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Einem Betrug mit einer Ölquelle sind in dieser spannenden Erzählung Winnetou und Old Shatterhand auf der Spur, und mit ihnen viele weitere Westmänner: Hobble-Frank, Tante Droll und das lustige 'Kleeblatt' Sam Hawkens, Dick Stone und Will Parker. Aber nicht nur der angebliche 'Ölprinz' Grinley und seine zwielichtigen Umtriebe halten unsere Helden in Atem, denn zudem gilt es noch, einen Siedlertreck sicher durch die gefährliche Wildnis zu geleiten. Dass gleichzeitig auch die Stämme der Navajos und der Nijoras gegeneinander das Kriegsbeil ausgegraben haben, macht die Sache nicht eben leichter. Neben diesen spannenden Abenteuern in den Tälern und Wäldern von Arizona kommt aber auch der Humor nicht zu kurz. Die vorliegende Erzählung spielt zu Ende der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts.
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Seitenzahl: 707
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KARL MAY’s
GESAMMELTE WERKE
BAND 37
DER ÖLPRINZ
ERZÄHLUNG AUS DEM
WILDEN WESTEN
VON
KARL MAY
Herausgegeben von
Lothar und Bernhard Schmid
© 2001 Karl-May-Verlag
ISBN 978-3-7802-1537-6
KARL-MAY-VERLAG
BAMBERG • RADEBEUL
Wer auf dem gewöhnlichen Weg von Paso del Norte über den Colorado River nach Kalifornien hinüber wollte, der kam, bevor er Tucson, die Hauptstadt von Arizona, erreichte, wohl auch nach der alten Mission San Xavier del Bac, die ungefähr neun Meilen südlich von Tucson im Tal des Rio Santa Cruz liegt. Sie wurde im Jahre 1668 gegründet und ist ein so prächtiges Bauwerk, dass es den Wanderer mit Staunen erfüllt, einen so glänzenden Zeugen der Zivilisation mitten in der Wildnis von Arizona anzutreffen.
An jeder Ecke des Gebäudes erhebt sich ein hoher Glockenturm, die Front ist mit fantastischen Ornamenten reich verziert. Die Hauptkapelle trägt eine große Kuppel und über den Mauern sind wuchtige Simskränze und geschmackvolle Verzierungen angebracht. Das Bauwerk könnte sich in jeder großen Stadt sehen lassen.
Die Mission ist zum Teil von einem Dorf umgeben, in dem zu der Zeit, in der unsere Erzählung spielt, Papago-Indianer in einer Stärke von vielleicht dreihundert Seelen wohnten. Diese Papagos waren und sind noch heute ein friedfertiger und arbeitsamer Stamm, dessen Angehörige ihr Gebiet durch künstliche Bewässerungsanlagen wunderbar ergiebig gemacht haben und mit Weizen, Korn, Granaten, Kürbissen und anderen Früchten fleißig bebauen.
Leider litten diese Indianer viel unter dem weißen Gesindel, das sich Arizona zum Tummelplatz auserkoren hatte. Dieses ringsum von Gebirgen und Wüsten eingeschlossene Gebiet besaß so gut wie gar keine Verwaltung; der Arm der Gerechtigkeit konnte nur schwer oder gar nicht über die Grenzen hineinreichen und so fluteten Hunderte und Aberhunderte, die Recht und Gesetz verachteten, aus Mexiko und den Vereinigten Staaten herein, um hier ein Leben zu führen, dessen Grundlage in der rohesten Gewalttätigkeit bestand.
Zwar lag in der Hauptstadt Militär, das die Aufgabe hatte, für die öffentliche Sicherheit zu sorgen; aber es waren nur zwei Kompanien, also viel zu wenig für einen so weiten Bereich von etwa 300.000 Quadratkilometern, und dazu standen die Verhältnisse so, dass diese Helden froh waren, wenn sie selbst von dem Gesindel in Ruhe gelassen wurden. Hilfe war von ihnen wohl kaum zu erwarten. Das wussten die außerhalb des Gesetzes stehenden Banden nur zu gut und zeigten darum eine Frechheit, die ihresgleichen suchte. Sie wagten sich, zu Gruppen versammelt, bis in die unmittelbare Nähe von Tucson heran und niemand getraute sich ohne Waffe auch nur eine Viertelstunde weit von der Stadt hinweg. Ein amerikanischer Reisender schildert die damaligen Zustände in folgender Weise: „Die verzweifeltsten Schurken von Mexiko, Texas, Kalifornien und den anderen Staaten fanden in Arizona sichere Zuflucht vor dem Strafrichter. Mörder und Diebe, Gurgelabschneider und Spieler bildeten die Masse der Bevölkerung. Alle Welt musste bewaffnet sein und blutige Szenen bildeten das tägliche Vorkommnis. Von einer Regierung war nicht die Rede, noch weniger von Gesetzes- oder Militärschutz. Die Beschäftigung der Besatzung von Tucson bestand darin, dass sie sich betrank und alles gewähren ließ. So war Arizona vielleicht der einzige unter der schützenden Ägide einer zivilisierten Regierung stehende Punkt des Landes, wo jedermann die Justiz in seinem Interesse handhabte.“
Da traten drüben in San Francisco rechtlich denkende, mutige Männer zusammen, um einen ‚Sicherheitsausschuss‘ zu bilden, der zwar zunächst seine Tätigkeit über Kalifornien erstrecken sollte, schließlich aber sein kräftiges Walten auch im benachbarten Arizona merken ließ. Kühne Gestalten tauchten bald hier und bald dort, bald einzeln und bald in Trupps vereinigt, im Land auf, um es von den Verbrechern zu säubern, und nie verschwanden sie wieder, ohne die deutlichsten Spuren davon zurückzulassen, dass sie Gericht gehalten hatten. –
Bei den Papagos von San Xavier del Bac hatte sich ein Irländer niedergelassen, der wohl auch aus keinem ehrbaren Grund nach Arizona gekommen war. Er hatte da einen Laden eröffnet und behauptete, alle möglichen Gegenstände zu verkaufen. In Wirklichkeit aber konnte man bei ihm weiter fast nichts bekommen als einen Schnaps, für dessen Herstellung und Verkauf er die Bezeichnung eines Giftmischers verdiente. Sein Ruf war ein solcher, dass ehrliche Leute nicht mit ihm verkehrten.
Es war ein wunderbar schöner Apriltag, als er an einem der rohen Tische saß, die vor seiner aus Luftziegeln errichteten Hütte standen. Er schien bei schlechter Laune zu sein, denn er klopfte mit dem leeren Schnapsglas auf die Platte des Tisches, und als nicht sofort jemand erschien, rief er, sich nach der offenen Tür wendend, zornig: „Holla, alte Hexe! Hast du keine Ohren? Brandy will ich haben, Brandy! Mach schnell, sonst helfe ich nach!“
Da trat eine alte Negerin mit einer Flasche aus der Hütte und füllte ihm das Glas. Er leerte es in einem Zug, ließ sich wieder eingießen, und während sie dies tat, sagte er: „Den ganzen Tag kein einziger Gast zu sehen! Die roten Halunken wollen das Trinken nicht lernen. Wenn dann auch kein Fremder kommt, kann ich mich hersetzen und mir Löcher in den eigenen Magen brennen!“
„Nicht allein sitzen“, begütigte die Alte. „Gäste kommen.“
„Woher weißt du das?“, fragte er.
„Hab’ sehen.“
„Wo?“
„Auf dem Weg von Tubac her.“
„O wirklich, wer ist’s?“
„Nicht wissen. Alte Augen nicht erkennen. Es Reiter sein, viele Reiter.“
Auf diese Worte hin stand der Irländer auf und eilte um die Ecke der Hütte, von wo aus er den Weg nach Tubac überblicken konnte. Dann kam er schnell zurück und rief der Alten zu: „Es sind die Finders, verstanden, die Finders, und zwar alle zwölf! Die verstehen zu trinken, da blüht der Weizen. Schnell hinein, wir müssen Flaschen füllen!“
Beide verschwanden in der Hütte. Nach einigen Minuten kamen zwölf Reiter in das Dorf, hielten vor der Hütte an und sprangen von den Pferden, die sie dann frei laufen ließen. Es waren wilde Gestalten von verwegenem Aussehen und sehr gut bewaffnet. Einige trugen mexikanische Kleidung. Die anderen stammten aus den Staaten. Das sah man ihnen deutlich an. Eins aber hatten sie alle gemein: Es gab keinen Einzigen unter ihnen, der ein Vertrauen erweckendes Aussehen besaß.
Sie lärmten und schrien roh durcheinander. Einer von ihnen trat in die geöffnete Tür, zog seinen Revolver, gab einen Schuss in das Innere der Hütte ab und rief dann hinein: „Hallo, Paddy! Bist du daheim oder nicht, alter Giftmischer? Komm heraus mit deiner Schwefelsäure! Wir haben Durst!“
Paddy ist bekanntlich die scherzhafte Bezeichnung für den Irländer. Der Wirt erschien mit einer vollen Flasche unter jedem Arm und zwölf Gläsern in den Händen. Während er die Gläser auf zwei Tische setzte und sie dann füllte, antwortete er: „Bin schon da, Mesch’schurs. Wart schon angemeldet, meine Schwarze hat euch kommen sehen. Hier, trinkt und seid gebenedeit in meinem Haus!“
„Behalte die Benediktion für dich, alter Spitzbube, außer sie soll als Vorbereitung zum Tod gelten! Wer dein Zeug trinkt, begeht einen Selbstmord.“
„Nur zu, Mr. Buttler! Werde Euch mit einer weiteren Flasche wieder auferwecken. Haben einander seit Wochen nicht gesehen. Wie ist’s inzwischen ergangen? Gute Geschäfte gemacht?“
„Gute?“, antwortete Buttler mit einer wegwerfenden Handbewegung, während er den Inhalt seines Glases hinunterstürzte, worin ihm seine Kameraden folgten. „Jämmerlich ist’s gegangen, armselig wie noch nie. Haben nicht ein einziges Geschäft gemacht, das der Rede wert gewesen wäre.“
„Aber warum? Ihr werdet doch die Finders genannt und nennt euch selbst auch so. Habt ihr die Augen nicht offen gehalten? Ich glaubte, heute eine gute Sache mit euch abschließen zu können.“
„Das heißt, du wolltest uns den erwarteten Raub abkaufen und uns dabei wieder betrügen, wie du es ja immer tust. Diesmal gibt es nichts, wirklich nichts. Den Roten ist nichts mehr abzunehmen, und wenn man einem Weißen begegnet, so ist er selbst einer, der in anderer Leute Taschen greifen muss. Dazu kommt der Sicherheitsausschuss, den der und jener holen möge! Was haben sich diese Halunken in unser Geschäft zu mischen? Was kümmert es sie, wenn wir da ernten, wo wir nicht, aber auch sie nicht gesät haben. Wahrlich, man muss jetzt darauf vorbereitet sein, aus jedem Strauch, an dem man vorüberkommt, die Läufe einiger Doppelgewehre hervorblicken zu sehen! Aber Aug’ um Aug’, Zahn um Zahn! Wir haben uns vorgenommen, jeden ohne Gnade und Barmherzigkeit aufzuhängen, der den Verdacht in uns erweckt, zu diesem Sicherheitsausschuss zu gehören. Hast du vielleicht dergleichen Burschen bei dir bemerkt, Paddy?“
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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