Mamsellenmord in der Friedrichstadt - Horst Bosetzky - E-Book

Mamsellenmord in der Friedrichstadt E-Book

Horst Bosetzky

4,9

Beschreibung

Berlin gleicht im Jahre 1846 einem politischen Pulverfass: Die Forderungen nach einer demokratischen Verfassung in Preußen werden immer lauter, doch König Friedrich Wilhelm IV. lehnt Reformen beharrlich ab und lässt liberale Denker und revolutionäre Studenten verfolgen. Unterdessen versetzt ein Mörder, der wohlbeleibte Köchinnen auf brutale Weise umbringt, die Stadt in Angst und Schrecken. Der erste Mamsellenmord findet im Hause des Schriftstellers Willibald Alexis statt – während einer Gesellschaft, bei der auch Christian Philipp von Gontard zu Gast ist. Der preußische Offizier hat sich dieses Falles kaum angenommen, da werden bereits weitere ermordete Mamsellen gefunden. Monatelang tappen sowohl Gontard als auch der Criminal-Commissarius Waldemar Werpel im Dunkeln, obwohl bei ihren Nachforschungen mehrere Verdächtige auftauchen: der Kutscher Bölzke, Grahsen, ein Schreiber der „Vossischen Zeitung“, der Offizier von Glombeck und Waldschischek, ein Lumpensammler. Heikel wird es, als sich plötzlich eine gänzlich neue Spur auftut – denn sie führt ins Berliner Schloss der Hohenzollern … Der Offizier Christian Philipp von Gontard, Protagonist der Buchserie „Es geschah in Preußen“, in der herausragende Krimiautoren das Berlin des 19. Jahrhunderts wiederaufleben lassen, ist Lehrer an der Artillerieschule und passionierter Freizeit-Ermittler.

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Es geschah in Preußen 1846

Horst Bosetzky

Mamsellenmord in der Friedrichstadt

Von Gontards vierter Fall

Criminalroman

Horst Bosetzky alias -ky lebt in Berlin und gilt als »Denkmal der deutschen Kriminalliteratur«. Mit einer mehrteiligen Familiensaga (zuletzt »Kartoffelsuppe oder Das Karussell des Lebens«, 2012), zeitgeschichtlichen Spannungsromanen und biographischen Romanen (wie »Kempinski erobert Berlin«, 2010, und »Der König vom Feuerland« über August Borsig, 2011) avancierte er zu einem der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Im Jaron Verlag veröffentlichte er daneben mehrere Titel für die überaus erfolgreiche Krimiserie »Es geschah in Berlin« (zuletzt »Unterm Fallbeil«, 2012) und den zweiten Band für die neue Krimireihe »Es geschah in Preußen« (»Tod im Thiergarten«, 2011). Seit 2011 schreibt Bosetzky zudem unter dem Motto »Wie Berlin und Brandenburg wurden, was sie sind« kurze Mittelalter-Romane.

Originalausgabe

1. Auflage 2012

© 2012 Jaron Verlag GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

www.jaron-verlag.de

Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin

ISBN 9783955520335

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelseite

Impressum

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Einundzwanzig

Zweiundzwanzig

Eins

Ein blutdürstiger Dämon hat sich in meinem Körper ein genistet. Er kennt keine Gnade, und seine Grausamkeit ist ohne Grenzen. Er zwingt mich, das zu tun, wonach es ihn gelüstet, und sehe ich eine beleibte Mamsell in einer Küche stehen oder aus dem Hause treten, dann kann ich nicht anders, als mit meinem Messer auf sie einzustechen und sie aufzuschlitzen.

So hatte es ein Mann in seinem geheimen Tagebuch notiert, dessen Namen wir noch nicht verraten wollen. Es trieb ihn auch an diesem Tage rastlos durch die Residenz, um das zu tun, was er tun musste. Mochte sein Geist auch noch so sehr umnachtet sein, seine Intelligenz war hellwach, und so suchte er mit wissenschaftlicher Kühle nach einer Gelegenheit, wo er zustechen konnte, ohne dass es Zeugen gab und er Spuren hinterließ, die auch der dümmste Commissarius hätte deuten können. Der Wettergott war an diesem Abend ganz auf seiner Seite, denn Nebel waberte durch die Gassen, und ein eiskalter Nieselregen hielt alle, die keine dringlichen Geschäfte zu erledigen hatten, am warmen Ofen fest. Auch Ende März wollte es in Berlin nicht richtig Frühling werden, und die Schulkinder hatten ein Gedicht von Emanuel Geibel zu lernen:

Und dräut der Winter noch so sehr

Mit trotzigen Gebärden,

Und streut er Eis und Schnee umher

Es muss doch Frühling werden.

Und drängen die Nebel noch so dicht

Sich vor den Blick der Sonne,

Sie wecket doch mit ihrem Licht

Einmal die Welt zur Wonne.

Geibel, dessen patriotische und den Preußen schmeichelnde Gedichte beim König großen Anklang gefunden hatten, war von Friedrich Wilhelm IV. vor vier Jahren eine lebenslange Pension von jährlich dreihundert Talern zuerkannt worden.

Der unbekannte Mann, der später als der Mamsellenmörder in die Berliner Geschichte eingehen sollte, wusste das, so wie er vieles wusste. Zum Beispiel, wie man durch die Straßen schlendern konnte, ohne aufzufallen, und wie man sich so verkleidete, dass einen auch die engsten Freunde nicht erkannten. Allerdings, ein gewisses Risiko gab es immer, und so zuckte er zusammen, als ihm an der Ecke Friedrich- und Dorotheenstraße zwei Männer entgegenkamen, die eigentlich von Berufs wegen die Gabe haben mussten, andere zu durchschauen: der Geheime Oberrath Dr. Wilhelm Wiesenburg, führender Kopf der Politischen Polizei in Preußen, und der Criminal-Commissarius Waldemar Werpel. Sie mussten doch merken, dass er ein Ausbeinmesser aus Damaststahl unter seinem Überhang verborgen hatte! Doch beide nahmen keinerlei Notiz von ihm. Der Unbekannte konnte also aufatmen und ungestört dem Folge leisten, was der Dämon, der Gewalt über ihn hatte, ihm vehement befahl: Ziehe aus und töte eine beleibte Mamsell!

Mamsellen gab es in bürgerlichen Haushalten, wo von der Küchenmamsell die Rede war, und in Restaurationsbetrieben, wo die kalte Mamsell für kalte Speisen und Büfetts die Verantwortung trug. Allerdings gab es auch Berliner, die, ungeachtet dieser Berufsbezeichnung, alle bürgerlichen Mädchen beziehungsweise unverheirateten Frauen mit der Bezeichnung Mamsell belegten, kam es doch vom französischen Mademoiselle her.

Für den Unbekannten indes war eine Mamsell vor allem eine Köchin. Einen Plan hatte er nicht, er ließ sich treiben und wartete auf eine günstige Gelegenheit. Doch der Dämon wurde immer ungeduldiger und drohte, ihn selbst zu töten, wenn er nicht bald eine beleibte Mamsell tötete.

Er kam ans Ufer der Spree und bog rechts in den Weidendamm. Dort war an einem kleinen Graben, der immer wieder zugeschüttet werden sollte, der »Hammelkopf« gelegen, eine Restauration, in der die Leute der unteren Stände ihr weniges Geld in billigen Fusel umsetzten. Zwischen der niedrigen Längswand und dem Bollwerk verlief ein schmaler Pfad, den er nun entlangschlich, um einen Blick in die Küche zu werfen. Die Gelegenheit wäre günstig gewesen, doch die Frau, die im Hammelkopf am Herd stand, war lang und dürr und damit nichts, womit sich sein Dämon zufriedengegeben hätte. Enttäuscht wandte er sich wieder um, nicht ohne einen schnellen Blick in den Gastraum zu werfen. Gott, das war doch Louise Aston, die dort in Männerkleidern hockte, ihren Geliebten an der Seite, und ihre Cigarre rauchte! Es wurde Zeit, dass der König sie aus der Stadt entfernte.

Seine Unruhe wurde immer stärker. In den nächsten Stunden musste es geschehen, sonst verfiel er dem Wahnsinn und landete im Irrenhaus. Die Sinne schienen ihm zu schwinden, und um nicht auf das Trottoir zu stürzen, umklammerte er das Geländer, das neben dem Eingang zum Hammelkopf angebracht war. Als er sich wieder beruhigt hatte, lief er an der Spree entlang, überquerte ihre Arme und kam über die Neue Friedrichzur Spandauer Straße. An der Einmündung der Nikolaikirchgasse gab es so viele Destillen auf einem Haufen wie sonst nirgendwo in Berlin, und Adolf Glaßbrenner hatte dazu schon angemerkt: Ejal, wo der Berliner mit eenem Oooge hinkiekt - mit’s andre kiekta inne Destille. Es hatte sich in dem Unbekannten der Gedanke festgesetzt, dass sein erstes Opfer eine dicke Mamsell aus einer Kneipe oder einem Restaurant sein musste. Der Dämon wollte es so.

In seinem Kopf dröhnte und zuckte es. Der Dämon lachte höhnisch: Erst wenn sich der Stahl deines Messers in einen warmen Körper bohrt, bist du erlöst. Blut will ich fließen sehen!

Zwei

Christian Philipp von Gontard lief die Dorotheenstraße in einem Tempo hinunter, das sich für einen Major der Königlich Preußischen Artillerie nicht schickte, aber traf er zu spät im Hörsaal ein, dann bekam er wieder Ärger. Nicht zu Unrecht hieß es: Fünf Minuten vor der Zeit ist des Soldaten Pünktlichkeit. Er bog links ab und hetzte auch durch die Schadowstraße, bis er endlich Unter den Linden angekommen war und den Komplex der Vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule vor sich hatte. In der vertrat er das Fach Physik. Seine Zöglinge, alles gestandene Offiziere, erwarteten ihn mit einiger Spannung, und manche spotteten sogar, dass es ihnen so erginge wie dem Schüler in Goethes Faust : Ich bin allhier erst kurze Zeit, / Und komme voll Ergebenheit, / Einen Mann zu sprechen und zu kennen, / Den alle mir mit Ehrfurcht nennen. Seinen guten Ruf verdankte Gontard ebenso seinen profunden fachlichen Kenntnissen wie auch seinen Erfolgen bei der Aufklärung mysteriöser Verbrechen. Man klopfte geradezu enthusiastisch auf die Pulte, als er eingetreten war und seine Zuhörer begrüßt hatte. Diese Huldigung war ihm fast ein wenig peinlich, und so kam er schnell zur Tagesordnung, der gegenseitigen Vorstellung. Da hörte er manchen Namen, der ihm geläufig war und dessen Träger sich hervorgetan hatte, seit Albrecht der Bär die lange Liste der brandenburgisch-preußischen Fürsten eröffnet hatte, aber kein Stammbaum war derart verzweigt, dass er einen entfernten Verwandten vor sich hatte. »Und nun in medias res!«, konnte er endlich ausrufen und mit der Einführung in sein Fachgebiet beginnen, nachdem das Präludium eine gute halbe Stunde in Anspruch genommen hatte.

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