden, und angeknurrt. Die sind wirklich gefährlich. Langsam rückwärtsgehend, habe ich mich hinter einem Busch, im Unterholz des Waldes versteckt. Aber jemand der nicht mit Wölfen umzugehen weiß…«

Auf der Unterlippe kauend schwieg der Graf eine Sekunde. Seine Hände klopften einen leisen Wirbel auf das Holz der Schreibtischplatte.

»Herr Graf?«, fragte Hannes Mühlenbeck ungeduldig. »Ja«, sagte Josef von Lilienstein endlich, »das war wirklich eine gefährliche Situation, die man nur mit viel Erfahrung meistern kann. Ob ein normaler Spaziergänger sich so überlegt verhalten könnte, weiß ich nicht. Wie ist das, wären sie bereit ihre Erfahrung auf einer Bürgerversammlung zu wiederholen?«

»Selbstverständlich«, Lars sah ihn geradezu nicken. Bestimmt lief ihm der Sabber aus dem Mundwinkel. »Die Öffentlichkeit muss doch gewarnt werden.«

»Gut«, sagte der Graf, »dann werde ich für den Mittwochabend, in zwei Tagen eine Bürgerversammlung anberaumen, besser gesagt der Bürgermeister, Karl Oberhofer wird es tun. Ich spreche mit ihm. Hannes sie sind ein sehr verantwortungsvoller, junger Mann. Solche Leute wie sie kann ich in Zukunft gut gebrauchen. Wenn sie weiter so machen, kann ich mir vorstellen, das sie ihre Jagdprüfung mit Bravour bestehen!«

»Es ist ein verdammtes Glück für Hannes, das ich ihm durch das Telefon nicht aufs Maul hauen kann!« Lars starrte seinen Vater mit gerunzelter Stirn an, als er auflegte.

»Was guckst du so«, grinste der Graf. »Ja Hannes Mühlenbeck ist ein Hundesohn. Er rutscht irgendwann auf seiner eigenen Schleimspur aus. Aber er ist ein idealer Agent oder? War das nicht gut? ˝Oh, ich habe solche Angst vor den Wölfen!˝ Er hätte wirklich Schauspieler werden sollen! Markus ahnt nicht im Mindesten, dass Hannes unser Mann im Einsatz ist. Aber spätestens auf der Bürgerversammlung wird er es wissen.«

Lars starrte ihn entgeistert an. »Moment mal Vater. Du, du denkst doch nicht etwa … Du glaubst doch nicht Hannes … hätte das alles erfunden? Du glaubst doch nicht er hätte gar keine …«

»Wölfe gesehen?«, beendete der Graf den Satz mit ruhiger Stimme. »Natürlich! Warum sollte ich ihm nicht glauben? Er hat es gesagt. Wenn es sich später irgendwann anders herausstellen sollte … Nun, nicht unsere Schuld. Wir müssen Maßnahmen treffen um die Interessen der Bevölkerung zu vertreten!«

»Vater«, Hitze stieg Lars in den Kopf, nervös trommelte er auf die Schreibtischplatte. »Ich bin für den Schutz der Bevölkerung. Wölfe sind Raubtiere. Sie können gefährlich werden. Das weiß ich. Auch wenn manche Ökofritzen auf der Uni anders reden. Aber wenn es nicht stimmt, dass dieses Rudel ein Kitz geschlagen hat, dann ist es auch nicht richtig …«

Der Graf starrte ihn wortlos an. Röte stieg in sein Gesicht. Er atmete tief ein.

Schon wieder klingelte das Telefon.

Er presste die Lippen zusammen, drehte sich zu seinem Telefon um und riss den Hörer ans Ohr. »Wer ist da?«

»Josef, hier ist Karl! Hör zu. Ich habe gerade einen Anruf von einem ziemlich aufgeregten, wütenden Schäfer bekommen. Ich kenn ihn persönlich, du weißt doch, er hat für das letzte Erntedankfest ein Schaf gespendet!«

»Ja Karl, ich weiß, wen du meinst. Komm zur Sache.«

»Sofort. Er behauptet, dass in der Nacht eines seiner Tiere totgebissen und halb aufgefressen wurde.«

»Was!«

»Ja, tatsächlich. Er habe den Wolf auf frischer Tat ertappt und ihn aus Notwehr erschossen. Die Außenkamera an der Weide hat ein Video davon gedreht. Was meinst du, wir sollten die Bürgerversammlung vielleicht noch heute Abend anberaumen. Ich lege einen Text im Rathaus aus und an den zentralen Stellen im Dorf.«

»Alles klar. Hast du Markus auch schon angerufen?«

»Ich weiß nicht«, tönte Karl Oberhofers Stimme aus dem Hörer. »Könnten wir ihn nicht einfach vergessen? Er ist Bürger und kann genauso wie alle anderen die Anschläge lesen.« »Nein«, antwortete, Josef von Lilienstein. »Wir müssen ihn schon benachrichtigen. Der NabuLFo ist ein eingetragener, öffentlicher Verein, der angeblich Bürgerinteressen vertritt. Wir müssen ihn in seiner Eigenschaft als Vorsitzenden benachrichtigen. Soll Markus ruhig mit seinen Leuten kommen. Wir haben genug Material um zurückzuschießen. Das kann nicht so weitergehen. Das muss selbst der NabuLFo einsehen. Für wann setzt du die Versammlung an?«

»Zwanzig Uhr, okay?«

»Gut, lässt sich einrichten. Bis heute Abend Karl!« Der Graf legte auf und wandte sich Lars zu, der hinter ihm stand. »Du hast alles mitgehört. Ich denke, jetzt haben wir genug Gründe dafür gesammelt, um den Wolf in seine Schranken zu weisen. Heute Abend auf der Bürgerversammlung wird die Entscheidung fallen, dass wir diesem Wolfsrudel die Grenzen aufzeigen. Zumindest wird die Stimmung in der Bürgerschaft dahin tendieren. Ich denke mit ein paar Schreckschüssen, werden wir die Wölfe verjagen. Wenn wir natürlich von ihnen angegriffen werden, müssen wir auch gezielt schießen.«

Der Junge nickte, und kratzte sich am Kinn. »Ja gut. Das akzeptiere ich. Angriffe auf unsere Nutztiere dürfen wir nicht dulden. Sonst tanzen sie uns auf der Nase herum. Wir müssen unsere Existenzgrundlage schützen.«

Mit ernster Miene legte der Graf ihm die rechte Hand auf die Schulter. »Ich wusste, dass du die richtigen Schlüsse ziehst. Du bist schließlich mein Sohn. Du hast den Grundsatz derer von Lilienstein verstanden. Du weißt was die zwei überkreuzten Gewehre und der Jägerhut im Wappen bedeuten. Wir kämpfen für die Natur, für das Leben!« Lars errötete. »Danke! Ich … Mir ist da eben eine Idee gekommen. Vielleicht sollten wir zum Schutz der Bürgerschaft eine Art Wolfspatrouille einrichten! Hör zu …«

Josef von Lilienstein strich nachdenklich über sein Kinn, während er den begeisterten Ausführungen seines Sohnes zuhörte.

»Gute Idee«, sagte er zum Schluss. »Wirklich genial!« Ein breites Lächeln zog über sein Gesicht. »Möglicherweise noch etwas ausbaufähig, aber vom Grundsatz her in Ordnung. Du kannst jetzt Feierabend machen. Ruf Janine an, geh mit ihr einen Kaffee trinken, bereite dich auf heute Abend vor. Was auch immer du willst. Aber vorher solltest du auf den Schießstand gehen. Du bist ein guter Schütze Lars, aber du musst nicht nur gut, du musst perfekt sein. Besonders dann, wenn wir wirklich deine ˝Wolfspatrouille˝, ins Leben rufen. Denn sollten wir angegriffen werden müssen wir bereit sein. Aber Lars«, er sah ihn eindringlich an, »ich denke, es versteht sich von selber, das du erst auf der Bürgerversammlung über deinen Vorschlag redest. Man weiß nie, wer mithört. Also los«, lächelte der Graf, während seine Augen ausdruckslos blieben. »Ab auf den Schießstand. Zeig das du besser bist als Hannes Mühlenbeck!«