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Málaga-Mann nennen sie ihn. Abend für Abend sitzt er in einer Hafenkneipe in Málaga. Unverkennbar durch die über das ganze Gesicht verlaufende Narbe und die Risse auf den Armen. Die Neulinge starren ihn an. Manchmal kommen sie mit ihm ins Gespräch. Für einen Schnaps erzählt er ihnen seine schaurig-schöne Legionärsgeschichte. Aber die ist erfunden. Seine wahre Geschichte ist zu grausam und für ihn selbst zu demütigend. Sie begann, als er eines morgens, zusammen mit seiner fünfzehnjährigen Schwester Marisol aus einer kleinen Dorfkirche in Andalusien kam und auf eine Gruppe von Deutschen traf. Lockere Moral trifft verhängnisvoll auf strenge spanische Sitten.
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Seitenzahl: 254
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Jahrgang 1928, auf Sylt geboren, wuchs in Lübeck auf. Die Wehrmacht holte ihn von der Schulbank. Zurück aus der Kriegsgefangenschaft, studierte er und wurde Lehrer, viele Jahre davon an deutschen Auslandsschulen in Chile und Mexiko. Hier entdeckte er das Schreiben für sich.
1969 erschien sein erster Roman: MINOU. Dreißig Romane und einige Erzählungen folgten. Die Kritik bescheinigte seinem Werk die glückliche Mischung aus Engagement, Glaubwürdigkeit, Spannung und virtuosem Umgang mit der Sprache. Die Leser belohnten ihn mit hohen Auflagen.
Immer stehen im Mittelpunkt seiner Romane menschliche Schicksale, Menschen in außergewöhnlichen Situationen. Hinrich Matthiesen starb im Juli 2009 auf Sylt, wo er sich Mitte der 1970er Jahre als freier Schriftsteller niedergelassen hatte.
»Zum literarischen Markenzeichen wurde der Name Matthiesen nicht zuletzt durch die Kunst, in eine pralle Handlung Aussagen zu verweben, die außer dem aktuellen stets auch einen davon unabhängigen Bezug haben. Gedankliche Strenge, sprachliche Disziplin und ein offensichtlich unauslotbarer verbaler Fundus lassen Matthiesen zu einem Kompositeur in Prosa werden.«
Deutsche Tagespost
»Matthiesen ist zu beneiden um seine Fähigkeiten: Kompositionstalent, menschliche Einfühlung, scharfe Beobachtungsgabe – und vor allem um seinen Stil«
Deutsche Welle
»Matthiesen ist für seine genauen Recherchen bekannt. Seine Bücher weichen nicht einfach in exotische Abenteuer aus, sondern befassen sich immer wieder mit deutscher Vergangenheit und Gegenwart. Unterhaltsam sind sie allemal.«
FAZ-Magazin
Werkausgabe Romane Band 15
Herausgegeben von Svendine von Loessl
Málaga-Mann nennen sie ihn. Abend für Abend sitzt er in einer Hafenkneipe in Málaga. Unverkennbar durch die über das ganze Gesicht verlaufende Narbe und die Risse auf den Armen. Die Neulinge starren ihn an. Manchmal kommen sie mit ihm ins Gespräch. Für einen Schnaps erzählt er ihnen seine schaurig-schöne Legionärsgeschichte.
Aber die ist erfunden. Seine wahre Geschichte ist zu grausam und für ihn selbst zu demütigend. Sie begann, als er eines morgens, zusammen mit seiner fünfzehnjährigen Schwester Marisol aus einer kleinen Dorfkirche in Andalusien kam und auf eine Gruppe von Deutschen traf. Lockere Moral trifft verhängnisvoll auf strenge spanische Sitten.
Titelverzeichnis der Werkausgabe in 31 Bänden am Ende des Buches
Hinrich Matthiesen
Der Málaga-Mann
Roman
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BsB_BestSelectBook_Digital Publishers
Werkausgabe Romane
Herausgegeben von Svendine von Loessl
Band 15
»Natürlich nannten sich die meisten von uns anders, als sie in Wirklichkeit hießen, denn wer in die Fremdenlegion geht, will seine Vergangenheit auslöschen. Er will einen neuen Anfang, und den schafft er leichter mit einem neuen Namen. Ich hatte sogar zu meinem wirklichen und dem erfundenen noch einen dritten, und bei dem blieb es dann auch während der ganzen viereinhalb Jahre. Sie nannten mich den Málaga-Mann, und dazu war es nur deshalb gekommen, weil so ein Schinder von Korporal mir eines Tages das Bild meiner Mutter wegnahm. Auf der Rückseite war das Foto-Atelier in Málaga angegeben. Dabei stammt meine Familie gar nicht aus der Stadt, sondern aus einem kleinen Dorf in der Umgebung. Es liegt etwa fünfzig Kilometer nordöstlich von hier, noch hinter Colmenar; ungefähr da, wo der Río Vélez entspringt. Der Korporal fand also zwischen meinen Sachen das Bild meiner Mutter. Er sah es sich lange an, drehte es auch um und sagte dann›Malagueño!‹Obwohl er Belgier war, sagte er es in korrektem Spanisch. Seitdem hieß ich für ihn nur nochMálaga-Mannund bald auch für alle anderen. So was schleift sich schnell ein, zumal, wenn man damit so herrlich fluchen kann.Malagueño!Man packt seinen ganzen Zorn hinein, und dann klingt es wie Gewitter. Wie oft hat der Schinder diesen Namen über den Platz gebrüllt, auch wenn ich gar nichts getan hatte!«
José machte eine Pause, griff nach seinem Glas, hob es aber noch nicht, sondern spielte, während sein ausgestreckter rechter Arm auf der Tischplatte lag, eine Weile mit dersangría,die ihm die Gäste der kleinen Taverne aus ihrer Karaffe spendiert hatten, schwenkte die rote Flüssigkeit mit den Früchten und Eiswürfeln hin und her. Doch niemand sah auf das Glas oder auf die dunklen Finger, die es hielten. Aller Augen waren jetzt auf die zahllosen großen und kleinen Narben gerichtet, die vom Ärmelsaum des schwarzen T-Shirts bis hinunter zum Ansatz des Handrückens den Arm bedeckten. Eigentlich sah es gar nicht mehr aus wie ein Arm, vielmehr wie eine zerklüftete Textur oder auch, je nach der Fantasie des Betrachters, ein von hundert Messerhieben zersplissenes Stück Holz.
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