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"Der Geist des Llano Estacado" (1888) ist ein Buch des deutschen Schriftstellers Karl May. Die Geschichte, die laut Verfasser eine Reiseerzählung aus Amerika ist, handelt von Banditen, die "Die Geier" genannt werden. Das Wort "Llano Estacado" bedeutet "abgesteckte Ebene" (auf Englisch "Staked Plain"). Um diese gefährliche Wüste zu durchqueren, sind die meisten Leute auf die Pfähle, die den Weg durch die Ebene markieren, angewiesen. Die Geier setzen die Pfähle so um, dass Reisende ins Zentrum der Wüste geleitet werden und dort, vor Durst fast wehrlos, ausgeraubt werden. Verschiedene Helden versuchen, erst einzeln und dann zusammen, die Geier zu stoppen und eine große Karawane, die die Wüste durchkreuzen will, zu retten. Wichtige Charaktere im Buch sind "Die Snuffles", "Eisenherz", "Old Shatterhand", "Winnetou" und der "Bärenjäger". Der Geist des Llano Estacado ist eine mystische Person, die Mörder, Diebe und andere böse Menschen mit einem Schuss durch die Stirn tötet. Da niemand die Person gesehen hat, entsteht eine Legende, dass es ein Geist sei, der die Wüste vor Bösem schütze.
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Karl May
Der Geist der Llano Estakata
Bloody-fox
Zwei Männer kamen am Wasser dahergeritten, ein Weißer und ein Neger. Der erstere war sehr eigentümlich gekleidet. Er trug indianische Schuhe und Lederhosen, dazu einen einst dunkelblau gewesenen, jetzt aber sehr verschossenen Frack, mit Patten, hohen Achselpuffen und blank geputzten Messingknöpfen. Die langen Schöße hingen flügelartig rechts und links an den Seiten des Pferdes hernieder. Auf dem Kopfe saß ein riesiger, schwarzer Amazonenhut, welchen eine gelb gefärbte, unechte Straußenfeder schmückte. Bewaffnet war der kleine schmächtige Mann mit einer Doppelbüchse, welche ihm über die Schulter hing, mit einer Messer und zwei Revolvern, die er im Gürtel trug. An dem letzteren hingen mehrere Beutel, wohl zur Aufnahme der Munition und allerhand notwendiger Kleinigkeiten bestimmt; jetzt aber schienen sie ziemlich leer zu sein.
Der Schwarze war eine riesige, breitschulterige Figur. Auch er trug Mokassins und dazu indianische Leggins von jener Art, welche aus zwei voneinander getrennten Hosenbeinen bestehen, so daß man eigentlich Haut gegen Haut auf dem Pferde sitzt. Das ist aber freilich nur dann von Vorteil, wenn man ohne Sattel reitet. Zu dieser Bekleidung des Unterkörpers wollte freilich diejenige des Oberkörpers nicht recht passen, denn sie bestand aus dem Waffenrocke eines französischen Dragoneroffiziers. Dieses Kleidungsstück war wohl bei der französischen Invasion nach Mexiko gekommen und hatte sich dann auf unbekannten Umwegen auf den Leib des Schwarzen verirrt. Der Rock war dem herkulischen Neger viel zu kurz und viel zu eng; er konnte nicht zugeknöpft werden, und darum konnte man die breite, nackte Brust des Reiters sehen, welcher wohl deshalb kein Hemd trug, weil es im Westen keine Wäscherinnen und Plätterinnen gibt. Dafür aber hatte er ein großes, rot und weiß kariertes Tuch um seinen Hals gebunden und vom zu einer riesigen Schleife zusammengezipfelt. Der Kopf war unbedeckt, damit man die unzähligen kleinen, fettglänzenden Löckchen, die er sich anfrisiert hatte, sehen und bewundern könne. Bewaffnet war der Mann auch mit einem Doppelgewehre, außerdem mit einem Messer, einem irgendwo entdeckten Bajonette und einer Reiterpistole, deren Geburtsjahr jedenfalls auf Anno Tobak zu setzen war.
Beritten waren beide gut. Es war den Pferden anzusehen, daß heute ein weiter Weg hinter ihnen liege, und doch schritten sie noch so munter und kräftig aus, als ob sie ihre Reiter kaum stundenlang getragen hätten.
Die Ufer des Baches waren saftig grün bewachsen, doch nur in einer gewissen Breite. Über dieselbe hinaus gab es dürre Yuccas, fleischige Ajaren und vertrocknetes Bärengras, dessen wohl 15 Fuß hohe Stengel verblüht waren.
»Schlechte Gegend!« sagte der Weiße. »Im Norden hatten wir es besser. Nicht wahr, Bob?«
»Yes,« antwortete der Gefragte. »Massa Frank haben recht. Hier es Masser Bob nicht sehr gefallen. Wenn nur bald an Helmers Home kommen, denn Masser Bob haben Hunger wie ein Walfisch, welcher Haus verschlingt.«
»Der Walfisch kann kein Haus verschlingen,« erklärte Frank dem Schwarzen, »denn seine Gurgel ist zu eng dazu.«
»Mag Gurgel aufmachen, wie Masser Bob sie aufmacht, wenn er ißt! Wie weit es noch sein bis Helmers Home?«
»Das weiß ich nicht genau. Nach der Beschreibung, welche uns heute früh gemacht wurde, müssen wir bald am Ziele sein. Schau, kommt dort nicht ein Reiter?«
Er deutete nach rechts über das Wasser hinüber. Bob hielt sein Pferd an, legte die Hand über die Augen, um sie gegen die im Westen tiefstehende Sonne zu beschatten, öffnete nach seiner Weise den Mund sehr weit, um noch besser sehen zu können, und antwortete nach einer Weile:
»Ja, es sein ein Reiter, ein kleiner Mann, auf großem Pferd. Er kommen hierher zu Masser Bob und Massa Frank.«
Der Reiter, von welchem die Rede war, kam in scharfem Trabe herbei, hielt aber nicht auf die beiden zu, sondern schien ihnen vom quer über ihre Richtung kommen zu wollen. Er that gar nicht so, als ob er sie sehe.
»Sonderbarer Kerl!« brummte Frank. »Hier im wilden Westen ist man doch froh, einen Menschen zu sehen; diesem scheint aber gar nichts an unserer Begegnung zu liegen. Entweder ist er ein Menschenfeind, oder hat er kein gutes Gewissen.«
»Soll Masser Bob ihn einmal rufen?«
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