Der Wurzelsepp - Karl May - E-Book

Der Wurzelsepp E-Book

Karl May

4,7

Beschreibung

Eine der liebenswertesten Gestalten Karl Mays zeigt in zwei Episoden ihren detektivischen Spürsinn. Der "Geldprotz" ist eine spannende Schmugglergeschichte an der böhmischen Grenze. "Der Samiel", ein skrupelloser Räuber, dessen Identität niemand kennt, findet schließlich im schlauen Sepp seinen Meister. Die vorliegende, in sich abgeschlossene Erzählung spielt 1880. Bearbeitung aus dem 1886/1887 geschriebenen Kolportageroman "Der Weg zum Glück". Weitere Teile: Band 66 "Der Peitschenmüller" Band 67 "Der Silberbauer" Band 73 "Der Habicht" Band 78 "Das Rätsel von Miramare"

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 711

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,7 (18 Bewertungen)
13
5
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 68

DER WURZELSEPP

Bearbeitung aus

Der Weg zum Glück

ROMAN

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Roland Schmid

© 1960 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1568-0

KARL-MAY-VERLAG

BAMBERG • RADEBEUL

DER GELDPROTZ

Auf dem Keryhof

Jenseits der bayerischen Grenze, auf böhmischer Seite drüben, liegt zwischen den Bergen des Böhmerwaldes das Dorf Marienthal. Es besteht hauptsächlich aus kleinen, armen Häuslerwohnungen und besitzt nur drei Bauerngüter, deren größtes dem reichen Georg Kery gehört. In der ganzen Gegend kann sich an Wohlstand kaum einer mit ihm messen.

Je reicher er wurde, desto sparsamer und geiziger wurde er auch. Er kennt nur ein Vergnügen – sein Geld zu zählen. Und er hat nur eine Leidenschaft, der er aber nur heimlich frönt – das Spiel.

Wenn er hinein zur Stadt kommt, so gibt es in dem Einkehrhaus, wo er auszuspannen pflegt, ein abgelegenes Hinterzimmerchen, in dem er nach dem Essen seine Genossen erwartet. Dann gehen die Karten hinüber und herüber und die Guldenzettel wechseln ihre Besitzer.

Dass er aber auch daheim in seinem Dorf und im Nachbarort Slowitz heimlich spielt, und zwar um unsinnig hohe Einsätze, das wissen nur wenige, und die verraten es nicht.

In seinem Haus ist er ein Tyrann. Sein Weib, eine stille, harmlose Frau, der man es ansieht, dass sie ein hübsches Mädchen gewesen sein muss, hat keinen eigenen Willen mehr. Ebenso tyrannisiert er auch seine Tochter Gisela, nur dass diese nicht alles so ruhig über sich ergehen lässt wie ihre Mutter. Körperlich und auch geistig ist sie das echte Kind ihrer Eltern. Ihr Vater ist vor Jahren ein stattlicher Bursch gewesen. Die kräftige Gestalt hat sie von ihm, die weibliche Schönheit von der Mutter. Und wenn sie von ihr das tiefe Gemüt geerbt hat, so bekam sie vom Vater dazu ein gut Teil Selbstbewusstsein und Entschlossenheit. Freilich hatte sie bisher noch keine Gelegenheit gehabt, diese Eigenschaften dem Vater gegenüber in einer Weise zu zeigen, dass er gemerkt hätte, wie sehr sie seine Tochter ist. –

Um die Mittagszeit am Fest der Apostel Peter und Paul, das in diesem Jahr auf einen Dienstag fiel, kehrten die Bewohner des Dorfes aus der Kirche zurück, und überall in den Häusern setzte man sich zu Tisch. So auch beim Bauern Kery.

In seinem Haus durfte das Gesinde nicht mit der Herrschaft essen. Für die Dienstboten stand in der hinteren Ecke ein besonderer Tisch, und für sie wurde auch besonders gekocht. Er hätte es für eine Schande gehalten, dasselbe Gericht vor sich zu sehen, das auch das Gesinde aß.

Schon standen alle an ihren Plätzen, und nur der Bauer fehlte noch, wie es seine Gepflogenheit war. Er ließ auf sich warten, denn er meinte, das wäre vornehm. Wenn er aber dann in die Stube trat und seinen Platz am Tisch einnahm, so verlangte er, dass keiner fehlte. Wehe, wenn einer sich verspätete!

Und leider war dies heute der Fall. Am Gesindetisch stand ein Stuhl unbesetzt. Mutter und Tochter hatten den Herrschaftstisch in Ordnung gebracht und erwarteten den Herrn des Hauses. Da bemerkte die Bäuerin den besorgten Blick, den Gisela zum Tisch der Dienstboten warf.

„Was gibt’s denn?“, fragte sie.

„Der Berthold ist noch nicht da.“

„Wirklich? Ist er denn noch nicht wieder heim?“

„Ich weiß nicht. Ich werde gleich nachsehn.“

Eben wollte sie fort, da trat der Bauer ein. Ohne jemandem einen Blick zu gönnen, schritt er auf den Tisch zu, stellte sich an seinen Platz und faltete die Hände.

„Wir wollen beten.“

Alle wussten, was jetzt kommen werde. Er pflegte sich erst nach der Aufforderung zum Gebet zu überzeugen, ob alle anwesend waren. So auch jetzt. Er musterte mit einem schnellen Blick den Gesindetisch und rief, anstatt das Gebet zu beginnen:

„Teufel! Wo bleibt denn der Berthold?“

Niemand antwortete.

„Nun! Habt ihr keine Ohren und keine Mäuler? Ich frage, wo der Berthold bleibt?“

In diesem Augenblick hörte man das Rollen eines Wagens, der in den Hof einfuhr.

„Da kommt er“, sagte eine der Mägde.

„Erst jetzt also!“, zürnte der Bauer. „Er hätte schon vor einer Stunde hier sein sollen. Nun hat er erst die Pferde zu versorgen. Es wird gegessen, und wenn nichts übrig bleibt, so kriegt er nichts – Wollen beten!“

Die Hände wurden abermals gefaltet und dann sprach Kery in gleichgültigem Ton, dem man es anmerkte, dass er sich bei den Worten eigentlich nichts dachte :

„Wir danken Gott für seine Gaben,

die wir von ihm empfangen haben,

und bitten unsern lieben Herrn,

er woll’ uns hinfort mehr bescher’n. Amen.“

„Gesegnete Mahlzeit!“, erklangen die Stimmen der Knechte und Mägde. Dann hörte man nichts mehr als das Klappern der Teller und das Klirren der Bestecke.

Während des Essens wurde kein Wort gesprochen. Höchstens durfte man einmal ein leises Flüstern wagen; aber auch das war gefährlich, denn die Augen und Ohren des Bauern waren scharf und er sah es als eine Missachtung seiner Person an, wenn jemand sich erlaubte, beim Essen zu reden.

Die Dienstboten warfen verstohlene Blicke zum Fenster, das in den Hof führte. Sie waren um den Knecht besorgt, der sich verspätet hatte. Die Bäuerin und die Tochter konnten eine gewisse Unruhe nicht verbergen. Beide blickten mit bangem Ausdruck zur Tür.

Da wurde sie geöffnet, aber nicht der säumige Knecht trat ein, sondern eine ältliche Frau. Sie war ärmlich, aber sauber gekleidet und von hoher Gestalt, die jedoch von der Not und Sorge des Lebens gebeugt erschien.

„Grüß Gott die Herrschaft, und gesegnete Mahlzeit!“, sagte sie.

„Grüß Gott!“, dankten Mutter und Tochter in gedämpftem Ton.

Vom Gesinde wagte niemand, den Gruß zu erwidern.

„Was braucht ihr zu antworten!“, fuhr der Bauer auf. „Ihr wisst, dass ich das beim Essen nicht leiden mag. Guckt in die Schüssel und haltet die Mäuler!“

Die Frau blieb an der Tür stehen, weil keiner sie zum Sitzen einlud.

Der Bauer aß sehr schnell. War er fertig, so pflegte er den Löffel so laut wegzulegen, dass alle es hörten. Das war die Aufforderung, sich zu beeilen. Er drehte sich nach der Frau um.

„Was will Sie denn schon wieder?“

„Ich will zu meinem Berthold“, antwortete sie bescheiden.

„Ihr Sohn ist nicht da, wie Sie sieht!“

„Wo ist er denn?“

„Das weiß der Teufel! Wenn das öfters vorkommt, so jag ich ihn fort.“

„Das werden Sie nicht tun, Herr Kery!“, stammelte die Frau erschrocken.

„Natürlich werd ich’s tun! Oder meint Sie etwa, dass ich keinen andern Knecht bekomme?“

„Ich hab geglaubt, Sie sind zufrieden mit ihm!“

„Seine Sache macht er gut, das ist richtig. Da könnten sich die andern ein Beispiel an ihm nehmen. Aber er hat ein paar Mucken, die ich ganz und gar nicht vertragen kann.“

„Sie erschrecken mich, Herr Kery.“

„Ja, Sie hat auch Veranlassung zum Erschrecken, denn Sie trägt auch die Schuld.“

„Aber ich weiß von nichts.“

„So! Sie weiß von nichts. Ich möchte wetten, dass ich sagen kann, weshalb Sie heute wieder kommt!“

Die Frau senkte die Augen.

„Nun, da hat man’s! Sie war erst vor vierzehn Tagen hier. Was hat Sie denn schon wieder da zu schaffen?“

„Ich – ich – ich habe nur mit dem Berthold zu reden.“

„Von was denn?“

„Von – von – ich wollte...“

Sie stockte.

„Geld!“, fiel er ein. „Nicht wahr, er soll schon wieder Geld schaffen?“

„Ja, ich brauche etwas“, presste sie hervor.

„So, so! Also hab ich’s erraten. Ich möchte nur wissen, wozu Sie so oft Geld braucht!“

„Das letzte Mal war es für Abgaben, heute ist es für Zins.“

„Und wofür wird es morgen sein? Denn es wird nicht lange dauern, so ist Sie schon wieder da. Sie ist der Blutegel, der sich an den Sohn hängt und ihn aussaugt, solange es etwas zu holen gibt. Und er ist auch so dumm, Ihr alles zu geben, jeden Kreuzer seines sauer erworbenen Lohns. Das ist die eine Mucke von ihm, die ich nicht leiden kann. Wohin soll das führen? Bei mir muss ein Knecht tüchtig arbeiten, aber er bekommt auch einen tüchtigen Lohn. Da verlange ich Sparsamkeit, dass es die Kerls auch zu etwas bringen. Schau Sie dorthin an den Tisch! Sie alle, die dort sitzen, haben ihren Lohn bei mir stehn. Ihr Sohn aber hat kein Guthaben. Er hat sich alles auszahlen lassen und Sie trägt es heim. Wofür? Für Zins und Abgaben? Das macht Sie mir nicht weis. Sie lebt wohl gern ein bisschen gut? Und da Sie nicht viel verdient, so muss der Sohn herhalten? Stimmt’s?“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!