Der Schatz der Amanda - Susanne Schwertfeger - E-Book

Der Schatz der Amanda E-Book

Susanne Schwertfeger

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Beschreibung

Watt, Strand, Dünen – auf den ersten Blick wirkt der kleine Küstenort Dornbeck ruhig, beschaulich – und wenig aufregend. So hatte sich Nelly Peters ihre Karriere als Kommissarin eigentlich nicht vorgestellt. Aber Nelly erkennt rasch: Ganz so langweilig wie es scheint, ist die Polizeiarbeit in Dornbeck nicht. Kaum hat sie ihren Dienst angetreten, muss sie zusammen mit ihrem bärbeißigen Chef Mats und dem jungen Polizisten Jörn den ersten Mord aufklären. Neue Freundschaften und ein sehr netter Wirt machen es Nelly leichter als gedacht, in Dornbeck heimisch zu werden. Aber da wartet schon der nächste Fall darauf, von Nelly und ihren Kollegen gelöst zu werden. Professor Gerhard Rolshofen hatte seit einiger Zeit Einschlafschwierigkeiten. Er schob dieses leidige Problem auf sein etwas fortgeschrittenes Alter. Deshalb hatte er es sich angewöhnt, am Abend ein Glas Rotwein zu trinken. Diese Therapie hatte meist den gewünschten Erfolg. Und so schlief er auch in dieser Nacht bereits tief und fest, als ihn ein Geräusch plötzlich aus seinem Traum herausriss. Es hatte geklungen als würde Glas oder Porzellan auf die Steinfliesen im Erdgeschoss aufprallen und zerspringen. Hellwach lag der Professor nun in der Dunkelheit und horchte angestrengt. Aber alles blieb still. So sank der Professor schließlich wieder in sein Kissen zurück und bemühte sich, in eine entspannte Einschlaflage zu kommen, als er plötzlich wieder ein Geräusch hörte. Dieses Mal klang es, als würde jemand gegen ein Möbelstück stoßen und dann einen leisen Fluch ausstoßen. Gerhard Rolshofen spürte, wie sein Herz raste und wie sein Puls in eine beängstigende Höhe schnellte. "Einbrecher," dachte er und trotz seiner großen Angst war er entschlossen, den Dieben entgegen zu treten. Vorsichtig stieg er aus dem Bett und ohne Licht zu machen, tastete er sich zu seinem Schreibtisch vor. Langsam um ja keinen verräterischen Lärm zu machen, zog er die oberste Schublade auf. Vollkommen vorschriftswidrig, aber in diesem Fall praktisch lag dort seine Pistole. Die Patronen lagen eine Schublade tiefer und so gelang es ihm, seine Waffe schnell und vor allem leise zu laden. Mit gezückter Waffe öffnete er vorsichtig seine Schlafzimmertür und spähte die Galerie hinunter in den unteren Bereich seiner Penthaus-Wohnung. Voller Entsetzen sah er zwei Gestalten, die zwar schwarze Sturmhauben trugen, ihm aber irgendwie bekannt vorkamen. Die beiden Eindringlinge beugten sich über seinen Schreibtisch und waren offensichtlich damit beschäftigt, seinen Laptop zu stehlen. Die zerbrochene kostbare Muranoglas-Vase, die in tausend Scherben lag, war ihm in diesem Moment fast egal.

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Mordseegeschichten – 6 –

Der Schatz der Amanda

Kommissarin Nelly Peters ermittelt

Susanne Schwertfeger

Professor Gerhard Rolshofen hatte seit einiger Zeit Einschlafschwierigkeiten. Er schob dieses leidige Problem auf sein etwas fortgeschrittenes Alter. Deshalb hatte er es sich angewöhnt, am Abend ein Glas Rotwein zu trinken. Diese Therapie hatte meist den gewünschten Erfolg. Und so schlief er auch in dieser Nacht bereits tief und fest, als ihn ein Geräusch plötzlich aus seinem Traum herausriss. Es hatte geklungen als würde Glas oder Porzellan auf die Steinfliesen im Erdgeschoss aufprallen und zerspringen.

Hellwach lag der Professor nun in der Dunkelheit und horchte angestrengt. Aber alles blieb still.

So sank der Professor schließlich wieder in sein Kissen zurück und bemühte sich, in eine entspannte Einschlaflage zu kommen, als er plötzlich wieder ein Geräusch hörte. Dieses Mal klang es, als würde jemand gegen ein Möbelstück stoßen und dann einen leisen Fluch ausstoßen.

Gerhard Rolshofen spürte, wie sein Herz raste und wie sein Puls in eine beängstigende Höhe schnellte.

„Einbrecher,“ dachte er und trotz seiner großen Angst war er entschlossen, den Dieben entgegen zu treten.

Vorsichtig stieg er aus dem Bett und ohne Licht zu machen, tastete er sich zu seinem Schreibtisch vor. Langsam um ja keinen verräterischen Lärm zu machen, zog er die oberste Schublade auf. Vollkommen vorschriftswidrig, aber in diesem Fall praktisch lag dort seine Pistole. Die Patronen lagen eine Schublade tiefer und so gelang es ihm, seine Waffe schnell und vor allem leise zu laden.

Mit gezückter Waffe öffnete er vorsichtig seine Schlafzimmertür und spähte die Galerie hinunter in den unteren Bereich seiner Penthaus-Wohnung. Voller Entsetzen sah er zwei Gestalten, die zwar schwarze Sturmhauben trugen, ihm aber irgendwie bekannt vorkamen. Die beiden Eindringlinge beugten sich über seinen Schreibtisch und waren offensichtlich damit beschäftigt, seinen Laptop zu stehlen. Die zerbrochene kostbare Muranoglas-Vase, die in tausend Scherben lag, war ihm in diesem Moment fast egal. Denn das, was auf dieser Festplatte war, durfte nicht in die falschen Hände geraten.

Deshalb dachte Gerhard Rolshofen einfach nicht weiter nach und rief energischer als er sich eigentlich fühlte:

„Lassen Sie sofort die Ihre Finger von meinem Laptop. Und jetzt raus hier, aber schnell!“

Die beiden Männer hielten erschreckt inne und blickten hoch.

Dort sahen sie den Professor, einen drahtigen Mann Anfang sechzig mit weißen Haaren, die ihm vom Schlafen hochstanden und mit einem karierten Flanellpyjama bekleidet. An sich hätte sie sein Anblick sicher nicht erschreckt, aber die Pistole in seiner Hand wirkte durchaus respekteinflößend.

„Hey, alter Mann, mach keine Dummheiten,“ meinte der eine der beiden Männer und hob beruhigend die Hände.

Gerhard Rolshofen, der sich nun bewusst wurde, in welche Gefahr er sich gebracht hatte, bemerkte, dass die Hand, in der er die Pistole hielt, zu zittern begonnen hatte.

Das hatten auch die beiden Eindringlinge bemerkt, denn sie grinsten sich nun an. Der, der offensichtliche Wortführer der beiden zu sein schien, versuchte beruhigend auf den Hausherrn einzureden.

„Mach keinen Blödsinn. Wir nehmen nur dein Laptop und dann sind wir im Handumdrehen wieder weg. Keinem passiert was, okay?“ schlug er vor.

Aber Professor Gerhard Rolshofen ließ an dieser Stelle nicht mit sich reden.

„Ihr Halunken wollt meine Forschungsergebnisse klauen. Das kommt überhaupt nicht in Frage,“ rief er und die Sorge um seinen Laptop trieb ihn die Stufen herunter.

„Bleib stehen, verdammt noch mal,“ herrschte ihn nun der andere an, aber da war Gerhard Rolshofen schon unten angekommen.

Er machte einen Schritt auf die Einbrecher zu.

„Ich sage es zum letzten Mal, raus hier oder ich schieße!“ sagte er.

Der Wortführer ließ sich von dieser Drohung nicht beeindruckten, machte einen Satz auf den Professor zu und im Handumdrehen hatte er ihn in den Schwitzkasten genommen. Der andere trat hinzu und es gelang ihm, dem älteren Herrn die Pistole zu entwenden.

Gerhard Rolshofen versuchte mit allen Mitteln, sich aus dem Schwitzkasten zu befreien, was seinen Peiniger aber nur dazu brachte, noch fester zuzudrücken.

„Hör auf, du hast keine Chance,“ rief der Mann.

„Das werdet ihr bitter bereuen,“ prophezeite Gerhard Rolshofen mit halb erstickter Stimme. Sein Gesicht war bereits ziemlich rot angelaufen. Aber dann gelang es ihm, seinen linken Arm freizubekommen und er riss dem Mann die Sturmhaube vom Kopf. Er starrte seinem Angreifer nun mitten ins Gesicht und er erstarrte. Denn er erkannte den Mann mit dem struppigen Vollbart.

„Was…was… aber das geht doch nicht. Ihr habt doch für mich gearbeitet…,“ stammelte er fassungslos denn nun wusste er, warum ihm die beiden Gestalten so bekannt vorgekommen waren.

„Alter Mann, das hättest zu nicht tun sollen,“ meinte der Mann und in seiner Stimme klang fast so etwas wie ein Bedauern.

Dann verstärkte er seinen Druck auf den Hals des Professors so stark bis dieser zusammensackte.

„Ist er tot?“ fragte sein Kumpan.

Der Mann nickte und ließ den leblosen Körper zu Boden gleiten.

„Verdammt, so war das nicht geplant,“ meinte er.

„Tja, jetzt ist es zu spät. Hör zu, wir machen folgendes: Wir hängen ihn am Geländer der Balustrade auf. Dann sieht es aus, als hätte der Professor sich umgebracht.“

Eine Stunde später verließen die beiden Männer die Wohnung des Professors. In ihrem Gepäck befand sich das Laptop des Professors, den nun an seinem Bademantelgürtel hing und ungefähr zwei Meter über den Boden baumelte.

*

Wo bleibt denn nur der Professor Rolshoven,“ fragte Nadine Hennemann, die junge Assistentin der renommierten Firma „Solar- und Ultraschallgeräte Beeker“ schon leicht nervös und blickte nicht zum ersten Mal auf ihre Uhr.

„Gleich soll die Präsentation beginnen und der Professor ist immer noch nicht da!“ murmelte sie und in ihrer Stimme klang bereits ein leicht panischer Unterton mit.

Langsam wurde auch der Firmeninhaber Ulf Beeker etwas nervös, denn vor dem versammelten Fachpublikum wollte er seine neue Technik vorstellen. Mittels dieser Technik konnten Schiffswracks oder andere gesunkene Gegenstände aus Metall besser geortet werden. Und Herr Rolshofen als Professor für Neue Deutsche Geschichte sollte die Vorzüge von Beekers neuer Technologie anhand eines sehr praktischen Beispiels anschaulich machen. Ulf Beeker geriet langsam in Rage ob der Unpünktlichkeit des Profossors. Besonders auch deshalb, weil er dessen Forschungsprojekt finanziell unterstützt hatte und dessen Ergebnisse nun präsentiert werden sollten.

„Verdammt, wo steckt er denn?“ murmelte er.

Ohne die Ergebnisse von Professor Rolshofen wäre die Vorstellung von Beekers neuen Technik lange nicht so eindrucksvoll.

„Rufen Sie ihn nochmal auf seinem Handy an,“ wies Beeker seine Assistentin an. Aber sie erreichte wieder nur die Mailbox.

Gott sei Dakn war Ulf Beeker war nicht auf den Mund gefallen und so verlief die Präsentation seiner neuen Geräte zur Ortung von Gegenständen im Wasser ganz erfolgreich. Statt von alten Wracks und lange versunkenden Schätzen zu sprechen, hatte Ulf Beeker eindrucksvoll von abgestürzten Hubschraubern berichtet, die dank seiner Methoden schneller geortet werden konnten.

Das Interesse war sehr groß gewesen und Ulf Beeker und sein Team sahen viele Menschen in ihrer Ausstellungshalle ein- und ausgehen. So viele, dass sie ein wenig den Überblick verloren und die beiden Männer mit den zottigen Bärten, die so ganz anders aussahen wie die sonstigen Besucher, nicht weiter bemerkten.

„Ich hoffe, der Professor hat einen guten Grund für sein Fehlen heute,“ dachte Ulf Beeker. Aber dank der vielen Vorbestellungen für sein neues Gerät, die er trotz des Fehlens des groß angekündigten Professors abgeschlossen hatte, war er schon halbwegs besänftigt. Und wenn der Professor dank seiner Unterstützung tatsächlich ein altes Wrack heben sollte, wäre das auch später noch eine tolle Publicity für ihn – vom eventuellen Finderlohn einmal ganz abgesehen.

„Herr Beeker, ich mache mir langsam Sorgen um den Professor. Er ist doch sonst immer so zuverlässig und er hat sich doch auch so auf die Präsentation heute gefreut. So geheimnisvoll wie er getan hat, könnte man meinen, dass er einen Fund von unschätzbarem Wert gemacht hat…,“ sagte Herr Beekers Assistentin, als die Gäste sich alle verabschiedet hatten und sich der Präsentationsraum geleert hatte.

Herr Beeker gönnte sich nach der ganzen Aufregung erst einmal einen Brandy, dann nickte er.

„Ja, sicher. Sie haben recht. Haben Sie nochmals versucht, ihn zu erreichen?“

„Mehrfach,“ gab die Assistentin zur Antwort.

„Er könnte ja auch gesundheitlich Probleme haben. Vielleicht ist er gestützt oder hat einen Herzinfarkt erlitten…“, überlegte die Assistentin und sah Herrn Beeker sorgenvoll über den Rand ihre Brille an.

„In Ordnung, informieren wir die Polizei,“ stimmte er zu.

In dem schicken Vorort von Travemünde fuhr der Polizeiwagen langsam die Straße ab um nach der richtigen Hausnummer zu suchen.

„Hier muss es sein, Hausnummer zwölf. Der Vermisste soll ganz oben im Penthaus wohnen,“ erklärte der eine der beiden Beamten.

Als auf ihr Klingeln nicht reagiert wurde, klingelten sie kurzerhand beim Hausmeister, der sie ins Haus ließ. Er wies ihnen den Weg zur Haustür von Herrn Professor Rolshoven.

„Wenigstens scheint kein Einbruch stattgefunden zu haben. Die Haustür ist unversehrt,“ stellte der eine Beamte fest.

In diesem Moment öffnete sich die Haustür der Nachbarwohnung und eine Frau mittleren Alters lugte heraus.

„Ist etwas mit dem Professor?“ fragte sie besorgt.

Der Beamte zuckte mit den Schultern.

„Das versuchen wir gerade herauszufinden. Aber er öffnet nicht.“

„Warten Sie, ich habe einen Schlüssel,“ erklärte die Nachbarin.

Wenige Augenblicke später überreichte sie den Beamten den Schlüssel.

Als sie sich anschickte, den Beamten in die Wohnung des Professors zu folgen, wandte der kleinere der beiden Beamten sich an die Dame:

„Zu Ihrer eigenen Sicherheit muss ich sie bitten, draußen zu bleiben.“

Es war der Dame anzusehen, dass sie dieser Aufforderung nur widerwillig folgte.

Aber als dann kurze Zeit später ein ganzes Heer an Polizisten und die Gerichtsmedizin mit einem Zinksarg in die Wohnung des Professors drängten, war sie doch sehr froh, die Wohnung nicht betreten zu haben.“

*

„Jörn Andersen, ich kann dir sagen, dass dein Neffe Nils sich sehr gut gemacht hat, seit er bei uns ist. Seine schulischen Leistungen haben sich sehr stark verbessert. Zwar ist die Zulassung zum Abitur noch nicht sicher geschafft, aber wenn er die Mathearbeit nächste Woche nicht verhaut, dann ist er in Mathe einen großen Schritt weiter.“

PK Jörn Andersen fiel ein Stein vom Herzen, als er im Klassenzimmer seines Neffen saß und mit Oberstudienrat Kleinofen, der Nils Klassenlehrer war, sprach.

Es war am Anfang gar nicht leicht für Jörn gewesen, sich um seinen halbwüchsigen Neffen zu kümmern. Aber seine Schwester war mit dem Jungen einfach überfordert gewesen und hatte ihren Bruder um Hilfe gebeten. Und allem Anschein nach ging der Plan ja nun auf.

In der Gegenwart des Oberstudienrates fühlte sich Jörn fast wie früher, als er selber noch hier zur Schule gegangen war und Herr Kleinofen sein Lehrer gewesen war. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, sich darüber zu wundern, dass der Lehrer ihn so wie früher auch heute noch duzte. Vor Herrn Kleinofen hatte er einfach nach wie vor Respekt.

Jörn konnte es Nils nicht verdenken, dass er sich mit Mathe schwertat, denn auch er hatte hier immer seine Schwierigkeiten mit diesem Fach gehabt. Aber Herr Kleinofen war ein guter Lehrer und auch wenn er inzwischen schon kurz vor der Rente war, schien er immer noch sehr engagiert.

„Besonders freut mich, dass sich Nils inzwischen gut eingewöhnt hat. Er hat Anschluss gefunden und ist nicht mehr so abweisend und aggressiv wie am Anfang. Ich drücke ihm ganz fest die Daumen, dass er die Klassenarbeit nächste Woche schafft.“

„Danke, Herr Kleinofen,“ sagte Jörn und reichte dem Lehrer die Hand.

„Nichts zu danken, danken wir Nils, dass er sich zusammengerissen hat,“ gab Herr Kleinofen zurück.

„Und sag ihm, dass er sich jetzt noch einmal richtig auf den Hosenboden setzen soll.“

„Das mache ich,“ gab Jörn zurück.

Als er schon fast an der Tür war, hörte er noch einmal die Stimme des Lehrers:

„Jörn, du machst deine Sache sehr gut. Es ist sicher nicht einfach, einen rebellischen Teenager wieder in die Spur zu bringen.“