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In der Todessteppe ist ein spannender Roman von Karl May! Auszug: Zwischen Texas, Neu-Mexiko, dem Indianerterritorium und dem nach Nordosten streichenden Ozarkgebirge liegt eine weite Landstrecke, nicht weniger furchtbar als die asiatische Gobi oder die afrikanische Sahara. Kein Baum, kein einsamer Busch gibt dem Auge einen Ruhepunkt; kein Hügel, keine einzige nennenswerte Erhöhung unterbricht die todesstarre, eintönige Ebene; keine Quelle erquickt die lechzende Zunge und bringt Errettung vor dem Verschmachten, dem jeder anheimfällt, der aus der Richtung gerät und den Weg nach den Bergen oder einer der grünenden Prärien verfehlt. Sand, Sand und nichts als Sand, und nur zuweilen stößt der kühne Jäger, der sich in diese Oede wagt, auf ein Stück Land, dem ein vorübergehender Regen ein wenig Pflanzenwuchs entlockt hat. Der Fuß meidet diese Felder von scharfem, stacheligem Kaktus, weil dieser ihn verletzt, die Tiere verwundet und kaum einen Tropfen Saft enthält, der die glühende Zunge nur auf einen Augenblick zu kühlen vermöchte.
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Zwischen Texas, Neu-Mexiko, dem Indianerterritorium und dem nach Nordosten streichenden Ozarkgebirge liegt eine weite Landstrecke, nicht weniger furchtbar als die asiatische Gobi oder die afrikanische Sahara. Kein Baum, kein einsamer Busch gibt dem Auge einen Ruhepunkt; kein Hügel, keine einzige nennenswerte Erhöhung unterbricht die todesstarre, eintönige Ebene; keine Quelle erquickt die lechzende Zunge und bringt Errettung vor dem Verschmachten, dem jeder anheimfällt, der aus der Richtung gerät und den Weg nach den Bergen oder einer der grünenden Prärien verfehlt. Sand, Sand und nichts als Sand, und nur zuweilen stößt der kühne Jäger, der sich in diese Oede wagt, auf ein Stück Land, dem ein vorübergehender Regen ein wenig Pflanzenwuchs entlockt hat. Der Fuß meidet diese Felder von scharfem, stacheligem Kaktus, weil dieser ihn verletzt, die Tiere verwundet und kaum einen Tropfen Saft enthält, der die glühende Zunge nur auf einen Augenblick zu kühlen vermöchte.
Und doch durchziehen einige wenige Straßen dieses Land: hinauf nach Santa Fé, an die Creeks, Springs und Goldfelder der Felsenberge und hinunter über den Rio Grande nach dem reichen Mexiko. Aber es sind keine Straßen, wie die Zivilisation sie dem Verkehr bietet, sondern was man dort Straße nennt, besteht in nichts als dürren Stangen, die man von Zeit zu Zeit in den Sand gesteckt hat, um die Richtung anzuzeigen, die der langsam dahinschleichende Ochsenkarrenzug oder der schnellere Trapper und Squatter zu verfolgen hat. Wehe ihm, wenn er diese Zeichen verfehlt, von denen dieser Teil des südwestlichen Nordamerika den Namen Llano estakado erhalten hat, oder wenn sie von wilden Indianerhorden oder räuberischen Jägerbanden entfernt wurden, um den Ortsunkundigen in die Irre zu führen. Er ist verloren! –
Weit, wie der unermeßliche Ozean, breitet sich die Wüste aus; glühend brannte die Sonne hernieder, und über dem heißen Sand zitterte ein flackernder Schein, der das Auge schmerzte und blendete. Fünf lebende Wesen waren in dieser trostlosen Einöde sichtbar: ein Reiter, sein Pferd und drei Aasgeier, die hoch in der Luft schwebten, als ob sie nur auf den Augenblick warteten, an dem Roß und Reiter vor Erschöpfung zusammensinken und ihnen zur Beute werden sollten. War es doch schon der zweite Tag, daß sie diesem Reiter folgten, und die Tiere mochten instinktiv spüren, daß ein Mensch die Entbehrungen eines solchen Rittes nicht länger zu ertragen imstande ist.
Der Einsame im Llano war ein noch junger Mann von vielleicht sechsundzwanzig Jahren. Er trug die gewöhnliche Tracht der Präriejäger, ein ledernes ausgefranstes Jagdhemd, ebensolche Leggins und Mokassins und auf dem Kopf einen Filzhut, dessen Farbe und Gestalt erraten ließen, daß sein Besitzer schon seit geraumer Zeit nicht mit der Zivilisation in Berührung gekommen war. Seine bleichen, erschöpften Züge, seine trüben, gläsernen Augen, seine wirr herniederhängenden Haare und die krampfhaft um die Büchse geballte Hand ließen erraten, daß er kaum mehr den Entbehrungen und Anstrengungen des Rittes Widerstand zu leisten vermochte.
Ebenso ermattet wie er war auch sein Pferd. Das Tier war offenbar ein aus der Herde herausgefangener Mustang; vor wenigen Tagen vielleicht noch voll Mut, Kraft und Ausdauer, war er jetzt gebrochen und bis auf den letzten Rest seiner Kräfte abgetrieben. Die Zunge hing ihm trocken zwischen den auseinanderklaffenden Zähnen hervor, die Augen schienen mit Blut unterlaufen, und nur mechanisch schleppte er sich Schritt um Schritt im tiefen Sande weiter.
So war es schon seit Tagen gegangen. Der junge Mann hatte mit einer Gesellschaft von Westmännern Santa Fé verlassen, um über das Ozarkgebirge Arkansas zu erreichen, war jedoch von einem Trupp Komantschen überfallen worden und dankte es nur seinem Pferde, daß er als der einzige den Roten entkommen war. Sie hatten ihn bis in die Steppe verfolgt, sonst hätte er sich sicherlich nicht ohne Begleitung in diese Wüste gewagt.
Schon seit gestern früh hatten die Weg-Stangen aufgehört, und er besaß keine anderen Wegweiser als den Kompaß und die Gestirne des Himmels. Seit drei Tagen war kein Tropfen Wasser über seine Lippen gekommen, und mit einem trostlosen Blick beobachtete er die Geier, die sich immer tiefer niedersenkten, je langsamer und strauchelnder die Bewegungen des erschöpften Pferdes wurden.
Endlich stand das Tier still und war nicht mehr weiter zu bringen; es zitterte an allen Gliedern und drohte bei der ersten erzwungenen Anstrengung umzusinken.
»Also bis hierher und – jedenfalls – nicht weiter!« murmelte der Fremde in deutscher Sprache. »Gibts denn keine Rettung für mich und dich, mein braves Tier?«
Er stand schon im Begriff abzusteigen, als ihn das Verhalten des Pferdes aufmerksam werden ließ. Dessen Zittern schien halb von der Ermüdung, halb von Angst verursacht zu sein; die schlaffen Nüstern hatten sich erweitert und gespannt, jetzt erhob sich auch der Kopf zu jenem Schnauben, mit dem das echte Präriepferd die Nähe eines feindlichen Wesens verrät.
Der Wanderer zog das Glas hervor, um den Gesichtskreis zu durchforschen, und bemerkte, daß die Geier ihn verlassen hatten und sich westwärts zur Erde senkten. Dort sah er einige regungslose Punkte und zuckte unwillkürlich mit der Hand nach dem Messer. Dann aber sagte er sich, daß er in seiner Lage von menschlichen Wesen nichts Schlimmeres zu fürchten habe, als ihm ohnehin schon drohte. Vielleicht war einer dieser Punkte nur irgend ein verendendes Tier, auf dessen Tod die andern warteten, um es zu zerfleischen. Er stieg ab, ergriff die Zügel und schleppte sich mit dem Pferd langsam vorwärts. Von Zeit zu Zeit das Fernrohr erhebend, gewahrte er endlich, daß ein Mann an der Erde lag, um den in einiger Entfernung mehrere Koyoten und Geier saßen. Er konnte noch nicht tot sein, sonst hätten sich die Tiere längst auf ihn gestürzt.
Es durchzuckte den jungen Mann schaudernd. Er sah vor seinen Augen das eigene Schicksal, dem er verfallen war, wenn sich nicht baldige Rettung zeigte.
»Wer mag das sein? Ein Jäger? Wo ist sein Pferd? Sie werden ihn zerfleischen und sein Blut – –«
Er hielt inne. Das letzte Wort weckte einen Gedanken in ihm.
»Nein, unser Blut sollen sie nicht haben; aber das ihrige soll uns vor dem Verschmachten retten!«
Er gab seinem Pferd das gewohnte Zeichen, sich niederzulegen. Es gehorchte. Dann duckte er sich und schlich sich näher an die Koyoten heran. Sobald er sich bemerkt sah, formte er aus seinem Lariat eine Doppelschlinge, die er mit dem Messer im Sande befestigte, dazu legte er ein paar Stücke gedörrtes Büffelfleisch, das er aus seinem Vorratssack mitgenommen hatte. Dann ging er eine Strecke zurück und fiel zu Boden.
Die Tiere hatten sich bei seinem Anblick nur langsam und zögernd von ihrer erhofften Beute entfernt. Jetzt, da er still und bewegungslos an der Erde lag, kamen sie mit eingezogenem Schwänze und lechzender Zunge herbeigeschlichen, um das neue Opfer zu untersuchen. Kaum hatte der erste die Schlinge erreicht und die Lockung gewittert, so schnappte er mit Heißgier zu und war gefangen. Zwei Schüsse krachten; er und der ihm nächste brachen zusammen.
Im Nu sprang der Jäger auf und eilte hinzu. Alle Müdigkeit war verschwunden. Sein Messer öffnete die Adern des einen gefallenen Tieres, und mit Begier sogen seine Lippen das warme, süßliche Blut, das ihm zu anderer Zeit Ekel erregt hätte. Dann sprang er zum Pferd, riß den Trinkbecher vom Gurt, ließ ihn voll Blut laufen und schritt damit zu dem andern, den der Knall der beiden Schüsse aus seiner Betäubung geweckt hatte und reichte ihm den Becher.
»Wasser!« stöhnte dieser.
Der rauchende Trank brachte seinem halb verschmachteten Körper augenblickliche Labung; er richtete sich empor und sah den Retter verwundert an.
»Uff, Sir, tat das wohl! Gebt mir noch solch einen Tropfen!«
Der Angeredete eilte zu den Koyoten zurück und brachte ihm den letzten Rest ihres Blutes herbei.
» Thank you, Sir! Ich dachte, schon an der Himmelspforte zu sein. Beinahe glaube ich, das Viehzeug hätte mich aufgefressen, wenn Ihr ihm den Appetit nicht verdorben hättet!«
»Ich war dem gleichen Schicksal nahe, habe aber gemeint, es sei besser, sie geben mir ihr Blut, als ich ihnen mein Fleisch.«
» Well! Es ist eigentlich ein abscheulicher Schluck; aber Euer Einfall war der beste, den Ihr haben konntet. Er hat Euch und mir geholfen, zwar nur für kurze Zeit, aber –«
Er unterbrach sich, beschattete das Auge mit der Hand und beobachtete ein kleines, leichtes Wölkchen, das er am Horizont bemerkt hatte.
» Heigh-day, dort kommt die Hilfe in der Not, Sir! Das gibt in einer halben Stunde einen Regen, der die Todessteppe zum See machen würde, wenn der Sand nicht alles Wasser verschlänge. Aber sagt, wie kommt Ihr an diesen Ort, ohne Pferd, ohne Gesellschaft, ohne –«
»Ohne Pferd? Dort liegt mein Gaul; er war keinen Schritt weiter fortzubringen. Ich komme von Santa Fé, bin den Komantschen entflohen und wollte hinauf nach den Bergen, um über den Red River nach Arkansas zu gehen. Mein Name ist Richard Klausen, meine Heimat Frankfort in Kentucky.«
»Richard Klausen – Frankfort in Kentucky? – Dann seid Ihr wohl gar der berühmte Mann, der die schönen deutschen Lieder macht, die weit über die Staaten hinaus gelesen werden?«
Der andre nickte lächelnd.
»Richtig geraten! Ich bin der Mann, der ›Savannenbilder‹ dichten wollte und deshalb in die Prärie ging, um sich von den Kohoten beinahe auffressen zu lassen. Aber nun will ich dieselbe Frage aussprechen, die Ihr mir vorlegtet.«
»Wie ich heiße, wollt Ihr wissen, Sir? Nun ich bin weder Präsident noch Gouverneur. Tom Summerland ist mein Name, seit ich lebe, und so wird er auch bleiben, bis ich meinen Skalp verliere oder von irgendeinem Grizzly mit Haut und Haar verschlungen werde. Habt Ihr vielleicht von Bill Summerland gehört, dem Lawyer?«
»Meint Ihr den bekannten Advokaten Bill Summerland in Stenton, Arkansas?«
»Ja. Er ist mein Bruder, und zu ihm wollte ich. Ich hätte ihm eine hübsche Ladung von Goldstaub und Nuggets mitgebracht, die ich am Kanadian geholt hatte, aber die Pfahlmänner haben sie mir abgenommen.«
»Die Pfahlmänner?«
»Ja, die Pfahlmänner. Oder wißt Ihr noch nicht, welche Schufte man damit bezeichnet? Es gibt allerlei Gesindel, das aus gewissen Gründen die Staaten verlassen mußte und hier in der Wüste sicher ist vor den Armen der Jury. Es zieht in verschiedenen Trupps umher, plündert, mordet und hat es ganz besonders auf die Reisenden und Karawanen abgesehen, die gezwungen sind, die Todessteppe zu durchqueren. Um diese irre zu führen, ziehen sie die Pfähle heraus und entfernen sie oder stecken sie in falscher Richtung ein. Ist dann der Wanderer halb verschmachtet, so fallen sie über ihn her und – nun ja, jetzt wißt Ihr, warum man sie Pfahlmänner nennt.
Als wir die Spanish-Peaks und den Kanadian verließen, waren wir über zwanzig wohlbewehrte Westleute. Sie alle fielen unter den Tomahawks und Pfeilen der Komantschen, bis auf mich und noch zwei. Wir konnten uns durch den Llano estakado retten und hatten bereits dessen größeren Teil hinter uns, als die Pfähle aufhörten. Das mahnte uns zur Vorsicht; aber trotz aller List und Achtsamkeit wurden wir überrumpelt. Es war mitten in der Nacht; ich entkam im Dunkel aus dem Handgemenge, aber so, wie Ihr mich hier seht, ohne Pferd und Waffen. Drei Tage lang ist's gegangen, dann aber brach ich zusammen. Nun weiß ich nicht, wie lange ich gelegen habe. Als ich erwachte, wart Ihr bei mir. Habt Dank, Sir! Der alte Tom Summerland wird schon wieder zu einer Büchse und einem Pferd kommen, und dann sollt Ihr sehen, daß er aus Dankbarkeit für Euch noch ganz andre Dinge verschluckt als einen Becher voll Koyotensaft!«
Er hielt inne. Der Nomade des Westens ist meist ein schweigsamer Gesell, und Tom Summerland hatte trotz seiner Erschöpfung wohl die längste Rede seines Lebens gehalten. Der gute Mann sah nichts weniger als gentlemanlike aus; die Strapazen hatten seinen Körper und noch mehr seine Kleidung arg mitgenommen, aber er besaß eines jener nicht seltenen Trappergesichter, in denen sich der Ausdruck ungemeiner List und Verschlagenheit mit Ehrlichkeit und Treue paart, die den braven Mann auch in zerlumpten Kleidern erkennen läßt.
»Was die Büchse betrifft, so kann schon jetzt geholfen werden,« meinte Klausen. »Ich habe außer meinem Doppelläufer einen trefflichen Stutzen dort am Sattel hängen. Den könnt Ihr haben; für Munition und Mundvorrat ist gesorgt; nur Wasser, Wasser, das ist nötig, nicht bloß für uns, sondern noch viel mehr für mein Tier, ohne das wir verloren sind. Aber, Gott sei Dank, Ihr habt recht gehabt: die Wolke wächst zusehends; sie nimmt schon fast den halben Himmel ein, und ich glaube, vor dem Verschmachten sind wir nun sicher!«
»Das ist so gewiß wie meine Mütze! In fünf Minuten kommt der Guß, Sir, das könnt Ihr glauben. Tom Summerland ist nicht zum erstenmal in der Todessteppe und kennt ihre Launen wie seinen Kugelbeutel. Macht nur, daß Ihr das Pferd anpflockt und das Pulver verwahrt, sonst ist's um beides geschehen.«
Er erhob sich und stülpte sich die Mütze auf das wirre Haar. Es war eine Kopfbedeckung, die ihresgleichen suchte. Von ihm selbst vor langen Jahren mit Hirschsehnen aus einem Stück Bärenfell zusammengenäht, hatte sie wohl schon ursprünglich eine außergewöhnliche Form besessen. Dann waren ihr im Laufe der Zeit die Haare bis auf einige Troddeln abhanden gekommen, die lang und schmutzigbraun an der nackten Haut hingen. Tausendmal vom Regen durchnäßt und eben so oft von der Sonne wieder getrocknet, hatte das Prachtstück jetzt eine geradezu unbeschreibliche Gestalt angenommen und lag auf dem Kopf wie eine ausgedorrte Qualle oder ein Stück ausgelaugte Dachpappe, das die Hitze in Halbkugelform gezogen hat. Solche Ausrüstungsstücke sind in der Prärie gar nichts Seltenes; sie haben dem Besitzer ihre guten Dienste geleistet, werden von ihm heilig gehalten und selbst dann nicht abgelegt, wenn er auf kurze Zeit mit der Zivilisation in Berührung kommt.
Zwar war die Luft jetzt noch schwüler als vorher, aber die beiden Männer fühlten sich schon durch die Hoffnung auf den Regen gekräftigt. Auch das Pferd war aufgesprungen und hielt den Kopf schnaubend in die Höhe. Sein Instinkt ließ es die nahe Rettung erkennen. Es wurde fest angepflockt; Klausen sorgte dafür, daß Mundvorrat und Munition nicht von der Nässe erreicht werden konnten, und kaum war dies geschehen, so brach es los, nicht allmählich, sondern plötzlich, wie eine See, die vom Himmel stürzt und alles in die Erde schlagen will. Die Jäger tauchten förmlich auf den Boden nieder, dann aber riß Summerland die Mütze herab und hielt sie verkehrt dem niederströmenden Naß entgegen. In wenigen Augenblicken war sie gefüllt.
» Cheer up, Sir, nehmt Euren Hut und macht's wie ich! Auf Euer Wohl und auf das des alten Tom Summerland!«
Er goß das Wasser in den weit geöffneten Mund, schnalzte mit der Zunge, als habe er einen Humpen echten New-Hampshire-Wisky geleert, und hielt die Bärenhaut wieder empor.
Klausen folgte seinem Beispiel und wurde nicht weniger erfrischt. Auch das Pferd wieherte laut und schlug vorn und hinten aus.
Weit über eine Stunde lang gossen die Schleusen des Himmels ihre Ströme unvermindert hernieder, dann hörte die Flut ebenso plötzlich auf, wie sie begonnen hatte.
»' sdeath, war das eine Sintflut!« meinte Summerland. »Ich wollte, die ganze Komantschen- und Pfahlmännersippschaft wäre darin ersoffen wie der König Belsazar im Roten Meer, als er die Aegypter erschlagen wollte. Come on, setzt Euch auf; wir wollen machen, daß wir aus dieser verteufelten Steppe heraus und in ein Land kommen, wo es ein wenig Gras und einige Bäume gibt!«
»Wollt Ihr nicht zuvor ein Stück Fleisch nehmen? Ich bin damit zur Genüge versehen.«
»Gebt her! Das läßt sich im Gehen tun.«
» Well! Aber die Richtung, Tom, über die müssen wir uns doch vorher einigen! Ich schlage Nordnordost vor. In dieser Richtung flohen die Koyoten, als ich meine Schüsse abfeuerte. Kein Raubtier kann lange ohne Wasser sein, und ich vermute, daß in dieser Richtung welches zu finden ist und infolgedessen auch Pflanzenwuchs und Futter für das Pferd.«