Tod im Stall - Susanne Schwertfeger - E-Book

Tod im Stall E-Book

Susanne Schwertfeger

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Beschreibung

Watt, Strand, Dünen – auf den ersten Blick wirkt der kleine Küstenort Dornbeck ruhig, beschaulich – und wenig aufregend. So hatte sich Nelly Peters ihre Karriere als Kommissarin eigentlich nicht vorgestellt. Aber Nelly erkennt rasch: Ganz so langweilig wie es scheint, ist die Polizeiarbeit in Dornbeck nicht. Kaum hat sie ihren Dienst angetreten, muss sie zusammen mit ihrem bärbeißigen Chef Mats und dem jungen Polizisten Jörn den ersten Mord aufklären. Neue Freundschaften und ein sehr netter Wirt machen es Nelly leichter als gedacht, in Dornbeck heimisch zu werden. Aber da wartet schon der nächste Fall darauf, von Nelly und ihren Kollegen gelöst zu werden. Brandmeister Sören Hülzer schob erschöpft seinen Schutzhelm in den Nacken um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu reiben. Das hatte allerdings auch den Effekt, dass sein Gesicht nun vollkommen schwarz verschmiert war. Aber das war ihm in diesem Moment vollkommen egal, denn das, was sich da vor seinen Augen in den letzten Stunden abgespielt hatte, machte ihn fassungslos und auch als altgedienter Feuerwehrmann war er erschüttert, über den Schaden, den das Feuer angerichtet hatte. Er stand auf im Innenhof des Grünhofs und blickte auf die Überreste des neuen Stalles. Immer noch stieg Rauch aus den Trümmern auf und die Balken, die nicht ganz abgebrannt waren, ragten wie dürre Finger in den nächtlichen Himmel. Das Dach war teilweise eingestürzt, teilweise wurde es noch von angekohlten Pfeilern getragen, war aber in eine bedrohliche Schieflage geraten. "Was für ein schreckliches Feuer," dachte er. "Und was für ein Schicksalsschlag für Mattes". Mattes war sein Freund aus Kindertagen und der Besitzer des Grünhofes, dem größten Reiterhof in Dornbeck und Umgebung. Auch wenn sich Sören und Mattes in den letzten Jahren nicht oft gesehen hatten und sich inzwischen in ganz unterschiedlichen Welten bewegten, war Sören seinem alten Kumpel immer noch freundschaftlich verbunden und deshalb fühlte er nun mit Matthes. Er hatte in den letzten beiden Jahren viel Geld und viel Zeit in die Vergrößerung seines Pferdehofs gesteckt. Und zudem wusste Sören Hülzer, dass das Schicksal es in den letzten Jahren nicht allzu gut mit seinem Freund gemeint hatte. Sören war klar, dass der Sachschaden an dem neuen Gebäude war immens war und der wirtschaftliche Schaden ließ sich noch gar nicht abschätzen. "Hoffentlich ist Mattes richtig versichert," hoffte er inständig. Dann ließ er den Blick schweifen, weg von der Brandstätte zu den Weiden rechts von ihn. Auf der Koppel hinter dem Wohntrakt wieherten die kostbaren Rennpferde, die Gott sein Dank alle noch gerettet werden konnten. Sie hatten das Drama der letzten Nacht offensichtlich alle heil überstanden. Die Pferde trabten locker über die Weide, grasten oder zupften sich gegenseitig sanft an der Mähne. Sie schienen den überstandenen Schrecken schon wieder vergessen zu haben. "Was für eine Nacht," dachte Sören.

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Mordseegeschichten – 7 –

Tod im Stall

Kommissarin Nelly Peters ermittelt

Susanne Schwertfeger

Brandmeister Sören Hülzer schob erschöpft seinen Schutzhelm in den Nacken um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu reiben. Das hatte allerdings auch den Effekt, dass sein Gesicht nun vollkommen schwarz verschmiert war.

Aber das war ihm in diesem Moment vollkommen egal, denn das, was sich da vor seinen Augen in den letzten Stunden abgespielt hatte, machte ihn fassungslos und auch als altgedienter Feuerwehrmann war er erschüttert, über den Schaden, den das Feuer angerichtet hatte. Er stand auf im Innenhof des Grünhofs und blickte auf die Überreste des neuen Stalles. Immer noch stieg Rauch aus den Trümmern auf und die Balken, die nicht ganz abgebrannt waren, ragten wie dürre Finger in den nächtlichen Himmel.

Das Dach war teilweise eingestürzt, teilweise wurde es noch von angekohlten Pfeilern getragen, war aber in eine bedrohliche Schieflage geraten.

„Was für ein schreckliches Feuer,“ dachte er.

„Und was für ein Schicksalsschlag für Mattes“.

Mattes war sein Freund aus Kindertagen und der Besitzer des Grünhofes, dem größten Reiterhof in Dornbeck und Umgebung.

Auch wenn sich Sören und Mattes in den letzten Jahren nicht oft gesehen hatten und sich inzwischen in ganz unterschiedlichen Welten bewegten, war Sören seinem alten Kumpel immer noch freundschaftlich verbunden und deshalb fühlte er nun mit Matthes. Er hatte in den letzten beiden Jahren viel Geld und viel Zeit in die Vergrößerung seines Pferdehofs gesteckt. Und zudem wusste Sören Hülzer, dass das Schicksal es in den letzten Jahren nicht allzu gut mit seinem Freund gemeint hatte.

Sören war klar, dass der Sachschaden an dem neuen Gebäude war immens war und der wirtschaftliche Schaden ließ sich noch gar nicht abschätzen.

„Hoffentlich ist Mattes richtig versichert,“ hoffte er inständig.

Dann ließ er den Blick schweifen, weg von der Brandstätte zu den Weiden rechts von ihn. Auf der Koppel hinter dem Wohntrakt wieherten die kostbaren Rennpferde, die Gott sein Dank alle noch gerettet werden konnten. Sie hatten das Drama der letzten Nacht offensichtlich alle heil überstanden. Die Pferde trabten locker über die Weide, grasten oder zupften sich gegenseitig sanft an der Mähne. Sie schienen den überstandenen Schrecken schon wieder vergessen zu haben.

„Was für eine Nacht,“ dachte Sören.

Aber nun war die Arbeit für ihn und seine Kollegen erst mal erledigt und er gab das Kommando, die Wasserschläuche einzurollen und die schweren Feuerwehrwagen, die aus Dornbeck und den umliegenden Ortschaften angerückt waren, wieder in die Feuerwehrstationen zurückzufahren.

Er selbst beschloss, noch eine Weile vor Ort zu bleiben, um mögliche, wieder aufglimmende Glutnester direkt im Keim ersticken zu können.

Außerdem hatte er bereits mit der Dornbecker Polizei gesprochen. Mit den Kollegen wollte er am frühen Vormittag eine Brandbesichtigung machen. So konnte die Versicherung zügig mit der Schadensregulierung beginnen.

Außerdem wollte Sören auch wissen, wie so ein neues Gebäude einfach so hatte abbrennen können. Es hatte weder ein Gewitter mit Blitzeinschlag gegeben, noch waren die letzten Tage besonders heiß oder trocken gewesen.

*

Der beißende Brandgeruch lag über dem gesamten Gelände des Grünhofs und Nelly musste einen Hustenreiz unterdrücken.

„Oh Gott, da ist aber wirklich nicht mehr viel übriggeblieben,“ sagte sie erschüttert, als sie zusammen mit Mats und Jörn vor den Trümmern stand.

„Ja, das hat gebrannt wie Zunder,“ stimmte der Brandmeister zu.

Auch der Gutsbesitzer Matthes Ostmann, kam hinzu, als er den Wagen der Polizei auf seinem Hof parken sah. Man sah ihm den Schrecken der Nacht deutlich an und er war blass und angespannt, was natürlich verständlich war, denn dieser Brand war wirklich immens gewesen. Er begrüßte die morgendlichen Besucher. Aber es war ihm auch anzusehen, dass er körperlich angeschlagen war. Mattes Ostmann war sehr schmal, fast schon hager. Zudem zog er ein Bein beim Gehen nach und sein linker Arm wirkte schwach und nicht ganz einsatzfähig

Nelly tippte auf einen Unfall oder einen überstandenen Schlaganfall.

„Herr Ostmann, können Sie uns die Ereignisse von gestern Nacht schildern?“ fragte Mats und zückte sein Notizbuch.

Mattes Ostmann blickte auf die Trümmer und berichtete wie in Trance:

„Ich haben schon fest geschlafen. Es war so gegen zwei Uhr in der Nacht, als plötzlich die Pferde anfingen zu wiehern und mit ihrem Hufen gegen die Verschalung der Boxen zu schlagen. Davon bin ich wach geworden und bin zum Fenster gegangen. Von da aus schlug mir dann schon der Brandgeruch entgegen und ich habe den hellen Schein der Flammen gesehen, die durch die Fenster des Stalles schon sichtbar waren.“

„Herr Ostmann, eine kleine Frage: Haben Sie die Flammen an einer Stelle gesehen oder an mehreren?“ fragte Nelly kurz nach.

Herr Ostmann sah sie irritiert an, ahnte dann aber, worauf die Frage abzielte.

„Wenn Sie meinen, ob es mehrere Brandherde gab, was ja für Brandstiftung sprechen würde, muss ich sie enttäuschen. Es ging alles so schnell. Ich kann ihnen nicht genau sagen, ob es mehrere Feuer gab. Oder ich habe das nicht wahrgenommen.“

„Erzählen Sie weiter,“ bat ihn Mats.

„Nun, ich bin dann sofort los, raus zur Scheune. Vorher habe ich noch schnell meine Frau geweckt. Wir dann haben unseren Sohn, der in der Einliegerwohnung im Westtrakt lebt und den Verwalter gerufen. Aber mein Sohn war gar nicht da, nur der Verwalter. Der hat die Feuerwehr alarmiert und dann haben wir erst mal die Pferde in Sicherheit gebracht. Den Rest kennen sie.“

Mattes Ostmann hielt erschöpft inne.

„Danke Herr Ostmann, das war bestimmt nicht einfach für sie,“ meinte Nelly und nickte dem Mann zu.

„Nein, das kann ich Ihnen sagen. Aber wenigstens sind die Pferde in Sicherheit.“

„Sollen wir uns den Schaden aus der Nähe ansehen und da wirklich reingehen?“ fragte Mats skeptisch.

„Nicht, dass wir noch von herabfallenden Trümmern erschlagen werden?“

Der Brandmeister wiegelte ab.

„Nein, im Moment besteht keine akute Einsturzgefahr. Die tragenden Pfeiler sind zwar angekokelt, aber sie halten.

„Also gut, dann mal los,“ meinte Mats und stapfte los.

Vom Eingangstor war nicht mehr viel übriggeblieben, ebenso wie von den Verschalungen der Pferdeboxen.

Dadurch, dass unter dem Dach ein Boden eingezogen war, auf dem das Stroh gelagert wurde, hatte der Brand sich noch schneller ausbreiten können. Das Stroh in den Boxen der Pferde war ebenfalls Nahrung für das Feuer gewesen.

„Um zu einem endgültigen Ergebnis zu kommen, werden wir auf die Kollegen von der KTU und die Brandspezialisten warten müssen. Die werden uns genau sagen können, was passiert ist,“ meinte Mats.

Schweigend durchschritten die das, was gestern noch ein großzügiger und moderner Stall gewesen war. Die Ruine ließ noch erahnen, dass Mattes Ostmann hier nicht bespart hatte. Die Pferdeboxen waren großzügig und überall gab es Fenster, damit genug Tageslicht einfallen konnte. Auf den ersten Blick fiel den Betrachtern nichts auf, was auf die Brandursache hinwies.

Die kleine Gruppe wollten ihren Rundgang gerade schon beenden, als Nelly plötzlich stockte. In der Ecke einer Pferdebox, oder besser in der Ecke von dem, was einmal eine Pferdebox gewesen war, lugte etwas unter einem angekohlten Brett, was heruntergefallen war, hervor, was wie ein menschlicher Fuß aussah.

Nelly stockte der Atem und sie trat näher. Vorsichtig schob sie das Brett beiseite und ein Bein wurde sichtbar. Als Nelly das Brett komplett beiseitegeschoben hatte, blickte sie auf die teilweise verbrannte Leiche einer jungen Frau. Große Brandblasen überzogen den Oberschenkel, die Arme und den Rücken. Aber das Gesicht war unversehrt geblieben. Nur an der Schläfe hatte sie eine große Platzwunde, die aber sicher vom Sturz gegen den Pfeiler, an dessen Fuß sie lag, herrührte.

„Oh, verdammt, das darf doch nicht wahr sein,“ murmelte Nelly.

„Mats, Jörn, das müsst ihr euch ansehen,“ rief sie den Kollegen nach.

„Ich glaube, wir brauchen auch die Gerichtsmedizin!“

Mats blieb wie angewurzelt stehen.

„Nelly, schon wieder eine Leiche?“ rief er mit einem leichten Vorwurf in der Stimme.

„Ich fürchte ja, Chef,“ entgegnete Nelly.

Mats schüttelte ungläubig den Kopf.

„Vor deiner Zeit hier in Dornbeck hatten wir nur mal einen Unfalltoten hier, aber nicht ständig Mordfälle,“ meinte er.

„Aber es ist doch noch gar nicht klar, dass die Tote im Stall ermordet worden ist,“ gab Nelly zurück, die fast schon das Gefühl hatte, sich verteidigen zu müssen.

Herr Ostmann trat hinzu und als er die Tote im angebrannten Stroh liegen sah, stöhnte er entsetzt auf.

„Oh Gott, das ist Janina, eine unserer Pferdepflegerinnen,“ rief er entsetzt.

Nelly, Jörn und Mats saßen in der Küche der Familie Ostmann und Frau Ostmann, hatte eine große Kanne Kaffee gekocht.

Nelly betrachtete Frau Ostmann, die geschäftig in der Küche herumhantierte, unauffällig. An ihr war der Zahn der Zeit deutlich besser vorbeigegangen als an ihrem Mann. Sie wirkte wie eine sehr gut erhaltene Endfünfzigerin mit schwarzen – sicherlich gefärbtem Haaren. Ihr himbeerfarbener Jogginganzug passte perfekt zu den extrem langen pinken Fingernägeln, von denen allerdings der des rechten Zeigerfingers abgebrochen war. Petra Ostmann sprach wenig an diesem Morgen und Nelly vermutete, dass das geschäftige Herumwuseln ihr half, mit dem Schock fertig zu werden. Und die Polizisten freuten sich, so gut mit Kaffee und dann auch noch mit ein paar belegten Brötchen versorgt zu werden.

So konnten sie in Ruhe abwarten, was die Spurensicherung und die Gerichtsmedizin zu sagen hatten.

„Ich glaube, die sind jetzt soweit,“ erklärte Jörn, der von seinem Platz auf der Küchenbank aus, den Hof im Blick hatte.

Mats nickte und gab das Kommando zum Aufbruch.

„Frau Ostmann, vielen Dank für den Kaffee, aber jetzt ruft die Pflicht.“

„Was könnt ihr uns schon sagen? Und ja, ich weiß, diese Aussagen sind nur vorläufig und wir müssen das Ergebnis der Obduktion abwarten,“ wandte sich Mats an die Kollegen, die in ihren weißen Anzügen gerade aus dem Stall kamen.

Nelly musste unwillkürlich lächeln. Seit ihrem ersten gemeinsamen Mordermittlungen hatte Mats ganz deutlich an Routine im Umgang mit Mordfällen, die sich ja in der letzten Zeit wirklich häuften, gewonnen.

Zwei Kollegen schoben die Trage, auf der der schwarze Plastiksack mit den sterblichen Überresten der jungen Pferdepflegerin lagen, in den Leichenwagen.

„Also, ich tippe tatsächlich auf Mord,“ sagte der Einsatzleiter mit Nachdruck.

„Die Tote hat eine verdächtige Wunde am Hinterkopf. Die könnte vom Schlag mit einem schweren Gegenstand herrühren. Dadurch ist sie ohnmächtig geworden und ist dann an einer Rauchvergiftung gestorben. Aber da ist noch etwas, was ich mir Rätsel aufgibt,“ erläuterte er seine ersten Beobachtungen und legte eine – wie Nelly fand – übertrieben dramatische Pause ein.

„Wir sind ganz Ohr,“ erwiderte Nelly trocken.

„Tja, also,“ ließ sich der Kollege schließlich herab und berichtete weiter.

„Sie hat eine frische Wunde an der Stirn. So, als wäre sie von hinten geschlagen worden und im Fall mit der Stirn gegen etwas Hartes gestoßen wie zum Beispiel gegen einen Holzpfeiler. Aber da, wo sie lag, war kein Pfeiler in der Nähe.“

„Vielleicht hat sie sich nach dem Schlag noch mal hochgerappelt?“ warf Jörn ein.

„Oder aber sie ist nachträglich dort abgelegt worden, wo sie am Ende gefunden wurde…,“ überlegte Nelly.

„Auf jeden Fall ist das in der Tat rätselhaft,“ stimmte sie zu und der Kriminaltechniker nickte zufrieden.

„Wir obduzieren sie jetzt und dann wissen wir mehr. Und die Kollegen untersuchen die Brandstelle noch genauer – auch auf Spuren von Brandbeschleunigern.“

*

„Wer lebt eigentlich alles auf dem Grünhof?“ fragte Jörn während sie in der Amtsstube saßen und auf die Ergebnisse der Gerichtsmedizin und der KTU warteten.