Deutschland und Russland in Olga Martynovas „Sogar Papageien überleben uns“ - Swetlana Geiges - E-Book

Deutschland und Russland in Olga Martynovas „Sogar Papageien überleben uns“ E-Book

Swetlana Geiges

0,0

Beschreibung

Interkulturelle Germanistik als Collage: In diesem Buch wird der ungewöhnliche Blick einer Russin auf Deutschland, auf das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland analysiert. Auch werden die sprachlichen Besonderheiten näher betrachtet. Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung verschmelzen und bringen einen neuen Blickwinkel hervor.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 110

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Einleitung und zentrale Fragestellung

Kultur und Interkulturalität – Interkulturelle Germanistik

Kulturdimensionen nach Edward T. Hall, Geert Hofstede und Fons Trompenaars

3.1 Raum

3.2 ‚low context‘/‘high context‘

3.3 Umgang mit der Zeit. Beziehung zu Zeit/Langzeit- und Kurzzeitorientierung

3.4 Informationsgeschwindigkeit. Universalismus vs. Partikularismus

3.5 Neutral vs. emotional. Kontrolle oder Zeigen von Emotionen

3.6 Individualismus vs. Kollektivismus

3.7 Leistungsstatus oder Ansehen

3.8 Interne Kontrolle vs. externe Kontrolle

3.9 Unsicherheitsvermeidung / Umgang mit Ungewissheit

3.10 Machtdistanz und Hierarchie-Akzeptanz. Maskulinität und Feminität. Nachgiebigkeit und Beherrschung

Das Russlandbild und das Deutschlandbild im Romantext

4.1 Der Blick auf die Vergangenheit von Russland und der Sowjetunion

4.2 Die Vergangenheitsbewältigung in Deutschland und Russland

4.3 Der Blick auf die Gegenwart in Russland

4.4 Der Blick auf den Westen – konkret auf Deutschland – in der Gegenwart

Die sprachlichen Besonderheiten des Romans

Ausblick

Literatur

1 Einleitung und zentrale Fragestellung

Die Autorin des Romans „Sogar Papageien überleben uns“, Olga Martynova, befasst sich in ihren Texten mit interkulturellen Aspekten. Als gebürtige Russin, die nun seit vielen Jahren in Deutschland lebt, blickt Martynova auf ein Migrantenschicksal zurück. Sie wurde 1962 in Russland, im sibirischen Dudinka bei Krasnojarsk, geboren, und wuchs in Leningrad auf. In dieser Stadt, die heute St. Petersburg heißt, studierte sie an der Pädagogischen Hochschule russische Sprache und Literatur. 1991 zog sie zusammen mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Oleg Jurjew, und dem damals 2-jährigen gemeinsamen Sohn Daniel nach Deutschland. Sie lebt heute in Frankfurt am Main und ist als Lyrikerin und Essayistin tätig. Ihre Lyrik verfasst sie auf Russisch. Es sind mehrere Bände mit den Gedichten von ihr erschienen, die ins Deutsche übersetzt worden sind. Essays, Rezensionen (darunter für die ZEIT, Neue Zürcher Zeitung, Frankfurter Rundschau) und Prosawerke, zu denen auch der 2010 erschienene und zu untersuchende Roman gehört, hat sie auf Deutsch verfasst. Zahlreiche Beiträge von ihr sind in russischen Zeitschriften erschienen, darunter in namhaften Literaturzeitschriften „Zvezda“ und „Novyj mir“. Ihre Beiträge wurden in viele Sprachen übersetzt. 2011 wurde sie mit dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis ausgezeichnet. Neben weiteren Preisauszeichnungen hat Olga Martynova auch zahlreiche Stipendien erhalten. 2012 ist sie für den Beitrag „Ich werde sagen: Hi!“ mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis geehrt worden. Dieser Text ist ein Auszug aus Olga Martynovas „Mörikes Schlüsselbein“, der im Verlag Droschl erschienen ist.

Im 2010 geschriebenen Roman „Sogar Papageien überleben uns“ geht es um die Russin Marina, die auf einem Kongress in Deutschland ihren Vortrag über Daniil Charms halten soll. Sie trifft sich wieder mit dem deutschen Mann, mit dem sie vor vielen Jahren eine Liebesgeschichte hatte, als er in Leningrad Slawistik studierte. Die Vergangenheit wird wieder präsent. Marina macht sich Gedanken über Deutschland und Russland, über die Vergangenheit und die Gegenwart, sie schildert ihre interkulturellen Begegnungen und Eindrücke.

Der Roman ist somit ein interkulturelles Werk und ein interessantes Untersuchungsobjekt für die interkulturelle germanistische Forschung. Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel zu analysieren, welche kulturellen Unterschiede zwischen Russland, dem Herkunftsland von Olga Martynova, das vor dem Zeitpunkt ihrer Ausreise noch zur Sowjetunion gehörte, und ihrer neuen Heimat, Deutschland, vom Blickwinkel der Kulturdimensionen-Theorie bestehen und wie diese kulturellen Unterschiede im Roman dargestellt werden. Die wissenschaftliche Grundlage dieser Untersuchung bildet die Theorie der Kulturdimensionen, die von Edward T. und Mildred Hall1 begründet und von Geert Hofstede2 und Fons Trompenaars3 weiter entwickelt wurde.

Die hermeneutisch deduktive Vorgehensweise der vorliegenden Arbeit zeigt sich in der Analyse des Romans von Olga Martynova vom Standpunkt der Kulturdimensionen-Theorie. Dabei wird im ersten Schritt auf die Diskussion über die Begriffe Kultur, Interkulturalität, Kulturthemenforschung, interkulturelle Literaturwissenschaft sowie Migrationsliteratur Bezug genommen. In einem zweiten Schritt wird die Kulturdimensionen-Theorie vorgestellt und der Romantext im Einzelnen nach den Thesen dieser Theorie in auf einander folgenden Kapiteln analysiert. Dabei werden die inhaltlichen Aspekte des Romans untersucht. Denn die eigene Migrationsgeschichte und die Auseinandersetzung mit Deutschland und der deutschen Sprache werden von Martynova im Roman „Sogar Papageien überleben uns“ sowie in einem ihrer weiteren Werke „Mörikes Schlüsselbein“ verarbeitet und bieten somit eine aufschlussreiche Grundlage für einen Kulturvergleich, wobei die beiden Texte nicht als autobiografisch wahrgenommen werden dürfen. Dieser kulturanthroposophische Ansatz bietet eine vielversprechende Grundlage für die Literaturforschung und bringt praktisch anwendbare Ergebnisse auch für andere Bildungsfelder sowie für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland, für die Gestaltung von Geschäftsbeziehungen unter der Berücksichtigung der interkulturellen Aspekte und des kulturellen bzw. wissenschaftlichen Austauschs. Des Weiteren wird zur Sprache kommen, welches Deutschland- sowie welches Russlandbild die Autorin im Roman darstellt, wie sie die russische Vergangenheit und die Gegenwart sieht. Kurz wird darauf eingegangen, wie im Roman Deutschland dargestellt wird. In einem separaten Kapitel wird analysiert, wie im Roman die Vergangenheitsbewältigung in Deutschland und in Russland aus Sicht der Autorin vonstattengeht. Es sollen außerdem sprachliche Mittel auf der Wort- und Satzebene untersucht werden. Es wird sich zeigen, wie in den Texten von Martynova die deutsche Sprache von der russischen Sprache, der Muttersprache der Autorin, beeinflusst wird und ihre Tätigkeit als Lyrikerin zum Ausdruck kommt. Bildlichkeit wird in den beiden Werken von Olga Martynova zu einem roten Faden.

Zwischen den beiden Romanen von Olga Martynova wären einige Parallelen anzumerken. In „Mörikes Schlüsselbein“ kommen Martynovas Gedanken über Deutschland und Russland sowie über die kulturellen Unterschiede ebenfalls zum Ausdruck. Auch in sprachlicher Hinsicht besteht eine wesentliche Ähnlichkeit, die Romansprache zeichnet sich durch ausgeprägte Bildlichkeit aus, die Ausdrucksweise ist lyrisch gefärbt. Die beiden Romane bilden somit eine gewisse Einheit. Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist jedoch allein der Roman „Sogar Papageien überleben uns“.

1 Hall: The Hidden Dimension. 1969 New York. Anchor Books; Understanding cultural differences. 1990 Yarmouth. INTERCULTURAL PRESS, Inc.; The Silent Language. 1990 New York. Anchor Books.

2 Hofstede: Lokales Denken, globales Handeln. Kulturen, Zusammenarbeit und Management. 1997; Lokales Denken, globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und globales Management 2006.

3 Trompenaars: Handbuch Globales Managen.

2 Kultur und Interkulturalität – Interkulturelle Germanistik

Es ist schwierig, die interkulturelle Vielfalt der deutschen Gegenwartsliteratur in einem Begriff zu erfassen. Mehrere Versuche wurden bereits unternommen. Ist es „Migrantenliteratur“, „Migrationsliteratur“?4 Die Vertreter dieser Literatur, für die es keinen einheitlichen Begriff gibt, sind nicht homogen. Zum einen sind es Autoren, die in ihrer Herkunftssprache schreiben und deren Texte ins Deutsche übersetzt werden. Zum anderen drücken sich einige Autoren ausländischer Herkunft auf Deutsch aus, obwohl es nicht ihre Muttersprache ist. Auch gibt es deutsche Muttersprachler, die aus anderen Ländern nach Deutschland umgesiedelt sind. Zu dieser Literatur mit interkulturellem Hintergrund gehören auch Werke von Autoren der zweiten Migrantengeneration, die Deutsch als ihre Muttersprache ansehen oder zweisprachig aufgewachsen sind. Nicht in allen Texten steht Migration als solche im Vordergrund. Diese Autoren wollen nicht vorrangig durch den Aspekt der Migration definiert werden. „Kein Wunder also, dass viele dieser AutorInnen mit dem Etikett Migranten- oder Migrationsliteratur, oder politisch ganz korrekt, Literatur von AutorInnen mit Migrationshintergrund, nichts oder nichts mehr anfangen können.“5 Viel eher wird in den Werken die Interkulturalität thematisiert.

Einige Literaturwissenschaftler, die sich mit der Migrationsliteratur beschäftigen, sprechen von einem Dritten Raum oder vom Hybriden (Bhabha,6 Bronfen/Marius,7 Nederveen Pieterse8 und viele andere). Mit dem Hybriden ist gemeint, dass Migranten sich einer eindeutigen Zuordnung zum einen oder anderen Kulturkreis entziehen und sich durch eine hybride Identität kennzeichnen, indem sie Traditionen, Wertvorstellungen, Lebensweisen der beiden Länder – der alten und der neuen Heimat – in sich verschmelzen lassen. Ähnlich stellt sich die These über einen Dritten Raum dar. In diesem Dritten Raum, der weder zum Herkunftsland noch zum Aufenthaltsland gehört und oft nicht materiell ist (entweder ist es der Raum ihrer Träume, oder die Vergangenheit o.ä.), leben die Autoren der Migrationsliteratur, meinen die Befürworter dieser Theorie.

Unter den Vertretern der interkulturellen Germanistik gibt es allerdings auch Gegner dieser Thesen von Hybridität bzw. von einem Dritten Raum, wie z.B. Iljassova-Morger,9 Papsin10 u.a. Als eines der Gegenargumente wird der folgende Gedanke angeführt: Der Begriff Hybridität geht implizit davon aus, dass zwei oder mehrere homogene Kulturen miteinander verschmelzen. Allerdings existieren bekanntlich keine homogenen Kulturen, alle Kulturen sind heterogen und durch zahlreiche Einflüsse geprägt. Treffender erscheint in dieser Hinsicht daher die Formulierung von Primus-Heinz Kucher, dass in Bezug auf die Literatur von Autoren mit Migrationshintergrund oft „jenes an der Türschwelle Stehen, jener prekäre Zwischenraum des zwar schon Dazugehörens und doch wenig Wahrgenommenwerdens“11 beobachtet werden kann. Auch andere Autoren sprechen von einem Zwischenraum bzw. von der Rolle der Migrantenliteratur zwischen den Kulturen.12 Obwohl sich die Forschung in den letzten Jahren intensiver mit der Migrantenliteratur in Deutschland befasst, wird dieser Bereich doch etwas stiefmütterlich behandelt. Diesem Phänomen der geringen Beachtung der Migrationsliteratur in Deutschland versucht die vorliegende Arbeit entgegen zu wirken. Außerdem soll die zwischenkulturelle Komponente näher betrachtet werden.

Diese ‚Dazwischen-Stellung‘ mag von manchen Kritikern als ein Nicht-richtig-Dazugehören gewertet werden. Dabei wird den Betroffenen gelegentlich auch der Unwille, sich zu integrieren, unterstellt. Bei dieser Betrachtungsweise wird jedoch missachtet, dass auch eine ‚erfolgreiche‘ Integration nicht mit völliger Aufgabe von Wertevorstellungen, Ansichten, Traditionen, Gewohnheiten, Ausdrucksweisen usw. des Herkunftslandes sowie der eigenen Lebensgeschichte und Prägung einhergeht. Auf jeden Fall sind die ‚Migranten-Autor/Innen‘ auf Identitätssuche und müssen sich mit ihrer Rolle auseinandersetzen. Und diese Auseinandersetzung mit dem ‚Dazwischen‘ ist durch einen besonderen Wortschatz gekennzeichnet, der eine wertvolle Besonderheit und Bereicherung der deutschen Sprache darstellt:

„Meine schriftstellerische Heimat ist der Grenzbereich, die Gleichzeitigkeit und das Nebeneinander. Die Tatsache, dass ich mir meiner Sprache nie sicher sein kann, dass ich Worte und Formulierungen hinterfrage, die andere mit intuitiver Selbstverständlichkeit handhaben, sehe ich als Vorteil an […] –

Für Menschen, die eine Emigration durchmachen mussten, ist Heimat fast immer eine Zwischenwelt oder – besser noch – eine reale Fiktion.“13

Die Autoren, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die aber auf Deutsch schreiben, haben in den vielen Jahren ihres Schaffens die deutsche Literatur viel bunter und lebendiger gemacht – mit ihrem Blickwinkel auf Deutschland, mit ihrer Ausdrucksweise, mit anderen Themen und zum großen Teil auch durch ihre Sprachbesonderheiten. Diese „kulturelle Performanz, die sich in ihren Schreibweisen umsetzt“14, die besondere Art und Weise, sich auszudrücken, „die sich in der aktuellen deutschen Literaturgeschichte realisiert, kaum mehr nur in der Herkunftssprache, nicht immer auf Deutsch und, wie es sich besonders in der Generationsproblematik von Migration abzeichnet, auch in einem zwischensprachlich orientierten Deutsch“15, bereichert die deutsche Literatur. Die Autoren bewegen sich also zwischen den Sprachen und zwischen den Kulturen.

Bevor die Theorie der Kulturdimensionen vorgestellt wird, empfiehlt sich die Definition des Begriffs ‚Kultur‘. Was versteht man unter ‚Kultur‘? Was gehört zur Kultur? Die Meinungen dazu sind unterschiedlich. Die vorliegende Arbeit richtet sich nach der Definition von Bausinger16, der sich Wierlacher17 anschließt. Gemäß dieser Definition begreift die Theorie interkultureller Germanistik Kultur „als sich wandelndes, auf Austausch angelegtes, politische und soziale Institutionen ebenso wie künstlerische Werke und lebensweltliches Alltagshandeln einschließendes, kohärentes, aber nicht widerspruchsfreies soziographisch gegliedertes Regel-, Hypothesen- und Geltungs-System und dieses als ‚eine Art der Lebensbewältigung […], die sehr viel mit äußeren, mit ökonomischen und sozialen Bedingungen zu tun hat, die folglich auch nicht unveränderlich ist, sondern auf Veränderungen mit Veränderungen reagiert.“18 So wie sich Kultur und die Definition des Begriffs ‚Kultur‘ verändern, so verändert sich auch die kulturelle Identität, sie ist laut Hofmann ein „unabschließbarer Prozess.“19

Die Germanistik befasst sich zwar nicht vorrangig mit der Erforschung des Begriffs ‚Kultur‘, allerdings entwickelte sich im Rahmen der kulturwissenschaftlich orientierten Literaturwissenschaft und innerhalb der Germanistik ein Forschungsgebiet, das sich mit Interkulturalität befasst. „Bei aller Diversität und Feindifferenzierung in der Verwendung des Begriffs kann als Grundbestimmung festgehalten werden, dass mit Interkulturalität Formen des Austausches zwischen sozialen Einheiten und Individuen gefasst werden, bei denen differente Erfahrungshorizonte, Wertvorstellungen und Handlungsweisen auf die Sozialisierung durch unterschiedliche Kulturen zurückgeführt werden. Interkulturalität umfasst also Interaktionsformen, bei denen die Partner sich wechselseitig als unterschiedlich kulturell geprägt identifizieren.“20 Diese Richtung der Deutschen Philologie wird als ‚interkulturelle Germanistik‘ bezeichnet.

In erster Linie wäre an dieser Stelle die Definition des Begriffs ‚Interkulturelle Germanistik‘ angebracht. Alois Wierlacher definiert die interkulturelle Germanistik als „gegenwartsorientierte Kulturwissenschaft vom Deutschen und den deutschsprachigen Ländern (intercultural german studies), die von der – in ihrem Umfang noch ungeklärten – Kultur(en)gebundenheit germanistischer Arbeit in Forschung und Lehre ausgeht, die die historischen Wandlungen dieser Gebundenheit reflektiert, die hermeneutische Vielfalt nicht nur für ein ‚Handicap‘, sondern auch für eine Bereicherung der wissenschaftlichen Erkenntnismöglichkeiten hält und sich als Teil eines multikulturellen Dialogs versteht.“21

Diese Definition, vor allem die erste These von der untrennbaren Gebundenheit der Germanistik mit der Kulturforschung, wird zum Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit gewählt. Es lässt sich festhalten, dass in der interkulturellen Germanistik immer noch ein großer Forschungsbedarf besteht. „Vorgängige Hierarchien kultureller Kontexte und Lektüren gibt es nicht. Gesucht wird sowohl der Weg vom Text zum Kulturwissen als auch vom sozialen und kulturellen Wissen zum Text.“22

Wierlacher schildert, welchen Weg die Universität Bayreuth im Fach „Deutsch als Fremdsprache“ beschreitet. Die fünf Komponenten, und zwar Textforschung, Sprachforschung, Deutsche Landeskunde, Fremdheitslehre und Kulturkomparatistik, werden durch die Kulturthemenforschung miteinander verknüpft. Für diese Forschung sind besonders solche Kulturthemen geeignet, die „zugleich auf anthropologische Probleme verweisen und darum weltweit Anknüpfungsmöglichkeiten bieten.“23