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In einer Zeit, in der immer lauter nach dem Dialog mit den Religionen für die Christen gerufen wird, werden diese sich auch mit neuen, vielfarbigen Jesusbildern auseinandersetzen müssen. Nach seinem Vortrag zu dem Thema: 'Jesus aus Nazareth' meldete sich eine Zuhörerin und dankte Heinz Zähmt - 'Jetzt weiß ich, wer Jesus ist!', sagte sie. Hat sie durch den Vortrag Jesus, den Sohn Gottes, eine Person der Trinität und den Retter der Menschheit kennengelernt? Nein - nur den Zahrntschen Jesus! Wer ist Jesus, wer ist er für mich? Diese Frage ist wichtig und deren Beantwortung lebensentscheidend. Sie ist auch wichtig, wenn man die Bücher von Franz Alt ('Jesus - der erste neue Mann'), Gerald Massadie ('Ein Mensch namens Jesus') und Günther Schiwy ('Der kosmische Jesus') liest, ohne nun ihrem Jesusbild auf den Leim zu gehen. Denn sie alle zeigen ihr subjektives Bild von Jesus, wobei nur sie selbst durchscheinen, Jesus aber in seiner eigentlichen Wesensart übertüncht wird. Vier Jesusbilder (aus der Theologie, der Literatur, der Journalistik und dem New Age) - Beispiele für Ansichten über Jesus. Ihnen wird die Selbstaussage Jesu entgegenzuhalten sein, wie sie in seinen Ich-bin-Worten vorliegt. Klaus Rudolf Berger, geb. 1954 in Solingen, verheiratet und Vater von fünf Kindern, studierte Germanistik, Biologie und Philosophie. Seit 1986 leitet er in der Stiftung Eben-Ezer, einer diakonischen Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung, in Lemgo, die Aus-, Fort- und Weiterbildung.
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Seitenzahl: 135
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Der verkehrte Jesus
Ansichten über Jesus in unserer Zeit
Klaus Rudolf Berger
© 2014 Folgen Verlag, Wensin
Autor: Klaus Rudolf Berger
Cover: Eduard Rempel, Düren
Lektorat: Dina Rempel, Düren
ISBN: 978-3-944187-09-9
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
Shop: www.ceBooks.de
Der verkehrte Jesus ist früher als Buch bei Verlag und Schriftenmission d. Ev. Gesellschaft f. D., Wuppertal, erschienen.
Vorwort
1. Kapitel:
Aus der Sicht der Theologie: Heinz Zahrnt »Jesus aus Nazareth«
2. Kapitel:
Aus der Sicht der Literatur: Gerald Messadie »Ein Mensch namens Jesus«
3. Kapitel:
Aus der Sicht der Journalistik: Franz Alt »Jesus – der erste neue Mann«
4. Kapitel:
Aus der Sicht des New Age: Günther Schiwy »Der kosmische Christus«
5. Kapitel:
Aus biblischer Sicht: Jesus Christus »Ich bin …«
Für Friedemann Büngener in Dankbarkeit
»Christus wäre nicht Christus, wenn er den Tod nicht überwunden hätte. Ohne die Auferstehung müsste man ihn als einen Religions- Stifter einreihen. Jesus Christus vertrat keine Idee und noch weniger eine Ideologie, aber auch keine Sittenlehre, keinen Mythos und keine Religion. Er vertrat überhaupt nichts. Er war etwas, und zwar das Gegenteil von Idee, Ideologie, Ethik, Mythos und Religion, nämlich fleischhafte Wirklichkeit Gottes. Nicht irgendeine Ergrübelung des Menschengeistes und nicht ein Erlebnis, sondern Dasein, in-der-Welt-sein, Unter-Menschen-sein. Nicht einer, der über der Wahrheit war und ist, die Wahrheit in Person. Nicht einer, der Betrachtungen über Gottes Handeln anstellte, sondern der das göttliche Handeln selbst war. Dies glauben zu können, ist nicht eine Sache des Menschen, sondern der Gnade.« Manfred Hausmann
»… die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.« Johannes Evangelium, 1,17
Über Jesus oder über Christus zu reden, ist in den letzten Monaten sehr populär geworden. Tausende von Menschen sahen den Film von Martin Scorsese1 »Die letzte Versuchung Christi«. In diesem wurden sie darüber aufgeklärt, dass Jesus am Kreuz nicht für ihre Sünden, sondern zur Erfüllung der eigenen Sehnsucht starb. Ute Ranke-Heinemann schreibt in einer Filmrezension: »Im Scorsese-Film kommt dem Sterbenden im Traum eine Frau in die Quere und sabotiert den rettenden Tod. Sie dringt in die Phantasien des Gekreuzigten ein und ist weit davon entfernt, die christliche Henkertheologie um unseres Heils willen nachzuvollziehen. Zunächst erscheint Jesu Schutzengel und versichert dem Gehenkten, es sei nicht notwendig, dass er sterbe. Aus letztem Lebenswillen heraus träumt der arme Mensch Jesus am Kreuz diesen Traum, der Vater habe ihm erlaubt zu leben. Der Filmengel sagt: »Dein Vater ist der Gott des Erbarmens, nicht der Bestrafung … Der Herr will nicht dein Blut. Er sagte: Lass ihn sein Leben leben.« Und Jesus steigt vom Kreuz herab und vom Berg herunter und heiratet Maria Magdalena, die ihn liebte und die er liebte, und er lebt als Mensch unter Menschen wie vor seiner Predigertätigkeit auch.«2 Für Ute Ranke-Heinemann sagt der Filmengel »gerade die eigentliche christliche Wahrheit (…), die lautet, dass Gott nicht die Tötung seines Sohnes will und auch nicht sonst irgendjemandes Tötung, weil Gott, wie der Engel sagt (der Filmengel; K.B.), ein Gott der Barmherzigkeit ist, der kein Menschenopfer will, und dass Jesus das Recht Gottes auf seiner Seite gehabt hätte, wenn er vom Kreuz herabgestiegen wäre.«3 Der Filmengel ist der Satan, das kommt bei Scorsese in der Schlussszene des Films deutlich zum Ausdruck. In der Rezension erscheint das Gottesbild von Ute Ranke-Heinemann sehr deutlich: Sie sehnt sich nach einem sanften Gott. Mit diesem Bild verbindet sich das Jesusbild, in dem Jesus nicht am Kreuz stirbt, sondern ganz menschlich sich mit einer Frau verheiratet und mit ihr lebt.
Unterstützt wird diese Ansicht durch den jüdischen Religionsphilosophen Ben-Chorin, der in seinem Buch »Mutter Mirjam«4 hierfür Belege anbietet. Seit dem Scorsese-Film, der 1988 in Deutschland viel gesehen und diskutiert wurde, laufen die Jesus-Ansichten vielfarbig und von verschiedensten Hintergründen genährt in unserer Gesellschaft umher. Jesus ist zum Thema geworden: Jesusbilder lassen sich feilbieten. Nach einer 1985 veröffentlichten Statistik ist das Leben Jesu über 135-mal im Medium Film dargestellt worden. Durch die Bibelkritik des David Friedrich Strauß (1808 - 1874), der 1835 »Das Leben Jesu« publizierte, wurden die theoretischen Grundlagen gelegt, so dass auf ihnen aufbauend Jesus nicht mehr als Sohn Gottes, sondern nun nur noch als Mensch in seinem Leiden, mit seinen Enttäuschungen und Zweifeln dargestellt wurde. Die Göttlichkeit Jesu wurde säkularisiert.
Der »Jesus-Stoff« ist auch in der Literatur vielfältig aufgearbeitet worden: Schalom Asch, Max Brod, Fjodor Michailowitsch Dostojewski, Emile Zola, Günther Herburger u.a. haben sich daran versucht.
In der Theologie haben sich im Verlauf des 19.Jahrhunderts im Wesentlichen zwei Erkenntnisse zur Historizität Jesu durchgesetzt:
»1. Das Johannesevangelium setzt eine andere dogmatische Entwicklung voraus als die drei ersten Evangelien und kommt zum Teil für die Erkenntnisse über Jesus in Betracht.
2. Von den drei ersten Evangelien ist Markus die Hauptquelle für Matthäus und Lukas, die außerdem noch eine v.a. aus Jesusworten bestehende Quelle und Sonderüberlieferungen benutzt haben. (…) Im 20. Jahrhundert hat man ferner erkannt, dass die zusammenhängende Einordnung der Erzählungen und Worte Jesu in den Evangelien sekundär ist, so dass eine gesicherte Biographie Jesu nicht mehr geschrieben werden kann.«5
Dennoch gibt es bis heute Ansichten über Jesus Christus auch in der Theologie – etwa bei Ute Ranke-Heinemann, wie vorhin zitiert. Neben Jesus-Ansichten in Film, Literatur und Theologie (hier wären auch biblisch orientierte Theologen wie etwa Helmut Lamparter »Wer ist Jesus?«, Wuppertal 1971 u.a. zu nennen) erscheinen sie auch unmittelbar im Strom des Zeitgeistes. Der Geisteswissenschaftler und Journalist Franz Alt (geb. 1938) popularisiert Jesus etwa als den ersten neuen Mann.6 Neben ihm spricht der katholische Theologe, Publizist und New-Age-Anhänger Günther Schiwy (geb. 1932) vom kosmischen Christus.7
Mit Helmut Lamparter möchte ich fragen: »Wer ist Jesus?« – und in Ergänzung: Wie wird er heute in der Gesellschaft gesehen, erlebt und bezeugt? Diese Fragen sind mir in dem vorliegenden Buch für die ersten vier Kapitel erkenntnisleitend. Da ich mit Ulrich Parzany völlig darin übereinstimme, dass »mehr und mehr Menschen (…) keine oder keine hinreichende und zutreffende Information über Jesus«8 haben, möchte ich von Jesus berichten, wie er sich selbst sieht. Hierzu dienen seine »Ich-bin-Worte«, die im Johannesevangelium überliefert sind. Sie sind für mich der schlagkräftigste Beweis der eigentlichen Jesusidentität. Thematisiert wird sie im fünften Kapitel des vorliegenden Buches.
Meine eigene Anschauung und Meinung zu den heutigen Jesusbildern bringt schon der gewählte Buchtitel zum Ausdruck. Sie zeigen nicht nur die subjektive Ansicht des jeweiligen Autors, sondern auch die Verkehrtheit, vergleicht man sie mit Jesu Selbstzeugnis nach der Bibel. Schließlich trifft auch auf mich zu, was Heinz Zahrnt gesagt hat: »Niemand kann von Jesus erzählen, ohne dabei unausgesprochen von sich selbst zu sprechen.«9 Doch ich möchte im Nachwort entgegen dem eben zitierten Zahrnt-Ausspruch ganz bewusst ansprechen, wer Jesus Christus für mich ist. Schließlich geschieht etwas mit uns, wenn wir uns auf die Jesusbegegnung entsprechend dem Jesuszeugnis des Johannesevangeliums einlassen.
Man könnte mir vorwerfen, dass die Diskussion der Jesusbilder, verglichen mit den Selbstzeugnissen Jesu, unnötig sei, da sie ja eh diesem nicht entsprächen. Obwohl dies stimmt, führe ich sie auf, um denen, die sie sich über Heinz Zahrnt, Gerald Messadie10, Franz Alt und Günther Schiwy schon angeeignet haben, zu helfen, sie zu zertrümmern. Sind sie doch allesamt nur menschliche Projektionen von einem Jesus, wie wir ihn uns wünschen. Der wahre Jesus Christus ist Gottes Sohn und Heiland, Erlöser und Retter der Menschheit. In dieser Weise ist er derselbe gestern und heute und in Ewigkeit (vgl. Heb. 13,8). Da wir Menschen nur ihn brauchen, ist es wichtig, die Diskussion um den wahren Jesus Christus, wie ihn die Bibel bezeugt, im Zusammenhang der zur Zeit weit verbreiteten Jesusansichten zu führen. Damit dies für Christen wie Nichtchristen, für Jesusbildbesitzer und solche, die mit Jesus bisher nichts anzufangen wussten, möglich ist, habe ich das vorliegende Buch geschrieben. Es ist mein Wunsch, dass es über menschliche Jesusbilder aufklärt und zu geistgewirkter, göttlicher Jesusbegegnung führt.
Klaus Rudolf Berger
1 Die Reaktionen auf diesen Film wurden von idea hinlänglich dokumentiert. Vgl. ferner:
John Ankerberg und John Weldon, Standpunkt: Die letzte Versuchung Christi, Asslar 1988.
2 Ute Ranke-Heinemann, Bitte um einen sanften Gott, in: Der Spiegel, Nr. ?, S. 263.
3 Ebd.
4 Ben-Chorin, Mutter Mirjam, München 1971.
5 Artikel »Jesus Christus«, in: Meyers Neues Lexikon in 8 Bänden, Bd. 4, Mannheim 1979, S. 256.
6 Franz Alt, Jesus – der erste neue Mann, München 1989.
7 Günther Schiwy, Der kosmische Christus, München 1990.
8 Ulrich Parzany, Wie verkündigen wir das Evangelium in den 90er Jahren? in: Informationsbrief der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«, Nr. 140, Juni 1990, S. 4.
9 Heinz Zahrnt, Jesus aus Nazareth. Ein Leben, München 1987.
10 Gerald Messadie, Ein Mensch namens Jesus, München 1989.
1. Kapitel:
In der popularisierten Theologie der letzten Jahre fiel mir Heinz Zahrnt wiederholt auf. Mit flotter Feder und einfacher Sprache, dabei aber den Sachverhalt nicht verbiegend, schrieb er seine Theologie. So mag er mit seinem »Jesusbuch« beispielhaft die Ansicht über Jesus aus der Theologie wiedergeben. Dies zumal auch deshalb, weil seine Bücher allesamt Bestseller wurden und so schon bald auch im Taschenbuch erschienen.
Babyloniern
Persern
Griechen
Ptolemäern und
Seleukiden, bis hin zu den Römern, die die Juden zu der Zeit Jesu beherrschten.
Entsprechend verwundert sicher, dass die Juden trotz alledem ihre Identität bewahrten. »Aber durch allen Wechsel hindurch bewahrte das jüdische Volk seine unverwechselbare Identität. Die irdischen Herren kamen und gingen, aber Israels Herr blieb.«13 Nach Zahrnts Meinung wuchs ihnen die Kraft hierzu aus ihrer Religion, die durch Gesetz und Tempel gebildet wurde. Das Gesetz regelte den jüdischen Alltag. Zahrnt geht hierauf ausführlich und anschaulich ein.
Das Gesetz bildete die Grundlage des gesamten Lebens – von der Geburt bis zum Tod, vom frühen Morgen bis zum späten Abend und noch bis in die Nacht hinein: »Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was Gott von dir fordert.« Gesagt war es dem jüdischen Volk in der Bibel, vorrangig in den fünf Büchern Mose, dem Pentateuch – sie bildeten das Fundament der Thora. Der fromme Jude war stolz auf das Gesetz. Er empfand es nicht als Last, sondern als eine Gabe; denn es verhieß den Weg durch das Gericht zum Heil. Darum hatte er »Lust zum Gesetz und sann über es Tag und Nacht«, und darum gab es in Israel eigentlich auch nur ein einziges Buch, die Bibel, und entsprechend nur eine Wissenschaft, die Auslegung des Bibelbuches.
Sämtliche Lebensvorgänge waren durch das Gesetz peinlich genau geregelt: Alltag und Feiertag, Arbeit und Ruhe, Beten und Fasten, Almosengeben und Nächstenhilfe, Tempelkult und Verzehntung, Essen und Trinken, Kochen und Schlachten, Gesundheit und Krankheit, Ehe und Ehescheidung, Empfängnis, Geburt und Begräbnis. Alles war eingefasst in Religion – alles war Religion. Darum standen auch alle im Gesetz enthaltenen Vorschriften – ethische, juristische, kultische und rituelle – gleichrangig nebeneinander. Weil Gott alle Gebote erlassen hat, müssen alle in gleicher Weise befolgt werden.«14
Die theologischen Gelehrten zu der Zeit Jesu stellt Zahrnt ebenfalls gut vor. So geht er nacheinander auf die Schriftgelehrten und die Pharisäer ein. Auch die Essener und die Zeloten (die Eiferer) werden im Zeitkontext beschrieben.
Als Kontrast zur jüdischen Weltanschauung steht die hellenistisch-heidnische Welt. Zu Recht kennzeichnet Zahrnt diese Weitsicht von Sorge, Unsicherheit und Angst überzogen. Entsprechend groß ist der »astrologische Fatalismus«. Entsprechend auch ein wilder Aberglaube. »Man trieb Magie und Quacksalberei, vertraute auf Amulette und Zauberpapyri und ließ sich von Wahrsagern und Sterndeutern die Zukunft Vorhersagen.«15 Man ist durch diese Aussagen teilweise ins heute unserer Zeit versetzt16, besonders wenn man folgendes liest:
»Es sind damals, in den Jahrhunderten um Christi Geburt, zugleich mit dem Christentum zahlreiche Religionen und Kulte vom Osten nach dem Westen gewandert, als Rückschlag auf die vorangegangene militärische Eroberung vom Westen her. Rom eroberte den Osten mit Waffen, der Osten revanchierte sich mit Altären und zwang so seine Eroberer nachträglich auf die Knie. Das Christentum war nur eine Welle im großen Strom. Aus Ägypten kamen Isis, Osiris und Serapis, aus Syrien Adonis, Attargatis und die verschiedenen Baalim, aus Phrygien Kybele, Attis und Sabazios, aus Persien und Mesopotamien Mithras und Ischtar. Kaufleute, Soldaten, Sklaven und Freigelassene brachten Gottheiten nach Griechenland und Rom, nach Spanien und Gallien und sogar nach Britannien mit. Griechische und orientalische Religiosität verband sich im Schmelztiegel der hellenistischen Kultur zu den vielfältigen, in ihren Grundzügen aber einheitlichen Mysterien Religionen.«17
In eine durch politisch deutlich vorgegebene Strukturen geprägte Gesellschaft, durchzogen von jüdischer Frömmigkeit und vielfältigen Mysterien, wird Jesus hineingeboren. Zahrnts Schilderung dieses Zusammenhangs verdient Anerkennung und Kenntnisnahme. Schauen wir weiter, wie er Jesus selbst beschreibt.
Seine Herkunft sieht Zahrnt im gesellschaftlich unteren Milieu angesiedelt. »Jesus kommt von unten, aus kleinen Verhältnissen, ohne himmlischen oder irdischen Glanz. Seine Eltern waren einfache Leute –«18 Sicher ist die soziologische Beschreibung von Jesu Herkunft zutreffend. Dennoch zeigen die Evangelien, besonders Lukas, dass im Umfeld von Jesu Geburt sich bei aller Armut göttliche Begleitumstände und Hinweise finden lassen. »Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben. Diese Einschreibung geschah als erste, als Cyrenius Statthalter von Syrien war. Und alle gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, ein jeder in seine ›Vater-Stadt‹. Es ging aber auch Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa, in Davids Stadt, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war, um sich einschreiben zu lassen mit Maria, seiner Verlobten, die schwanger war. Und es geschah, als sie dort waren, wurden ihre Tage erfüllt, dass sie gebären sollte; und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war. Und es waren Hirten in derselben Gegend, die auf freiem Feld blieben und des Nachts Wache hielten über ihre Herde. Und ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten sich mit großer Furcht. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht!
Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird. Denn euch ist heute ein Retter geboren, der ist Christus, Herr, in Davids Stadt. Und dies sei euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerscharen, die Gott lobten und sprachen: Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den Menschen ›seines‹ Wohlgefallens! Und es geschah, als die Engel von ihnen hinweg in den Himmel auffuhren, dass die Hirten zueinander sagten: Lasst uns doch hingehen nach Bethlehem und diese Sache sehen, die geschehen ist und die der Herr uns kundgetan hat. Und sie kamen eilends und fanden Maria und Joseph und das Kind in der Krippe liegend. Als sie es aber gesehen hatten, machten sie das Wort bekannt, das über dieses Kindlein zu ihnen geredet worden war. Und alle, die es hörten, wunderten sich über das, was ihnen von den Hirten gesagt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten zurück, priesen und lobten Gott über alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie es ihnen gesagt worden war« (Lukas 2, 1-20).
Die Engel verweisen durch ihre Erscheinung und Rede auf Jesus als den Retter, und die Hirten machen sich auf den Weg, Jesus zu sehen. Gewöhnlich geschehen Geburten einfacher Menschen ohne große Aufmerksamkeit von außen. Bei Jesus ist dies anders. Menschen, die in ihren Herzen offen waren für die frohe Botschaft des Heils aus Gott, erfahren von Gottes Heil durch Jesus. Diese Tatsache vernachlässigt Zahrnt völlig. Vielleicht, um den Legenden um Jesu Geburt zu entfliehen? Wahrheit und Dichtung liegen für ihn hier nah beieinander. Erkennt er nicht die Wahrheit des Wortes Gottes, so dass er Wahrheit in Dichtung finden kann? Jesu Abstammung vom Stamme Davids sieht Zahrnt für Jesus als nebensächlich an:
»Für das Verständnis seiner Sendung ist seine davidische Abstammung ihm nie wichtig gewesen.«19
Eine Aussage, die für Zahrnt stimmen mag, doch für Jesus nicht zu bestätigen ist. Erzogen wird Jesus nach Zahrnts Recherchen nach dem mosaischen Gesetz. Ferner wuchs er hinein in die wichtigen religiösen Feste der Juden: Passahfest, Pfingstfest und Laubhüttenfest. Zahrnts Jesussozialisation lässt Jesus über den irdischen Vater zum Vater im Himmel finden.
»Der irdische Vater zeigte seinem Sohn als erster den Weg zum Vater im Himmel. Erst aus dem Grund des Ordentlichen wächst das Außerordentliche.«20
Menschlich gedacht ist diese Aussage logisch und nachvollziehbar. Doch biblisch ist sie keineswegs. Warum? Zunächst fällt auf, dass Zahrnt in seinen Ausführungen über Jesu Herkunft (Seite 46-51 in seinem Buch) seinen Zeugungs- und Geburtsumstand als eine Überlieferung der Gemeinde ansieht. Er begründet das im Kapitel »Historisch-kritische Exkurse« so, dass die Gemeinde aus ihrer religiösen Umwelt die Darstellung der Jungfrauengeburt übernahm. »Außer der göttlichen Erzeugung aus der Jungfrau finden sich auch in der neutestamentlichen Jesus-Überlieferung die bei der Geburt von Herren und Gottessöhnen üblichen Begleiterscheinungen wie Verfolgung des Neugeborenen (Matth. 2,1-12.16-18), Flucht und Verbergung (Matth. 2,13-15.19-23), frühe wunderbare Weisheit (Luk.2,41-52), Losreißen von der Mutter (Joh.2,lff)«.21
Für Zahrnt ist Jesus »nicht anders als alle anderen«.22 Jesus ist nicht der Sohn Gottes, sondern ein Menschensohn, der nach gelungener religiöser Sozialisation eine Beziehung zu dem Gott seiner »Väter« entwickelt hat. Ganz anders lautet hier das Zeugnis der Bibel. Demnach ist Jesus als der lebendige Sohn Gottes23, als Sohn des Hochgelobten24, als Retter und Heiland der Menschen bezeugt.25
Jesus hat keine theologische Ausbildung durchlaufen, so dass man Zahrnt zustimmen kann, wenn er sagt: »Die wichtigste Frucht aller im Elternhaus und in der Synagoge empfangenen Unterweisungen bleibt für Jesus die Kenntnis der Bibel. Jesus ist Laie, kein Schüler eines berühmten Rabbi, sondern Autodidakt.«26 Doch was Zahrnt unberücksichtigt lässt, ist das biblische Zeugnis, dass Jesus der Sohn Gottes ist, gezeugt vom heiligen Geist. Hierdurch hat er Kenntnisse vom Reich Gottes, die er später in vielfältigen Gleichnissen weitergibt.27
Den Beginn von Jesu öffentlichem Auftreten beschreibt Zahrnt in Übereinstimmung mit der Begegnung von Johannes dem Täufer und Jesus. Johannes ruft das Volk zur Buße und Umkehr auf. Bei der späteren Taufe Jesu durch Johannes bezeugt Gott, dass Jesus sein Sohn ist. Im biblischen Text heißt es: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.«28 Zahrnt interpretiert diese Stelle im Sinne seines menschlichen Jesusbildes:
»Erleuchtet von Geist Gottes, denkt Jesus fortan von Gott, was Gott selbst von sich denkt; sein Selbstbewusstsein ist Gottes Bewusstsein. Und wie er für sich selbst Gottes Offenbarung erfahren hat, so muss er es auch anderen sagen, dass Gott jetzt zu ihnen kommen will. Dazu weiß er sich, von Gottes Geist getrieben, zum Volk Israel gesandt.«29
Wieder fällt auf, welche Konsequenzen die Ablehnung der Jungfrauengeburt Jesu nach sich zieht. So hat Jesus, nach Zahrnt, erst Gottesbewusstsein nach einer erfahrenen Offenbarung. Ganz anders weiß die Bibel hier zu berichten. Der 12jährige Jesus geht an den Ort, wo er seinen eigentlichen Vater geistlich präsent weiß: in dem Tempel.
»Und seine Eltern gingen alljährlich am Passahfest nach Jerusalem. Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf nach der Gewohnheit des Festes; und als sie die Tage vollendet hatten, blieb bei ihrer Rückkehr der Knabe Jesus in Jerusalem zurück; und seine Eltern wussten es nicht. Da sie aber meinten, er sei unter der Reisegesellschaft, kamen sie eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten; und als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn. Und es geschah, dass sie ihn nach drei Tagen im Tempel fanden, wie er inmitten der Lehrer saß und ihnen zuhörte und sie befragte. Alle aber, die ihn hörten, gerieten außer sich über sein Verständnis und seine Antworten. Und als sie ihn sahen, wurden sie bestürzt; und seine Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Und er sprach zu ihnen: Was ist es, dass ihr mich gesucht habt? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist? Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen redete. Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth, und er war ihnen untertan. Und seine Mutter bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen.«30
Demnach muss die Gottesoffenbarung viel mehr für die bei der Taufe anwesenden gesehen werden, als denn für Jesus selbst. Er wusste um seine Gottessohnschaft!
Jesu Aktivität nach seinem öffentlichen Auftreten ist bei Zahrnt so zusammengefasst: »Das Verkündigen ist sein einziger Beruf.«31 Dabei ist nur die eine Seite benannt. Die andere besteht in der Errettung und Erlösung der Menschen, wenn sie nicht sogar die primärste ist: »Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe.32
Und so zieht es sich bei Zahrnt weiterhin durch: Jesus ist ein besonderer Mensch gewesen.
»Was Jesus von anderen Menschen unterscheidet, liegt nicht jenseits oder außerhalb des Menschseins, sondern in ihm, in seiner letzten menschlichen Tiefe. Jesus ist kein schemenhaftes Fabelwesen, halb Mensch, halb Gott, dessen Füße kaum noch den Erdboden zu berühren scheinen, sondern ein wirklicher, geschichtlicher Mensch, der das ganze Geschick eines Menschen in dieser Welt, zwischen Geburt und Tod gespannt, durchlebt und durchlitten hat – ohne die Möglichkeit einer Ausflucht in ein stets zur Verfügung stehendes Jenseits oder des Rückzugs auf die eigene angestammte göttliche Natur. Er ist in die Zweideutigkeiten des Lebens verstrickt, darum im Urteil unsicher, vor Irrtum nicht geschützt, in seiner Macht begrenzt, den Wechselfällen des Daseins ausgesetzt. Er weiß nicht, was der nächste Tag ihm bringen wird. Es gibt in seinem Leben Hunger und Durst, Versuchung und Angst, Irrtum und Misserfolg, Gesetz und Tragik, Leid, Konflikt und Tod. Entsprechend hat er die ganze Skala menschlicher Gefühle gezeigt. Über das Kommen der Kinder und der Sünder zu ihm hat er sich gefreut, über den Tod seines Freundes Lazarus hat er getrauert, über die unbußfertige Stadt Jerusalem geweint, die Händler und Wechsler zornig aus dem Tempelvorhof getrieben, und im Garten Gethsemane hat die Angst vor dem Sterben ihn gepackt. Alles in allem bietet Jesus nicht das Bild eines schicksalslosen, unverwundbaren Himmelsboten, der nur von oben herab über Gott redet, sondern das eines lebensvollen, verletzbaren Menschen, der Gott am eigenen Leibe erlebt und noch im Leiden für sich über Gott etwas hinzulernt und gerade deshalb vertrauenswürdig bleibt. So und nicht anders, nur so grundmenschlich ist Jesus von Nazareth der Offenbarer Gottes.«33
Entsprechend diesem Bild bringt er Gott für die Menschen zur Sprache34,»verkündet die Menschlichkeit Gottes»;35»einen nachsichtigen und darum zuvorkommenden Gott, der die Menschen vor seinem eigenen Gericht zu bewahren trachtet«,36und bleibt mit alledem mehr humanistischen als göttlichen Prinzipien verpflichtet. Jesus, als die geoffenbarte Liebe Gottes, als das Leben Gottes, als der Beweis Gottes gegenüberdem Menschen, dass er in Gemeinschaft mit ihm, seinem Gott, wahres und glückbringendes Leben finden soll – all dies nennt Zahrnt nicht. Zahrnts Jesusbild ist verkehrt, verdreht, weil es aus der Göttlichkeit Jesu Christi einen kleingemachten, menschlichen Jesus macht. Statt dessen ist Jesus Christus, nach dem Zeugnis der Bibel, in die Welt gekommen, um den Menschen wieder zu seinem Schöpfungserbe zu führen, nämlich »Gottesmensch« zu werden. Gott ist und bleibt zunächst und zuallererst Gott. Was hätten wir Menschen denn von einem menschlichen Gott? Doch wohl nichts weiter als die Befriedigung, einen Gott nach eigenem Wunsch zu haben. Damit dieser Selbstbetrug aufgedeckt wird, kam Jesus Christus in die Welt.
Heinz Zarhrnts Jesusbild ist in langen Abschnitten identisch mit dem biblischen Zeugnis von Jesus, sofern es sein Handeln zu seiner Zeit aus den Evangelien übernimmt. Es ist jedoch gleichzeitig durch die Ablehnung ganz christozentrischer biblischer Aussagen weit entfernt, dem Jesus der Bibel treu zu sein. So zeigt Zahrnt in seinem Buch »Jesus aus Nazareth« mehr seine Sicht über Jesus, als dass er ihn selbst sprechen lassen würde. Sein Umgang mit den Textquellen und seine Bewertung derselben lassen dieses Ergebnis verständlich werden.
»Als primäre Quellen kommen nur Einzelüberlieferungen in Frage, jene Ältesten kleinen Einheiten, die sich mittels der sogenannten ›formgeschichtlichen Methode‹ herausarbeiten lassen: einzelne Sprüche, Gleichnisse, Streitgespräche, und Wundergeschichten, vor allem solche Worte, die ein unwiederholbares Situationsbewusstsein widerspiegeln. Im allgemeinen wird man damit rechnen können, dass die historische Treue im Redenstoff der Evangelien stärker gewahrt ist als im Erzählungsgut. Derchronologisch-biographische Rahmen, in den die Einzelüberlieferungen eingefügt sind, stellt größtenteils die eigene Komposition der Evangelisten dar und verrät deren theologische Absichten und Tendenzen. Selbstverständlich braucht nicht alles, was die Gemeinde gebildet und geformt hat, deshalb schon ungeschichtlich zu sein. Sehr wohl können ein Spruch, ein Gleichnis oder eine Wundererzählung, die ihr Entstehung der Gemeinde verdanken, eine authentische Auslegung der Botschaft und Gestalt Jesu bieten und damit zwar nicht wortwörtlich, wohl aber inhaltlich echt sein. Legendäre Erzählungen können den Inhalt der Verkündigung Jesu und die Eigenart seines Verhaltens unter Umständen sogar deutlicher wiedergeben als protokollarische Notizen, wie ein Gemälde des Wesen einer Person oft schärfer erfasst als eine Fotografie. Wahrheit und Dichtung sind hier wie auch sonst keine sich ausschließenden Gegensätze.«37
Schon die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Jesus von Heinz Zahrnt zeigt, wie entscheidend die Frage nach dem richtigen Umgang mit den biblischen Texten ist. Jesus selbst, er allein, muss gefunden werden. Hilft hierzu nicht ausschließlich eine apriorische Haltung, die vor aller Erfahrung glaubt und annimmt, dass das vorliegende Wort Gottes, die Bibel, auch Gottes Wort ist? Luther ermahnt vielfach, von diesem Grundsatz auszugehen. Der menschlich exemplarische Jesus, der eine Gottesbeziehung vermittelt, bleibt hinter den Ansprüchen des einen und einzigen Jesus zurück, die dieser in seinen Ich-bin-Worten verbalisiert (vgl. Kapitel 5 in diesem Buch).
Trotz der humanistisch angestrichenen Jesusbildzeichnung von Zahrnt ist ein Jesus zu erkennen, der dem der Bibel näher kommt als alle weiteren, die in den folgenden drei Kapiteln zu besprechen sein werden.
Sicher ist das Zahrntsche Jesusbild vielen Zeitgenossen nicht unsympathisch, lässt es doch den Menschen ohne Gott stehen. Der biblische Jesus kann das nicht. Zu Nikodemus sagt er:
»Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.«38
Oder in einem seiner Ich-bin-Worte:
»Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich«.39
Durch beide Zitate kommt deutlich zum Ausdruck, dass Jesus der Weg zu Gott ist, den nur der gehen kann, der sich durch Jesus Christus ganz neu machen lässt, indem er ihm sein Leben nach der Erkenntnis eigener Sündhaftigkeit vor Gott übergibt. So wird der biblische Jesus ein Verkünder von der Liebe, Allmacht, Barmherzigkeit und Heiligkeit Gottes und gleichzeitig die Chance für die Menschen, diesem Gott sich wieder nahen zu können. Wir Menschen brauchen einen Heiland, einen Erlöser, weil wir sonst in der Seelenverschmutzung unserer Seelen ersticken. Dieses Faktum blendet Zahrnt völlig aus. Übrig bleibt bei ihm Jesus als ein besserer Mensch. Doch das ist zu wenig, wenn wesentlich mehr vorhanden und angeboten worden ist:
». . der keine Sünde getan hat, noch ist Trug in seinem Mund gefunden worden, der geschmäht, nicht wieder schmähte, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet, der unsere Sünde an seinem Leib selbst an das Kreuz hinaufgetragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben.«40
11 Udo Waschelitz, Für die Freiheit des Glaubens, in: Unsere Kirche, 22/ 1990, 27. 03. 1990.
12 Heinz Zahrnt, wie Anm. 9, S. 19.
13 Ebd., S. 22.
14 Ebd., S. 23.
15 Ebd., S. 40.
16 Vgl. Klaus Berger, New Age – Ausweg oder Irrweg?, Asslar 3/ 1989.
17 Heinz Zahrnt, Wie Anm. 9, S. 41f.
18 Ebd., S. 47.
19 Ebd., S. 48.
20 Ebd., S. 49.
21 Ebd., S. 287.
22 Ebd., S. 46.
23 Matthäus 16, 16.
24 Markus 14, 61.
25 Vgl. Lukas 2, 11.
26 Heinz Zahrnt, wie Anm. 9, S. 50.
27 Gleichnisse Jesu, die sich auf das Reich Gottes, bzw. auf das Himmelreich beziehen:
Fischnetz (Matth. 13, 47-48)
Kostbare Perle (Matth. 13, 45-46)
Sauerteig (Matth. 13, 33)
Schatz im Acker (Matth. 13, 44)
Selbstwachsende Saat (Mk. 4, 26-29)
Senfkorn (Matth. 13, 31-32)
Unkraut im Weizen (Matth. 13, 24-30)
Vierfaches Ackerfeld (Matth. 13, 3-8).
28 Lukas 3, 22.
29 Heinz Zahrnt, wie Anm. 9, S. 55.
30 Lukas 2, 41-51b.
31 Heinz Zahrnt, wie Anm. 9, S. 66.
32 Johannes 3, 16.
33 Heinz Zahrnt, wie Anm. 9, S. 68f.
34 Ebd., S. 70.
35 Ebd., S. 75.
36 Ebd., S. 109.
37 Ebd., S. 284.
38 Johannes 3, 3b.
39 Johannes 14, 6
40 1. Petrus 2, 22-24.
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Kritische Leser sind sicher in der Lage, auch mir ein Jesusbild nachzuweisen. Ich höre sie schon von einem fundamentalistisch geprägten »Berger-Jesus-Bild« reden. Ich kann das verstehen. Doch muss ich sie enttäuschen. Ich habe kein Bild von Jesus. Sämtliche Bilder von ihm sind mir suspekt. Hingegen habe ich seine Worte und die seiner Zeitzeugen sowie sein Reden in mein Leben hinein ernst genommen und erfahren. Durch letzteres komme ich immer mehr dazu, auf seine eigentlichen Worte zu hören, sie zu verstehen und ihm zu glauben, wodurch sich letztlich dann der gelebte Handlungsvollzug der Jesusnachfolge im Alltag ergibt.
Damit mein Leben mit Jesus transparent wird, werde ich biographische Daten meines Lebens zur Veranschaulichung hinzufügen. Aufgewachsen bin ich in einer freikirchlichen Atmosphäre. Bibellesen, Familienandacht und der Besuch von Gottesdiensten gehörten zu meinen Sozialisationserfahrungen. Beeindruckt haben mich von klein auf Menschen, die ihr Christsein im Alltag zeigten. Als tiefster Eindruck steht mir noch meine Urgroßmutter vor Augen, die ich als kleiner Junge über ihre Bibel gebeugt in dieser lesen sah. Abschreckend war dem entgegen für mich jede Form von gesetzlicher Frömmigkeit, die in den Kreisen, die meine Verwandten und Bekannten besuchten, auch vorkam.
Im Alter von neun Jahren erlebte ich die erste ganz persönliche Jesusbegegnung. In unserem Dorf war ein Missionszelt in der Sommerzeit im Einsatz. Ich besuchte mit anderen Kindern die Kinderstunden, hörte von Jesus, von Gott und erkannte für mein Leben, dass Gottes Wort auch auf meine Lebenssituation zutrifft. Trotz angepasstem Verhalten, trotz der oft gehörten Redewendungen, dass ich ein ordentlicher, lieber Junge sei, wusste ich in meinem Herzen, dass mein angepasstes, gehorsames Verhalten von Gedanken des Widerspruchs durchzogen war. So traf mich das Wort aus dem Römerbrief: »Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.«163 Dazu hörte ich die frohe Botschaft, dass Jesus Christus für meine Sünden am Kreuz von Golgatha gestorben sei. Wie sehnte ich mich nach Erlösung, Frieden mit Gott, Liebe und Geborgenheit! So übergab ich mein Leben Jesus Christus mit der Bereitschaft, ihm zu folgen. Gebet, Bibellesen und die Gemeinschaft mit anderen Christen sind mir seit dieser Zeit immer hilfreich und wichtig.
Mit 14 Jahren, also fast 5 Jahre später, ließ ich mich im November 1968 in einer Baptistengemeinde taufen. Die Jesusnachfolge sollte für mich noch konkreter im Alltag zum Ausdruck kommen. Ich wollte Jesus ganz bewusst und treu dienen. Die folgenden Jahre waren für mich gekennzeichnet durch aktive Mitarbeit in der Jungschar- und Jugendarbeit. Jesu Leben, wie es in den Evangelien überliefert ist, war mir ein wichtiges Anliegen – wer ist Jesus für mich, wie folge ich ihm richtig nach etc.? Fragen, die mich in dieser Zeit sehr beschäftigten. All dies führte dazu, dass ich, angeregt durch das Lesen von Martin Luthers Schriften und dem guten Kontakt zu einer lebendigen evangelisch-lutherischen Jugendarbeit, die Glaubensdenomination der Baptisten verließ und in die ev.-luth. Kirche eintrat. Schließlich nahm ich so im Wintersemester 1973 das Studium der Theologie am Missionsseminar in Hermannsburg auf. Hier lernte ich neben den Sprachen und den theologischen Fächern auch Formen der Meditation und Kontemplation kennen. Im Abstand von mehr als 17 Jahren nach dieser Zeit half mir das Studium, von Gottes- und Jesusbildern ganz Abstand zu nehmen, wurden mir in jener Zeit doch allzu viele davon angeboten. Nach zwei Semestern brach ich das Studium der Theologie ab. Jetzt war Jesusnachfolge bei der Bundeswehr von mir gefordert. Wieder erlebte ich die Wahrheit der in der Bibel überlieferten Jesusworte. Er war bei mir und trug mich durch, auch wenn mein Zeugnis als Christ belächelt wurde. Nach dieser Zeit begann ich in Bethel mit dem Grundseminar der Diakonenausbildung. Jesusnachfolge in Bethel, einer großen, ja der bekanntesten Einrichtung der Behindertenhilfe weltweit, hatte seine besondere Herausforderung. Jesus als Sozialrevolutionär, als »ecce homo« und als Alibi zum passiven Widerstand, wurde diskutiert und von Teilen der Diakonenschüler gelebt.
Während dieser Zeit war die Jesusbegegnung, wie ich sie bisher erfahren und aus ihr gelebt hatte, ganz besonders gefordert. Dass sie beliebig, individuell variabel sei, wollte mir nicht biblisch scheinen. So bot sich mir in dem nach Ende des Grundseminars im Wintersemester 1976 aufgenommenen Studium der Fächer Deutsch, Biologie und Erziehungswissenschaften eine willkommene Absage an Bethel und eine neue Herausforderung des Lebens mit Jesus Christus an. Sein Wort ist wahr – daran wollte ich festhalten. In den Studienjahren, die ich 1982 mit dem zusätzlichen Fach der Philosophie an der Universität Bielefeld abschloss, stand ich in der guten Spannung von Glaube und Denken. Das Denken in humanwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Kategorien ist mir seitdem vertraut. Meiner Jesusbeziehung hat dies nicht geschadet – im Gegenteil: da wo die Wissenschaft Ideologie betreibt, half mir mein Glaube zur Aufdeckung der Irrtümer und Lügen.
In den Herausforderungen als Lehrer und Autor, als Ehemann und Vater von fünf Kindern, als Intellektueller und Glaubender, ist mir heute mehr denn je die Begegnung mit Jesus Christus durch sein Wort und der Dialog mit ihm durchs Gebet und die vielen Geschehnisse tagtäglich bewusst, dass Jesus Christus sich selbst dem zu erkennen gibt, der ihn in der Bibel und in seinem Alltag sucht. Dann entstehen keine Bilder von ihm, sondern wirkliche Erlebnisse mit ihm, die Eindrücke seiner Wesensart hinterlassen.
So darf ich täglich seine Liebe und Treue, seine Kraft und Bewahrung, seinen Rat und Trost erfahren. Wenn ich zusammenfassend für mich sagen sollte, wer Jesus Christus für mich ist, so kann ich das nur, indem ich ihm Recht gebe und ihm gegenüber bekenne: du bist für mich das Licht des Lebens, das Brot des Lebens, die Tür zum Vater, der gute Hirte, die Hoffnung, nicht im Tod zu bleiben, wenn ich sterbe, der Weg zur Wahrheit und der Weinstock, an dem ich von Herzen gerne Rebe bin.
163 Römer 3, 10f.
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