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500 Jahre vor Christus wurden 14 Menschen dazu auserwählt gegen das Böse zu kämpfen. Dazu haben sie besondere Fähigkeiten erhalten, die für jeden von ihnen einzigartig sind. Jeweils 7 Männer und Frauen, die zudem noch als Paare Seelenpartner sind, können ihre Kräfte vereinen, die eine außergewöhnliche Kraft entfacht zu dem kein einzelner alleine fähig ist. Sie müssen daher gegenseitig aufeinander achtgeben, damit niemand im Kampf stirbt. Jeweils 7 Krieger sind vom Mond abhängig und die anderen 7 von der Sonne. Ihre Kräfte funktionieren deswegen entweder nur am Tage oder in der Nacht. Sie können im Kampf getötet werden, jedoch sterben sie nicht am Alter oder einer Krankheit. Doch eine große Bedrohung schleicht sich durch ihre Reihen. Es gibt eine Weissagung, dass sie alle sterben werden. Einer von ihnen versucht dieses Schicksal zu vereiteln. Jedoch funktioniert es nicht so wie gedacht und die Lichtkrieger verlieren ihre Erinnerungen und zunächst auch ihre Fähigkeiten. Sie leben auf einmal in einer anderen Welt. Die Zukunft 2500 Jahre später. Doch sie sind nicht mehr fast unsterbliche Menschen, sondern teilweise zu anderen Wesen geworden, die nur in der Dunkelheit leben können. Sie bekämpfen sich gegenseitig, bis das Schicksal erneut zuschlägt.
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Seitenzahl: 363
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Jeanny O‘Malley
Die Chroniken der Lichtkrieger
Band 1 Die Vorgeschichte
Roman Fantasy Liebe Erotik
Impressum
Texte: © 2022 Copyright by Jeanny O’Malley
Umschlag:© 2022 Copyright by Jeanny O’Malley
Verantwortlich
für den Inhalt:Jeanny O’Malley
Postfach 1105
53805 Ruppichteroth
E-Mail: [email protected]
Facebook: @JeannyOMalley
Instagram: @Jeannyomalley
Twitter: @JeannyMalley
Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Lange bevor die ersten Menschen die Welt besiedelten, wurde dieser Planet von heute unerkannten Individuen besucht. Sie besaßen die Fähigkeit, alleine mit ihrem Hirn Dinge zu beeinflussen. Dabei gab es einige Lebewesen, die einfach nur in Ruhe und unbemerkt auf der Erde leben wollten, weil sie ihre Heimat verloren hatten. Doch andere dieser Wesen waren nicht allzu nett und versuchten die späteren Erdbewohner auf ihre Art zu unterdrücken und sie zu versklaven, um mit ihrer Hilfe vielfältige Macht zu erlangen.
Einige von ihnen lebten unsichtbar zwischen den Menschen, andere unter der Erdoberfläche. Und wieder andere tarnten sich als Erdbewohner und gelangten so zu noch mehr Prestige. Die meisten Diktatoren und Herrscher, Eroberer und Unterdrücker waren welche von ihnen oder wurden von diesen mental beeinflusst.
Doch eines Tages vor etwa zweitausendfünfhundert Jahren gab es einen einzigen der fremden Rassen, der bemerkte, dass die einen nur Böses im Sinn hatten und vielleicht weitere Planeten erobern wollten. Da er seinen eigenen Planeten bereits verloren hatte, durch Kriege und fremde Mächte, wollte er dieses eine Mal nicht tatenlos zusehen und die anderen aufhalten. Er suchte sich vierzehn Menschen aus, die er zu Kriegern formen und ihnen die Kraft des Universums geben wollte. Es sollten sieben Sonnenkrieger und sieben Mondkrieger werden, die jeweils aus sieben Männern und sieben Frauen bestanden. Sie sollten untereinander seelenverwandt sein und sich so ergänzen. Auf jeden Sonnenkrieger sollte ein Mondkrieger kommen. Jeder erhielt einzigartige Fähigkeiten. Zusammen mit dem Partner sollte die Macht am größten sein, denn mit vereinten Kräften empfingen sie zusätzliche Energien.
Der Schöpfer der Lichtkrieger gab seinen Kriegern ein sehr langes Leben, welches nicht durch Krankheit oder Alter enden würde, sondern nur wenn sie im Kampf getötet werden. Ihre Aufgabe war es, die Welt vor allem Bösen zu beschützen. Sollte es einen Krieg geben, Außerirdische angreifen, Dämonen oder Untote auf der Bildfläche erscheinen, sollten sie dagegen angehen. Hinter all diesen Angriffen könnte es sich immer um eine Attacke der anderen Zivilisation handeln. Die Erdkugel und ihre Bewohner sollten beschützt sein und sichergestellt, dass niemals von Seiten der Erde andere Planeten angegriffen werden. Als er ihnen ihre Fähigkeiten gezeigt hatte, verschwand er wieder unter den Erdboden und ließ sich nicht mehr blicken. Die Krieger waren auf sich alleine gestellt mit der Aufgabe, die sie von da an hatten.
Mitten in der Nacht lief Naletia die Sonnenkriegerin durch das Dorf in der Nähe des großen Steinkreises. Die Jäger hatten ihren Zwillingsbruder Naynoth gefangen genommen und wollten ihn nun hinrichten. Soviel hatte sie von einer Nachbarin erfahren, als sie nach Hause gekommen war. Dies durfte nicht sein. Ihr Bruder war genauso wie sie ein Sonnenkrieger und ohne seine Seelenpartnerin hatte er nur die Fähigkeit, im Sonnenlicht unter Wasser zu atmen. Naletia hatte selbst nur die besonderen Mächte in der Sonne, wie Flüche und Banne brechen und ein wenig Magie zu wirken. Ihre größte Fertigkeit war jedoch, ein Kraftfeld zu erzeugen. Doch mitten in der Nacht war dies nicht möglich, und sie musste sich mit dem begnügen, was sie schon vorher als Kriegerin konnte: Mit Messern werfen und Kunststücke mit einem Seil vollführen. Und nun sagte die Nachbarin, dass ihr Bruder im Fluss ertränkt werden sollte. Sie konnte nicht auf ihren eigenen Seelenpartner warten, da er als Mondkrieger selbst im Kampf unterwegs war und sie nun daher mit ihrem Zwilling auf sich alleine gestellt. So rasch sie ihre Füße tragen konnten, lief sie mit ihren wenigen Waffen zu dem nahegelegenen Fluss und hoffte, dass sie noch rechtzeitig ankam, um die Tragödie zu verhindern. Ihre Lungen brannten, denn schon lange war sie nicht mehr so schnell gelaufen. Dass sie etwas breiter an den Hüften war, als andere Frauen in ihrem Alter, störte sie nie so sehr, als in diesem Augenblick, da es um Leben und Tod ging. Sie hatte den Eindruck, als sackte der ganze Speck von ihren Hüften in ihre Beine und behinderte sie beim Laufen. Nervös blickte sie auf den Stand des Mondes. Es würde noch etwa zwei Stunden dauern bis die Sonne aufgeht, dachte sie. Die Jäger hatten es wirklich gut eingefädelt. Nach Mitternacht war die Zeit, in der die Sonnenkrieger am angreifbarsten waren, da dann die Sonne am längsten nicht geschienen hatte. Die speziellen Kräfte funktionierten so oder so nicht. Sie hatte das letzte Kornfeld erreicht, bevor der Fluss anfing, doch an welcher Stelle des verdammten Flusses sollte die Hinrichtung stattfinden? Naletia horchte kurz auf, um in der Stille der Nacht Stimmen hören zu können. Leider vernahm sie nur eine Eule in der Nähe. Ihr Bauchgefühl lenkte sie in eine Richtung. Schnell machte sie sich auf den Weg und hoffte auf ein Wunder.
Die Jäger verhielten sich sehr ruhig, denn sie wussten, dass sie sonst von einem anderen Lichtkrieger gehört werden konnten. Sie waren die einzigen Menschen, die von den besonderen Fähigkeiten der Lichtkrieger wussten, und daher als ihre Feinde eine große Bedrohung. Naynoth war überall gefesselt, sodass er sich kaum bewegen konnte. Sein Mund war mit einem Knebel versehen worden. Sein Sichtfeld ließen sie unverdeckt. Er sollte sehen, was auf ihn zukommt. Nachdenklich suchte er die Gegend ab und schaute dann zum Mond. Seine Partnerin Princevenetia war selbst auf der Jagd mit den übrigen Kriegern. Aber ob sie merken würde, dass er in Gefahr war? Naynoth dachte an seine wunderhübsche Gefährtin. An ihre blauen Augen und ihre langen, gewellten, braunen Haare. Ob er sie noch einmal wiedersehen würde? Er hatte ihr eine Perle vom Grund des Meeres mitgebracht. Er selbst hatte die Muschel behalten, in der diese steckte. Die Muschel trug er stets bei sich. Es war sein Artefakt, an welches er seine erhaltenen Fähigkeiten gebunden hatte. Naja, es war nur eine Fähigkeit. Unter Wasser atmen zu können war schon oft hilfreich gewesen, aber er musste sich leider damit begnügen, dass er ohne diese Kraft nur gut mit dem Schwert umgehen konnte. Doch in dieser Lage konnte er weder das eine noch das andere. Er fühlte sich etwas hilflos, hatte allerdings keine Angst, denn er glaubte immer an ein kleines Wunder. Selbst sagte er stets, dass das Glück mit den Dummen ist. Und da er meistens irgendwie Glück zu haben schien, lachten die anderen häufig und meinten, dass er dann sehr dumm sein müsste. Innerlich musste er schmunzeln, denn wenn er nicht geknebelt wäre, hätte er bei diesen Gedanken laut losgelacht. Einer der Jäger sah ihn an und fragte: „Was ist so lustig an deiner Hinrichtung, Fischlunge?“ „Leise, oder willst du auf uns aufmerksam machen?“ flüsterte ein anderer Mann und zog Naynoth entlang des Weges.
Naletia war am Fluss angekommen, doch sie sah weit und breit niemanden. Sollte sie flussaufwärts gehen oder aber abwärts? Wieder spitze sie die Ohren und wünschte sich, dass die Kriegerin Sterchphoria ihr helfen könnte. Sie wird von den Jägern Adlerblick genannt, weil sie sehr gut in die Ferne schauen kann, zudem gut hören wie ein Luchs. Jedoch war auch sie eine Sonnenkriegerin. Naletia wusste nicht, ob sie noch genug Zeit hatte, einen anderen Mondkrieger zu verständigen. Ihr Seelenverwandter und Partner Drawolleiseth war mit einigen anderen Lichtkriegern unterwegs. Normalerweise sollten Seelengefährten nicht alleine losziehen, denn zusammen können sie enorme Kräfte entwickeln. Außerdem sollte ein Krieger immer den Rücken frei gehalten bekommen, wenn er seine Fähigkeiten einsetzt, denn die besonderen Mächte bedürfen großer Konzentration. Und man kann sich nicht konzentrieren, wenn man gerade anderweitig mit Kämpfen beschäftigt ist. Doch Naletia fühlte sich in dieser Nacht nicht besonders wohl und war daher nicht mit den anderen mitgegangen. Wie die Jäger aber ihren Zwillingsbruder in ihre Gewalt bekommen konnten, war ihr ein Rätsel. Normalerweise sollte er bei ihren gemeinsamen Freunden und Mitstreitern sein. Sie blieb kurz stehen und lauschte aufmerksam, aber der erste Herbststurm kündigte sich an und sie hörte mehr den Wind in ihren Ohren, als irgendein anderes Geräusch. Doch plötzlich entdeckte sie auf dem Boden einen hellen Gegenstand im Mondschein. Sie ging flussabwärts und schaute es sich an. Es war die Muschel, an welche Naynoth seine Fähigkeit gebunden hatte. Er musste sie irgendwie verloren haben. Dann sah sie Spuren im Matsch, die von einem Gerangel her zeugten. Der Mond schien zum Glück sehr hell und daher konnte sie erkennen, in welche Richtung sich die Verfolgten bewegten. Sie sammelte noch einmal alle ihre normalen Kräfte, atmete tief ein und rannte wieder los.
Die Jäger blieben an einer Stelle am Fluss stehen und einer band ein Seil an einen ziemlich großen Stein und das andere Ende an die Fesseln von Naynoth. An diesem Ort war das Wasser aufgrund des Flussbettes tief genug, um jemanden darin zu ertränken. Er wünschte sich, dass er auch in der Nacht seine Kräfte anwenden könnte, jedoch war dies unmöglich. Der eine Jäger hob den Gesteinsbrocken auf, sah Naynoth an und sagte leise, allerdings mit sehr viel Hohn: „Sprich dein letztes Gebet im Stillen, bevor du stirbst, Fischlunge. Die anderen von euch werden wir auch bald vernichten.“ Der Stein wurde in den Fluss geschmissen, aber in Bruchteilen von Sekunden sah Naynoth noch in dem Licht des Mondes leuchtend rote Haare, die seinen eigenen glichen. Seine Zwillingsschwester war gekommen. Dann spürte er die Kälte des Wassers und wurde auf den Grund gezogen. So gut es ging, hielt er die Luft an und hoffte auf seine baldige Rettung.
Naletia sah wie ihr Bruder unterging. Ihr Herz blieb für einen Moment stehen. Sie holte eines ihrer Messer aus dem Beutel, schleuderte es gegen einen der vier Jäger und tötete so den Ersten. Die Übrigen waren nun auf einen Angriff vorbereitet und würden bei den nächsten Klingen ausweichen. Sie nahm ein Messer in die eine Hand und ihr Seil in die andere. Am Ende des Stricks hatte sie ein kleines Gewicht mit einem Stachel befestigt. Einer der Jäger schrie: „Das ist die Bannbrecherin. Passt auf.“ Sofort schwang sie das Seil und landete mit dem verletzbaren Teilstück genau zwischen den Beinen des Mannes, der mit einem lauten Schrei zusammensackte. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit, um die anderen zwei Jäger auszuschalten, bevor ihrem Bruder die Luft ausging. In wenigen Sekunden überlegte sie, ob der Nächste nun auf den Angriff mit dem Seil vorbereitet war und sie lieber das Messer werfen sollte oder umgekehrt. Sie entschied sich für das Seil, denn die Klinge würde sie noch brauchen, um Naynoth zu befreien. Also schleuderte sie es gegen die beiden übriggebliebenen Kerle. Doch einer von ihnen sah es kommen und konnte sich den Strick schnappen. Gerade als die zwei Jäger auf Naletia losgehen wollten, sah sie einen silbernen Lichtstrahl, wie der vom Mond. Neben ihr stand auf einmal eine geisterhafte Gestalt und stürzte sich auf die Beiden. Sie wusste, dass dies nur eins bedeutete: Princevenetia, die von den Jägern Beschwörerin genannt wurde und die Partnerin ihres Bruders war, befand sich in unmittelbarer Nähe von ihr. Doch sie brauchte wahrscheinlich noch etwas Zeit, um nah genug zu sein, um ihren Partner zu retten. Also sprang Naletia hastig in den Fluss hinein und schnitt das Seil durch, was an dem Stein befestigt war. Doch ihr Bruder war weiterhin an den Händen gefesselt und konnte ihr nicht helfen, zurück an die Oberfläche zu kommen. Die verdammte Strömung zerrte an seinem Körper und riss sie beide weiter weg. Noch jemand sprang ins Wasser, griff nach ihnen und holte die Zwillinge heraus.
Sicher am Ufer schaute Naletia, wer so stark gewesen war, die Zwei zusammen aus dem Fluss zu fischen. Erschöpft und hustend drehte sie sich um. Sie blickte dabei in die zauberhaften, braunen Augen von ihrem Partner Drawolleiseth, den sie fast mehr liebte als ihren Bruder. „Nal, was machst du nur für Sachen. Ich dachte, du bist zu Hause, weil es dir nicht gutgeht und dann willst du, ohne deine Sonne und mich, alleine gegen vier Jäger kämpfen?“ wollte Drawolleiseth wissen und lächelte sie dabei an. Sie erwiderte das Lächeln und antwortete, während sie ihre nassen Haare aus dem Gesicht wischte: „Und wo warst du so lang Draw? Du hättest ja bei mir bleiben können und mich gesundpflegen. Und immerhin habe ich zwei von ihnen bereits erledigt.“ Anschließend schaute sie sich um und fragte: „Was ist mit Noth? Hat er überlebt?“ „Ja, es geht ihm schon etwas besser.“ antwortete Princevenetia, die bei ihm auf dem Boden hockte, seinen Kopf festhielt und erleichtert aussah. Naletia kroch zu den beiden hin und streichelte ihrem Zwilling über seine roten Haare. Als Naynoth sie ansah, lächelte er und flüsterte: „Nal, ich danke dir. Ohne deine Hilfe wäre ich jetzt tot.“ Drawolleiseth ergänzte: „Also Princevenetia und ich sind ja auch nicht ganz unschuldig daran gewesen. Prince hatte ihren Lieblingsgeist auf sie gejagt. Und dass wir überhaupt hier sind, das habe ich einem Jäger zu verdanken, der mir alles gesagt hat, was ich wissen musste, nachdem ich in sein Hirn vorgedrungen war. Netterweise wusste er von dem Plan dich umzubringen.“ Naynoth richtete sich auf, schaute liebevoll in die Augen seiner Partnerin und streichelte sanft ihre Wange. Kurz darauf griff er in seine Tasche und erschrak. Naletia fragte grinsend: „Suchst du das hier?“ Daraufhin hielt sie ihm seine Muschel vor die Nase. Er lächelte sie an, tätschelte ihr zärtlich über den Kopf und antwortete: „Ja, danke Nal.“ Als er die Muschel berührte, strahlte diese kurz ein lilafarbenes Licht aus. Ein ultraviolettes Licht, was die Kraft der Sonne symbolisierte.
Erschöpft saßen die vier Krieger weiterhin am Fluss und erholten sich ein wenig. Naynoth musste ab und zu noch etwas husten. Sobald der erste Sonnenstrahl über das Land zieht, würde er mit seiner Fischlunge, wie ihn die Jäger bösartig nannten, wieder besser atmen können, da das Wasser in der Lunge mühelos verarbeitet wird. Princevenetia hielt seine Hand und war richtig erleichtert, dass sie ihn rechtzeitig gefunden hatten. Er war ihr ein und alles. Dieses Gefühl verspürte sie nie zuvor in ihrem Leben. Eigentlich war sie immer eine Alleingängerin ohne Furcht. Auch hatte sie zu ihrer Familie ein eher unterkühltes Verhältnis. Doch um ihn hatte sie Angst und nur bei ihm war sie tatsächlich zur Liebe fähig. Zärtlich streichelte sie ihm über die Stirn und hoffte, dass es ihm bald besser ging. Zum Glück konnten sie nicht an Krankheiten sterben. Das Wasser, was er jetzt in den Lungen hatte, würde ihm nicht den Tod bringen, sondern nur etwas schwächen, bis die Sonne wieder schien. Vorsichtig nahm sie ihre Perle in die Hand. An dieses wundervolle kleine Ding hatte sie all ihre Fähigkeiten gebunden. Es war der Schlüssel zu ihrer Kraft. Und weil er ihr dieses kostbare Geschenk gemacht hatte, passte sie auf dieses wertvolle Artefakt bestens auf. Die Perle leuchtete kurz silbern durch das Mondlicht und der in ihr enthaltenen Energie auf. Sie gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und flüsterte: „Ich liebe dich Noth.“ Er lächelte und gab ihr einen richtig leidenschaftlichen Kuss auf ihre Lippen. Seine Zunge suchte Einlass in ihren Mund und sie freute sich auf ein kurzes erotisches Vorspiel. Doch anders als erhofft, zog er sie zu sich herunter in den Matsch und wälzte sich absichtlich mit ihr dort herum, bis sie angewidert quietschte und er lachen musste.
Drawolleiseth saß einige Meter von den anderen beiden entfernt neben seiner Liebsten. Er hörte die Freunde lachen und Spaß haben, und in einem besorgten Tonfall sagte er leise zu Naletia: „Wir haben wirklich Glück gehabt, dass der Jäger, den ich in der Mangel hatte, von dem Vorhaben der anderen gewusst hat, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Nal, bitte versprich mir, dass du niemals mehr alleine irgendetwas machst. Sowie du dich einmal nicht wohl fühlst, dann werde ich bei dir bleiben oder dir einen anderen Mondkrieger zur Seite stellen, dass du immer beschützt bist in der Nacht.“ „Ich verspreche es dir Draw. Aber es betraf meinen Zwillingsbruder. Und wenn ich dich zuerst gesucht hätte, dann wäre es zu spät für ihn gewesen. Leider kann sich keiner von uns mit dem anderen mental verständigen. Für diese Fähigkeiten hat der Schöpfer unserer Kraft nicht gesorgt.“ sagte sie und kuschelte sich an seiner Seite an. Die Sonne ging so ganz langsam auf. An den paar Wolken im Himmel sah man die roten ersten lieblichen Strahlen. Drawolleiseth gab ihr einen Kuss auf die Stirn und schaute in den Horizont der Morgendämmerung. Dann schwärmte er: „Es ist immer wieder magisch, wenn die Sonne aufgeht. Zwar bin ich von dem Mond abhängig, aber ich finde dieses Morgenrot wirklich bezaubernd. Genauso wie dich. Und deine Haare haben genau diesen Farbton. Und in den Sonnenstrahlen siehst du einfach noch schöner aus, als in der Nacht.“ „Das liegt daran, weil ich durch die Sonne wieder Kraft und Energie tanke. Ich bin nicht so ansehnlich, wie die anderen Frauen. Im Gegensatz zu den meisten bin ich sehr viel größer als sie und auch breiter. Ich sehe nicht aus wie eine Fee und meine Haare verraten mich bereits aus der Ferne.“ meinte sie leise und verstand nicht, wie er so über sie schwärmen konnte. Doch er schaute sie mit seinen durchdringenden, braunen Augen an. Sein Blick war liebevoll und drückte seine Gefühle für sie aus. Es lag Wärme darin. Die Augenfarbe stach so enorm bei ihm hervor, weil er sehr lange blonde Haare hatte und braune Augen da eher nicht üblich waren. Sie wirkten so dunkel im Gesicht. Möglicherweise nannten ihn die Jäger daher auch „magische Augen“, und vielleicht ebenso an der Tatsache, dass er hypnotisieren, beeinflussen, Willen brechen und Magie anwenden konnte. Schließlich flüsterte er ihr ins Ohr: „Du bist wunderschön Nal. Mir gefallen deine Haare. Dein Körper sieht toll aus, so wie er jetzt ist. Und du bist so warmherzig und liebevoll, hast wenig Angst und kannst Spaß verstehen. Für mich bist du die schönste und beste Frau auf der Welt.“ Naletia schaute ihn mit ihren braunen Augen an, schob ihre langen roten Haare aus dem Gesicht und fragte belustigt: „Versuchst du mich gerade mental zu beeinflussen oder zu verzaubern, dass ich dir das abkaufe?“ Er musste lachen und antwortete: „Meine Liebste, die Sonne ist aufgegangen, ich habe dafür leider keine Macht mehr. Du musst mir also glauben, dass ich die Wahrheit sage.“ Daraufhin gab sie ihm einen langen und intensiven Kuss. Wie sehr liebte er es, von ihr so geküsst zu werden. Es steckte sehr viel Leidenschaft und Feuer in ihren Küssen. Wenn sie alleine am Fluss gewesen wären, dann hätte er sie auf der Stelle vernascht, aber so musste er leider warten.
Die Sonnenstrahlen berührten die Haut von Naynoth, und Princevenetia merkte, dass er schon viel besser atmen konnte. Sie spürte die klammen Klamotten, die durch den Matsch und seiner nassen Kleidung ebenso feucht geworden waren. Sie freute sich darüber, dass die wärmenden Strahlen ihr die Kälte aus den Knochen nahmen. Durch den beginnenden Herbst waren die Nächte leider bereits ein bisschen zu frisch für ihren Geschmack. Der Nebel, der meistens in den frühen Morgenstunden aufkam, sorgte öfter dafür, dass sie sich nicht wohl in ihrer Haut fühlte. Oder es lag daran, dass sie die größte Kraft im Mondlicht besaß, und dass es nicht wirklich etwas mit dem Nebel zu schaffen hatte. Sie stand auf, wischte sich den angetrockneten Matsch von diversen Körperstellen und schaute durch die Gegend. Es waren nur noch vereinzelt Stellen sichtbar die auf den Kampf hindeuteten. Die Jäger blieben verschwunden. Der Geist, den sie vergangene Nacht beschworen hatte, war einst ein großer Krieger gewesen. Im Gegensatz zu manchen Dämonen und anderen Geistern war er froh, wenn sie ihn ab und zu herbeirief, um ihr zu helfen. Für ihn gab es immer nur Kriege und Schlachten. Und auch im Tod wollte er daran teilhaben. Ein Krieger blieb auch ohne einen Körper zu haben, ein Kämpfer im Herzen. Seit sie die Fähigkeit hatte, Geister und Dämonen zu beschwören, da sprang er ihr schon fast förmlich in die Schusslinie. Er machte auf sich aufmerksam und seitdem kämpfte er gerne an ihrer Seite. Auch letzte Nacht hatte er zum wiederholten Male ganze Arbeit geleistet und man sah nichts mehr, was von den Jägern hätte übrig bleiben können.
Plötzlich hörte sie, wie etwas ins Wasser platschte. Es war Naynoth. Er tauchte unter und reinigte seine Lungen von der Flüssigkeit. Als er kurz darauf auftauchte, sagte er zu ihr mit einem Schmunzeln: „Prince, komm du auch in den Fluss. Dann wirst du schnell sauber. Ich kann dir auch den Rücken schrubben.“ „Nein danke, mir wird gerade erst wieder warm. Ich bin froh, wenn wir endlich zu Hause sind. Ich werde mich dann zunächst an das Feuer setzen.“ antwortete sie und ging einige Schritte weiter vom Fluss weg. Ihr Geliebter war wieder vollkommen in Ordnung und sie konnte sich ausruhen. Schließlich schlenderte sie zu den anderen beiden Kriegern hinüber und räusperte sich, weil diese noch mit Küssen beschäftigt waren. Gelangweilt fragte sie: „Kommt ihr beiden mit nach Hause oder wollt ihr etwa noch hierbleiben und an Ort und Stelle übereinander herfallen? Aber dann sollte besser einer auf euch aufpassen, denn Nal leuchtet auf der saftig grünen Wiese mit ihren roten Haaren wie ein Signalfeuer. Und ich denke, Noth ist als ihr Bruder nicht so daran interessiert, dabei zuzuschauen.“ Drawolleiseth lachte, nachdem er seine Lippen von seiner Geliebten gelöst hatte, stand auf, reichte Naletia die Hand, half ihr aufstehen und meinte: „Ist schon in Ordnung. Wir warten noch, bis unser Fisch aus dem Wasser gehüpft ist. Nochmal sollten wir ihn nicht alleine lassen.“
Zwei Tagesmärsche von ihrem Heimatort und dem großen Steinkreis entfernt, lagen vier Lichtkrieger auf der Lauer. Es war heller Tag und Sterchphoria konnte als Sonnenkriegerin die Fähigkeit nutzen, mit sehr scharfem Blick in die Ferne zu schauen. Gemeinsam mit ihrem Seelenpartner Naxaderleth und ihren beiden Freunden Aliebalsia und Speneth sollte sie eine stattliche Festungsanlage beobachten, da dort ein Herrscher sein Unwesen trieb. Gerüchten zufolge hatte er sich mit den Jägern zusammengeschlossen, um seine Macht stetig zu erweitern. Sie wollten kontrollieren, ob er zu einer ernsten Gefahr heranwachsen könnte. Sterchphoria sah in einiger Entfernung eine Handvoll Krieger in die Festung marschieren. Sie nahm ihre Adlerfeder zu Hilfe, an die sie ihre Kräfte gebunden hatte, und konzentrierte sich auf ihre Fähigkeit auch in weiter Ferne etwas hören zu können. Ein schwaches Leuchten ging von diesem Artefakt aus, denn im Sonnenlicht war das violette Licht, nur ein sehr geringes Schimmern. Ihre Hand kribbelte, als die Energie durch ihren Körper floss. Sie hatte immer ein ungutes Gefühl ihre Ohren auf hochempfindlich zu stellen, da alle Geräusche neben ihr regelmäßig für Kopfschmerzen sorgten. Zumal die dabei so laut waren, wie Donnergrollen nach einem Blitzeinschlag in unmittelbarer Nähe. Aber es musste sein. Sie versuchte nicht an die aufkommenden Schmerzen zu denken, sondern konzentrierte sich einfach auf die Festung in weiter Ferne. Schließlich probierte sie, den Wind um sich herum und die Vogelstimmen auszublenden, und zu filtern, was wirklich wichtig war. Tatsächlich konnte sie einen der Männer hören. Es war genau das, was sie befürchtet hatten. Sehr schnell packte sie die Adlerfeder wieder in ihre Tasche, damit nicht irgendein lautes Geräusch ihren Kopf zerschmettern würde. Sie war zwar dankbar für ihre Fähigkeiten des guten Blickes und des hervorragenden Gehörs, aber was sie schon vorher konnte, war mit Pfeil und Bogen perfekt umgehen. Und dies war auch das Beste, was sie für einen Kampf nutzen konnte. Und die Kraft, die von ihr und ihrem Partner zusammen ausging. Allerdings setzten sie diese nur im äußersten Notfall ein. Gemeinsam waren sie eine gefährliche Waffe.
Sie sammelte sich kurz, hockte sich anschließend neben die anderen Krieger auf die Erde und sagte: „Wir hatten recht. Sie haben Informationen von den Jägern erhalten. Der Kerl wird uns bestimmt viel Ärger machen. Aber bislang wird er nicht von ihnen kontrolliert, sondern nur unterstützt. Vielleicht kann man den Mann noch irgendwie von uns überzeugen. Ich möchte nur ungern, dass wir den Menschen etwas antun, wenn sie doch genau genommen derzeit unschuldig sind.“ Daraufhin strich sie sich eine Strähne ihrer braunen, halblangen, lockigen Haare hinter die Ohren. Doch sie waren nicht lang genug, dass sie auch dort blieben. Immer wieder rutschte eine dieser verdammten Locken in ihre Augen. Das machte sie wahnsinnig. Es störte sie vor allem beim Schießen, denn dann konnte sie es am wenigsten gebrauchen. Und eine kleine Windböe reichte schon aus, um mit ihren Haaren einen winzigen Wirbelsturm vor ihren Augen tanzen zu lassen. Aber sie wollte diese nicht mehr kurz schneiden, denn sie versuchte immerzu so gut wie möglich für Naxaderleth aussehen. Sie wollte richtig tolle, lange Haare haben, um ihm noch mehr zu gefallen. Daher musste sie etwas leiden. Bald könnte sie sich einen Zopf machen, dachte sie und schaute sich ihren Liebsten wieder einmal genau an. Er war größer als sie. Und sie war nicht gerade winzig, sondern sie konnte anderen Männern teilweise auf den Kopf schauen. Seine blauen Augen leuchteten in der Sonne. Die Haut hatte eine angenehme Farbe, die aussah, als hätte er den ganzen Tag in der Hitze des Sommers auf einem Feld gearbeitet. Die Haare waren ziemlich kurz und braun. Sein Körperbau war verglichen mit seiner Größe eher dürr, aber trotzdem kräftig. Sterchphoria sah ihren Seelenpartner gerne an. Sie konnte kaum genug von ihm bekommen. Daher wollte sie auch mindestens genauso attraktiv für ihn sein, wie er auch für sie.
Naxaderleth stand auf, nahm seine Axt in die Hand und sagte nachdenklich: „Ich denke, wir haben zwei Möglichkeiten. Die eine wird sein, dass wir nach Hause gehen, die anderen zusammenrufen und dann wieder hierhin zurückkommen, schauen, wie weit die hiesigen Krieger sind und endlich alle Personen auslöschen. Oder aber wir schleichen in die Festung und sehen was wir dort alleine erreichen können, um den Kerl zur Vernunft zu bringen. Ich bin für Ersteres, denn ich will nicht gerne Zeit verlieren. Obwohl, dies heißt ja, dass ich eher für beides bin. Also meine dritte Variante wäre dann direkt reingehen und alle platt machen.“ Sofort brachen die vier Krieger in schallendes Gelächter aus. Naxaderleth konnte immer schon gute Witze machen. Er meinte es nicht so, wie er es gesagt hatte, da er meistens nicht nachdachte, was er von sich gab. Doch genauso liebte Sterchphoria ihren Geliebten. Er hatte halt auch viele andere Vorzüge.
Speneth saß auf dem Boden neben Sterchphoria und lachte immer noch über den Witz. Der hätte von ihm sein sollen, denn sein Spitzname war nicht umsonst der Narr gewesen. Aber nun hatte sein größter Konkurrent, was Witze anging, diesen Spaß auf seiner Seite gehabt. Es schoss ihm der Gedanke in den Kopf, dass er irgendwie noch nachlegen sollte, um die Lacher auf seiner Seite zu haben, doch seine Seelenpartnerin Aliebalsia sagte plötzlich: „Also ich bin dafür, dass wir unsere Freunde rufen sollten. Viele Krieger sehen deutlich besser aus. Vielleicht überlegt es sich der Kerl in der Festung bei dem Anblick anders. Danach können wir ja auch wieder gehen. Wenn nicht, dann haben wir direkt die Verstärkung hier.“ „Ich würde lieber nach wie vor ein wenig warten wollen und ausspionieren, wie gut die Befestigungsanlage verteidigt wird oder wie gut sie angreifen können.“ meinte Sterchphoria. Speneth sah sich in der Runde um, dachte über eine weitere Möglichkeit nach und beobachtete dabei, wie Naxaderleth seine Axt überprüfte, indem er sie mit beiden Händen vor seine Augen hielt. Als ob dies was über die Funktionsfähigkeit aussagen sollte. Er war sein bester Freund gewesen. Das war schon die ganze Zeit so, noch bevor der Schöpfer ihnen diese besonderen Fähigkeiten gab. Doch manchmal war er auch eifersüchtig wegen ihm und seiner Aliebalsia. Naxaderleth gehörte zu Sterchphoria, trotzdem wollte er lieber mit Allie zusammenarbeiten, statt mit seiner eigenen Partnerin. Klar war das Ganze wirklich nur auf Kriegerebene basiert und nicht auf Liebesebene, aber dennoch wollte Speneth das nicht immer mitmachen müssen. Es lag halt an ihren Kräften, die beide in der Nacht wirkten. Sie ergänzten sich besser, als mit seiner eigenen Frau. Nur vereint konnten die Seelenpartner enorme Kräfte entwickeln. Ansonsten waren die einen von der Sonne und die anderen vom Mond abhängig. Speneth wusste dies und es gab keinen Grund zur Eifersucht, da zwischen Naxaderleth und Aliebalsia nur Freundschaft bestand.
Losgelöst von diesen Gedanken, dachte er an die momentane Situation. Schließlich überlegte er sich doch noch eine Möglichkeit ins Spiel zu bringen und sagte: „Ich wäre dafür, alleine in die Festung zu gehen und sie von innen zu erkunden. Ihr wisst, ich habe Charme, sehe gut aus, bin intelligent und witzig. Dies hat mich schon oft aus einigen beschissenen Umständen herausgeholt. Ich kann uns die nötigen Informationen besorgen, ohne Blut zu vergießen. Lasst es mich versuchen und ich werde alles herausfinden was wir wissen müssen.“ Seine Aliebalsia sah ihn mit ihren Saphiraugen an, schleuderte ihre langen, blonden Haare zurück, stemmte ihre Hände auf ihre wenig breiteren Hüften und sagte etwas verärgert: „So, du willst mal eben den Helden vorgeben. Es reicht dir ja nicht, dass du mit dem Mond spielen kannst. Du musst dir auch immer wieder beweisen, was für ein toller Hecht du bist. Deinen Charme willst du spielen lassen. Pah! Dein gutes Aussehen benutzen. In Ordnung. Du siehst nun mal wirklich blendend aus. Wenn man es genau nimmt, könnte ich ja auch mitgehen. Schließlich sehe ich ebenfalls anschaulich aus. Sie könnten sogar glauben, dass wir Zwillinge sind. Deine Haare sind genauso lang und blond, wie meine, deine Augen sind ebenso blau, wie die meinen. Nur der Unterschied ist, dass du keinen Busen hast. Aber ich kann wenigstens kämpfen. Ich bin fähig mit den Fäusten umzugehen. Und was kannst du außer lächeln?“
Speneth liebte es, wenn sie so auf ihn reagierte. Sobald sie etwas aufbrausend war, dann war sie für ihn richtig attraktiv und seine Finger hätten zu diesem Zeitpunkt lieber, statt ihrer Hände, auf ihren Hüften geruht. Und am liebsten würde er sie zu sich auf den Boden ziehen und leidenschaftlich küssen. Doch sie waren nicht alleine und für den Kampf vorbereitet, daher antwortete er ihr: „Du musst mich nicht immer darauf hinweisen, dass ich nichts kann. Im Gegensatz zu den übrigen bin ich leider nicht als Krieger erzogen worden. Meine Hände benutzte ich nur für den Anbau von Gemüse. Mein Aussehen ist halt meine einzige Waffe. Und ich bin einigermaßen schlau. Ich kann zwar Ebbe und Flut beeinflussen, aber wenn gerade kein Kampf im Meer stattfindet, sehe ich ganz schön alt aus mit meinen Fähigkeiten. Ist doch richtig beschissen, wenn man zwar den Mond nutzen kann, aber dieser ansonsten nur noch Schlafstörungen verursacht. Das einzig Gute daran ist, dass ich den Mond auch dann benutzen kann, wenn er am Tage sichtbar ist. Das ist mein Vorteil zu den anderen Mondkriegern. Doch was bringt das wirklich? Also bin ich sonst immer nur der nutzlose Narr, der gute Witze loslassen kann und nett lächelt. Daher will ich gerne auch mal was machen, was tauglich ist.“ Speneth bemerkte, dass Aliebalsia und die beiden Freunde darüber nachdachten, was er gesagt hatte. Und er wollte seine Geliebte küssen, weil sie noch süßer aussah mit ihren grübelnden Augenbrauen. Er war verrückt nach dieser Frau.
Naxaderleth konnte so gut nachvollziehen, wie es seinem besten Freund Speneth ging. Auch er fühlte sich benachteiligt und sagte: „Ich weiß, wie er sich fühlt. Zwar kann ich sehr gut mit der Axt kämpfen und bin ein guter Taktiker. Doch wenn ich darüber nachdenke, was der Schöpfer bei mir falsch gemacht hat, so komme ich nur zum Ergebnis, dass ich ein Fehler bin. Was ist daran nützlich, wenn ich den Schatten der Gegner verzaubern kann, dass diese für uns gegen den Feind kämpfen, wenn ich ein Mondkrieger bin. Ich kann es ja nur machen, falls gerade ein sehr heller Vollmond scheint, ohne Wolken am Himmel oder irgendwo an einem Feuer eine Schlacht tobt. Meine einzige Waffe, die ich nötig habe, neben meiner Axt, und ich bin auf Licht angewiesen, was ich nicht habe. Daher gehe ich so gerne mit Aliebalsia in die Schlacht, denn sie kann das Sonnenlicht, was sie vorher in sich aufgenommen hat, wieder abgeben und ich habe meine Schatten. Irgendwo ist da ein Fehler beim Schöpfer unterlaufen.“ Zu spät merkte Naxaderleth, dass es sich so anhörte, als sollte Aliebalsia seine Seelenpartnerin sein und nicht Sterchphoria. Schnell fügte er hinzu: „Phoria, das sollte nicht heißen, dass ich lieber Allie als Partnerin haben wollte, nein, so war das nicht gemeint. Ich liebe dich über alles meine geliebte Frau. Ich wollte nur sagen, dass Speneth und ich vielleicht andere Fähigkeiten haben sollten. Na in Ordnung, er ist der Mondmagier und sie die Sonnenfängerin. Und du bist Adlerblick und ich der Schattenkrieger. Hört sich alles nach tollen Namen an, die uns die Jäger gegeben haben, aber nur ihr beiden Frauen habt wirklich Glück mit euren Waffen gehabt, die euch durch das Licht verliehen werden.“ Er hatte ihr tatsächlich vor den anderen seine Liebe gestanden. Normalerweise machte er dies nicht oder nur, wenn sie beide alleine waren, aber in dieser Situation mochte er seinem Freund helfen und erklären, warum er gerne mit der Partnerin von Speneth in die Schlacht zog. Jedoch wollte er dabei nicht das Herz seiner Angebeteten brechen. Er fühlte sich wie ein Tollpatsch. Konnte er denn irgendwas gut machen, außer mit seiner Axt zu schwingen? Seine Phoria kam auf ihn zu, umarmte ihn und gab ihm einen zaghaften Kuss, den er erwiderte indem er sie mit beiden Händen packte, an sich zog und dann ihren Mund mit seinen Lippen versiegelte. Da fiel es ihm wieder ein. Er konnte gut küssen.
Aliebalsia fühlte sich in Gegenwart der küssenden Krieger vollkommen überflüssig. Zwar war ihr geliebter Speneth auch in der Nähe, aber um nichts in der Welt hätte sie mitgemacht, sofern sie zu diesem Zeitpunkt ebenso von ihm liebkost worden wäre. Auch wenn er sie mit seinen wunderbaren strahlenden Augen, diesem tollen Aussehen und seinem Charme verführt, würde sie eisern bleiben. Auch für den Fall, dass ihre Lust auf ihn ins Unermessliche gestiegen wäre, so hätte sie ihn abblitzen lassen. Sie wollte es niemals vor anderen machen. Noch nicht einmal küssen. Dafür war sie irgendwie zu schüchtern. Es lag einfach in ihrer Natur. Möglicherweise hatte es mit ihrer Vergangenheit zu tun. Doch es gab kaum Erinnerungen an etwas Erlebtes, was der Auslöser dafür war. Möglicherweise lag es verdammt lange zurück und daher waren die Einprägungen daran zu schwach. Sie fühlte sich stets unwohl, mit ihrem Liebsten vor den Augen anderer, ihren Spaß zu haben. Aber nichtsdestotrotz würde sie für ihren Geliebten alles machen, und sobald sie alleine sind, mit Liebe überschütten wollen.
Lange betrachtete Aliebalsia ihren Speneth. Er sah wirklich zum Anbeißen aus. Sein Lächeln übertraf alles, was sie zuvor bei Männern gesehen hatte. Sein ganzes Auftreten wirkte auf die Menschen sehr sympathisch. Die Augen leuchteten wie Saphire und gemeinsam mit diesem charmanten Lächeln waren sie eine gute Waffe, die er einzusetzen vermochte. Er hatte recht, dass es das Einzige war, was er verdammt gut konnte. Schon sehr oft wollte sie ihm das Kämpfen beibringen, jedoch endete es immer auf dem Nachtlager in ihrer Hütte. Sie konnten nun mal nicht die Finger voneinander lassen, sobald sie alleine waren. Da die anderen Krieger meist auch zu beschäftigt waren, gab es bisher kaum Möglichkeiten ihm zu zeigen, wie er mit einer richtigen Waffe umgehen konnte. Daher machte sie sich Sorgen um ihn. Sofern ihm in der Festung etwas Unglückliches passieren sollte, war er schutzlos ausgeliefert. Jedoch musste sie ihm den Rücken stärken und zeigen, dass sie an ihn glaubte. Er sollte den Versuch wagen, um an Informationen zu gelangen. Sie konnte ihn ja nicht immer begleiten.
Kurz nach Sonnenuntergang saß an einer Feuerstelle der Sonnenkrieger Maliwilth und wartete auf seine Partnerin Vegomentorgia. Er putzte sein Schwert sauber, denn es war ein anstrengender Tag gewesen und es wurde reichlich genutzt. Er hielt es so in den Schein des Feuers, dass er schauen konnte, ob es noch irgendwo Flecken hatte. Da erblickte er sein eigenes Spiegelbild darin. Dank der Spiegelung und dem Spiel mit dem Licht, leuchteten seine grünen Augen auf und seine kurzen, fast weißen Haare glänzten durch den Feuerschein noch mehr. Er hatte diese Haarfarbe seit frühester Kindheit. Jeder glaubte, dass er älter wäre, obwohl man es in seinem Gesicht nicht sehen konnte. Dabei war Maliwilth noch sehr jung. Seine Jahre zählten etwas zwischen fünfundzwanzig und dreißig. Irgendwann hatte er es vergessen, da sie alle seit der Verteilung ihrer Fähigkeiten nicht mehr älter geworden waren. Daher hatte er immer noch das Aussehen von vorher gehabt. Natürlich auch die weißen Strähnen auf dem Kopf. Doch durch das Licht des Feuers schimmerten diese ein klein wenig goldener. So kurze, goldblonde Haare und solche grünen Augen wie er, hatte zudem seine Partnerin. Obwohl er ja eigentlich fast weißes Haar hatte, sah er ihr in diesem Augenblick, in diesen Lichtverhältnissen, irgendwie ähnlich. Doch da hörten auch ihre Gemeinsamkeiten auf. Sie sahen sonst für Außenstehende nicht aus wie zwei, die zusammengehören würden. Vegomentorgia war eher klein und etwas stämmiger, und er sehr groß und kein Fett, was an ihm zu viel war. Er musste schmunzeln, wenn er an sie dachte, weil sie eine Frau war, die lustig sein konnte, sehr liebevoll war und darüber hinaus gut im Nahkampf einen Mann entwaffnen. Das bezog sich nicht nur auf ihre Technik, die von ihrer Körperkraft herkam, sondern sie nutzte ihre Fähigkeit, Männern den Kopf zu verdrehen. Er hörte ein Geräusch und schreckte einen Moment auf. Aber anscheinend war es falscher Alarm. Er senkte langsam das Schwert und schaute auf die Flamme vor sich. Das Feuer brannte nicht mehr so intensiv und er legte daher Holz nach. Maliwilth gefiel nicht, dass er alleine war. Seine Kraft bezog sich in der Nacht nur auf den Schwertkampf. Im Sonnenlicht konnte er ein gigantisches Schwert erzeugen, was aus einem Lichtstrahl zu bestehen schien. Dieses schwebte über den Köpfen der Angreifer hinweg und metzelte alles nieder, was sich ihm in den Weg stellte. Doch nun alleine in der Nacht fühlte er sich etwas verloren. Wo Vegomentorgia nur blieb?
Aus der Dunkelheit schlich eine große Frau, mit langen dunklen Haaren und einem dunkelgrünen Kleid auf ihn zu. Sie hatte eine tolle Figur, wie er fand. Sie fragte höflich: „Darf ich mich mit an das Feuer setzen, fremder Krieger?“ Er nickte und wies ihr einen Platz ihm gegenüber zu. Bedächtig setzte sie sich hin und blickte ihn durchdringend an. Maliwilth hielt weiterhin sein Schwert in der Hand und begutachtete es von allen Seiten. Anschließend fragte sie: „Was hast du denn damit vor?“ „Im Moment nur putzen. Ansonsten kämpfen.“ antwortete er und schaute sich weiter um. Die Frau rutschte an ihn heran und sagte: „So ein hübscher Mann und so alleine hier.“ Sie küsste ihn und er erschrak zuerst. Im nächsten Atemzug fand er Gefallen daran und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Er spürte, dass sich etwas in ihm und an ihm regte. Plötzlich war er Feuer und Flamme und wollte diese tolle Frau auf der Stelle vernaschen. Sein Herz vollzog einen Freudensprung und er küsste sie fordernder. Für einen kurzen Augenblick machte sie sich von ihm los und wollte wissen: „Hast du denn keine Frau?“ „Doch, die habe ich. Und was für eine. Die Beste von allen.“ sagte er und küsste sie wieder, bis sie erneut fragte: „Und wo ist sie jetzt?“ Maliwilth drückte sie fester an sich und antwortete mit einem sanften Lächeln: „Ich glaube, sie liegt gerade in den Armen eines hübschen Kriegers mit weißen Haaren und lässt sich jeden Moment von ihm verführen. Vego, ich habe dich längst durchschaut. In deiner wahren Gestalt gefällst du mir aber besser.“ Auf einmal leuchtete ein Amulett um ihren Hals auf, und sie verwandelte sich in seinem Arm zurück in die Frau, die er so liebte. Stürmisch küsste er sie und drückte sie auf den Boden. Sie versuchte es doch immer wieder, ihn in einer anderen Gestalt zu verführen. Das war eben ihre Art und sie fand es irgendwie lustig. Außerdem probierte sie so, ihre winzige Statur zu überspielen. Er machte meistens den Spaß mit. Darauf sah er ihr verliebt in die Augen und meinte frech: „Also tagsüber, wenn du keine Macht hast, sollte ich besser keine andere Frau zu nah an meinen Körper lassen. Denn dann steckst du garantiert nicht dahinter.“ Sie lachte und antwortete: „Sofern du das jemals machen wirst, schwöre ich, werde ich dir dein bestes Stück abschneiden. Und jetzt mach mit mir, was du willst.“ Er jauchzte innerlich vor Freude, legte sich über sie, küsste sie stürmisch und streichelte ihren Körper.
Auf einmal hörten sie ein Geräusch und ein großer Wolf stand neben ihnen. Er schien irgendwie aufgeregt zu sein. Maliwilth sprang sofort von seiner Liebsten herunter, schnappte sich das Schwert und hielt es kampfbereit. Jedoch richtete er es nicht gegen den Wolf, denn wenn das Tier neben ihm stehenblieb und so reagierte, konnte das nur eines bedeuten. Daleinth der Krieger, der fähig war mit Tieren zu sprechen und daher auch Bestienreiter genannt wurde, befand sich in großer Gefahr. „Schnell Vego, komm mit. Ich glaube unsere Hilfe wird gebraucht.“ Sie raffte ihr Kleid hoch, nahm eine Fackel in die Hand, zündete diese am Feuer an, und gemeinsam folgten sie dem Wolf, bis zu einem kleinen Schlachtfeld.
Daleinth war von drei Jägern umzingelt. Zuerst war er mit seiner Partnerin Talesia unterwegs und dann ging es ganz schnell. Sie wurden getrennt und die Gegner sorgten dafür, dass sie sich nicht berühren konnten. Diese Mistkerle wussten über alle Bescheid. Sie kannten offenbar ihre Fähigkeiten. Er war sehr verärgert, dass er nicht in der Lage war, sie alle mit einem gigantischen Blitz zu vernichten, da er nicht seine Kräfte mit seiner Partnerin vereinen konnte. Aber die Schwierigkeit mit den Jägern war, dass sie nicht nur das geheime Wissen hatten, sondern ebenso die Macht, die Lichtkrieger in Schach zu halten. Sein Problem war ganz anderer Natur. Er war nicht gerade mutig und sein Körper zwar kräftig, jedoch viel zu träge. Kämpfen war leider nicht so seine Stärke. Klar konnte er um sich schlagen oder auch mal ein Schwert schwingen, aber gut vermochte er es nicht. Seine einzige Fähigkeit im Mondschein bestand darin, mit den Tieren zu sprechen und sie für sich angreifen zu lassen. Es ist schon von Vorteil, wenn man die Sprachen von allen Lebewesen verstehen kann. Zumindest im irdischen Raum. Was den übernatürlichen Bereich anging, so konnte seine Talesia mit den Naturgeistern reden und in die Gedanken der Feinde eindringen, um ihren Willen zu beeinflussen. Aber nun in der Nacht war sie dazu nicht in der Lage. Sein Blick war auf seine Gegner gerichtet und zwischendurch schaute er zu Talesia hinüber, die ebenso in der Falle saß, wie er. Seine einzige Chance bestand darin, einen Wolf in der Nähe zu rufen, der Hilfe holen sollte. Nervös wartete er ab, wann die Jäger ihn angreifen würden. Sie hatten wohl nicht mitbekommen, dass er mental mit dem Tier sprach. Vielleicht war das von Vorteil. Doch wenn sie nicht angriffen, würde er in seiner Verteidigungshaltung bleiben. Er dachte, dass sie besser nie wieder alleine wohin gehen sollten. Nun waren sie zu zweit, jedoch beide ohne sehr viel Kraft, ohne Geschick und komplett nur auf ihre verliehenen Fähigkeiten angewiesen, die gerade nicht viel brachten. Im Sonnenlicht konnte sie zaubern, doch im Mondenschein schienen sie verloren. Was sollte er machen? Außer dem Wolf befand sich kein einziges Tier mehr in ihrer Nähe. Selbst wenn eine Eule da wäre, könnte diese möglicherweise einen Jäger in Schach halten. Aber dann würde sie verletzt oder getötet werden. Oder vielleicht hätten ein paar Ratten was ausrichten können, aber in diesem Teil der Gegend und zu dieser Uhrzeit, waren Tiere irgendwie kaum vorhanden. Zumindest nicht solche, die keine Insekten waren. Wie auf Kommando nahm einer der Jäger, der bei ihm stand, ein Seil aus der Tasche. Noch zögerte er, auf Daleinth zuzugehen.