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Die Axt im Haus erspart den Zimmermann, aber welche Axt ist die richtige? Die Axt, eines der ältesten Werkzeuge der Menschheit, erfreut sich dank der aktuellen Bushcraft-Bewegung wieder großer Beliebtheit. Eine Axt ist ein hochspezialisiertes Werkzeug, was sich auch in der Vielfalt ihrer Formen widerspiegelt. Outdoor-Profi Carsten Bothe zeigt die verschiedenen Arten von Äxten und Beilen, erklärt ihre Herstellung und die richtigen Techniken zum Schärfen, Aufstielen und zur Pflege. Durch viel Know-how und praxisorientierte Tipps lernen Sie den richtigen Umgang und die Auswahl der Axt für verschiedene Holzarten und unterschiedliche Aufgaben. Für jeden, der mit einer Axt im Wald arbeitet, sein eigenes Feuerholz schlägt, einen Baum fällen möchte, Äxte sammelt oder etwas über die Geschichte und Handhabung verschiedener Äxte erfahren möchte.
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Seitenzahl: 92
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HEEL Verlag GmbH
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© 2017 HEEL Verlag GmbH
Autor: Carsten Bothe
Satz und Gestaltung: gb-s Mediendesign, Königswinter
Coverdesign: Axel Mertens, Königswinter
Lektorat: Helge Wittkopp, Laura Wika von Czarnowski
Fotos: © Kais Bodensieck, www.fotodesign-xtrascharf.de
Mit Ausnahme von:
© Carsten Bothe: S. 12/13, 15-20, 25 u, 32, 53 o, 59 o, 69, 75-78
© Fotolia.de: kopitinphoto (U1), Georg (S. 8), Andy Ilmberger (S. 9), esben468635 (S. 10), pusteflower9024 (S. 38), WideAwake (S. 41), annavolotkovska (S. 72)
© STIHL: S. 28, 30 (beide Fotos o)
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Das Werken mit Äxten, Sägen und anderen Werkzeugen birgt gewisse Risiken. Etliche Ratschläge und Anleitungen können bei fehlerhafter Ausführung unter bestimmten Umständen zu erheblichen Folgeschäden führen. Autor und Verlag lehnen daher ausdrücklich jede Haftung für die veröffentlichten Arbeitsanweisungen und daraus gefolgerte Schlüsse ab. Beachten Sie bei Aktivitäten in der freien Natur auch immer die jeweiligen Bestimmungen des Natur-, Pflanzen- und Tierschutzes sowie die geltende Waffengesetzgebung. Bei allen anhand dieses Buches ausgeführten Arbeiten trägt der durchführende Holzhauer das alleinige und uneingeschränkte Risiko. Ebenso ist die Haftung des Autors und Verlags für Druckfehler, Schreibfehler und sachliche Fehler jeder Art ausdrücklich ausgeschlossen.
– Alle Rechte vorbehalten –
Printed in Slovakia
ISBN 978-3-95843-177-5
seit ich denken kann befasse ich mich neben Messern mit Äxten und Beilen. Noch heute nutze ich regelmäßig ein Beil, das ich während meiner Schulzeit auf der Suche nach der „Besten Axt der Welt“ recherchiert habe. Der Kopf wurde nach meinen Vorgaben von einem befreundeten Schmied aus Eisen mit eingelegter Stahlschneide hergestellt. Der Stiel wurde von mir selber angefertigt und schließlich eingestielt. Inzwischen hat sich auf dem Gebiet einiges getan. Wenn ich meinen Tomahawk aus den frühen 1980er Jahren ansehe, dann kann ich kaum glauben, dass heute fast jede große Messerfirma solche Stücke im Programm haben „muss“. Und wenn man sich den Siegeszug der schwedischen Firma Gransfors Bruks anschaut, dann ist man gewillt zu sagen, dass die Axt wieder einen festen Platz in vielen Geräteschuppen und/oder im Rucksack eines jeden Waldläufers gefunden hat.
Apropos: Mit der Bushcraft-Bewegung hat sich auf dem Markt der Äxte etwas Grundlegendes geändert. Die Kunden kaufen heute eine Axt, weil sie Holz bearbeiten wollen. Sie kaufen keine Axt, weil sie im Baumarkt vor der Kasse für unter fünf Euro angeboten wird und man sie „dafür ruhig mitnehmen“ kann.
Je mehr Menschen sich mit Äxten befassen und die Funktion verstanden haben, desto mehr qualitativ und funktional hochwertige Äxte halten sich auf dem Markt. Und durch das größere Programm und die allgemeine Verfügbarkeit kommen noch mehr Menschen mit diesen hochwertigen Werkzeugen in Kontakt. Das erweitert wiederum das Programm noch weiter.
Dieses Büchlein soll aber auch für denjenigen eine Hilfe sein, der nur ab und zu ein paar Meter Holz für den eigenen Kamin macht. Oder der eine alte Axt geerbt hat und diese aus sentimentalen Gründen weiterverwenden will, weil sie eben vom Großvater stammt.
Ich finde, dass das eine schöne Entwicklung ist und ich möchte mit diesem Buch das Wissen um die Axt und deren Verwendung nicht nur konservieren, sondern die Möglichkeit schaffen, dass andere interessierte Menschen sich in das Thema einarbeiten können. Es kann dem Markt nur gut tun, denn das schafft noch mehr Angebot und der Markt wächst und ist interessant. Jeder Käufer findet genau die Axt, die er haben möchte und die zu ihm passt und muss sie sich nicht selber machen – wie ich damals 1980.
Herzlichst, Ihr Carsten Bothe
Wenn man nicht weiß, worauf man achten muss, ist in Deutschland eine vernünftige Axt nicht leicht zu bekommen. Meist sind die Eisen zu schwer und die Stiele zu kurz. Eine gute Axt kann ein langes Messer ersetzen und man kann damit beispielsweise Nägel einschlagen – das ist ein Vorteil gegenüber einem langen Messer. Die Axt erzielt ihre Wirkung durch die Geschwindigkeit des Schlages, nicht so sehr durch das Gewicht des Eisens. Sicherlich gehört auf einen groben Klotz ein grober Keil, aber beispielsweise bei einer Wildnisreise gibt es keine groben Klötze zu spalten.
Die Axt erzielt ihre Wirkung durch die Geschwindigkeit des Schlages, nicht so sehr durch das Gewicht des Eisens.
Das Gewicht einer „Reiseaxt“ sollte nicht über 500 Gramm liegen, der Stiel jedoch so lang wie der Arm des Benutzers sein. Mit einer solchen Axt kann man einerseits schnelle Schläge ausführen, weil der lange Stiel ordentlich „Zug“ hat, andererseits lässt sich die Axt sehr kurz hinter dem Eisen fassen und der lange Stiel balanciert das Werkzeug aus. Auf diese Weise ist die Axt auch für sehr genaues Arbeiten geeignet. Wichtig ist ein sehr schlankes, aber nicht dickes Blatt. Dadurch kann die Axt besser in das Holz dringen, denn sie soll schneiden und nicht durch Keilwirkung spalten.
Eines der ersten Werkzeuge des Menschen war der Faustkeil aus einem grob zugeschlagenen Stück feinkörnigem Stein – seltener auch aus Feuerstein. Das war quasi der Vorläufer der Axt, aus der sich das heute bekannte Schlagwerkzeug entwickelt hat, indem die „Schneide“ breiter und stabiler wurde. Die andere Spezialisierung erfuhr der Faustkeil, indem man ihn schlanker und schmaler machte, um den Vorläufer des Messers zu schaffen. Der Faustkeil besaß, wie der Name schon sagt, keinen Griff oder Stiel, denn die Hand und der Arm waren ausreichend. Mit der Zeit – in hunderttausenden von Jahren – entwickelte sich der Mensch weiter, wurde geschickter und fertigte zunehmend feiner gearbeitete Werkzeuge. Irgendwann im Dunkel der Geschichte wurden die Faustkeile dann geschäftet und zu reinen Schlagwerkzeugen weiterentwickelt. Die andere Richtung, Steinmesser mit einer scharfen Klinge, hatte sich bereits abgespalten.
Steinkeil
Faustkeil
Der Steinkörper, der „Kopf“, wurde auf drei verschiedene Weisen geschäftet: Bei der aufwendigsten wurde er gelocht und ein Stiel hinein geschoben – die Archäologie nennt diese Objekte Axt. Dann gab es die Möglichkeit, den Steinkörper in ein Loch oder eine Kerbe im Stiel zu schieben und zu sichern. Das ist am Relikt daran zu erkennen, dass die „Klinge“ keinerlei äußere Kerben etc. aufweist. Der Körper keilt sich ganz von selbst fest und wurde gegebenenfalls durch einen Kleber aus Baumharz und Holzkohle festgehalten. Bei dieser Art lässt sich nur schwer sagen, ob die Klinge in Richtung des Stiels oder quer dazu als Dechsel geschäftet wurde, denkbar und machbar ist beides – die Archäologie nennt diese Objekte Beil. Bei der dritten Variante wurde ein knieförmig gebogenes Holz oder ein Stamm mit einem passend abstehenden Ast verwendet und die Klinge auf den abgeflachten Teil des Astes gebunden. Für das Aufbinden bot sich feuchte Rohhaut an, die sich beim Trocknen zusammenzieht und einen festen Sitz des Steinkörpers garantiert.
Auch lange nach der Entdeckung von Eisen waren die Schäftungen den der Steinwerkzeuge ähnlich.
Auffallend ist, dass auch lange nach der Entdeckung bzw. Erfindung von Kupfer, Bronze und Eisen die Schäftungen noch immer ähnlich wie bei Steinwerkzeugen ausgeführt wurden.
Mit der Verwendung von Kupfer und Bronze wurden die Köpfe von einigen Axtmodellen filigraner und verzierter, sodass man davon ausgehen kann, dass diese nur noch rituellen Zwecken dienten. Bei der als Ötzi bekannten Gletschermumie hat man ein Kupferbeil gefunden, welches bei der Aufklärung der Todesumstände eine wichtige Rolle spielen könnte. Diese Axt stellte für die damalige Zeit einen immens wertvollen Schatz da und wirft bis heute die Frage auf, warum der Täter, der Ötzi mit einem Pfeil in den Rücken schoss, sie nicht mitgenommen hat. Vermutlich, weil eine so seltene und wertvolle Waffe den Täter verraten hätte. Erstaunlich ist auch, dass Kupfer vor allem für Äxte, aber nicht so sehr für Messer – die sich aus dem Metall wesentlich besser herstellen lassen als aus Stein – verwendet wurde. Mit der Erfindung der Bronze wurden dann, neben der Axt, auch Messer, Dolche und Schwerter aus dieser neuen Legierung gefertigt. Inzwischen hatte sich das Verhütten von Kupfer und anderen Metallen aber so weit durchgesetzt, dass es ausreichend zur Verfügung stand und auch für profane Dinge eingesetzt werden konnte. Nichtsdestotrotz wurde Stein als Material für Messer und Äxte noch lange bis in die Eisenzeit hinein verwendet.
Prähistorische Axt
Die ersten Klingen aus Stein, Kupfer, Bronze und Eisen waren sich in ihrer Form alle recht ähnlich, da sie alle dem gleichen Zweck dienten: Holz zu hacken. Lediglich Steinäxte mussten aufgrund der schlechten Bruchfestigkeit vergleichsweise dick gefertigt werden, was die Funktion insofern beeinträchtigte, dass die Klinge bei einem Hieb nicht so tief in das Holz eindrang wie eine dünnere Klinge aus Metall.
Von der Universalaxt ging die Spezialisierung in zwei Richtungen: Spalten oder schneiden. Die Spaltäxte sind besonders keilförmig und zum Schneiden kaum mehr geeignet. Die Äxte zum Schneiden lassen sich wiederum anhand Ihres Blattes unterscheiden: Ein breites Blatt eignet sich, um besser treffen zu können und ein schmales, langes Blatt, um tiefer in den Fallkerb hacken zu können.
Vielen heutzutage gefertigten Äxten kann man ansehen, dass sie optimiert wurden, um sich effizient produzieren zu lassen und weniger, um einen bestimmten Nutzen zu erfüllen. Im Baumarkt hat eine Axt ihren Zweck erfüllt, wenn sie gekauft und bezahlt wurde.
Traditionell wird für den Großteil einer handwerklich hergestellten Axt weiches Eisen verwendet und die harte Schneide entweder eingesetzt oder vorgeschuht. Das kommt noch aus der Zeit, als Stahl viel teurer als Eisen war, denn so konnte man Material sparen. Sobald die Axt abgenutzt war und das weiche Material zum Vorschein kam, wurde sie wie selbstverständlich beim Schmied im Dorf wieder erneuert, indem im Schmiedefeuer einfach ein Stück Stahl aufgeschweißt wurde.
Die Axt wurde im Laufe der Geschichte aber auch zur Waffe. Die Äxte der Wikinger sind sicherlich bekannt, aber auch die Wurfaxt „Franziska” der Franken gehört dazu. Bei einer Wurfaxt ist keine andere Verwendung als das Werfen möglich. Bei den Langäxten der Wikinger hingegen handelte es sich zum Großteil um ganz normale Äxte für die Waldarbeit, die nur mit einem längeren Stiel ausgestattet wurden, wenn es auf Raubzug ging. Ein Schwert diente hauptsächlich repräsentativen Zwecken, eine Axt wurde zur Arbeit hergestellt. Das Schmieden eines Schwertes ist auch ungleich schwieriger als das Schmieden einer Axt, die jeder Dorfschmied fertigen konnte. Aus den Langäxten entwickelten sich dann Stangenwaffen wie die Hellebarde.