Deutschland auf der Couch - Stephan Grünewald - E-Book

Deutschland auf der Couch E-Book

Stephan Grünewald

4,4

Beschreibung

Was kommt dabei heraus, wenn man tausende Deutsche auf die Couch legt und sie nach ihren Wünschen, Hoffnungen und Ängsten befragt? Eine aufschlussreiche Gesellschaftsanalyse und ein Aufruf zur Veränderung.

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LESEPROBE

Grünewald, Stephan

Deutschland auf der Couch

Eine Gesellschaft zwischen Stillstand und Leidenschaft

LESEPROBE

www.campus.de

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2006. Campus Verlag GmbH

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E-Book ISBN: 978-3-593-40197-3

|7|Einleitung

Leben wie im Hamsterrad – eine Gesellschaft in überdrehter Erstarrung

Politiker, Ökonomen und Soziologen haben sich in der jüngsten Vergangenheit intensiv Gedanken gemacht, wie der Zustand Deutschlands zu beschreiben ist. Im Gespräch sind dabei die schwindende Bevölkerungszahl, die ökonomische Krise, die globalen Kräfteverschiebungen und die Bedrohungen, die davon für unser Land ausgehen.

Selten geraten die Menschen ins Blickfeld. Man stellt lediglich fest, dass sie gerne jammern, verunsichert sind, zu wenig Initiative zeigen, die Lage zu verändern – das ist ärgerlich, aber auch wenig verwunderlich angesichts der oben beschriebenen großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Jeder einzelne weiß allerdings, dass damit nur ein Teil der Erklärung geliefert ist für dieses Unbehagen, das wir tagtäglich empfinden – für dieses Gefühl, rastlos dem Glück und den Anforderungen des Lebens hinterherzujagen und gleichzeitig nicht vom Fleck zu kommen. Die Welt dreht sich scheinbar immer schneller und dabei eröffnen sich immer mehr Schauplätze, neue Aufgaben und Anforderungen entstehen, denen man gleichzeitig gerecht werden muss. Wie in einem Hamsterrad: Man plagt sich Tag für Tag ab, fühlt sich immer atemloser und spürt dann irgendwann entgeistert, dass man sich nur im Kreis gedreht hat.

Die gesamte Gesellschaft und nicht nur der Einzelne ist in den letzten Jahren in einen Zustand überdrehter Erstarrung geraten. Auch der erwartungsvolle Blick auf die Politik führt nicht aus dieser Lage heraus. Die Politiker, ganz gleich welcher Partei, liefern weder eine entschiedene Richtungsbestimmung, noch eine klare Zukunftsvision. Jeden |8|Sonntgabend kann man in der Polit-Talkshow Sabine Christiansen einen Tatort rotierender Richtungssuche und ständiger Schuldverschiebung besichtigen: Schuld sind mal die starren Gewerkschafter, mal die raffgierigen Vorstände, mal die wankelmütigen Menschen, mal die privilegierten Beamten. Die Kritik am ungebremsten Kapitalismus findet ebenso Beifall wie die Kritik an der Kapitalismuskritik. Dabei entsteht zwar Bewegung – wie beim Schunkeln mal nach links, mal nach rechts – , jedoch ohne wirklich von der zu Stelle kommen. Und viele schauen diesem Treiben Woche für Woche zu und hoffen insgeheim: Beim nächsten Ruck nach links oder rechts, spätestens beim nächsten Regierungswechsel, wird alles besser.

Was ist das für eine Gesellschaft, die solch eine überdrehte Form des Stillstandes erzeugt? Wieso entwickeln die Jugendlichen keine revolutionären Zukunftsutopien mehr? Warum ist der Generationenkonflikt und damit der Motor gesellschaftlicher Weiterentwicklungen abgewürgt? Woran liegt es, dass in Deutschland seit Jahren Reformanstrengungen scheitern? Wieso fühlen sich die Menschen trotz dieses gesellschaftlichen Tatenstaus so ausgelaugt und erschöpft? Diese Fragen lassen sich nur durch einen längst überfälligen Perspektivwechsel in der gesellschaftlichen Selbstreflexion beantworten. Ein wirkliches Umdenken und ein neues Handeln können nur in Gang kommen, wenn man die psychologische Dimension unserer mitunter widersprüchlichen Ängste und Verhaltensweisen in den Blick rückt.

Der psychologische Blick

Als Psychologe, der seit zwei Jahrzehnten den Zustand unserer Kultur erforscht, erscheinen mir viele der bisherigen Betrachtungen über die Reforunwilligkeit unserer Gesellschaft als zu kurz gegriffen. Denn sie analysieren nicht konsequent die seelischen Bedingungen, die den gesellschaftlichen Stillstand produzieren. Erst eine tiefgreifende Analyse der psychologischen Verfassung unserer Gesellschaft schafft die Voraussetzung für einen Aufbruch aus dem derzeitigen Tatenstau. Dieses Buch soll durch den psychologischen Blick auf unsere Lebenswirklichkeit ein vertiefendes Verständnis der seelischen Mechanismen |9|eröffnen, die nicht nur den Einzelnen, sondern die ganze Gesellschaft lahmlegen.

Ich stütze mich dabei auf über 20000 psychologische Tiefeninterviews, die das rheingold-Institut im Rahmen seiner Kultur-, Markt- und Medienforschung in den letzten Jahren durchgeführt hat. In Studien für Verlage, Fernsehsender, für die Industrie und für öffentliche Träger geht das Institut den psychologischen und oft unbewussten Hintergründen des Verhaltens von Zuschauern, Lesern, Wählern oder Verbrauchern nach. rheingold untersucht dabei die Lebenswirklichkeit der heutigen Jugendlichen, das Selbstbild der Männer und der Frauen in unserer Gesellschaft oder die seelischen Probleme, die mit dem Älterwerden und dem Übergang ins Seniorenalter verbunden sind. Die vielfältigen Auftragsstudien zum generellen Konsum-, Ernährungs- oder Medienverhalten der Bevölkerung habe ich ebenso in das Buch einbezogen, wie die regelmäßigen Studien zur Entwicklung des Kulturklimas rund um die Jahrtausendwende, die rheingold in Eigenregie durchführt und selbst finanziert.

Der psychologische Blick erfordert in der Forschung einen unkonventionellen, das heißt intensiveren, teilnahmsvolleren und tieferen Zugang zu den Sehnsüchten und Ängsten, die unseren Alltag bewegen. Konventionelle Forschungsinstrumente wie Fragebögen oder standardisierte Interviews leisten diesen Zugang zum Menschen nicht. Sie sind Teil der gesellschaftlichen Stilllegung. Sie pressen den Menschen in vorgegebene Fragen und Antwortkategorien. Sie dienen dazu, möglichst schnell und effizient Meinungen oder Präferenzen in harten, aber nackten Zahlen auszudrücken. Dadurch beschränken sie aber den lebendigen Ausdrucksspielraum der Menschen. Das wirkliche Leben ist nicht so klar, eindimensional und glatt, wie es die Daten und Statistiken suggerieren. Es ist vielmehr bestimmt durch Widersprüche, durch Übergänge und Zwischentöne, und durch paradoxe Verhältnisse.

Wenn wir bei rheingold sagen, dass wir die Menschen »auf die Couch legen«, steht das für einen anderen Weg, die Menschen in Deutschland zu verstehen: Ein Psychologe nimmt sich mindestens zwei Stunden Zeit für ein Tiefeninterview und tritt mit dem Befragten eine gemeinsame »Forschungsreise« an, bei der auch die peinlichen, unerwünschten oder unbewussten Wirkungskräfte beleuchtet werden, die unser Leben mitbestimmen|10|. Dabei sitzen die Beteiligten zwar, aber es eröffnet sich wie beim Psychoanalytiker ein vertrauensvoller Raum, in dem die Menschen unzensiert alles zur Sprache bringen können, was sie bewegt und was ihnen zum jeweiligen Thema einfällt.

Anfangs bewegen sich diese Einfälle natürlich immer auf einer eher oberflächlichen und rationalisierenden Ebene: Man präferiert eine Partei oder eine Marke aus Tradition oder weil sie den persönlichen Geschmack trifft. Man hat keine Probleme mit seiner Rolle als Mann, da man ja ein ganz normaler Mensch ist. Man putzt die Wohnung, weil man Wert auf Hygiene legt. Diese Ebene einfacher und sozial erwünschter Erklärungen lässt sich nur aufheben, an dem die Menschen immer wieder motiviert werden, ausführlich und minutiös ihren konkreten Lebensalltag zu beschreiben: Was war das für ein Tag, an dem man wie wild die Wohnung geputzt hat? Welche Bilder oder Stimmungen verbindet man mit einer Marke oder einer Partei? Wie sah die letzte Situation aus, in der man als Mann um eine Frau geworben hat?

Der Psychologe übernimmt dabei den oft anstrengenden Part der Reiseleitung. Er hakt nicht einfach die Antwort ab, sondern er bewegt sich mit und lässt sich auf die oft dramatischen Schicksalswendungen oder befremdenden Alltagsprobleme ein, die im Interview ausgebreitet werden. Gleichzeitig versucht er von seinem psychologischen Konzept1 her, den Prozess des Interviews so zu intensivieren, dass die verdeckten Widersprüche und Spannungen zur Sprache kommen. Neben den konkreten Erzählungen achtet er dabei auch auf die Atmosphäre im Interview, auf die Gesprächsdynamik, auf Mimik oder Fehlleistungen. Das ermöglicht ihm, die geheime Logik und den tieferen Sinnzusammenhang besser hervorzuheben, der zwischen den Zeilen anklingt und mitschwingt.

Ein gutes und produktives Tiefeninterview zeichnet sich dadurch aus, dass sich der Psychologe anschließend ein anschauliches Bild vom Alltag seines Interviewpartners machen kann – ein Bild, das man beinahe riechen, schmecken und tasten kann und das die oft komischen und verrückten Abgründe des Alltags verstehbar macht. Der Interviewte wiederum hat nach einem guten Interview das verblüffende Gefühl, sich selbst auf die Schliche gekommen zu sein und das eigene Verhalten besser zu verstehen.

|11|In den zahlreichen Interviews, die meine Kollegen und ich in den letzten Jahren durchgeführt und analysiert haben, verdichten sich immer wieder zwei Erkenntnisse. Erstens: Erstaunlich viele Menschen kämpfen derzeit mit ähnlichen Grundproblemen. Egal ob Manager, Politiker, Arbeitnehmer, Mütter oder Studenten: Verschiedenste gesellschaftliche Gruppen beschreiben ein ähnliches Gefühl lähmender Orientierungslosigkeit, sprechen von diffusen Zwängen oder Zuständen hektischer Betriebsamkeit. Es macht daher auch wenig Sinn, bestimmte gesellschaftliche Gruppen als Symptomträger zu stigmatisieren oder sie zum Hauptschuldigen an der gesellschaftlichen Misere zu erklären. Ich betrachte die beschriebenen gesellschaftlichen Phänomene vielmehr als Ausdruck eines kollektiven, übergreifenden Wirkungszusammenhangs. Ganz wichtig dabei: Der Zustand der überdrehten Erstarrung, der aus psychologischer Sicht durchaus als eine gesellschaftliche Neurose verstanden werden kann, ist nicht wie eine Plage oder Krankheit über unsere Gesellschaft hereingebrochen. Wir haben ihn vielmehr – ohne es zu wissen und wirklich zu wollen – aktiv herbeigeführt. Wir haben uns im Laufe mehrerer Jahrzehnte und vor allem seit Beginn der neunziger Jahre systematisch stillgelegt und vom wirklichen Leben entfremdet. Diesen Verlust spüren wir jetzt deutlich und schmerzhaft.

Der Traum vom Paradies und der Verrat der Entwicklung

In den folgenden Kapiteln zeichne ich Schritt für Schritt den dramatischen Prozess nach, der in den heutigen Entwicklungsstillstand hineingeführt hat. Meine zentrale These: In den sicheren, satten und von unbeirrbarem Wachstumsoptimismus geprägten neunziger Jahren haben wir eine Idealvorstellung vom Leben entwickelt, die paradiesische Züge trägt. Das Leben schien ein nie endender Strom berauschender Glücksverheißungen zu sein, ständig bot sich die Möglichkeit, privat oder beruflich wieder neu anzufangen. Vitalität, jugendliche Schönheit, erotische Ausstrahlung sind genauso zum Sinnbild für Erfolg und Lebenssinn geworden, wie die materielle Rundumversorgtheit, ein ausgefülltes Freizeitleben und jährlich mehrere Urlaubsreisen. Der Glaube, dass |12|man das Paradies bereits auf Erden verwirklichen könnte, wurde zu einer unbewussten Ersatz-Religion, die unsere Haltung zum Leben radikal verändert hat.

Vorbei sollten die Zeiten sein, in denen das Leben ein Kreislauf mit zahlreichen Höhen und Tiefen ist. Das Leben sollte sich nicht mehr in einer festgelegten Schicksalsspur aufreiben, abnutzen und erschöpfen. An die Stelle dieses analogen Modells vom Leben ist ein neues Lebensideal getreten, das den Zugriff auf alle Lebensmöglichkeiten gewähren soll. Auf Knopfdruck soll mühelos jede verheißungsvolle Glücksoption angesteuert und endlos wiederholt werden können. Schmerz, Hinfälligkeit, Altern und Tod – das sollte im neuen Lebensideal nicht mehr vorkommen. Schicksal kann zu Einschränkungen führen; auch das sollte der Vergangenheit angehören. Die krumme Nase soll uns ebenso wenig den Alltag vermiesen, wie die schlechte Laune. Jeder physische oder psychische Zustand soll daher wieder rückgängig gemacht oder nach eigenem Gusto gesteuert werden können.

Dieses Lebensideal markiert den innersten Kern des gesellschaftlichen Stillstandes. Denn: Eine Gesellschaft, die davon träumt, ewig jung zu sein, bleibt ewig unreif. Sie wandelt und entwickelt sich nicht mehr. Sie will auch keine Risiken mehr auf sich nehmen oder sich beherzt und leidenschaftlich den Unwägbarkeiten des Schicksals stellen.

Das gleichgültige Leben ohne Leidenschaft und Lebensbilder

Der vielleicht augenfälligste Ausdruck des neuen Lebensideals ist eine coole Gleichgültigkeit, mit der die Menschen heute der Welt begegnen. Das Leben hat in den letzten beiden Jahrzehnten an Sinnlichkeit und Leidenschaftlichkeit verloren. Man möchte sich aus der Unmittelbarkeit und Schmerzlichkeit des Lebensgetriebes herausziehen, um ein ungebundenes, springlebendiges, immer glückliches Leben zu führen. Am liebsten würde man das eigene Leben wie ein Fernsehspiel betrachten – aus einer distanzierten Beobachterposition, mit der Fernbedienung in der Hand. Alles, was einen beunruhigen, aufregen, ärgern oder packen könnte, wird weggezappt. Es gibt nicht nur dieses eine Programm, den |13|einen Sinn, die eine Lebensaufgabe oder die eine Wahrheit. Alles ist letztendlich gleich gültig und gleichberechtigt und damit gleichermaßen wählbar oder abwählbar.

Ein Vorteil der coolen Gleichgültigkeit könnte sein, dass der Mensch und die Gesellschaft flexibler und toleranter werden. Man ist nicht mehr auf einen Lebensentwurf, eine Ideologie oder einen Glauben festgelegt. Das ganze Leben ist entideologisiert und von den Fesseln der Moral, der Werte und der Dogmen befreit. Mit wem man lebt und wie man lebt, erscheint als eine rein persönliche Geschmacksfrage.

Schmerz und Betroffenheit liegen hinter uns, eine Welt voller Wahlmöglichkeiten vor uns – kein Wunder, dass wir diesem Lebensideal nacheifern. Gleichzeitig zahlen wir einen hohen Preis: Der coole Mensch hat seine Leidenschaften abgelegt und damit seinen primären seelischen Antrieb abgewürgt: Für ihn gibt es kein gültiges Ziel und keine wirkliche Mission mehr, für die sich Einsatz, Opfer und Schmerzen lohnten. Er kommt nicht von der Stelle, sondern er rotiert in der endlosen Vielfalt gleich gültiger Glücksoptionen. Und dies fühlt sich paradoxerweise alles andere als cool an.

Das Scheitern der Neuanfänge und die Visionstabuisierung

In diesem überdrehten und überforderten Zustand wächst die Sehnsucht vieler Menschen nach einer verbindlichen Orientierung und Hierarchisierung des Lebens. Die Menschen stellen sich unbewusst die Frage, wie sie zu einer Leitlinie finden können, die eine klarere Ausrichtung in ihr Leben bringt. Sie wollen wissen, was wirklich wichtig ist und welche Sinnperspektive man den eigenen Kindern in der Erziehung vermitteln soll.

Aber weder die Politik noch die Religion oder Philosophie können derzeit ein attraktives Leitbild oder eine Zukunftsvision zeichnen. Die Sehnsucht nach Neuanfang bleibt unerfüllt. Die Menschen spüren zwar aufgrund der sich verschärfenden gesellschaftlichen Krisen einen ungeheuren Veränderungsdruck, aber sie haben keine Vorstellung, wohin die Reise gehen soll. Ohne eine Vorstellung von der Zukunft klammert |14|man sich ganz selbstverständlich an bestehende Rechte, Versorgungsleistungen, Privilegien oder Subventionen. Der private Konsum wird ebenso eingeschränkt wie wirtschaftliche Investitionen.

Die Gesellschaft befindet sich heute in einem Teufelskreis. Das packende visionäre Leitbild fehlt. Und wir tun uns auch viel schwerer als unsere europäischen Nachbarn, eines zu entwickeln oder uns für eines zu begeistern, denn nach verheerenden geschichtlichen Ereignissen haben die Deutschen Angst, dass eine begeisternde Vision oder Sinnrichtung wieder in blinde und vernichtende Besessenheit umschlagen könnte. Große Zukunftsentwürfe und die damit verbundene gemeinsame Aufbruchsstimmung werden als uncool und gefährlich erlebt. Sie widersprechen dem Prinzip der souveränen Gleichgültigkeit. Man fürchtet, dass sich ein deutsches Wirgefühl und eine nationale Kraftentfaltung wieder in blinden Nationalismus verkehren könnten. Stillstand mit Gewissheit ist daher eher zu ertragen als der Aufbruch ins Ungewisse. Wir ziehen es vor, mit blinder Beharrlichkeit an dem Traum vom Paradies auf Erden festzuhalten, obwohl er sich längst als eine uneinlösbare Illusion der neunziger Jahre entpuppt hat.

Der Preis, den wir für das Festhalten bezahlen, heißt fortschreitender Verlust der Alltagskompetenz. Viele Menschen verlieren die Fähigkeit, Erfüllung im Lebensalltag zu finden. Kein Wunder: Gegenüber der Vorstellung einer Lebensspirale, die sich immer weiter nach oben dreht während wir gleichzeitig rundum versorgt sind, wirkt der normale Lebensalltag lediglich blass und grau. Auf der Couch des Psychologen wird immer wieder deutlich, wie sehr sich die Menschen insgeheim von ihrem Alltag betrogen fühlen und sich dadurch wieder selbst um die Glücksmöglichkeiten und den Reichtum des Alltags betrügen. Dem Alltag wird vorgeworfen, dass er eben nicht das Höchstmaß an Glück und Erfüllung beschert, das uns doch eigentlich zustünde. Die gärende Unzufriedenheit mit der alltäglichen Mühsal der Arbeit, der Erziehung, der Haushaltsführung oder Beziehungspflege führt dazu, dass das wirkliche Leben vertagt wird. Der Alltag wird nur lieblos und mit routiniertem Stakkato abgewickelt. Dabei liegt man ständig auf der Lauer und sehnt sich nach Erlösung und Erfüllung. Das wirkliche Leben scheint anderswo auf uns zu warten: am Wochenende, im Urlaub oder wenn wir in Rente sind.

|15|Das simulierte Leben und der Mensch als behindertes Kunstwerk

Die Gefühle der Ohnmacht und Hilflosigkeit, der spürbare Verlust von Sinn und Sinnlichkeit sind nur auszuhalten, indem wir uns – vor allem in der Freizeit – in einem simulierten Leben einrichten. Das Gefühl, bei hoher Drehzahl stillgelegt zu sein, lässt sich vergessen, wenn man im Kino oder zu Hause vor dem Fernseher an einem einzigen Abend zweimal die Welt rettet. Die Einschläge und Explosionen, die abendlich beim Actionfilm aus den wattstarken Lautsprechern dringen, vermitteln das Gefühl, das Grollen und Beben des Schicksals hautnah zu spüren.

Fußball, Formel 1 oder die täglichen Börsenkurse werden nicht mehr nur als unterhaltsames Spiel, Sport oder Geschäft betrachtet. Sie werden zum dramaturgischen Lebenselixier und zur Schicksalsinfusion einer stillgelegten Gesellschaft. In einer fieberhaft anmutenden Besessenheit verfolgen die Fußball- oder Formel-1-Fans die Siege und die Niederlagen ihrer Helden. Die ganze Schicksalstiefe des Lebens ballt sich für sie in einem 90minütigen Drama zusammen. Anschließend kann man via Telefon, Internet oder Pay-TV auf Tastendruck auch noch sexuelle Entspannung finden. Für einen kleinen Moment kann man sich dem Gefühl hingeben, ein orgiastisches und sinnlich erfülltes Leben zu führen. Neben den Sexangeboten wächst aber auch die (Sehn-)Sucht nach Stimmungsdrogen. Das Fernsehen wird ebenso wie Drogen, Rauschmittel oder Alkohol immer häufiger dazu eingesetzt, sich genau in die Stimmung zu bringen, die den persönlichen Lebensalltag erträglich macht.

Für einen Aufbruch aus diesem stillgelegten und entwirklichten Leben ist es allerdings noch nicht zu spät. Nicht nur bei der Jugend artikuliert sich immer stärker eine Sehnsucht nach einem greifbaren und für den Einzelnen verwirklichbaren Lebenssinn jenseits der Simulationen und der medialen Superstarträume. Quer durch die Generationen wächst die Bereitschaft, sich den seelenlosen Abstraktionen und bürokratisch-wirtschaftlichen Formalismen zu widersetzen, die das Leben so sinn- und inhaltsleer erscheinen lassen. Neue anarchische Formen der Kommunikation und Vernetzung entstehen, in denen unterschiedlichste Menschen bereit sind, sich wieder intensiv darüber |16|auszutauschen, was für sie das Leben wichtig macht. Bereits während der Flutkatastrophen hat sich gezeigt, wie groß die Bereitschaft zum Gemeinsinn und zu aktiver Mitgestaltung ist, wenn sie mit einer nachvollziehbaren Sinnstiftung verbunden ist.

Das Abenteuer Alltag wird wieder als Herausforderung erlebt. Es erwacht die Lust, das kleine Einmaleins des Lebens einzuüben und Kochen, Streiten, Erziehen oder die Beschäftigung mit sich selbst (neu) zu erlernen. Den Mut zum wirklichen Leben können wir wieder erlangen, wenn wir die lebensfeindlichen Glücks-, Perfektions- und Coolnessansprüche unserer Kultur in Frage stellen und umgestalten. Wir – die Menschen und die Gesellschaft – sind weder gottgleich, noch vollkommen, sondern ein behindertes Kunstwerk: unerschöpflich in der Vielfalt unserer sich endlos wandelnden Lebensformen, aber doch eingeschränkt durch die ewigen Mächte des Schicksals und der Vergänglichkeit. Es geht nicht darum, die Moderne oder die Technik zu verteufeln, sondern darum auch in der Moderne unsere menschlichen Grenzen und unsere seelischen Existenzbedingungen zu akzeptieren.

Von daher lade ich Sie mit diesem Buch zu einer psychologischen Forschungsreise in die abenteuerlichen und tragikomischen Gefilde unserer Lebenswirklichkeit ein. Wir werden Zug um Zug die Gründe und Hintergründe erkunden, die die Gesellschaft in den »neurotischen« Zustand der überdrehten Erstarrung hineingeführt haben. Dabei werden wir besser und tiefer verstehen, was uns und unsere Gesellschaft stillgelegt hat und wie wir wieder in Bewegung geraten und einen wirklicheren und erfüllteren Lebensalltag zurückgewinnen.

|17|Kapitel 1

Der Verlust der Leidenschaft

Die coole Gleichgültigkeit als Lebensprinzip 

Die subtile Revolution der Jugend

Manche Revolutionen sickern schleichend in unseren Lebensalltag ein. Wir bemerken sie erst gar nicht, und doch verändern sie unsere Wahrnehmung und unsere Haltung zur Welt. In den neunziger Jahren hat sich eine Lebenshaltung ausgebildet, die man als coole Gleichgültigkeit beschreiben kann. Diese ebenso coole wie gleichgültige Lebenshaltung hat die Art und Weise, wie wir heute uns und der Welt begegnen in einem weitaus größeren Maße revolutioniert als die Jugendbewegung der 68er. Das ist allerdings bislang nicht wirklich aufgefallen, weil die Umwälzungen der Neunziger-Jahre-Jugend äußerst subtil abliefen. Diese Jugendlichen waren ungemein virtuos in ihrer gesellschaftlichen Anpassung. Die Subversion dieser Generation spielte sich unter der wahrnehmbaren Oberfläche ab.

Viel plastischer und greifbarer war hingegen die Studentenrevolte ein Vierteljahrhundert zuvor. Die Bilder von langhaarigen Jugendlichen, die parolierend und skandierend Straßen, Schulen, Universitäten und Kaufhäuser erstürmten, verletzten alle damaligen ästhetischen Konventionen. Die Straßenschlachten, Steinwürfe, umgekippte Autos, die vorrückenden Polizei-Hundertschaften und sich trotzig einhakende und vorpreschende Jugendliche haben sich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt – auch weil diese ungestümen Bilder weitaus besser in unser Revolutions-Schema passen, als die subtilen Marotten der Neunzigerer-Jahre-Jugend. Der Reichtum an Bildern ist der tiefere Grund dafür, dass wir heute immer noch die 68er-Generation als einzige, vorbildliche und letzte Jugendbewegung sehen.

Die Jugend der neunziger Jahre konnte und kann in keiner Weise mit |18|vergleichbar packenden Bildern auf sich aufmerksam machen. Sie wirkt auf den ersten Blick eher angepasst und konventionell. Wir müssen daher tiefer in das seelische Getriebe dieser Generation blicken, um Anhalte für meine These zu finden, dass gerade diese unterschätzte Generation unsere Lebenshaltung so radikal revolutioniert hat.

Als Massenphänomen ist uns in der Forschung die coole Gleichgültigkeit erstmals begegnet, als wir uns im Jahre 1994 in einer tiefenpsychologischen Studie mit der damaligen Jugend beschäftigt haben, die ich daher im Folgenden als 94er-Jugend bezeichnen werde. In den zweistündigen Interviews mit den damaligen Jugendlichen fiel auf, dass die jungen Leute kein explizites Feindbild hatten. Sie gaben sich meist sehr offen, tolerant und liberal. Auch die Eltern, vor allem die Väter oder auch die Lehrer, an denen sich die junge Generation sonst gerne reibt, kamen überraschend gut weg. Man begegnete den Älteren mit einem gütigen Verständnis und einer freundlichen Milde, die den im Generationskampf klassisch geschulten Psychologen seltsam fremd und unangemessen |19|vorkam. Es schien in den Familien oder Schulen keine grundsätzlichen ideologischen Konflikte, keinen erbitterten oder verbitterten Dissens über weltanschauliche Belange mehr zu geben. Beherrschte zwanzig oder fünfzehn Jahre zuvor noch die radikal andere Sicht auf politische Inhalte den Generationenstreit, so wurde jetzt ein ebenso friedliches, wie bequemes Einvernehmen zwischen den Generationen behauptet.

|18|

Die Protestaktionen der 68er-Bewegung waren an der Oberfläche des gesellschaftlichen Lebens sichtbar.

|19|Hinter dem offensichtlich friedlichen Einverständnis hatte sich jedoch eine subtile Art der Auseinandersetzung und der Abrechnung entwickelt, die mit der weichen Waffe des Witzes und der Ironie ausgetragen wurde. Die Väter wurden von den jungen Leuten nicht offen kritisiert, sondern im Kreis der Clique karikiert. Ansatzpunkt der Ironisierungen war meist die demonstrative Betroffenheit der Väter oder zuweilen auch der Mütter. Die erwachsene Welt führte zwar Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre ein sattsames, zufriedenes und meist politisch nicht (mehr) allzu bewegtes Leben. Aber hinter der Kohlschen Aussitzgefälligkeit wogten ständig die Wellen der Empörung, des Mitleids, des Weltschmerzes. Über alles schienen sich diese Erwachsenen erregen zu können: über die Zerstörung der Umwelt, über |20|Atomkraftwerke, über Hunger und Unterdrückung in der Dritten Welt, über die Verletzung des Tierschutzes und die Bedrohung vieler Tierarten, über den mangelnden Einsatz und die Inkompetenz der Politiker und zuletzt über das Verblassen der einstigen Ideale und die eigene politische Untätigkeit. Nichts in dieser Welt schien die Erwachsenen wirklich kalt zu lassen.

|19|

Die Jugendlichen in den neunziger Jahren setzten sich auf subtile Weise mit ihren Eltern auseinander.

|20|Der süßlich-bittere Duft der Betroffenheit und des Weltschmerzes, den die erwachsene Welt aus Sicht der Neunziger-Jahre-Jugend beständig aussonderte, nervte und belustigte die jungen Leute. Zum Teil hatten sie auch Mitleid mit ihren Eltern, die sich ständig so uncool über die Verhältnisse in der Welt erhitzen konnten. Sie rebellierten nicht offen gegen die Eltern, denn irgendwie hatten die Eltern ja Recht mit ihren zeit- und gesellschaftskritischen Anwandlungen. Aber sie rümpften in der Clique oder im Freundeskreis amüsiert die Nase über die demonstrative Erregtheit der Eltern. Wie jede Jugendgeneration suchten sie einen Ansatzpunkt, wie sie der Welt anders gegenübertreten konnten als diese komischen Eltern, die man zwar liebte, von denen man sich aber auch abgrenzen und emanzipieren wollte. Sie suchten einen Drehpunkt, der ihnen helfen konnte, eine eigene Identität, ein andersartiges Selbstverständnis und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Und schließlich wurde das uncoole Weltleid der Eltern- und Lehrergeneration für sie zum Ansatzpunkt eines Gegenentwurfs: »Wir haben eine andere und souveränere Lebens-Haltung. Wir lassen uns nicht so leicht erregen, denn wir bleiben in allen Lebenslagen viel cooler und abgeklärter als die Erwachsenen.«

Die uncoole Unterdistanz der Erwachsenen

Die Coolness markierte fortan den höchsten und vorbildlichsten Daseins-Zustand, den es für die Jugendlichen zu erreichen gab. Aber was verbirgt sich psychologisch hinter der gängigen Formel des Coolen? Übersetzt bedeutet cool kühl, was eher uncool klingt, uns aber auf die richtige Fährte führt. Man bewahrt in jeder Situation des Lebens einen kühlen Kopf. Man reagiert auf das, was einem widerfährt, nicht hitzig oder in südländischer Leidenschaft, sondern kalt, nordisch abgeklärt |21|und leidenschaftslos. Unsere Seele ist auf eine niedrigere Betriebs-Temperatur heruntergefahren und dieser Zustand garantiert, dass wir nicht heißlaufen oder explodieren. Man wahrt die Fassung, bleibt ungerührt, die aufwallenden Aufregungen, die diffusen Ängste, aber auch die drängenden Begierden und Begeisterungen kochen nicht hoch. Sie bleiben zumindest augenscheinlich in einem so wohl temperierten Zustand, dass man – überlegen – überlegen kann, was die angemessene Reaktion in dieser Situation ist. Dennoch ist man nicht gefühlskalt oder wirklichkeitsblind. Man registriert genau, was in der Welt alles schief läuft. Man realisiert natürlich, dass man in Ängste gerät, wütend wird, dass die Lust erwacht, aber man lässt sich davon nicht mitreißen. Man wahrt eine interessierte aber distanzierte Position, die es ermöglicht, jederzeit Herr der Lage zu sein.

Die unfreiwillige Komik, die entstehen kann, wenn diese distanzierte und coole Position nicht eingenommen werden kann, beschreibt der Psychoanalytiker Ernst Kris in seinem Aufsatz über die ästhetische Illusion:

Ein einfacher und rechtschaffener Bauer hat sein ganzes Leben in einer entlegenen ländlichen Gegend verbracht. Eines Tages entschließt er sich zu einem Ausflug in die Stadt und besucht abends ein Theater. Er verfolgt ein aufregendes und mitreißendes Stück. Der sympathische Held des Stücks ist auf der Höhe seines Ruhms angelangt, als er von einer feindlichen Gruppe bedroht wird. Die Feinde werfen ihm vor, er strebe die Alleinherrschaft im Reich an und wolle die verfassungsmäßigen Rechte des Volkes verletzen. Der Bauer ist auf der Seite des Helden, denn er ist angetan von seiner Größe und seiner Offenheit. In dem Augenblick, in dem dieVerschwörer auf den Helden zugehen, um ihn zu erdolchen, reißt es den Bauer erhitzt von seinem Sitz. Er hält es nicht länger aus, dem Sieg der Verräter über seinen Helden tatenlos zuzusehen und er entschließt sich einzugreifen: Er springt auf und ruft in Richtung Bühne: »Cäsar gibt acht, sie sind bewaffnet.«

Für die uncoole Haltung des Bauern prägt Kris den Begriff der »Unterdistanz«. Es gelingt dem Bauern nicht, eine abgeklärte Haltung zum Geschehen zu gewinnen. Er kann nicht zwischen Bühne und Wirklichkeit unterscheiden. Der fiktionale Schonraum bricht zusammen, der es ihm ermöglicht, erregt aber unbewegt, interessiert aber leidenschaftslos einem |22|Theaterstück oder Kinofilm zu folgen. Er sieht sich in eine unmittelbare Wirklichkeit hineinversetzt, die ihn zum Handeln auffordert.

Der überlegene Pragmatismus der Jugend

In einem ähnlich komischen, da uncoolen Zustand der Unterdistanz erlebten die 94er-Jugendlichen ihre ständig betroffenen Eltern: Sie springen ständig auf, protestieren oder lamentieren über Entwicklungen, die zwar schrecklich sind, die sie aber gar nicht unmittelbar betreffen. Es mag zwar politisch unkorrekt sein, dachten (unbewusst) die Jugendlichen, aber wieso soll ich mir Entwicklungen zu Herzen nehmen, die in der Dritten Welt geschehen und die keine direkten Auswirkungen auf mein Leben hier haben? Wieso soll ich mich über die drohende Klimakatastrophe erhitzen oder gegen das Waldsterben auf die Barrikaden gehen, wenn ich die Folgen in meinem Leben höchst wahrscheinlich nicht wirklich spüren werde? Wieso soll ich mich mit meinen Eltern streiten und – wie sie – bereits mit 18 ausziehen, wenn ich bis 30 noch umsonst bei ihnen wohnen kann und rund um die Uhr die familiären Versorgungs- und Verpflegungsleistungen in Anspruch nehmen kann?

Die Verhaltensweisen der Eltern erschienen den jungen Leuten nicht nur uncool, sondern auch wenig pragmatisch oder vernünftig. Die Toleranz und freundliche Milde, mit der die Jugendlichen der erwachsenen Welt begegneten war daher auch Ausdruck ihres Gefühls der Reife und Überlegenheit. Insgeheim trat in den neunziger Jahren eine Jugend-Generation auf den Plan, die sich erstmals viel erwachsener, vernünftiger und abgeklärter fühlte als die eigenen Eltern oder Lehrer. Die 68er begegneten ihren Eltern noch auf Augenhöhe. Man tolerierte ihre inhaltlichen Überzeugungen zwar nicht und fühlte sich ideologisch im Recht. Aber man wollte sein fehlgeleitetes Gegenüber überzeugen. Die Bekehrung der Gesellschaft, der Marsch durch die Institutionen fing damals bereits in der Familie an.

Die 94er hingegen begegneten den Eltern aus einer überlegenen Position: Mit einer augenzwinkernden Duldsamkeit toleriert und belächelt man die kindlichen Betroffenheitsarien der Eltern. Hätten die jungen Leute Kris gelesen, würden sie sich sogar wissenschaftlich in ihrer |23|coolen Überlegenheitspose bestätigt fühlen. Denn Kris charakterisiert die Unterdistanz als eine primitive beziehungsweise ursprüngliche Reaktion. Man findet sie bei kleinen Kindern, die nicht immer sicher zwischen Spiel und Realität unterscheiden können. Man findet sie aber auch in den Anfängen der dramatischen Kunst. Die frühen Theater in der griechischen Klassik kannten noch keine strenge Trennung von Bühne und Zuschauerraum. Alle, die an einer Aufführung teilnahmen, waren Schauspieler – sie wirkten, tanzten, sangen oder spielten mit.

Die Schmerzvermeidungsstrategie

Die coole Lebenshaltung der 94er-Jugend, die heute in der gesamten Gesellschaft zu finden ist, ist mehr als eine souveräne Überlegenheitspose. Sie ist eine unbewusste Schmerzvermeidungsstrategie, ein ebenso verzweifelter wie ultimativer Versuch, so etwas wie eine seelische Unverwundbarkeit herzustellen. In dieser tiefenpsychologischen Funktion des Selbstschutzes liegt die bis heute andauernde Attraktion der coolen Gleichgültigkeit begründet. Aber wieso braucht die Jugend der beginnenden neunziger Jahre diese Schmerzvermeidungsstrategie? War nicht in den frühen neunziger Jahren die Welt noch in Ordnung? Deutschland war gerade wiedervereinigt und kurz darauf Weltmeister geworden. Wachstum, Wohlstand und Zukunftssicherheit waren die beruhigenden Rahmenbedingungen für die Spaßkultur, die das jugendbewegte Leben in dieser Zeit prägte.

Aber gerade weil das Leben so voll, so prall, so bunt und vielfältig wie eine berauschende Party erschien, spürten die Jugendlichen die Gefährdungen. Schließlich waren sie umgeben von dieser erwachsenen Welt, die so uncool und so enttäuscht vom Leben war. Der Großvater ist zwar diszipliniert, aber desillusioniert. Der Vater schwärmt nur noch mit resignativer Wehmut von seiner politisch bewegten Vergangenheit. Der Onkel aus dem Osten, der vor Jahren noch ein glühender Verfechter des Sozialismus war, hockt depressiv und zurückgezogen in seiner Wohnung herum. Enthusiasmus und Lebensfreude konnten scheinbar schnell in Enttäuschung und Leid umschlagen. Um nicht selbst in schmerzvolle Wandlungen zu geraten, entwickelt jede Jugendgeneration |24|eine Art Schmerztheorie. Sie versucht, den wunden Punkt der Lebensführung ausfindig und dingfest zu machen. Kennt man ihn, kann man versuchen, sein eigenes Leben so zu gestalten, dass dieser Punkt nicht tangiert wird.

Der wunde Punkt des Lebens und damit die Quelle allen Schmerzes und allen Leids sah die 94er-Jugend darin, dass man mit aller Entschiedenheit auf ein bestimmtes Kultur- oder Lebensideal setzt. Ein Großteil der Generation der Großväter hat mit einer kollektiven Entschiedenheit bis zur Selbstaufgabe auf die Allmachtsideale des Nationalsozialismus gesetzt. Sie hat dadurch in unvorstellbarem Maße Schuld auf sich geladen und ist zudem zutiefst enttäuscht worden. Die Generation der Väter hat auf die APO-Ideale oder den Kapitalismus amerikanischer Prägung gesetzt und ist auch bitter enttäuscht worden. Die Verwandten im Osten haben auf den Sieg des Sozialismus oder auf die Befreiung vom Sozialismus gesetzt. Heute sind sie desillusioniert und zermürbt, weil der Sozialismus quasi über Nacht sang- und klanglos untergegangen ist. Die gewaltigen Hoffnungen in das neue und bessere System des Westens aber haben sich auch nicht erfüllt. Alle Kultur-Ideale, alle begeisternden Ideologien des 20. Jahrhunderts sind zusammengebrochen. Für die Jugend waren die schmerzlichen psychischen Folgen dieser Sinnzusammenbrüche trotz der Wohlstandsmaskierungen, trotz aller Versorgungs- und Auffangleistungen des Wohlfahrtsstaates immer noch spürbar.

Die Generation 94 gab sich deshalb äußerlich als souverän und dauer-beschwingt, aber sie litt auch darunter, in einer Welt zu leben, die ständig von Sinnzusammenbrüchen bedroht ist. Die geschichtliche Lehre, die sie zog, ist: Wenn man begeistert auf eine Idee setzt oder entschieden an ihr festhält, dann macht man sich entweder schuldig oder man verliert oder verrät seinen Lebenssinn und seinen Lebensinhalt. Ihr graute davor, dass sich irgendwann einmal die eigene Begeisterung, die eigene Leidenschaft in trostlose Verzweiflung und bleierne Enttäuschung verkehren könnte. Gab es nicht doch einen Weg, in dieser Welt schmerzlos und schuldlos erwachsen zu werden? Diese Frage bildete das geheime Leitmotiv, die verborgene Triebfeder der Jugend in den neunziger Jahren, und sie wurde zum Sinnbild unserer heutigen Gesellschaft: Wir wollen nicht mehr in diese schmerzlichen Sinnzusammenbrüche geraten, wir wollen uns in unserem Leben nicht schuldig machen|25|, indem wir einer Ideologie hinterherlaufen, die sich als falsch oder verhängnisvoll erweist. Wir hüten uns vor allem, was uns wirklich packen und begeistern könnte. Wir sind argwöhnisch im Hinblick auf alle Ideen, Ideale oder Wahrheiten, für die uns Eltern, Lehrer oder Politiker erwärmen oder begeistern wollen. Wir bleiben ewig cool. Denn unsere Coolness ist der beste Mechanismus, uns vor Leidenschaften oder Besessenheiten und ihren schmerzlichen Verkehrungen zu schützen. Der coole Mensch ist unverwundbar.

Relativitätstheorie der Wirklichkeit

Getragen von dem Wunsch, eine coole Abgeklärtheit zu wahren, entwickelte die Jugend zu Beginn der neunziger Jahre eine Relativitätstheorie der Wirklichkeit, die auch unser heutiges Denken bestimmt: Alles in dieser Welt ist relativ, es gibt keine absolute Wahrheit, keine letzten Gültigkeiten. Alles, was uns die Ideologien als Heilsweg verkaufen, ist nur eine Perspektive, eine Teilwahrheit unter vielen anderen gleichberechtigten Wahrheiten. Wahrheit ist kein Faktum, sondern eine Frage des momentanen Standpunktes. Es gibt auch keine ewigen Werte, sondern alles ist im Fluss und Wandel. Jeder – die Eltern, die Politiker, die gesellschaftlichen Gruppierungen – hat seine eigene Wahrheit. Die Welt zerfällt in tausend Einzelwahrheiten, die wie Werbespots oder Videoclips alle gleichermaßen legitim, faszinierend, schön und unvollkommen sind. Darum ist auch alles gleichermaßen wahr und unwahr, alles ist gleichermaßen gültig und ungültig.

Wenn alles gleich gültig ist, dann ist es auch klüger und angemessener, selber gleichgültig zu bleiben. Wieso soll man sich mit Leib und Seele für eine Sache engagieren, die sich doch irgendwann einmal als falsch oder unwahr erweist? Wenn es keine Wahrheit gibt, dann gibt es auch keine Täuschung und somit keine Enttäuschung. Wenn man nicht fest an eine Sache glaubt, dann gibt es auch keine Zweifel und folglich keine Verzweiflung. Was ich für richtig erachte, entspringt nicht einer höheren Gültigkeit, sondern einer situativen Evidenz und Stimmigkeit. Mein Handeln orientiert sich folglich nur an den konkreten pragmatischen Lebensnotwendigkeiten und nicht an einer hehren Programmatik|26|. Um also zum Beispiel ein spaßbewegtes Leben finanzieren zu können, ist es sinnvoll, zu Hause wohnen zu bleiben. Und es wäre grob fahrlässig, sich mit den Eltern zu überwerfen.

Die Relativitätstheorie der Jugend hat sich nicht in einem politischen Manifest niedergeschlagen, sondern sie manifestiert sich in der politischen Entideologisierung des Lebens. Aus der Perspektive der 68er erscheint diese Jugend als ewig defizitär, als sträflich unpolitisch und erschreckend antriebsarm. Dabei wird regelmäßig verkannt, dass diese Jugend von ganz anderen Kräften angetrieben wird, dass sie von einem ganz anderen Weltbild geleitet wird. Ihre Relativitätstheorie führt zwar zum Siechtum des politischen Diskurses, aber auch zu einer ungeahnten Blüte der Persiflage und der Karikierung.

Die jugendliche Kunst des Relativierens findet ihre höchste Erfüllung darin, alle und alles, was ihnen mit einem gewissen Ernst und Anspruch begegnet – Stars, Politiker, kirchliche Würdenträger – durch den Kakao zu ziehen und gegen den Strich zu bürsten. Nichts ist heilig, niemand hat ein Anrecht, dem subversiven Witz zu entgehen. Man scheut auch nicht davor zurück, sich selbst zu karikieren. Mit einer virtuosen Meisterschaft wird alles, was einen aufschrecken könnte, was einen nachdenklich oder traurig stimmen könnte ad absurdum geführt. Als Beispiel für diese neue Art des entdramatisierenden Humors, der jede Gültigkeit in eine Gleichgültigkeit verwandelt, ist mir ein Fernsehinterview mit Wigald Boning in Erinnerung geblieben. Boning wurde gefragt, woran er in dieser Welt am meisten leidet, welche Ereignisse ihn am meisten berührten. Er führte natürlich nicht die Kriege in der Welt, die Hungersnöte oder Aidsepidemien an, sondern das Problem der alten Autoreifen: Ihn würde es zutiefst traurig stimmen, wenn er am Wegesrand die ausrangierten alten Autoreifen sähe, die, obwohl sie jahrelang treue Dienste geleistet hätten, dann achtlos von ihren Herren weggeschmissen würden.

Seit der Mitte der neunziger Jahre brandete eine Comedy-Welle auf, die auch in den letzten Jahren weiter angewachsen ist. Das heutige Leben scheint nur noch erträglich, wenn am Abend all das wieder relativiert wird, was uns am Tage berührt und beschäftigt hat. Je mehr wir spüren, dass die wirtschaftliche und kulturelle Krise unsere Arbeitsplätze, unsere Schulen und unsere Familien betrifft, je stärker die Beunruhigung aufflammt und wir drohen, unsere coole und distanzierte Position |27|zu verlieren, desto stärker suchen wir die Flucht in der Relativierung. Bevor uns die Unruhe packt und nachdenklich macht, schalten wir den Fernseher ein und landen bei Stefan Raab, Harald Schmidt oder den sanften Nachttalkern, die uns in einen wohligen Zustand relativierender Beliebigkeit zurückbringen.

Das Leben als Fernsehspiel

Mit der Relativitätstheorie sicherte die Jugend der neunziger Jahre ihren Wunsch nach seelischer Unverwundbarkeit ab. Man kann schmerzlos und schuldlos erwachsen werden, wenn alles gleich gültig ist, wenn es also keine Idee gibt, der man beherzt und mit Leidenschaft folgen muss. Die coole Tour der Jugend ist jedoch beileibe kein jugendliches Randphänomen geblieben – wie oben bereits erwähnt. Sie hat im Laufe der Jahre auch die Erwachsenen und die gesamte Gesellschaft infiziert. Das liegt einerseits an den seelischen Vorteilen: Man reibt sich nicht im unmittelbaren Lebens- und Weltleid auf, sondern kann eine souveräne Distanz zum Leben einnehmen. Das liegt andererseits aber auch daran, dass wir heute ganz anders mit der Jugend umgehen.

Die Jugend ist spätestens seit den neunziger Jahren für die erwachsene Welt nicht mehr ständiger Reibungspunkt, sondern eher Vorbild. Die Jugend zeigt, was zu einem jung gebliebenem Leben dazugehört. Wenn man sich mit der Jugend gut versteht, wenn man den Musikgeschmack oder die Mode der Jugend aufgreift, hat man als Erwachsener fast schon den Beweis erbracht, dass man selbst jung geblieben ist. Das Ende des Generationenkonflikts liegt daher nicht allein in der zahmen und pragmatischen Jugend begründet, die lieber ironisiert als rebelliert. Das Ende des Generationenkonflikts hat vor allem damit zu tun, dass jugendliche Lebens- und Ausdrucksformen nicht mehr erbittert bekämpft, sondern freudig kopiert werden. Der Zensor und Sittenwächter früherer Jahrzehnte ist heute durch den Trendscout abgelöst worden. Seine Aufgabe ist es, immer durch den unübersichtlichen Dschungel der Jugendkultur zu streifen und Mode, Werbung und Establishment mit frischen Ideen zu versorgen.

Die eigentliche und geheime Revolution hat sich ganz ohne Demonstrations-Pathos |28|und politischen Kampf in unserer Alltagskultur durchgesetzt und unsere Haltung zur Welt weitreichend verändert. Das Leben ist doch nur ein Spiel, lautete die unbewusste Devise. Was wir machen, hat für uns keine Konsequenzen. Wir können uns alles mal – aus einer distanzierten Beobachterposition – anschauen, wir können alles mal mitmachen und ausprobieren, ohne dass das für uns verpflichtend wird.

Man zappt daher ständig zwischen unterschiedlichen Lebensbildern und vollzieht dabei virtuose Rollenwechsel. Ein 19jähriger Abiturient, den wir 94 befragten, bezeichnete sich eine Zeit lang als Heavy. In seiner Freizeit hörte er mit seiner Clique Heavy-Metal-Musik. Die Kleidung, die Interessen und die Handlungen wurden im Sinne dieser Musikrichtung ausgewählt. Nach drei Monten war diese temporäre Leidenschaft erloschen und er sprang auf den nächsten Trend: Jetzt war er »auf Satan«: Die Kreuze wurden umgedreht und er zelebrierte am Wochenende mit Gleichgesinnten schwarze Messen. Die Eltern waren beunruhigt, weil sie nicht erkannten, dass der junge Mann nur spielte und keineswegs mit Leib und Seele einer satanischen Sekte erlegen war. Nach einigen Monaten war dann auch diese Spukinszenierung wieder vorbei, jetzt wurde Basketball als Megasport entdeckt. Der junge Mann mutierte zum Basketball-Enthusiasten und verfolgte gespannt das Auf und Ab in der amerikanischen Basketball-Liga.

In den Kapriolen des Spiels und Ganzjahreskarnevals werden von der Jugend die großen Moden und Zeitströmungen der vergangenen Jahrzehnte durchgespielt. Die Hippies, die Sixties, die Elvis-Mode stehen wieder auf, aber nicht als lebensbestimmende Leidenschaften, sondern als grandiose Bühnenstücke, die nach ihrer erfolgreichen Inszenierung wieder abgesetzt werden. Und auch bei den 68ern wird die unbedingte Leidenschaft des politischen Engagements, die Hingabe an Ideale im Alltag oft nur noch als folkloristische Rückbesinnung gelebt.

Der Schonraum der Fiktion

Die coole Haltung, die die Jugend gegenüber dem Leben entwickelt hat, bezeichnet Kris als Überdistanz. Die Überdistanz ist eine seelische Vorraussetzung für einen Theater- oder Kinobesuch, der nicht in dem aufgebrachten |29|und empörten Eingriffswillen mündet, in den der Bauer bei der drohenden Ermordung Cäsars geraten ist. Im Theater ist die Überdistanz daher eine reife und hochentwickelte Haltung. Wir können uns interessiert und gerührt, aber dennoch gelassen und unberührt den abscheulichen, tragischen oder perversen Dingen zuwenden, die vor uns geschehen. Wir halten sogar die gruseligen Zuspitzungen und Verwandlungen eines Horrorfilms aus, weil wir uns immer wieder klar machen, dass wir nur Zeuge einer Inszenierung sind, und das Gesehene nicht wirklich auf uns übergreifen kann.

Die Überdistanz kann eine hochentwickelte Kulturleistung sein. Sie ermöglicht uns, eine um Verständnis und Klärung bemühte Beobachter-Position einzunehmen. Wir schaffen uns einen fiktionalen Schonraum, der uns vom Zwang der Handlung und von einem gefährlichen Übergriff der beobachteten Geschehnisse entbindet und gerade dadurch vertiefte Möglichkeiten der Erfahrung und der Erkenntnis ermöglicht. Wie stark die seelische Schutzfunktion dieses Schonraums sein kann, beschreibt Kris anhand einer Begebenheit im Zweiten Weltkrieg.

Eine amerikanische Marineeinheit ist auf einer der pazifischen Inseln stationiert. Die Stimmung ist still und gespannt, da man den Feind in sicherer Entfernung weiß und einen drohenden Angriff befürchtet. Plötzlich wird die Stille durch ein seltsames Stimmengewirr durchbrochen, das von einem Vorposten herüberschallt. Der Kapitän geht dem Lärm auf den Grund und findet einen Soldaten, der auf seinem Radio einen amerikanischen Kurzwellensender eingeschaltet hat. Bevor er dem Außenposten das lärmende Radiohören verbieten kann, ist er bereits von der Geschichte des Hörspiels gefangengenommen – sie handelt vom Außenposten einer Marinetruppe,die auf einer Insel im Pazifik einen japanischen Angriff erwartet.

Die Überdistanz kann also dazu führen, dass man gegenüber tatsächlichen Gefahren cool und unbetroffen reagiert, dann nämlich, wenn die inszenierte und die wirkliche Gefahr identisch sind.

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|38|Kapitel 2

Viele Rollen und der Zwang zur Perfektion

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|62|Kapitel 3

Wohin geht die Reise?

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|76|Die Suche nach dem Neubeginn

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|92|Kapitel 4

Die deutsche Angst vor Visionen

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|102|Kapitel 5

Die unbewusste Ersatz-Religion

Der Traum vom Paradies auf Erden

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|114|Kapitel 6

Der Verlust des wirklichen Lebens

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Der zerstückelte Alltag – Tanz auf vielen Hochzeiten

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Das schicksalslose Leben – auf der Flucht vor Konsequenzen

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Das Schwinden der Alltagskompetenz

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|156|Kapitel 7

Das simulierte Leben

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|172|Die kollektive Ruhigstellung

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Stimmungstherapie als Sucht

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|194|Kapitel 8

Was uns immer noch blockiert

Im Teufelskreis der Stilllegung 

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|203|Kapitel 9

Der Mut zum wirklichen Leben

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|221|Dank

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|223|Anmerkungen

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Literatur 

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