Ein (fast) alltäglicher Fall - Armin A. Alexander - E-Book

Ein (fast) alltäglicher Fall E-Book

Armin A. Alexander

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Beschreibung

In einer Siedlung, die abgebrochen werden soll, um Neubauten Platz zu machen, wird die Leiche einer Frau gefunden, die nackt auf einem alten Bettgestell gefesselt liegt. Alles deutet darauf hin, dass eine BDSM-Session gehörig danebengegangen ist. Doch wer war bei der Frau gewesen? Wer hat sie gefesselt und mit einem Seidenschal gewürgt? Kommissarin Eva Gerbroth begibt sich im Rahmen ihrer Ermittlungen auch in die örtliche BDSM-Szene. Auf einer Party lernt sie den Szene-Photographen und passionierten Dom Jean kennen, von dem Eva sofort fasziniert ist. Durch ihn erfährt sie mehr über sich selbst als über ihren Fall, der bald eine überraschende Wende nimmt, als Eva entdeckt, dass Jean die Tote gekannt hat, obwohl er es ihr gegenüber leugnet. »Ein (fast) alltäglicher Fall« ist spannender Krimi und erotische Liebesgeschichte in einem. Die SM-Szenen sind liebevoll und detailliert beschrieben, herrlich zum Mitträumen. Armin A. Alexander ist ein hervorragender Erzähler, der zu fesseln vermag. Zilli in den »Schlagzeilen« Nr. 113

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Armin A. Alexander

Ein (fast)alltäglicherFall

Roman

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar

© 2010 Armin A. Alexander

Überarbeitete 3. Auflage Juli 2017

Umschlag, Umschlagphoto und Satz:

Armin A. Alexander

http://blog.arminaugustalexander.de

Herstellung und Verlag:

Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 9783744806572

eins

DAS WETTER AN DIESEM Montagmorgen erinnerte weitaus mehr an Herbst als an Sommer; tiefhängende bleigraue Wolken, heftige Regenschauer begleitet von Windböen und Temperaturen, die sich nur schwer mit Sommer assoziieren ließen.

Es hatte beinahe das ganze Wochenende über pausenlos geregnet, was typisch für diesen Sommer zu sein schien, wenngleich die Meteorologen nicht müde wurden, beinahe gebetsmühlenartig zu versichern, daß es sich um einen charakteristischen mitteleuropäischen Sommer handle, die Niederschlagsmenge läge sogar etwas unterhalb des langjährigen Mittels, man sei nur durch die ungewöhnlich trockenen und heißen Sommer der zurückliegenden Jahre verwöhnt. Das Wort ›verwöhnt‹ wurde zwar nicht direkt ausgesprochen, doch war es unschwer herauszuhören. Zugleich wurde beiläufig erwähnt, daß der Juli bisher etwas zu kühl für die Jahreszeit verlaufen war.

Als Eva Gerbroth das Haus in verwaschener Jeans, Pullover, wetterfester Jacke, festen Schuhen, das schwere dunkelblonde Haar streng im Nacken zusammengebunden und ungeschminkt – was selten vorkam – verließ, ging eine erneute heftige Schauer nieder. Sie fluchte aus vollem Herzen, lief die wenigen Schritte zum Auto, schloß die Tür in Windeseile auf, stieg ein und schlug die Fahrertür kraftvoll zu. Sie startete den Motor, stellte die Scheibenwischer auf höchste Stufe und fuhr los.

Trotz Ferienzeit geriet sie bereits auf der Auffahrt zur Stadtautobahn in einen Stau. Zäh floß der Verkehr dahin, zum Ausgleich regnete es in Strömen. Ihr blieb nichts weiter übrig, als sich in Geduld zu üben.

Warum regte sie sich überhaupt auf? Es paßte schließlich alles zusammen. Aus welchem Grund sollte zur Zeit irgend etwas in ihrem Leben reibungslos verlaufen? Das erste Wochenende seit mehr als einem Monat ohne Bereitschaftsdienst war verregnet, den noch immer nicht überwundenen Frust über die mittlerweile drei Monate zurückliegende Trennung von Birger, und eine sich nicht nur daraus ergebende allgemeine Unzufriedenheit mit ihrem derzeitigen Leben. Sie war erst Mitte dreißig und befand sich schon in der großen Lebenskrise!

Sie schaltete das Radio mehr aus Gewohnheit ein, das eine Stauwarnung nach der anderen ausgab, lediglich unterbrochen von gleichförmig dahindudelnder Musik, auf die sie nicht weiter achtete.

Wenigstens schien der Regen etwas nachzulassen.

Sie hielt das Lenkrad mit der Rechten, hatte den Kopf auf den linken Arm aufgestützt, den Ellbogen gegen das Fenster gedrückt.

Der Stau war der große Gleichmacher; der Bonze in seiner Kapitalistenkutsche kommt um keinen Deut schneller voran als der Kleinwagenfahrer, der sich jeden Cent vom Mund absparen muß, um sich sein bescheidenes Auto leisten zu können.

Dieser Gedanke heiterte sie ein wenig auf. Sie warf einen leicht hämischen Blick auf den Luxuswagenfahrer auf der linken Spur vor ihr. Das häufige Aufleuchten der Bremslichter zeigte, wie nervös der Fahrer sein mußte. Vermutlich wollte er zu einem dringenden geschäftlichen Termin und jetzt verhinderte der Stau, daß er ein lukratives Geschäft abschloß und womöglich noch mehr überflüssiges Geld auf seine überbordenden Konten schaufelte. Nur damit er sich weiterhin als tollen Hecht im Karpfenteich betrachten konnte, obwohl er in Wahrheit eine einsame Makrele im Ozean des Lebens war.

Trotzdem war sie froh, daß das Wochenende vorüber war und sie nicht mehr den ganzen Tag mit sich allein sein mußte, was ihr schmerzlich bewußt werden ließ, daß ihre wenigen Freundinnen sich ausnahmslos in Beziehungen befanden, einschließlich Marianne, ihrer Schwester, und Singles nur ungern dazu gebeten wurden. Als sie noch mit Birger zusammen gewesen war, waren sie am Wochenende immer bei irgendwem eingeladen gewesen.

Das Klingeln des Mobiltelephons riß sie aus ihren Gedanken. Sie holte es aus der Innentasche ihrer Jacke. Es war Lars, ihr Kollege.

»Was gibt’s?« blaffte sie ihn an. Sie ließ oft einen Teil ihres Frustes an ihm aus.

Er arbeitete bereits zu lange mit ihr zusammen, um sich von den Launen seiner bildschönen Kollegin noch aus dem Konzept bringen zu lassen.

»Wo bist du?« fragte er gelassen.

»Zuerst einmal sagt man ›Guten Morgen‹, du Stoffel«, herrschte sie ihn an, was er gleichfalls ignorierte. Befand sie sich in einer solchen Stimmung, war es letztlich gleich, was er sagte, sie würde stets vergleichbar reagieren. Zwischen ihnen hatte sich über die Jahre eine Art Haßliebe entwickelt.

»Wenn du wissen willst, wo ich bin; ich stecke mitten in einem Stau. Wo sollte man auch sonst an einem Montagmorgen um diese Zeit stecken? Von wegen, daß der Stadt bald der Verkehrsinfarkt droht; der ist doch schon längst da!«

Er hörte sich ihre Tirade mit stoischem Gleichmut an und sagte, nachdem sie geendet hatte:

»Du fährst am besten sogleich nach … Moment …« Sie hörte Papier rascheln, anschließend nannte er ihr eine Adresse, die gar nicht weit von ihrem jetzigen Standort lag.

»Um was handelt es sich?« fragte sie schon gemäßigter. Sie ahnte den Anlaß seines Anrufs; es gab nur wenig Möglichkeiten, rief er sie bereits auf der morgendlichen Fahrt zum Präsidium an.

»In einem Abbruchhaus wurde eine weibliche Leiche gefunden. Es sieht eindeutig nach Fremdeinwirkung aus, wie die uniformierten Kollegen berichten. Sie sind bereits vor Ort. Ich bin auch gleich auf dem Weg. Wir sehen uns dort.«

Er beendete das Gespräch, bevor sie etwas erwidern konnte.

Diese Nachricht schnürte ihr für den Moment das Herz zusammen. So reagierte sie immer, wurde sie zu den Folgen einer Gewaltat gerufen. Das würde sich vermutlich nie ändern. Zum Glück dauerten diese Empfindungen stets nur wenige Augenblicke, dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. Andernfalls hätte sie ihren Beruf nicht ausüben können. Zum Glück war es ihr bisher erspart geblieben, den Fall eines gewaltsam getöteten Kindes untersuchen zu müssen – ihr schlimmster Alptraum.

Sie achtete nur insoweit auf die übrigen Verkehrsteilnehmer, damit ihr keiner bei ihrem etwas waghalsigen Ausscheren auf den Standstreifen ihrem nur wenige Monate alten französischen Coupé zu nahe kam. Sie fuhr auf dem Standstreifen zur etwa fünfhundert Meter entfernten Ausfahrt.

»Hoffentlich sehen mich die Kollegen von der Autobahnstreife nicht.«

Es erstaunte sie immer wieder aufs Neue, welche Kraft ihr neuer Wagen entfalten konnte, der durchaus eine Art Frustkauf gewesen war.

Autos waren für sie nie etwas anderes als reine Fortbewegungsmittel gewesen. Die meisten ihrer bisherigen Fahrzeuge hatten innen wie außen auch so ausgesehen. Doch wie sie hin und wieder das Bedürfnis verspürte, statt Jeans, Pullover und praktische flache Schuhe, schicke Kleider, Nahtnylons und High-Heels, auf denen sie so sicher und leichtfüßig wie auf ihren flachen Schuhen schritt, mit beinahe narzißtischem Vergnügen zu tragen, so hatte sie immer wieder mit einem eleganten Auto geliebäugelt. Elegant waren in ihren Augen vornehmlich französische Autos. An ihnen war ihres Erachtens nichts von dem piefigen und protzigen Image einheimischer Erzeugnisse.

Sie leugnete nicht, daß die Art und Weise wie Birger sich von ihr getrennt hatte, mit ein Grund gewesen war, das anthrazitfarbene Coupé mit den beigen Ledersitzen gegen ihren bereits in die Jahre gekommenen Golf einzutauschen, in den Birger sich nie setzen wollte, da er ihm zu heruntergekommen war.

Sie vermied alles, wodurch der Eindruck entstehen könnte, das Coupé sei der bisher mit Abstand teuerste Frustkauf in ihrem Leben gewesen. Die Kollegen hatten nicht schlecht gestaunt, als sie an einem Märzmorgen – es war der erste Tag, der mehr als eine Ahnung vom Frühling vermittelte – in ihrem neuen Wagen vorfahren sahen. Nur Lars war nicht erstaunt gewesen; ihn konnte sie schon lange nicht mehr überraschen, dafür kannte er sie längst zu gut.

Kaum zehn Minuten nach seinem Anruf traf sie am mutmaßlichen Tatort ein.

Es war eine kleine, Anfang der 1950er Jahre errichtete Siedlung mit Mehrfamilienhäusern, die abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden sollten, da eine Renovierung, der nach dem Krieg, um schnell Wohnraum zu schaffen, zügig hochgezogenen Häusern, nach mehr als fünfzig Jahren teurer als Neubauten geworden wären. Die Fenster waren bereits herausgenommen und im Erdgeschoß zugemauert worden. Der Dauerregen der letzten Tage hatte den Boden um die Häuser aufgeweicht. Vor einem Haus parkten zwei große LKWs, die mit ihren mächtigen Zwillingsreifen tiefe Furchen in den Boden gegraben hatten. Ein imposanter Kettenbagger stand unmittelbar neben einem Haus, dessen stählerne Bautüre offen stand. Zwei Streifenwagen parkten auf dem letzten festen Stück Wegs. Zwei Polizistinnen standen im wieder einsetzenden leichten Regen vor dem Haus, die Dienstmützen in die Stirn geschoben, die Kragen der Jacken hochgeschlagen. Sie unterhielten sich leise miteinander.

Eva stellte ihren Wagen hinter dem letzten der beiden Streifenwagen ab. Sie war froh, feste Schuhe angezogen zu haben, und doch verspürte sie wenig Lust, über den morastigen Boden zu laufen. Zwar hatte jemand daran gedacht, Holzdielen vor den Eingang zu legen, aber dennoch würde sie eine kurze Strecke über den aufgeweichten Boden gehen müssen.

Sie schlug den Kragen ihrer Jacke hoch und stieg aus.

Die beiden Beamtinnen waren bereits auf sie aufmerksam geworden. Eva kannte eine von einer früheren Ermittlung. Auch sie erkannte Eva sofort wieder. Sie grüßte freundlich und fragte, ob sie sie ins Haus führen sollte. Eva lehnte ein wenig zerstreut ab.

»Zwei unserer Kollegen nehmen gerade die Aussagen der Arbeiter auf, die die Tote heute früh gefunden haben«, informierte die Beamtin sie freundlich.

Eva nickte durchaus freundlich zurück, aber auch ein wenig abwesend, und balancierte über die Bretter auf den Eingang zu.

Als sie im Haus verschwunden war, bemerkte die andere Polizistin:

»Die von der Kripo glauben doch alle irgendwie etwas Besseres zu sein. Immer wird man von denen kurz abgefertigt.«

»Da täuschst du dich, die Gerbroth ist nicht so. Ich habe sie schon anders erlebt.«

Ihre Kollegin schien nicht sehr überzeugt.

Zwei Uniformierte standen gemeinsam mit vier Männern unterschiedlichen Alters in Arbeitskleidung im Treppenhaus. Während die beiden Beamten routinierte Gelassenheit ausstrahlten, war den Männern der Schrecken über ihre Entdeckung anzusehen. Sie sprachen durcheinander, während die Beamten versuchten, eine zusammenhängende Aussage aufzunehmen.

Der ältere der beiden Uniformierten grüßte Eva freundlich. Sie grüßte mehr pflichtschuldig zurück.

»Wo?« Sie mußte ein leichtes Kratzen in der Stimme unterdrücken.

Es war immer wieder dasselbe. Sie versuchte den Augenblick hinauszuzögern, an dem sie einer Leiche gegenübertreten mußte.

»Im zweiten Obergeschoß«, erwiderte der Beamte, von dem sie glaubte, daß er Schröder hieß, aber sie war nicht sicher. »Soll ich Sie hinaufführen?« bot er ihr freundlich an.

Auf sie wirkte er wie der Prototyp des gutmütigen Dorfpolizisten, wie die Comic-Figur der Wochenendbeilage der Lokalzeitung, die sie aus ihren Kindertagen kannte, ihm fehlte lediglich der markante Schnäuzer.

»Ich warte noch auf meinen Kollegen.« Sie lehnte höflich aber bestimmt ab. »Wer hat die Tote gefunden?«

»Diese beiden Herren.« Schröder wies auf die beiden jüngeren – sie war relativ sicher, daß das sein Name war. Auch ohne seinen Hinweis war ihr das klar, da ihnen der Schock über ihren unerwarteten Fund noch immer anzusehen war.

»Heute sollte mit dem Abriß des Hauses begonnen werden. Sie sollten sich überzeugen, daß sich niemand mehr im Haus aufhielt und die Bautüre ausbauen, bevor der Bagger mit seiner Arbeit beginnt. Das Schloß der Bautüre ist übrigens seit einigen Tagen defekt«, fuhr Schröder fort.

»Unser Bauleiter meinte, es sei nicht nötig, für die paar Tage noch einen neuen Zylinder einzubauen. Es sei ja alles entfernt worden. Hätte er anders entschieden, wäre das vielleicht nicht passiert, die arme Frau«, erklärte einer der Männer mit leicht zitternder Stimme.

»Wenn man alles vorher wüßte«, meinte der älteste von ihnen lakonisch mit einem fast gleichgültigen Achselzucken.

Er verbarg mit keiner Miene, daß er es für eine durch nichts gerechtfertigte Unterbrechung ihrer Arbeit ansah.

»Das ist leichtsinnig. Abbruchhäuser werden schließlich nur gerne als Unterkunft und für andere Sachen genutzt«, fügte Schröder hinzu, als sei damit alles gesagt.

Bevor Eva etwas darauf erwidern konnte, hörte sie Lars’ jungenhafte Stimme hinter sich.

»Guten Morgen zusammen. Hallo Eva. Warst du schon oben?«

Sie wandte sich um. Manchmal war sie tatsächlich erleichtert, ihn zu sehen.

Seit mehr als vier Jahren waren sie ein ›Team‹ und seit dieser Zeit herrschte diese besondere Haßliebe zwischen ihnen. Wobei die Vorbehalte auf ihrer und die Sympathien auf seiner Seite überwogen. Während er sie trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Rauhbeinigkeit für eine liebenswerte Kollegin hielt, störte sie an manchen Tagen so gut wie alles an ihm. Sein jungenhaftes Gebaren, obwohl er längst über vierzig war. Seine Art sich anzuziehen, als suche noch immer seine Mutter die Kleidung für ihn aus. Seine meist professionelle Gelassenheit, die säuerliche Miene, die er zog, wenn sie sich aus irgendwelchen Gründen in Verbalinjurien erging, weshalb sie sich in seiner Gegenwart erst recht bei diesen bediente. Daß er seit über neunzehn Jahren mit Marietheres, einer ebenso hübschen wie klugen und liebenswerten Frau, eine harmonische Ehe führte, verübelte sie ihm ebenfalls. Marietheres hätte ihrer Meinung nach etwas Besseres als einen derart unverbesserlichen Chauvi verdient. Sie würde wohl nie verstehen, was eine angesehene Familienrichterin an einem Mann fand, der sich nicht einen Deut um sein berufliches Fortkommen scherte. Dabei unterschlug sie wissentlich, daß Marietheres bei ihrer Heirat noch Studentin gewesen war und Lars kaum seine Ausbildung abgeschlossen hatte. Vor zwei Jahren hätte ihm ihres Erachtens Wolters Position als ihr Vorgesetzter zugestanden, doch er hatte sich mehr als nur halbherzig um den vakanten Posten beworben, dabei verfügte er über mehr aktive Dienstjahre als Wolters, der ein reiner Verwaltungsmensch war. Nicht daß ihr Lars als Chef lieber gewesen wäre – Wolters ließ ihnen weitgehend freie Hand, war insgesamt ein umgänglicher Chef, vermutlich wäre sie mit Lars nur noch häufiger aneinandergeraten, wäre er ihr Vorgesetzter geworden – aber ihr ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit sträubte sich dagegen. Dabei ignorierte sie völlig, daß sie sich auch nicht intensiver um ihre Karriere kümmerte.

Auch jetzt wirkte Lars wieder wie aus dem Ei gepellt und von Mutti passend zum Wetter ausstaffiert.

»Nein, Lars, ich habe auf dich gewartet«, wie Eva es sagte, grenzte es fast schon an Beleidigung.

Lars quittierte es mit einem charmanten Lächeln. Vermutlich besaß er einen leichten Hang zum Masochismus, denn ohne ihre täglichen kleinen Sticheleien hätte ihm etwas im Leben gefehlt. Im Grunde tat sie ihm leid, sie schien ein Talent zu haben, stets an die falschen Männer zu geraten. Aber er wußte auch, daß es für eine kluge, selbstbewußte und schöne Frau wie sie nicht leicht war, einen adäquaten Mann zu finden, zumal wenn sie einen derart ausgeprägten Hang zur Kratzbürstigkeit besaß.

»Dann gehen wir einmal«, meinte er, als hätten sie sich zu einem geselligen Beisammensein getroffen.

»Ich zeige Ihnen den Weg.« Schröder ging bereits voraus.

Lars folgte ihm. Eva ging unsicheren Schrittes auf den ausgetretenen und mit Schutt übersäten Stufen hinter ihnen hinauf.

Das Herz schlug ihr fast bis zum Hals. Sie wunderte sich über die scheinbare Gelassenheit, die die vor ihr die Treppen hinaufgehenden Männer an den Tag legten.

Schröder führte sie auf der oberen Etage in die rechte Wohnung und in den Raum, der ursprünglich das Schlafzimmer gewesen sein mußte. An den Wänden hingen vergilbte von der Feuchtigkeit fleckig gewordene blaßblaue Tapeten mit einem Muster, das vor zwanzig Jahren oder mehr modern gewesen sein mußte, in Fetzen hinunter. Unterhalb des Fensters hatte sich eine schmierige Pfütze auf dem nackten Estrich gebildet. Der Wind wehte regenfeuchte Luft herein. Alles war klamm und roch modrig. Mitten im ansonsten leeren Raum stand ein altes Messingbettgestell. Auf dem stockfleckigen Lattenrost lag die Tote nackt auf dem Rücken, mit Armen und Beinen mittels roter Wäscheleine an die Eckpfosten gebunden, die leblos blickenden Augen zur Decke gerichtet, um den Hals einen verknoteten rosafarbenen leicht verschossenen Seidenschal.

Eva, Lars und Schröder blieben andächtig im Türrahmen stehen, als befänden sie sich vor einer Aufgebahrten in einer Kapelle.

Eva zitterte leicht, ihr war unbehaglich und sie fröstelte. Sie versuchte die Tote mit beruflicher Gelassenheit zu betrachten und sich nach Anhaltspunkten umzusehen, die für ihre Ermittlungen wichtig sein könnten.

Die Frau schien in ihren frühen Vierzigern zu sein, mittelgroß, mit einem Körper, der ohne weiteres als schön bezeichnet werden konnte, das Geschlecht haarlos, das auf Eva wie eine klaffende Wunde wirkte, als hätte jemand in Raserei mit einem großen scharfen Messer eine Öffnung in diesen Körper geschnitten. So weit sie das von ihrem Platz aus sehen konnte, hatte die Tote zu Lebzeiten auf ihren Körper geachtet; Füße und Hände waren sehr gepflegt. Nur die Wimperntusche und der Lippenstift waren sichtbar verschmiert und gaben ihrem totenblassen Gesicht etwas Clowneskes.

»Für mich sieht das aus, als wäre etwas gehörig schiefgegangen.« Schröder war der erste, der etwas sagte. Er sprach leise, als könnte allzu lautes Sprechen die Tote aus dem Schlaf der Ewigkeit wecken. »Es scheint wahrscheinlich, daß die Frau sich freiwillig hat fesseln lassen. Ihr Körper scheint äußerlich keine Spuren von Gewalteinwirkung aufzuweisen, die auf das Gegenteil schließen lassen, sieht man vom Schal um den Hals ab. So weit man das auf den ersten Blick überhaupt beurteilen kann.«

Wie kann so etwas nur passieren? Wie kann man nur so offenkundig leichtsinnig sein, durchfuhr es Eva verständnislos, die sich bereitwillig Schröders Vermutung anschloß.

»Verwunderlich ist nur, daß sie hier liegengelassen wurde. Normalerweise ruft der andere Beteiligte in solchen Fällen den Notarzt«, meinte Schröder nachdenklich.

»Panik?« vermutete Lars.

»Man steckt nicht drin.« Schröder zuckte mit den Achseln.

Er war zu lange in dem Beruf, um sich noch großartigen Mutmaßungen hinzugeben, bevor ausreichend Anhaltspunkte vorhanden waren.

»Man sollte annehmen, daß Menschen in ihrem Alter sich verantwortungsvoller benehmen«, sagte Eva verständnislos, die sogleich die Naivität ihrer Aussage erkannte und sich am liebsten zur Strafe auf die Zunge gebissen hätte.

»In unserem Beruf bekommt man soviel zu sehen«, meinte Schröder ein wenig väterlich.

»Wer mag die Tote sein?« sagte Eva mehr zu sich selbst.

»Meines Erachtens jemand besser Gestelltes«, mutmaßte Lars.

Von unten hallten die Schritte der Kollegen von der Spurensicherung herauf. Innerhalb weniger Minuten war das Haus dermaßen von Geschäftigkeit erfüllt wie schon lange nicht mehr. Eva, Schröder und Lars gingen wieder nach unten.

Kaum am Fuß der Treppe angekommen, mußte Eva mit plötzlich aufsteigender Übelkeit kämpfen. Ihr trat der kalte Schweiß aus, die Knie wurden ihr weich, vor ihren Augen flimmerte es, in ihren Ohren rauschte es. Die Stimmen der Kollegen schienen von weither zu kommen. Sie fürchtete gleich zusammenzubrechen. Mit zitternden Knien tastete sie sich nach draußen, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand neben dem Eingang und atmete tief die regenfeuchte erdig riechende Morgenluft ein.

Hoffentlich sackt mir nicht der Kreislauf weg. Nicht hier, nicht vor den Kollegen, dachte sie, die das Gefühl hatte, Horden von Ameisen krabbelten durch ihre Venen. Ihr Herz raste.

Langsam wurde es besser, das Flimmern vor den Augen verschwand. Sie konnte wieder klarer sehen. Das Rauschen in ihren Ohren wurde schwächer, die Umweltgeräusche drangen wieder lauter zu ihr. Aber das Schwindelgefühl wollte nur zögerlich weichen.

Im gleichen Maß wie ihr Zustand sich besserte, wurde ihr der Auslöser für diesen Anfall bewußt. Es war ohne jede Vorwarnung über sie hereingebrochen; für einen Moment hatte sie sich auf dem Bett liegen gesehen; nackt, gefesselt und tot. Es war die Assoziation einer klaffenden Wunde mit dem Geschlecht der Toten, die es noch verstärkt hatte.

Das letzte Mal war ihr etwas Vergleichbares vor zwei Jahren bei der bereits in Verwesung übergegangen Leiche eines Suizids widerfahren. Aber da war ihr lediglich schlecht geworden. Sie hatte sich übergeben müssen, weil sie zuvor etwas gegessen hatte, und der Gestank in der kleinen alten Wohnung nicht auszuhalten gewesen war. Es war mitten im heißesten Sommer gewesen. Unzählige Fliegen hatten sich in dem Zimmer befunden. Obwohl die Fenster geschlossen waren, war alles voller Insekten gewesen. Damals war nicht nur ihr allein schlecht geworden. Aber der Körper der Toten oben zeigte noch keine Spuren von Verwesung.

»Geht es dir gut, Eva«, hörte sie Lars ehrlich besorgt neben sich sagen. »Du bist weiß wie eine Wand.«

Er fühlte sich an den Herzanfall seines Schwiegervaters während einer Familienfeier vor zwei Jahren erinnert, der zum Glück glimpflich verlaufen war. Aber sie war noch zu jung für einen Herzanfall, wie er sich sogleich ein wenig beruhigte.

Sie wischte sich mit einer fahrigen Geste über die Stirn. Sie war tatsächlich naß vom Schweiß, der sich ölig anfühlte. Ihr wurde bewußt, daß er sie das mehr als einmal gefragt hatte.

»Ja, es geht wieder. Ich hätte heute früh besser etwas essen sollen«, entschuldigte sie sich.

Er wußte, daß das eine Notlüge war. Sie hatte wie jeden Morgen ausreichend gefrühstückt. Aber sie wollte ihm nicht mit einer Vision ihrer Ängste belästigen. Nein, das, was sie gerade überwunden hatte, war kein Übelkeitsanfall, sondern eindeutig eine Panikattake gewesen. So etwas hatte sie noch nie gehabt. Das war ihr nicht einmal vor Jahren passiert, als sie sich tatsächlich in einer äußerst gefährlichen Situation befunden hatte und sich später nur wundern konnte, daß sie unversehrt dort heraus gekommen war.

Lars akzeptierte die Entschuldigung, obwohl er erkannt hatte, daß nicht Übelkeit allein Schuld für den gegenwärtigen Zustand seiner Kollegin war.

»Die haben mit ihren LKWs ganze Arbeit geleistet«, bemerkte Eva mit noch leicht unsicherer Stimme und wies auf den zerfurchten Boden vor ihnen, »hier draußen lassen sich jedenfalls keine Spuren mehr feststellen.«

»Was erwartest du bei einem solchen Wetter?« Lars schien das nicht weiter zu bekümmern.

Sie gingen wieder ins Haus zurück. Sie war zwar noch ein wenig bleich um die Nase, fühlte sich aber wieder sicherer auf den Beinen.

»Wie lange mag sie schon da oben liegen?« Eva dachte laut.

»Keinesfalls vor Freitagnachmittag. Freitagnachmittag hatten die Arbeiter noch einen letzten Rundgang durchs Haus gemacht.« Schröder, der in ihrer Nähe stand und mit seinem Kollegen mit der vorläufigen Befragung der vier Arbeiter, die nun interessiert dem Treiben im Haus zusahen, zum Ende gekommen war, glaubte die Frage als an sich gerichtet.

»Was ist mit dem Bettgestell?«

»Das kann ebenfalls frühestens Freitagnachmittag ins Haus geschafft worden sein. Die befragten Zeugen bestätigen übereinstimmend, daß das Haus leer war, als sie es Freitagmittag verließen.«

»Bestätigt nur die Vermutung, daß hier etwas radikal anders verlief als beabsichtigt«, meinte Lars.

In diesem Moment hörten sie draußen den Leichenwagen vorfahren. Fast zeitgleich kam die Gerichtsmedizinerin die Treppe herunter; eine mittelgroße, ein wenig blasse, nicht uninteressante Blondine Anfang fünfzig.

»Für mich sieht es nach einem außer Kontrolle geratenen Atemreduktionsspiel aus«, meinte sie lakonisch zu Eva und Lars. »Da scheinen zwei so gut wie alles falsch gemacht zu haben, was man in einer solchen Situation nur falsch machen kann. Genaueres kann ich erst nach der Obduktion sagen, aber das ist ja für Sie nichts Neues. Nichts gegen Sex an ungewöhnlichen Orten, aber ich kann mir etwas Schöneres als dieses schäbige Abbruchhaus vorstellen, sogar wenn alles so verlaufen wäre, wie es gedacht gewesen war.«

»Sie gehen demnach von einem Unfall aus?« Eva schien nicht sonderlich überrascht.

»Zumindest sieht es so aus, als hätte die Frau sich freiwillig fesseln lassen. Nichts deutet auf einen Kampf hin. Ihr Körper weist keinerlei sichtbare frische Verletzungen auf. Aber das kann man erst nach der Obduktion zweifelsfrei sagen. Schade, eigentlich eine schöne Frau. Sobald ich näheres weiß, informiere ich Sie. – Sie sehen blaß aus, Frau Gerbroth. Ich hoffe, das liegt lediglich an der Toten dort oben.«

»Ja, vermutlich weil ich schlecht geschlafen habe und heute Morgen nur eine Tasse Kaffee hatte.« Eva blieb bei ihrer Version.

»Es klingt zwar nach Binsenweisheit, aber ein gutes Frühstück ist wichtig. Darüber hinaus alles bei Ihnen in Ordnung? Der Kreislauf?« Der Unterton der Gerichtsmedizinerin ließ keinen Zweifel daran, worin sie die Ursache für Evas Verfassung vermutete.

»Ja, bei mir ist soweit alles in Ordnung und ich bin auch nicht trächtig«, fügte Eva etwas hitzig hinzu.

Wie sollte ich auch, schließlich habe ich seit über drei Monaten mit keinem Mann mehr gevögelt, seufzte sie innerlich.

Die Gerichtsmedizinerin zuckte gleichgültig mit den Achseln und verließ das Haus mit einem knappen Gruß.

Kurz darauf erschienen die Träger mit der Bahre.

»Für uns gibt es hier im Augenblick wohl nichts mehr zu tun«, meinte Lars, der froh war, von hier wegzukommen. »Komm, Eva, ich lade dich zu einem Kaffee und einem Brötchen ein. Nachher kippst du mir von Neuem um.« Seine Fürsorge war ehrlich.

»Danke, Lars, aber fahre schon einmal ins Präsidium«, lehnte sie sein Angebot mit einem verunglückten Lächeln ab. »Ich muß jetzt etwas für mich allein sein.«

»Wie du meinst.« Er zuckte mit den Achseln.

Er hatte es nur gut gemeint. Aber schließlich war sie alt genug, um zu wissen, was sie tat.

zwei

EVA GING ZU IHREM Wagen und setzte sich hinein. Das Mobiltelephon legte sie achtlos auf den Beifahrersitz. Sie öffnete die Jacke und lehnte sich zurück. Sie ließ die Seitenscheibe eine Handbreit hinunter, um frische Luft hereinzulassen. Sie sah, wie Lars mit den beiden Beamtinnen noch einige Worte wechselte und dann zu seinem Wagen ging, der hinter ihrem stand. Er winkte ihr kurz zu, als er an ihr vorbeiging. Sie nickte gedankenverloren zurück. Er stieg in seinen Wagen, startete den Motor und fuhr rückwärts zur Straße.

Sie beobachtete, wie die Leiche der Frau aus dem Haus getragen wurde.

Es hatte wieder zu regnen begonnen, wenn auch nur leicht. Die auf der Windschutzscheibe auftreffenden Tropfen liefen langsam hinunter. Sie stellte kurz die Scheibenwischer an.

Es fröstelte sie noch immer, doch widerstand sie der Versuchung, die Standheizung einzuschalten.

Sie holte aus dem Handschuhfach ein Etui mit Schminkutensilien, entnahm ihm einen kleinen Spiegel und sah hinein. Sie erschrak vor ihrem eigenen Spiegelbild. Sie war wirklich kreidebleich. Lars hatte nicht übertrieben. Die Hände zitterten ihr immer noch ein wenig. Sie widerstand der Versuchung, ein wenig Rouge aufzulegen, um nicht weiterhin wie ein Gespenst auszusehen. Aber das wäre von den Kollegen an einem solchen Ort sicherlich mit wenig Verständnis aufgenommen worden.

Sie hörte, wie die Türen des Leichenwagens geschlossen wurden. Sie sah auf und die Männer einsteigen. Kurz darauf fuhr der Wagen an ihr vorbei. Jetzt waren nur noch die Streifenwagen und die Fahrzeuge der Spurensicherung auf dem Gelände, wurde von den LKWs und dem Kettenbagger abgesehen. Die Arbeiter hatten sich unschlüssig in einen der LKWs gesetzt. Vermutlich warteten sie auf Anweisungen ihrer Firma.

Sie startete den Motor. Noch länger hier zu stehen, war nicht sinnvoll. Sie fühlte sich einigermaßen in der Verfassung, fahren zu können.

Langsam ließ sie den Wagen im Rückwärtsgang zur Straße rollen.

Sie fuhr bedächtig. Sie konzentrierte sich auf den Verkehr, ließ keine anderen Gedanken zu, als ihr Fahrzeug sicher zu lenken. Sie wußte bereits, wohin sie fahren wollte. Sie mied die Autobahn und nicht allein, weil sie fürchtete, erneut in einen Stau zu geraten.

Sie fuhr stadtauswärts. Die Bebauung wurde spärlicher, der Verkehr dünner. Sie beschleunigte leicht. Der Sechszylinder surrte ruhig und gleichmäßig, die Straßenlage war traumhaft. Seit sie das Coupé besaß, empfand sie Autofahren zum ersten Mal als etwas Sinnliches.

Die verregnete Sommerlandschaft zog an ihr vorbei. Die Straßen führten kontinuierlich bergauf, durchschnitten große Weideflächen, auf denen vereinzelt Kühe und Schafe weideten. Bewaldete Hänge schlossen an die Weideflächen an, die von schmalen Bächen durchschnitten wurden. Das vom Dauerregen schwere Laub drückte die Äste nieder und war von einem intensiven Grün, wie es sich nur nach langen Regenperioden einstellt.

Eine kurze örtliche Schauer ging nieder. Sie schaltete die Scheibenwischer ein. Daß es durch das leicht geöffnete Seitenfenster hereinregnete, störte sie nicht.

Es schien ihr kaum vorstellbar, daß die Großstadt lediglich eine halbe Autostunde entfernt lag.

Nur hin und wieder begegneten ihr andere Fahrzeuge. Sie drosselte das Tempo, während sie durch einen kleinen Ort fuhr, der nur aus der Hauptstraße und einigen wenigen Häusern bestand, nahm eine Kurve mit kaum verminderter Geschwindigkeit, ohne daß ihr Wagen auch nur im Ansatz ausgebrochen wäre.

Der Verkäufer hatte nicht übertrieben, was die Fahreigenschaften betraf. Er hatte sie in ihrem eleganten hellen figurbetonten Kostüm mit dem kurzen Rock, das sie damals getragen hatte, offenkundig für erfolgreiche Geschäftsfrau gehalten. Sie mußte schmunzeln, wenn sie daran dachte, daß der Verkäufer ihr den Wagen auf eine Weise angepriesen hatte, als schildere er die Vorzüge eines potentiellen Liebhabers. Um ihm einen Gefallen zu tun und weil sie irgendwie Lust dazu verspürt hatte, die kokette aber auch distanzierte Dame zu spielen, war sie auf eine Weise in den Wagen gestiegen, die ihm ein wenig den Atem geraubt hatte. Sie hatte ihm den Anblick ihrer schönen langen, hellbestrumpften Beine geboten und somit in ihm erst recht die Überzeugung gefestigt, daß es sich bei ihr um eine kultivierte Frau handelte, die genau wußte, was sie wollte und sich niemals das Heft aus der Hand nehmen ließ. Von diesem Verkaufsgespräch hatte er sicherlich noch lange geschwärmt.

Die Straße machte eine langgezogene Kurve und führte durch ein Waldstück.

Sie drosselte kurz vor dem Ende der Kurve das Tempo und bremste vor einem schmalen rechter Hand in den Wald hineinführenden asphaltierten Weg ab. Sie bog in den Weg ein und fuhr ihn im Schrittempo soweit entlang, bis der Wald aufhörte und den Blick auf ein kleines Tal freigab. Hier ging der Weg in einen unbefestigten Forstweg über.

Sie ließ den Wagen auf dem Forstweg ausrollen und stellte den Motor ab. Angenehme Stille umfing sie.

Sie hatte den Weg so sicher gefunden, als fahre sie täglich hierher. Sie hatte noch keinem von dieser Stelle erzählt, nicht einmal Birger mit dem sie solange wie noch mit keinem Mann zuvor zusammen gewesen war. Sie fuhr nicht oft hierher, nur wenn sie mit sich allein sein mußte.

Sie löste den Sicherheitsgurt, sah den Wassertropfen zu, wie sie vom Wagendach über die Windschutzscheibe hinunter zur Motorhaube rannen.

Sie atmete tief durch und stieg aus. Sie zog die Jacke dichter um den Körper. Es fielen nur noch vereinzelt Tropfen. Für die Aussicht ins Tal, die sich ihr bot, besaß sie im Augenblick wenig Sinn. Ihr steckte die Panikattacke noch zu sehr in den Gliedern.

Sie ging einige Schritte den Weg entlang vom Wagen weg.

Der Regen hatte tiefe Pfützen in den Vertiefungen hinterlassen. Sie umrundete diese.

Sie blieb stehen und schaute in das kleine Tal hinunter. Der Rand neben dem Feldweg fiel ein Stück steil ab und war mit alten knorrigen Sträuchern bewachsen. Es schloß sich eine sanft abfallende Wiese an, die bereits abgegrast war und die wiederum von einem Weidezaun begrenzt wurde, an den erneut eine Wiese grenzte. Auf der anderen Seite des Feldweges stieg das Gelände etwas steiler an und ging nach wenigen Metern in den Wald über, durch den sie zuvor gefahren war.

Leise drang das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos zu ihr. Von ihrem Standort aus war die Straße nicht zu sehen.

Schmutziggraue Wolkenfetzen zogen gemächlich am bleigrauen Himmel vorüber.

Das Bild der Toten im Abbruchhaus rief ihr eine Phantasie ins Gedächtnis, die sie seit Monaten in verschiedenen Variationen hatte; sie selbst von einem Mann gefesselt auf einem Bett, wenngleich nicht auf einem derart alten rostigen Gestell und ohne Matratze, sondern in einer weitgehend gepflegten Wohnung mit einer einigermaßen neuen Matratze und die Augen verbunden. Sie war diesem Mann, der verteufelt gut aussah, einen stets bereiten, wunderschönen dicken Schwanz besaß, hilflos ausgeliefert. Er ›verlustierte‹ sich an ihr, berührte sie nach Lust und Laune, fickte sie hemmungslos durch und leckte sie genüßlich, bis sie glaubte, es vor Geilheit nicht mehr aushalten zu können. Er verstand es mit Leichtigkeit, sie ejakulieren zu lassen. Spritzte er ab, flossen große Mengen cremigen Spermas über ihren Körper, ihr Gesicht oder in ihren Mund, das wunderbar schmeckte und sie genießerisch schluckte. Er ›benutzte‹ sie ausschließlich zur Befriedung seiner Lust, die grenzenlos zu sein schien. Sie war für ihn reines Sexobjekt. Sie war immer bereit, ihre Möse war immer naß. Sie kam schon, wurde sie nur berührt und brauchte den ganzen Tag nichts anderes als geilen Sex.

Diese Phantasie erregte sie in der Regel dermaßen, daß sie es vor Geilheit kaum noch aushielt und ausgiebig onanieren mußte. Was dieser – imaginäre – Mann mit ihr alles machte, ließ sie mitunter beinahe vor sich selbst schamvoll erröten. Sie war in diesen Phantasien nichts anderes als eine naturgeile Schlampe, die den Sex einzig auf ›perverse‹ Weise genießen konnte.

Sie besaß viele vergleichbare Phantasien, aber nur wenige hatte sie bisher derart ausgeschmückt. Es war ja auch bequem. In ihrer Hilflosigkeit konnte sie ja nichts anders tun, als sich diesem geheimnisvollen schönen Fremden hinzugeben.

Birger mit seinem eingeschränkten sexuellen Horizont, seiner ausschließlichen Vorliebe für ›Hausmannskost‹, wie sie dazu abschätzig sagte, hatte sie nie etwas von ihren sexuellen Phantasien erzählt, da seine Reaktionen abschätzbar waren und sie keine Lust auf fruchtlose Diskussionen besaß.

Wie hatte er sich allein jedesmal angestellt, wollte sie, daß er in ihren Mund kam, damit sie sein Sperma schlucken konnte. Es gefiel ihr und erregte sie, kam ein Mann in ihren Mund, am liebsten in dem er sich dabei selbst zum Orgasmus brachte und sie seinen Erguß mit geöffnetem Mund erwartete. Landete dabei einiges auf ihrem Gesicht, so erhöhte das für sie den erotischen Reiz nur. Ihn dagegen verursachte der Anblick seines Spermas in ihrem Gesicht eine diffuse Art von Ekel, weshalb sie ihn erst gar nicht bat, ihr ins Gesicht zu spritzen.

Mit ihm über ihre sexuellen Phantasien zu sprechen, hatte sich ja seit ein paar Monaten erledigt.

Ihr war bewußt, daß einige ihrer Phantasien bei einer realen Umsetzung ein schwer zu kalkulierendes Risiko in sich bargen, wenn sie auch nie derart drastisch enden konnten wie bei der Frau in dem Abbruchhaus. Ihr gelang es nicht, das Bild zu verscheuchen, daß sie dort auf dem Bett lag anstelle der Frau. Sollten unterschwellige Schuldgefühle der Auslöser für ihre Panikattacke gewesen sein? Sie konnte sich das nicht vorstellen, dafür hatte sie Sex zu gerne.

Was mochte die Frau wohl dazu gebracht haben, sich mit einem Schal würgen zu lassen? Was war das für ein Mann, der sang- und klanglos verschwand, ohne zumindest zu versuchen, Hilfe zu rufen? Warum hatte er alle Sachen der Frau mitgenommen?

Wenngleich ihre Phantasien insgesamt weniger risikoreich bei einer Umsetzung wären – immer vorausgesetzt, sie würde sie tatsächlich einmal mit jemanden realisieren können – wer sagte ihr denn, daß der andere nicht etwas mit ihr machte, das ihr gefährlich werden könnte? Vielleicht hatte die Frau es ja gar nicht so gewollt und der Mann hatte eigenmächtig gehandelt. Dann wäre auch seine überstürzte Flucht zu verstehen.

Grundsätzlich konnte ihr so etwas ja auch passieren, ließ sie sich fesseln. Dann fände man womöglich sie so irgendwo liegen.

Der Gedanken, daß ihre nackte Leiche in vergleichbarer Lage gesehen werden könnte, ließ die Panikattacke fast wieder in ihr aufflackern.

Sie atmete tief durch und ging mit leicht unsicheren Schritten zum Auto zurück. Sie lehnte sich an die Motorhaube.

Ein Raubvogel schwebte lautlos über sie hinweg.

Sie fürchtete, daß jedesmal, sobald diese Phantasien zurückkehrten, sich das Bild jener Frau vor diese schieben würde. Sie begann sich vor ihren Gedanken und Phantasien zu fürchten, was ihr zuvor noch nie widerfahren war.

Noch nie war ihr die eigene Vergänglichkeit derart bewußt geworden wie an diesem Morgen, trotz der Toten, die sie bereits gesehen hatte. Aber es waren stets andere Umstände mit im Spiel gewesen. Selbstmord war für sie undenkbar. Warum auch? Existenzängste waren ihr fremd. An Depressionen litt sie nicht, jedenfalls nicht mehr als andere Menschen auch. Zwar war manches in ihrem Leben durchaus als absolut beschissen zu bezeichnen – Birgers Verhalten und sein Abgang standen an erster Stelle. Aber in der Regel richtete sie ihre Aggressionen weniger gegen sich selbst als gegen andere, wovon gerade Lars ein trauriges Lied singen konnte. Sie war sogar schon einmal gegenüber einem Ex-Freund gewalttätig geworden, was für beide mit einem blauen Auge geendet hatte, für ihn im Wortsinne, für sie im übertragenen, sie konnte ihn gerade noch überzeugen, von einer Anzeige wegen Körperverletzung abzusehen. Sie erinnerte sich nur ungern daran. Sie hatte es auf ihre Jugend geschoben. Sie war zu dem Zeitpunkt zweiundzwanzig gewesen.

Abgesehen davon hätte sie sich nie vorstellen können, daß Birger sich einmal als derart großes Arschloch erweisen könnte. Wie gut, daß sie sich nicht von ihm hatte schwängern lassen. Zwar hatte sie es auch nicht geplant, aber wer sagte denn, daß sie in einigen Jahren, sobald der vierzigste Geburtstag unweigerlich vor der Tür stand, ihre Gene nicht doch weitergeben wollte? Aber nicht gemeinsam mit denen eines Mannes wie Birger, einen solchen Vater wollte sie ihrem Kind nicht zumuten.

Sie atmete tief die frische Luft ein. Die schmutziggrauen Wolkenfetzen zogen schneller vor dem gleichmäßig grauen Himmel vorüber. In der Ferne ging über einer Anhöhe Regen nieder. Auffrischender Wind strich über die Wipfel der Bäume, die sich daraufhin stärker bogen. Regentropfen wurden zu ihr hinübergeweht.

Sie wußte nicht, was sie mit dem Bild von heute Morgen, mit ihren Phantasien machen sollte.

Daß sich ihre Phantasien nicht einfach unterdrücken ließen, wußte sie. Sie waren ein Teil von ihr, wenn sie auch die Ursache dafür nicht zu kennen schien. Sie hatte sie seit ihrer Pubertät. Meist verschwanden sie relativ schnell wieder. Während vieler Jahre waren sie nicht allzu detailliert gewesen. Vielleicht lag es daran, daß sie sich zu einer Zeit zurückgemeldet hatten, als der Sex mit Birger einzuschlafen begann, und dadurch dominierender geworden waren. Birger war mit der Zeit immer träger geworden, was die Lust auf Sex betraf, wobei sie ohnehin überwiegend die Initiative ergriffen hatte, wie in allen ihren Beziehungen, und entzog sich ihr immer öfter, so daß sie häufiger onanierte, was sie ohnedies gerne machte, und dabei ihre Phantasien immer mehr ausschmückte.

Sie hatte viel zu gerne Sex, um sich aus irgendeinem Grund darin zu beschränken. Er ermöglichte ihr, auf wunderbare und einfache Weise den Streß und Ärger des Tages zu vergessen und zu entspannen. Nur hatten ihre bisherigen Männer ihre Auffassung nur bedingt geteilt, so daß sie sich eigentlich immer hatte zurücknehmen und ihre Entspannung zum Teil eigenhändig suchen müssen. Traf sie tatsächlich einmal auf einen Mann, der ebenso wie sie über Sex dachte, stimmte irgend etwas Essentielles nicht überein. Das Ergebnis war am Ende das gleiche – sie war allein.

Die Regenfront kam näher und der Wind frischte merklich auf.

Das Läuten des Mobiltelephons riß sie aus ihren Gedanken. Sie öffnete die Fahrertür und nahm das Telephon vom Beifahrersitz.

»Sag mal, Eva, wo steckst du? Der Chef fragt schon nach dir«, klang Lars’ Stimme leicht besorgt, worauf sie nicht sonderlich achtete.

»Ich fahre jetzt zurück«, erwiderte sie mit einem leichten Kratzen in der Stimme.

»Was ist mit dir, Eva? Du hast mir heute Morgen einen ganz schönen Schrecken eingejagt, als du kreidebleich an der Wand lehntest. Ich fürchtete schon, daß du jeden Moment ohnmächtig wegsacken würdest.«

Sie mußte trotz allem über seine Fürsorge schmunzeln.

»Es sah schlimmer aus als es war«, versuchte sie ihn zu beruhigen, aber sie klang nicht überzeugend genug. »Es war etwas Persönliches.« Bevor er irgend etwas dazu sagen konnte, sagte sie: »Ich fahre jetzt los. Ich schätze, ich bin einer halben Stunde oder auch etwas mehr im Büro. Sag dem Chef einfach, es war eine Frauensache.«

»Du bist doch nicht etwa … « Sie konnte sehen, wie er mit vor Staunen offenem Mund an seinem Schreibtisch saß.

»Nein, ich bin nicht trächtig, falls du das glauben solltest. Verdammt, Lars, ich habe ohne Kondom das letzte Mal vor vier Monaten gefickt und da habe ich auch noch geschluckt. Erst Anfang letzter Woche hatte ich meine Tage«, entfuhr es ihr enerviert und detaillierter als beabsichtigt, was ihr aber nur beiläufig bewußt wurde. »Bis später.« Sie drückte das Gespräch weg, bevor er etwas erwidern konnte. Bei ihm hatte sie wenigstens nie ein schlechtes Gewissen, blaffte sie ihn an.

»Wie du dich benimmst, hast du doch immer deine Tage«, meinte er durchaus nachsichtig, während er auflegte.

Kaum saß sie wieder im Wagen und hatte den Motor gestartet, setzte der Regen ein und begleitete sie auf dem gesamten Rückweg.

Wenn dieser kurze Ausflug etwas in ihr bewirkt hatte, dann die Überzeugung, daß sie unbedingt einen Mann brauchte, mit dem sie nicht nur harmonieren, sondern vor allem auch ihre bisher unausgesprochenen sexuellen Wünsche ausleben konnte, vor allem mußten einige davon endlich den Weg aus ihrem Kopf in die Realität finden, sonst würden sie nur noch mehr von ihnen verfolgt werden. Doch wo sollte sie so ein seltenes Exemplar von Mann finden? Bisher war sie darin alles andere als erfolgreich gewesen.

drei

ZURÜCK IM PRÄSIDIUM suchte Eva sogleich die Toiletten auf. Sie wusch sich ausgiebig durchs Gesicht und überzeugte sich nach einem Blick in den Spiegel, daß sie nicht mehr wie ein gebleichtes Laken wirkte. Dann ging sie in ihr Büro.

Lars war dabei, eine Akte anzulegen und einen ersten Bericht zu verfassen. Er erwähnte mit keinem Wort, daß sie fast zwei Stunden abwesend gewesen war. Wortlos goß er ihr eine Tasse heißen Tee ein, die sie gedankenverloren entgegennahm.

Wirklich überraschte ihn ihre Reaktion beim Abbruchhaus nicht. Es war ihm schon lange klar, daß sie weitaus empfindsamer war als sie ihre Umgebung Glauben machen wollte. Für einen Moment hatte er wirklich angenommen, daß sie schwanger sein könnte. Marietheres war bei ihrem ersten Kind an manchem Morgen ähnlich zumute gewesen. Obwohl es bei den Kollegen auf Verwunderung gestoßen wäre; er konnte sich im Gegensatz zu ihnen sie durchaus in der Mutterrolle vorstellen.

Während er mit dem Bericht beschäftigt war, rief sie ihre E-Mails ab. Wirklich wichtige waren keine darunter, dafür hatte der Spamfilter wieder einmal fast alle Spam-Mails anstandslos durchgelassen.

»Das erinnert mich an einen Fall, von dem ich vor einiger in der Zeitung gelesen habe«, bemerkte Lars plötzlich. »Ein Mann hatte seine Freundin auf deren ausdrücklichen Wunsch dermaßen beim Sex gewürgt, daß er ihr den Kehlkopf eingedrückt hat und sie daran erstickt ist. Es war nachweislich nicht das erste Mal, daß die Frau von ihrem Freund beim Sex gewürgt werden wollte.«

»Was willst du mir damit jetzt sagen?« Sie hatte nur mit halben Ohr zugehört. Das Bild der Toten auf dem Bettgestell im Abbruchhaus wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf, wenn es auch bei weitem nicht mehr so schockierend auf sie wirkte.

Noch im Tod war zu erkennen, daß sie eine lebensfrohe, unabhängige Frau gewesen war. Sollte ihr Drang zum Genuß sie getötet haben? Klänge es nicht dermaßen albern, könnte man das als Strafe für Ausschweifung sehen. Es gab mit Sicherheit genug Fanatiker, die allen Ernstes so etwas behaupten würden. Wäre dem tatsächlich so, wäre wahrscheinlich sehr schnell das Problem der Überbevölkerung gelöst, dachte sie zynisch.

Nein, sie mußte an etwas anderes denken. Das war ja geradezu morbide und sie hatte bisher keinen Hang zum Morbiden bei sich feststellen können.

»Daß wir es vermutlich mit einem ähnlich gelagerten Fall zu tun haben. Des Menschen Seele ist nun einmal voller Untiefen.«

»Ich würde eher sagen, daß Menschen verflucht leichtsinnig sein können«, konterte sie, die einen spießigen Unterton herauszuhören glaubte.

Er war gewohnt, daß sie ihm oft Dinge unterstellte, die er nie so gemeint hatte, darum nahm er es gelassen.

»Darüber brauchen wir kein Wort zu verlieren. Man muß nur an die Zeitgenossen denken, die bei einem Wetter wie heute mit einem wahnwitzigen Tempo über die Autobahn brettern und sich wundern, wenn sie am Ende einer Kurve plötzlich vor einem Baum stehen. Oder die auf ihren schweren Motorrädern, die sie nur bei schönem Wetter fahren, dann aber wie die Irren, und sich wundern, wenn sie in der nächsten Leitplanke hängen bleiben.«

»Du siehst das ganze also als eine Art Verkehrsunfall.« Sie war streitlustig. Ihr gefielen solche Vergleiche überhaupt nicht.

In gewisser Weise schon, dachte er, doch sprach er es nicht aus, schließlich war es geschmacklos.

»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte er statt dessen, doch sie achtete nicht darauf. Sie war mit den Gedanken woanders.

»Weißt du, was absurd ist«, sagte sie nach einigen Minuten nachdenklich.

»Nein«, konnte er sich nicht denken, worauf sie hinauswollte.

»Daß jene Frau aus deiner Zeitung und die in dem Abbruchhaus vermutlich noch leben würden, wären ihnen ihre sexuellen Wünsche von ihren Partnern nicht erfüllt worden, wie es Männer in der Regel halten.« Ihr trauriger Tonfall ließ ihn von einer Antwort Abstand nehmen.

Unter dem Gesichtspunkt hatte er es noch gar nicht betrachtet. Allerdings käme er nie auf den Gedanken, nicht auf Marietheres’ sexuelle Wünsche einzugehen.

Eva blickte gedankenverloren und ein wenig wehmütig zum Fenster. Bei Birger und den meistens seiner Vorgänger würde keine Frau Gefahr laufen, Opfer ihrer sexuellen Wünsche zu werden.

Es war früher Nachmittag, sie hatten den Bericht der Kollegen von der Schutzpolizei erhalten. Allzu hilfreich waren die Aussagen der Arbeiter nicht. Die Berichte der Spurensicherung und der Gerichtsmedizin würden noch auf sich warten lassen.

»Vielleicht haben wir Glück und sie ist als vermißt gemeldet worden«, bemerkte Lars, »die Beschreibung der Frau ist jedenfalls an alle örtlichen Dienststellen gemeldet.«

»Ich frage mich, ob sie in einer festen Partnerschaft lebte. Ob sie einen großen Freundeskreis hatte oder relativ zurückgezogen lebte.«

»Ich habe jedenfalls keinen Ehering an ihr entdecken können.«

»Das bedeutet nichts. Nicht alle Verheirateten tragen einen Ehering.« Sie dachte daran, daß ihre Schwester ihren auch nur selten trug, Wolfgang, ihr Mann, den seinen dagegen schon. Aber Marianne hatte ohnehin nie Schmuck getragen. Ringe, Armbänder, Ketten waren ihr lästig.

»Ist dir aufgefallen, daß die Tote keinerlei Schmuck trug, nichts Persönliches«, wurde Lars sich plötzlich eines Umstandes bewußt, der ihn die ganze Zeit störte.

»Nicht jede Frau trägt Schmuck. Ich trage zum Beispiel auch so gut wie nie welchen«, meinte sie achselzuckend. Sie war mehr bei ihren eigenen Problemen als bei ihrem neuen Fall.

»Sicher, nicht jede Frau behängt sich mit Lametta wie ein Weihnachtsbaum. Aber ich kenne kaum eine Frau, die nicht irgendein Schmuckstück trägt, und sei es nur einen schlichten Ring oder eine unauffällige Halskette. Die Tote trug nicht einmal eine Uhr. Sie war in doppeltem Sinne nackt, wenn du so willst.«

»Wahrscheinlich hat der, der bei ihr war, ihr nicht nur die Kleider, sondern auch den Schmuck abgenommen. Wobei sie die Uhr sicherlich selbst abgenommen hat, bevor sie sich hat Fesseln lassen. Eine Uhr stört dabei nur.«

»Da hast du wohl recht, Eva. Daran habe ich jetzt nicht gedacht. Aber ich habe auch noch nie eine Frau ans Bett gefesselt. Es hat mich auch noch nie eine darum gebeten.«

»Hast du denn überhaupt schon einmal eine Frau gefragt, ob sie von dir gefesselt werden möchte?« Sie blickte ihn herausfordernd an.

»Die wenigen Frauen, mit denen ich vor Marietheres zusammen gewesen bin, haben auf mich nicht den Eindruck gemacht, daß sie darauf stehen würden«, antwortete er ausweichend.

»Das an sich besagt gar nichts. Du müßtest aus deiner beruflichen Praxis heraus eigentlich wissen, daß der Eindruck, den Menschen machen, nichts über ihre wahren Gedanken und Gefühle aussagt. Oft genug bekommen nicht einmal die Menschen in nächster Umgebung mit, wie es in dem Betreffenden aussieht. Darf ich dich an den ersten Fall erinnern, den wir zusammen bearbeiteten; die arme Frau, die von ihrem Freund mit über dreißig Messerstichen getötet wurde. Er galt als höflicher, vielleicht ein wenig zu introvertierter junger Mann, ein beinahe unscheinbares schmächtiges Bürschchen. Plötzlich, als sie ihm erklärte, sie habe einen anderen, weil sie eben nicht mehr in ihn verliebt sei, da es ihm an Selbstbewußtsein fehle, sie seine mangelnde Durchsetzungskraft abstoße, griff er zum scharfen Brotmesser, das auf dem Küchentisch lag und stach zu. Er, der bis dahin, laut seinen Eltern, fast ohnmächtig wurde, hatte sich jemand in seiner Umgebung in den Finger geschnitten. Seelenruhig benachrichtigte er anschließend den Notarzt. Seelenruhig saß er am Küchentisch, das blutige Messer auf den Tisch zurückgelegt, als hätte er es nie in der Hand gehabt, und wartete auf das Eintreffen der Kollegen, von denen er sich bereitwillig abführen ließ. Mein Gott, ich habe mir zuvor nicht vorstellen können, wie weit und heftig Blut spritzen kann, obwohl ich genug darüber gelesen habe.«

»Ja, Eva, ich werde das auch nicht vergessen. Es gibt Fälle, an die erinnert man sich nach Jahren kaum noch und andere bleiben einem frisch im Gedächtnis wie am ersten Tag. Sie war eine hübsche, zierliche junge Frau.«

»Sie war ein Biest«, stellte sie mitleidlos richtig, »sie hat ihn nur benutzt. Das haben unsere Ermittlungen ergeben. Sie mag ihn vielleicht zu Anfang geliebt haben, aber das muß schnell vorübergegangen sein. Er hat ihren Launen zu oft nachgegeben, dafür hat sie ihn schließlich verachtet und es ihm ständig spüren lassen. Irgendwann ist der ganze angestaute und unterdrückte Frust bei ihm nach oben gekommen und hat sich furchtbar entladen.«

»Ja, ich erinnere mich wieder. Sie war launenhaft bis zum Exzeß und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Und doch hat sie ein solches Ende nicht verdient.«

»Sie hatte laut Obduktionsbericht einen schnellen Tod. Bereits der zweite Stich ging mitten durchs Herz. Danach hat er nur noch auf einen leblosen Körper eingestochen. Wie dem auch sei, ihn wird diese Tat bis zum Ende seines Lebens verfolgen. Durch ihr Verhalten hat sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern seines gleich mit zerstört. Es ist die Frage, wen von beiden es letztlich schlimmer getroffen hat. – Ja, du hast recht, niemand hat ein solches Ende verdient, und doch scheinen es manche geradezu darauf anzulegen.«

Er schwieg nachdenklich. Warum war ihm nur die übelzugerichtete Leiche so lebhaft im Gedächtnis geblieben, aber nicht die Umstände, die dazu geführt hatten? Warum tat ihm die Frau leid und warum nicht der Mann ebenso, an den er sich kaum noch erinnern konnte?

»Nicht selten bei solchen Beziehungstaten ist der Täter das eigentliche Opfer«, fuhr sie mehr zu sich selbst fort. »Damit will ich jetzt niemanden, der ausrastet, weil der Leidensdruck zu groß geworden ist und er nicht die einzig mögliche Konsequenz zieht und geht, in Schutz nehmen. Auch der mieseste Charakter hat ein Recht auf Unversehrtheit und auf sein armseliges Leben.«

»Nicht jeder hat die Kraft zu gehen. Denke nur an den Fall, der Gottlob für uns nie einer geworden ist, der aber durch die Lokalpresse gegangen ist. Der Mann, der seine Frau beinahe erwürgte und noch rechtzeitig den Notarzt rief. Zwar hat die Frau einen bleibenden Schaden zurückbehalten, aber sie hat überlebt. Es war eine vergleichbare Situation wie in unserem ersten Fall.«

»Ja, Lars ich erinnere mich.« Sie blickte nachdenklich aus dem Fenster; die graue Wolkenfront zeigte erste helle Risse und die Sonnenscheibe erschien als blasser Fleck, »dem Mann ist seine Gutmütigkeit, seine Hilfsbereitschaft zum Verhängnis geworden. Letztlich hat ihn sogar jeder aus der eigenen Familie ausgenutzt. Seine Ehe wurde von der eigenen Familie arrangiert, weil sie einen wirtschaftlichen Vorteil darin sahen. Sie mußte ihm auch noch vorhalten, daß er ein Schlappschwanz sei und er eigentlich alles nur halb erledigen kann. Seine Familie wollte ihn sogar noch nach der Tat fertig machen. Ich kann mich noch gut an das Gutachten erinnern, das ihn als besonders wertvollen Mensch bezeichnete, und daß der Richter der Familie untersagte, jemals wieder mit dem Mann Kontakt aufzunehmen. Das Urteil fiel so milde aus, wie es das Gesetz zuließ. Sicher, es gibt jede Menge Arschlöcher, die meinen den Macho raushängen lassen zu müssen und die ausrasten, wenn ihre Frauen eigene Wege gehen, aber Frauen sind um keinen Deut besser, wenn es um die Durchsetzung ihrer Ziele geht, obwohl es manche Radikalfeministin nicht wahrhaben will und Frauen am liebsten nur in der Opferrolle sehen. Unser Alltag sagt etwas anderes aus.«

»Dennoch sind diese extremen Reaktionen Ausnahmen. Meist bleibt es bei alltäglicher Gewalt.«

»Ja, lieber zweimal in der Woche ein wenig ausrasten und die eigene Frau etwas verprügeln, als einmal in drei Jahren, sie dann aber reif für die Intensivstation«, meinte sie bissig und schämte sich sogleich für ihren Zynismus.

Sie fuhr ihren Rechner hinunter.

»Ich gehe nach Hause. Wenn Wolters nach mir fragt, sage ihm, mir ist nicht gut. Mir steckt die Tote von heute Morgen immer noch in den Gliedern«, sagte sie kurz angebunden, stand auf und nahm ihre Jacke vom Haken neben der Tür.

Sie wartete seine Antwort nicht ab und verließ grußlos das Büro.

»Aus ihr werde ich wohl nie schlau werden und wenn wir bis zur Pension zusammenarbeiten«, murmelte er vor sich hin.

Er konnte nicht sagen, ob ihn die Vorstellung noch zwanzig Jahre mit ihr zusammenarbeiten zu müssen schrecken sollte oder das Gegenteil.

vier

DIE SONNE BRACH häufiger durch die sich auflockernde Wolkendecke, zudem wurde es wieder wärmer.

Kaum hatte Eva die Wohnungstür hinter sich geschlossen, ging sie ins Bad und ließ Wasser in die Wanne laufen. Sie gab ein wohlriechendes Badeöl hinzu.

Im Schlafzimmer zog sie sich aus und warf ihre Kleider achtlos aufs ungemachte Bett. Seit sie wieder allein lebte, verspürte sie wenig Lust jeden Morgen das Bett zu machen. Wäre der Anlaß für ihr Alleinleben nicht so traurig, sie könnte darüber schmunzeln, daß bei ihr das Vorurteil zutraf, allein lebende Frauen seien schlampig.

Sie versuchte sich, im warmen Wasser ausgestreckt liegend, zu entspannen.

Die wohltuenden Aromen des Badeöls, die aus dem warmen Wasser aufstiegen, versetzten sie in behagliche Trägheit, der mehr als unerfreuliche Morgen schien fast Teil einer anderen Epoche geworden zu sein, hatte etwas Irreales bekommen.

Sie schloß die Augen und ließ die Gedanken schweifen.

Sie befand sich inmitten einer Gruppe Frauen und Männer in einem großen, dezent beleuchtetem und üppig mit Sitzgelegenheiten ausgestatteten Raum. Dicke Teppiche bedeckten einen Teil des dunkelgefliesten Bodens. Der Raum schien keine Fenster zu haben, dafür hingen an den Wänden kunstvoll gerahmte, bizarr wirkende erotische Zeichnungen. Leise, betörende und nur schwer zu definierende Musik erfüllte den Raum und schien von überall her zu kommen. Zudem war der Raum von einem aphrodisischen Duft erfüllt. Die Anwesenden trugen ausnahmslos kunstvoll gearbeitete Halbmasken aus dunkelroter Seide. Die Frauen waren in lange schwarze Kleider aus weichen Stoffen gehüllt, die Brüste unbedeckt und unterhalb der Taille derart ausgeschnitten, daß ein ungehinderter Blick auf die ausnahmslos frisch rasierte Scham möglich war. Schwarze zarte Nahtnylons und Schuhe mit fast turmhohen Absätzen aus feinem schwarzem Leder vervollständigten das Ensemble. Es waren kleine und große Frauen, schlanke, beinahe zierliche und wundervoll feminin üppige und dicke zugegen, mit ebenso knabenhaft wirkenden wie außergewöhnlich großen und schweren Brüsten. Eva war erleichtert, selbst alles andere als flachbrüstig zu sein, wenn sie auch bei weitem nicht an die Üppigkeit einiger weniger Frauen heranreichte. Die Männer waren überwiegend groß mit sportlichen Körpern, wobei der eine oder andere einen sichtbaren Bauchansatz besaß, der aber nicht unsexy wirkte. So gut wie alle Männer trugen enge schwarze Lederhosen mit einem halb durch den Schritt verlaufenden Reißverschluß, die ihre Knackärsche betonten und enganliegende T-Shirts aus einem leicht glänzenden weichen Stoff. Die sichtbaren Schwellungen in ihren engen Hosen wirkten vielversprechend. Es wurde nicht gesprochen, man verständigte sich ausschließlich über Gesten und Blicke. Die Frauen gaben sich betont lasziv, präsentierten selbstbewußt ihre unverhüllten Brüste und Mösen, lächelten den Männern mit ihren stark geschminkten Mündern verheißungsvoll zu, die das Lächeln auf vergleichbare Weise erwiderten. Ein großer gutgebauter Mann, dessen dunkles Haar bereits von einigen grauen Strähnen durchzogen wurde, beobachtete Eva seit einiger Zeit aufmerksam. Die Schwellung in seiner engen bereits ein wenig speckigen Lederhose war vielversprechend. Sie spürte, wie sie in Erwartung, seinen Schwanz unbedeckt sehen zu können, naß wurde. Sein leichter Bauchansatz machte ihn in ihren Augen nur noch reizvoller. Das war ihr Mann für heute Abend. Sie lächelte ihm einladend zu und fuhr lasziv mit der Zunge über die vollen tiefroten Lippen, so daß sie feucht glänzten. Auch die übrigen hatten für diesen Abend ihre Partner gewählt. Der Mann stand jetzt dicht vor ihr. Ihr Herzschlag beschleunigte sich spürbar. Der Mann roch nach einer wunderbar männlich-herben Mischung aus Leder und frischen Schweiß. Sie sah in seine dunklen Augen, in denen ein eigentümlicher, alles andere als unangenehmer Glanz lag, der ihr sagte, daß er mindestens ebenso geil auf sie war wie sie auf ihn. Besitzergreifend packte er ihr mit der Rechten in den Schritt und schob ihr den Mittelfinger zwischen die Schamlippen. Sie spürte, wie sie unter seiner doch recht derben Berührung noch nasser wurde und ihre Schamlippen weiter anschwollen. Besitzergreifend und zugleich zärtlich massierte er sie. Sie schnurrte lustvoll, schloß leicht die Augen und öffnete die feuchtglänzenden Lippen, ihre Unterlippe bebte ein wenig. Der Mann nahm seine Hand ebenso plötzlich von ihrem Lustzentrum wie er sie dorthin gelegt hatte und leckte sich ihre Nässe von den Fingern. Er schien zufrieden zu sein. Mit einer entschlossenen Geste deutete er an, daß sie sich vor ihn knien soll. Sie folgte nur zu gerne. Mit vor Erwartung leicht nervösen Fingern öffnete sie den Reißverschluß seiner Lederhose und befreite seinen Schwanz. Sie war angenehm überrascht. Zwar war die Beule in seiner Hose verheißungsvoll gewesen, doch an dem schönen geraden dicken Exemplar von Schwanz, das sie in den Händen hielt, konnte sie sich kaum sattsehen. Liebevoll strich sie mit den Fingern darüber, kraulte ihn leicht mit den ihren halblangen dunkelrotlackierten Nägeln. Zärtlich schob sie ihm die Vorhaut von der Eichel. Ein öliger Tropfen quoll aus der Spitze. Sanft umspielte sie die Eichel mit der Zunge, bedeckte sie mit zärtlichen Küssen, bevor sie seinen Schwanz so tief in den Mund nahm, wie es ihr möglich war. Sie war stolz darauf, daß sie einen Schwanz, solange er nicht ungewöhnlich lang war, nicht nur nahezu vollständig in den Mund aufnehmen, sondern problemlos ohne Brechreiz in sich behalten konnte. Der Mann stöhnte lustvoll auf. Sein Schwanz schmeckte wundervoll. Sie schleckte und saugte an ihm, wie an einer wohlschmeckenden tropischen Frucht. Er wußte, daß sie eine ausgezeichnete Schwanzbläserin und begeisterte Spermaschluckerin war. Nicht nur aus diesem Grund hatte man sie für den heutigen Abend ausgewählt. Es wurden nur Frauen zu diesem erlesenen Kreis von Erotomanen gebeten, die in der Kunst der körperlichen Liebe besonders erfahren und talentiert waren und über seine starke Libido verfügten. Sie wußte diese Ehre zu schätzen und sich ihrer würdig zu erweisen. Doch auch die Männer, obwohl in erster Linie Nutznießer, wußten, wie sie einer Frau mit Schwanz und Mund ungeahnte Lust bereiten konnten. Es war wichtig, daß auch die Frauen auf ihre Kosten kamen. Deren Orgasmen waren die unmittelbare Entlohnung für die Geschicklichkeit der Männer. Der Mann, dessen Schwanz sie im Mund hatte, stöhnte lustvoll, genoß zufrieden ihr Zungenspiel und war über seine Wahl zufrieden. Die Art, wie diese große vor ihm kniende dunkelblonde Schönheit sich mit der Zunge die Lippen geleckt hatte, war beredt genug gewesen. Immer wieder setzte sie auch die Zähne ein, was ihm ein besonderes Aufstöhnen entlockte. Der Raum war jetzt von lustvollem Seufzen und Stöhnen erfüllt, das sich harmonisch mit der leisen Musik durchmischte. Ein Teil der Frauen verschaffte den Männern, die sie ausgewählt hatten, auf die gleiche Weise Lust wie Eva. Fast schien es, als stünden die Frauen im Wettbewerb zueinander, wer die beste Schwanzlutscherin des Abends sein würde. Obwohl sich alle Mühe gaben, schien doch Eva die aussichtsreichste Kandidatin für den ersten Platz zu sein. Ein Teil der Frauen wurde von den Männern geleckt, als schleckten sie eine saftige tropische Frucht aus, was durch die Nässe, die die Mösen der Frauen produzierten, mehr als nur eine Metapher war. Die üppigste Frau in dieser Runde, eine bildschöne große dicke mit erstaunlich großen und schweren Brüsten, ließ sich von zwei Männern gleichzeitig Arsch und Möse vögeln, während eine Frau ihr die Brüste massierte und ihr hin und wieder die Zunge in den Mund schob. Eva war mittlerweile selbst dermaßen naß, daß sie das Gefühl hatte, daß ihr die Nässe bereits an den Innenseiten der Schenkel hinunterlief und sie bei jeder Bewegung ihrer Schenkel ein schmatzendes Geräusch von sich gab. Sie brauchte unbedingt einen Schwanz in sich oder wenigstens einen Männermund, der die Nässe aufleckte. Im Verlauf des Abends ergaben sich immer wieder neue Konstellationen. Eva fand sich auf einer Chaiselongue aus schwarzem Leder auf allen vieren wieder. Sie hatte noch immer den Schwanz desselben Mannes im Mund, während jetzt ein zweiter jüngerer Mann mit einem kaum weniger dicken von hinten in ihre triefendnasse Möse eindrang. Sie war dermaßen naß, daß sein Schwanz fast von allein hineinglitt. Während er sie genüßlich wie ein Gourmet fickte, der weiß, daß nur in der Ruhe die Kraft liegt, stieg ihre Erregung ins Unermeßliche. Sie fragte sich, wer zuerst kommen würde, derjenige, dessen Schwanz sie im Mund hatte, oder der in ihrer Möse oder gar sie selbst. Für die beiden Männer war sie lediglich Sexobjekt, was sie ungeheuer erregte, sie wollte auch gar nichts anders als Lustobjekt der anwesenden Männer sein, schließlich war sie naturgeil, wie alle anwesenden Frauen. Es fiel ihr schwer, überhaupt an etwas anderes, als an Sex zu denken. Sie spürte, wie sich ein heftiger Orgasmus näherte. Im selben Moment spürte sie, wie der Schwanz, den sie ihm Mund hatte zu zucken begann, und der Mann in ihrer Möse fickte sie nun auch heftiger, stöhnte lauter. Noch während die ersten Wogen des Orgasmus ihr durch den Körper strömten, spürte sie warmes Sperma auf der Zunge und spritzte der andere Mann ihr heftig und tief in die überfließende Möse.