Der Pfad der spontanen Erleuchtung - Swami Vishnudevananda Giri - E-Book

Der Pfad der spontanen Erleuchtung E-Book

Swami Vishnudevananda Giri

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Beschreibung

Viele Menschen haben von Erleuchtung gehört und einige streben danach. Manche meinen das so ernst, dass sie der Welt entsagen. Andere versuchen, einfach mitten im Alltag achtsam und liebevoll zu sein. Es gibt viele Wege zum Erwachen und auch mehrere spirituelle Ziele. Erleuchtung ist gleichzeitig eine Art Mythos und die einzige Realität, die es aus der Sicht des absoluten Seins gibt. Sie ist deswegen jedem von uns sehr nah. Und zwar so nah, dass man sie meistens nicht bemerkt. Erleuchtung ist unsere wahre Natur oder innere angeborene Weisheit Prajna, der göttliche Teil in uns. Unser wahres ICH ist niemals getrübt und auch nie in Unwissenheit. Im Moment seiner Offenbarung ist ein Erwachen aus dem Schlaf des Vergessens möglich, wenn auch erst mal für kurze Zeit. Denn es ist ziemlich schwer, einen so erhabenen Zustand aufrechtzuerhalten. Dies ist normalerweise erst das Ergebnis langjähriger spiritueller Praxis. Aber es ist ein großer Segen, die Philosophie und die Praktiken dieses sehr kostbaren Pfades nutzen zu können. Oft sind auch Praktiken anderer, weniger subtiler Wege nützlich, da das Bewusstsein die feinsten Methoden nicht immer sofort erfassen kann. Dennoch erweckt das Lesen und intellektuelle Verstehen dieses Pfades die subtilsten Schichten des Bewusstseins und erzeugt Klarheit über viele Aspekte. Die Ansammlung vieler kleiner Einsichten und Bewusstseinserweiterungen macht den spirituellen Weg aus. Dieses Buch ist so aufgebaut, dass ein allgemeiner Eindruck über die Grundlagen des Pfades, über den Weg selbst und über seine Resultate gewonnen werden kann. Die effektivste Methode der Selbsterforschung, Atma Vichara, wird in diesem Buch beschrieben. Für den Pfad benötigen Sie gereinigte Energien, sowohl pranische als auch astrale, um Ihr leeres, leuchtendes Selbst spüren zu können. Zur Klärung der Astralenergie finden Sie in diesem Buch die Praxis der vier unermesslichen göttlichen Zustände (unendliche Liebe, Freude, Mitgefühl und Gleichmut). Um die Prana-Energie zu reinigen, werden Pranayamas empfohlen. Das Buch enthält sowohl Basisübungen als auch Praktiken des Anuttara Yoga Tantras für Fortgeschrittene. Im Text finden Sie Erklärungen zu den Prinzipien der spirituellen Alchemie, zum Unterschied zwischen dem Neoadvaita und dem Advaita der Siddhas sowie zu den verschiedenen Samadhis und Sie bekommen einige sehr wirksame Methoden dieser Tradition an die Hand. Die Realität des erwachten Bewusstseins wird ebenfalls in vielen Aspekten beschrieben. Der Weg ist das Ziel. Das Erwachen im Hier und Jetzt ist möglich, weil es unsere Natur ist. Swami Vishnudevananda Giri ist Mönch, realisierter Meister und Autor von mehr als 50 Büchern sowie einiger hundert Artikel über die Yogaphilosophie. Er lehrt Advaita Vedanta, Shivaismus und traditionelle Yogawege – Jnana, Raja, Bhakti, Karma und Kundalini – sowie die Lehren des Anuttara Yoga Tantras der Siddhas und führt viele Schüler auf der ganzen Welt.

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Siddha Advaita

Swami Vishnudevananda Giri

Der Pfad der spontanen Erleuchtung

Tradition der Siddhas

© 2023 Swami Vishnudevananda Giri

Website: https://de.advayta.org

Label: Siddha Advaita

Übersetzung: Indira Ram

ISBN Softcover: 978-3-347-98367-0

ISBN Hardcover: 978-3-347-98368-7

ISBN E-Book: 978-3-347-98369-4

Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort des Herausgebers

I. Über die Lehre

1. „Wer bin ich?“

2. Die Weisheit und die Methode

3. Vier Ebenen der Lehre

4. Laya Yoga: die Grundlage, der Weg und die Frucht

5. Kontemplation

6. Struktur des Bewusstseins – Hüllen des ewigen Ichs

7. Advaita der Siddhas und Neoadvaita

8.Spirituelle Alchemie – der Weg der inneren Askese

9. Nirvikalpa Samadhi – yogische Einheit mit dem Göttlichen

II. Basispraktiken

1. Meditation der Selbsterforschung (Atma-Vichara)

2. Meditation „Die vier unendlichen göttlichen Zustände“

3. Anuloma Viloma Pranayama

4. Sahita Kumbhaka Pranayama

III. Die Beziehung zwischen dem ICH und dem Verstand

1. Spiegel und Reflexionen

Der Denkende und der Gedanke sind eins.

„Ich“ als Wurzel aller Gedanken

2. Das Spiel von Licht und Schatten

3. Netze und Fallen auf dem Weg

IV. Realität des erwachten Bewusstseins

1. Ein neues Modell des Universums

2. Schöpferischer Chaos und kosmische Ordnung

Die Welt der Wahrscheinlichkeiten

Die Sicht der Welt aus der Dimension des „Ich bin“

Der Übergang in die Dimension des Uranfangs

Das Phänomen der Zeit und die Dimension des „Ich bin“

Vergangenheit als Traum

Vergangenheit als Spiel der Gedanken

Die Flexibilität der Vergangenheit

Die Zukunft aus dem „Ich bin“ Bewusstsein

Zeit als Beleuchtung der Ereignisse und kollektiver und individueller mentaler Abdrücke

Der Raum aus der Dimension des „ICH BIN“

3. Geheimnis der Erschaffung des Universums:

Die Einheit von innen und außen

Leben und Sein sind das leuchtende Bewusstsein der höchsten Quelle

Somit hat das Ur-Selbst zwei Hauptqualitäten:

Zwei große Prinzipien: absolutes Bewusstsein und universelle Energie

Zwei Richtungen der Kosmische Schwingung (Spanda)

Die großen Hauptkräfte des Universums

Die Energie des Wissens

Die Energie des Willens

Die Energie der Handlung

Die fünf Elemente und die Erschaffung des Universums

Entstehung der Elemente

Reihenfolge der Manifestation des Bewusstseins und der Elemente

Die Geburt der fünf Elemente

Die Farben der Elemente:

Der Prozess der Erzeugung der fünf Elemente

4. „Ich bin“-Bewusstsein als Quelle des Raumes und der Zeit

Drei Theorien der Erschaffung des Universums

Drei Arten der Zeit existieren gleichzeitig

5. Sphäre der Einheit

Einheitsgeschmack als Schlüssel des Eingehens in die Einheitssphäre

Variativität der Ursachen und Wirkungen

Variativität der Universen der karmischen Sicht

Nonduales Bewusstsein als Schlüssel zur Freiheit

Vereinigung mit der Einheitssphäre

6. Erschaffen jenseits der Gesetze von Zeit und Raum

Parasattarka Logik

Unbestimmheit der Vergangenheit

Aktualisierung der neuen Vergangenheit

Die Parasattarka-Logik im Advaita

Ursprüngliches Bewusstsein als Quelle der Raum/Zeit und aller Phänomene

Etwas zu erschaffen bedeutet, dies als schon existierend zu erkennen

Unendliches Bewusstsein als Quelle der unendlichen Möglichkeiten

V. Fortgeschrittene Praktiken des Anuttara Yoga Tantra

1. Leben ohne Stütze

Niralamba Meditation

Selbstbefreiung

Selbsttranszendenz

Selbsterkenntnis (pratyabhijna)

2. Die große Mutter und das Licht des Sohnes

Einheit von Kontemplation und Energie

Selbsterkenntnis

3. Einen Faden in ein Nadelöhr bringen

4. Drei Arten von Raum

5. Sprung ins Unendliche

6. Sich dem Raum öffnen (Shambhavi-Mudra)

Analogien zur Beschreibung der Kontemplation im Shambhvavi-Mudra

VI. Frucht der Praxis

1. Die Untrennbarkeit von Grundlage, Weg und Frucht

2. Leuchten des Geistes - Arten von Samadhi

Über den Autor

Lesehinweise

„Laya Yoga. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse“

„Shakti Yantra. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse“

„Spirituelle Alchemie. Der Weg der inneren Askese“

„Kundalini Shakti. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse“

„Kodex eines Meisters. Der Weg der Vollkommenheit“

„ICH BIN. Spirituelle Alchemie des inneren Universums“

„Leben in Gott. Autobiographie eines Jnanis“

„Leben in der Multirealität. Parasattarka Logik“

Der Pfad der spontanen Erleuchtung

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Vorwort des Herausgebers

Es gibt viele Wege zur Erleuchtung und noch mehr Bücher zu diesem Thema. Klassische Yogas und spirituellen Wege sind Jnana Yoga (der Weg der Weisheit), Bhakti Yoga (der Weg der Hingabe), Karma Yoga (Handeln ohne Anhaftung) und Kundalini Yoga (Erwachen der inneren Energie). In diesem Buch geht es um den Weg des spontanen Erwachens in der Siddha-Tradition oder Laya Yoga.

Laya bedeutet Auflösung. Im Kontext des Yoga ist dies die Auflösung von Unwissenheit und Leid sowie die Befreiung des Bewusstseins aus dem Kreislauf von Geburt und Tod. Das bedeutet, gewohnte Wahrnehmungsmuster der Realität aufzulösen, die Realität, wie sie ist, mit ihrer Göttlichkeit und Transzendenz zu entdecken, und sich selbst als untrennbar mit diesem Mysterium und mit der unaussprechlichen, leeren Glückseligkeit des Bewusstseins wahrzunehmen und zu verbinden.

Warum ist dafür ein Weg der Spontanität überhaupt möglich, wenn andere Wege von der Notwendigkeit langer und mehrjähriger Übung sprechen? Eine spontane Erleuchtung ist möglich, allerdings eher selten. Dennoch ist es sehr sinnvoll, dem Weg der Siddhas zu folgen und sich zumindest oberflächlich, besser natürlich tiefgründig mit diesem Weg vertraut zu machen. Der Grund dafür ist folgender: Unsere wahre Natur, die innere, angeborene Weisheit, Prajna, der göttliche Teil in uns, ist immer bei uns und wird niemals getrübt, gerät nie in Unwissenheit. Im Moment seiner Offenlegung ist das Erwachen aus dem Schlaf der Unwissenheit, zumindest für einige (wenn zunächst auch nur kurze) Zeit, wirklich möglich. Es ist ziemlich schwer, solch erhabene Zustände aufrechtzuerhalten. Dies ist normalerweise das Ergebnis langjähriger spiritueller Praxis. Aber es ist ein großer Segen, die Philosophie und Praktiken dieses sehr erhabenen, spontanen Pfades nutzen zu können. Oft sind auch Übungen anderer, weniger hochstehender Wege erforderlich. Denn das Bewusstsein kann derart subtile Methoden nicht immer sofort erfassen. Dennoch erweckt allein schon die intellektuelle Kenntnis dieses Pfades und das Lesen darüber die subtilen Schichten des Bewusstseins und erzeugt Momente der Klarheit. Die Ansammlung vieler solcher Mini-Einsichten und spontaner Bewusstseinserweiterungen ist essentiell für den spirituellen Weg. Jeder Mensch befindet sich auf seinem eigenen Entwicklungsstand. Jeder einzelne benötigt daher seine persönlichen Methoden zur Bewusstseinsreinigung und -erweiterung. Schon allein die Tatsache, dass Sie mit der höchsten Lehre der spontanen Erleuchtung in Kontakt gekommen sind und Ihre Aufmerksamkeit darauf richten, zeigt, dass Sie bestimmte innere Eigenschaften aufweisen, die kompatibel genug sind, um sich mit dieser Lehre vertraut zu machen und so auf Ihrem Weg der Erleuchtung und Befreiung großen Nutzen daraus zu ziehen.

Dieses Buch ist so aufgebaut, dass zunächst ein allgemeiner Eindruck über die Grundlagen des Pfades, über den Weg selbst und über seine Resultate gewonnen werden kann. Die Grundlage des Pfades ist das Finden des wahren Selbst. Die Philosophie des Suchens und Findens ist in den Texten des Advaita Vedanta und den Upanishaden des Muktika-Kanons dargelegt. Der wirkungsvollste Weg der Selbsterforschung, Atma Vichara, wird in diesem Buch beschrieben.

Um Ihr leeres, leuchtendes Selbst zu spüren, benötigen Sie gereinigte Energie, pranische wie astrale. Zur Reinigung der Astralenergie finden Sie in diesem Buch die Praxis der vier unermesslichen, göttlichen Zustände (unendliche Liebe, Freude, Mitgefühl und Gleichmut). Um die Prana-Energie zu reinigen, gibt es Pranayama-Übungen, hier Anuloma Viloma und Sahita Kumbhaka. Das sind Basispraktiken, sie haben aber dennoch das Potenzial, Ihr höheres Selbst zu erwecken und Ihnen Momente oder sogar längere Zustände der Einsicht und des Erwachens zu geben.

Darüber hinaus finden Sie in diesem Buch auch Praktiken für Fortgeschrittene, für eine spätere erfolgreiche und direkte Anwendung nach der Entwicklung von Subtilität und Einsicht des Bewusstseins. Shambhavi Mudra ist der Kern solcher Praktiken.

In diesem Buch finden Sie Erklärungen zum Prinzip der spirituellen Alchemie, zum Unterschied zwischen dem Neodvaita und dem Advaita der Siddhas sowie zu Nirvikalpa und Sahaj Samadhi.

Ein wesentlicher Teil des Buches ist der Beschreibung der Sicht der Realität durch die Augen des erwachten Bewusstseins gewidmet. Um den Geist zu motivieren und den Weg der Befreiung zu gehen, ist es oft wichtig zu wissen, wie die Realität nach dem Erwachen aussehen wird.

In den Büchern „Laya Yoga. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse“, „Shakti Yantra“, „Nada und Jyoti Yoga“, „Leben in der Multirealität“.

Parasattarka-Logik“, „Ich bin. Spirituelle Alchemie des Inneren Universums“ finden Sie eine Vielzahl weiterer Praktiken und Erklärungen des Weges. Das Buch „Kundalini Yoga. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse“ ist in Vorbereitung. Viele weitere Empfehlungen für diesen Weg finden Sie auch im Buch „Spirituelle Alchemie. Der Weg der inneren Askese“.

Advaita ist in der Siddha-Tradition ein spiritueller Weg, bei dem die Grundlage, der Weg und das Resultat eins sind: das Sein im lichtvollen, leeren, glückseligen Bewusstsein, jenseits von Namen und Formen, in der Natur des Geistes, der inneren angeborenen Weisheit, Prajna. Dieser Zustand wird in diesem und anderen Büchern des Meisters als „Kontemplation“ bezeichnet. Wir können in jedem Moment unseres Lebens in diesen Zustand hineingelangen, daher wird er als natürlicher Zustand bezeichnet. Alles Überflüssige zu entfernen, was diesen Zustand verschleiert, das ist der Weg, wenn man ihn in drei Worten beschreiben möchte. Indem wir alles entfernen, was die Natur unseres Geistes verdunkelt, entdecken wir in uns etwas Unerwartetes, das tief vertraut und unbekannt zugleich ist: unser wahres göttliches Selbst, das so tief ist, dass der Weg dorthin nur begonnen werden kann, aber niemals endet, weil dieses wahre Selbst ewig, unendlich, rein, unbeschreiblich tief und mit Worten nicht beschreibbar ist. Den Weg – im wahrsten Sinne des Wortes – zu sich selbst zu beschreiten, ist das Beste, was man im Leben tun kann.

I. Über die Lehre

1. „Wer bin ich?“

„Wenn man zu fragen beginnt: „Was ist dieses Ich in diesem Körper aus Fleisch, Blut, Knochen usw.?“, dann hört die Unwissenheit sofort auf.“

(Yoga Vasishtha, Kap. 6.1.10, „Über die Befreiung“)

Die Frage „Wer bin ich?“ ist die wichtigste Frage im Leben eines jeden Wesens. Diese Frage ist der Grundstein der Philosophie des Advaita Vedanta. Ohne diese Frage für sich richtig zu beantworten, kann man unmöglich weiterleben, ohne Leid und Verwirrung anzuziehen.

Diese Frage ist identisch mit der Frage „Wer ist Gott?“

Die Antwort auf diese Frage gibt Antworten auf alle anderen Fragen. Das Fehlen einer Antwort auf diese Frage gebiert Millionen anderer, sekundärer Fragen, die uns keine Ruhe schenken, sondern uns zwingen, unbewusst zu handeln und nach Illusionen zu streben.

Die Frage „Wer bin ich?“ bestimmt, womit wir uns identifizieren müssen. Ohne die eigene Selbstidentifikation zu bestimmen, können wir auch den Sinn des Lebens nicht erfassen, und folglich bleiben unser Weltbild, unsere Werte und unsere Ziele genauso unbestimmt und illusorisch.

Unsere Handlungen in einem solchen Zustand des Verstandes bringen uns nichts ein außer Leid, weil sie auf verschwommenen Werten gebaut werden und zu sinnlosen Zielen führen.

Wenn wir uns diese Frage stellen und uns intensiv in sie vertiefen, wird dies Selbsterforschung genannt, Vichara, und Yogis, welche diese Praxis ständig und fleißig ausführen und darin Erfolg haben, werden Jnanis genannt.

Für mich habe ich die Antwort auf diese Frage gefunden dank einer mehr als fünfundzwanzigjährigen spirituellen Praxis des Jnana Yoga und dank der Segnungen meiner Lehrer und Gurus. Diese Praxis war manchmal ziemlich anstrengend, total, alles verschlingend und verbrennend, entlang jeglicher Grenze, verbunden mit innerem Kampf und Drama, manchmal aber auch ruhig, lautlos, voller Stille, asketisch und entsagt; und manchmal leuchtete sie spielerisch in allen Farben in der Fülle des Gewahrseins.

Findet man die Antwort, führt dies zur radikalen Veränderung der Empfindung der Welt, zu einer völligen und unwiderruflichen Veränderung der bisherigen Selbstidentifikation „Ich bin ein Körper, ein Ego usw.“ und zur Entidentifizierung mit der Person, für die man sich gehalten hatte.

Der Ausdruck „ich habe die Antwort gefunden“, trifft in diesem Fall nicht wirklich zu. Die Antwort hat mich gefunden. Sie wartete immer auf mich, sie gab es schon vor meiner Geburt, aber mein Verstand erfasste sie nicht, weil er schlief, vertieft in seine Illusionen.

Mein Ego-Ich hat die Antwort schon gar nicht gefunden, denn es ist einfach verschwunden, im Laufe des Prozesses der Suche und Selbsterforschung. Das Verschwinden des Egos führte zum Erscheinen einer völlig anderen Ebene des Wissens und einer anderen Schicht der Bewusstheit.

Diese Schicht nennt man den natürlichen Zustand, Sahaja, Natur des Geistes, Wesen des Absoluten, Brahma-Tattva, ursprüngliches Bewusstsein, Leerheit (Shunya), selbstgeborene Weisheit.

Ich habe „mich“ verloren, mein altes Ich, und dafür etwas gefunden, was unbeschreiblich ist, nicht auszudrücken, grenzenlos, eigenschaftslos, unbestimmbar, nicht adäquat, einen in keinen Rahmen passenden Zustand von Sein, Bewusstsein und Glückseligkeit.

Einen Sadhu (Yogi), der dieses Bewusstsein in sich selbst entdeckt und ständig in ihm vertieft ist, bezeichnet man in der vedischen Tradition als „Wissenden“ (Jnani), als erleuchtet. Diese Erleuchtung ist nicht, wie viele denken, das Ende eines spirituellen Weges, sondern erst der wirkliche Anfang, aber man kann sicher sagen, dass sie das Ende der Unwissenheit bedeutet, das Ende der falschen Sichtweisen und der Ursachen neuer Geburten, Leiden und Illusionen, die aus dieser Unwissenheit herrühren.

Wer bin ich?

Wer bin Ich? –

Und nichts bleibt beim Alten.

Wer bin Ich? –

Und diese armselige Welt,

sie zittert wie Blätter im kalten Herbstwind.

Wer bin Ich? –

Und der Verstand, der leidet, hasst und dürstet,

tritt verwirrt einen Schritt zurück.

Wer bin Ich? –

Und die Zauberei löst sich auf,

die Illusion verschwindet,

die mich tausend Äonen lang festhielt.

Wer bin Ich? –

Und man braucht keine Bücher mehr,

keine Philosophien und Doktrinen.

Wer bin Ich? –

Und die Welt verschwindet,

wie eine Wolke, ein Traum der Nacht.

Wer bin Ich? –

Und die universelle Unendlichkeit,

sie öffnet ihre kosmische Kälte.

Wer bin Ich? –

Und die Zeit hat keine Macht mehr über dich.

Wer bin Ich? –

Und du bist das Zentrum der Welt,

in der nichts real ist,

deren Realität du selbst bist!

Ich bin,

auch wenn es keine Gedanken und Gefühle mehr gibt.

Ich bin,

auch jenseits des Körpers,

der Freude und des Schmerzes.

Ich bin,

dort, wo niemand geboren ist,

wo selbst Devas vor Ehrfurcht schweigen.

Ich bin das.

Ich - Das

2. Die Weisheit und die Methode

Traditionell verwendet man in verschiedenen Lehren zwei Schlüsselbegriffe: Weisheit und Methode. Der Begriff Weisheit umfasst alle Lehren und Belehrungen, die auf die absolute und non-duale Wahrheit hindeuten. Methoden sind Mittel der relativen Wirklichkeit, die es ermöglichen, die absolute Wahrheit offenzulegen und innerlich zu realisieren.

Die Advaitalehre sagt, dass es nur ein einheitliches absolutes Bewusstsein gibt, das ALLES ist und es nichts gibt, was es nicht ist. Es gleicht dem unendlichen Raum, es ist unbegreiflich, unendlich, ursprünglich rein, alldurchdringend und spontan vollkommen. Es ist unerschütterlich, unbefleckt, allgegenwärtig, unveränderlich und ohne Stütze. Es ist die lichtvolle Leerheit, welche die Fähigkeit zur Emanation hat und aus sich heraus eine unendliche Anzahl an Universen ausstrahlt. Die Heiligen sagen, dass wir dieses absolute Bewusstsein sind, und sie rufen uns dazu auf, seine innere Natur zu erforschen.

Es existieren verschiedene Wege, die zur Realisation des nondualen Bewusstseins führen. Insgesamt können sie in zwei Kategorien aufgeteilt werden: allmähliche und spontane. Der allmäh-liche Weg ist mit einer kontinuierlichen Anstrengung verbunden, mit der Anwendung der Methoden der Konzentration, Meditation, Energiesteuerung usw. Der spontane Weg führt über die anstrengungslose Selbsthingabe gegenüber dem absoluten Selbst.

Im Advaita der Siddha-Tradition sind diese zwei Wege miteinander verbunden. Obwohl die höchste Sichtweise in Bezug auf die subtile Bewusstheit und die Selbsttranszendierung schon in den ersten Lehrphasen übertragen wird, werden relative Methoden nicht abgelehnt, sondern werden, ohne dabei Abstriche von der höchsten Sichtweise zu machen, zur Reinigung von Eintrübungen des Geistes genutzt.

Methoden der Siddhas

Die Methoden der Siddhas sind keine Methoden, die von den Menschen stammen. Sie tragen ein Wissen in sich, das als göttliche Offenbarung erhalten wurde. Diese Methoden sind Geschenke mächtiger Wesen, die jenseits aller Begrenzungen sind und sich im Zustand völliger Freiheit befinden.

Die Methoden des Siddhas sind deswegen so wertvoll, weil sie den Schüler schließlich jenseits der Methode in den ursprünglichen Zustand der Reinheit führen, wo Weisheit und Methode eins werden.

Die Methoden der Siddhas sind durch die Zeit geprüft, weil sie Jahrtausende lang genutzt wurden und zur Befreiung vieler Wesen geführt haben. Das bedeutet, dass jeder ein gutes Ergebnis erhalten kann, wenn er dem Weg der Siddhas folgt. In dieser Tradition haben viele Heilige nicht nur Erleuchtung und Befreiung erreicht, sondern auch einen Regenbogenkörper und schafften damit den „großen Übergang“ (Kaya Vyuha).

Drei Arten zur Klassifikation von Methoden

Es gibt Methoden der Bereiche von Sutra, Tantra und Anuttara-Tantra. Diesen Bereichen entsprechen verschiedene Arten von Praktizierenden. Diese werden als Pashu (wenig Fähigkeiten, viele Hindernisse), Vira (starker Wille und heldenhafte Zielstrebigkeit) sowie Divya (außergewöhnliche, quasi göttliche Fähigkeiten) bezeichnet.

Prinzipien der richtigen Anwendung der Methoden

Respekt gegenüber den Methoden

Nur wenn man eine Methode als großartiges Juwel achtet, kann sich die Methode wirklich öffnen, erfolgreich sein und das beste Ergebnis erbringen.

Anwendung der Methoden der Übertragungslinie

Man sollte nur Methoden nutzen und anwenden, die unmittelbar aus der Übertragungslinie heraus erhalten wurden. Denn nur dann funktionieren sie, schaffen reale Transformationen, weil die direkte Übertragungslinie sie mit bestimmten Eigenschaften und mit der Kraft ihrer Segnungen ausstattet. So wie ein Same nur in einem guten Boden und durch die Pflege eines Gärtners wächst, so kann sich eine Methode nur mit Hilfe der Segnungen der Halter der Tradition entfalten.

Reinheit des Samaya

Samaya ist die Verbindung mit der Übertragungslinie, mit dem „Baum“ der Zuflucht, mit allen Heiligen der Tradition. Dank dieser Verbindung geschieht das Zusammenspiel des Raumes des erwachten Bewusstseins der Siddhas mit dem Bewusstsein des Praktizierenden. Die Energie, die vom Meister und vom „Baum“ der Zuflucht ausgeht, verleiht der Methode ihre Kraft.

Besondere Aufmerksamkeit sollte man auf die Entsprechung seiner Ebene der Entwicklung als Praktizierender zu den verwendeten Methoden legen. Nicht zu schnell vorgehen, ohne zu viele Ablenkungen auf die sekundären Methoden, dem Algorithmus des Prozesses der Schulung folgend, der in der Tradition angenommen wurde, geht der Praktizierender alle Schritte der Schulung nacheinander und erreicht den Erfolg. Bei solchem strategischen Vorgehen geht die Sadhana (die Praxis) erfolgreich voran.

Eindringen in die Feinheiten und Nuancen der Methode

Die Methode gibt das höchste Ergebnis, wenn man ein ausreichendes Wissen darüber hat und weiß, die Feinheiten anzuwenden, wenn man in das Mandala (eine gewisse göttliche Ordnung) der Methode reinkommen kann. Dieser Aspekt ist sehr wichtig, weil viele Menschen die Methoden jahrzehntelang praktizieren und keine Zeichen der Realisation erhalten. Das hängt damit zusammen, dass die Feinheiten nicht eröffnet wurden, die Vertiefung in die Methode nicht stattgefunden hatte. Deswegen soll die Vertiefung in die Methode vollständig sein.

Regelmäßigkeit und Systemhaftigkeit der Praxis der Methode

Eine Methode zu praktizieren, heißt von Tag zu Tag die Meisterschaft zu steigern, in die Methode untertauchen. Solche Meisterschaft kommt mit den Jahren der Praxis.

Das Wichtigste ist immer an das Wichtigste zu denken

Alle Methoden werden angewandt auf dem Hintergrund der Vertiefung in den natürlichen Zustand und in die subtile Bewusstheit. Für die Praktiker des Advaita der Siddhas ist das besonders wichtig, weil in unserer Lehre jede Methode immer auf dem Hintergrund dieses Bewusstseins praktiziert wird.

Weisheit als Grundlage der Methode

Wenn wir dem Verstand nicht erlauben, sich an etwas festzuhalten, sich auf etwas zu fokussieren, wenn wir uns in einem Zustand ohne Stütze befinden, weit wie der Himmel, dessen Grenzen unendlich und das Zentrum überall sind, wenn unsere Wahrnehmung wie so eine Sphäre ist und sich frei in alle Richtung erweitert, dann sagt man, dass wir in dem natürlichen Zustand sind, in einer subtilen leeren und lichtvollen Bewusstheit.