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Während Berlin noch unter den Folgen des Ersten Weltkriegs leidet, versetzt eine Serie bestialischer Sexualmorde die Stadt in Angst und Schrecken. Immer wieder werden im Luisenstädtischen Kanal und im Engelbecken zerstückelte Frauenleichen gefunden. Horst Bosetzky erzählt den authentischen Fall des Karl Großmann, der als einer der größten deutschen Serienmörder in die Geschichte eingegangen ist. Mit soziologischem und psychologischem Gespür zeichnet er die Greueltaten des gelernten Schlachters nach, der sich um 1920 nahe des Schlesischen Bahnhofs als Wurstverkäufer verdingte. Eindrücklich zeigt der Autor, warum insgesamt möglicherweise über hundert Frauen sterben mussten, bevor dem sadistischen Triebtäter das Handwerk gelegt wurde. „Die Bestie vom Schlesischen Bahnhof“ gehört zu einer Reihe dokumentarischer Spannungsromane, die den schriftstellerischen Höhepunkt des Berliner Erfolgsautors Horst Bosetzky markieren. In diesen Doku-Krimis verwebt der bekannte Kriminalschriftsteller gekonnt Fakten und Fiktion zu einer packenden Romanhandlung.
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Seitenzahl: 446
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Horst Bosetzky
Die Bestie vom Schlesischen Bahnhof
Roman
Jaron Verlag
Taschenbuchausgabe
1. Auflage dieser Ausgabe 2013
© 2004 Jaron Verlag GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller
seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.
www.jaron-verlag.de
Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin,
unter Verwendung eines Fotos des Landesarchivs Berlin
(Waldemar Titzenthaler: Engelbecken, 1925)
Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
ISBN 9783955522001
Cover
Titel
Impressum
Prolog
Eins
Zwei
Drei
Erster Teil
Vier1870
Fünf1876 bis 1879
Sechs1880 bis 1895
Sieben1896 bis 1899
Acht1899 bis 1913
Neun1914 bis 1921
Zweiter Teil
Zehn12. Januar 1921
Elf4. April bis 24. Mai 1921
Zwölf28. Mai 1921
DreizehnJuni und Juli 1921
Dritter Teil
VierzehnAugust 1921
Vierter Teil
Fünfzehn13. und 14. August 1921
Sechzehn17. August 1921
Siebzehn18. August 1921
Fünfter Teil
Achtzehn20. August 1921
Neunzehn21. August 1921
Zwanzig22. und 23. August 1921
Einundzwanzig24. bis 27. August 1921
Zweiundzwanzig8. bis 28. September 1921
Sechster Teil
Dreiundzwanzig24. Oktober 1921
Vierundzwanzig30. Juni bis 3. Juli 1922
Fünfundzwanzig5. Juli 1922
Epilog
Sechsundzwanzig
Anhang
Eins
Zwei
Schlussbemerkung und Danksagung
Literatur
Ein Wurstverkäufer rückt ins Blickfeld
Der Mann riss das Brotmesser vom Tisch und kam auf sie zu. »Du weißt doch: Bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt!«
Grete Tschau sprang aus dem Bett und raffte ihre Kleider zusammen. »Hör auf, sonst schreie ich das ganze Haus zusammen!«
»Entweder du machst, was ich von dir will – oder du fliegst raus hier. Und gehst draußen vor die Hunde.«
Sie war schon an der Tür. »Zur Polizei werd’ ich gehen.«
»Wenn du das machst – dann geht’s dir wie …«
Sie sprang ins Treppenhaus und hastete nach unten. Erst im Hausflur zog sie sich an. Ihr Erschrecken hielt sich in Grenzen. Die meisten Männer, die den Krieg überlebt hatten, waren nicht mehr ganz richtig im Kopf. Und Maximilian hatte nicht nur zu lange vor Verdun gelegen, er war auch noch Theaterregisseur. Zuzutrauen war ihm alles: dass er es nur noch machen konnte, wenn er Blut sah – und dass er bereits einige Freundinnen zugrunde gerichtet hatte.
Sie hätte wirklich zur Polizei gehen sollen. Doch sie tat es nicht, denn wenn sie Pech hatte, brachte man sie nach Breslau zu ihren Eltern zurück. Und das war viel schlimmer, als in Berlin auf der Straße zu sitzen. So wie sie gebaut war, fand sie immer einen, der sich ihrer annahm.
Grete trat auf den Bürgersteig hinaus. Um zu wissen, wo sie war, musste sie erst zur nächsten Ecke gehen und auf das Straßenschild schauen. Das Pflaster schien ein wenig zu schwanken. Mehrmals stolperte sie. Der viele Sekt. Nach knapp 100 Metern war sie an einer großen Kreuzung angekommen und las Kottbusser Damm und Pflügerstraße. Sie überlegte. Nach Neukölln war sie also gestern Nacht geraten. Wenn sie nun noch gewusst hätte, welcher Tag heute war … Sie blieb vor einem Zeitungskiosk stehen und las: Mittwoch, 17. März 1920. Und ansonsten: Immer noch der ganze Schlamassel. Mist! Seit letztem Sonnabend ging das nun schon so. Die Erlebnisse der letzten Tage überfluteten sie:
Sie fährt mit der Stadtbahn zum Metropol-Theater, um dort vorzusprechen, und sieht sich plötzlich inmitten von Stacheldrahtverhauen, Maschinengewehren, Feldgeschützen und kampfbereiten Offizieren und Soldaten. An den Gebäuden flattern die alten schwarz-weiß-roten Fahnen des versunkenen Kaiserreichs und die Kriegsflagge der Marinebrigade. Automobile jagen vorüber. Sie kann sich gerade noch in ein Café flüchten. Dann gibt es den Generalstreik. Bahnen und Busse fahren nicht mehr. In den Abendstunden liegen die Straßen in tiefer Dunkelheit. Die großen Gasthausbetriebe haben geschlossen. Immer wieder fallen Schüsse. Vor den Bäckerläden bilden sich endlose Schlangen. Die Brotvorräte sind schnell ausverkauft. Die Warenhäuser schließen. In vielen Stadtbezirken versagt die Wasserversorgung, und auch der Gasdruck wird immer schwächer. Schnell spricht sich in der ganzen Stadt herum, wo was passiert ist. In der Schloßstraße in Steglitz gibt es die ersten Todesopfer. Bei einem Streit zwischen Militär und Zivilisten werden acht Menschen getötet. Am Halleschen Tor überfällt die Menge einen Militärlastwagen mit Soldaten. Diese feuern. Mehrere Tote bleiben zurück, darunter ein junges Mädchen. Am Friedrich-Wilhelm-Platz werfen Soldaten Handgranaten. In allen Stadtteilen werden Menschen erschossen. Leuchtkugeln steigen zischend in die Nacht, Scheinwerfer suchen den verdunkelten Himmel nach Flugzeugen ab.
Grete Tschau war ein wenig ratlos. Konnte man sich schon wieder in die Innenstadt wagen oder nicht? Sie fragte den Zeitungshändler, der heute nicht viel zu verkaufen hatte.
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