Der junge Nachbar - Armin A. Alexander - E-Book

Der junge Nachbar E-Book

Armin A. Alexander

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Beschreibung

Durch Zufall entdeckt Barbara, wie ein junger Mann sie von der Wohnung gegenüber aus heimlich beobachtet, während sie sich leicht bekleidet in ihrer bewegt. Sie versucht, ihn durch erotische Inszenierungen aus der Reserve zu locken. Doch er bleibt passiv. Da beschließt sie, ihn fürs »Spannen« zu »bestrafen«. Meinald hangelt sich von einer befristeten Stelle zur nächsten. Ohne große Hoffnung bewirbt er sich als Bibliothekar für eine ihm bis dahin unbekannte private Bibliothek und wird genommen. Das Kuratorium setzt sich aus rührigen, alten Herrschaft zusammen, was eine geruhsame Tätigkeit verspricht. Dann begegnet er dem vierten Mitglied, einer attraktiven und resoluten Frau seines Alters, von der er sofort fasziniert ist und er gefällt ihr auch. Doch als er auf ihre eindeutigen Avancen nur zögerlich eingeht, verliert sie die Geduld, was für ihn in einer schmerzhaften Erfahrung endet, die er aber sehr genießt. Ferner enthalten sind die Erzählungen: Verdiente Strafe Hausputz Der Egoistin Mores lehren

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Seitenzahl: 195

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Durch Zufall entdeckt Barbara, wie ein junger Mann sie von der Wohnung gegenüber aus heimlich beobachtet, während sie sich leicht bekleidet in ihrer bewegt. Sie versucht, ihn durch erotische Inszenierungen aus der Reserve zu locken. Doch er bleibt passiv. Da beschließt sie, ihn fürs ›Spannen‹ zu ›bestrafen‹.

Meinald hangelt sich von einer befristeten Stelle zur nächsten. Ohne große Hoffnung bewirbt er sich als Bibliothekar für eine ihm bis dahin unbekannte private Bibliothek und wird genommen. Das Kuratorium setzt sich aus rührigen, alten Herrschaft zusammen, was eine geruhsame Tätigkeit verspricht. Dann begegnet er dem vierten Mitglied, einer attraktiven und resoluten Frau seines Alters, von der er sofort fasziniert ist und er gefällt ihr auch. Doch als er auf ihre eindeutigen Avancen nur zögerlich eingeht, verliert sie die Geduld, was für ihn in einer schmerzhaften Erfahrung endet, die er aber sehr genießt.

Armin A. Alexander

Derjunge Nachbar

Erzählungen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2020 Armin A. Alexander

1. Auflage Mai 2020

Umschlag, Umschlagfoto und Satz:

Armin A. Alexander

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783751912198

http://blog.arminaugustalexander.de

Der junge Nachbar

1.

Die Abenddämmerung zog herauf. Die Sonne schickte sich an, als große tiefrote Scheibe hinter dem Horizont zu versinken. Die frühsommerlich warme Luft war erfüllt vom Balzgesang der Vögel. Eine adäquate Kulisse für das, was an diesem Abend geschehen sollte.

Es war das vierte Mal, daß Barbara ihr Wohnzimmer, das auf einen kleinen, idyllischen Hinterhof hinaussah, zur Bühne einer exklusiven Vorstellung für einen besonderen Zuschauer machte. Sie hielt es durchaus für möglich, daß dieser tatsächlich noch nicht bemerkt haben könnte, oder – zumindest vorerst – nicht bemerken wollte, daß die Inszenierung für ihn allein geschah. Würde er jedoch in absehbarer Zeit keine wie immer geartete Reaktion zeigen, befürchtete sie, die Lust zu verlieren, diese kleinen Darbietungen fortzusetzen, die ihr soviel Freude bereiteten.

Sie erinnerte sich nur noch ungefähr daran, wann ihr der nette junge Mann von gegenüber zum ersten Mal bewußt aufgefallen war. Wie oft mochte er sie schon abends von seinem dunklen Zimmer aus hinter der Gardine stehend beobachtet haben?

Eines Abends, sie bewegte sich wie meist leicht bekleidet in der Wohnung, warf sie zufällig einen Blick aus dem Fenster in den Hof hinunter. Dabei sah sie, wie sich die Gardine in der Wohnung gegenüber auf eine Weise bewegte, deren Ursache nur im plötzlichen und wahrscheinlich schamvollen Zurückziehen einer Person liegen konnte, die sich entdeckt glaubte.

Sie mußte schmunzeln. Hätte der ›Voyeur‹ gewußt, es mit einer passionierten Exhibitionistin zu tun zu haben, die diesen nicht nur mit vergnüglicher Selbstverliebtheit betrieb, sondern die das Wissen, ›heimlich‹ beobachtet zu werden, sexuell erregen konnte, insbesondere, wenn der ›Voyeur‹ dabei sexuell erregt wurde und am besten noch bei ihrem Anblick onanierte, hätte er seinen Beobachtungsstandort wahrscheinlich nicht verlassen. Sie hätte sich nicht nur verhalten, als wäre ihr gar nicht aufgefallen, wie er sie ›verstohlen‹ beobachtete, sondern hätte ihm erst recht etwas, absolut nicht jugendfreies geboten.

Sie trat vom Fenster zurück, als hätte sie nichts bemerkt, und wartete darauf, daß der ›Voyeur‹ von gegenüber seinen ›Beobachtungsposten‹ wieder einnahm. Doch nichts geschah, zumindest entdeckte sie nichts, was darauf schließen ließ. Er traute sich vermutlich aus Angst vor Entdeckung nicht, was sie auf eigentümliche Weise berührte.

Am darauffolgenden Tag versuchte sie herauszufinden, wer ihr ›Voyeur‹ war. Bisher hatte sie sich kaum dafür interessiert, wer im Haus gegenüber auf der Höhe ihrer Wohnung lebte. Sie war durchaus angenehm überrascht, als sie feststellte, daß es der nette junge Mann war, der ihr stets etwas schüchtern auf der Straße nachschaute, begegneten sie sich dort. Bei schüchternen jungen Männern verspürte sie manchmal ein beinahe mütterliches Bedürfnis, sie an die Hand zu nehmen und von dieser zu befreien, wenn es sein mußte auch und am liebsten auf unkonventionelle Weise.

Verwunderlich war es nicht, wurde ihr nachgeschaut. Durch ihre extravagante Art sich zu kleiden – vorwiegend elegante maßgefertigte körperbetonte Lederbekleidung, zudem war sie groß gewachsen – zog sie nicht nur die Blicke der Männer auf sich. Ihr Faible für hohe Absätze ließen ihre ohnehin langen Beine noch etwas länger und sie selbst noch etwas größer erscheinen. Sie genoß diese teils offenen, aber leider allzu oft verstohlenen Blicke sehr, stellten diese selbst für eine attraktive feminin üppige Fünfzigerin ein besonderes Kompliment dar. Sie haderte nicht mit ihrem Alter, wie es viele taten. Sie akzeptierte es. Abgesehen davon war sie überzeugt, daß der Sex in ihrem Leben noch nie so gut war wie derzeit und lustvoller, erfüllter Sex kein Vorrecht von Leuten unter fünfzig darstellte. Allerdings hatte sie schon immer gerne und reichlich Sex gehabt, ihn meist als gut empfunden und die Erfahrung gemacht, daß eine Frau, die gerne Sex hat, auch relativ problemlos einen Partner findet, weil sie grundsätzlich verführerisch wirkt und letztlich mehr hielt als sie versprach. Sex gehört zu den wenigen Vergnügungen, die kostenlos sind und von denen, je öfter man sie ausübt, desto mehr hat.

Einige Tage nachdem sie herausgefunden hatte, wer sie an jenem Abend beobachtet hatte, beschloß sie, ihm wirklich etwas zu bieten. Sie illuminierte das Wohnzimmer wie eine Bühne, so daß nur der wesentliche Bereich ausgeleuchtet war – ein bequemer dunkelblauer Ledersessel, den sie so positionierte, daß sie im Halbprofil zum Fenster saß, daneben ein Tischchen zur Ablage von Dingen, die griffbereit sein sollten – das übrige jedoch ins schemenhaft Dunkle fiel. Da die Wohnzimmerfenster fast bis zum Fußboden reichten, ermöglichten sie dem netten jungen Mann einen großzügigen Einblick.

Sie schloß das Risiko natürlich nicht aus, daß er sich aufgrund der beinahe erfolgten Entdeckung durch sie an jenem Abend nicht mehr traute, heimlich hinter der Gardine zu stehen und sie zu beobachten. Andererseits war ihrer Ansicht nach ausreichend Zeit verstrichen, damit er sich wieder fangen konnte. Dessen ungeachtet war sie überzeugt, daß die Faszination, die sie auf ihn ausübte, seine Scheu vor einer erneuten Entdeckung überwinden würde.

Am Abend der ersten Inszenierung betrat sie in einem schwarzseidenen Kimono, der kaum ihren festen Po bedeckte und Pantoletten aus schwarzem Lack mit beinahe turmhohen Absätzen die ›Bühne‹. Sie stellte das Fläschchen mit dem Nagellack, mit dem sie vor einer halben Stunde die Zehennägel lackiert hatte, auf das Tischchen, setzte sich und schlug die Beine mit damenhafter Eleganz übereinander. Sie schraubte das Fläschchen auf und begann die halblangen Fingernägel sorgfältig in ihrem bevorzugten, dunklen Rot zu lackieren. Dabei warf sie immer wieder aus den Augenwinkeln heraus einen Blick zum Fenster, ob sich die Gardine in der Wohnung gegenüber auf eine Weise bewegte, die vermuten ließ, daß sie von dort aus beobachtet wurde. Doch die Gardine bewegte sich nicht, was sie vorerst nicht entmutigte.

Sie war mit den Nägeln der linken Hand fast fertig, als sie eine leichte, doch eindeutig verräterische Bewegung der Gardine vorm Fenster gegenüber beobachtete.

Sie atmete erleichtert auf. Sie hatte sich nicht in ihm getäuscht. Ihre Inszenierung würde nicht ins Leere laufen.

Nachdem die Nägel der Linken getrocknet waren, widmete sie sich dem Lackieren der Nägel der Rechten, was etwas länger dauerte, wie bei vielen Rechtshänderinnen. Als diese ebenfalls getrocknet waren, verließ sie für einen Augenblick das Zimmer, wobei sie versuchte, die Hüften scheinbar selbstversunken und zugleich so verführerisch wie möglich zu wiegen.

Nur wenige Augenblicke später – sie hatte alles Wesentliche auf dem niedrigen Schrank im Flur bereitgelegt – erschien sie wieder im Zimmer mit hauchzarten, schwarzen, echten Nahtnylons und einem schwarzen Hüfthalter im 1950er Jahre-Stil.

Sie liebte diese vermeintlich altmodischen Hüfthalter. Sie saßen nicht nur bequemer als die schmalen ›modernen‹, sondern machten auch im Wortsinn eine gute Figur. Zwei mittlerweile erwachsene Kinder, die nicht mehr bei ihr wohnten, hatten ihre, wenn auch vernachlässigbaren Spuren am Bauch hinterlassen. Dafür waren ihre Brüste trotz ihrer Üppigkeit noch beinahe jugendlich fest und auch auf ihren Schenkeln zeigte sich nur wenig Zellulitis.

Sie legte die Nylons und den Strumpfhalter auf die linke Armlehne des Sessels ab, stellte sich mit dem Rücken zum Fenster, um ihm einen besonderen Körperschmuck zu zeigen. Sie war der Meinung, daß er ihre schönsten Seiten gleich zu Anfang sehen sollte.

Sie öffnete den Kimono und ließ ihn langsam über die runden Schultern nach hinten gleiten. Anfangs verbarg noch ihr langes, schweres blondes, wenn auch altersbedingt mittlerweile getöntes Haar, was sie ihm zeigen wollte, doch je weiter der Kimono nach unten glitt, desto mehr wurde von der kunstvollen, mehrfarbigen Tätowierung sichtbar, die den gesamten Rücken zierte und in der Pofalte auslief. Abstrakte Muster waren mit scheinbar figurativen verwoben. Es war ein Entwurf, den sie gemeinsam mit einer Freundin, einer renommierten Künstlerin, vor über fünfzehn Jahren entwickelt hatte. Sie hatte sie sich zu ihrem fünfunddreißigsten Geburtstag geschenkt und es hatte fast drei Jahre gedauert, bis sie ihren Vorstellungen in allen Einzelheiten entsprochen hatte.

Der Kimono glitt zu Boden und blieb zu ihren Füßen liegen.

Sie fuhr mit den Händen durchs Haar, hob es hoch, als wollte sie es lockern, doch wollte sie ihm nur die Gelegenheit geben, die Tätowierung in ihrer ganzen Schönheit zu genießen.

Die Vorstellung, daß er jetzt mit vor Staunen offenem Mund hinter seiner Gardine stand und ihre Rückentätowierung bewunderte, amüsierte sie auch etwas. Das stellte sicherlich für ihn einiges auf den Kopf. So schön und sexuell durchaus erregend solche Spekulationen auch sein mochten – ihrer Meinung nach konnte eine Frau, die überwiegend in Leder gekleidet war, gar nicht anders, als die erotische Fantasie eines Mannes anregen, da Leder schließlich eine deutliche sexuelle Konnotation besaß und kaum von prüden Frauchen getragen wurde und somit war es überhaupt die Frage, ob jemanden ihre aufwendige Tätowierung tatsächlich überraschen konnte, oder ob es nicht beinahe erwartet wurde – blieb es Mutmaßung.

Sie ließ die blonden Locken langsam über die Schultern zurückgleiten. Sie beugte sich vor, streckte ihm dabei ihren, für manchen etwas zu üppigen Po entgegen, und nahm den Hüfthalter vom Sessel.

Erst als sie ihn trug, wandte sie sich wieder um. Er reichte ihr bis etwa drei Fingerbreit unter die Brüste. Ihr Bauch wirkte nun, als sei er in seiner sinnlichen Wölbung nie anders als jugendlich straff gewesen. Selbstverliebt strich sie sich mit beiden Händen über die breiten Hüften. Sie hatte das rechte Bein vorgeschoben und das Gewicht auf das linke verlagert. Somit bot sie ihm nicht nur einen ungehinderten Blick auf ihre nackten Brüste, sondern auch auf ihre frisch rasierte Scham, aus der die inneren Schamlippen vorwitzig herausschauten.

Sie setzte sich wieder im Halbprofil zum Fenster und begann die Nahtnylons über die langen Beine mit den schmalen Fesseln und den muskulösen Schenkeln zu streifen.

Sie ließ sich Zeit, brachte zuerst die Ferse in die richtige Position, bevor sie langsam den Strumpf an ihrem Bein hinaufstreifte, dabei mit den Fingern fühlend, ob die Naht auch gerade verlief. Sie befestigte den Strumpfsaum an den Klipps des Hüfthalters, drei auf jeder Seite. Dann streckte sie das Bein aus und strich zärtlich und selbstverliebt den Strumpf mit beiden Händen glatt, wie es ein Liebhaber bei einem so schönen, zartbestrumpften Frauenbein machen würde und genoß das Gefühl des zarten Stoffs an den Fingerspitzen, bevor sie mit dem anderen Strumpf ebenso verfuhr.

In der Regel zog sie ihre Nylons zügig an. Doch bei einem Zuschauer zelebrierte sie es regelrecht. Dabei hatte sie mitunter das Gefühl, daß sie sich nicht mehr selbst berührte, sondern es die zärtlichen Finger ihres Zuschauers waren.

Kaum umschmiegten die Nylons zu ihrer Zufriedenheit ihre Beine, erhob sie sich mit einer fließenden Bewegung, schlüpfte wieder in ihre Lackpantoletten, warf den Kimono betont leger über und verließ erneut das Zimmer, um nur wenig später mit einem kurzen schwarzen Lederrock, einer cremefarbenen Seidenbluse und zehenfreien High-Heels aus schwarzem Lackleder über dem linken Arm und in der rechten Hand zurückzukehren – auch diese Sachen hatte sie bereits auf dem Schränkchen im Flur zurechtgelegt.

Diesmal zog sie den Kimono ohne begleitendes Gewese aus und legte ihn beinahe achtlos auf dem Sessel ab. Sie zog die Bluse über und knöpfte sie langsam von unten nach oben zu, damit er möglichst lange ihre nackten Brüste betrachten konnte, wobei sie die Bluse lediglich so weit schloß, daß ihre Nippel bedeckt waren, die sich, durch die Situation leicht steif geworden, auf betörende Weise durch den weichen Stoff hindurchmodellierten. Anschließend zog sie einen maßgeschneiderten schwarzen ungefütterten Lederrock an, dessen Saum kaum eine handbreit über die Säume ihrer Nylons reichte und schlüpfte in die zehenfreien Lack-High-Heels. Ihre maßgeschneiderte Lederbekleidung war überwiegend ungefüttert, als bekennende Fetischistin brauchte sie schließlich das Gefühl des Leders auf der Haut.

Als sie sich leicht breitbeinig für ihren ›Voyeur‹ in Positur stellte, damit er möglichst viel von ihren Beinen sehen konnte, wobei der Rocksaum, ohne daß sie etwas dazutat, soweit nach oben rutschte, daß der Saum ihrer Nahtnylons sichtbar wurde, mußte sie leicht schmunzeln.

›Fick-mich-Röcke‹ bezeichnete ihre beste und älteste Freundin Ursula Röcke ab einer bestimmten Kürze. Womit sie gar nicht so falsch lag, wie sie offen zugab. Sie trug diese Röcke fast nur zu ›speziellen‹ Gelegenheiten. Ihre Freundin hielt es übrigens nicht anders, darum war diese Bezeichnung auch liebevoll und nicht abwertend gemeint. Es war für beide schließlich immer wieder ein Erlebnis zu erfahren, wie Männern bei diesem Anblick die Hosen zu eng wurden und welche Wirkung sie damit auch in ihrem Alter noch erzielen konnten. Aber letztlich war das Alter doch nur eine Zahl und Lebensfreude kein Vorrecht der Jugend, schließlich konnte man Sexualität bis ins hohe Alter genußvoll betreiben und sollte es sogar, außer es kam einem etwas Schwerwiegendes dazwischen, doch so etwas konnte sich in jedem Alter ereignen.

Sie fand, daß sie damit ihrem ›Voyeur‹ für diesen Abend genug geboten hatte. Sie löschte das Licht, als sei sie nun bereit zum Ausgehen. Sie blieb jedoch solange im Türrahmen stehen, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann schlich sie auf Zehenspitzen zum Fenster, obwohl es ihm selbstverständlich unmöglich war, ihre Schritte von seiner Wohnung aus zu hören, um zu sehen, was der junge Mann nun tat, ob er noch hinter der Gardine stand, weil er hoffte, daß sie noch einmal ins Zimmer zurückkehrte.

Sie schaute angestrengt zur Wohnung gegenüber. Sie glaubte zu erkennen, daß die Gardine sich leicht bewegte. Stand er noch dahinter oder hatte er sich bereits zurückgezogen? Sie konnte aber nichts erkennen. Innerlich angespannt und leicht den Atem anhaltend, damit sie nicht unwillkürlich ihre Gardine verräterisch bewegte und er somit nicht auf den Gedanken kam, daß er nun beobachtet wurde, wartete sie ab. Über die Erkenntnis, daß nun sie sich wie ein Voyeur verhielt, mußte sie innerlich amüsiert auflachen. Aber so abwegig war es nicht, auch sie besaß schließlich einen deutlichen Hang zum Voyeurismus. Aber dennoch war es nicht gut, wurde sie unvorsichtig. Der nette junge Mann durfte nicht – zumindest noch nicht – wissen, daß sie wußte, daß er sie beobachtete. Er würde es sicherlich falsch interpretieren.

Die Zeit zog sich scheinbar endlos hin. Jede Minute erschien ihr, als wären es in Wahrheit mindestens fünf. Sie wollte sich schon zurückziehen, da sah sie, wie die Stehlampe, die neben seiner Couch stand, aufflammte. Seine Gardine ließ im Gegensatz zu ihrer, die mehr ein hauchzarter Schleier war und nicht wirklichen Blickschutz bot, mehr Schemen sehen als tatsächlich etwas erkennen. Mit ein Grund, warum es so lange gedauert hatte, bis sie bemerkt hatte, wie er sie beobachtete.

Täuschte sie sich etwa? Nein, die Bewegungen seines Körpers waren eindeutig. Er onanierte. Ihr Herz schlug leicht schneller und sie spürte aufkommende Feuchte im Schoß. Ihr gefiel es, benutzte ein Mann, den sie ansprechend fand oder auch anonyme Männer sie als ›Wichsvorlage‹, weshalb sie in einem internationalen Fetischistenforum, in dem sie als Exhibitionistin angemeldet war, regelmäßig eindeutige Fotos einstellte, ohne daß ihr Gesicht darauf zu erkennen war und sich über die angefügten Kommentare entweder freute oder amüsierte und das erregende Kribbeln genoß, das das Wissen darum, wie andere durch das Betrachten der Fotos sexuell stimuliert wurden, bei ihr verursachte. Abgesehen davon hatte sie ja schließlich alles getan, um den netten jungen Mann ›anzuheizen‹. Sie wäre im Gegenteil weitaus überraschter, onanierte er nun nicht.

Sie blieb auf ihrem Beobachtungsposten, bis er offenbar unter einem lustvollen Aufstöhnen sein Sperma verspritzte, während er ihr Bild vor Augen hatte, wobei ihr unwillkürlich ein lustvoller Seufzer entfuhr. Bereits als Pubertierende hatte es ihr ein besonders lustvolles Gefühl bereitet, zu sehen, wie ein Mann ejakulierte. Sie fand ein heftiges, weites Herausspritzen genauso reizvoll wie ein leises Herausquellen.

Sie wartete noch einen Moment ab, bevor sie sich vom Fenster zurückzog.

Hoffentlich hatte Michael heute abend noch nichts vor. Sie wollte es dem netten jungen Mann nicht nachtun, obwohl sie grundsätzlich gerne und oft onanierte. Onanieren war für sie alles andere als ein ›Ersatz‹ für partnerschaftlichen Sex, sondern eine eigenständige Weise, Sexualität zu leben. Aber zu zweit war es meist irgendwie doch schöner. Außerdem wollte sie sich nicht nur vorstellen, wie ein Mann ihretwegen ejakulierte und Michael ejakulierte wirklich schön.

Zum Glück besaß er Zeit. Aber wann besaß er keine Zeit, schlug sie ihm eine hübsche ›kleine‹ Vögelei vor, aus der stets eine größere wurde? Er war darin wundervoll unkompliziert und besaß seine unbestreitbaren Qualitäten als Liebhaber. Er stellte keine Fragen und sagte auch nichts, hörte er wochenlang nichts von ihr. Mitunter beschlich sie ein Anflug von schlechtem Gewissen, daß sie sich nur bei ihm meldete, hatte sie Lust zu vögeln. Allerdings war auch nicht mehr zwischen ihnen, dafür unterschieden sich ihre weitergehenden sexuellen Präferenzen doch zu sehr voneinander, sie teilten lediglich den Fetischismus miteinander, obwohl er immer noch haltlos in sie verliebt war.

Selbstverständlich vögelte sie mit ihm in der Aufmachung, in der sie sich dem netten jungen Mann präsentiert hatte. Beim Sex nackt zu sein, hatte sie bereits in der Pubertät als äußerst langweilig empfunden. Nacktheit war der natürliche Zustand und daher für sie an sich kaum erotisch.

Sie verließ ihn erst in den frühen Morgenstunden mit einem Gefühl leichten Wundsein im Schritt. Er war wirklich sehr ausdauernd, ein fünfzehn Jahre jüngerer Mann besaß seine Vorteile, was nicht hieß, daß ein Mann ihres Alters pauschal altersbedingte Probleme mit der Ausdauer haben mußte, wie sie schon mehrfach erfahren hatte.

2.

Stets variierte sie den Ablauf, wenn sie sich für ihren netten jungen Mann in Szene setzte. Beim vorerst letzten Mal zog sie ein Überbrustkorsett aus schwarzem Leder an und wandte ihm den Rücken zu, während sie sich gemächlich schnürte. Ihr Körper hatte sich durch häufiges Tragen derart an Korsetts gewöhnt, daß sie problemlos die Taille relativ stark schnüren konnte, was mitunter leichtes Erstaunen bei anderen auslöste. Zum einen liebte sie den gleichmäßigen Druck, den das Korsett auf ihren Körper ausübte und sie zu einer aufrechten Haltung ›zwang‹, und zum anderen, daß es ihre Brüste noch um einiges üppiger erscheinen ließen, als sie ohnehin schon waren. Und der Sex in einem Korsett war noch einmal etwas ganz Besonderes.

Sie spürte allerdings auch, daß sie dieses Spiel von Mal zu Mal weniger reizte. Der nette junge Mann verhielt sich in ihren Augen leider viel zu passiv, wenn er ihr auch immer noch so gebannt wie am ersten Abend zusah und anschließend onanierte, während sie ihrerseits hinter der Gardine stand und ihm dabei zusah. Aber auch Michael profitierte von ihrer Inszenierung. Wenigstens stellte er keine Fragen, warum sie innerhalb von kaum zwei Wochen fünfmal zum Vögeln bei ihm war und sich jedesmal verhielt, als hätte sie seit Monaten keinen Sex mehr gehabt und würde voraussichtlich auch für Monate keinen mehr haben.

Der nette junge Mann beherrschte vielleicht auch deswegen immer mehr ihre Gedanken. Warum tat er weiterhin, als bemerke er nicht, daß sie alles nur für ihn inszenierte? So naiv konnte er doch gar nicht sein. Seither waren sie sich mehrmals auf der Straße begegnet. Sie hatte ihn sogar vertrauensvoll angelächelt. Daß er beim ersten Mal etwas verschämt ihrem Blick auswich, konnte sie ja noch verstehen, aber daß er es jedes Mal tat, irritierte sie durchaus. Sollte sie ihn einfach ansprechen und ihm auf den Kopf zu sagen, daß sie nicht nur wußte, wie er sie beobachtete, sondern sie es absichtlich für inszenierte und sie es freute, daß es ihn erregte? Sie entschied sich dagegen. Sie fürchtete, daß sie damit nur das Gegenteil erreichte.

So oder so, es mußte etwas geschehen. Sie wußte nur noch nicht, was.

Aber auch hier half ihr erneut der Zufall weiter.

Einige Tage nach der letzten Inszenierung – sie hatte beschlossen, für ihn vorerst keine weiteren zu veranstalten – konnte sie beobachten, wie er Besuch von einer jungen Frau bekam, denn seine Gardine war beiseite gezogen. Sie war Anfang zwanzig, hübsch, mit einer Figur, die weitgehend dem herrschenden Schönheitsideal entsprach. Was sie miteinander machten, wäre nicht nur für Barbara eindeutig gewesen und nicht nur, weil sie eine Reitgerte in der Hand hielt und er zu ihren Füßen kniete. Sie sah sexy in ihrem braunen Ledermini, dem knappen Oberteil und den kniehohen hochhackigen Stiefeln aus braunem Leder aus.

Sie blickte zu ihm hinunter, redete ihn scheinbar streng an, gestikulierte mit der Gerte, schien auch bereit zu sein, ihn zu schlagen, sollte er sich ihren Anweisungen widersetzen.

Doch je länger sie die beiden beobachtete, desto mehr verstärkte sich für sie der Eindruck, daß sie alles nur ihm zuliebe tat, obwohl sie sich sicher auf den hohen Absätzen bewegte und sie Ledermini und Stiefel offensichtlich gerne und häufig trug, besaß es für sie allzusehr etwas von Maskerade. Ihre Gesten waren zu linkisch, zu klischeehaft, um überzeugend zu wirken. So hatte sie sich nicht einmal verhalten, als sie im Alter der jungen Frau ihre dominanten Neigungen entdeckte und versuchte, es ihrem ersten, weitaus erfahrenen Sub, recht zu machen, um nicht wie eine Anfängerin zu wirken, wodurch sie natürlich das Gegenteil erreicht hatte. Aber er war geduldig gewesen und somit wurde es doch noch ein sehr schönes Erlebnis für beide.

Sie schüttelte unwillkürlich den Kopf. Nein, das würde nie etwas mit der jungen Frau, wenn überhaupt vorhanden, waren ihre dominanten Neigungen derart schwach entwickelt, daß viel Geduld aufgebracht werden mußte, diese an die Oberfläche zu bringen.

Er sah das wohl auch ein. Schließlich gab er sichtlich enerviert seine unterwürfige Haltung auf, obwohl er noch immer vor ihr kniete und geduldig auf sie einredete.

Die junge Frau begann nun ihrerseits heftiger zu gestikulieren, die Reitgerte noch immer in der Rechten haltend, jetzt jedoch herabhängend wie ein Fremdkörper. Er versuchte weiterhin ruhig und sachlich zu bleiben. Sie warf schließlich sichtlich verärgert die Reitgerte auf das leicht abgenutzte Sofa. Er stand auf, versuchte sie zu beschwichtigen und zugleich zärtlich zu umarmen, doch sie setzte alles daran, sich ihm zu entziehen, nicht wirklich heftig, um ihn nicht allzusehr zu kränken, aber doch entschlossen genug. Dann zog sie ihren Rock bis zur Taille hoch, sie trug nichts darunter, und präsentierte ihm sichtlich einladend ihr Geschlecht. Es gehörte nicht viel Fantasie dazu, um von ihren Lippen ein ›Fick mich lieber‹ abzulesen, worauf er nur traurig den Kopf schüttelte, denn es genügte ihm offensichtlich nicht.

Sie zog von einem langgezogenen Seufzer begleitet den Rock weiter hinunter, nahm einen kurzen Mantel, der wohl über einem Stuhl außerhalb von Barbaras Sichtfeld lag, und zog ihn über. Sie warf ihm noch einen bedauernden, durchaus versöhnlich gemeinten Blick zu, und verließ ihn dann. Er blieb wie ein begossener Pudel zurück.

Barbara zog sich schnell zurück, denn er blickte in ihre Richtung. Ob er es bewußt tat und überhaupt wahrgenommen hatte, daß sie ihn beobachtet hatte, konnte sie nicht erkennen. Trotzdem ließ sie lieber Vorsicht walten.

Er tat ihr leid. Während der kurzen Szene hatte sie den Eindruck gewonnen, daß er wahrscheinlich noch nie mit einer wirklich dominanten Frau zusammen war.