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Hüte dich vor ihm - Bronson ist ein echter Playboy! Als Mia ihren Job in der Traumfabrik Hollywood antritt, schlägt sie alle Warnungen in den Wind. Sie glaubt sich in einem Liebesfilm: Bronson Dane, berühmter Produzent und Sohn ihrer Chefin, ist umwerfend. Ein Inferno der Lust jagt durch ihren Körper, als er sie das erste Mal küsst. Einen solchen Mann hat sie ihr Leben lang gesucht! Doch sie darf nicht den Fehler begehen, von einer Zukunft in den Armen des Millionärs zu träumen. Denn Mia kennt ein düsteres Geheimnis, das Bronsons Leben mit einem Streich zerstören könnte …
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Seitenzahl: 209
Jules Bennett
Der Milliardär, der mich verführte
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2012 by Jules Bennett Originaltitel: „Caught In The Spotlight“ erschienen bei: Harlequin Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1753 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Charlotte Gatow
Fotos: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format im 02/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-95446-432-6
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY, STURM DER LIEBE
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Als die persönliche Assistentin seiner Mutter tropfnass seinen Namen rief, versuchte Bronson Dane gar nicht erst wegzusehen.
Diese Frau wusste offenbar genau, wie man die Aufmerksamkeit eines Mannes erregte: Sie trug nichts als ein weißes Handtuch.
„Mr Dane“, wiederholte sie, während sie das Tuch mit beiden Händen über ihren Brüsten zusammenhielt. Sie kam aus dem Bad, hielt jedoch inne, als sie ihn am Schreibtisch seiner Mutter stehen sah.
„Formalitäten sind wahrscheinlich überflüssig, solange Sie nur Wassertropfen und ein Handtuch tragen. Nennen Sie mich Bronson.“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen und dankte Gott, dass er kein Jackett übergezogen hatte. Die Temperatur im Zimmer war gerade um mindestens zehn Grad gestiegen. „Wo ist meine Mutter, und warum duschen Sie in ihrem Badezimmer?“
Ihre Augen, die fast ebenso schwarz waren wie ihr Haar, funkelten. „Olivia ist nicht da. Ich gehe oft ins Fitnessstudio, und sie hat mir erlaubt, ihr Badezimmer zu benutzen. So spare ich mir den Weg ins Gästehaus, wenn ich hier zu tun habe.“
Bronson murmelte irgendetwas über die Naivität seiner Mutter. Schlimm genug, dass sie Mia Spinelli auf dem Grundstück der Danes wohnen ließ. Jetzt hatte sie ihrer Assistentin, die seit einem halben Jahr für sie arbeitete, auch noch erlaubt, im Haus ein und aus zu gehen. Hatte seine Mutter denn nichts gelernt? Wann würde sie endlich begreifen, dass sie nicht jedem trauen konnte, nur weil er unschuldig aussah?
Das hier war Hollywood! Lügen und Intrigen waren hier ebenso normal wie Brustimplantate und Botox-Injektionen.
„Es tut mir leid, Mr Dane. Ich wusste nicht, dass jemand hier sein würde“, fuhr Mia fort. Sie verhielt sich, als wäre es völlig normal, nur ein Handtuch zu tragen. „Wollten Sie nicht bis Ende nächster Woche in Australien drehen?“
„Nennen Sie mich Bronson“, erinnerte er sie. „Der Film ist eine Woche früher fertig geworden. Ich bin hier, um mit meiner Mutter über das Festival nächste Woche zu reden. Hat sie gesagt, wann sie zurück ist?“
„Sie kommt heute Nachmittag. Sie hat eine Verabredung mit ihrem Anwalt, weil sie über den Vertrag für ihr neues Buch reden wollen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden. Ich habe meine Waschsachen auf dem Schreibtischstuhl abgelegt.“
Bevor sie an ihm vorbeigehen konnte, stellte er sich ihr in den Weg und griff nach der schlichten schwarzen Tasche auf dem lederbezogenen Stuhl. Sie wollte sie ihm abnehmen, doch er hielt die Tasche so, dass sie sie nicht erreichen konnte.
Er traute ihr nicht. Immerhin hatte sie früher einmal für Anthony Price gearbeitet, den Mann, den Bronson von allen Leuten in der Filmindustrie am meisten verachtete. Über die Gründe dafür wollte er jetzt nicht nachdenken.
Seine Mutter hatte ihm versichert, dass Mia vertrauenswürdig war. Seine Schwester Victoria, eine Modedesignerin, glaubte das ebenfalls. Als Bronson und Victoria vor Kurzem miteinander telefoniert hatten, hatte Victoria sogar erzählt, dass sie regelmäßig mit Mia twitterte.
Gut, Mia war mittlerweile seit sechs Monaten da. Aber das war noch lange kein Grund, ein Fan von ihr zu sein.
Bronson war nicht blind. Es schien immer unwahrscheinlicher, dass Anthony seine Assistentin geschickt hatte, damit diese ein bisschen herumschnüffelte.
Allerdings beschränkten sich die Gerüchte über Mia und Anthony nicht nur auf das Geschäftliche. Das ärgerte Bronson ebenfalls. Dass seine Mutter Mia eingestellt hatte, während er in Australien gewesen war, gefiel ihm auch nicht. Natürlich konnte seine Mutter sich jede Assistentin auswählen, die ihr passte, aber musste es ausgerechnet Mia sein?
Die Gerüchte, die in Hollywood kursierten, besagten, dass Mia das Hauptproblem für Anthonys kriselnde Ehe sei. Mit wem Mia schlief, ging ihn nichts an. Falls sie allerdings die Familiengeheimnisse der Danes während ihrer Nächte mit Anthony ausplauderte, dann war das etwas anderes.
Bronson und seine Mutter arbeiteten an einem Film, was vorerst geheim bleiben sollte. Die Medien würden sich überschlagen, wenn sie davon Wind bekämen. Er und Olivia trieben das Projekt schon lange voran, und Bronson zweifelte keine Sekunde daran, dass Anthony Price, einer der einflussreichsten Produzenten in Hollywood, das Geheimnis nur allzu gern lüften würde.
Anders als seine Mutter würde er deshalb wachsam bleiben.
Bronson beabsichtigte, herauszufinden, was Mia wollte, bevor sie das Drehbuch fand und damit zu Anthony ging.
Er warf die Tasche in ihre Richtung. Es war besser, wenn sie sich rasch anzog. Ob er ihr vertraute oder nicht, spielte gerade überhaupt keine Rolle: Sie roch nach irgendwas, was blumig und sexy war und es für ihn geradezu unmöglich machte, sich zu konzentrieren.
„Ziehen Sie sich an. Wir müssen reden.“
Mia nickte, drehte sich um, betrat das Bad und schloss die Tür hinter sich. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um an Sex zu denken, ermahnte sich Bronson im Stillen. Er musste dafür sorgen, dass seine Mutter und seine Schwester keinem weiteren Skandal ausgesetzt wurden.
Die letzte Assistentin seiner Mutter war mit einer halben Million Dollar durchgebrannt, und die Medien wären sicherlich begeistert, den Namen „Dane“ erneut auf die Titelseiten zu bringen. Seine Mutter sollte daher gründlicher darüber nachdenken, wen sie in ihr Leben ließ – vor allem wenn das Drehbuch weiterhin geheim bleiben sollte.
War es also ein Wunder, dass Bronsons Blutdruck in die Höhe geschossen war, als er das Büro seiner Mutter betreten hatte? Olivia Dane war eine Ikone. Die Medien würden ausgesprochen gern etwas Dreck nach ihr werfen. Irgendwie bekamen sie es immer hin, sogar Unschuldslämmer wie Verbrecher aussehen zu lassen.
Olivia Dane war der Liebling von Hollywood gewesen. Sie hatte in mehr Filmen die Hauptrolle gehabt als irgendeine andere Schauspielerin zuvor und war die „Grand Dane“ des Filmbiz. Die Medien beobachteten sie genau.
Die Badezimmertür öffnete sich erneut, und Mia, die weiße Caprihosen und ein ärmelloses schwarzes T-Shirt trug, kam heraus. Sie hatte ihre langen dunklen Haare im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst und war barfuß. Ihr einziger Schmuck bestand aus einer Kette mit einem goldenen Medaillon.
Alles an dieser Frau strahlte Unschuld aus. Warum also, zum Teufel, arbeitete sie ausgerechnet für die glamouröseste Frau in ganz Hollywood?
Olivia hatte ihm erzählt, dass Mias Zeugnisse ebenso tadellos waren wie die Gründe, ihren Job bei Anthony zu kündigen. Sie wollte nicht mehr Anlass für irgendwelche Gerüchte sein und als diejenige gelten, die Anthonys Ehe zerstörte.
Seine Mutter hatte ihm außerdem versichert, dass ausgiebige Recherchen ihren Eindruck bestätigt hatten: Mias Ruf war tadellos und die junge Frau perfekt für den Job.
Allerdings war Papier geduldig, wie Bronson sehr wohl wusste. Er wollte mehr über die zarte, geheimnisvolle Miss Spinelli wissen. Über diese Frau, die wahrscheinlich immer noch mit dem Feind schlief und möglicherweise für ihn herumspionierte.
Das Schicksal hatte ihm gerade die perfekte Möglichkeit dafür geliefert. Gab es etwas Besseres, als ein paar Abende zu zweit zu verbringen? Wie könnte Mia der Gelegenheit widerstehen, ihn auf das aufregende Festival in Cannes in der kommenden Woche zu begleiten?
„Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen“, sagte er. „Sie fliegen kommende Woche mit meiner Mutter nach Cannes. Richtig?“
Mia nickte.
„Es wird dort jeden Abend Veranstaltungen mit anschließenden Partys geben. Ich möchte gerne, dass Sie mich begleiten.“
„Sie begleiten?“, antwortete sie mit großen Augen. „Aber ich fliege dorthin, um mit Olivia zu arbeiten. Ich wollte nicht ausgehen.“
Der Himmel wusste, dass Bronson jede Frau haben konnte, aber er hatte keine Lust, irgendeine Diva mitzuschleifen, die unterhalten und bedient werden wollte. Diese Frau hier war die ideale Begleitung. Er konnte sich keine bessere Möglichkeit vorstellen, Mia näher kennenzulernen, als fünf Abende hintereinander mit ihr auszugehen.
„Ich finde nicht, dass das eine gute Idee ist“, sagte Mia, setzte sich an den Schreibtisch seiner Mutter und ließ den Computer hochfahren. „Olivia und ich haben in Cannes viel zu tun. Sie will ihr Buch im Sommer fertig haben.“
Bronson betrachtete Mias schöne Hände, die über die Tastatur flogen. „Ich versichere, meine Mutter wird nichts dagegen haben, dass Sie mich begleiten. Sie müssen nur rechtzeitig in Cannes sein und nicht allzu viel einpacken. Ich werde Victoria bitten, Ihnen ein paar Kleider zu schicken.“
Sie schaute ihn an und befeuchtete sich die ungeschminkten Lippen. „Warum ich?“
„Warum nicht?“, entgegnete er. Seine Idee gefiel ihm zusehends besser.
„Ich bin nur eine Assistentin.“
Bronson zuckte die Schultern. „Umso besser. Außer Sie wollen wegen des Skandals um Ihren letzten Arbeitgeber nicht mit mir gesehen werden.“ Er beugte sich vor und flüsterte: „Oder wenn Sie einen eifersüchtigen Liebhaber haben.“
Mias Augen weiteten sich. „Ich kann nicht glauben, dass Sie ausgerechnet mich mitnehmen wollen.“
„Ich möchte nicht lügen.“ Lässig stützte er sich auf dem Mahagonischreibtisch ab. „Ich möchte meine Mutter schützen. Cannes bietet mir eine Gelegenheit, Sie besser kennenzulernen.“
Ein wundervolles Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Das verstehe ich gut. In diesem Fall komme ich gerne mit, wenn Olivia mich entbehren kann.“
Bronson richtete sich auf und lächelte ebenfalls. „Das wird sie. Vertrauen Sie mir.“
Vertrauen Sie mir.
Vier Tage zuvor hatte Bronson sein sexy Lächeln aufgesetzt und ihre gemeinsame Reise in ein wahres Ereignis verwandelt.
Sie, Mia, hätte ihm seine Bitte abschlagen sollen. Er hätte sie nicht darum gebeten, ihn zu begleiten und ihm zu vertrauen, wenn er ihr Geheimnis kennen würde. Ein Geheimnis, das seine Familie bedrohte.
Mia versuchte, ihre Schuldgefühle zu ignorieren und sich auf ihren Auftrag zu konzentrieren: Sie war in Cannes und würde mit dem attraktivsten Junggesellen von ganz Hollywood ausgehen. Sie musste sensationell aussehen.
Aber das sollte kein Problem sein. An ihrem Schrank hingen fünf hinreißende, von Victoria Dane entworfene Kleider. Mia trat einen Schritt zurück und schnappte nach Luft. Aschenputtel hatte nicht annähernd so schöne Kleider wie diese hier getragen.
Mia ermahnte sich, jetzt bloß nicht überzuschnappen. In diesem Moment fühlte sie sich selbst wie ein Star, obwohl sie „nur“ die Assistentin einer echten Hollywoodlegende war.
Geschah das alles hier wirklich? War sie gerade in Cannes, arbeitete tagsüber für Olivia Dane und mischte sich am Abend unter die berühmtesten Leute des Filmgeschäfts, noch dazu in Gesellschaft des Produzenten Bronson Dane und in einem Victoria-Dane-Kleid? Hatte sie das große Los gezogen?
Auf dem Flug nach Südfrankreich hatten Mia und Olivia einige Stunden gearbeitet. Für den Rest des Tages hatte Olivia Mia freigegeben. Mia nahm an, dass ihre Chefin jetzt einen Einkaufsbummel durch Cannes machte.
Als sie sich an den verblüfften Ausdruck auf Olivias Gesicht erinnerte, nachdem sie ihr erzählt hatte, dass sie Bronson zu den Partys und Preisverleihungen begleiten würde, musste Mia insgeheim lächeln. Die Grand Dane hatte gelächelt, ihre juwelengeschmückten Finger ineinander verschränkt und „wunderbar“ gesagt.
Alles an ihrer Arbeit für die Grand Dane war unbeschreiblich. Mia war zuerst ängstlich gewesen, als sie Anthony verlassen hatte, aber jetzt wusste sie, dass es so am besten war. Sie mochte Anthony – allerdings nicht so, wie es die Boulevardpresse dargestellt hatte. Sie hoffte, dass er seine Ehe wieder kitten konnte.
Anthony tat ihr leid. Sie hatten nie miteinander geschlafen, obwohl sie viel Zeit miteinander verbracht hatten. Ihre Beziehung war immer nur rein geschäftlicher Natur gewesen.
Mia wusste, dass Olivia ihr glaubte, aber was war mit Bronson? Nahm er das Schlimmste von ihr an? Zwischen den beiden größten Filmemachern Hollywoods herrschte Eiszeit. Das bedeutete wohl, dass Bronson den Gerüchten glaubte, was er sogar angedeutet hatte.
Sie hoffte, dass sie seine Bedenken zerstreuen konnte. Er hatte schlechte Erfahrungen mit den Medien gemacht und würde daher sicher nicht alles glauben, was er hörte oder las.
Als Mia angefangen hatte, für Olivia zu arbeiten, hatte sie nichts erwartet. Mit Anthony war sie zu Drehorten gereist, aber nie zu einem Filmfestival. Und nun war sie in Cannes. Die Reise selbst war schon aufregend genug gewesen, aber durch die vielen Extras war der Aufenthalt geradezu sensationell.
Sie hatte ein einfaches Hotelzimmer erwartet und keine Suite. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hatte sie sich vorgestellt, dass man sie wie eine Prinzessin behandeln würde. Sie würde nicht nach den Gründen dafür fragen.
Gedankenverloren schaute sie sich die Abendroben an und versuchte sich vorzustellen, wie sie darin tanzen würde. Obwohl Olivia Dane sie sehr gut bezahlte, würde sie sich nicht einmal eins dieser Kleider leisten können, geschweige denn fünf davon.
Anders als die meisten Frauen in Hollywood gab Mia nicht besonders viel Geld für Kleidung aus. Aber sie würde sich natürlich nicht weigern, diese klassischen, eleganten Entwürfe zu tragen.
Würde sie die ganze Nacht lang mit Bronson tanzen? Würde er seinen Körper an ihren schmiegen und die Arme um sie legen? Sie würde sich selbst belügen, wenn sie sich solche Gedanken nicht eingestand.
Was hatte seine Einladung zu bedeuten? Immerhin hatte er sogar seine Schwester eingespannt. Wollte er sie, Mia, wirklich nur besser kennenlernen, wie er behauptet hatte? Er fand sie wohl auch attraktiv. Sonst hätte er sie kaum gebeten, ihn zu begleiten.
Die Erinnerung an seinen Blick, als sie fast nackt aus dem Bad gekommen war, ließ sie erschauern. Sie war nicht eingebildet, aber auch nicht dumm. Bronson war gegen ihren Anblick keineswegs immun gewesen.
Moment mal!
Daran zu glauben, dass Bronson Dane sie attraktiv fand, klang irgendwie absurd. Er arbeitete mit Filmschauspielerinnen und verabredete sich mit Models. Außerdem war er mit einer atemberaubenden Visagistin verlobt gewesen. Dennoch hatten sich seine Augen bei ihrem Anblick geweitet. Ihr wurde wieder warm, als sie sich den Moment ins Gedächtnis rief, als er ihren Waschbeutel in Händen gehalten hatte. Sie hatten sehr nah beieinandergestanden. Er hatte männlich gerochen … und ausgesprochen sexy.
Mia zog das kurze schwarze Chiffonkleid vom Bügel, hielt es sich an und trat vor den großen Spiegel. Diese Traumrobe würde sie auf der ersten Party tragen. Alle Kleider waren hinreißend, aber dieses hier würde am meisten Eindruck machen. Sie wollte, dass sich Bronson an ihren ersten Auftritt in Cannes erinnerte.
Das schlichte schwarze Kleid und ihr dunkles Haar würden perfekt miteinander harmonieren. Sie wollte Bronson auf keinen Fall blamieren. Er sollte mehr in ihr sehen als die Assistentin seiner Mutter.
Ihr entschlüpfte ein Lachen, als sie das Kleid zurückhängte. Schließlich war sie nicht in Cannes, um aus Bronson einen Freund oder sogar ihren Liebhaber zu machen. Trotzdem wollte sie, dass Hollywoods begehrtester Junggeselle sie bemerkte. Gab es überhaupt eine Frau auf der Welt, die nicht von diesem starken, mächtigen Mann träumte?
Während Mia ein weiteres Kleid vom Bügel zog, meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Wie konnte sie das alles von dieser Familie annehmen, wenn sie etwas wusste, das deren Glück bedrohte?
Unglücklicherweise war es nicht an ihr, das Geheimnis aufzudecken. Sie fühlte sich zwischen der Loyalität gegenüber ihrem alten Arbeitgeber und ihrer neuen Arbeitgeberin hin- und hergerissen.
Plötzlich klingelte ihr Handy und riss sie aus ihren Grübeleien.
„Hallo?“
„Ich nehme an, dass Ihnen eines der Kleider gefällt.“
Mia ließ den Blick zur Schranktür hinüberwandern. „Ja, Bronson, sie sind alle wunderschön. Ich kann Ihnen und Victoria niemals genug dafür danken.“
„Mögen Sie auch den Schmuck?“, fragte er. „Wenn nicht, kann ich noch mal mit dem Juwelier telefonieren und etwas anderes bringen lassen.“
Mia schaute zur Kommode, auf der sich samtbezogene Schachteln stapelten. Sie hatte bisher keine davon geöffnet, glaubte aber, dass ihr Inhalt alles übertraf, was sie bisher gesehen hatte.
Sie berührte das einfache Medaillon, das sie an einer Kette um den Hals trug. „Alles ist wunderbar.“
„Die Filmvorführungen starten um halb acht“, fuhr er fort. „Wir werden gegen Viertel vor sieben auf dem roten Teppich erwartet. Ich erwarte Sie um halb sieben in der Lobby bei den Fahrstühlen.“
Ohne ein weiteres Wort legte er auf. Mia wusste nicht genau, wie sie sein Verhalten einordnen sollte. Auf dem Flug nach Cannes hatte er Small Talk mit ihr gemacht. Hin und wieder hatte sie sich beobachtet gefühlt. Wenn sie aufsah, hatte sie in Bronsons kristallblaue Augen geblickt. Wenn sie seinen Blick erwiderte, tat er so, als habe er sie nicht beobachtet. Konnte es sein, dass dieser Playboy in Wirklichkeit schüchtern und zurückhaltend war? Er konnte jede Frau haben. Jede Frau würde diesen blauen Augen bis ans Ende der Welt folgen. Genauso wie sie.
Mia seufzte, als sie zum Badezimmer ging. Ein Schaumbad würde ihr helfen, sich zu entspannen.
Zumindest soweit es dieses Geheimnis zuließ. Erst nachdem sie den Vertrag bei Olivia unterschrieben hatte, hatte sie davon erfahren. Wenn sie zwei Wochen früher bei Anthony gekündigt hätte, würde sie dieses Wissen jetzt nicht belasten.
In den vergangenen sechs Monaten hatte sie sich oft gewünscht, sie hätte nie etwas darüber gehört. Möglicherweise würde die Wahrheit irgendwann ans Licht kommen und die beliebteste Familie Hollywoods zerstören.
All das erinnerte sie an ein Ereignis in ihrer Kindheit, bei dem ebenfalls ein Geheimnis eine Rolle gespielt hatte.
Ihre Mutter hatte Mia darum gebeten, etwas für sich zu behalten. Aber Mia war erst fünf Jahre alt gewesen und hatte nicht gedacht, dass diese Bitte auch gegenüber ihrem Vater galt. Unterm Strich hatte die Wahrheit ihre Familie zerstört, ihre Eltern das Leben gekostet und Mia ein Leben bei diversen Pflegefamilien beschert. Selbst zwanzig Jahre später wurde sie immer noch von Schuldgefühlen geplagt.
Eine solche Katastrophe wollte sie gewiss kein zweites Mal auslösen. Aber sie sah sie jetzt bereits kommen. Doch aus Loyalität gegenüber einem Freund und aus Respekt vor Olivia würde sie den Mund halten.
Mia goss eine großzügige Menge Schaumbad ins Wasser und glitt in die runde, in den Boden eingelassene Wanne. Durch das Fenster sah sie in einen verschwenderisch angelegten Garten. Sie machte es sich im heißen Wasser gemütlich, seufzte und genoss den Ausblick.
Was würde Bronson an diesem Abend sagen, wenn er sie sah? Würde er enttäuscht sein oder angetan? Anthony hatte angedeutet, dass Bronson ein Playboy sei, und sie vor ihm gewarnt.
Drei Jahre lang hatte sie für Anthony gearbeitet. Dennoch hatte sie ihn und Bronson niemals im selben Raum gesehen. Sie hatte Berichte in der Boulevardpresse über den Streit zwischen ihnen gelesen, aber Anthony hatte immer nur gelacht, wenn sie ihn darauf angesprochen hatte. Er nahm nur wenige Dinge wirklich ernst.
Aber die Spekulationen über eine Affäre zwischen Anthony und ihr waren nicht zum Lachen gewesen. Weder sie noch Anthony hatten die Zeitungsartikel unterhaltsam gefunden. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie erfahren müssen, was ein Foto und eine fette Überschrift anrichten konnten.
Umso dankbarer war sie Olivia, dass sie ihr eine Chance gegeben und ihr einen Job angeboten hatte. Olivia glaubte offenbar nicht, was die Presse schrieb: dass Mia eine Lügnerin war.
Und nun war sie in Cannes und machte sich für eines der wichtigsten Filmfestivals der Welt fertig.
Beim Gedanken daran spürte Mia ihre Nervosität. Hoffentlich hatten Anthony und Bronson keine Gelegenheit, sich zu streiten. Es musste einen Weg geben, die Abneigung der beiden zu überbrücken. Vielleicht könnte sie etwas dafür tun. Aber wenn Bronson erfuhr, dass Anthony Olivias Sohn war, den sie vierzig Jahre zuvor zur Adoption freigegeben hatte, würde er ihn noch mehr hassen.
Sie hatte zwar ihre eigene Familie nicht retten können, aber vielleicht konnte sie etwas tun, damit diese Familie wieder zueinanderfand.
Bronson hielt den Atem an. Er wusste, dass ihm der Mund offen stand, aber er konnte den Blick einfach nicht von dem abwenden, was da gerade auf ihn zukam.
Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber Mia sah in einem Victoria-Dane-Kleid noch begehrenswerter aus als nur mit einem Handtuch bekleidet.
Er hatte sich ein bisschen schuldig gefühlt, weil er sie nicht in ihrer Suite abgeholt hatte. Aber nun wusste er, dass er sich richtig entschieden hatte. Von der Tür bis zum Bett waren es dort nur wenige Schritte.
„Ich muss sagen, dass ich selten sprachlos bin, aber jetzt fehlen mir die Worte …“ Bronson hob Mias schlanke Hand an die Lippen. „Ich freue mich über Ihre Begleitung heute Abend.“
Mia lächelte. „Nun, dann sind wir schon zwei.“
Wenn sie nicht die Assistentin seiner Mutter gewesen wäre, hätte Bronson sie innerhalb weniger Augenblicke dazu überredet, mit ihm ins Bett zu gehen. Wer weiß, vielleicht tat er es noch. Sie würden fast eine Woche lang in Cannes sein; das hier war der erste Abend. Nach allem, was er annahm, brauchte er ein bisschen Zeit mit ihr allein, oder?
Verdammt noch mal, an diesem Abend würden sich alle nach ihr umdrehen! Er verspürte einen Stich der Eifersucht. Wieso, zum Teufel, interessierten ihn plötzlich die Blicke anderer Männer? Solange diese Typen Mia nicht anfassten, war doch alles okay. Jetzt gehörte sie ihm. Mias Verbindung zu Anthony machte die Vorstellung, sie zu verführen, noch interessanter.
„Können wir?“, fragte er und legte dabei ihren Arm auf seinen.
Sie harmonierten perfekt, während sie durch die Lobby zu den sonnendurchströmten Glastüren gingen. Mias Absätze klackerten auf dem Marmorboden, der Jasminduft, den er mit ihr verband, hüllte ihn ein. Alles an ihr machte ihn verrückt. Er begehrte sie, traute ihr aber nicht. Seine Gefühle verwirrten ihn; er hasste es, die Kontrolle zu verlieren. Das allein schon sollte genügen, sie nicht zu mögen, aber sie besaß so viel Sexappeal, dass er sie vor Ablauf der Woche haben musste.
Als sie die Tür erreichten, legte er ihr eine Hand auf den Rücken, um sie hinauszugeleiten, und fühlte nackte Haut. Wenn er geglaubt hatte, dass sie mit diesem unglaublichen Dekolleté nur von vorn sexy aussah, dann hatte er sich gründlich getäuscht. Der Rückenausschnitt war so tief, dass es gerade noch schicklich war. Noch ein bisschen tiefer, und man hätte sie verhaftet.
Ein aufregender Rücken machte ihn immer an. Na toll! Eine verrückt spielende Libido war genau das, was er brauchte, um ein klares Urteil über diese Frau zu fällen. Als hätte er nicht schon genug Probleme deswegen. Die Tatsache, dass sie mit seinem Feind geschlafen hatte, sollte reichen, um Abstand zu schaffen. Aber wenn er etwas sah, das er haben wollte, konnte er einfach nicht die Finger davon lassen.
Er sollte die Sache seiner Schwester übergeben. Als sie dieses Kleid für Mia ausgesucht hatte, hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Kleid brachte Mias Größe, ihre Kurven, ihre gesamte Figur sehr vorteilhaft zur Geltung.
„Victoria weiß, wie man Frauen das Gefühl vermittelt, schön zu sein“, sagte Mia, die offensichtlich seine Gedanken las, während sie auf dem Uferweg entlanggingen, der zum roten Teppich führte. „Ich muss gestehen, dass ich alle Kleider anprobiert habe. Und jedes davon ist mein Lieblingskleid.“
Bronson hatte seine Hand nicht von ihrem Rücken genommen und beabsichtigte auch nicht, es zu tun. Sie fühlte sich einfach so zart, so weiblich, so wunderbar an.
Anthonys perfekter Spion.
„Victoria weiß, wie man schöne Frauen noch atemberaubender aussehen lässt.“
Mia schaute ihn an. „Danke.“
Er ging ein Stück vor ihr, bevor sie den Bereich mit den Paparazzi und deren Kameras sowie den roten Teppich erreichten. „Ich sollte Ihnen danken“, sagte er und beugte sich zu ihr, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Ihretwegen platzen heute Abend alle Männer vor Neid.“
Sie lächelte unsicher. „Ich bezweifle das, aber danke.“
Offenbar meinte sie es ernst. Die meisten Frauen in Hollywood zeigten ihren Körper gern. Aber als er in Mias dunkle, temperamentvolle Augen blickte, sah er, dass sie einer Minderheit angehörte. Sie hatte ihm wirklich nicht geglaubt.
Das war okay, weil er ihr ebenfalls misstraute. Er würde die wahre Mia noch früh genug kennenlernen. Für den Fall, dass er ihr dafür dieses Kleid ausziehen musste, war das auch kein Problem.
Blitzlichter, das Geräusch der Kameras und Stimmen, die „Bronson“ riefen, begleiteten sie auf ihrem Weg über den roten Teppich zum Palais des Festivals.
Mia konnte nicht glauben, dass sie in einem Victoria-Danes-Kleid in Cannes über den roten Teppich schritt und Bronsons starke Hand dabei ihren nackten Rücken berührte. Sie versuchte, jedes Bild und jeden Eindruck festzuhalten, denn sie wusste, dass dies alles eine ferne Erinnerung sein würde, wenn sie erst einmal wieder in ihr Leben als Assistentin in die Staaten zurückgekehrt wäre.
Sie wusste, dass die Gefühle, die Bronsons Berührung auslösten, noch weit in die Nacht hinein in ihr nachklingen würden. Irgendwie gefiel ihr dieser Gedanke. Dieser Mann war wirklich etwas Besonderes.