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Die Fortsetzung des Fantasy-Epos. Endlich hat Nikko jemandem gefunden, mit dem er die Geheimnisse des Nekromanten ergründen kann. Doch stellt sich schnell heraus, dass wieder einmal nicht alles so verläuft, wie es der junge Meister gern hätte. Kann er dem Fürstmagier wirklich vertrauen, oder versucht dieser doch nur, Nikko zu übervorteilen? Auch der Konfrontation mit Peryndor kann Nikko nicht länger aus dem Weg gehen, doch scheint der Alte mittlerweile ohnehin seine eigenen Ziele zu verfolgen. Schließlich muss sich der junge Zauberer sogar noch mit einem weiteren Geist der Vergangenheit herumschlagen. Null Papier Verlag
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Seitenzahl: 153
N. Bernhardt
Buch XIII: Ein zweifelhafter Bund
Der Hexer von Hymal
N. Bernhardt
Buch XIII: Ein zweifelhafter Bund
Der Hexer von Hymal
Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 2. Auflage, ISBN 978-3-954185-59-7
www.null-papier.de/hymal
null-papier.de/katalog
Inhaltsverzeichnis
Erstes Kapitel: Ein Lied für einen Dämon
Zweites Kapitel: Wie befürchtet?
Drittes Kapitel: Alles wieder gut
Viertes Kapitel: Die Festung der Meister
Fünftes Kapitel: Ein überfälliges Gespräch
Sechstes Kapitel: Neue Möglichkeiten
Siebtes Kapitel: Späte Gerechtigkeit
Ausblick
Endlich hat Nikko jemandem gefunden, mit dem er die Geheimnisse des Nekromanten ergründen kann. Doch stellt sich schnell heraus, dass wieder einmal nicht alles so verläuft, wie es der junge Meister gern hätte. Kann er dem Fürstmagier wirklich vertrauen, oder versucht dieser doch nur, Nikko zu übervorteilen?
Auch der Konfrontation mit Peryndor kann Nikko nicht länger aus dem Weg gehen, doch scheint der Alte mittlerweile ohnehin seine eigenen Ziele zu verfolgen. Schließlich muss sich der junge Zauberer sogar noch mit einem weiteren Geist der Vergangenheit herumschlagen.
Weitere Informationen zur Reihe und zum Autor finden Sie unter:
hymal.info
Es waren Blicke voll von Erstaunen, Erschrecken und endloser Missbilligung gewesen, mit denen Peryndor seinen Zögling durchbohrt hatte. Den Mund hatte der greise Meister jedoch nicht aufbekommen.
Schnell hatte Nikko die heiklen Bücher aus dem Teleportring gewuchtet und dem Großmeister in aller Freundlichkeit bedeutet, dass der Ring nun zu dessen Verfügung stand. Es war dem jungen Zauberer dabei sogar ernst gewesen. Wie skurril seine Geste auf den Alten gewirkt haben mochte, wurde Nikko erst später klar.
Ohne dass auch nur ein einziges Wort gefallen war, hatte sich Peryndor dann wegteleportiert. Sogar Meister Nibegu hatte die ganze Zeit geschwiegen, sich dabei ein süffisantes Grinsen jedoch nicht verkneifen können.
»Ich werde die Bücher abholen lassen, Meister Nikko«, hatte er schließlich gesagt, als der Großmeister weg war, und lächelnd hinzugefügt: »Es wäre mir eine große Freude, mit Euch später das Abendmahl zu teilen.«
Am Nachmittag war mit Nikko nicht mehr viel anzufangen. Wieder und wieder ließ er sich die kurzen Augenblicke des Zusammentreffens mit Peryndor durch den Kopf gehen. Wieder und wieder versuchte er, dessen Blicke zu entschlüsseln, obwohl sie wenig Zweifel daran gelassen hatten, wie sehr dem Alten Nikkos plötzliches Auftauchen missfallen haben musste.
Peryndor war immerhin einer seiner wenigen Verbündeten, wenn nicht sogar fast schon ein Freund. Den Großmeister so verärgert zu haben, behagte dem Zauberer daher überhaupt nicht. Aber war der Alte wirklich verärgert gewesen oder doch nur erstaunt, vielleicht sogar einfach nur erschrocken?
Es war schwierig zu sagen, erfreut schien er jedenfalls nicht gewesen zu sein, Nikko so plötzlich hier angetroffen zu haben. Warum sollte er auch? Peryndor hatte dem jungen Zauberer die Reise zu den Meistern des Südens ja immer wieder versagt.
Weshalb hatte der Alte aber kein einziges Wort gesagt? Das war doch so gar nicht seine Art. War er wirklich nur zu erschrocken gewesen? Nein, im ersten Augenblick vielleicht, aber er hätte sich schnell wieder fangen müssen.
Nibegu? Ja, Peryndor hatte wohl einfach vor seinem Gastgeber keinen Skandal provozieren wollen. Der stolze Großmeister war stets viel zu sehr um sein Ansehen bemüht, als dass er sich seinen Ärger hier hätte anmerken lassen.
Das hieße aber, die Sache war nur aufgeschoben, nicht jedoch aufgehoben. Oh je, bei ihrem nächsten Zusammentreffen würde der Alte Nikko vermutlich zur Rede stellen! Bis dahin musste der junge Zauberer sich endlich eine glaubhafte Ausrede zurechtgelegt haben.
Ob die bloße Behauptung wohl ausreichen würde, dass sich das Teleportmuster von Ghalla-Umbua in Thorodos’ Buch befände und Nikko es einfach nur einmal ausprobieren wollte? Der junge Meister war sich plötzlich nicht mehr ganz so sicher.
Dennoch, das so lange gefürchtete Zusammentreffen mit Peryndor hatte Nikko endlich hinter sich gebracht. Auch wenn das dicke Ende wohl noch kommen würde, verspürte der Zauberer nun erst einmal eine gewisse Erleichterung.
Wahrscheinlich war es sogar gut, dass die Anwesenheit des Fürstmagiers den Alten zum Schweigen veranlasst hatte. So hatte Peryndor zunächst etwas Zeit, um sich wieder abzuregen. Wenn Nikko das nächste Mal auf den Großmeister träfe, könnten sie vielleicht schon über die Sache lachen.
Am Abend dann hatte ein Bediensteter den jungen Magier abgeholt und in den Speisesaal geleitet, wo es sich der Fürstmagier bereits gemütlich gemacht hatte. Mit einem warmen Lächeln bedeutete er Nikko, sich zu setzen und sich an den üppigen Speisen zu bedienen.
»Ihr habt dem armen Großmeister heute Mittag aber einen ordentlichen Schrecken eingejagt, Meister Nikko«, grinste Nibegu. »So sprachlos habe ich ihn nur sehr selten erlebt. Sehr selten.«
»Glaubt mir, ich war nicht minder erschrocken«, zuckte Nikko die Schultern. »Was hatte Peryndor hier überhaupt gewollt?«
»Er war auf meine Einladung hin hier«, überraschte der Fürstmagier. »Ihr selbst hattet doch erwähnt, dass Großmeister Peryndor einst einer von denen gewesen war, die mit Meister Hafuch den Frieden aushandelten.«
»Ich wollte es mir einfach nicht nehmen lassen, darüber einen Bericht aus erster Hand zu erhalten«, fügte er grinsend hinzu. »Ich hoffe jedoch aus tiefstem Herzen, dass dieses … Zusammentreffen Euch nicht in irgendwelche … Schwierigkeiten gebracht hat.«
Der junge Zauberer war sich nun gar nicht mehr sicher, ob das alles wirklich nur ein dummer Zufall gewesen war. Nibegu hatte doch damit rechnen müssen, das Nikko jederzeit aus Halfuár zurückkommen konnte. Hatte der Fürstmagier das Aufeinandertreffen etwa bewusst provoziert?
»Macht Euch darüber keine Sorgen«, lächelte Nikko die Bedenken seines Gastgeber vorsichtshalber weg und lenkte dann ab: »Habt Ihr denn etwas Interessantes von ihm erfahren können?«
»Nur wenig«, seufzte Nibegu. »Er hatte bei den damaligen Verhandlungen mit dem Nekromanten anscheinend eine deutlich geringere Rolle gespielt, als er Euch wohl glauben machen wollte.«
Das sah Peryndor schon ähnlich. Aber warum legte der Fürstmagier auch noch seinen Finger in diese Wunde? Versuchte er etwa, Zwietracht zwischen Nikko und dem Großmeister zu säen? Es deutete zwar einiges darauf hin, was allerdings hätte Meister Nibegu davon?
»Doch lasst uns lieber über wichtigere Dinge reden«, lächelte der Herr des Hauses dann. »Ich werde wohl einige Zeit für das Studium Eurer Bücher benötigen. Jedoch sollt Ihr Euch so lange natürlich nicht zu sehr langweilen müssen. Was haltet Ihr davon, wenn ich Euch morgen zeige, wie wir hier im Süden mit den Dämonen kommunizieren?«
»Sehr gerne«, glänzten Nikkos Augen, und alle Zweifel waren vergessen. »Ich freue mich schon darauf!«
Nikko hatte in der folgenden Nacht kaum ein Auge zugetan – diesmal wegen der Vorfreude auf die gemeinsame Arbeit mit dem Fürstmagier, nicht etwa vor lauter Sorgen, wie sonst so oft.
Die Idee, mit einem Dämon einfach nur zu reden, statt ihn gleich zu beschwören, hatte den Zauberer ja schon fasziniert, als Nibegu ihm das erste Mal davon erzählt hatte. Nikko wusste schließlich aus eigener Erfahrung nur zu gut, welche Risiken die Beschwörung solch mächtiger Wesen mit sich brachte.
Das Morgenmahl war dann ganz schnell hinuntergeschlungen. Danach blieb dem jungen Zauberer nur ungeduldiges Warten und Hoffen, dass bald ein Bediensteter käme, ihn endlich abzuholen.
Irgendwann war es schließlich so weit. Im Schlepptau eines Dieners, der ihn quer durch das Anwesen und dann hinunter in dessen Gewölbe führte, überlegte Nikko noch, ob es eigentlich immer derselbe Mann war, der ihn da abholte. Er musste sich jedoch eingestehen, dass sich für ihn die Menschen hier unten im Süden allesamt zu ähnlich sahen, um sie wirklich auseinanderzuhalten zu können – mit Ausnahme des Fürstmagiers natürlich.
»Guten Morgen, Meister Nikko«, begrüßte ihn dieser schließlich in einer mittelgroßen Kammer irgendwo im Keller des Anwesens. »Seid Ihr bereit?«
»Das bin ich«, grinste der junge Zauberer und konnte es kaum erwarten, endlich anzufangen.
»Also gut«, lächelte Meister Nibegu. »Wie ich Euch ja schon erklärt habe, unterscheiden sich unsere Ansätze bei der … Befragung von Dämonen in vielerlei Hinsicht von den Euren. Während Ihr sie gleich voll und ganz in unsere Welt zwingt, kommunizieren wir einfach nur mit ihnen, und zwar in einer tiefen Meditation.«
»Sicherlich haben beide Wege ihre Vor- und Nachteile«, zuckte er dann die Schultern. »Unser Weg dürfte jedoch viel weniger riskant sein, obwohl auch er nicht ganz ohne Gefahren ist.«
»Was denn für Gefahren?«, wunderte sich Nikko.
»Besessenheit«, lächelte der Fürstmagier. »Ja, auch wenn wir während des Rituals nicht in physischem Kontakt mit dem Dämon stehen, sind wir doch mental mit ihm verbunden. Wenn wir Fehler machen, kann das unseren Geist verwirren oder uns in den Wahnsinn treiben. Im schlimmsten Fall werden wir sogar völlig von dem Dämon besessen.«
Nikko war daraufhin ziemlich enttäuscht, hatte er doch gehofft, dass gerade eine Besessenheit bei einem solchen Ritual ausgeschlossen war. Eine Erfahrungen, wie er sie mit dem Dämon Syth’lar gemacht hatte, wollte er schließlich nicht noch einmal erleben.
»Macht Euch aber keine allzu großen Sorgen, junger Kollege«, munterte Nibegu ihn gleich wieder auf. »Ein paar einfache Schutzzauber minimieren die Gefahr. Außerdem ist eine Besessenheit durchaus heilbar.«
»Natürlich«, zwang sich Nikko ein Lächeln auf die Lippen. Er wusste ja allzu gut, was es bedeutet, besessen zu sein.
»Um mit einem Dämon zu kommunizieren, muss sich der Magier in tiefer Trance befinden«, erklärte der Fürstmagier nach einigen Augenblicken. »Wir schaffen diesen Zustand durch betörende Dämpfe, hypnotische Musik, ekstatischen Tanz und Gesang.«
»Ihr werdet später noch sehen, was ich meine«, grinste er und fuhr fort: »Jeder Dämon hat dabei sein ganz eigenes Lied. Die Texte sind jedoch nur wenigen Zauberern bekannt. Tatsächlich dürfte es wohl keinen geben, der sie wirklich alle kennt. Ich selbst verfüge über einige Dutzend Lieder, von denen ich eines … vielleicht auch mehrere … mit Euch zu teilen bereit bin.«
Nikko konnte diese scheinbare Freundlichkeit nur mit einem müden Lächeln quittieren, denn bislang waren die Ausführungen Nibegus eher eine Enttäuschung. Die vom Nekromanten erlernte Technik der Beschwörung kam ihm irgendwie sinnvoller vor, und auch mächtiger. Trotzdem, er würde natürlich erst einmal abwarten, wie das Ritual letztlich verlief.
»Nun gut, Kollege«, nickte der Fürstmagier. »Ich schlage vor, dass Ihr zunächst einem Ritual einfach nur beiwohnt und mir dabei genau zuseht. Anschließend beantworte ich selbstverständlich all Eure Fragen.«
»Einverstanden«, freute sich Nikko, und war nun doch wieder gespannt auf das Ritual.
Auf ein Fingerschnippen des Hausherrn hin betraten ein paar Bedienstete den Raum und brachten einige Utensilien mit, darunter eine große Trommel. Während ein Diener in der Mitte des Zimmers in einer steinernen Schale ein kleines Feuer entfachte, stellte ein anderer die Trommel auf und postierte sich dahinter.
Ohne weitere Worte begann dieser nach einigen Augenblicken, monotone Schläge in sehr langsamem Tempo zu trommeln. Etwas später setzte ein anderer Mann mit einer Art Flöte oder Pfeife ein und betonte damit jeden zweiten Trommelschlag. Schließlich untermalten zwei weitere Diener die Musik mit komischen Lauten, die man mit einiger Phantasie als Singsang bezeichnen konnte.
Meister Nibegu widmete sich hingegen dem Feuer, wobei er die Musik zunächst zu ignorieren schien. Nachdem er etwas Pulver in die Flammen gestreut hatte, puffte es laut und farbenfroh, dann breitete sich ein seltsamer Duft im Raum aus.
Nun begann der Fürstmagier, im Rhythmus der jetzt schneller und schneller werdenden Musik um das Feuer herum zu tanzen.
Nikko, dem die gesamte Darbietung anfangs eher plump vorgekommen war, wurde nun mehr und mehr mitgerissen. Die rhythmisch monotone Musik, der hypnotische Singsang und wohl auch der betörende Geruch brachten ihn in große Versuchung selbst mitzutanzen, doch beließ er es lieber dabei, nur mit Kopf und Oberkörper im Takt zu wippen.
Wie lange es so weiterging, war schwierig zu sagen. Ohne Unterlass tönte die Musik und Nibegu tanzte um das Feuer herum. Dann plötzlich blieb er stehen, riss die Arme in die Höhe und begann zu singen.
Was genau das Lied bedeutete, verstand Nikko nicht, da es in der Sprache des Südens erklang. Er merkte jedoch, wie sich die Musik nun änderte. Sie wurde langsamer und dann sogar melodisch.
Der junge Zauberer nahm jetzt erste Muster in der Kraft wahr, wenn auch noch eher diffus. Waren diese das Resultat der neuen Melodie oder des Liedes? Aber vielleicht hatte er beim Rhythmus der vorherigen Musik ja einfach nicht darauf geachtet, ob sie bereits vorhanden waren.
Der Fürstmagier streute erneut Pulver in die Flammen, woraufhin es wieder kräftig puffte. Dann setzte er sich auf den Boden und starrte in das Feuer, während die Bediensteten das Lied des Dämons weitersangen.
Nach einem Augenblick verschränkte Nibegu die Arme vor der Brust und schloss die Augen. Die vorher bereits wahrgenommenen Muster wurden nun zwar stärker, blieben jedoch zu diffus, um Genaueres erkennen zu können. Mehr passierte leider nicht.
Trotz des Geruchs und Gesangs war Nikko hellwach und bei klarem Verstand. Es war zwar verführerisch, sich der Trance hinzugeben, aber er wollte hier schließlich etwas lernen. So konnte er auch ziemlich sicher sagen, dass der Meister vielleicht eine Viertelstunde in seiner Position verharrte.
Dann plötzlich Gebrüll! Die Bediensteten erschreckten den Zauberer mit schrillen Schreien, wildem Getrommel und scharfen Tönen aus dem anderen Instrument. Kurz darauf stimmte auch der Fürstmagier selbst in den schrecklichen Lärm ein.
Nach einigen Minuten streute er wieder etwas Pulver in das Feuer, doch puffte es diesmal nicht. Wenig später löschte einer der Diener die Flammen.
»Ich hoffe, es hat Euch gefallen«, keuchte der schweißgebadete Nibegu und grinste zufrieden.
Nikko wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte. Sicher, es war ein sehr interessantes Ritual gewesen. Von der eigentlichen Unterredung mit dem Dämon, der das ganze Theater ja gedient haben dürfte, hatte er allerdings nichts mitbekommen. Dennoch musste er natürlich die Höflichkeit wahren.
»Das hat es«, lächelte Nikko also, fügte aber gleich hinzu: »Auch wenn ich von dem Dämon nicht viel erkennen konnte.«
»Natürlich nicht«, lachte der Fürstmagier laut. »Er war ja auch nur in meinem Kopf. Es war mir aber trotzdem wichtig, dass Ihr zunächst einmal dem ganzen Ritual beiwohnt.«
»Habt vielen Dank dafür«, nickte der junge Zauberer. »Es war auch so durchaus interessant. Vor allem der Einsatz von Musik und Gesang in der Zauberei ist bei uns im Norden weitaus weniger verbreitet.«
»Das stimmt«, lächelte Nibegu. »Doch ist es letztlich egal, wie der Magier die Muster wirkt.«
»Da habt Ihr recht«, lachte Nikko. »Vermutlich macht die Zauberei mit all der schönen Musik sogar viel mehr Spaß.«
»Nun, ich vermute, Ihr habt Fragen«, erwiderte der Fürstmagier und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Also fragt, Kollege!«
»Wozu diente der schreckliche Lärm am Ende des Rituals?«, war das erste, was Nikko einfiel. »Sollte das eine Art Bannung gewesen sein.«
»Ganz genau«, lächelte der Fürstmagier. »Mit dem Krach vertreiben wir den Dämon und all seinen Einfluss. Das habt Ihr gut erkannt.«
»Dann müsste Euer Tanz am Anfang dem Schutz gedient haben«, mutmaßte Nikko. »Habt Ihr, indem Ihr um das Feuer getanzt seid, einen Schutzkreis definiert?«
»Wieder richtig«, lobte Nibegu. »Ihr seht also, unsere auf den ersten Blick so verschiedenen Methoden haben doch einiges gemeinsam.«
»Das stimmt«, pflichtete Nikko bei. »Das Lied in der Mitte muss daher der eigentlichen Beschwörung gedient haben. Wo wir den Dämon mit dessen Siegel rufen, singt Ihr eben sein Lied.«
»Korrekt«, nickte der Herr des Hauses. »Ihr werdet das Lied auswendig lernen müssen, wenn Ihr Hawabo selbst rufen wollt.«
»Hawabo?«
»Das ist der … unser Name für den Dämon, den ich gerufen hatte«, erklärte Nibegu. »Ich vermute, bei Euch ist er unter einem anderen, doch ähnlichen Namen bekannt. Ebenso, wie der von Euch Faza genannte Dämon bei uns Wuaso heißt.«
»Wenn dieser Hawabo einer der höheren Dämonen ist, müsste er in den Büchern zu finden sein«, bemerkte Nikko. »Wofür steht er denn?«
»Ich weiß nicht genau, was Ihr damit meint«, war der Fürstmagier scheinbar verwirrt und fügte lächelnd hinzu: »Macht Euch aber keine Sorgen. Ich werde die Werke noch bis in jede Einzelheit studieren und dann alles Wissen zusammenfügen.«
»Nun ist es an Euch, Meister Nikko«, wechselte er daraufhin das Thema. »Ich habe Euch das Lied Hawabos aufgeschrieben und auch eine Übersetzung beigefügt. Lernt es auswendig, das Original meine ich, dann können wir uns der Praxis widmen.«
»Habt vielen Dank«, lächelte Nikko und freute sich nun doch darauf, diesen Hawabo selbst mittels des eben erlebten Rituals zu rufen. »Ich werde mich bemühen, es so schnell wie möglich zu erlernen.«
Fast eine ganze Woche hatte der junge Meister gebraucht, um das Lied Hawabos endlich auswendig zu können. Immerhin umfasste es mehrere Seiten in der Sprache des Südens, die in Nikkos Ohren nur wie Kauderwelsch klang.
Die beigefügte Übersetzung machte zwar klar, dass der Text vor allem aus Preisungen und Lobgesang auf den Dämon bestand, aber beim Auswendiglernen des Originals hatte dies nicht viel geholfen.
Letztlich waren es doch die Muster in der Kraft gewesen, die es Nikko ermöglicht hatten, den Text endlich zu meistern. Wenn er die Worte nur kräftig genug aussprach, konnte er die Schwingungen in der Kraft nämlich wahrnehmen. Anfangs ganz diffus, später dann glasklar. So hatten erst die Muster für den Zauberer die nötige Ordnung in die wirren Worte gebracht.
So oder so, nach vielen Tagen des Lernens und Probierens könnte Nikko das Lied jetzt vom Anfang bis zum Ende frei vortragen. Könnte – denn ausprobiert hatte er es noch nicht! Das ganze Lied zu singen, dürfte ja den Dämon an sich rufen, was ohne die schützenden Teile des Rituals ein ziemlich gefährliches Unterfangen wäre.
Meister Nibegu hatte Nikko gar nicht davor gewarnt, das Lied während des Lernens vollständig zu rezitieren. Dem jungen Zauberer fiel dieser Umstand allerdings erst jetzt auf.
War der Fürstmagier etwa davon ausgegangen, dass der junge Meister selbst alle nötigen Vorkehrungen zu seinem Schutze träfe? War er vielleicht nur nachlässig gewesen, oder hoffte er sogar darauf, dass er auf diese Weise einen lästigen Konkurrenten los würde und sich dann ganz allein über das Erbe des Nekromanten hermachen könnte?
Da waren sie also wieder, die hässlichen Gedanken. Vermutlich war Nikko einfach zu misstrauisch. Trotzdem, er sollte lieber stets das Schlimmste annehmen. Nur so war er allen Gefahren gewappnet.
Je mehr er dann darüber nachdachte, desto sicherer wurde er sich, dass Meister Nibegu davon ausgehen musste, dass sein Schüler selbst für seinen Schutz sorgte. Immerhin war Nikko ja schon ein richtiger Meister und kein einfacher Adept oder gar Novize. Zudem hatte er bereits während des Rituals erkannt, dass das Lied den Dämonen an sich rief. Da war es doch mehr als selbstverständlich, es außerhalb des Rituals nicht leichtsinnig zu rezitieren.
Nikko war nun wieder davon überzeugt, dass der Fürstmagier ihn nicht zu hintergehen versuchte. Er würde zwar trotz allem die nötige Vorsicht walten lassen, doch nun galt es erst einmal, das gerade Gelernte auch in die Praxis umzusetzen.