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In der Erzählung Der kurze Brief zum langen Abschied reist ein junger österreicher quer durch die USA, auf der Flucht vor und zugleich auf der Suche nach seiner Frau Judith. Er trifft Claire, nimmt, im Anschluß an eine Aufführung von Schillers Don Carlos, an einem Gespräch über das Verhältnis von Bühne und Wirklichkeit teil, erlebt seinen Bruder in seiner naiven Verbundenheit mit der Kindheit und redet mit John Ford über Natur und Geschichte. Seine Melancholie und Hoffnungslosigkeit geraten in Kontrast zu dem anderen Zeitgefühl und zu der anderen Lebensweise des fremden Landes. Diese große Erzählung von Peter Handke ist ein zeitgenössischer Entwicklungsroman, die abenteuerliche Geschichte einer Trennung und spannend wie ein Kriminalroman.
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Seitenzahl: 227
In der Erzählung Der kurze Brief zum langen Abschied reist ein junger Österreicher quer durch die USA, auf der Flucht vor und zugleich auf der Suche nach seiner Frau Judith. Er trifft Claire, nimmt, im Anschluß an eine Aufführung von Schillers Don Carlos, an einem Gespräch über das Verhältnis von Bühne und Wirklichkeit teil, erlebt seinen Bruder in seiner naiven Verbundenheit mit der Kindheit und redet mit John Ford über Natur und Geschichte. Seine Melancholie und Hoffnungslosigkeit geraten in Kontrast zu dem anderen Zeitgefühl und zu der anderen Lebensweise des fremden Landes. Diese große Erzählung von Peter Handke ist ein zeitgenössischer Entwicklungsroman, die abenteuerliche Geschichte einer Trennung und spannend wie ein Kriminalroman.
Peter Handke wurde 1942 in Griffen (Kärnten) geboren, lebt heute bei Paris.
Peter Handke
Der kurze Briefzum langen Abschied
Suhrkamp
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013
Hinweise zur Textgrundlage: Der vorliegende Text folgt der 6. Auflage 2001 der Ausgabe des suhrkamp taschenbuchs 3286.
© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1972
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Umschlaggestaltung: Göllner, Michels, Zegarzewski
eISBN 978-3-518-73524-4
www.suhrkamp.de»Und einst, da sie an einem warmen aber trüben Morgen vors Tor hinausgingen, sagte Iffland, dies wäre gutes Wetter, davonzugehen – und das Wetter schien auch so reisemäßig, der Himmel so dicht auf der Erde liegend, die Gegenstände umher so dunkel, gleichsam als sollte die Aufmerksamkeit nur auf die Straße, die man wandern wollte, hingeheftet werden.«
Karl Philipp Moritz, »Anton Reiser«
Die Jefferson Street ist eine stille Straße in Providence. Sie führt um die Geschäftsviertel herum und mündet erst im Süden der Stadt, wo sie inzwischen Norwich Street heißt, in die Ausfahrtsstraße nach New York. Hier und dort erweitert sich die Jefferson Street zu kleinen Plätzen, an denen Buchen und Ahornbäume stehen. An einem dieser Plätze, dem Wayland Square, liegt ein größeres Gebäude im Stil englischer Landhäuser, das Hotel WAYLAND MANOR. Als ich Ende April dort ankam, nahm der Portier zugleich mit dem Schlüssel einen Brief aus dem Schlüsselfach und übergab mir beides. Noch vor dem offenen Lift, in dem schon der Liftführer wartete, riß ich den Umschlag auf, der im übrigen kaum zugeklebt war. Der Brief war kurz und lautete: »Ich bin in New York. Bitte such mich nicht, es wäre nicht schön, mich zu finden.«
So weit ich mich zurückerinnern kann, bin ich wie geboren für Entsetzen und Erschrecken gewesen. Holzscheite lagen weit verstreut, still von der Sonne beschienen, draußen im Hof, nachdem ich vor den amerikanischen Bombern ins Haus getragen worden war. Blutstropfen leuchteten an den seitlichen Haustorstufen, wo an den Wochenenden die Hasen geschlachtet wurden. In einer Dämmerung, um so fürchterlicher, als sie noch immer nicht Nacht war, stolperte ich mit lächerlich baumelnden Armen den schon in sich zusammengesunkenen Wald entlang, aus dem nur die Flechten an den vordersten Baumstämmen noch herausschimmerten, rief ab und zu etwas, indem ich stehenblieb, kläglich leise vor Scham, und brüllte schließlich aus der tiefsten Seele, als ich mich vor Entsetzen schon nicht mehr schämen konnte, in den Wald hinein nach jemandem, den ich liebte und der am Morgen in den Wald gegangen und noch nicht herausgekommen war, und wieder lagen weit verstreut im Hof, auch an den Hausmauern haftend, im Sonnenschein die flaumigen Federn geflüchteter Hühner herum.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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