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Es sind 17 Jahre vergangen, seit der Flucht vor der Sekte. Im Leben von Melissa ist der Alltag in ihre Ehe mit Chris eingetreten. Sie sehnt sich nach mehr Abentuer im Leben. Und dann bekommen ihre Töchter eine Broschüre über das Internat in der Stadt der Sekte. Melissa befürchtet, dass die Sekte wieder ihr Uheil treibt und sie beginnt zu forschen. Gibt es die Sekte wieder, oder ist Melissa paranoid?
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Seitenzahl: 233
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Jeanny O‘Malley
Zurück zur Stadt der Bestien
Roman Fantastik
Impressum
Texte: © 2021 Copyright by Jeanny O’Malley
Umschlag:© 2021 Copyright by Jeanny O’Malley
Verantwortlich
für den Inhalt:Jeanny O’Malley
Postfach 1105
53805 Ruppichteroth
E-Mail: [email protected]
Facebook: @JeannyOMalley
Instagram: @Jeannyomalley
Twitter: @JeannyMalley
Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Es sind 18 Jahre vergangen, seit ich damals mit meinem Mann Chris und meinen Freundinnen Mary und Jessie aus Yellowtown geflohen bin. Die Trümmer der damals zerstörten Gebäude waren noch lange Zeit zu sehen. Die Bestien und unsere Freunde hatten wirklich in der Hinsicht gute Arbeit geleistet. Es hatte nur wenige Stunden gedauert, seit der Bunker der Bestien gesprengt wurde, bis diese seltsamen Wesen ihre Aufgabe erfüllt hatten, die Stadt zu zerstören.
Chris zog mit uns in unseren Heimatort. Hier in unserem kleinen Dorf bekam ich meine Zwillinge Christine und Melinda. Beide waren sie dunkelblond und hatten die gleichen blauen Augen wie Chris. Christine wurde 20 Minuten vor Melinda geboren. Und man konnte sie beide nur anhand einer winzigen Narbe auseinanderhalten, die Melinda bei der Geburt am Kinn bekommen hatte. Chris hatte die Idee, dass wir unseren Mädchen Namen gaben, die mit unseren in Verbindung gebracht werden konnten. Ich fand den Einfall toll.
Mein Bruder John hatte meine Freundin Jessie geheiratet und gemeinsam sind sie in eine aufregendere Gegend gezogen. Ihnen war das einfache Dorfleben zu langweilig geworden. Nur noch Mary und ihr Mann Marc wohnten bei uns in der Nähe.
Unsere damaligen Freunde und Helfer aus der Stadt hatten wir lange Zeit nicht mehr gesehen. Irgendwie musste sich jeder eine neue Unterkunft und eine Arbeit suchen. Chris hatte ein Restaurant eröffnet und wir hatten einen kleinen Hof zu versorgen. Marc hatte den Hof von Marys Eltern übernommen, denn diese waren von ihrem Schwiegersohn, trotz aller üblen Umstände von damals, ziemlich in ihn vernarrt gewesen. Was aus Neil und Sam wurde, wusste ich lange Zeit gar nicht. Mein Bruder John war immer noch als Schlosser tätig und Jessie kümmerte sich um ihre kleine Tochter Vanessa. Ich selbst konnte als Schneiderin noch etwas Geld dazu verdienen. Dies machte mir sehr viel Spaß und so konnte ich auch mal kreativ sein, wenn ich neue Kleider entwarf.
Damals dachte ich noch, dass es mir gar nicht besser gehen konnte. Ich war glücklich wieder zu Hause zu sein und einen tollen Mann gefunden zu haben. Als meine Kinder zur Welt kamen und ich sie aufwachsen sah, gab es für mich nichts, was das alles noch toppen konnte. Doch ich bedachte nicht, dass wenn man oben angekommen ist, es dann auch schnell wieder bergab gehen kann. Meine Kinder waren genauso trotzig und stur, wie ich damals. Zwar liebten sie mich und ich sie, aber sie hatten ihren eigenen Kopf und ab und zu führten wir hitzige Diskussionen. Mit Chris habe ich mich wohl mit der Zeit auseinander gelebt. Oder der Alltag war in unser Leben getreten. Fast jeden Tag stritten wir wegen scheinbar unwichtigen Sachen. Vielleicht war das noch die einzige Art der Kommunikation, die wir führen konnten, um überhaupt mal die Stimme des anderen zu vernehmen.
Und der Gedanke, es könnte gar nicht schlimmer kommen, ist leider nur ein Irrglaube …
„Melissa, ich weiß, dass Chris dir in letzter Zeit nicht die Aufmerksamkeit geschenkt hat, die dir zusteht, aber ich weiß, dass er dich noch liebt.“ meinte meine Freundin Mary zu mir, die bei mir auf der Veranda Kaffee trank. Nachdem ich ein Stück Kuchen mit der Gabel abgetrennt hatte, schaute ich sie an und fragte: „Aber wieso? Warum passiert denn so etwas? Kann ich denn nicht einfach bis an den Rest meines Lebens glücklich sein, so wie andere Menschen auch?“ „Woher willst du wissen, dass andere Menschen glücklich sind? Nimm mal mich als Beispiel. Marc und ich, wir streiten uns ebenfalls und ich frage mich dann auch, ob er mich noch liebt. Aber es sind diese kleinen Gesten, die er macht, von denen ich weiß, dass er es nur aus Liebe macht.“ erklärte Mary und stopfte sich auch ein Stück Kuchen in den Mund. „Jessie zum Beispiel. Sie scheint in ihrer Beziehung mit John glücklich zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass sie Vanessa erst vor 10 Jahren bekommen hat. Das heißt, sie hatte 8 Jahre mehr Zeit als wir, um sich mit John richtig auszutoben. Du hast Ben ja auch ziemlich schnell bekommen nach eurer Heirat. Und ich war ja schon mit Christina und Melinda schwanger bei unserer Hochzeit. Wahrscheinlich sollten Frauen nicht so schnell Kinder bekommen. So kommt halt zu schnell der Alltag nach Hause.“ teilte ich meine Überlegungen mit. Nickend bestätigte Mary meine Theorie und nippte dabei an ihrem Kaffee.
Plötzlich wurde unser Plausch unterbrochen. „Hallo Tante Mary, hallo Tante Melissa! Wir sind da!“ rief die kleine Vanessa und lief auf die Veranda zu uns beiden. Ihre schwarzen, langen Haare wehten dabei im Rhythmus ihrer Schritte. Jessie folgte ihr im Laufschritt. Keuchend machte auch sie an dem Kaffeetisch halt und schnaufte: „Hallo ihr beiden. Mensch Vanessa wird auch immer schneller. Bald kann ich sie nicht mehr einholen. Ich setze mich mal zu euch, bevor wir gleich weiter ziehen, um unsere Eltern zu besuchen.“ „Hallo Jessie und hi Vanessa!“ klang es gleichzeitig aus unseren Mündern. Höflich bot ich den beiden einen Platz auf der Veranda an und verteilte ihnen Kuchen auf die Teller. Jessie winkte ab und meinte: „Nein danke! Wir werden gleich bestimmt von den Eltern vollgestopft mit Kuchen. Die verwöhnen Vanessa zu viel.“ „Ja, das glaube ich gerne. Sie sind ja richtig stolz auf die Kleine.“ pflichtete Mary bei. „Mama darf ich schaukeln gehen?“ wollte Vanessa wissen und Jessie nickte ihr zu, bevor sie fragte: „Na? Bei was für Gesprächen haben wir zwei euch gestört?“ Ich winkte ab und antwortete: „Wir waren nur gerade bei Beziehungsproblemen und wie du es schaffst, scheinbar glücklich zu sein.“ Lachend antwortete sie: „Wenn John Ärger macht, bekommt er eins auf den Deckel, Sexentzug, und wenn er dann immer noch nicht pariert, dann gibt es noch was mit der Peitsche.“ Verblüfft starrten wir sie an und konnten zunächst nichts sagen. Doch dann musste Jessie nur noch mehr lachen und meinte: „Naja, so schlimm ist es nicht mit uns. Ich denke es liegt daran, dass wir damals heimlich zusammen waren, uns dann getrennt hatten und erst nach langer Zeit wieder zueinander gefunden haben. Dies hat unsere Liebe noch stärker gemacht. Ihr beide habt eure Männer ja seit dem ersten Tag und seitdem auch nicht wieder verlassen. Ihr wisst nicht, was es heißt, ohne den anderen zu sein. Ich denke, dass dies das Geheimnis einer gut funktionierenden Beziehung ist.“ Sollte es wirklich so kompliziert und doch einfach sein? Muss es erst zu einer Trennung kommen, um zu merken, wie wichtig einem der andere ist? Aber was ist, wenn es eine Trennung für immer sein wird? Es muss doch eine andere Lösung geben, um wieder mehr von Chris geliebt zu werden. Ich schaute abwechselnd zwischen den Zwillingen hin und her. Jessie hatte die Haare wieder sehr kurz geschnitten, wohingegen ihre Schwester ihre schwarzen Locken auf den Schultern liegen hatte. Mary sah ihre Schwester an und meinte: „Also ich werde mich nicht von Marc trennen. Das ist doch nicht der richtige Weg.“ „Aber es war mein richtiger Weg denke ich.“ antwortete Jessie und schaute in Richtung der Straße. „Ah, da kommt John ja. Dann müssen wir wohl wieder los zu Vanessas Großeltern.“ Liebevoll umarmte sie Mary und mich zum Abschied und John, der irgendwie kaum einen Tag älter aussah und immer noch dunkle Haare hatte, umarmte uns zur Begrüßung. Mit verschmitztem Lächeln und doch liebevoll gemeint, sagte er zu uns: „Ich komme, um meine beiden Süßen abzuholen.“ Jessie schmolz fast dahin bei dieser Bemerkung und zwinkerte uns zu. Dann sammelten sie Vanessa im Garten ein und spazierten weiter zu dem Haus von den Higgins. Verträumt sah ich den Dreien nach. Wann hatte Chris mich so liebevoll angesehen, wie mein Bruder es bei seiner Frau machte? Ich überlegte, wann er zuletzt meinen Kosenamen gesagt hatte und seufzte leise.
„Tja, damals dachten wir beide noch, wir wollen nicht so früh heiraten und erst mal was vom Leben haben und dann lernen wir unsere Männer kennen und werfen unsere Prinzipien über den Haufen. Und nun müssen wir damit leben.“ überlegte Mary und nahm sich noch ein Stück Kuchen vom Teller. Ich musste ein wenig schmunzeln über sie und scherzte: „Wenn ich dich so mampfen sehe, und du so seufzend über deine Beziehung mit Marc redest, könnte man meinen, du hast größere Probleme, als ich mit Chris.“ „Ich weiß auch nicht, woher das kommt. Irgendwie glaube ich, du ziehst mich mit runter. Aber ich habe seit einigen Wochen so einen unbändigen Hunger. Ich glaube wirklich, das ist Frustessen und ich rede mir immer alles schön.“ meinte Mary und stopfte sich die Gabel voller Kuchen in den Mund. Ich kicherte bloß und trank meine Tasse Kaffee aus.
Kurz darauf kamen Chris und Marc von ihrer Arbeit auf dem Hof zu uns, um auch eine kurze Pause zu machen. Marc, dessen dunkle Haare tatsächlich die ersten grauen Schläfen aufwiesen, setzte sich direkt neben Mary und gab ihr einen sanften Begrüßungskuss auf die Wange, was diese jedoch kaum wahrnahm. In freudiger Erwartung fieberte ich meinem Kuss entgegen, der jedoch ausblieb. Enttäuscht wandte ich mich meinem Teller mit dem Kuchen zu. Chris setzte sich mir gegenüber an den Tisch, goss sich eine Tasse Kaffee ein und erzählte: „Vorhin kam John für einen kleinen Besuch bei uns an der Scheune vorbei. Er sah gut erholt aus, nach ihrem Kurzurlaub.“ „Ja, demnächst will er uns helfen das Loch im Dach zu reparieren. Dann wird er sicherlich wieder die Kleine mitbringen.“ fügte Marc hinzu und griff dabei zu einem Stück Kuchen. Chris trank einen Schluck Kaffee und fragte mich dann: „Kannst du nachher noch mit ins Restaurant kommen? Janine hatte ihren Mann vorhin zur Scheune geschickt, damit er mir sagen konnte, dass sie heute krank ist. Ich bräuchte daher noch jemanden in der Küche.“ „Ja, ist gut. Ich werde da sein.“ antwortete ich und überlegte mir schon, wie ich den Tag umorganisieren könnte.
Chris arbeitete bei uns auf einem kleinen Hof mit einigen Hühnern, Ziegen und ein paar Gemüsefeldern. Nebenbei hatte er ein Restaurant eröffnet und arbeitete dort, neben seiner Funktion als Inhaber des Ladens, als Koch. Dies machte ihm Spaß und ich half neben meinem Job als Schneiderin, auf dem Hof und im Restaurant, wenn Not am Manne war. So auch an diesem Abend. So gut es ging, half ich meinem Mann in der Küche und bewirtete noch die Gäste. Und ich muss wirklich sagen, dass er durch die Arbeit auf dem Hof sehr viel männlicher geworden war. Seine dunkelblonden Haare waren irgendwie dunkler geworden, seine Haut durch die viele Sonneneinstrahlung braun gebrannt und der Körper hatte einige Muskeln mehr aufgebaut, als vorher. Ich weiß nicht, ob es an meinem eigenen Alter liegen könnte, aber ich finde, dass Männer um die vierzig Jahre erst richtig wie Männer aussehen. Erst dann sind sie fertig.
Spät am Abend, als die Küche schloss und nur noch die Bar für die späteren Besucher geöffnet war, hängte ich die Schürze an den Haken und meinte zu Chris: „Ich geh schon mal nach Hause. Ich denke ja, du wirst gleich nachkommen.“ „Ja, ich werde nur noch mit Jason die nächste Arbeitswoche besprechen. Bis gleich also.“ antwortete er mir und hängte dann auch seine Schürze an den Haken.
Zu Hause legte ich dann noch Wäsche in unserem Schlafzimmer zusammen. Christine und Melinda wollten gerade in ihre Zimmer gehen, und fast gemeinsam fragten sie: „Hallo Mum, können wir später mit euch über unsere Zukunft reden?“ „Aber klar doch. Wartet noch ein wenig, euer Vater müsste auch jeden Moment wiederkommen.“ antwortete ich, während ich einen Stapel Handtücher in den Schrank räumte. Die Zwillinge gingen ins Zimmer von Melinda, um dort ihre Musik zu hören. Ich öffnete die andere Schranktüre, um dort ein paar Blusen hineinzuhängen. Ganz am Ende der Kleiderstange hing noch mein Brautkleid. Seufzend betrachtete ich es. Es war, wie es damals üblich gewesen ist, in einem harten weißen Ton gehalten und ansonsten eher schlicht. Meine Großmutter hatte es mit mir zusammen entworfen und auch genäht. Dies war meine erste richtige Erfahrung in diesem Beruf gewesen. Der Entwurf stammte von mir. Ich wollte irgendwie elfenhaft aussehen, trotz des kleinen Umstandsbauches. Aber irgendwie habe ich es mit etwas Glitzer und Chiffon hinbekommen. Meine Großmutter hatte auch ihre helle Freude daran gehabt, mir mit der Nähmaschine zu helfen. Seufzend dachte ich an meine Großeltern, die leider beide nicht mehr lebten. Immerhin hatten sie die Hochzeiten von meinem Bruder und meine eigene mitmachen können und die Urenkel kennenlernen dürfen. Ich vermisste die beiden sehr.
Kurz darauf kam Chris nach Hause, ging direkt zu mir ins Schlafzimmer und erzählte: „Nächste Woche werde ich nicht so viel im Restaurant arbeiten. Dann habe ich Zeit, um zusammen mit Marc und John das Dach der Scheune zu reparieren.“ Da Chris sonst nur arbeitete, kam mir auf einmal eine Idee. Ich fragte ihn: „Wenn du dir mal öfter eine Vertretung als Koch oder für den Hof suchen würdest, dann könnten wir auch, wie John und Jessie, in Urlaub fahren. Ich würde auch mal wieder etwas Tolles mit dir unternehmen wollen.“ Chris verdrehte die Augen und antwortete: „Melissa, du weißt doch ganz genau, dass wir nicht das nötige Geld haben, um noch mehr Leute einzustellen. Ich habe mir auch nur etwas Zeit nehmen können, denn so ein Dach repariert sich auch nicht von alleine. Und das Material kostet auch noch genug. Es reicht schon, dass Marc und John mir umsonst helfen wollen. Und selbst das macht mir ein schlechtes Gewissen. Ich habe nicht die Zeit um mich bei ihnen zu revanchieren. So einen Urlaub können wir uns nur leisten, wenn wir mal reich sind.“ „Ich rede ja nicht davon, dass wir eine Weltreise machen sollten. Einfach mal nur für ein paar Tage in einen anderen Ort fahren, vielleicht im Zelt übernachten und einmal nichts tun. Dafür könnte doch auch mal das Restaurant früher schließen und jemand anderes unsere Tiere versorgen.“ Und wieder artete eine Kleinigkeit in einen Streit aus. Er meinte abschließend: „Für mich ist das Thema beendet. Die Verantwortung ist zu groß. Wir können es uns vom Geld und von der Zeit her nicht leisten Urlaub zu machen.“ Mein Magen verkrampfte sich so sehr, dass ich dachte, ich müsste mich bald übergeben. Unsere Streitereien verursachten bei mir immer mehr dieses Gefühl, nicht geliebt zu werden.
Unsere Zwillinge bekamen wohl mit, dass wir mal wieder stritten. Ich hörte, wie sie die Musik lauter machten, um nichts mehr von uns mitzubekommen. Von daher verging ihnen wohl die Lust mit uns zu sprechen, wie sie es vorhatten. Wie ich es erst später erfahren hatte, überlegten die zwei Mädchen, was sie mit ihrer beruflichen Zukunft machen sollten. Dafür wurde es aber auch langsam Zeit. Wie oft sagten Chris und ich, dass sie sich mal Gedanken machen sollten, denn die Schule würde bald für sie ein Ende haben. Für was sich die beiden entschieden hatten, sollten wir an diesem Abend nicht mehr erfahren.
Als ich mich ins Bett legte, lag Chris bereits neben mir und schlief tief und fest. Am liebsten hätte ich ihn zunächst sanft mit einem Kuss geweckt. Unser kleiner Streit schien mir wieder so unnötig gewesen zu sein und ich wollte mich mit ihm vertragen. Nicht, dass er noch böse auf mich war, oder ich auf ihn, aber er war dann immer noch etwas gereizt und nicht auf Kuschelkurs. Da ich ihn aber nicht wecken wollte, legte ich mich so hin, dass ich ihn noch anschauen konnte, bis ich einschlief.
In der Nacht träumte ich einen Traum, den ich immer öfter hatte, wenn ich wiederholt mit Chris in einen Streit geraten war. Anscheinend sehnte sich mein Unterbewusstsein nach mehr Liebe und Aufmerksamkeit. Ich war in meinem Traum wieder 18 Jahre und saß in meiner damaligen Klasse. Während des Unterrichts bei Pete Harris in Mathematik starrte ich diesem auf seinen wohlgeformten Hintern. Er schrieb Aufgaben an die Tafel und bei jeder Handbewegung, mit der er die Kreide aufdrückte, bewegte sich sein Hinterteil auf entzückende Art und Weise mit. Die Röte schoss mir ins Gesicht und ich versuchte, meinen Blick von ihm abzuwenden. Doch es gelang mir nicht wirklich. Er war der Mann, der mich ins Krankenhaus gebracht hatte, nachdem ich nach dem Erlebnis mit den Bestien in Ohnmacht gefallen war. Er nahm es auf sich für meine Rettung von mir gehasst zu werden nach der Vergewaltigung. Doch er wollte mit mir ein Kind zeugen, damit ich nicht geopfert werden durfte. Pete Harris liebte mich sehr und war in diesem Augenblick mehr für mich da, als es Chris bisher war. Die Worte von Chris, der Sekte zu entkommen, waren bislang nur leere Versprechungen gewesen. Zwar hatten wir einen Plan zur Flucht, aber mit jedem Tag, den wir warten mussten, kam es mir wie eine Ewigkeit des Zeitschindens vor. Mein Herz überschlug sich fast vor Glück, als Pete sich umdrehte und mir direkt in die Augen schaute. Wahrscheinlich fiel ihm mein Blick auf, der ihm vielleicht verriet, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Er hatte fantastische blaue Augen, die unter seinen dunkelblonden Haaren fast leuchteten, und daher konnte ich in diesem Moment nicht in eine andere Richtung schauen, als genau in diese hinein. Pete gefiel vermutlich, wie ich ihn ansah. Verzückt und etwas fragend zog er eine Augenbraue hoch und lächelte mich daraufhin ein wenig an. Ich erwiderte das Lächeln und zwinkerte ihm zu. Mit einem größer werdenden Grinsen drehte er sich wieder zur Tafel um und erklärte der Klasse: „Ich werde die Antworten auf die Rückseite der Tafel schreiben, dann können wir es nachher gemeinsam besprechen.“ Irgendwie hatte ich mit ihm geflirtet. Und wieder wurden meine Wangen rot und ich hatte das Gefühl, dass ich wie eine Ampel signalisierte, mich in einen meiner Lehrer verliebt zu haben.
Als die Stunde bei Pete zu Ende war, stürmten alle Mädchen aus der Klasse heraus. Nur ich war wie immer die Letzte und packte noch meine Sachen ein. Langsam schritt Pete mit seiner geraden Haltung auf mich zu. Diese Körperhaltung machte ihn nur noch attraktiver für mich. Irgendwie sah er damit aus, wie ein Graf oder Herzog. Irgendwas Adeliges auf jeden Fall. Leise fragte er mich, mit einem nervösen Blick auf die offene Türe: „Sage mal, hast du eben wahrhaftig mit mir geflirtet?“ Lächelnd sah ich ihm in die Augen und antwortete flüsternd: „Ja, das habe ich. Du gefällst mir als Lehrer. Das macht irgendwie sexy.“ Überrascht hob er wieder eine Augenbraue und fragte: „Und wie darf ich das verstehen?“ „So, wie ich es gesagt habe. Seit unserem letzten Sex finde ich dich unglaublich anziehend. Und ich würde gerne mehr davon haben.“ flüsterte ich ihm ins Ohr. Hastig drehte er seinen Kopf zu mir um, küsste mich stürmisch und schlang seine Arme um mich. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten wild umher und dieser leidenschaftliche Kuss von ihm ließ mich vor Erregung erschaudern. Vorsichtig machte ich mich von ihm los und sagte, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass uns niemand hörte: „Wir haben jetzt Pause. Kommst du gleich auf mein Zimmer?“ „Ich werde eine Minute nach dir da sein.“ antwortete er und ging schnell zum Pult um seine Sachen einzusammeln.
In meinem Zimmer angekommen, wartete ich schmachtend auf Pete. Endlich war es so weit und es klopfte an die Türe. Ich machte diese auf und sah meinen Liebhaber vor mir stehen. Schnell zog ich ihn in den Raum hinein und schloss die Türe hinter ihm feste zu. „Hm, du scheinst ja viel mit mir vorzuhaben.“ sagte er mit einem kleinen Knurren in der Stimme. Ich nickte nur und küsste ihn stürmisch. Als ich ihn aufs Bett geschubst hatte, fragte er mich: „Kann es dir gerade nicht schnell genug gehen?“ „Nein, aber die Pause ist nur eine halbe Stunde. Du magst ja gleich keinen Unterricht haben, aber ich muss noch in den Computerkurs.“ antwortete ich und legte mich neben ihn. „Na dann werde ich sehen, was sich da machen lässt.“ witzelte Pete, beugte sich über mich und öffnete meine Bluse, während er mich mit seinen Küssen ins Kissen drückte. Ich versuchte derweil sein Hemd aufzuknöpfen. Als ich seine nackte Brust mit meinem Finger streicheln konnte, stöhnte er lustvoll auf. Sanft glitt er mit einer Hand von meinen Brüsten über den Bauch, bis in meine Hose. Ich war in diesem Moment so scharf auf ihn, dass es mir nicht schnell genug gehen konnte. Hastig wollte ich ihm behilflich sein, mir die Hose zu öffnen, doch er legte meine Hand wieder auf seine nackte Brust und sagte leise: „Schhht, nicht so ungeduldig sein. Wir haben noch etwas Zeit. Lass es uns genießen.“ Vorsichtig strich er über meinen Slip, bevor er dann noch tiefer unter den Stoff tastete. Lustvoll bäumte sich mein Unterleib auf und ich wollte ihm auch so viel Lust bereiten und streichelte mit einer Hand über die Erhebung in seinem Schritt. Pete gefiel das offenkundig, denn es schien, als könnte er sich auch nicht mehr länger zurückhalten. Schnell öffnete er den Knopf an meiner Hose und zog mir diese herunter. Ich tat es mit seiner gleich. Wir lagen beide nackt auf meinem Bett und Pete legte sich auf mich und küsste mich stürmisch, bevor ich ihn in mir aufnahm. Ein wunderbares befriedigendes Gefühl bereitete sich in meinem Körper aus. Es hatte etwas Befreiendes, so als wenn man etwas bekommt, worauf man schon so lange gewartet hat. Wir liebten uns, bis wir beide einen Orgasmus hatten und Pete erschöpft über mir zusammenbrach. Ich stöhnte noch leise vor mich hin und sagte schließlich: „Das war total toll. Ich danke dir.“ „Gerne geschehen. Ich danke dir auch. Aber nun müssen wir uns leider wieder anziehen und du musst noch lernen.“ sagte er mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen.
Am nächsten Morgen war der schöne Traum zu Ende und ich wurde von dem Läuten der Kirchenglocke geweckt. Wir hatten Sonntag und die meisten gläubigen Menschen gingen zur Messe. Nur meine Familie gehörte nicht dazu. Nur bruchstückhaft erinnerte ich mich daran, dass ich mal wieder von Pete geträumt hatte. Doch wie viele Träume, verschwanden die Erinnerungen daran auch ziemlich schnell.
Ben, der Sohn von Mary und Marc klingelte an unserer Türe, um seine liebste Christine abzuholen. Die beiden waren schon seit zwei Jahren ein Paar und sie liebten sich sehr. Warum nur Melinda noch keinen Freund mit nach Hause gebracht hatte, erschloss sich mir damals nicht so wirklich. Die beiden Zwillinge waren richtig hübsch und nett. Intelligent und mutig waren sie auch. Und nicht zu vergessen war ihr Stolz und ihre Sturheit. Aber Melinda schien doch, was Männer anging, anders gestrickt zu sein, als ihre Schwester Christine.
Ben war eine leckere Mischung aus Marc und Mary. Er hatte seine dunklen Haare von beiden und die grünen Augen von Mary geerbt. Wenn er mich mit diesen Augen ansah, glaubte ich immer, er würde mich hypnotisieren wollen. Aus ihm war ein richtig hübscher Mann geworden. Dies wusste er auch, doch er setzte dieses Aussehen nur bei meiner Christine ein, um sie zu umgarnen. Trotz seines noch jungen Alters war er doch schon im Gegensatz zu den meisten jungen Männern reifer, als manch anderer. Zumindest hatte ich den Eindruck, immer wenn er mit mir redete. Was er so alles trieb, wenn ich nicht dabei war, konnte ich ja nicht wissen. Trotzdem fühlte ich mich wohl bei dem Gedanken, dass er gut auf meine Tochter achtete. Immerhin hätte ich sie nicht einfach so jedem jungen Mann überlassen. Vor mir stand Ben an der Türe und fragte höflich: „Hallo Melissa, ich wollte Christine abholen. Ist sie schon fertig?“ „Ich denke schon. Sie wird jeden Augenblick hier sein. Sie lässt dich doch niemals so lange warten.“ antwortete ich ihm und signalisierte mit der Hand, dass er hereinkommen sollte. Anders als andere junge Männer in solch einer Situation fühlte er sich bei uns wie zu Hause. Immerhin kannte ich ihn schon als Baby. Daher war er auch einer der wenigen, der mein vollstes Vertrauen genoss, was meine Töchter anging.
Als Christine die Treppe heruntereilte, himmelte sie ihren Freund schon an. „Ich freue mich so auf unser Picknick. Ich hoffe, du hast meinen Lieblingsnachtisch dabei.“ sagte sie zu Ben, der sie mit einem Kuss begrüßte und daraufhin antwortete: „Natürlich habe ich das. Wie könnte ich den vergessen. Komm einfach mit. Es ist alles vorbereitet.“ Arm in Arm gingen sie von unserem Hof weg. Melinda sah ihnen hinterher und wollte wieder in ihr Zimmer gehen. Es machte mich traurig, dass sie keinen Freund hatte, mit dem sie etwas Romantisches unternehmen konnte. Ich hielt sie auf und fragte sie: „Melinda, warte mal! Wollen wir zwei gleich etwas nur für Frauen machen?“ Verblüfft starrte sie mich an und antwortete mit einer Gegenfrage: „Was ist denn nur für Frauen? Mir fällt gerade nichts ein, was wir an einem Sonntagmittag machen könnten. Schon gar nicht in diesem Kaff hier.“ So schnell fiel mir keine Antwort ein. Ich wollte sie halt nur ablenken und musste mir sofort etwas einfallen lassen. „Wir werden jetzt Mary abholen und dann wirst du es schon sehen.“ stotterte ich mir zurecht. Mary würde nicht gerade begeistert sein, wenn ich sie und Marc an einem Sonntag stören, und sie dazu zwingen werde, den Tag nicht mit ihrem Mann, sondern mit uns beiden zu verbringen. Und auf dem Weg dorthin musste ich mir etwas für Frauen ausdenken und eine Idee, wie ich Mary dazu überreden könnte. Zu meinem Glück sagte Melinda zu. Sie verschwand in ihrem Zimmer, um sich umzuziehen.
In der Küche saß mein Mann am Tisch und trank noch seinen Kaffee, bevor er in den Stall gehen wollte. „Chris! Ich werde mit Melinda zu Mary gehen. Bist du böse auf mich, wenn ich den Tag nicht mit dir verbringe?“ fragte ich vorsichtig. „Nein! Böse nicht, aber ich dachte, du hilfst mir nachher bei den Ziegen. Was gibt es denn so Wichtiges, dass du mich versetzen willst?“ wollte er wissen. Ich blickte mich um, ob unsere Tochter nicht hinter uns stand, und flüsterte leise: „Melinda, ich habe das Gefühl, dass sie sich auch nach einem Mann sehnt. Sie hat vorhin so traurig ausgesehen, als Ben Christine abgeholt hat. Ich wollte sie halt etwas aufmuntern und da ist mir in meiner Not nur ein Frauentag mit Mary eingefallen. Ich werde aber am späten Nachmittag wieder da sein und dann können wir zusammen zu den Ziegen gehen.“ „Ja, die Kleine braucht bestimmt eine Aufmunterung. Ich werde mir für nächstes Mal auch etwas einfallen lassen. Vielleicht kann ich mit ihr einen Vater-Tochter-Tag machen. Oder zumindest einige Stunden. Ich muss ja noch ins Restaurant.“ meinte er. Mit einem Mal kam ein Glücksgefühl in mir auf und ich beugte mich nach vorne, um ihn einen Kuss auf den Mund zu drücken. Völlig überrascht zuckte er zunächst zurück, doch dann erwiderte er ihn.
Kurz darauf ging ich ins Wohnzimmer, denn mir kam eine Idee. Ich kramte im Schrank herum und nahm eine Kerze, ein Feuerzeug und ein Buch in meine Tasche, denn mir fiel ein Ritual ein, was Mary, Jessie und ich damals als Teenager machten. Vielleicht war das nur Aberglaube, aber es könnte Melinda etwas aufheitern, so dachte ich. Obwohl sie eine junge, erwachsene Frau war, die unheimlich klug und selbstsicher auftreten konnte, hatte sie dieses verträumte, was alle angehenden Frauen hatten. Und jede Frau, egal welchen Alters wünscht sich nichts sehnlicher, als einen Traumprinzen für sich beanspruchen zu können. Und da wäre jedes Mittel recht. Ich klopfte an die Zimmertüre meiner Tochter und fragte: „Bist du fertig? Können wir so langsam los?“ „Ja! Ich komme sofort.“ antwortete sie.