Finstere Pfade, gefährliche Dimensionen -Band 2 Das Schicksal - Jeanny O'Malley - E-Book

Finstere Pfade, gefährliche Dimensionen -Band 2 Das Schicksal E-Book

Jeanny O'Malley

0,0

Beschreibung

Nicholas ist in seine beste Freundin Angelina verliebt, die er schon seit der Geburt kennt. Eines Tages reagiert er eifersüchtig und entdeckt, dass er Kräfte besitzt, die er zuvor noch nicht gekannt hat. Seine Eltern klären ihn über seine Herkunft auf und teilen ihm mit, dass er ein halber Dämon ist. Da er seine Kräfte nicht kontrollieren kann, ist er mit der Situation überfordert. Sein einziger Ausweg ist ein Zauberbuch, von dem seine Eltern wissen. Angelina begleitet ihn auf seiner Reise durch die Dimensionen. Dieser Weg ist sein Schicksal und er muss die Prüfungen bestehen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 340

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jeanny O‘Malley

Finstere Pfade, gefährliche Dimensionen

Band 2 Das Schicksal

Roman Fantastik Horror Fantasy

Impressum

Texte: © 2022 Copyright by Jeanny O’Malley

Umschlag:© 2022 Copyright by Jeanny O’Malley

Verantwortlich

für den Inhalt:Jeanny O’Malley

Postfach 1105

53805 Ruppichteroth

E-Mail: [email protected]

Facebook: @JeannyOMalley

Instagram: @Jeannyomalley

Twitter: @JeannyMalley

Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Prolog

Es waren nun 16 Jahre vergangen, seit Lia Price durch die Dimensionen reiste, um ihren Sohn Nicholas zu retten. Er wurde von seinem eigenen Vater Joshua Newman entführt, der zu dieser Zeit ein Dämon gewesen war. Nachdem Lia die Gegenstände gefunden hatte, die ihr aufgetragen wurde zu suchen, konnte sie aus Joshua einen richtigen Menschen machen. Dafür musste sie aber unzählige Gefahren überstehen, die in den anderen Welten auf sie warteten. Jedoch hatte sie dort auch unerwartete Hilfe bekommen und Freundschaften gewonnen.

Gemeinsam mit ihrem Mann zog sie ihren Sohn auf und behütete ihn so gut es ihr möglich war. Sie machte sich viel zu große Sorgen um ihn und sein zukünftiges Leben, denn Nicholas war immerhin zur Hälfte ein Dämon. Er wurde gezeugt, bevor Lia mit Hilfe eines Zauberbuches aus Joshua einen Menschen gemacht hatte. Sie beide konnten nicht im Mindesten erahnen, was für Kräfte in ihrem Sohn schlummerten, ob er überhaupt welche haben würde. Nicholas selbst hatte keine Ahnung, wer er war. Niemand hatte es ihm bisher gesagt. Es gab ja auch kaum jemanden, der die Geschichte von damals hautnah erlebt hatte und darüber berichten konnte. Außer Lia und Joshua wusste nur noch Miranda davon, die beste Freundin der beiden. Ihr eigener Bruder war damals ebenso in einer anderen Welt verschwunden. Daniel, der Schutzengel von Lia, half zum Schluss den Zauber wirksam zu machen. Doch Letzterer hatte sich seit 16 Jahren nicht mehr gezeigt.

Nicholas hatte bereits die Schule verlassen und eine Ausbildung in einem Hotel angefangen, in dem auch damals seine Mutter arbeitete. Aber diese war nicht der Grund, sondern Angelina. Sie ist die Tochter von Miranda und die beiden kannten sich schon ihr ganzes Leben. Nicholas verspürte immer nur Freundschaft für sie. Doch irgendwann in der Pubertät kamen ganz andere Gefühle in ihm hoch. Plötzlich merkte er, dass er sich in sie verliebt hatte. Und da Angelina in dem Hotel eine Ausbildung angefangen hatte, wollte er in ihrer Nähe sein. Denn die Liebe war leider nur einseitig. Seine Gefühle steigerten sich immer mehr und auf diese Weise konnte er sie trotzdem jeden Tag sehen.

Das Leben verlief so normal, wie es die meisten Menschen erleben, bis zu jenem Tag …

Kapitel 1

„Dies ist die Karte für ihr Zimmer. Ich wünsche ihnen einen schönen Aufenthalt bei uns. Wenn sie Fragen oder Wünsche haben, so zögern sie nicht mich anzusprechen.“ sagte Nicholas freundlich zu einem Gast. Er war an diesem Tag im Hotel am Empfang zuständig. Sorgfältig trug er die Namen in den Computer ein und schaute in den Planer, wie viel Leute an diesem Vormittag noch einchecken sollten. Es war längst Routine für ihn gewesen. Höflich begrüßte er die ankommenden Gäste, beantwortete Fragen, informierte sie und verteilte die Zimmer. Mit einem wachsamen Auge wartete er jedoch auf Angelina, die zur nächsten Schicht kommen müsste. Sein Herz klopfte wie verrückt, denn er wollte ihr endlich sagen, wie sehr er sie liebt. Unter dem Tresen der Hotellobby war ein Strauß Blumen versteckt, den er ihr überreichen wollte. Er hatte sich extra in Schale geschmissen. Zwar gehörte ein gepflegtes Äußeres am Empfang dazu, aber diesmal hatte er ein teures Parfum aufgetragen und die grau gemusterte Krawatte an, die Angelina ihm zum Ausbildungsbeginn geschenkt hatte. Damit hoffte er, bei ihr zusätzlich zu punkten.

Während ein anderer Gast gerade zur Türe hereinkam und zunächst in seiner Tasche wühlte, schaute sich Nicholas dezent um, denn er wollte nicht so aufdringlich erscheinen. Seine Augen wanderten zu der großen Treppe, die direkt neben den Aufzügen stand. Das Geländer war golden verziert. Die Stufen, sowie die Wände und der Boden bestanden aus weiß-blauem Marmor. Dieses Gebäude war schon sehr protzig, wie er meinte. Das lag wahrscheinlich an der Umgebung und dem Marmorviertel, wo alle Häuser aus diesem Material gebaut wurden, nach dem diese Siedlung ihren Namen trug. Alles ziemlich teuer, wie er fand. Er selbst wohnte nicht dort, sondern mit seinen Eltern in einem Haus näher am Waldesrand. Der Hotelgast stand endlich vor ihm und daher begrüßte er ihn höflich, wie er es immer tat. Nach der Schlüsselübergabe winkte er einen Pagen heran, der mit dem Gepäck helfen sollte. Die Gäste wurden in jeder Hinsicht angemessen betreut.

Mit einem Blick auf die Uhr bemerkte Nicholas, dass Angelina zu spät war. Der Bus, mit dem sie sonst immer kam, fuhr schon weiter und sie war nicht ausgestiegen. Er hoffte, dass es dafür eine logische Erklärung gab und nichts passiert war. Nervös strich er sich durch seine schwarzen, kurzen Haare. Der Hotelmanager stand plötzlich neben ihm und fragte: „Ist irgendwas nicht in Ordnung?“ Verwirrt räusperte sich Nicholas und antwortete: „Nein, alles ist bestens. Es war nur eine anstrengende Schicht heute. Ich warte jetzt nur auf die Ablösung und dann gehe ich nach Hause.“ Mit dieser Bemerkung wollte er seine Angebetete davor bewahren, erwischt zu werden, wenn sie zu spät kommt. Wohlwollend nahm der Manager es zur Kenntnis und meinte mit einem Blick in das Gästebuch: „Die Erweiterung der Anlage hat sich wirklich gelohnt. Damals hatten wir nicht so viele Leute untergebracht. Es kamen nur Geschäftsmänner jedoch selten Menschen, die hier ihren Urlaub verbracht haben. Das lag an diesen schlimmen Vorfällen in dieser Stadt. Ich glaube, du warst noch nicht geboren oder ganz klein, als sehr viele Kinder verschwanden. Die meisten Leute glaubten an einen Serientäter. Daher wollte kaum ein Mensch hier hin. Schon gar nicht mit Nachwuchs. Schließlich hörten diese Verbrechen auf und die Verschwundenen sind plötzlich aufgetaucht. Das Seltsame an der Sache war allerdings, dass sie immer noch Kinder waren. Dazu sind sie überwiegend verrückt geworden und behaupteten, dass sie in einer anderen Welt lebten. Natürlich lockt dies nun die meisten Touristen an, die selbst auf Spurensuche gehen wollen. Sie wittern eine große Entdeckung. Aber ich denke, dass das alles nur Erzählungen sind, denn ich kenne niemanden, dem es widerfahren ist.“ Nicholas schaute ihn kurz an und meinte leise mit einem Seufzen: „Ich schon. Der Bruder der besten Freundin meiner Mutter war damals auch verschwunden. Er ist nun in einer Heilanstalt. Egal was ihm passiert ist, hat ihn für alle Zeiten verdorben.“ „Das tut mir leid für ihn und die Bekannte deiner Mutter. Ich wollte eure Gefühle nicht verletzen, indem ich gesagt habe, dass diese Legende uns die Touristen bringt. Gleichwohl frage ich jetzt nicht nach, was er erlebt hat. Das ist privat. Genieße nachher den Feierabend.“ bemerkte der Manager und schritt in Richtung der Aufzüge. Nervös überlegte Nicholas, ob er ihm zu viel verraten hatte. Natürlich sagte er ihm nicht, dass der verschwundene Junge von damals quasi Angelinas Onkel war. Diese Tatsache ging niemanden irgendetwas an. Erneut sah er auf die Uhr und anschließend zur Türe. Er fragte sich, wo sie blieb. Immerhin hatte er etwas für diesen Tag vorbereitet.

Wie so oft hielt ein Taxi direkt vor dem Hotel an und sein Blick wanderte auf der Stelle auf die Autotür. Er erwartete noch einen Gast, der ein Zimmer gebucht hatte. Jedoch stieg dort auf einmal Angelina aus. Nicholas Hirn machte einen kurzen Aussetzer, denn sie sah so toll aus an diesem Tag. Ihre blonden, langen Haare wehten im Wind und leuchteten in der Sonne. Sie trug ein schwarzes Kostüm und eine weiße Bluse. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Eine Hand wanderte bereits unter den Tresen zum Blumenstrauß. Würde sie ihm freudestrahlend eine Umarmung geben? Oder ihm einen Kuss aufdrücken, der seine Welt aus der Umlaufbahn bringen würde? Er war sichtlich aufgeregt und machte sich parat. Plötzlich stieg noch jemand aus dem Taxi aus. Es war ein junger Hotelgast, den Nicholas schon öfter gesehen hatte. Ein Geschäftsmann, der häufig in diesem Hotel übernachtete und massig Geld zur Verfügung hatte, mit dem er um sich warf. Er beobachtete durch die Glastür, wie der Mann seine Hand an die Hüfte von Angelina schmiegte, die sich offenbar über diese Geste freute. Nicholas ließ den Kopf sinken und seufzte leise. Sofort legte er den Blumenstrauß in das Versteck zurück.

Als Angelina und der Geschäftsmann das Hotel betraten, sprach dieser so laut zu ihr, dass Nicholas alles mit anhören konnte: „Ich hoffe, heute Abend können wir unser nettes Gespräch fortführen.“ Sie sagte jedoch nichts, sondern lächelte ihn höflich an und drehte sich weg. Hastig stürmte sie auf Nicholas zu, während sie erklärte: „Hallo Nic! Ich habe doch tatsächlich mal den Bus verpasst und zufällig kam John mit dem Taxi an mir vorbei und hat mich mitgenommen. Jetzt muss ich aber schnell an die Arbeit.“ Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, verschwand sie im Aufzug.

Betrübt ging Nicholas nach Hause und hatte den Blumenstrauß in der Hand. So langsam wie an jenem Tag, war er noch nie gewesen.

Im Hause der Eltern angekommen, kam seine Mutter ihm freudestrahlend aus der Küche entgegen und sagte: „Hallo mein Schatz, du bist aber heute spät. Das Essen wird kalt. Dein Vater und ich haben damit auf dich gewartet.“ Er blickte auf die Blumen, die er immer noch bei sich hatte. Angelina würde sie nicht mehr zu Gesicht bekommen, dachte er. „Hier, bitteschön, die sind für dich!“ erklärte Nicholas und überreichte ihr den Strauß. „Oh, sind die aber schön. Danke dir!“ jauchzte sie, steckte die Blumen in eine Vase auf dem Tisch und meinte zu ihrem Mann: „Schau mal! Du solltest dir ein Beispiel an deinem Sohn nehmen. Was er Tolles für seine Mutter mitbringt! Du hast mir lange keine Aufmerksamkeiten mitgebracht.“ Doch sein Vater schaute ihm in die Augen und erkannte wohl, dass er traurig war. Schließlich sagte er: „Ich glaube ja nicht, dass er die Blumen ursprünglich für dich gekauft hat. Nun sag mal mein Sohn, was ist heute passiert?“ Erst dann wurde seine Mutter auf ihn aufmerksam und merkte zweifellos auch, dass etwas nicht stimmte. Sie setzten sich an den Tisch und es dauerte ein wenig, bis die Stille gebrochen wurde.

Nicholas holte tief Luft und erzählte: „Endlich wollte ich Angelina meine Liebe zu ihr gestehen. Ihr hättet sie sehen sollen. Sie sah umwerfend aus. Doch heute brachte John sie zur Arbeit. So einem eingebildeten, hochnäsigen, mit Geld um sich werfenden und die besten Anzüge tragenden Geschäftsmann. Der konnte auch nicht seine Finger von ihr lassen. Und am Abend wollen sie sich wiedersehen. Sie heute mit einem anderen Mann gesehen zu haben, stimmt mich unglaublich traurig. Aber dass es ausgerechnet so ein Typ sein muss, der sie wahrlich nur ausnutzt, das macht mich richtig wütend.“ Kaum war das letzte Wort gesagt, ballte er seine Faust und spürte eine Eifersucht in ihm auflodern. Plötzlich gab es einen lauten Knall und die Glasscheibe der Vitrine im Esszimmer zersplitterte vor allen Augen. Erschrocken sahen sie sich gegenseitig an. Doch die Blicke seiner Eltern waren kurz darauf eher von Sorge erfüllt, als vor Schreck.

Nicholas fragte stutzig: „Was war denn das? Hatte das Glas schon einen Sprung, oder stand der Schrank unter Spannung?“ Beruhigend legte sein Vater die Hand auf seine Schulter, tätschelte ihn ein wenig und sagte leise: „Mein Junge, ich glaube, wir haben dir etwas zu erklären.“ Seine Mutter griff nach den Fingern ihres Mannes und meinte fast flüsternd: „Das ist der Tag, vor dem ich mich gefürchtet habe.“ Verwirrt und ängstlich schaute Nicholas seine Eltern an und fragte: „Was wollt ihr mir erzählen? Bin ich nicht euer Sohn, bin ich adoptiert und Angelina ist eigentlich meine Schwester? So langsam bekomme ich Angst.“ Liebevoll streichelte sie den Rücken seiner Hand und antwortete: „Doch, du bist unser gemeinsamer Sohn. Aber genau das ist der entscheidende Punkt. Du solltest die Vorgeschichte hören, was damals passiert ist. Das erklärt dir, was da eben mit der Vitrine geschehen ist.“ Nicholas schaute die beiden immer noch ängstlich an und fragte verwirrt: „Was hat denn mein Leben mit dem kaputten Glas zu tun? Ist mein Tag denn nicht schon schlimm genug verlaufen? Wollt ihr mir jetzt glaubhaft machen, dass das grade meine Schuld gewesen ist?“ Sie nickte zögerlich und sein Vater ergriff das Wort: „Du glaubst doch an Übersinnliches. Wir haben immer versucht dir plausibel zu vermitteln, dass es Hexerei und Geister gibt und solche Sachen wirklich existieren, auch wenn viele Leute nicht daran glauben oder es nicht wahrhaben wollen. Eben das war echte Magie. Zumindest wirst du es dafür halten. Magie verbinden die meisten Menschen mit Zauberei, mit etwas Gutem. Zu bösen Kräften wird meist Hexerei dazu gesagt oder Schwarze Kunst. Wie auch immer, du besitzt Kräfte in dir. Diese werden anscheinend nur aktiv, wenn du wütend bist. Das würde erklären, warum du nie schon früher etwas davon gemerkt hast. Einfach, weil du eine gute Kindheit hattest. So richtig sauer warst du noch nie. Beleidigt ja, bloß zornig nicht. Es kann aber nun auch durch die Pubertät ausgelöst worden sein. Wir wissen es nicht wirklich.“ Nicholas lenkte ein: „Warum soll ich denn böse Kräfte in mir haben?“ Seine Mutter versuchte ruhig zu bleiben, während sie erklärte: „Weil dein Vater noch ein Dämon war, als du gezeugt wurdest, den ich erst später zum Menschen verwandelt habe.“ Ungläubig schaute Nicholas seine Eltern an und fing an zu lachen. „Ihr wollt mir bestimmt einen Bären aufbinden. Ihr wollt mich zum Lachen bringen, damit ich nicht immerzu an Angelina denken muss. Wie soll Dad denn ein Dämon gewesen sein? Und wie soll Mum ohne Magie, einen Dämon in einen Menschen verwandelt haben?“ „Mit Liebe hat sie das gemacht. Als Dämon konnte ich nur in meiner Dimension am Tage leben. Hier auf der Erde wirkte meine Kraft nur in der Nacht. Da habe ich Lia verführt. Aber meine Energie war zu schnell verbraucht in dieser Welt.“ erzählte sein Vater und sah dabei seine Frau an. „Ja, damals hatte er nur einen kleinen Kinnbart passend zu den kurzen schwarzen Haaren. Doch jetzt mit dem wenig Grau darinnen und dem Dreitagebart gefällt er mir schon besser.“ sagte sie und lächelte in die Richtung ihres Mannes. Dieser grinste, zwinkerte ihr zu und fuhr fort: „Ich weiß nicht, ob du dich an etwas von damals erinnern kannst, aber ich habe dich zu mir in meine Dimension geholt, als du laufen konntest. Da war ein Vergnügungspark in meiner Welt und viele andere Kinder, die ich für dich besorgt habe.“

Langsam kam ein Bruchteil der Erinnerungen in Nicholas hoch und er sagte: „Ich hielt das für einen Traum. Immer wieder träumte ich davon und wunderte mich über die Ähnlichkeit der Erlebnisse. Ich dachte das wurde alles durch diese Erzählungen ausgelöst, dass damals viele Kinder verschwunden sind. Zumindest schien es die einzig logische Erklärung für mich zu sein. Dann hast du also tatsächlich die Kinder entführt? Weiß die Polizei hiervon? Warum das alles?“ Seufzend erzählte seine Mutter: „Nein, es war kein Traum. Ich wollte dich wiederhaben und habe mit Joshua einen Vertrag geschlossen. Ich sollte aus drei verschiedenen Dimensionen jeweils eine Sache mitbringen, von denen ich nicht wusste, um was es sich handelte. Dann erst sollte ich dich zurückbekommen. Ich musste einen geweihten Dolch finden, ein Zauberbuch und einen Engel, der aus dem Buch lesen konnte. Ich schaffte es schließlich. Nachdem ich dich wieder zu Hause hatte, bat Joshua mich, ihn mit Hilfe der Dinge in einen Menschen zu verwandeln, damit er bei uns bleiben konnte. So ist dein Vater jetzt normal, aber du bist immer noch zur Hälfte ein Dämon.“ Joshua räusperte sich und erzählte: „Es gab eine Prophezeiung über deine Geburt. Lia war die Frau, so stand es in den Sternen, die mich besiegen kann. Das hat sie auch getan. Es wurde mir ein Sohn vorherbestimmt. Alleine für dich habe ich die Kinder besorgt, damit du nicht alleine und ohne Freunde bei mir aufwächst. Daher dachten alle, ein Serienkiller hätte sie entführt. Aber nachdem deine Mutter dich wiederhatte, brachte ich alle sofort zu ihren Eltern nach Hause.“ „Jedoch sind einige von ihnen verrückt geworden. So wie der Bruder von Miranda. Hast du dafür auch ein Heilmittel parat?“ fragte Nicholas sehr entrüstet. Sein Vater schüttelte den Kopf und antwortete: „Nein. Ich dachte nicht, dass so etwas passiert. Und später, als die ersten Anzeichen auftauchten, dass sie einen Schaden davongetragen haben, hatte ich leider keine Kräfte mehr in mir, dass ich ihnen hätte helfen können. Das war alles so nicht geplant und auch nicht von den Sternen überliefert gewesen. Ich war einfach dumm und habe nicht über die Konsequenzen nachgedacht.“ „Das muss ich nun erstmal sacken lassen. Das alles war heute was viel für mich.“ meinte Nicholas und stand vom Tisch auf.

Niedergeschlagen ging er in sein Zimmer. Dort warf er sich auf das Bett und starrte an die Decke. Er wollte sich an sämtliche Träume erinnern und wie es in dieser anderen Dimension gewesen war. Dazu musste er diese neuen Informationen erst verarbeiten. Er konnte doch unmöglich ein halber Dämon sein. Brauchte er noch Beweise oder würde er seinen Eltern auch so glauben? Und warum wurde er nicht verrückt, wie alle anderen Kinder die kurzzeitig dort in der anderen Welt lebten? Die Gedanken kreisten in seinem Kopf herum, bis er irgendwann vor Müdigkeit eingeschlafen war.

Am nächsten Morgen wachte Nicholas auf und dachte direkt an die Unterhaltung mit seinen Eltern. Sollte es tatsächlich stimmen, was sie ihm gesagt hatten? Er setzte sich im Bett hin, reckte zunächst seine Arme in die Höhe, rieb den Sand aus den Augen und schaute sich in seinem Zimmer um. Es konnte doch unmöglich sein, dass sie ihm dies all die Jahre verheimlichten und er wirklich Magie in sich trug. Auf dem Tisch am Fenster stand ein leeres Glas. Er zeigte mit dem Finger darauf und probierte es kaputtzumachen, jedoch passierte nichts. Nachdem er aufgestanden war, versuchte er es erneut. Auch diesmal schlug sein Experiment fehl. Seufzend ging er ins Badezimmer, um erst einmal zu duschen.

Unter dem Wasserstrahl kam ihm Angelina in den Sinn, wie toll sie in ihrem Kostüm aussah, und dabei von diesem Kerl befummelt wurde. Wut stieg in ihm auf und plötzlich platzte die Flasche mit dem Duschgel. Zunächst erschrak er, doch dann glaubte er so langsam daran, dass er ein halber Dämon war.

Nachdem er sich für die Arbeit fertiggemacht hatte, ging Nicholas an den Frühstückstisch zu seinen Eltern. Sie sahen ihn so an, als ob sie anhand ihrer Blicke herausfinden wollten, wie gut er geschlafen hatte oder wie er die Informationen verkraften konnte.

Eine Minute lang schwiegen alle, doch dann durchbrach Nicholas die Stille, indem er sagte: „Ich will kein Dämon sein. Die Kräfte kommen tatsächlich nur, wenn ich wütend bin. Und damit würde ich viel zu großen Schaden anrichten.“ Dies meinte er ehrlich, denn auf diese Art war er eine wirkliche Gefahr für seine Mitmenschen. Seufzend schaute seine Mutter ihn an und anschließend ging ihr Blick hilfesuchend zu ihrem Mann hinüber. Nicholas strich sich nachdenklich über die Haare und fragte: „Dad, wie konntest du damals die Kraft steuern?“ Dieser richtete sich auf und erklärte mit ruhiger Stimme: „Bei mir war das anders. Ich war ein ganzer Dämon und nicht ein halber Mensch. Meine Magie funktionierte immer. Auch als ich Lia lieben durfte.“ „Aber wie konnte das überhaupt gehen? Mit Liebe klappte deine Kraft auch?“ wollte sie wissen. „Ja meine Liebste. Ich habe dir doch damals alles erklärt. Es gibt in der Welt Gut und Böse. Und bei den Dämonen existiert das auch. Liebe und Hass liegen dicht beieinander. Außerdem hatte ich schon immer meine Kräfte.“ Erneut strich sich Nicholas nachdenklich und traurig durch die Haare und meinte seufzend: „Ich werde Angelina einfach aus dem Weg gehen. Wenn ich sie nochmals mit einem anderen Mann sehe, weiß ich nicht, was ich dann machen könnte. Nachher töte ich ausversehen eine unschuldige Person. Am besten ist, wenn ich mir auch das Buch besorge. Damit kann ich in einen richtigen Menschen verwandelt werden.“

Dies war der beste Plan, den er auf die Schnelle aus den Fingern saugen konnte. Immerhin würde er Angelina sehr oft sehen. Auf der Arbeit, bei ihren privaten Treffen, an den Geburtstagen der Mütter auch. Und natürlich würde es auch öfter vorkommen, dass andere Männer ihr schöne Augen machen. Darin lag das Problem, denn dann sollte die Eifersucht in ihm aufkochen. Also musste er etwas unternehmen.

Plötzlich fragte seine Mutter jemanden, der offenbar nicht sichtbar vorhanden war: „Daniel, kannst du uns das Buch wieder besorgen, um meinem Sohn seinen Wunsch zu erfüllen?“ Die Luft flimmerte und auf einmal stand da so ein blonder Kerl neben ihr. Sie lächelte und meinte: „Ich habe dich ja schon zu lange nicht mehr gesehen. Gut siehst du aus. Du hast dich seit damals nicht verändert. Ich dachte, du würdest dir die ganz kurzen blonden Haare abgewöhnen. Längere würden dir bestimmt besser stehen.“ „Du siehst auch gut aus, obwohl ich dich jeden Tag sehe.“ antwortete er und grinste schelmisch.

Nicholas war überrascht, dass auf einmal jemand im Zimmer stand, von dem behauptet wurde, dass es ein Engel ist. Staunend sah er ihn sich an und war echt verblüfft. Sein Vater fragte den Kerl: „Hallo Daniel! Kannst du das Buch wieder besorgen?“ Dieser Mann ging im Zimmer auf und ab und erklärte: „Das Buch zu besorgen ist nicht ganz so schwierig, wie die Umstände, unter denen der Zauber wirken kann. Ich habe es damals an andere wie mich übergeben. Leider habe ich keine Ahnung, wo es hingebracht wurde. Vielleicht lässt es sich herausfinden, jedoch braucht es Zeit. Problematischer ist die Tatsache, dass eine Frau benötigt wird, die Nicholas von Herzen liebt und mit ihm die Prüfungen besteht. Wie ich das so mitbekommen habe, liebt er zwar eine, aber anscheinend ist es einseitig. Ohne diese eine Frau wird es leider Gottes nicht gehen. Solange muss er bedauerlicherweise ein Dämon bleiben.“ Betrübt schauten sich alle an. Daniel wurde langsam unsichtbar und seine Worte klangen nach: „Ich werde schauen, ob ich etwas über das Buch in Erfahrung bringen kann.“

Nicholas sagte seufzend: „Tja, die Sache sieht nicht sehr gut für mich aus. Also sollte ich das Buch irgendwann mal haben, finde ich ja vielleicht noch eine andere Frau, die mir helfen kann. Aber dafür muss ich Angelina aus meinem Herzen verbannen. Ansonsten kann ich keine andere lieben.“ Seine Mutter strich ihm behutsam über den Kopf und meinte leise: „Wir finden schon einen Weg. Gemeinsam schaffen wir das.“ Sein Vater fügte hinzu: „Bis dahin kann ich ja versuchen dir zu helfen, deine Kräfte etwas mehr unter Kontrolle zu bringen. Vielleicht brauchen wir dann nicht unbedingt das Buch, sondern es geht auch so.“ Traurig nickte Nicholas, griff seinen Rucksack und ging aus dem Haus.

Kapitel 2

Im Hotel angekommen, machte sich Nicholas sogleich an die Arbeit. An diesem Tag sollte er die telefonischen Anfragen übernehmen und noch die restliche Büroarbeit erledigen, wie abheften und Unterlagen sortieren nach Art und Dringlichkeit. Eben alles, was an Papierkram so anfiel. Das kam ihm gelegen, denn er hatte vor, ab diesem Tag etwas Distanz zu Angelina aufzubauen. Zum einen wollte er sie sich aus dem Kopf schlagen, und zum anderen war er nicht sonderlich scharf darauf, dass seine Kräfte irgendwelche Schäden aus Eifersucht heraus anrichten.

Als er mal gerade nicht telefonierte und sich daher wieder dem Stapel Papiere widmen konnte, kam Angelina zur Türe herein und fragte: „Hallo Nic, magst du mit mir den neuen Italiener um die Ecke ausprobieren. Ich habe gehört, er soll gut sein. Aber bevor wir den unseren Gästen empfehlen, müssen wir wohl zunächst selbst kosten.“ Am liebsten hätte er gesagt, dass sie doch mit ihrem neuen Verehrer essen gehen solle. Doch dann spürte er, wie gern er ihre Nähe genoss, und wollte nichts lieber machen, als mit ihr auszugehen. Schließlich dachte er an seine selbst auferlegte Aufgabe, ihr aus dem Weg zu gehen, und antwortete: „Tut mir leid Angelina. Ich habe noch so viel zu tun und außerdem habe ich zurzeit nicht so einen großen Hunger. Vielleicht ein anderes Mal.“ Langsam setzte sie sich auf die Kante des Schreibtisches, legte die Beine übereinander, was er sehr verführerisch fand, und fragte mit flehender Stimme: „Willst du nicht doch lieber Pause mit mir machen, um dich von der vielen Arbeit zu erholen? Und vielleicht kommt dann der Appetit, wenn du in die Speisekarte schaust.“ Nicholas starrte auf ihre Beine, die sie gekonnt übereinandergeschlagen hatte. Dieser Anblick brachte sein Blut zum Kochen. Doch bevor sie das bemerken konnte, schaute er auf ein Blatt Papier vor ihm auf den Tisch und antwortete höflich: „Ich glaube nicht, dass ich heute noch was essen werde. Mir ist irgendwie flau im Magen. Geh du ruhig hin.“ Angelina kam auf ihn zu, legte ihre Hand auf seine Stirn, so wie es Mütter immer machen und meinte: „Also Fieber hast du nicht.“ Er genoss ihre Berührung und schloss leicht die Augen. Doch dann nahm er ihre Hand von seinem Kopf weg und bat: „Lass mich bitte in Ruhe weitermachen und mach du Pause. Ich habe halt gerade zu viele Sachen im Kopf.“ Sie nickte, ging zur Türe und fragte kurz: „In Ordnung, aber kannst du mir bitte Bescheid sagen, wenn es dir wieder besser geht? So langsam mache ich mir Sorgen.“ „Ja, ich werde es dich wissen lassen.“ bestätigte Nicholas und winkte Angelina zu.

Seiner Herzensdame aus dem Weg zu gehen war schwierig. Zu viel Abstinenz würde ihre Freundschaft vielleicht gefährden. Und das wollte er auf gar keinen Fall. Also musste er einen Mittelweg finden. Es zunächst auf die Arbeit beschränken würde eventuell gehen, aber bei diesen Gelegenheiten war er genötigt zuzusehen, wie sich andere Männer für sie interessierten. Sollte er besser kündigen und sie nur noch privat treffen? Nicholas versuchte seine Gedanken aus dem Hirn zu verbannen, was ihm nicht gelang. Ständig kreiste ihm Angelina durch den Kopf. Sie und auch die Sache mit dem Dämon sowie den verschwundenen Kindern. Sein Vater war böse gewesen, verfügte über Magie und holte sehr viele unschuldige junge Menschen in eine andere Dimension, damit er selbst Freunde hatte. Dies wollte er immer noch nicht begreifen. Das Schicksal verlangte echt viel von ihm.

Nach der Arbeit trottete Nicholas müde nach Hause. Da er die Nacht nicht wirklich gut geschlafen hatte, und seine Gedanken über den halben Dämon in ihm, brachte ihn der Erschöpfung nahe. Das Hotel war nicht sehr weit weg und daher ging er die Strecke immer zu Fuß. Er kannte die Straßen und alle Häuser auswendig. Doch plötzlich fiel ihm auf, dass es diesmal anders aussah. Als würde die Sonne eine andere Farbe angenommen haben. Wie manchmal vor einem Gewitter, wenn das Licht der Sonne nicht mehr weiß, sondern eher gelblich ist. Doch irgendwie kam es nicht daher. Der Himmel sah normal aus. Sollte er die Stadt selbst anders wahrnehmen? Ob das von seinen Kräften kam? Mochte er mit seiner miesen Stimmung das Licht trüben?

Zu Hause angekommen suchte er seinen Vater. Dieser war im Garten und sah seinen Sohn mit besorgter Miene auf ihn zukommen. „Ich brauche deine Hilfe, Dad.“ bat er. Mit einer Hand deutete Joshua auf eine Bank an der Hecke und sagte: „Setz dich und ich werde gucken, was ich für dich tun kann.“ Nicholas seufzte und erklärte: „Ich bin heute sehr erschöpft und habe auch miese Laune. Schau den Himmel an und betrachte das Sonnenlicht. Bin ich schuld, dass es trübe wird?“ „Das denke ich nicht. Wir sind auf der Erde. Wenn du in deiner eigenen Dimension wärst, dann könnte das gehen. In meiner Welt damals hatte ich zwar Licht, aber der Himmel war fast schwarz, wie in der Nacht. Jedoch solltest du hier gar keine Kraft haben, die so stark ist, dass du die Sonne beeinflussen kannst. Das habe selbst ich als richtiger Dämon nicht geschafft. Ich glaube eher, es tut sich was in der Welt der Engel. Möglicherweise reden sie gerade über das Buch. Ehrlich gesagt mein Sohn, habe ich keine Ahnung, woher es kommen könnte. Vermutlich sehen auch nur wir es, da wir die Magie spüren können. Aber vielleicht sollten wir nun anfangen mit deinen Kräften zu üben oder sie zumindest in Schach zu halten.“ meinte sein Vater und klopfte ihm auf die Schulter. Dieser seufzte wieder und antwortete: „Also gut. Es kann ja nicht schaden, wenn ich es unter Kontrolle bringe. Immerhin ist das der Plan, bis ich das Buch habe. Legen wir los.“

Anschließend standen sie gemeinsam von der Bank auf und Joshua zeigte auf ein Stück Holz auf der Wiese und befahl: „Da hinten liegt ein trockener Ast. Versuche einen Feuerball zu erzeugen, um ihn anzuzünden. Konzentriere dich auf die Energie aus deinem Inneren.“ Nicholas versuchte alles, was er mal in Filmen gesehen hatte. Zuerst lenkte er seine Gedanken direkt auf den Ast, doch es klappte nicht. Dann wackelte er mit den Fingern in die Richtung des dürren Holzes. Doch auch der gewünschte Effekt blieb aus. Als Letztes formte er mit den Händen eine unsichtbare Kugel, so wie er es mal im Fernsehen gesehen hatte. Eigentlich sollte da ein Feuerball draus werden. Aber nichts geschah. Sein Vater atmete tief ein und erklärte mit ruhiger Stimme: „Es ist egal, welche Hilfsmittel du nutzt. Ob du mit den Fingern wackelst, mit den Händen fuchtelst oder es einfach in deiner Fantasie vorstellst. Die Kraft liegt in dir und du brauchst keine Zaubersprüche, es sei denn, du kannst dich so besser konzentrieren und deinen Willen in die Richtung lenken, die du beabsichtigst. Versuche nun an etwas zu denken, was dich zornig macht, und probiere diese Energie durch deine Finger zu leiten. Zünde damit den Ast an.“

Abermals probierte sich Nicholas an seinen Fähigkeiten aus. Er dachte an Angelina und sah sie in seinen Gedanken einen fremden Kerl küssen. Wut stieg in ihm auf. Aber diesmal war es keine Eifersucht. Sondern es war die Wut über sich selbst, dass er ihr noch nicht seine Liebe gestanden und er sie somit vielleicht an einen anderen Mann verloren hat. Tränen drangen in seine Augen, die wütend auf den Ast gerichtet waren. Urplötzlich erschien knapp hinter seinem Finger ein Feuerball, der sogleich auf den Ast geschleudert wurde. Stolz sagte sein Vater: „Das war super. Nun weißt du, wie du es benutzt. Doch nun solltest du auch lernen, wie du nicht wütend wirst oder zumindest, wie du deine Kraft kontrollieren kannst, damit es nicht plötzlich passiert. Dazu musst du deine innere Ruhe bei Anspannungen wiederfinden.“ Nicholas sah ihn nachdenklich an und meinte: „Das ist aber bestimmt schwieriger, als Wut in sich aufkommen zu lassen. Wobei ich jetzt noch zornig bin von den letzten zwei Tagen. Vielleicht habe ich mich in einer Woche an die Situation gewöhnt, die mich im Augenblick verärgert hat. Und dann kann ich diese Energie nicht mehr nutzen. Vermutlich nur noch, wenn ich akut wütend bin.“ „Das könnte sein. Allerdings sollten wir nun zu Lia gehen, denn sie hat gleich das Essen fertig.“ meinte sein Vater und legte ihm dabei die Hand auf die Schulter. Sachte schob er ihn zum Haus hin.

Nach dem Abendessen räumte Nicholas die Teller zusammen und seine Mutter sagte: „Es tut mir leid, aber ich habe vorhin erfahren, dass Daniel noch keine Spur hat, was das Buch betrifft. Er selbst konnte es noch nicht finden.“ Seufzend schaute er zu seinem Vater hinüber und meinte leise: „Na dann sind noch ein paar Trainingseinheiten fällig. Ich hoffe, du hilfst mir nochmals.“ Leicht nickte dieser und antwortete: „Du schaffst das schon. Irgendwann wirst du mit der Kraft leben können.“ Liebevoll versuchte seine Mutter ihn zu trösten und versicherte: „Du findest sicher den Weg, der dir vorgesehen wurde. Bei Joshua und mir hat es ebenfalls geklappt. Auch wir hatten Schwierigkeiten. Ich liebte ihn ungemein, als ich ihn kennengelernt hatte. Doch dann verließ er mich und ich konnte ihn nicht aus meinem Herzen verbannen. Dafür mochte ich ihn zu sehr. Anschließend sagte er mir, dass er ein Dämon ist, der dich zuvor entführt hat. Da hatte ich zunächst Angst vor ihm, obwohl er mir nie einen Grund gegeben hatte, dass ich mich unwohl fühlte. Schließlich war er auch noch so unverschämt und gab mir Aufgaben, die ich erfüllen musste. Und da ging ich an meine Grenzen und habe mich sogar in zwei andere Männer verliebt. Wovon der eine ein Vampir war. Immer wieder aber gab es etwas in mir, was Joshua liebte und nicht den Dämon. Letztendlich war meine Liebe zu ihm stark genug, um aus ihm einen Menschen zu machen. Und du wirst ebenso irgendwann dein Ziel erreichen. Wir wissen nur noch nicht wie und wann. Trotzdem muss jeder seinen eigenen Weg finden.“ Ein klein wenig getröstet und dankbar für die Worte, stand Nicholas auf, ging zu seiner Mutter und umarmte sie feste. Sein Vater schloss sich ihm an, drückte sie beide an sich und sagte schließlich: „Na dann gehen wir am besten noch in den Garten und üben.“

Auf dem Weg nach draußen versuchte sich Nicholas bereits auf seine Kräfte zu konzentrieren, doch sein Vater erzählte mit leiser Stimme: „Du hast es eben gehört, nicht wahr? Lia hatte sich in einen Vampir verliebt, als sie für mich die Dinge suchte. Also jetzt unter uns gesagt, stehen die Frauen auf die bösen Jungs. Nicht, dass ich es tatsächlich gewesen bin, denn ich habe nie einen getötet. Na gut, es waren einige, aber nicht wahllos. Und dann verknallt sie sich in einen Blutsauger. Es liegt doch auf der Hand, was die Frauen wollen. Auf der einen Seite, einen Mann, der sie beschützen kann und auf der anderen einen Schmusebären. Von daher ist doch ein Schurke das beste Beispiel dafür. Hat genug Kraft und Willen den Menschen was anzutun, was unter anderem auch eine Frau schützen kann. Und wenn der Bösewicht diese Frau wirklich liebt und ihr nie ein Haar krümmen will, dann ist es doch das ideale Beispiel für meine Theorie. Genauso ist das bei Angelina. Wenn du sagst, dass dieser Geschäftsmann so ein widerlicher Schleimer ist, der sich aufspielt, heißt das ja, dass er Macht hat. Vielleicht obendrein Geld. Falls er außerdem noch gut aussieht, dann weißt du ja, dass es der Mann ist, auf den Frauen stehen. Du wärst besser hingegangen, um ihm deine Freundin aus dem Arm zu reißen und gesagt, dass sie dein Mädchen ist. So hättest du bestimmt mehr Eindruck bei ihr hinterlassen, als mit einem Blumenstrauß. Schade, dass du nun diese Gelegenheit verpasst hast.“ „Aber Angelina steht nicht auf solche Typen. Und ich bin nicht von dieser Sorte.“ versuchte sich Nicholas zu verteidigen und wurde langsam wütend. Doch er merkte nicht, dass Joshua ihn nur provozieren wollte. Dieser fuhr fort: „Also meiner Meinung nach solltest du mal über einen Imagewechsel nachdenken. So findest du sonst nie eine Frau. Die stehen halt nicht auf Schmusebären, sondern auf härtere Männer. Denk mal drüber nach. Noch bist du jung und kannst dich ändern. Lass dir einen Bart wachsen, das macht dich älter und markanter. Dann solltest du zudem arroganter werden. Einfach ein Arschloch sein, der sich von niemandem etwas sagen lässt. Glaub mir, dass dich keine Frau haben möchte, wenn du so bist wie jetzt. Als Kumpel ja, aber nicht als Liebhaber.“

Nicholas atmete tief ein und aus. Er spürte, wie seine Kraft aus ihm herausbrechen wollte, doch er schaffte es nicht so schnell, sie zu unterdrücken. Plötzlich entlud sich aus seiner Hand die Energie in Form einer Kugel, die er in die Erde schoss. Sein Vater sprang mit einem Satz auf Seite, schüttelte mit dem Kopf und meinte: „Tut mir leid. Ich wollte dich wütend machen, damit ich sehen konnte, inwiefern du dich beeinflussen lässt. Wie hoch deine Schmerzgrenze liegt. Vergiss bitte alles, was ich gesagt habe. Es stimmt nicht. Lia liebte mich als netten Mann und wusste da noch nichts von dem Dämon. Der Vampir Hugo, den hatte sie zum Guten bekehrt und erst da verliebte sie sich in ihn. Und deine zukünftige Frau wird dich auch so lieben, wie du bist und nicht anders. Wir müssen halt noch weiter üben, wie du dich wieder beruhigen kannst. Am besten machen wir Atemübungen und versuchen den Kopf frei zu bekommen. Noch einmal darf es nicht passieren, dass du aus lauter Wut deine Kräfte in alle Himmelsrichtungen loslässt.“ Nicholas fragte neugierig: „Hattest du damit gerechnet, dass ich einen Energieball in deine Richtung schießen könnte? Warst du auch auf einen Feuerball oder Blitz vorbereitet?“ Sein Vater lachte und antwortete: „Ja, ich habe deine Augen beobachtet. An denen erkennt man, ob jemand zornig ist oder traurig. Und als sie eben kurz eine andere Farbe bekommen haben, wusste ich, dass ich deine Hände beobachten musste, um ausweichen zu können.“ „In Ordnung, dann probiere ich jetzt noch einmal meine Kraft zu finden, um sie zu kontrollieren.“ meinte Nicholas und rieb sich die Hände, um sich danach nochmals auf einen trockenen Ast zu konzentrieren.

Einige Versuche später klappte es erst, als er an die Worte seines Vaters dachte, dass Angelina auf die bösen Jungs stand. Vor seinem inneren Auge sah er, dass sie diesen widerlichen Geschäftsmann anhimmelte, nur weil der mit seinen Geldscheinen wedelte. Er wusste genau, dass seine Freundin niemals auf solch niedere Talente abfahren würde, jedoch reichten seine Gedanken aus, um endlich einen Feuerball zu erschaffen, den er aber nicht lange halten konnte. Genauso rasch, wie er gekommen war, verschwand dieser auch wieder, weil er sich darüber gefreut hatte. Zufrieden nickte ihm sein Vater zu, was ihn doch etwas stolz machte.

In der Nacht konnte Nicholas überhaupt nicht schlafen. Er hatte einen Albtraum nach dem anderen. Einer dieser bösen Träume zeigte ihm Angelina, wie sie von einem fremden Mann bedrängt wurde. Voller Wut ließ er seiner Kraft freien Lauf, um den Angreifer in die Flucht zu schlagen. Plötzlich gab es einen lauten Knall und er wachte erschrocken auf. Seine Eltern stürmten daraufhin sofort in sein Zimmer und sahen Feuer an der Gardine. In Windeseile riss Joshua den Vorhang herunter auf den Boden, trampelte darauf herum und löschte somit den Brand. Lia setzte sich neben Nicholas auf das Bett und fragte vorsichtig: „Was ist passiert?“ „Wenn ich das wüsste.“ seufzte dieser und überlegte leise: „Ich habe geträumt, dass Angelina angegriffen wurde. Ich nutzte meine Kräfte, um ihr zu helfen. Und anschließend gab es diesen Knall. Dann standet ihr schon im Zimmer. Sollte es so entstanden sein, dass ich nicht nur im Traum die Kraft eingesetzt habe, sondern in echt?“ Sein Vater nickte und erklärte: „Die meisten Träume sind so real, dass man meint, alles zu riechen, zu spüren und man hat Todesängste. Warum soll das nicht auch so gewesen sein.“ Nicholas hielt sich den Kopf fest und jammerte: „Verdammt. Ich will diese Kräfte nicht. Jetzt kann ich nicht mal in Ruhe schlafen, ohne sie zu benutzen. Wie soll ich jemals mit einer Frau in einem Bett übernachten, und versuchen meine Energien zu unterdrücken, sobald ich wieder träume?“ Joshua hob die Reste der Gardine hoch und antwortete: „Du musst der Frau die Wahrheit sagen. Wenn sie dich liebt, wird sie es verstehen und dann kann sie auch den Dämon in dir töten.“ Lia gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn und sagte in sanftem Ton: „Versuche noch etwas zu schlafen. Mach dir keine Sorgen mehr. Daniel forscht in diesem Moment nach dem Buch und bald wirst du gelernt haben, deine Kräfte unter Kontrolle zu haben. Gerade jetzt ist alles neu, aber es wird besser werden.“ „Das hoffe ich so sehr. Vor ein paar Tagen war ich noch ein verliebter junger Mann und auf einmal ein böser Dämon.“ stellte Nicholas fest, doch Joshua fügte hinzu: „Halber Dämon und böse bist du nicht. Du hast es nur nicht im Griff. Aber dafür arbeiten wir daran. Nun schlafe besser und erhole dich, damit du morgen früh ausgeruht bist.“

Kapitel 3