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Opa erzählt Lenny die Geschichte von Brummi, dem kleinen Bären, der sich mit Mama Bär und seiner kleinen Bärenschwester Babsi auf den Weg zur Bärenhöhle machte, um sich dort für den Winterschlaf einzukuscheln.
Doch als Mama Bär sich plötzlich umdrehte, war Brummi verschwunden und die Schneefee stand vor ihr ...
Mit Leseprobe: "Das Christstraßenhaus"
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Lenny zog seine warme Bettdecke bis zum Hals und kuschelte sich in das weiche Kopfkissen. Nun war nur noch sein rundes Gesicht mit den lustigen Sommersprossen zu sehen und sein dickes, braunes Haar, das ganz zerzaust war. Neben ihm lag Brummi, sein Teddy. Auch von ihm war nur der Kopf mit dem braunen Fell und seiner großen, schwarzen Nase zu sehen.
„Welche Geschichte soll ich dir heute vorlesen?“, fragte sein Opa und setzte sich in den Sessel neben Lennys Bett. Die kleine Lampe auf dem Nachttisch flimmerte ein bisschen, aber ihr Licht war hell genug, um die Buchstaben in dem alten Buch sichtbar zu machen. Der alte Mann rückte seine Brille gerade und sah Lenny freundlich an.
„Ich weiß nicht“, antwortete der Junge und blickte erst Brummi und dann seinen Opa an, „steck doch einfach deinen Finger zwischen die Buchseiten. Die Geschichte, die du so findest, die sollst du auch vorlesen.“
„Das ist eine gute Idee, Lenny“, brummte Opa, „so wollen wir es machen.“
Der alte Mann hob mit der linken Hand den Buchdeckel und einige Seiten an, während der Zeigefinger der rechten Hand sich zwischen das Papier schob. Er öffnete dann das Buch und merkte, dass er mitten in einer Geschichte gelandet war.
„Ich blättere nur schnell zum Anfang zurück“, sagte Opa, „und dann geht die Geschichte schon los.“
Es wurde kalt im Märchenwald. Die Blätter an den Bäumen hatten sich verfärbt. Erst schillerten sie noch in bunten Farben, doch nach kurzer Zeit verblassten sie und taumelten zur Erde. Der Nordwind wehte an den Bäumen und Sträuchern vorbei und wirbelte über die Gräser und Wiesen. Der Geruch von Schnee lag in der Luft. Die Weihnachtszeit rückte immer näher und mit ihr zog eine festliche Stimmung in die Häuser der Zwerge, Kobolde und Wichtel. Die Elfen lebten in kunstvollen Gebilden in den Baumkronen der alten Weiden, die zu dieser ganz besonderen Zeit in goldenes Licht getränkt waren. Selbst die kleine Hexe, die in einer Holzhütte am Rande des Märchenwaldes lebte, hexte sich einige goldene Sterne an die Fensterscheiben und sang gemeinsam mit ihrem Raben die schönsten Weihnachtslieder. In dieser wundervollen Stimmung dachte natürlich niemand daran, dass es auch Bewohner
gab, die das Weihnachtsfest nur aus Erzählungen kannten. Denn auch im Märchenwald lebten Tiere, die sich im Winter in ihre Höhlen zurückzogen, dort tief und fest einschliefen und erst im Frühling wieder aufwachten.
Auch die Bärenfamilie war auf ihrem Weg in ihr gemütliches Winterquartier. Mama Bär führte ihre Kinder, Babsi und Brummi, zu einem Hügel, der mit dichten Sträuchern bewachsen war.
„Steht da wirklich ‚Brummi‘?“, fragte Lenny erstaunt und hob den Kopf. „Oder denkst du dir das aus?“
Der Opa senkte das große Buch und blickte über den Brillenrand.
„Aber, aber, junger Mann“, staunte er und zog die Augenbrauen ein bisschen in die Höhe, „es steht alles genauso hier auf dieser Seite.“
„Wirklich?“, raunte Lenny leise, dann versank er wieder in seinem Kissen, dabei griff er unter der Decke nach seinem Teddy. Er umschlang Brummi und zog ihn dichter an sich heran.
Opa rückte noch mal die Brille zurecht und hob dann das Buch wieder an. Mit ruhiger Stimme las er weiter.
Mama Bär fand den Eingang in ihre Höhle schnell wieder, obwohl im Sommer ein Holunderbusch direkt davor gewachsen war. Sie bog einige Zweige zur Seite und trat ein. Babsi folgte ihr ohne Zögern. Sie schnupperte überall herum, dann legte sie sich genau in die Mitte und gähnte. Sie spürte, dass der Winter den ganzen Märchenwald einhüllen würde. Das war die Zeit, in der Bären ihren Winterschlaf hielten. Mama Bär fühlte schon die Müdigkeit, doch sie schob ihre Nase noch mal zum Eingang hinaus und sog die kalte Luft ein. Da tanzte eine Schneeflocke vom Himmel herab. Mama Bär brummte, aber sie bekam keine Antwort. Brummi fehlte. Er war seiner Mutter nicht gefolgt.
„Brummi!“, rief Mama Bär, doch alles blieb still.
„Du musst dir keine Sorgen machen“, piepste da eine feine Stimme. Die tanzende Schneeflocke setzte sich auf die dicke, schwarze Bärennase.
„Du?“, brummte Mama Bär.
„Die Schneefee!“, jubelte Babsi. Sie konnte ohne Mama Bär nicht einschlafen und war ihrer Mutter nachgelaufen. Nun wurde sie munter. Es war ihr erster Winter im Märchenwald und schon flatterte ihr eine Schneefee vor die Nase. Besser gesagt auf Mama Bärs Nase, aber Babsi war das im Augenblick egal. Eine Schneefee zu treffen, war eine Sensation!
„Brummi kommt gleich. Er will dir etwas sagen“, sprach die Schneefee. Um sie herum schillerte nun ein silbernes Licht, und plötzlich konnte man die Umrisse ihres kleinen Gesichtes und des Körpers erkennen. Sie lächelte, während um sie herum immer mehr Flocken vom Himmel fielen.
„Mama, Mama“, tönte eine vertraute Stimme. Brummi rannte auf seine Mutter zu und fiel ihr um den Hals. „Ich darf ein Weihnachtsbär werden.“ Der kleine Bär mit dem wuscheligen Fell juchzte vergnügt. Mama Bär guckte erstaunt. Sie hatte in ihrem langen Leben noch nie ein Weihnachtsfest erlebt, denn im Dezember lag sie immer in ihrer Hölle und schlief.
„Ein Weihnachtsbär? Was ist das?“, fragte Babsi erstaunt.
Die Schneefee flog zu Babsi herab und flatterte auf der Stelle. Es sah aus, als würde sie in der Luft stehen. Dann begann sie zu erzählen. Sie berichtete von der Weihnachtswerkstatt am Nordpol, von den Wichteln, die dem Weihnachtsmann bei der Arbeit halfen und vom Weihnachtsmann, der am 24. Dezember mit dem Schlitten zur Erde flog, um die Kinder zu beschenken.
„Und in diesem Jahr gibt es einen Jungen, der sich so sehr einen Teddy wünscht. Da hat der Weihnachtsmann an Brummi gedacht, und Brummi hat ‚ja‘ gesagt. Deshalb kann er auch keinen Winterschlaf mit euch halten, sondern wird mit dem Weihnachtsschlitten davonfliegen und einen kleinen Jungen sehr glücklich machen.“ Die Schneefee lachte laut und schlug vor lauter Glück einen Purzelbaum in der Luft.
„Es ist etwas ganz Besonderes, ein Weihnachtbär zu sein“, flüsterte Mama Bär, und sie war sehr stolz auf ihren Sohn.
Niemand hatte auf die kleine Babsi geachtet. Sie machte ein ganz trauriges Gesicht, und dann füllten sich ihre Augen mit Tränen. Ihre Barthaare begannen zu zittern.
„Gehst du denn jetzt für immer weg?“, wimmerte sie leise und sah ihren Bruder an.
Da wurde es ganz still im Märchenwald, und selbst der Nordwind verstummte, sodass die Schneeflocken nun ganz sanft zur Erde fielen. Nur die Schneefee schlug noch einen Purzelbaum.
„Aber nein“, sagte da Mama Bär und schob vorsichtig ihre große Tatze unter Babsis Kinn. Sie sah ihrer Tochter in die braunen Augen und stupste sie mit ihrer Schnauze sachte an.
„Wir sind doch hier im Märchenwald. Unsere Zeit bestimmen die Feen und Elfen. Unsere Uhren haben einen magischen Takt, den haben die Zwerge gemacht. Die Uhren der Menschen haben Zeiger. Diese wandern durch die Stunden und Jahre. Brummi wird einen Jungen für eine Weile durch diese fremde Zeit begleiten. Wir beide werden unseren Winterschlaf halten und träumen. Eines Tages wird uns die Sonnenfee kitzeln, damit wir wieder aufwachen. Wenn du dann deine Augen aufmachst, ist Brummi wieder bei uns.“
Babsi sah ihren Bruder an. Brummi schien sich wirklich zu freuen, denn er spürte, dass ein tolles Abenteuer auf ihn wartete. Er durfte mit seinem Menschenfreund das Weihnachtsfest feiern. Endlich würde er die Pracht eines geschmückten Tannenbaumes mit eigenen Augen sehen können. Er roch schon jetzt den Duft von Vanille und Zimt. Er konnte es kaum noch erwarten, endlich dem Weihnachtsmann zu begegnen, der ihn am Heiligen Abend zur Erde bringen würde. Der kleine Bär war so aufgeregt, dass er die Traurigkeit seiner Schwester kaum bemerkte.
„Wie ist das möglich, dass Brummi im Frühling wieder bei uns ist?“, gähnte Babsi und fühlte sich plötzlich ganz kraftlos und müde. Mama Bär schob die Kleine zurück in die Höhle auf ihren Schlafplatz. Die Schneefee folgte den beiden und erhellte die dunklen Wände mit ihrem silbernen Licht. Babsis Augen fielen zu, während sich Mama Bär neben ihre Tochter kuschelte und zu schnarchen begann. Brummi kam näher und warf einen letzten Blick auf seine Mutter und seine Schwester. Als er gerade mit der Schneefee im Märchenwald verschwinden wollte, ertönte noch mal Babsis Stimme: „Wie ist das möglich, Brummi?“
Der Bär hüpfte durch den Schnee und lachte vor Freude, denn bald würde er unter einem Weihnachtsbaum sitzen und seinen neuen Freund kennenlernen, doch dann hielt er an. Er drehte sich zum Eingang der Höhle und rief: „Mit Magie, liebe Babsi, mit der Magie der Märchen und dem Zauber der Weihnacht ist alles möglich!“
Der Opa schloss das Buch und blickte zu Lenny. Der hatte die Augen fest geschlossen und atmete ganz ruhig.
„Schlaf gut und träum‘ was Schönes“, flüsterte der alte Mann und löschte das Licht der kleinen Lampe. Er ging zur Tür, als er das Rascheln der Bettdecke hörte. Lenny hatte sich auf die Seite gedreht, sodass er Brummi ins Gesicht sehen konnte.
„Schlaf gut, Brummi, wie schön, dass dich die Schneefee zu mir gebracht hat“, sprach Lenny ganz leise und drückte seinen Teddy noch fester an sich.
„Das war der Weihnachtsmann“, flüsterte eine piepsige Stimme. Lenny sah zum Fenster. Es hatte angefangen zu schneien. Eine einzelne Schneeflocke tanzte vor der weihnachtlich geschmückten Scheibe auf und ab.
„Es gibt sie wirklich“, hauchte Lenny seinem Teddy ins Ohr. „Ich kann die Schneefee sehen.“
„Na klar“, brummte es in der Dunkelheit, „wenn man an die Magie der Märchen und den Zauber der Weihnacht glaubt, ist alles möglich.“
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Frohe Weihnachten wünscht euch
Ramona Stolle
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