Der Riesenochsenfrosch - Karl May - E-Book

Der Riesenochsenfrosch E-Book

Karl May

4,9

Beschreibung

Karl May - sein Name steht für Spannung, Abenteuer, Exotik! Und was fehlt noch? Genau: der Humor!! Hier kommt der erste Sonderband, der sich speziell den witzigsten Szenen aus Mays Erzählungen widmet und daher einiges zu bieten hat an skurrilen Wortgefechten und temporeichem Slapstick, listigen Helden und amüsanten Antihelden, verzwicktem Hinter- und volkstümlichem Frohsinn. Lachen garantiert! Mit Hobble-Frank, der für einen Riesenochsenfrosch gehalten wird! Mit Hadschi Halef Omar, der einen Taubenschlag zu Bruch niest! Mit Käpt'n Turnerstick, der gerne einmal ein chinesischer Götze sein möchte! Und mit rund 25 weiteren kuriosen, absonderlichen, lustigen Episoden! Mit 10 Illustrationen von Carl-Heinz Dömken und 2 Illustrationen von Rudi Hoffmann.

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DER

RIESENOCHSENFROSCH

UND ANDERE

HUMORISTISCHE

ERZÄHLUNGEN

VON

KARL MAY

HERAUSGEGEBEN

VON KARLHEINZ ECKARDT

Herausgeber der Grünen Bände:

Lothar und Bernhard Schmid

© 2009 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1612-0

Illustrationen von Carl-Heinz Dömken und Rudi Hoffmann

Vorwort

Mit Karl Mays Name verbindet sich die Erfüllung einer Sehnsucht nach Ferne und Abenteuern, wie wir sie uns heute in unserer Fantasie nicht mehr erträumen können. Dank seiner natürlichen schriftstellerischen Begabung konnte May Millionen von Lesern die bunten Geschehnisse, von denen er erzählt, als im Wesentlichen real erlebt schildern und sich in der Folge selbst als Superhelden charakterisieren. Er schuf eine Scheinwelt, in der seine Figuren wie wirklich lebende Menschen agieren und nicht nur als strahlende Gewinner und Überwinder von Schicksalsschlägen in einem Roman.

Oft genug durchwob Karl May seine Erzählungen aber auch mit den düsteren Fäden der Tragik. Mehrfach kommen Menschen gewaltsam zu Tode, die May als liebenswert und ihm als Romanfigur nahestehend darstellt und die ein solch bitteres Schicksal nicht verdient haben, und immer bezieht er durch eine Art von Seelenbindung seine Leserschaft in das Geschehen ein. Die so aufwühlend geschilderten Morde weißer Schurken an Winnetous Vater Inschu tschuna und der bildhübschen Nscho-tschi, der Schwester Winnetous, rufen tiefes Mitgefühl hervor und haben vielen Tausenden von Lesern der Karl-May-Bücher Tränen der Scham und des Mitleidens in die Augen getrieben.

Der tschechische Künstler Zdenek Burian hat mit der Darstellung des vom tiefen Schmerz überwältigten Winnetou und des völlig verzweifelten Old Shatterhand eine der ergreifendsten Szenen der Winnetou-Trilogie illustriert und damit auch die Regungen der Leser genau getroffen.

Oder denken wir an den sinnlosen Mord an Benda, der schönen Perserin aus Band 3, Von Bagdad nach Stambul, die ein glückhaftes Zeichen auf ein gutes Ende der Pilgerfahrt nach Mesched im Nordosten des persischen Reiches hoffen lässt. Nun aber wird der Leser in den düsteren Abgrund des Entsetzens geschleudert. Musste Benda aus dem Anfang ihres blühenden Lebens herausgerissen werden? Aber gerade das ist doch das Leben selbst, das Karl May in seinen Schriften schildert, jenes Leben, das unabänderlich rätselhaften und manchmal grausamen Gesetzen folgt. Und Kara Ben Nemsi weint.

Auch der Tod des alten Scheik Mohammed Emin im fernen kurdischen Gebirge – gefallen im Kampf mit Banditen – berührt uns zutiefst: ein Schicksal, wie es vom Leben selbst geschrieben worden sein könnte. Als der harte Weltenläufer Kara Ben Nemsi in den Felsen seinem toten Freund das Grab bereitet, sieht er die Sonne den Horizont berühren und er klagt, und das klingt wie die Wahrheit selbst:

Die Sonne küsste den Horizont, und ihre scheidenden Strahlen färbten ihn mit flammenden Lichtern, die sich, dem Osten entgegen, in immer milderen Tinten verloren. Die bewaldeten Höhen unter mir glichen einem grünen Meer, über dessen erstarrte Wogen die Dämmerung ihre langsam vorrückenden Schatten breitete. Nur über die nahe liegenden Kämme merkte man den Abendwind streichen, vor dessen Hauch sich die Wipfel leise neigten. Die Schatten wurden dunkler; die Ferne verschwand; das Abendrot war verglüht, und nun legte auch die Nähe das alles verhüllende Gewand des Abends an. Wer doch mit der Sonne ziehen könnte! Wer ihr doch folgen könnte, weit fort zum Westen wo ihre Strahlen noch voll und warm die Heimat beleuchteten! Hier auf der einsamen Höhe streckte das Heimweh seine Hand nach mir aus, das Heimweh, dem in der Fremde kein Mensch entrinnen kann, in dessen Brust ein fühlendes Herz schlägt. „Ubi bene ibi patria“ ist ein Spruch, dessen kalte Gleichgültigkeit im Leben nicht allzu oft ihre Bestätigung findet. Die Eindrücke der Jugend sind niemals gänzlich zu verwischen, und die Erinnerung kann wohl schlafen, aber nicht sterben. Sie erwacht, wenn wir es am allerwenigsten denken, und bringt jene Sehnsucht über uns, an deren Weh das Gemüt so schwer erkranken kann.

(Aus Karl Mays Gesammelte Werke Band 3, Von Bagdad nach Stambul)

Für die Leser künden diese Sätze von tiefer Lebensweisheit, von erfahrenem Leid und einem durch Schicksalsschläge gereiften Charakter des Autors. So ist das Leben, sagten sich Tausende und weinten Tränen des Mitleids; und diese und ähnliche Erzählungen gewannen dem Schriftsteller Liebe und Verehrung.

Doch jedes Bild wird von zwei Seiten begrenzt, und so zerfällt auch das Charakterbild Karl Mays in zwei Teile, die einander entgegengesetzt gespiegelt erscheinen und sich doch sinnvoll ergänzen. Seine Entwicklung bis hin zur vollen Reife als Schriftsteller setzte bereits sehr früh ein. Langsam aber sicher legte er die unbeholfene Schreibweise des Anfängers ab und offenbarte sich seinem schnell wachsenden Publikum als genialer Erzähler. Es wuchsen die Bereitschaft und auch das Können, wirklich eindringlich zu erzählen – er wurde sich des Darstellbaren bewusst. Allerdings befand er sich in der misslichen Lage, durch das Schreiben seinen Unterhalt finanzieren zu müssen, und sah sich daher veranlasst, durch das Geschriebene auch bekannt zu werden. So musste er sich mit den zu jener Zeit äußerst beliebten – doch von der zeitgenössischen seriösen Literaturkritik verachteten – Humoresken befassen, einem Zweig der schreibenden Zunft, für den Kritiker gerne den nichtssagenden Begriff „launige Literatur“ verwendeten.

In literarischen Familienzeitschriften aber, wie etwa der Gartenlaube und anderen Periodika, wurden mit solchen Humoresken – darunter auch Produkte noch wenig bekannter Schriftsteller – gerne Leser geworben. Man offerierte mit dem Hinweis auf diese leichte und zweifellos oft auch seichte Literatur vor allem dem Arbeiterstand und dem wenig gebildeten Publikum einen angemessenen Erzählstoff. Entsprechende Vorankündigungen versprachen bereits von vornherein ein anspruchsloses Lesevergnügen aus dem weitgespannten Bereich der Heimat- und Dorfgeschichten. Diese Beiträge erschöpften sich dann auch meist in der Darstellung belangloser Alltäglichkeiten; da gab es Schilderungen von geplatzten Verlobungen oder von Versuchen, durch das Auffinden von Schätzen die sicher vorhandene wirtschaftliche Not zu lindern, und vor allem humorvoll abgehandelte Verwechslungsgeschichten.

In dieser Zeit schrieb auch Karl May eine Reihe kleinerer Geschichten, die von den Verlagen zwar gern akzeptiert, aber kaum adäquat bezahlt wurden. Ein knappes Dutzend dieser milieugerechten, harmlosen Erzählungen bildet heute den Hauptinhalt von Band 47 der Gesammelten Werke, Professor Vitzliputzli, zum Beispiel Die beiden Nachtwächter, Der Wollteufel, Am Ernsttaler Stammtisch, Die verhexte Ziege, Die Erben wider Willen und andere mehr.

Mit der Zeit löste sich May von dieser auf eher schlichtem Niveau angesiedelten Literatur. Die Geschichten besitzen für die heutige Zeit allerdings einen hohen Quellenwert, da sie uns seinen schriftstellerischen Werdegang aufzeigen. Wie vergleichbare Texte anderer zeitgenössischer Autoren auch leben sie meist nur von lustigen Wortverdrehungen, Wortwitzen simpler Art und zum Teil auch von im landesüblichen sächsischen Dialekt abgefassten Dialogen. Diese Art von Humor darf man wohl, ohne May unrecht zu tun, mit dem Begriff ‚Klamauk‘ umschreiben, da sich ein tieferer Sinn nicht erschließt und wohl auch kaum beabsichtigt gewesen ist. Das oft geübte Spiel von Verwechslungen und Vertauschungen im Milieu der ‚kleinen Leute‘ wiederholt sich in ungeahnter Vielfalt der Variationen, und die klein- bzw. spießbürgerliche Gesellschaft erfreut sich daran; sozialkritische Aspekte aber werden um des lieben dörflichen Friedens Willen peinlich vermieden. Der oft primitive Wortwitz wird in den kleinen Geschichten Karl Mays allerdings zunehmend von Momenten der Situationskomik abgelöst, die bald auch in seinen längeren Erzählungen und Romanen größere Passagen einnehmen. Natürlich gehen beide Arten witziger Darstellung oft auch eine Symbiose ein und bilden schließlich sogar ein tragendes Element der gesamten Handlung.

In diesem Zusammenhang soll auf eine Fotoschau des Autors nicht verzichtet werden. Die große Mehrzahl der Porträtfotos Karl Mays zeigen ihn ernst oder nachdenklich, auf den Bildern aus den späten Jahren sind seine Züge – bewirkt durch die öffentlichen Anfeindungen – regelrecht zerfurcht und haben einen verhärmten Ausdruck. In nur wenigen Fällen schauen wir in das Antlitz eines freundlich blickenden Menschen oder gar in ein lächelndes Gesicht. Am besten gefällt mir Karl May auf einem Foto von 1896, das ihn in der Villa Shatterhand zusammen mit seiner Frau Emma, dem Ehepaar Plöhn und Adolf Nunwarz beim Skatspiel an einem Tisch sitzend zeigt.

May war ein leidenschaftlicher Skatspieler. An diese für ihn glückhafte Zeit erinnert eine Anekdote, die Konrad Guenther, der Schwiegersohn von Friedrich Ernst Fehsenfeld, in seiner Schrift Karl May und sein Verleger (1934)[1] veröffentlichte:

„Auch in der Freude an diesem Spiel fanden sich Verfasser und Verleger, und Karl May hat einmal drei Tage und Nächte Skat gespielt, bis die andern vor Müdigkeit unter den Tisch sanken.“

Das erwähnte Foto zeigt uns den Schriftsteller mit einem überaus gelösten Gesichtsausdruck; lächelnd und doch listig lauernd beobachtet er seine Gegenspieler und freut sich im Geheimen, dass er, wie es scheint, ihre Spielzüge errät und wahrscheinlich durchkreuzt. Der Zeichner Carl-Heinz Dömken hat dieses Foto als Vorlage für das Deckelbild der May-Biografie „Winnetous Blutsbruder“ von Christian Heermann verwendet, nur legte er May anstelle der Karten Winnetous Silberbüchse in die Hand.

Während der Vorbereitungen zu meiner großen Karl-May-Ausstellung im ‚Schwarzen Kloster‘ in Freiburg im Breisgau im Jahr 2002 besuchten wir auch den Jagdsitz des Verlegers Friedrich Ernst Fehsenfeld, den Lehenhof in Ehrenstetten, südlich von Freiburg, um Informationen zu sammeln und Fotos zu machen. Das Anwesen wurde noch von Frau Annegret Guenther, der Witwe von Fehsenfelds Enkelsohn Ekke Guenther, bewohnt, die uns freundlich empfing und mit Kaffee und Kuchen bewirtete. Sie erteilte uns auch die Erlaubnis, das Haus zu besichtigen, in dem Karl May zu Besuch weilte, wenn er in Freiburg zu tun hatte. Dabei führte sie uns in ein kleines Zimmer im Südwestbereich des Hauses und erzählte uns folgende Geschichte:

Eines Tages, als Karl May sich im Haus aufhielt, zogen er und Fehsenfeld sich in diesen Raum zurück, um dort dem Kartenspiel zu huldigen. May spielte gerne Karten. Frau Guenther berichtete uns, dass das fröhliche Spiel bis tief in die Nacht fortdauerte und Karl May, der zu der Zeit noch ein starker Raucher war, so viele Zigarren dampfte, dass das Zimmer in dichte Schwaden von Tabaksqualm gehüllt war und man fast nichts mehr sehen konnte. Am nächsten Morgen fand man den Kanarienvogel, der in diesem Raum zu Hause war, tot im Käfig vor – er war erstickt.

Völlig verbannen ließen sich Mays literarische Jugendsünden aus seinen späteren Werken nicht, er erfand in seinen im Wilden Westen spielenden Romanen ganze Serien komischer Gestalten, deren Aussehen und Handeln den manchmal trockenen Handlungsablauf auflockern sollten. Da gibt es Figuren wie den Gunstick Uncle, den oder die Tante Droll, natürlich den Hobble-Frank und noch andere ulkige Vögel, denen allen gemein ist, dass sie zwar lustig und komisch wirken, aber trotzdem tüchtige Westmänner sind. Und natürlich kamen (fast) all diese Typen aus dem fernen Germany. Nach dem Urteil einer amerikanischen Journalistin hätten diese von Karl May ersonnenen lustigen Figuren den harten Kampf ums Dasein in den ‚dark and bloody grounds‘ des fernen Westens Nordamerikas nur wenige Wochen überlebt.

Ein Meisterwerk Mayschen Humors ist zweifellos die Erzählung von der Einlösung des Kong kheou, eines Ehrenworts, das ein verkrachter, abgehalfterter Student einem in einer deutschen Universitätsstadt ansässigen Exilchinesen gegeben hat. Der Student, bewaffnet mit Bierbauch und einer roten Säufernase, soll die in Revolutionswirren verschollenen Angehörigen und den Familienschatz des gelbhäutigen Emigranten finden und nach dem glückseligen Deutschland bringen. Karl May lässt seine Leser in dem später in Der blaurote Methusalem umbenannten Roman an der gefährlichen Reise nach dem Reich der Mitte teilnehmen. Die Helden geraten alsbald in einen Strudel aberwitziger Geschehnisse, und als sich der Gruppe noch ein holländischer Herr von Kartoffelkraut (Mijnher van Aardappelenbosch) anschließt, kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Das von Legionen von Pennälern imitierte ‚Chinesisch‘ des welterfahrenen Kapitäns Turnerstick, der da glaubt, man könne diese Sprache durch das einfache Anhängen der Endungen -ang, -eng, -ing, -ong und -ung an deutsche Worte fehlerfrei sprechen, und eine ungeahnte Fülle von weiteren lustigen Ereignissen erheben den sonst eher banalen Roman zu einem vielgelesenen Jugendbuch. Daher sind dem Methusalem auch einige der lustigsten Episoden unserer Zusammenstellung entnommen. Ob über die von seltsamen Göttern bevölkerten Tempel einer alten Kaiserstadt berichtet wird, vom Wettlauf in einer Sänfte am Hafen oder dem Wiederfinden dickbäuchiger Götzen im Garten eines vornehmen Chinesen – der Einfallsreichtum Karl Mays ist bewundernswert!

Es muss nicht eigens erwähnt werden, dass Karl May diese unglaubliche Geschichte speziell für junge Leser geschrieben hat, denn die Story um den Blauroten Methusalem trägt unübersehbar Züge eines Märchens; und mit welchem Schlüssel öffnet man die Herzen junger Menschen besser als mit dem Märchen? Karl May tat instinktiv das Richtige: Er verlegte sein Kunstmärchen in das weit entfernte Riesenreich China, von dem sich deutsche Leser des 19. Jahrhunderts kaum eine Vorstellung machen konnten. Außerdem verstand er es sehr geschickt, dem Abenteuer mit seiner Fülle lustiger und abenteuerlicher Einzelteile einen für deutsche Gemüter befriedigenden Schluss zu geben.

Aber er nutzte nicht nur China als Schauplatz spannender und humoristischer Szenen – auch die unbekannten Weiten Sibiriens boten ihm Raum für lustige Streiche einiger seiner sonst eher in Amerika agierenden Westmänner, die sich in einer Privatangelegenheit in diesem Landstrich aufhalten. Hier beschreibt May unter anderem das Erscheinen eines Geisterfrosches, der einen Schatz anzeigen soll, und gar den Auftritt des Teufels samt seiner Großmutter höchstselbst als Furcht erregende pechverschmierte Gestalten. Auch diese Episoden aus Band 63 der Gesammelten Werke, Zobeljägerund Kosak, fanden Aufnahme in unseren vorliegenden Sammelband.

Alle diese Geschichten schenkten dem lesehungrigen Publikum ein ungetrübtes Vergnügen und mehrten den Ruhm Karl Mays. Seine einfachen Erzählungen wurden verstanden und setzten keine höhere Bildung voraus. Sowurde May nicht nur als Schöpfer spannungsgeladener, aber oft auch tragisch endender Geschichten bekannt, sondern gleichermaßen als Autor humorvoller Episoden. Noch immer bewahrheitet sich in diesen seinen Büchern der Satz, dass der Humor eine kostbare Gabe für den Menschen ist, um den Unzulänglichkeiten der Welt und der Mitmenschen sowie den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit begegnen zu können.

Karlheinz Eckardt

Sprechen Sie Chinesisch?

Held der ersten Geschichte ist Frick Turnerstick, ein wackerer deutscher Kapitän, der seinen angeborenen Familiennamen „Drechslerstock“ in die englische Sprache übersetzt hat und sich nun Turnerstick nennt. Karl May charakterisiert diesen ‚Seehelden‘ folgendermaßen:

„Er besaß trotz seiner bedeutenden seemännischen Kenntnisse kein sehr geistreiches Angesicht. Mitten darin saß das, was der Seemann eine Vorlukennase nennt. Sie war höchst vorwitzig nach oben gerichtet und durch einen Faustschlag, den der gute Kapitän in seiner Jugend erhalten hatte, ansehnlich weit zur Seite getrieben worden, was seinem Antlitz ein höchst ordnungswidriges Aussehen gab.“

Turnerstick zeichnet sich durch eine Marotte aus, die schon ganze Heerscharen von Lesern zum Lachen und zur Nachahmung reizte: Er hält sich für ein Sprachgenie. Doch mit dieser Ansicht steht er ziemlich alleine da, wenn es weiter heißt:

„Er hatte alle möglichen Küstenländer angesegelt und überall einige Worte der betreffenden Sprache mit davongenommen. Diese Reiseergebnisse lagen in seinem Kopf so wirr durcheinander wie ungefähr die Trümmer eines verunglückten Eisenbahnzuges. Dennoch war er vollständig davon überzeugt, so einige Dutzend Sprachen und Dialekte zu beherrschen, und brachte bei jeder passenden Gelegenheit diese unglückseligen philologischen Trümmer herbeigeschleppt. Zuweilen allerdings schien es, als ob auch eine leise, leise Selbstironie dabei im Spiel sei, denn der Kapitän liebte es sehr, lachende Gesichter um sich zu sehen.“

An Bord des schnellsten Klippers, den der Kapitän je befehligt hat, befinden sich auf dieser Reise auch Gäste, die in Singapur zugestiegen sind. Es sind dies ein Herr Fritz Degenfeld, den man den ‚blauroten Methusalem‘ nennt, das Faktotum Gottfried von Bouillon, der Gymnasiast Richard Stein und ein riesiger, superbraver Hund. Die Herren sitzen miteinander auf dem Oberdeck und unterhalten sich köstlich. Man erörtert auch die Kenntnisse der Sprachen, die man beherrschen sollte, wenn man ferne Länder besucht. Die Küste Chinas erscheint am Horizont. Turnerstick hofft, bereits am Nachmittag „vor Hongkong zu Anker gehen“ zu können.

„Bald werden sich da vorn die Segel mehren, welche die gleiche Richtung haben.“

„So haben wir eine feine Fahrt gemacht.“

„Unvergleichlich! Wir machen siebzehn Knoten. Das will etwas sagen. In nicht ganz vier Tagen von Singapur bis hierher, das soll Frick Turnerstick einmal ein anderer nachmachen!“

„Ja, Sie und Ihr gutes Schiff, da lässt sich etwas erreichen. Ich hätte nicht geglaubt, China so schnell begrüßen zu können.“

„Wissen Sie denn auch, wie man dieses gelobte Land der Zöpfe begrüßt?“

„Nun, wie?“

„‚Tsching tsching!‘, muss man rufen. Das ist der echt chinesische Gruß.“

„Ach! Sie sprechen wohl auch ein wenig Chinesisch?“

Turnerstick setzte den Klemmer auf die Nase, hielt ihn dort fest, weil er sonst gleich wieder herabgefallen wäre, warf Degenfeld einen missbilligenden Blick zu und antwortete: „Wie können Sie so fragen! Ein bemoostes Haupt wie Sie hat doch an der Universität ein genug langes Garn gesponnen, um zu wissen, dass man dem Kapitän Turnerstick so nicht kommen darf. Ein wenig Chinesisch! Da liegen Sie vor Topp und Takel bei und treiben wohl bis sieben Striche ab! Wenn ich einmal ein Tau in meine Hand nehme, so nehme ich es ganz.“

„So sprechen Sie vollständig Chinesisch?“

„Natürlich! Wie anders?“

Das war in einem Ton gesprochen, als ob er gefragt worden sei, ob er Wasser trinken könne.

„Das ist mir neu!“, gestand Degenfeld. „Sie haben darüber noch kein einziges Wort verloren!“

„Wozu sollte ich davon reden? Von etwas, was sich ganz von selbst versteht, macht man doch kein Geschrei.“

„Nun, desto wertvoller ist mir die Entdeckung, die ich daan Ihnen mache. Sie haben zugesagt, sich uns für einige Tage anzuschließen. Da ist es für uns natürlich vom größten Vorteil, dass Sie die chinesische Sprache völlig beherrschen.“

„Pah! Nicht der Rede wert! Eine wahre Kleinigkeit! Sie haben doch auch Chinesisch getrieben, wie Sie mir sagten.“

„Nur zwei Jahre lang.“

„Das ist mehr als genug, denn diese Sprache ist die leichteste, die ich kenne.“

„Und ich habe ihre Erlernung für höchst schwierig gehalten.“

„Da haben Sie freilich ein sehr falsches Segel gesetzt. Sie natürlich müssen ja mit dem obligaten Latein und Griechisch den richtigen Kurs verlieren. Wem der Kopf mit so viel klassischer Ware vollgestaut wird, der hat eben zuletzt für das Leichteste keinen Platz mehr übrig. Dann segeln solche überstudierte Menschen in der Welt herum und können kein Panzerschiff von einer Heringskuff unterscheiden. Ich sage Ihnen, dass mir das Chinesische geradezu angeboren gewesen ist. Es ist ganz von selbst gekommen.“

Der Methusalem kannte die Achillesferse des Kapitäns und sagte im ernstesten Ton: „Das kann eben nur Ihnen passieren. Sie sind ein wahrer Walfisch im Meer der Dialekte. Sie schwimmen spielend darin herum und blasen die schwierigsten Worte nur so aus der Nase.“

Turnerstick hielt den Klemmer empor, warf durch ihn einen forschenden Blick auf den Sprecher und fragte:

„Durch die Nase! Soll das etwa eine Hindeutung auf meine Gesichtszüge enthalten?“

„Was fällt Ihnen ein! Ich spreche vom Walfisch, und dass der bläst, das wissen Sie wohl!“

„Ja, und zwar aus der Nase. Sie haben Recht. Wie der sich im Wasser wälzt, so wälze ich mich in allen Sprachen herum. Und gerade das Chinesische ist mir völlig Wurst.“

„Für mich ist es im Gegenteil ein sehr harter Knochen gewesen, woran ich mir die Zähne locker gebissen habe. Bedenken Sie nur die Dialekte! Es sind ihrer neun!“

„Das ist wenig genug! So ein Dialekt läuft bei mir hinunter wie ein steifer Grog. Die Hauptsache ist doch, dass man sich eben an die Hauptsache hält, und das sind im Chinesischen die Endungen.“

„So? Ich bin stets der Meinung gewesen, dass das Chinesische gar keine Endungen habe.“

„Was! Keine Endungen! Ja, nun ist’s mir freilich sehr erklärlich, dass Sie es trotz zweier voller Jahre zu nichts gebracht haben! Wenn Sie nichts von den Endungen wissen, so ist das gerade so, als wenn Sie ohne Wasser schwimmen oder ohne Flügel fliegen wollen. Ich sage Ihnen, dass ich im Stande bin, Ihnen das ganze Chinesische mit allen neun Dialekten in fünf Minuten beizubringen!“

„Unglaublich!“

„Sie werden es gleich glauben müssen. Nennen Sie mir doch einmal die Namen von einigen chinesischen Städten oder Flüssen!“

„Das ist leicht. Da haben wir zum Beispiel Jang-tse-kiang, Gin-seng, Pe-king, Hong-kong, Wu-sung...“

„Halt!“, unterbrach ihn der Kapitän. „Das genügt vollständig. Da haben Sie ja gleich fünf Endungen!“

„Endungen? Wohl nicht!“

„Was denn? Sie haben sie ja genannt, ang, eng, ing, ong und ung! Wenn das keine Endungen sind, dann bin ich nicht Frick Turnerstick! Diese Endungen sind die wirklichen Kaninchen! Mit ihrer Hilfe schüttelt man das Chinesische nur so aus den Ärmeln. Die Endungen, die Endungen, die geben den Speck zu den dicken Erbsen. Sie freilich mit Ihrem Griechischen und Lateinischen haben überhaupt keine Ahnung von einer anständigen, brauchbaren und bequemen Endung! Ich glaube, auf allen Ihren Universitäten ist keine einzige ordentliche und mundgerechte Endung zu finden wie so ein chinesisches ing, ang oder ung! Mit fünf solchen Endungen stecke ich ganz China in den Sack. Da draußen hält ein Kutter auf uns zu. Es ist ein Lotse. Ich werde ihm sogleich das Signal geben, dass er an Bord kommen soll. Dann werde ich Chinesisch mit ihm sprechen und Sie sollen Ihre Freude daran haben. Sie werden sich wundern, dass Sie nicht ganz von selbst auch darauf gekommen sind.“

Er gab den betreffenden Befehl und bald wehte vom Vortopp des Klippers das Zeichen „PT“ des internationalen Signalbuches.

Der Lotse sah die Aufforderung und folgte ihr. Er hatte kein chinesisches Boot. Sein Fahrzeug war sehr scharf auf den Kiel gebaut und der Vordersteven stand fast rechtwinklig auf. Es führte eine sehr hohe Stenge, horizontal liegendes Bugspriet, Gaffel- und Gaffeltoppsegel, Stackfock und großen Klüver. Es war eine Lust, zu sehen, wie schnell und anmutig es herbeigeschossen kam. Es gab den Lotsen an Bord und hielt dann mit der Bedienung von dem Klipper ab.

Der Lotse ging chinesisch gekleidet und trug auf dem Kopf einen ungeheuer breiten Grashut, der sein Gesicht so beschattete, dass es kaum zu erkennen war.

„Jetzt passen Sie auf!“, sagte der Kapitän zu Fritz Degenfeld. „Jetzt geht es los mit dem Chinesischen.“

Er trat auf den Lotsen zu und grüßte: „Tsching, tsching, tsching...“

„Nonsense!“, unterbrach ihn der Mann grob. „Sagt einfach welcome, Sir! Ein Amerikaner hat es nicht nötig, mit dem chinesischen Zopf zu wedeln!“

„Ihr seid kein Chinese, loadsman?“

„Nein. Ich bin ein guter Schottländer aus Greenock am Clyde, wisst Ihr, wo die famosesten eisernen Schiffe gebaut werden. Wir können uns also Eurer Muttersprache bedienen.“

„Ich wollte aber Chinesisch mit Euch reden“, meinte Turnerstick enttäuscht.

„Ach was, Chinesisch! Diese schlitzäugigen Kerls sind es gar nicht wert, dass man sich um ihre Sprache kümmert. Sorgt lieber dafür, dass ich einen guten Rum zum Willkommen erhalte, sonst gehe ich wieder von Bord und Ihr könnt Euch dann meinetwegen den Bug an der Lamma-Insel einrennen.“

Er ging nach der Kapitänskajüte und Turnerstick musste ihm wohl oder übel folgen.

„O weh!“, sagte Richard Stein. „Da hat er sein Chinesisch leider nicht anbringen können! Was er nur mit seinen Endungen wollte!“

„Es dämmert eine leise Ahnung in mir auf; er wird doch nicht etwa ein mit seinen berühmten Endungen versehenes Deutsch sprechen wollen! Das wäre allerdings im höchsten Grade drollig. Und dennoch ist’s ihm zuzutrauen. Ich sehe lustige Szenen kommen.Gottfried – – ho su!“

Diese beiden chinesischen Worte bedeuten „gib Feuer!“ Seit sich die drei unterwegs befanden, hatte der Student die beiden anderen in die Lehre genommen. Besonders der Wichsier erhielt seine Befehle und Anweisungen alle in chinesischer Sprache, was manches spaßhafte Missverständnis hervorgerufen hatte.

„Ki eulh! – Ich höre!“, antwortete er sehr ernsthaft, indem er einen Fidibus aus der Tasche zog, ihn in Brand steckte und sodann seinem Herrn half, die ausgegangene Pfeife wieder anzuzünden. Dann setzte er sich wieder hinter ihm nieder.

Nach kurzer Zeit kehrte der Pilot mit dem Kapitän aus der Kajüte zurück. Er übernahm das Kommando des Schiffes und Turnerstick hatte also Zeit, sich mit seinen Passagieren zu beschäftigen.

Die Segel, die rings zu sehen waren, wurden zahlreicher. Weißblaue Rauchstreifen zeigten Dampfer an, welche nach Kanton wollten oder von dort kamen. Die See belebte sich mehr und mehr mit Fahrzeugen und dann tauchten die Felsenmassen Hongkongs und der anderen vor dem Perlenfluss liegenden Inseln langsam auf.

„Höchst ärgerlich, dass der Lotse kein Chinese ist“, meinte der Kapitän. „Aber wir haben nur noch kurze Zeit zu warten, dann werden wir von Booten förmlich umringt sein und ich kann Ihnen zeigen, wie ich die Sprache der Himmelssöhne beherrsche. Es wird übrigens Zeit, dass Sie Ihre Koffer öffnen.“

„Warum?“, fragte Degenfeld.

„Um Ihre chinesischen Anzüge hervorzuholen.“

„Wir haben keine.“

„Was? Sie wollen an das Land gehen und sich mitten in das Treiben der Chinesenstadt begeben, ohne sich nach der Sitte dieses Landes zu kleiden? Sie wollen geradeso gehen, wie Sie hier sitzen, mit der bunten Studentenkappe auf dem Kopf?“

„Warum nicht?“

„Weil dies grundfalsch ist. Man wird Sie anstaunen und auslachen. Man wird Sie belästigen und einen fremden Barbaren schimpfen. Sie werden allerhand Ärgerlichkeiten erleben und vielleicht sogar in wirkliche Gefahr geraten.“

„Pah! Wer will es mir verbieten, mich so zu kleiden, wie es mir beliebt?“

„Der gesunde Menschenverstand. Wenn Sie China und die Chinesen richtig kennenlernen wollen, so dürfen Sie möglichst wenig verraten, dass sie kein Chinese sind. Sie kennen dieses Volk noch nicht. Man hat sie gezwungen, uns ihre Häfen zu öffnen, aber sie hassen uns als Fremdlinge, die mit Gewalt bei ihnen eingedrungen sind. Sie werden als Ausländer nicht einmal im Bereich der Konsulargewalt vollständig sicher sein. Begeben Sie sich aber gar darüber hinaus, wie es doch Ihre Absicht ist, so werden Sie nur auf Feinde stoßen.“

„Wollen sehen. Ich habe wenig Lust, aus reiner Angst meine deutsche Abstammung zu verleugnen.“

„Das ist sehr ehrenwert und sehr national gedacht, aber – – hm, streng genommen haben Sie freilich nicht Unrecht. Denn wenn Sie sich genau wie ein echter Chinese kleiden, wird man an Ihrer Unkenntnis der Sprache sofort den Ausländer erkennen, während ich für einen Eingeborenen gelten werde. Aber es ist trotzdem besser, wenn Sie sich den hiesigen Gebräuchen fügen.“

„Nun, was das betrifft, so ist es gar nicht ausgeschlossen, dass wir drei uns auch nach Landessitte kleiden. Zunächst jedoch mag es so bleiben, wie es ist. Wie lange werden Sie von Ihren Pflichten in Hongkong zurückgehalten?“

„Gar nicht. Ich werde dem Steuermann Vollmacht geben. Nur einige kleine Formalitäten sind zu erfüllen, die mich aber kaum eine Stunde lang beschäftigen werden. Den amerikanischen Konsul, den ich aufsuchen muss, treffe ich in Kanton.“

„Das ist mir lieb, weil wir uns sonach nicht erst zu trennen brauchen. Ich werde mich nämlich gar nicht in Hongkong verweilen, das mir gar nichts bietet. Es ist eine auf chinesischen Boden gesetzte europäische Stadt, an die ich keine Stunde meiner Zeit verschwenden möchte.“

„Mir auch ganz recht. Wir können uns eines Dampfers der China Navigation Compagnie bedienen, aber auch, um uns sofort ins hiesige Leben zu stürzen, auf einer chinesischen Dschunke nach Kanton fahren.“

„Ich ziehe das Erstere vor, weil ich möglichst schnell dort ankommen möchte. Dann ist es ja noch vollauf Zeit, mit dem chinesischen Drachen anzubinden. Unsere Koffer lassen wir an Bord zurück, da wir uns nicht allzu lange in Kanton aufhalten werden.“

Inzwischen hatte sich der Klipper schnell der Mündung des Tschu-kiang[2] genähert. Alle Mann standen an ihren Plätzen, um die Befehle des Lotsen augenblicklich auszuführen. Das Schiff lenkte in die westliche Lamma-Straße ein, bog um die grüne Insel und steuerte dann dem Hongkong-Kai zu, in das dichte Gewühl der Dampfer, Segelschiffe, Ruderboote und Dschunken hinein. Dort ließ es die Segel fallen und der Anker ging auf Grund.

„Tsching tsching!“, rief Turnerstick, indem er begeistert die Arme ausbreitete, als ob er ganz Hongkong umarmen wolle. „Jetzt sind wir da und werden zeigen, was wir für Kerls sind.“

Der Hafen bot trotz des europäischen Charakters der Stadt immerhin ein genügendes Bild ostasiatischen Verkehrslebens. Von dem wohl 1.200 Fuß hohen Viktoriaberg blickte das neben der Flaggenstange stehende Wachthäuschen herab. An seinem Abhang zog sich die Promenade der Kennedy-Road hin. Darunter die belebte Stadt mit der von Schiffen bedeckten Bai. Jenseits das chinesische Bergland, ziemlich gut angebaut, und links davon die vielen, sich bis nach Macao hinziehenden, leider kahlen Felseninseln.

Am Landeplatz wimmelte es von Europäern aller Nationen, von Chinesen, Japanern, Malaien, Hindus, Parsen, Singhalesen, portugiesischen Mestizen und tiefdunkel gefärbten Afrikanern.

Und in der Nähe des Schiffes schossen eine ganze Menge von Kähnen und Flößen durcheinander, beladen mit frischen Erzeugnissen des Landes und allerhand chinesischem Krimskrams. Jeder der Bootsführer wollte der Erste sein, der den Neuangekommenen seine Ware anbot, um den mit den hiesigen Preisen noch Unbekannten die gewöhnlich mehrfache Bezahlung abzunehmen. Das war ein Schreien, Rufen, Brüllen, Zanken, Fluchen, Loben und Anpreisen, dass einem die Ohren gellten.

„Nur nichts kaufen!“, warnte der Kapitän. „Hier wird man riesig übers Ohr gehauen. Am besten ist’s, man lässt die Kerls gar nicht heran, sonst wimmeln sie förmlich an Bord und man ist sein eigener Herr nicht mehr. Ich verstehe mit diesem Volk zu sprechen. Das sollen Sie gleich sehen.“

Er ließ schnell einige Wassereimer füllen und hart an die Schanzkleidung stellen. Dann bog er sich über die Letztere hinaus und brüllte mit laut schallender Stimme in das Bootsgewühl hinein: „Zurück hier! Wir werden nichts kaufang! Fort mit euch, ihr Halunking! Augangblickling fort mit euch, forteng, forting, fortung!Travaillez, travaillong, travaillang!“

Nicht diese Worte waren es, welche wirkten, sondern seine gewaltige Stimme und seine wilden, drohenden Gesten hatten den Erfolg, dass unten das Geschrei für einige Augenblicke verstummte. Die Blicke der Händler richteten sich erstaunt auf ihn.

„Habt ihr’s gehörengt!“, rief er weiter. „Wir können nichts gebrauching. Wir habeng kein Geld. Ihr könnt euch von danneng trolling!“

Noch waren die erstaunten Kulis still. Sie wussten nicht, was sie denken sollten. Gottfried von Bouillon sah das riesige Sprachrohr in seiner Nähe lehnen. Er ergriff es, hielt es dem Kapitän hin und sagte im ernstesten Ton: „Alle tausend Teufling, Kapitäng! Da hört mang freiling, dass Sie in den neun Dialekteng etwas los habing. Bitte, das Sprachrohr zu nehmang! Das wird ungeheure Wirkung machung!“

„Was höre ich da!“, antwortete Turnerstick. „Sie sprechen ja ganz unvergleichliches Chinesisch. Sehen Sie, wie schnell meine Lehre von den Endungen gewirkt hat! Gratuliere herzlich! Mit dem Sprachrohr haben Sie Recht. Geben Sie mal her!“

Die Bootsinsassen hatten ihre Ruder wieder in Bewegung gesetzt und drängten von Neuem herbei. Da hielt Turnerstick ihnen das Sprachrohr entgegen und donnerte sie an: „Augenblickling halteng, ihr Schurkang, ihr Halunking. Wollt ihr gleich folgeng und gehorchung! Zurück, zurück mit euch! Flink, flunk, flank, flink, flink!“

Das Sprachrohr sandte diesen Befehl weithin über das Wasser. Hunderte wurden aufmerksam auf den Klipper und die sich an ihn drängenden Boote. Turnerstick ergriff jetzt einen der bereitgestellten Wassereimer nach dem anderen und schüttete den Inhalt auf die Köpfe der zudringlichen Handelsleute.

Diese mussten nun erkennen, dass man hier nichts von ihnen wissen wolle, und zogen sich unter zornigem Geschrei zurück. Geschadet hatte das Wasser ihrer Kleidung nichts. Viele von ihnen trugen nichts als kurze Leinen- oder Kattunhosen, und auf ihre unglaubliche Unsauberkeit konnte ein solches Sturzbad nur wohltätig wirken.

Jetzt wendete sich der Kapitän zu Degenfeld und fragte triumphierend: „Nun, Freundchen, was sagen Sie dazu? Bin ich nicht von den Kerls verstanden worden?“

„Allerdings“, antwortete der Gefragte ernst. „Ich habe das zu meiner lebhaften Bewunderung erfahren.“

„Oh, zu bewundern gibt es da nichts. Es ist ganz außerordentlich einfach. Die Endungen sind’s, die Endungen ganz allein, mit denen man so etwas fertig bringt. Freilich gehört ein gewisses angeborenes Talent dazu. Wer das aber hat, dem ist das bisschen Chinesisch die reine Buttermilch.“

Da legte der Lotse, welcher dabeigestanden und alles gehört und gesehen hatte, ihm die Hand auf die Achsel und sagte lachend: „Sir, soll das etwa heißen, dass Sie sich einbilden, Chinesisch sprechen zu können?“

„Was beliebt?“, fragte Turnerstick schnippisch, indem er den Klemmer empornahm und den Sprecher geringschätzend musterte.

„Ich frage, ob Sie denken, da mit den Kulis Chinesisch gesprochen zu haben?“

„Natürlich. Was sonst?“

„All devils! Das ist lustig! Redet der Mann ein Kauderwelsch, dass man meint, es ziehe einem alle Zähne aus, und das gibt er für Chinesisch! Mein bester Sir, ich bin so ziemlich der hiesigen Mundarten mächtig, nämlich des Punti, Hakka, Hah-kian, Fuh-kian, Fu-tscheu, Nan-tschang und Ooei-tscheu, denn ich treibe mich nun bereits an die fünfzehn Jahre hier herum, aber was Sie da zusammengereimt haben, das habe ich noch nicht gehört!“

Turnerstick ließ den Klemmer fallen, spreizte die Beine nach Seemannsart weit aus und öffnete bereits den Mund zu einer geharnischten Entgegnung, da aber schnitt ihm der Lotse diese mit den Worten ab: „Bitte, keine Reden halten! Ich habe keine Zeit, sie anzuhören. Zahlen Sie mir meine Gebühr und ich gebe Ihnen meine Quittung; dann scheiden wir in Frieden voneinander.“

„Ja“, stieß der Kapitän hervor, „machen wir uns schleunigst voneinander los, sonst geraten Sie auf Leegerwall[3] und können sich nicht wieder abarbeiten. Warum haben Sie vorhin nicht mit mir Chinesisch reden wollen? Weil Sie es nicht können! So ist es!“

Er ging wie ein beleidigter, seiner Überlegenheit wohlbewusster Held nach der Kajüte ab. Der Lotse folgte ihm und kehrte bald darauf zurück, um das Schiff zu verlassen.

Turnerstick ließ sich noch nicht sehen. Nach Verlauf von fast einer Stunde, während welcher der Steuermann das Bergen der Segel und anderes Notwendige angeordnet und beaufsichtigt hatte, hielt Fritz Degenfeld es doch für geboten, einmal nach dem Beleidigten zu sehen.

Eben als er an die Kajütentür klopfen wollte, wurde diese geöffnet und heraus trat – – ein Mann, den der Student für einen Vollblutchinesen gehalten hätte, wenn nicht der goldene Klemmer gewesen wäre, der soeben von dem schiefen Stumpfnäschen herabrutschte.

„Kapitän!“, rief Degenfeld. „Fast hätte ich Sie nicht erkannt!“

„Nicht wahr!“, antwortete Turnerstick, indem er eine höchst befriedigte, selbstgefällige Miene zeigte. „Ja, ich bin der reine Chinamann! Nicht?“

„Allerdings! Gerade wie im kaiserlichen Lustschloss zu Yuan-ning-yuen geboren und erzogen! Lassen Sie sich doch einmal ansehen!“ Er fasste ihn bei den Achseln und drehte ihn nach allen Seiten, um die Verwandlung, der Turnerstick sich unterworfen hatte, genau in Augenschein zu nehmen.

„Fein, sehr fein! Alles aus Seide!“, erklärte der Kapitän, indem er die Obergewänder öffnete, damit Degenfeld auch die Unterkleider sehen könne.

Er trug eine außerordentlich weite Hose aus roter, weiß geblümter Seide, die unten über den Knöcheln mit breiten Bändern zusammengebunden war, und darüber eine Weste von dem gleichen Stoff, die ihm bis auf die Hälfte der Oberschenkel ging. Darüber kam ein weißes, ärmelloses Hemd von Seide. Dann folgte ein ziemlich enges, schlafrockähnliches, blaues Gewand, das fast bis zur Erde reichte. Die Ärmel desselben wurden nach unten außerordentlich weit und hingen bis über die Hände herab; sie konnten als Taschen gebraucht werden. Um die Hüfte war ein langer, golddurchwirkter Gürtel gebunden, dessen Enden bis über das Knie niedergingen. An ihm hingen nebst der Taschenuhr allerlei Futterale mit den verschiedensten Gegenständen, wie man ihrer in China in jedem Augenblick bedarf. Darüber hatte er noch ein weites, burnusartiges Gewand gezogen, welches etwas kürzer war als das vorige. Es zeigte auf grünem Grund rote Raupen und gelbe Schmetterlinge und hatte Ärmel, die nicht ganz bis zum Ellbogen gingen.

An den Füßen trug er absatzlose, rotseidene Schuhe, deren Spitzen weit nach oben gebogen waren. Die Sohlen, die aus festem, unten mit Leder belegtem Pappdeckel bestanden, waren gut drei Fingerbreit hoch.

Den Kopf beschützte ein aus Rohr geflochtener und mit einem weichen Stoff gefütterter Hut, der einer riesigen, umgekehrten Schüssel glich. Er war verziert durch einen großen Busch rot gefärbter Pferdehaare und eine aus dünnem, goldig schimmerndem Blech gefertigte Drachengestalt.

An einem über die rechte Schulter gehenden Wehrgehäng waren zwei krumme Säbel befestigt, deren einer etwas kürzer war, während der andere auf dem Boden rasselte.

Und, um die Hauptsache nicht zu vergessen, trug er in der Hand einen Fächer, hinter dem er, als er ihn jetzt entfaltete, seinen ganzen Oberkörper wenigstens zweimal verstecken konnte. Dieses notwendige Stück, das keinem Chinesen fehlen darf, war mit einer blutigen Kriegsszene bemalt, über welcher in goldenen Zeichen eine chinesische Inschrift prangte.

„Nun, wie gefalle ich Ihnen?“, fragte er.

„Ausgezeichnet!“, antwortete Degenfeld. „Aber wo haben Sie denn diese Kleidung her?“

Um die Wahrheit zu sagen, musste Turnerstick nach chinesischen Begriffen einen höchst stattlichen Eindruck machen.

„In Singapur gekauft“, erklärte er. „Dort habe ich mir auch die Aufschrift auf den Fächer machen lassen. Es war gerade noch Zeit dazu.“

„Können Sie sie lesen?“

„Nein. Mit der chinesischen Schrift stehe ich nicht auf bestem Fuß. Bitte, lesen Sie.“

Degenfeld betrachtete sich die Zeichen genau und erklärte: „Die Chinesen haben kein ,r‘, sie sprechen dasselbe wie ‚l‘ aus. Es ist darum schwer, hier die erste Silbe zu enträtseln. Jedenfalls soll man anstatt Tul Tur sagen?“

„Natürlich. Es ist ja mein Name, ins Chinesische übertragen.“

„Ah, da ist der Zweifel gelöst. Die Inschrift lautet also ,Tur-ning-sti-king Kuo-ngan-ta-fu-tsiang‘. Stimmt es so?“

„Ich denke. Können Sie es übersetzen?“

„Ja. Es lautet: ,Turnerstick, der große Generalmajor Exzellenz‘. Sind Sie denn des Teufels, Kapitän! Ein Generalmajor wollen Sie sein, und noch dazu ein großer, das heißt doch wohl ein berühmter?“

„Warum denn nicht?“, lachte der Gefragte. „So gescheit wie ein chinesischer Generalmajor bin ich allemal.“

„Aber wenn Sie nun beweisen sollen, dass Sie es wirklich sind?“

„Demjenigen, der dies von mir verlangt, werde ich es sofort beweisen, und zwar mit meinen beiden guten Fäusten. Das ist eine Legitimation, der sicherlich kein Chinese zu widerstehen vermag. Und was meinen Sie nun zu diesem da?“ Er lüpfte den Hut ein wenig und sofort schlängelte sich ein allerliebster Zopf herab, den er bisher darunter verborgen hatte.

„Ein Pen-tse“, lachte der Student, „wahrhaftig ein richtiger Pen-tse, ein Zopf, wie er im Buche steht. Wie haben Sie ihn befestigt?“

„Er hängt an einem äußerst feinen, fast unsichtbaren Netz, das ich über mein eigenes Haar ziehe. Sie sehen, dass ich vollständig vorbereitet bin, eine Wanderung zu den Himmelssöhnen anzutreten.“

„Wenn Sie dabei nur nicht zu viel wagen!“

„Wagen? Nicht dass ich wüsste! Kapitän Frick Turnerstick weiß stets, was er tut. Denken Sie nur an meine Sprachfertigkeit, an meine Endungen und Dialekte! Was kann mir geschehen! Übrigens bin ich geborener Deutscher und amerikanischer Staatsbürger. Was kann mir geschehen, wenn ich mich als Gentleman betrage? Nichts, gar nichts! Ich habe mir meinen Titel beigelegt, damit die Herren Chinesen nicht etwa denken sollen, dass ich nur von Holundersuppe lebe. Was können sie dagegen haben? Also, ich bin zum Aufbruch bereit. Will nur dem Steuermann noch einiges sagen. Wie steht es mit Ihnen? Haben Sie Ihre Vorbereitungen getroffen?“

„Große Vorbereitungen habe ich nicht zu treffen. Wenn Sie mit dem Steuermann fertig sind, werden wir drei uns Ihnen anschließen können. Gepäck nehmen wir ja nicht mit; also sind wir schnell bereit.“

„Nun, ganz so schnell wie Sie denken, wird es doch nicht gehen. Da kommt das Polizeiboot, dessen Insassen wir Rede und Antwort zu stehen haben. Ein Glück, dass wir nicht aus einer verseuchten Gegend kommen und keine Kranken an Bord haben, sonst würde man uns zu einer Quarantäne zwingen, die bis zehn Tage währen könnte. Eigentlich hätte uns dieses Boot schon weit draußen ansegeln sollen.“

Das Boot legte an und der Polizeikommissar kam mit dem Arzt und einem Unterbeamten an Bord. Das waren Engländer, denn Hongkong ist ja englische Besitzung. Sie erstaunten nicht wenig, als Turnerstick sich ihnen als Kapitän vorstellte; aber als sie einige Redensarten mit ihm gewechselt hatten, erkannten sie, wes Geistes Kind er sei, und gaben sich Mühe, ihre amtlichen Fragen in ernster Höflichkeit an ihn zu richten. Sie fanden alles in Ordnung, und da der Steuermann alles Weitere zu besorgen hatte, so stand, als sie sich entfernt hatten, dem wackeren Kapitän nichts im Wege, an das Land zu gehen.

Während der letzteren Verhandlung war es dem Besitzer eines der vielen Boote, die sich vorhin herbeigedrängt hatten, doch gelungen, am Fallreep anzulegen und an Bord zu kommen. Er war ein alter Chinese in schmutzigem Gewand, barfuß und mit einem riesigen Binsenhut auf dem Kopf. Hinten hing ihm ein mageres, kurzes Zöpfchen wie ein Rattenschwanz herab und vorn tanzte eine riesige Brille auf dem mongolischen Stumpfnäschen. Als er bemerkte, dass der Kapitän ihn zornig fortweisen wollte, kam er ihm zuvor, indem er ihn höflich, und zwar in dem hier gebräuchlichen Pidgin-Englisch fragte: „Money, money!To want you money? I am money-exchanger; to be banker.I will exchange!“

Er hatte einen Teil der Unterredung Turnersticks mit den Beamten mit angehört und wusste also, dass der Kapitän trotz seiner kostbaren chinesischen Kleidung kein Eingeborener sei.

Sein Anerbieten beseitigte sofort den Unwillen Turnersticks, der überzeugt war, dass ein wenig Kleingeld in der Tasche stets von Vorteil sei. Darum hellte sich die finstere Miene des Kapitäns auf; er zog einen langen, dicken, wohlgefüllten Lederbeutel aus der Tasche seiner weißen Hose, öffnete ihn, nahm ein Geldstück heraus und sagte – aber nicht etwa englisch, o nein, denn er wollte ja als ein Chinese gelten: „Ja, ja! Ich brauching Moneteng, viele kleine Moneteng. Wechslung Sie mir eineng Dollaring!“

Er hielt das Geldstück dem Wechsler entgegen. Dieser öffnete die Augen doppelt weit, starrte ihn ob dieses Chinesisch ganz betroffen an und antwortete: „I can not understand. I shall exchange this dollar?“

„Ja, yes, oui! Ich habing doch deutling genung gesprocheng!“

Der Chinese schüttelte dennoch leise den Kopf; aber da er wenigstens das Yes verstanden hatte, so erkundigte er sich: „Which money to wish you?“

Turnerstick wendete sich an den Methusalem, der die Szene mit stillem Vergnügen beobachtete: „Bitte, wie heißt denn eigentlich die hiesige Scheidemünze? Ich will möglichst Kleingeld haben.“

Um die Lippen des Gefragten spielte ein nicht zu unterdrückendes Lächeln, als er erwiderte: „Die kleinste Münze ist die Sapeke, hier Li genannt. Zehn Li sind ein Fen, zehn Fen ein Tschung und zehn Tschung ein Liang.“

Turnerstick bedankte sich mit einem Kopfnicken für die Auskunft und befahl dem Wechsler: „Gebeng Sie mir Li, lauter Li! Ich will Li, nichts als Li bekomming!“

Dabei gab er ihm den Dollar in die Hand. Der Wechsler blickte drei-, viermal zwischen dem Dollar und dem Gesicht des Kapitäns hin und zurück, öffnete den Mund noch weiter als vorher, zog die Stirn in solche Falten, dass ihm die Brille über das Näschen rutschen wollte, und meinte bedenklich: „Li, li, li!I have li, li, li!“

Er trat an die Reling und rief den beiden Burschen, die in seinem Boot saßen, einige chinesische Worte zu, worauf sie einen Holzkasten heraufgeschleppt brachten, den sie vor ihn hinstellten. Er legte den Zeigefinger an die Nase, machte in halblautem Ton seine Berechnung und öffnete dann den Kasten.

„Gebeng Sie mir für zwei Dollaring, für drei Dollaring!“, gebot Turnerstick, indem er noch zwei Dollar aus dem Beutel zog und sie dem Wechsler reichte. Dieser wiederholte die schon erwähnte Grimasse, griff dann in den Kasten und zogdrei Schnüre hervor, an welche je 600 Li gereiht waren.

Es sind dies jene chinesischen Scheidemünzen, die in der Mitte ein viereckiges Loch haben, durch das man die Schnur steckt. Man pflegt sie wie Ketten um den Hals zu tragen.

„Potztausend!“, rief der Kapitän. „So viel soll ich bekommeng für drei Dollaring?“

„Yes, yes!“, nickte der Wechsler, der zwar nicht seine Worte, desto besser aber seine Miene verstanden hatte. „I am reasonable. Good bye, Sir!“

Er steckte die drei Dollar ein und eilte das Fallreep hinab. Die beiden Burschen folgten ihm mit dem Kasten in der nämlichen Eile. Turnerstick hielt die Schnüre in den Händen und sagte zu dem Methusalem: „Sollte man es glauben, dass man für drei Dollar so eine Masse von Geld bekommt?“

„Viele Stücke sind es, jawohl“, lachte der Student. „Aber Sie hatten noch mehr zu erhalten.“

„Wie viel denn?“

„Drei Dollar geben 1965 Li. Der Mann hat 165 weniger gegeben, was also neuneinhalb Prozent Gewinn für ihn macht.“

„Neuneinhalb Prozent in fünf Minuten! Das ergibt für das Jahr über hunderttausend Prozent! Der Kerl muss zurück! Er muss mir mehr zahlen, sonst hänge ich ihn an der Rah auf, dass er baumelt!“

Er trat an die Reling hin und rief zornig hinab: „Wolleng Sie sofortong wieder heraufkomming, Sie Schurkung, Sie Spitzbubang! Ich kann höchstenfallsing nur zwei Prozentang erlaubeng!“

Aber das Boot war schon vom Schiff gestoßen. Die beiden Burschen ruderten aus Leibeskräften und der alte Chinese winkte freudegrinsend herauf und antwortete: „Tsching leao! I have been noble, extraordinary noble. Tsching leao tsching!“

„Da segelt er hin, der Spitzbube!“, zürnte Turnerstick. „Hätte ich ihn, wie wollte ich ihn, nämlich verhauen, und zwar mit dem stärksten Tauende! Und dabei ruft er mir noch ein Tsching tsching zu! Wenn der erste Gruß dieses Landes gleich in einem Betrug besteht, so können diese Chinamänner mir alle gestohlen werden.“

Aber so leicht lässt sich ein Frick Turnerstick natürlich nicht entmutigen, vielmehr ist er immer noch überzeugt, besser Chinesisch zu sprechen und mehr über China zu wissen als alle Chinesen zusammen. Zu welch grotesken Erfahrungen ihm sein unerschütterliches Selbstvertrauen schon gleich beim ersten Landgang in Hongkong verhilft, lesen Sie in der Episode „Der Sänftenlauf des Turnerstick“.

(Gesammelte Werke Band 40 „Der blaurote Methusalem“)

Der Geisterfrosch

Das Westmannkleebatt Sam Hawkens, Dick Stone und Will Parker befindet sich im ‚Wilden Osten‘ des russischen Zarenreiches auf der Suche nach verschollenen Mitgliedern der Familie vonAdlerhorst. Auf der langen Reise per Dampfer von Wladiwostok nach Nikolajewsk, dann den Amur und die Schilka stromaufwärts bis Mitrofanowa und schließlich zu Pferde bis Werchne-Udinsk, quält sich Hawkens rechtschaffen, bis seine Kenntnis der russischen Sprache immerhin so weit gediehen ist, dass er sich in dem fremden Land ganz gut durchschlagen kann.

Einer der Hauptschuldigen am Unglück der Familie Adlerhorst ist deren ehemaliger Diener Bill Newton, der auch schon in der Maske des Derwisch Osman auftrat und sich nun Fedor Lomonow nennt. Zwar hat das Kleeblatt in Sibirien Newtons Spur gefunden, doch gelingt es diesem vorerst, seinen Verfolgern zu entkommen. Sam und seine Freunde gebärden sich auch im fernen Russland als echte Westmänner und geraten sofort mit Offizieren der russischen Armee in Streit, als diese den Verbannten Nummer Zehn verhaften und im Feuerwehrhaus einsperren.

Will Parker führte die Kameraden, weil er wusste, wo das Feuerwehrgebäude lag.

In der Nähe des Gefängnisses ließ Sam die beiden Langen zurück, legte sich auf den Boden und kroch auf das Häuschen zu. Die Nacht war so dunkel, dass man einen Menschen auf zehn Schritt kaum noch erkennen konnte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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