Der Weg zum Glück. Roman aus dem Leben Ludwig des Zweiten - Fünfter Band - Karl May - E-Book

Der Weg zum Glück. Roman aus dem Leben Ludwig des Zweiten - Fünfter Band E-Book

Karl May

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Beschreibung

Bei dieser Ausgabe handelt es sich um Band 5 der sechsteiligen Serie "Der Weg zum Glück. Roman aus dem Leben Ludwig des Zweiten".Auf dem Titelblatt von "Der Weg zum Glück" bewarb der Verlag den Autor bereits als Verfasser des "Waldröschen", "Verlorner Sohn", "Deutsche Helden" etc. May erzählte auf 2.616 Seiten in 108 Lieferungen von Juli 1886 bis August 1888 "Höchst interessante Begebenheiten aus dem Leben und Wirken des Königs Ludwig II. von Baiern", wie der Untertitel der Buchausgabe versprach. Die Helden dieses Romans sind ein schrulliges bayerisches Original, genannt Wurzelsepp, und der bayerische König Ludwig II. Beide greifen in das Schicksal von mehreren Personen ein und sorgen dafür, dass diese glücklich werden können. So wird die arme Sennerin Magdalena, das Patenkind des Wurzelsepp, die von dem Wilderer Krickelanton sitzengelassen wurde, eine gefeierte Opernsängerin und Gräfin von Senftenberg. Einen Großteil des Romans nimmt aber der Kampf gegen die Machenschaften der beiden Bösewichte "Peitschenmüller" und "Silberbauer" ein, die vor langer Zeit in der Walachei eine Fürstin ermordet und ihr Kind entführt haben. Karl May bemüht sich in diesem Roman mit einem selbstgebastelten und äußerst fehlerhaften bairischen Dialekt um Lokalkolorit. Die Geschichte endet mit Tod des bayerischen Märchenkönigs. Der Wurzelsepp ist sich sicher, dass Ludwig II. ermordet wurde, und stirbt darauf selbst an gebrochenem Herzen.

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Inhaltsverzeichnis

Neuntes Capitel. Der Samiel

Zehntes Capitel. Herzenskrämpfe

Karl May

Der Weg zum Glück. Fünfter Band

Roman aus dem Leben Ludwig des Zweiten

Neuntes Capitel. Der Samiel

Das Betglöcklein der Bergcapelle wurde gezogen, zum Zeichen, daß in einer Viertelstunde der Gottesdienst beginnen solle. Der helle, silberne Ton klang jenseits tief ins Thal hinab und diesseits in das Dörfchen hinein, welches vielleicht gerade dieser Capelle wegen vor alten Zeiten den Namen Capellendorf erhalten hatte.

Das Dorf war Filiale. Sonntags des Nachmittags kam der Pfarrer von Eichenfeld oder, wenn dieser nicht Zeit hatte, derjenige von Oberdorf aushilfsweise durch den dichten, dunklen Wald gegangen, um das religiöse Bedürfniß der Einwohnerschaft zu befriedigen.

Das größte und schönste Bauerngut des Dorfes lag ein Wenig abseits desselben auf einer Art von Halde. Das Vordergebäude trug als Zierde über jedem Giebel eine hölzerne, künstlich geschnitzte Krone, weshalb das Gut der Kronenhof, der jeweilige Bewirthschafter desselben aber der Kronenbauer genannt wurde.

Dieser Letztere saß auf einer Bank unter der mächtigen Tanne, welche vor dem Gute stand und sich hoch über die Firste desselben erhob. Er war von langer, überhagerer Gestalt, zählte wohl mehr als sechzig Jahre und war blind.

Er lauschte den Klängen des Glöckchens, und doch schien er auch zurück nach der Hausthür zu horchen, von welcher her sich Schritte vernehmen ließen.

Ein junger, schlanker, aber doch kräftig gebauter Bursche trat aus der Thür. Er hatte seinen Sonntagsstaat an, Schuhe, Kniestrümpfe, kurze Lederhose, Weste, Jacke, einen breiten Gurt um die Hüften und das Hütchen, welches mit einer Spielhahnfeder geschmückt war, saß ihm keck auf dem Lockenkopfe. Er hatte ein Gesangbuch oder Gebetbuch in der Hand. Jedenfalls wollte er hinauf in die Capelle, um dem Gottesdienste beizuwohnen.

Der Bursche war Fritz Hiller, der Knecht im Kronenhofe. Neben ihm gab es noch einen zweiten Knecht, den Bastian, der in der Umgegend als ziemlich geistesbeschränkt und einfältig bekannt war.

Der Bauer hatte doch mit scharfen Ohren das Geräusch vernommen, welches Fritz unter der Thür hervorgebracht hatte.

»Kätherl, bists halt Du?« fragte er.

Er meinte damit die Kronenbäuerin, seine Frau.

»Nein, Bauer, ich bin es,« antwortete der Bursche.

Ueber das Gesicht des Blinden zuckte ein heller Schein.

»Du, Fritz? Kannst mal herbeikommen?«

»Gern, wannst mich haben magst.«

»Dich hab ich alleweil gern; das weißt ja schon.«

Der Knecht kam näher und blieb bei seinem Herrn stehen. Es war ein Blick aufrichtigen Mitleides, den er auf ihn warf. Wenn ein Menschenkenner, sich in der Nähe befunden hätte, so würde er bemerkt haben, daß Beide sich trotz der Verschiedenheit des Alters ähnlich sahen.

»Bist wohl fertig mit dera Arbeit?« fragte der Bauer.

»Schon bald lang.«

»Und hasts Sonntagsgewandl an?«

»Alleweil ja.«

»So willst wohl außi gehn zum Schatz?«

»Damit ists gefehlt. Ich hab halt keinen.«

»Mußt Dich umschaun!«

»Damit hat es Zeit. Ein Waisenbub, wie ich bin, kann warten, bis er sich erst was spart hat.«

»Da hast freilich recht. Aberst wo willst denn sonst hin, wannst nicht außi willst?«

»Hinauf in die Capellen.«

»Ja, da hasts gut. Kannst dem Herrgott lobsingen und den Segen mit heimnehmen. Das kann ich nicht mehr.«

»Könntsts doch nochmal versuchen?«

»Es geht nicht. Meine Lungen haben keine Luft mehr. Aus dem Haus hierher nach dem Baume, das ist dera weitest Weg, den ich noch machen kann, weitern gehts halt nicht.«

»Ja, wanns einen Weg, worauf man fahren könnt, hinauf zur Capellen geht. Da wollt ich Dich schon mal hinauf bringen.«

»Da ists schon schwer zu steigen, viel weniger zum Fahren.«

»Aber Du möchtest doch mal gern mit in dera Kirchen sein?«

»Gar zu gern.«

»Weißt, so werd ich Dich aufitragen.«

Es war nicht nur Freude, sondern es war fast wie ein seliges Glück, welches die eingefallenen Wangen des Alten rasch, aber nur auf einen Augenblick erleuchtete.

»Thätst das wirklich?« fragte er, indem er mit seiner Hand nach derjenigen des Burschen suchte, um sie ihm zu drücken.

»Warum nicht?«

»Ich bin so schwer.«

»Und ich bin kräftig.«

»Die Leutln thäten uns Beid auslachen, wannst mich huckepack tragen brächtst.«

»Möchtens immer lachen. Was mach ich mir draus? Wann Du mit mir zufrieden bist, nachhero ist mir das Gered der Anderen gleich.«

»Ja, Du bist Derjenige, auf den ich mich noch verlassen kann – der Einzige!« fügte er leise hinzu.

»Es giebt auch noch Andere, welche ein Stuckerl auf Dich halten, Kronenbauer.«

»Ich merk nix davon. Wo ist meine Frau?«

»Sie ist in ihrer Stuben und wird sich auch fertig machen, in die Capell zu gehen.«

»Ja, das laßt sie sich nicht nehmen. In die Kirchen gehts allzeit. Keinen einzigen Tag wirds verfehlt. Sie ist eine gar Fromme und Brave!«

Er hielt bei diesen Worten seine glanzlosen Augen starr geradeaus gerichtet. Ebenso starr war sein Gesicht. Es war ihm nicht anzusehen, ob er aus Ueberzeugung oder ironisch sprach. Dann fügte er aber leiser hinzu:

»Und hübsch ist sie wohl auch noch?«

»Ja, Bauer,« antwortete der Knecht und zwar ebenso leise.

»Mußts richtig sagen!«

»Ich sag die Wahrheit. Sie ist die Allerschönst ringsum unter den Frauen und Dirndln.«

»Das denkst wohl nur!«

»Nein, alle Leutln sagen es.«

»Hat sie noch die rothen Wangen wie vorher, als – als – als ich hab sehen konnt?«

Es war, als ob er die letzten Worte nur mühsam, mit großer Anstrengung hervorbringen könnte.

»Sie sind gar noch ein Wengerl röther worden,« antwortete der Knecht.

»Und die weiße Haut, weißt, am Hals und wo mans schaut, ist auch noch da?«

»Ja. Sie hat eine Haut wie Alabaster, sagen die Leutln.«

»Und der Leib, weißt, Du bist kein Kind mehr; da kanns man sagen, die Brust mein ich, den Busen. Hats den noch nicht verloren?«

Trotzdem der Bauer es nicht sehen konnte, überflog ein tiefes Roth das Gesicht des Burschen.

»Das ist Alles noch da,« antwortete er.

»Und die Zähnen, der Mund?«

»Ja, das soll ich Dir Alles beschreiben. Meinst denn, daß ich die Bäuerin so daraufhin anschauen thu?«

»Du siehst sie ja alle Tage und am ganzen Tag!«

»Ja, aber so schau ich sie nicht an.«

»Aber Andere schauen sie wohl an?«

»Ich weiß nicht. Ich hab noch nimmer aufipaßt.«

»Fritz, bist auch ehrlich mit mir?«

»Ja freilich.«

»Nun, wann wir mal allein mit nander sind, so werd ich Dir was sagen.«

»Was Heimliches?«

»Ja.«

»Vielleicht ists besser, wannst mir lieber nix davon sagst.«

»O nein. Ich muß eine Seel haben, mit der ich darüber sprechen kann. Und Du bist dera einzige Mensch, dem ich mich anvertrauen darf. Ja, wannst jetzt nicht zur Kirche müßtest!«

»Meinst, ich soll dableiben?«

»Lieb wär es mir. Aberst ich möcht Dich nicht um die Frömmigkeit bringen.«

»O, mich bringst nicht darum. Der Herrgott wird mirs nicht als Sünd anrechnen, wann ich bei meinem Bauern bleib, weil der blind ist und sich nicht behelfen kann.«

»Ja. Und ein Buch hast wohl mit?«

»Das hab ich in dera Hand.«

»So kannst mir ja vorlesen, wann es beginnt, zu läuten. Das ist dann auch wie Gottesdienst. Weißt, es giebt ein Liedl, das beginnt mit denen Worten: »Jesu hilf siegen«. Das paßt ganz so auf mich, als obs auf mich dichtet worden wär. Wannst das im Buch finden thätst!«

»Ich werds suchen.«

»So setz Dich herbei zu mir.«

Der Bursche setzte sich an die Seite seines Herrn und suchte im Register nach dem Liede. Er fand es.

»Hier ists,« sagte er. »Wann ich beginnen soll, brauchsts nur zu sagen.«

Da erklang der Ton des Glöckleins abermals, und im Dorfe öffneten sich die Thüren, aus denen die Frommen traten, um empor zur Kapelle zu steigen.

»Jetzund läutets,« sagte der Bauer. »Dera Herrgott ruft. Kannst beginnen.«

Er lehnte sich an den Baum und faltete die Hände. Da fiel ihm noch die Hauptsache ein:

»Aberst lies fein hübsch langsam, daß man mit den Gedanken nachkommen kann!«

»Weiß schon, wie Du es gern haben willst, Kronenbauer.«

Und er las mit halblauter Stimme, langsam und nachdrucksvoll:

»Jesu, hilf siegen, Du Fürst des Lebens. Sieh, wie die Finsternis dringet herein, Wie sie ihr höllisches Heer nicht vergebens Mächtig aufführet, mir schädlich zu sein. Satan, der sinnet auf allerhand Ränke, Wie er mich höhne, verstöre und kränke.

Jesu, hilf siegen, und laß mich nicht sinken, Wenn sich die Kräfte der Lügen aufblähn Und mit dem Scheine der Wahrheit sich schminken, Laß doch viel heller mich Deine Kraft sehn! Steh mir zur Rechten, o König und Meister, Lehre mich kämpfen und prüfen die Geister!«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!