Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wenn Licht und Schatten aufeinandertreffen, hinterlässt ihr Kampf Tod und Verderben. Freyja kehrt ins Königreich Menam zurück, das aus unzähligen Wunden blutet. Um es wiederaufzubauen, muss die Drachenhexe einen Pakt mit einem mysteriösen Fremden namens Zero eingehen, der seine ganz eigenen Ziele verfolgt. Obwohl Freyja ihm nicht über den Weg traut, bleibt ihr keine andere Wahl, als dem Bündnis zuzustimmen. Zeitgleich kämpft Lucien gegen die Mächte der Finsternis und benötigt Freyjas Hilfe. Diese sieht sich schließlich gezwungen, eine Entscheidung zu fällen. Denn es scheint unmöglich, sowohl Menam als auch Luciens Seele zu retten. Einer der beiden droht der Dunkelheit zum Opfer zu fallen, und die Frage bleibt, ob Freyja mit den Konsequenzen leben kann.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 552
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Inhaltsverzeichnis
Titel
Informationen zum Buch
Impressum
Widmung
Landkarte
Gähnende Leere
Freyja
Das Grollen der Finsternis
Lucien
Ein ungewöhnlicher Verbündeter
Freyja
Die Wahrheit liegt in den Schatten
Lucien
Stark und ehrfurchtgebietend
Freyja
Ein Lügner
Lucien
Der alte König
Freyja
Kapitel 8
Lucien
Erinnerungen
Freyja
Eine Idee
Lucien
Uralte Mächte
Freyja
Verpasstes Wiedersehen
Lucien
Eins mit der Natur
Freyja
Ein Brief des Königs
Freyja
Liebe ist nur eine Illusion
Lucien
Der Brief von Lucien
Freyja
Ein Abendessen zu zweit
Lucien
Lust und Leidenschaft
Lucien
Allein
Freyja
Eine Sache des Blickwinkels
Lucien
Prioritäten
Freyja
Verachtung und Hass
Lucien
Der Garten der Prinzessin
Freyja
Die Dracheninsel
Freyja
Ein unvergessliches Vorhaben
Lucien
Drache und Dämon
Freyja
Gesponnene Schicksale
Freyja
Tropfen für Tropfen
Lucien
Verdacht
Lucien
Verräter verraten Verräter
Lucien
Scherben
Freyja
Weiße Federn
Dank und Nachwort
J. K. Bloom
Die
Drachenhexe
Band 2: Krone und Ehre
Fantasy
Die Drachenhexe (Band 2): Krone und Ehre
Wenn Licht und Schatten aufeinandertreffen, hinterlässt ihr Kampf Tod und Verderben. Freyja kehrt ins Königreich Menam zurück, das aus unzähligen Wunden blutet. Um es wiederaufzubauen, muss die Drachenhexe einen Pakt mit einem mysteriösen Fremden namens Zero eingehen, der seine ganz eigenen Ziele verfolgt. Obwohl Freyja ihm nicht über den Weg traut, bleibt ihr keine andere Wahl, als dem Bündnis zuzustimmen.
Zeitgleich kämpft Lucien gegen die Mächte der Finsternis und benötigt Freyjas Hilfe. Diese sieht sich schließlich gezwungen, eine Entscheidung zu fällen. Denn es scheint unmöglich, sowohl Menam als auch Luciens Seele zu retten. Einer der beiden droht der Dunkelheit zum Opfer zu fallen, und die Frage bleibt, ob Freyja mit den Konsequenzen leben kann.
Die Autorin
J. K. Bloom schreibt schon, seit sie elf Jahre alt ist. Das Erschaffen neuer Welten ist ihre Leidenschaft, seitdem sie das erste Mal ein Gefühl für ihre Geschichten bekam. Sie ist selbst abenteuerlustig und reist sehr gern. Wenn sie ihre Nase nicht gerade zwischen die Seiten eines Buches steckt, schreibt sie, beschäftigt sich mit ihren zwei Katzen oder plant schon die nächste Reise an einen unbekannten Ort.
www.sternensand-verlag.ch
1. Auflage, März 2021
© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2021
Umschlaggestaltung: Jaqueline Kropmanns
Lektorat / Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH | Natalie Röllig
Korrektorat 2: Sternensand Verlag GmbH | Jennifer Papendick
Satz: Sternensand Verlag GmbH
ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-179-6
ISBN (epub): 978-3-03896-180-2
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Wir alle haben unsere Schattenseiten.
Nur wer mutig genug ist, sich ihnen entgegenzustellen,
wird eines Tages dahinter auch das Licht erkennen.
»Lucien«, hauchte ich angsterfüllt und strich ihm über die Wange. Der Engel erwachte nicht und wenn ich nichts unternahm, würde er in meinen Armen sterben. »Lass mich nicht im Stich!«
Ich drückte mit der Hand die blutende Wunde zu, doch sie war zu tief. Meine Mutter Tivana, die ehemalige Königin Menams, wäre beinahe an sein Herz gelangt, das nur noch schwach in seiner Brust schlug.
Tränen liefen über meine Wangen und ich flehte innerlich meine Kräfte an, mir zu helfen. Nur dieses eine Mal. Sie sollten ihn heilen.
Aber nichts dergleichen geschah. Ich wusste nur, wie man schwarze Magie anwandte. Doch an die weiße Magie hatte ich nie einen Gedanken verschwendet. Weshalb auch? Ich war kein Wesen, das Leben rettete, sondern sie nahm. In mir floss dunkles Blut.
Hilfe suchend sah ich mich nach meinem Drachen Noron um, den ich allerdings nirgends ausfindig machen konnte. Panisch erhob ich mich und musterte die Gegend, in der Hoffnung, er könnte nur davongeflogen sein. Weit und breit entdeckte ich kein einziges Lebewesen.
Stattdessen bemerkte ich das Schlachtfeld, welches ich hinterlassen hatte. Überall lagen Körperteile herum, Blut besudelte den Boden des Heiligen Berges, und die toten Augen der Verstorbenen sahen in meine Richtung. Jeder ihrer Köpfe war zu mir gedreht, als wollten sie mich mit ihren Blicken daran erinnern, was ich getan hatte.
War ihr Tod eine Sünde, obwohl ich versucht hatte dieses Land zu retten?
Als ich auf meine Hände blickte, waren diese wund und mit Blut überzogen. Es klebte und legte sich warm über meine Haut, als hätte ich erst gerade jemandem die Kehle aufgeschlitzt. Ein starker Eisengeruch strömte in meine Nase.
Sie waren alle wegen mir gestorben. Die Anhänger des Roten Korns, der von meinem leiblichen Vater Valerius Terrgon und meiner Dämonenmutter Tivana Albasanguis angeführt wurde. Die Bande von Kriminellen war in allen Ländern bekannt und wurde auch von jedem gejagt. Ich war ein Halbwesen, eine Missgeburt, die erst gar nicht in diese Welt hätte gesetzt werden dürfen.
Ich war scheußlich. Abstoßend. Ein Monster.
›Aber ist das nicht wunderbar, Freyja? Du bist mächtig und kannst alle anderen Länder einnehmen, um endlich die Herrscherin dieser Welt zu werden‹,flüsterte eine Stimme in mir.
Angsterfüllt schüttelte ich den Kopf und kämpfte gegen das schlechte Gewissen in mir an, das mich Stück für Stück zerfraß. »Nein, geh weg!«
›Du bist die Drachenhexe, das Grauen Schattentods. Die Dunkelheit gehörte schon immer zu dir. Heiße sie in deiner tödlichen Umarmung willkommen.‹
»Verschwinde!«, fluchte ich laut und spürte, wie sich Tränen anbahnten. Ich war keine Mörderin, von diesem Weg hatte ich mich abgewandt. Ich würde nun Gutes vollbringen und das Land Menam zu dem machen, was es einst gewesen war.
»Und wieso hast du mich dann getötet?«, ertönte eine mir bekannte Stimme.
Erschrocken drehte ich mich um und sah Lucien, dessen Haut blass war. Dunkle Schatten umgaben seine Augen, und eine klaffende Wunde prangte in seiner Brust. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten und aus seinem Mundwinkel trat ein Blutrinnsal, das am Kinn hinuntertropfte.
Bei seinem Anblick wurde mir speiübel und gerade als ich auf ihn zugehen wollte, um ihm zu helfen, bemerkte ich etwas Pochendes in meiner Hand. Ein noch lebendes, mit roter Flüssigkeit überzogenes Herz lag darin und ich wusste sofort, zu wem es gehörte.
»Nein, ich war das nicht, Lucien«, rechtfertigte ich mich, hörte mich jedoch schwach und kläglich an.
Tränen liefen meine Wangen hinunter und ich konnte mir nicht erklären, wie das Herz in meine Hand geraten war. Was passierte hier zum Teufel? Ich hatte Lucien nicht getötet, sondern ihn gerettet. Das musste alles ein Albtraum sein. Bestimmt bildete ich mir das nur ein.
›Hast du nicht schon Herzen verschlungen, Freyja? Du liebtest ihren Geschmack, das rohe Fleisch auf deiner Zunge. Willst du nicht einmal abbeißen?‹
»Niemals!«, schrie ich und ließ dabei das Organ auf den Boden fallen.
»Du Mörderin«, ächzte Lucien plötzlich und ein Schwall Blut trat aus dem Loch in der Brust. Er ging in die Knie, als hätte ich ihm gerade mit bloßer Hand das pochende Herz entrissen.
Panisch lief ich nach vorne und berührte ihn vorsichtig an den Schultern. »Lucien!«
»Fass mich nicht an, Drachenhexe!« Sein bedrohliches Knurren hielt mich auf Abstand.
Die Worte fühlten sich wie tausend Messer in meiner Lunge an. Sein Hass verletzte mich, ließ die Reue in mir wie ein Geschwür heranwachsen.
»Ich war das nicht«, hauchte ich und versuchte trotz seiner Ablehnung, die Blutung zu stoppen. »Du wirst nicht sterben. Ich werde dich zum Orden bringen.«
»Du bist ein Monster, Freyja. Du hast unzählige Menschen getötet.«
»Nein, ich mache das alles wieder gut, versprochen.« Ich hörte mich weniger überzeugend an, als ich es wollte.
Da begann der Engel plötzlich zu lachen und stieß mich kraftvoll von sich. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts auf mein Gesäß. Überrascht über seine grobe Reaktion sah ich ihn an.
»Du wirst das Unheil, das du angerichtet hast, nie wieder reinwaschen.« Er richtete sich auf und nahm die Hand von seiner Wunde, die nicht mehr blutete. »So viele Leben, wie du bereits gefordert hast, wirst du nicht mehr retten können. Du bist und bleibst ein Geschöpf der Finsternis.«
Aber daran wollte ich nicht glauben. Dank ihm hatte ich doch meine andere Hälfte der Seele zurück und ich war nicht verantwortlich für das, was aus mir geworden war. Meine Mutter hatte mich nur zur Welt gebracht, weil sie ein Monster für Menam brauchte. Zählte es denn überhaupt nicht, dass ich Lucien vor dem Tod bewahrt hatte?
Bei seinem schwachen Anblick wurde mir eiskalt. Die Erinnerungen an die Wahrheit kehrten zu mir zurück.
Das hier ist nur ein Traum, Freyja. Du gabst Lucien in Alexandria in die Obhut des Heilers Gorius. Dies ist nur eine Illusion, redete ich mir ein.
Doch weshalb verschlang sie mich so sehr? Und wieso hatte ich das Gefühl, dass sie etwas Wahres beinhaltete, eine Tatsache, die ich nicht ändern konnte?
Hatte ich Lucien denn wirklich gerettet? Er atmete noch, als ich ihn beim Orden abgab. Dann ließ ich ihn einfach zurück. Wie konnte ich mir also sicher sein, dass ich ihn vor dem Tod bewahrte? Vielleicht war ich doch eine Mörderin. Ich hätte vor der Barriere des Ordens warten sollen.
›Du bist davongelaufen, als würde es dich nicht mehr kümmern‹, fauchte die Stimme in mir.
Wer sprach da? Ravaga, die Hexe, die mich auch damals als Kind verflucht hatte? Die Finsternis? Wieso existierte sie noch, obwohl ich meinen guten Teil der Seele längst wiedergewonnen hatte?
Das fremde Etwas in mir lachte diabolisch. ›Du wirst immer ein Teil von uns sein. Schließlich bist du dämonischen Ursprungs.‹
Wütend presste ich meine Hände gegen den Kopf und betete innerlich, dass die bösartige Stimme in mir verschwinden würde. »Nun geh endlich!«
›Herzlos.‹
»Nein, ich kann fühlen. Ich kann lieben«, konterte ich, allerdings brüchig und unsicher.
Tat ich es denn wirklich? Oder hatte ich mir diese Gefühle nur eingeredet? Was war Realität, was Illusion?
›Grausam.‹
»Ich bin gut, ich werde es beweisen.«
›Schwach. Zerbrochen.‹
»Nein, ich bin stark!«
›Eine Dienerin des Teufels.‹
»Hör endlich auf!«, brüllte ich erneut und krümmte mich auf dem Boden zusammen.
Die Stimme wurde immer lauter, und um ihren Worten zu entkommen, begann ich zu schreien.
Ich schrie so laut, dass meine eigenen Ohren klingelten. Ich schrie diese gottverdammte, unwirkliche Welt zusammen.
Doch trotz all der schweren Vorwürfe war kein Gefühl so intensiv wie das der Buße. Ich wollte mich bessern, ein gutes Wesen werden, das Menam wieder zu einem reichen, friedlichen Land machte. Aber meine Herkunft und die Finsternis erschwerten es mir, diese Bürde zu tragen.
Konnte man überhaupt einer Ausgeburt der Hölle verzeihen, einem Wesen, das weder Mensch noch Engel war? Was war schon an mir gut? Meine Seele? Mein Status als Königin? Meine starken Gefühle zu Lucien?
Ich schreckte hoch, als ich aus diesem erneuten Albtraum erwachte.
Seit fünf Tagen flog ich mit meinem Drachen Noron Richtung Menam, nur ab und an hatten wir auf irgendeiner Lichtung haltgemacht, um eine Pause einzulegen.
Am Horizont ging die Sonne gerade auf. Bevor ich die Berge erreichen würde, entdeckte ich die Türme des Schlosses und konnte es nicht glauben, dass wir endlich angekommen waren.
Ich richtete mich auf und massierte mir die Schläfen, da die Albträume mir nach jedem Erwachen furchtbare Kopfschmerzen bereiteten. Ich spürte nächtlich meine grausamen Selbstzweifel, kämpfte mit dem innerlichen Hass gegen das Höllenwesen in mir an und zerbrach unter dem schlechten Gewissen, Lucien zurückgelassen zu haben.
Ich wusste, ich hätte bleiben können, doch mein Land brauchte jemanden, der ihm zu neuer Blüte verhalf. Und als Zerstörerin Menams sollte es meine Aufgabe sein, das Chaos zu beseitigen, das ich hinterlassen hatte.
»Setzt du mich auf dem großen Vorplatz des Schlosses ab?«, fragte ich Noron, der mir mit einem tiefen Brummen zustimmte.
Während wir über die Stadt flogen, betrachtete ich voller Entsetzen, was aus ihr geworden war. Vor den Toren erkannte ich die vertrockneten Felder, die kargen Bäume der Wälder, die trostlosen Berge, die dahinter wie eine gähnende Leere wirkten.
Zerfallene Mauern, verbrannte Häuser und zerfetzte Fahnen, auf denen einst die berühmten zwei Königsschwerter und eine rote Krone geprangt hatten, bohrten sich in mein geschundenes Herz.
Dieser Ort war so ausgestorben und still, dass es mir eine Gänsehaut bescherte. Jede verlassene Gasse zeugte von einer Geisterstadt, in der ich all die Seelen spürte, die durch meine Hände ihr Leben verloren hatten.
Ich konnte sie nicht sehen, geschweige denn hören, doch ich wusste, dass sie da waren. Vermutlich schauten sie verachtend zu mir herauf, hassten mich für meine Grausamkeit, die ich an ihnen ausgelassen hatte. Eine Gänsehaut legte sich über mich und es fühlte sich an, als würden sie ihre Hände nach mir ausstrecken, um mich in die Tiefe hinabzuziehen.
Angst wallte in mir auf und ich musste den Blick abwenden. Würde ich es überhaupt schaffen, diesem Land wieder Leben einzuhauchen? Mir war bewusst, dass ich nun über eine große Macht verfügte, doch sie gehörte der Finsternis an und bewirkte nichts Gutes.
Dennoch wollte ich mehr über meine Dämonenart erfahren und herausfinden, ob ich imstande war, Lucien von der Dunkelheit zu befreien, die Ravaga auf ihn übertragen hatte. Ich würde ihn niemals aufgeben und alles Notwendige tun, damit er nicht zu einem Monster wurde.
Noron visierte den Vorplatz an, auf dem er vorsichtig landete. Mein Körper rutschte dabei nach vorne und ich hielt mich an seinem Nackenkamm fest, um nicht zu fallen.
Mit einem geschickten Sprung landete ich auf der Wiese, von der nur noch vereinzelte Grashalme übrig geblieben waren. Der Rest bestand aus aufgewühlter Erde und getrockneten, kahlen Stellen.
Ich zitterte am ganzen Leib, als mir das Ausmaß meiner Boshaftigkeit bewusst wurde. Wie ein unaufhaltsames Geröll übermannte mich die Reue. Was hatte ich diesem wunderschönen Land nur angetan?
Erschüttert fiel ich auf die Knie und sah mich um. Die Mauern waren stellenweise verblasst und rissig. Die Dächer der Türme fehlten, sodass Regen hineinströmen konnte und das Innere aufweichte. Stuck bröckelte von den einst eindrucksvollen Wänden herab und die Ruinen, die nun vor mir standen, ließen mich in eine schwarze Leere fallen.
Ich wollte das nie. Das ist das Werk der Hexe in mir.
Wo blieben die bunten Blumen, die saftigen Wiesen und die prachtvollen Bäume, die mich an einen Märchenwald erinnerten?
Es fühlte sich an, als blickte ich auf ein Grab – ein Grab, das ich selbst geschaufelt hatte. Ich hatte das Land in ein Totenreich verwandelt, weil ich es geliebt hatte, mich an den Seelen zu laben, die ruhelos umherwanderten.
Damals war die Einsamkeit mein Freund gewesen, mein Begleiter, ohne den ich nie wieder leben wollte. Doch nun stellte sie sich gegen mich, gab mir das Gefühl, das grausamste Geschöpf auf Erden zu sein und diese Krone nicht verdient zu haben.
Ich legte das Gesicht in meine Hände und unterdrückte die Tränen. Allerdings schaffte ich es nicht, den Schmerz zu überwinden, und schrie diesen einfach hinaus. In meinen Albträumen tat ich das jedes Mal. In der Realität löste es ein wenig den unerträglichen Druck in meiner Brust, den ich schon seit Tagen mit mir herumtrug.
Mit meiner Stimme erschreckte ich ein paar Krähen, die sich abseits auf der Wiese über Würmer hergemacht hatten. Auch wenn ich die Tiere nicht verscheuchen wollte, tat es dennoch gut, für einen Augenblick meinen Schmerz mit der Welt zu teilen.
Hinter mir hörte ich, wie sich Noron nervös zu bewegen begann und dunkel knurrte. ›Ich kann eine Präsenz im Schlosssaal ausmachen‹, sprach er mit grollender Stimme in meinem Kopf.
Ich erhob mich und strich die Erde von meinen Knieschonern. Sie gehörten zu meiner azurblauen Rüstung, die mir Cartis zum Dank für das gewonnene Schneefeuer geschenkt hatte. Die Magie in mir fühlte sich wie eine starke Hand an, nach der ich jederzeit greifen konnte und die mir so vertraut vorkam, als wäre sie schon immer da gewesen.
Ein warmer Schauer überkam mich und obwohl ich wusste, dass es sich dabei um schwarze Magie handelte, war sie im Moment das Einzige, was mir Schutz bot.
Ich ließ meine Macht wie ein Netz durch die Mauern des Schlosses gleiten. Sie berührte jeden Winkel, jedes umgestoßene Möbelstück, durchkämmte alle Räume und sogar die kleinste Faser, die sie eroberte. Als ich schließlich den Thronsaal erreichte, zupfte an meiner Aura ebenfalls eine unglaublich mächtige Präsenz.
Zuerst hätte ich beinahe darauf gewettet, dass es sich um meinen Vater Valerius oder meine Mutter handelte, doch irgendetwas war an der Dunkelheit anders. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie mich bedrohte, so wie ich es von der alten Hexe Ravaga und der Dämonin gewohnt war. Sie wirkte einfach nur geheimnisvoll und mächtig, als wäre es ihre Natur.
Ich spannte die Schultern an und beschwor meine Flügel herauf, die zuerst gegen meine Membran an den Schulterblättern stießen, bevor sie sich mit einem leichten Ziehen zu einem Gelenk formten und hervorschossen. Große schwarze Drachenschwingen ragten über meinem Kopf auf und ich stieß mich kräftig vom Boden ab, um in die Lüfte zu gleiten.
Selbst zu fliegen war ein Gefühl, welches mit nichts auf der Welt verglichen werden konnte. Ich war dabei frei und schwerelos, als würde ich für einen Moment alles hinter mir lassen und einfach in eine Unendlichkeit hinaussegeln.
Der Thronsaal befand sich in der Mitte des Schlosses. Das Dach hatte ich damals von Noron einreißen lassen, als wir König Aurum überraschten, um das Königreich zu übernehmen.
Auch ihn wollte ich von seinem Elend befreien, da ich ihn in einem Sarg eingesperrt hatte, woraufhin seine Seele auf ewig gequält werden würde. Ich wollte ihn nicht länger dieser Hölle aussetzen und musste mir schleunigst überlegen, wie ich ihn dort wieder herausbekam. Die Höhle, in der sein Grab lag, war von einem sehr komplizierten Labyrinth umgeben, welches es zu durchdringen galt.
Vielleicht würde meine neu gewonnene Macht mir dazu verhelfen, da ich mich nicht mehr genau daran erinnern konnte, wie man den Zauber auflöste. Hundert Jahre waren eine lange Zeit.
Als ich bereits über dem offenen Dach schwebte, erkannte ich eine Gestalt, die sich auf dem Thron niedergelassen hatte. Ich war mir sicher, dass sie mich wahrnahm, doch sie bemühte sich nicht einmal, zu mir heraufzusehen.
Wut stieg in mir hoch, da ich mir nicht so einfach mein Reich nehmen ließ. Mit diesem provozierenden Verhalten wollte mir die Person eindeutig zeigen, dass ihr nun der Thron gebührte. Weshalb sollte sie sich sonst diesen Platz ausgesucht haben? Ich wusste, dass ich es ebenfalls nicht verdient hatte, Königin von Menam zu sein, aber genau aus diesem Grund musste ich meinen Vater zurückholen. Er war der Einzige, der das Reich weiter regieren konnte.
Wie ein Pfeil schoss ich auf die alten, teils gebrochenen Fliesen hinab. Mit leicht gebeugten Knien landete ich vor den Stufen des furchterregenden Throns, in dessen Berg, welcher aus Schutt und Trümmern bestand, immer noch Seelen gefangen waren. Das Blut der verstorbenen Soldaten, die hier vor hundert Jahren ihr Leben gelassen hatten, umgab das Geröll wie ein Mantel, durch dessen rote Oberfläche sich Gesichter und Hände drückten. Ihre Seelen waren darin gefangen und konnten nur durch mich befreit werden.
Erzürnt sah ich zu dem Mann auf, der auf meinem Thron saß, und ballte die Hände zu Fäusten. »Ihr habt nicht das Recht, dort zu sitzen«, knurrte ich, auch wenn ich das Gesicht des Fremden noch nicht richtig erkannte.
Er wirkte allerdings gelangweilt, da er seinen Kopf mit dem Arm stützte und ein Bein über das andere geschlagen hatte. Das ungewöhnliche silberweiße Haar fiel mir besonders ins Auge.
Mit einem tiefen Atemzug hob er das Kinn und blickte zu mir herunter. Dunkle Augen, die mich an eine tiefschwarze Nacht erinnerten, trafen die meinen. Seine Erscheinung hatte etwas Gefährliches an sich und mein Instinkt riet mir, Vorsicht walten zu lassen. »Ach und Ihr schon?« Seine Stimme klang tief und bestimmt, was mir eine Gänsehaut bereitete.
»Ich bin die Königin dieses Landes. Verlasst den Thron und kommt zu mir herunter.«
Er stieß einen genervten Laut aus, als wäre ich hier der Störenfried. »Wie Ihr wünscht, Eure Majestät.« Die Worte hörten sich äußerst sarkastisch an.
Gemächlich erhob er sich, reckte seine Glieder und stemmte anschließend die Arme in die Hüfte. »Ehrlich gesagt …«, begann er und verschwand urplötzlich von seiner Position. Er bewegte sich so schnell, dass ich ihn für den Moment aus den Augen verlor. Innerhalb eines Sekundenbruchteils stand er vor mir. »… bin ich hier, um die neue Königin zu begutachten.«
Noron schoss ebenfalls in den Saal und brachte beim Aufkommen den Boden zum Beben. Mit seinen reptilienartigen Augen beobachtete er den Fremden von hinten, während ich mich vor ihn stellte. Wir kesselten ihn dadurch ein.
Wie konnte sich der Mann so schnell bewegen? Gehörte er zu den Magiern? Oder war er irgendein Hexer?
Ich musterte ihn.
Tatsächlich konnte ich nicht leugnen, dass der Fremde ein äußerst ungewöhnlich gutes Aussehen besaß. Seine Haare waren nicht natürlich, sondern wirkten auf eine magische Weise erschaffen, da ich noch nie solche unnatürlichen Nuancen gesehen hatte. Die hellen Strähnen hoben sich von seiner haselnussfarbenen Haut ab und an seinem Hals besaß er dunkelrote Tätowierungen, die mich an eine Mischung aus alten Schriften und Symbolen erinnerten. In irgendeinem Buch hatte ich sie schon einmal gesehen.
Die graubraune Jägerrüstung ließ mich darauf schließen, dass er für einen Kampf gewappnet war.
Ich fasste seine Aussage als Beleidigung auf, da ich glaubte, darin Hohn herausgehört zu haben. »Wer seid Ihr und was habt Ihr in diesem Schloss zu suchen?« Ich war der festen Überzeugung, dass er etwas verbarg.
Mit den mandelförmigen Augen betrachtete er meine Gestalt. Seine Gesichtszüge wirkten schlank und kantig. »Ich bin ein Reisender«, erklärte er sich. »Auf meinem Weg habe ich etwas über Euch in Erfahrung bringen können. Jemand erzählte mir, dass die Drachenhexe nach dem Fall der Barriere ihre Kräfte verloren hätte, und ein anderer berichtete mir, eine blondhaarige Schlächterin auf dem Heiligen Berg gegen den Roten Korn kämpfen gesehen zu haben. Da zählte ich eins und eins zusammen.«
Er wusste also doch mehr, als ich anfangs geahnt hatte. Dennoch beantwortete das meine Fragen nicht. »Wer hat Euch diese Informationen gegeben?« Ob ich nicht alle vom Roten Korn beim Spektakel getötet hatte?
Er zuckte locker mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. »Augenzeugen, Geschichtenerzähler, Reisende … Es leben viele Menschen in den fünf Landen.« Er drehte sich zu Noron um, vor dem er wohl keine Angst hatte – was ich ungewöhnlich fand. Jeder fürchtete sich vor einem Drachen, vor allen Dingen, wenn er einem Wesen der Hölle diente. »Vielleicht haben es mir auch andere Geschöpfe zugeflüstert.«
Norons Augen glühten rot auf. ›Er ist kein Mensch.‹
Der Meinung war ich auch und nickte daher meinem Drachen unauffällig zu.
Der Fremde wandte sich wieder zu mir. »Ich bin weder gekommen, um über Euch zu urteilen, noch, um Euch die Krone vom Kopf zu reißen. Es interessiert mich nicht einmal, was aus Eurem Land wird.«
Das machte ihn nicht gerade sympathischer. »Was wollt Ihr dann hier?«
Obwohl ich auf alles gefasst war, von unüberwindbaren Forderungen bis hin zu unmöglichen Bitten, kam etwas vollkommen Überraschendes von ihm. »Ich brauche ein altes Buch, und ich weiß, dass Euer Vater es damals in Eurer Bibliothek aufbewahrt hatte.«
Seine Worte verschlugen mir die Sprache. Weshalb hatte er es sich nicht einfach genommen? Das Land war so gut wie unbesetzt und das Schloss glich einem Grab, das man nur auszurauben brauchte. Wie konnte jemand, der eine solch gefährliche Ausstrahlung besaß, die Höflichkeit aufbringen, mich für ein belangloses Buch um Erlaubnis zu fragen?
Es brauchte einige Sekunden, bis ich meine Stimme wiederfand. »Warum habt Ihr es Euch nicht einfach genommen?«
Auf seine Lippen stahl sich ein verschmitztes Grinsen, das zu ihm auch noch auf unverschämte Weise passte. »Ich raube doch nicht die Bibliothek einer Königin aus.« Er wandte sich in Richtung des Ganges, der zu den Büchern führte.
»Ach, Euch auf meinen Thron zu setzen, ist aber in Ordnung?«
Er zischte. »Es ist nur ein bedeutungsloser Stuhl, der Euch mächtig fühlen lässt.« Ein leiser Atemzug kam über seine Lippen. »Allerdings habe ich bereits ein paar Räuber hier herumschleichen sehen, die sich wohl nach der gefallenen Barriere ins Land geschlichen haben, um etwas Wertvolles zu stehlen.«
Dass mein Schloss ausgeraubt werden würde, war mir bereits bewusst gewesen. Es war mehrere Wochen unbesetzt geblieben, und niemand hatte die Eindringlinge fernhalten können. Auch wenn es mir das Herz aus der Brust riss, dass Fremde die Reichtümer meines Vaters plünderten, war dies nicht anders abzusehen gewesen.
»Aber seid nicht traurig, Eure Majestät, um Eure kostbare Schatzkammer habe ich eine Barriere erstellt, die vorerst die einfachen Räuber fernhält«, erwähnte er und lief an Noron vorbei, um auf den Gang zuzugehen.
Mir blieb der Mund offen stehen. Was dachte sich dieser Kerl? Er hätte die gesamte Schatzkammer ausrauben können, doch stattdessen schützte er sie? Die meisten Menschen strebten nach Reichtum und Macht. Was war also sein Ziel?
Bevor ich dazu kam, ihn danach zu fragen, sprach er weiter: »Begleitet Ihr mich zur Bibliothek?«
Er hatte ja nicht einmal abgewartet, ob ich zustimmte oder ablehnte. »Ich habe Euch gar nicht erlaubt, das Buch nehmen zu dürfen«, entgegnete ich gereizt.
»Und ich habe auch nicht gesagt, dass ich es nehmen werde. Ich will mit Euch nur zur Bibliothek gehen.«
Mir entfloh ein schwerer Seufzer, doch ich folgte ihm in den Flur. Noron trat für uns zur Seite und ich berührte im Vorbeigehen seine raue, schuppige Nase, um ihm zu zeigen, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte.
»Euer Drache ist wirklich ein Prachtexemplar. Habt Ihr ihn von den Dracheninseln? Es wundert mich, dass er Euch folgt. Eigentlich verachten die Drachen die Hölle, nachdem sie vor sehr vielen Jahrhunderten festgestellt haben, dass sie von den Dienern des Teufels nur ausgenutzt wurden«, bemerkte er nebenbei und auch wenn seine Stimme dunkel klang, war sie auf eine gewisse Weise warm – besonders wenn er Ironie hineinlegte.
»Ich habe ihn selbst erschaffen«, gab ich zu.
Der Fremde blieb plötzlich wie erstarrt stehen und in seiner Miene erkannte ich mehrere Fragen, die er wohl zu gerne gestellt hätte. Was hielt ihn auf? Bisher schien er kein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Er schwieg und ging einfach weiter. »Habt Ihr ein Problem mit meinem Drachen?«
Er lachte voller Spott und Schalk auf. »Nein, eher mit Euch. Wisst Ihr denn, was Ihr seid?«
Ich runzelte die Stirn. »Eine Drachenhexe.«
»Hexen sind Menschen, die geliehene Kräfte in sich tragen. Sie dienen der Hölle, aber nur indirekt dem Teufel.« Er blieb wieder stehen und sah mit seinen dunklen Augen in meine. Sein Ausdruck besaß etwas Finsteres. »Doch Ihr, Königin Freyja, seid eindeutig dämonischer Abstammung.«
Fassungslos schaute ich ihn an und konnte nicht begreifen, was er da sagte.
Woher wusste er das? Gehörte er etwa zum Roten Korn? Oder war er vielleicht ein Spion meiner Eltern? Hätte er dann nicht das Ziel gehabt, mich zu töten? Außerdem zählte dazu ganz bestimmt nicht das Absichern von Schatzkammern.
Woher er auch immer diese Information erhalten hatte, entweder er kannte sich sehr gut mit Dämonen aus oder jemand hatte ihm bis ins kleinste Detail von den Geschehnissen auf dem Heiligen Berg erzählt. Selbst für mich war dieses Wissen noch viel zu frisch und die Wahrheit kannten nur Personen, die ich an der Hand abzählen konnte.
Der Fremde setzte sich erneut in Bewegung, doch ich schaffte es nicht, mich zu rühren. Stattdessen rief ich ihm atemlos hinterher: »Wer seid Ihr verdammt noch mal?«
Er hob seine Hand und neigte sich in meine Richtung, als wollte er eine Verbeugung andeuten. »Nennt mich einfach Zero.«
Ich war unendlich müde. Meine Glieder schmerzten und die letzten Erinnerungen wehten wie ein Orkan zu mir herein. Meine Gedanken glichen einem Chaos, dennoch sehnte ich mich zwischen all dem Schmerz nach einer einzigen Person.
Freyja.
Wo war sie hingegangen? Was war auf dem Heiligen Berg geschehen? Ich musste sie doch vor Valerius und Tivana warnen, die sie die ganze Zeit als Werkzeug benutzt hatten.
»Ganz ruhig, Lucien. Du hast ziemlich viel Blut verloren«, krächzte eine alte, aber bekannte Stimme neben mir.
Ich schlug die brennenden Lider auf und schloss diese sofort wieder, als grelles Licht in meine Augen strömte.
Großer Gott, weshalb war es so hell hier?
Daraufhin lachte die Dame neben mir. War das etwa Nara? Die weiße Hexe, die uns damals in ihrem Dorf aufgenommen hatte und anschließend sogar bis zum Orden gefolgt war? Was tat sie hier? Und wo befand ich mich überhaupt? »Der Tag ist auch für uns etwas Neues gewesen. Du hast fast drei Tage durchgeschlafen, mein Junge.«
Meine Lippen waren spröde und trocken. Meine Kehle fühlte sich an, als hätte ich Sägespäne verschluckt. »Wo bin ich?«
»Im Orden. Freyja hat dich zu uns gebracht.«
»Freyja?«, sagte ich teils freudig, teils überrascht.
Nara tätschelte meine Hand und ich wagte einen neuen Versuch, die Augen zu öffnen. Tatsächlich gewöhnte ich mich nach einiger Zeit an die Helligkeit und blickte voller Verwunderung aus dem Fenster hinaus, durch das reines Sonnenlicht hereinschien.
Gott, wie ich das vermisst habe! Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen und ich fragte mich gleichzeitig, wie das möglich war. »Was ist passiert, Nara?«
Sie seufzte schwer, was die Falten um ihre müden braunen Augen verstärkte. Die grauweißen Haare schimmerten wie Schnee im Schein des Sonnenlichtes. »Ich muss zugeben, ich weiß es selbst nicht so richtig. Du standest vor der Schwelle des Todes, als Freyja dich in den Orden brachte. Anschließend ist sie mit ihrem Drachen davongeflogen.«
Sie würde doch wohl nicht allein nach ihren Eltern suchen, oder? Das konnte sie nicht tun! Die beiden waren viel zu stark und außerdem benötigte sie meine Kräfte, um die Dunkelheit zu vertreiben.
»Warum ist sie nicht einfach geblieben?«
Ich sah Nara erwartungsvoll an, ihre braunen Augen wirkten traurig. »Ehrlich gesagt, glaube ich, dass mit Freyja etwas passiert ist. Als du hierhergebracht wurdest, war ich gerade auf dem Markt, um einige Verletzte und Kranke zu versorgen. Es gab Unruhen am Tor und ich lief sofort hin, um nachzusehen, was los war. Da die Sonne schon eine Weile am Himmel stand, sah ich ganz deutlich, wie sich Freyja mit ihrem Drachen in die Lüfte erhob. Obwohl sie in weiter Ferne war, wehte eine Art Magiehauch zu mir, der mich erschaudern ließ.« Sie senkte den Blick. »Ich denke, Freyja hat ihre Kräfte zurückgewonnen.«
Bedeutete das, sie war wieder böse? Die furchterregende Drachenhexe? Aber der Fluch war doch so gut wie gebrochen! Das würde keinen Sinn ergeben.
Ich schlug die Decke von mir weg und versuchte mich aufzurichten, als sich ein Stechen durch meine Brust zog. Keuchend unterdrückte ich einen Aufschrei. Ich trug kein Oberteil mehr, dafür jedoch einen dicken Verband, der meine Verletzung verdeckte.
Als mein Herz sanft gegen meine Rippen schlug, fiel mir wieder ein, dass Tivana und Valerius kurz davor gewesen waren, es herauszureißen. Ich wäre gestorben, wenn Freyja mich nicht gerettet hätte – auch wenn ich mich eigentlich nicht wirklich an das Geschehen erinnerte.
Nara berührte meine Schulter. »Leg dich wieder hin. Du bist noch viel zu schwach.«
»Nein, ich muss zu Freyja«, entgegnete ich entschlossen und wollte mich erheben, als mich ein erneuter Schmerz daran hinderte.
Nara drückte mich zurück und verweigerte es mir aufzustehen. »Sie wird schon zurechtkommen. Du kannst ihr nachfliegen, sobald du wieder geheilt bist.«
»Meine Fähigkeiten werden das jeden Moment erledigen.«
»Nein, werden sie nicht, weil du zu schwach dafür bist. Sonst wärst du doch längst wieder auf den Beinen«, maßregelte sie mich.
»Ich muss aber mit ihr reden!«
Da klopfte jemand an die Tür und ich sah Cartis, den Großmeister, der mich damals meine Engelsfähigkeiten zu kontrollieren lehrte. Seine Anwesenheit erleichterte mich und es tat gut, neben Nara noch ein bekanntes Gesicht zu sehen. Seine Hände hielt er vor seinem fülligen Bauch verschränkt, worüber er ein rot-blaues Gewand gezogen hatte, das ihm gerade noch so passte.
»Daraus wird wohl nichts, Lucien«, meinte Cartis streng.
Tatsächlich überkam mich Freude, meinen alten Freund wiederzusehen, aber seine Worte hemmten die gerade hochkommenden Glücksgefühle. »Wieso?«
»Der König hat mir eine Nachricht zukommen lassen. Nach deiner Genesung wirst du dich unverzüglich auf den Weg zur Hauptstadt in Greystone aufmachen und ihm erklären, was vorgefallen ist«, teilte er mir mit.
Enttäuschung überkam mich. Selbst wenn ich einen Umweg nach Menam nehmen würde, bräuchte ich weitere drei Tage, die dem König mit Sicherheit auffallen würden. Auch bei Freyja im Schloss wüsste ich nicht, ob ich die Kraft hätte, wieder aufzubrechen, denn in Wahrheit vermisste ich sie jetzt schon. Außerdem konnte mir niemand sagen, ob sie wirklich zurück nach Hause geflogen war.
War sie möglicherweise verletzt? Vielleicht musste sie deshalb verschwinden, um irgendwo anders Hilfe zu suchen. Sogar ich könnte nicht darauf schwören, dass der Orden ihr erneut Zuflucht gewährte. Schließlich war er von unserer letzten Aufforderung nicht wirklich angetan gewesen, als ich dem Rat gestand, Gefühle für Freyja zu hegen.
»Ich schrieb ihm, dass du eine Woche bräuchtest, um zu heilen, da du einen harten Kampf hinter dir hättest. Danach würdest du zum Schloss fliegen.«
Da fiel mir ein dummer Fehler auf. »Wieso habt ihr ihm berichtet, dass ich Flügel besitze? Sonst hätte ich mehr Zeit herausschlagen können.«
Cartis seufzte. »Dann hättest du es ihm danach erzählt und es wäre ihm klar geworden. Egal wie du es drehst, Lucien, es wäre besser für dich, dem König vorerst nichts von deinen Gefühlen zu dieser Hexe zu verraten.«
Wütend zog ich die Augenbrauen zusammen. »Sie ist keine Hexe!«
»Doch, das ist sie«, brummte er und atmete anschließend schwer aus, als wollte er keinen Streit anfangen. »Was ist geschehen?«
»Der Rote Korn steckt dahinter«, entfuhr es mir zornig. »Ihr Anführer Valerius und …« Einen kurzen Moment schloss ich die Augen, als ich darüber nachdachte, ob es eine gute Idee wäre, Cartis von Freyjas Mutter zu erzählen. Auch wenn es weit hergeholt klang, da ihre Mutter für tot erklärt worden war, könnte es einer Kriegserklärung gleichkommen, wenn herauskäme, dass Menam einen Pakt mit dem Roten Korn hatte. Dann wäre es für Freyja noch schwerer, ihr Land zurückzuerlangen. »Sie hatten mich auf den Berg verschleppt, um mir bei lebendigem Leibe das Herz aus der Brust zu reißen. Damit versuchten sie die Engel zu erzürnen, in der Hoffnung, dass diese auf die Erde niederkämen, um Valerius den Krieg zu erklären.«
Cartis schnaubte spottend. »Das klingt unglaublich lächerlich. Weshalb glaubt er, dass die Engel für ihn auf diese Welt kämen?«
Gerade als ich etwas antworten wollte, tauchte eine weitere, allerdings viel kleinere und schmächtigere Person auf.
Sie blieb neben Cartis stehen. Er sah den Neuankömmling überrascht an. »Ältester Juan!«
Ich erkannte ihn sofort wieder, da ich ihn damals über Valerius und den Roten Korn ausgefragt hatte. Als Ältester in diesem Orden war er nebenbei auch der Erzmagier Alexandrias und hatte gemeinsam mit Cartis das Sagen zwischen diesen alten Wänden.
Er kratzte sich an seiner kahlen Stelle am Kopf und sah mich aus dunkelblauen, ernsten Augen an. Die wenigen grauen Haare standen ihm wirr ab, als wäre er gerade erst aufgestanden. »Verzeih meine Einmischung, Lucien, aber hat Valerius von Dämonen gesprochen? Oder hast du sogar die Anwesenheit von jemandem gespürt? Eine dunkle, undurchdringbare Aura?«
Ich schluckte, weil ich ganz genau wusste, worauf er hinauswollte. Da ich es noch immer besser fand, nichts von Tivana zu erwähnen, kam ich auf die Idee, wenigstens ihre unheimliche Gestalt zu beschreiben. »Ja, da war ein Wesen bei ihm.«
Juan trat noch einen Schritt nach vorne und fuhr mit den Fingern nervös durch seinen weißen Bart. »Wie sah es aus?«
»Es bestand aus grauem dichten Nebel, gelbe Punkte stellten seine Augen dar und als es nach mir griff, erkannte ich knochige, dünne Arme wie die eines Toten«, beschrieb ich und versuchte dabei so detailliert wie möglich zu sein.
Juan nickte währenddessen. »Ja, das klingt beinahe so wie aus meinen Büchern. Aber das ist nicht seine wahre Gestalt. Wenn es ein weiblicher Dämon ist, ist ihr Antlitz wunderschön, verführerisch und täuscht über ihre Gefährlichkeit hinweg. Die männliche Sorte dieser Höllenwesen sind meistens Bestien, groß, zerstörerisch und tödlich. Der graue Nebel verhüllt allerdings nicht nur ihre Erscheinung, sondern auch ihr Geschlecht. Ganz gleich, ob es sich dabei um einen weiblichen oder männlichen Dämon handelt, Fakt ist, dass Valerius einen Deal mit diesem ausgehandelt hat.« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Das ist gar nicht gut. Vor allen Dingen, wenn dieser Dämon seine wahre Gestalt verschleiert.«
»Ist es so wichtig zu wissen, um wen es sich dabei handelt?«, wandte Cartis ein, der ebenfalls zu verstehen versuchte, was Juan sagen wollte.
Der Älteste seufzte. »Es gibt zwei große Dämonenkönige. Lilith und Beelzebub.«
Cartis verzog das Gesicht, als hätte er abgestandenen Met getrunken. Auch mich hatte die Kirche gelehrt, dass man diese beiden Höllenkönige niemals erwähnen durfte, da man ansonsten verflucht werden könnte. Doch erst als ich älter geworden war, hatte ich erkannt, dass es sich dabei um Schauergeschichten handelte, die man den Kindern erzählte, damit sie sich benahmen.
Dennoch verpasste mir die Erwähnung ihrer Namen eine Gänsehaut.
Juan fuhr mit seiner Erklärung fort. »Unter ihnen stehen die fünf Dämonenrassen, von denen wir dachten, dass der Engel Azrael sie damals im großen Krieg ausgelöscht hätte. Die Drachendämonen, die Geistwandler, die Elementherrscher, die Fluchsprecher und die Schattenbezwinger. Aber allein die Hexe beweist, dass in ihren Adern das Blut eines Drachen fließt.«
Ich riss die Augen auf und schaute den Ältesten erschrocken an. »Wie bitte? Das wusstet Ihr?«
Er lächelte mild. »Ich wusste es schon, Lucien, bevor du zum Orden kamst. Noch vor deiner Geburt sammelte ich alle Fakten zusammen, die ich besaß, und studierte die Hexe, die ein ganzes Land eroberte. Und dieser Dämon, der ihr diese Kräfte verliehen hat, kann niemand anderes sein als Lilith höchstpersönlich – sie regierte über die Drachendämonen, Fluchsprecher und Schattenbezwinger, während Beelzebub über den Rest herrschte.«
Cartis verschluckte sich an seinem eigenen Speichel und begann zu husten. Nara zog scharf die Luft ein, und mir klappte die Kinnlade herunter.
»Wieso habt Ihr nie ein Wort darüber verloren?«, kam es aus meinem Mund.
Juan zuckte mit den Schultern. »Es war nicht relevant, da wir uns vorerst auf Ravaga und die ewige Nacht konzentrieren mussten, auch wenn ich nicht genau weiß, wie die alte Frau es geschafft hat, einen solchen Dämon wie Lilith zu überzeugen, ihre Kräfte einem Menschen zu leihen.«
»Was ist mit Blutsverwandtschaft?«, warf Cartis ein und das Gespräch ging in eine sehr gefährliche Richtung.
»Das ist unmöglich. Freyjas Eltern sind Aurum und Tivana, das Königspaar von Menam. Sie wurde als Kind zur Hexe verflucht, schon vergessen?«, lenkte ich sie von der Wahrheit ab.
Juan atmete schwer aus. »Die Dunkelheit ist heuchlerisch, Lucien, vergiss das nicht. Manchmal trügt der Schein und wir können nicht unterscheiden, was Wahrheit und Lüge ist.« Ich zog nur verwirrt eine Braue in die Höhe, da ich erneut nicht wusste, was er damit genau andeuten wollte. »Doch wie dem auch sei, wir können die Hexe nicht verurteilen. Sie wurde zu einer gemacht und obwohl sie ihren guten Teil der Seele wiedergefunden hat, scheinen ihre Kräfte ebenfalls zurückgekehrt zu sein.«
»Dann ist es also wahr?«, rief Cartis und schaute vorwurfsvoll zu mir. Er atmete angespannt aus. »Jetzt ergibt ihre Nachricht einen Sinn, die sie mir hinterlassen hat.«
»Eine Nachricht?«, kam es von Nara und mir wie aus einem Mund.
Cartis räusperte sich. »Nun, es ist nichts, was wir nicht sowieso schon wussten. Freyja ist zurück nach Menam geflogen und kann den Wall nicht betreten – nicht bevor sie zu einer weißen Hexe wird.«
Nara senkte den Blick. »Deswegen flog sie davon. Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt?«
»Ich wollte erst einmal wissen, was vorgefallen ist«, rechtfertigte sich der Großmeister. »Außerdem hätten wir all das sowieso erst besprochen, wenn Lucien erwacht wäre.«
Ich konnte nicht fassen, dass er dieses Detail weggelassen hatte. Auf eine Nachricht hatte ich schließlich gehofft, auch wenn sie nur sehr spärlich war.
Der Ring der Prinzessin kam mir in den Sinn, den ich Freyja gegeben hatte, bevor mich Ravaga durch das Portal in eine Falle gelockt hatte. Sie musste ihn an ihren Finger gesteckt haben, um damit an ihre wahren Kräfte zu gelangen – zumindest wäre das die einzige Erklärung.
Ich wollte meinen Arm in die Hüfte stemmen, als ein Schmerz durch meine Schulter zog und ich kurz zusammenzuckte. Meine Geschichte von eben war noch nicht beendet. »Freyja fand mich, verscheuchte den Roten Korn und rettete mich. Anschließend schien sie mich hierhergebracht zu haben, wie Nara mir berichtete.«
Die weiße Hexe mischte sich ein und sah zu Juan. »Dann habt Ihr sie auch gespürt?«
Er strich sich über den beinahe kahlen Kopf und verschränkte anschließend die Arme vor der Brust. »Die meisten Magier spürten die dunkle Macht, die sie ausstrahlte.«
»Freyja hat recht. Wir müssen sie zu einer weißen Hexe machen. Mit viel Ehrgeiz und starkem Willen könnten wir es schaffen«, schlug Nara vor.
Ihre Idee gefiel mir.
›Die Dunkelheit ist überall, kleiner Engel. Wir sind wie eine Krankheit, die über jeden hereinbricht, wie der Hass, der sich in jedermanns Herz frisst, wie die Nacht, die den Tag verschlingt‹, hörte ich ein Flüstern, welches nah und doch so fern klang.
Erschrocken sah ich um mich, konnte aber niemand außer den Anwesenden wahrnehmen.
Verdammt, was war das? Hatte ich mir das nur eingebildet?
Mein Blick fiel plötzlich auf mein Mal an der Hand und als ich erkannte, dass es sich schwarz gefärbt hatte, stockte mir der Atem.
Großer Gott! Wie hatte ich das vergessen können? Ich hatte Ravaga getötet! Und da das Wasser aus der Heiligen Quelle nicht das richtige gewesen war, hielt es die dunkle Magie der Hexe nicht auf.
›Wir werden so viel Spaß miteinander haben, Seraph‹, wisperte erneut etwas, bei dem ich nicht einmal zuordnen konnte, ob es eine Frau oder ein Mann war. Das Flüstern bestand aus verschiedenen Stimmen, die gleichzeitig sprachen. Möglicherweise könnte es auch nur ein Echo sein, welches beim Widerhallen zu unterschiedlichen Tönen wechselte. Es war schwer festzustellen.
Obwohl noch Panik in mir herrschte, da ich wusste, wer mit mir redete, bewahrte ich Ruhe. Cartis und die anderen durften nicht erfahren, was gerade mit mir geschah.
»Ich bin auch dafür. Dann müssten wir sie zumindest nicht mehr fürchten, wenn sie zu einer weißen Hexe werden würde«, wandte Juan ein und schaute Nara an. »Ist das denn so schnell möglich? Weiße Hexen sind äußerst selten und obwohl ich so lang bereits unter den Lebenden weile, war ich bisher nur bei einem einzigen Ritual dabei.«
»Große Kräfte verlangen viel Zeit. Freyja wird nicht von heute auf morgen eine weiße Hexe, aber ich denke, dass wir es in ein paar Wochen schaffen.«
»Wochen?«, entfuhr es mir entsetzt.
Währenddessen könnte bereits so viel passieren. Ich wollte mir nicht ausmalen, was der König von mir verlangen würde. Vielleicht würde er sogar befehlen, Freyja zu töten. Doch diese Tat stünde nicht mehr in meiner Macht. Niemals würde ich ihr etwas antun, geschweige denn sie ermorden.
Vielleicht schaffte ich es, Loucas von ihrer Gutmütigkeit zu überzeugen und davon, dass sie nun zu den Guten zählte.
Was würde außerdem aus mir werden? Wenn ich Ravagas dunkle Macht in mir trug, wäre ich eine genauso große Gefahr wie einst die alte Hexe. Was hätten wir dann gewonnen? Ganz gleich, was dieses Flüstern in mir verlangte, ich würde mich gegen alles wehren, was es mir aufzuzwingen versuchte.
Nara zog eine Augenbraue in die Höhe. »Mangelt es dir an Zeit, Lucien?«, fragte sie, als erkannte sie die Angst in mir.
Cartis und Juan schauten mich ebenfalls misstrauisch an.
»N-nein«, sagte ich unsicher. »Ich habe nur Angst, dass Loucas mir befehlen könnte, Freyja zu töten«, wich ich aus.
Der Großmeister kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Eine so mächtige Königin? Dadurch, dass die Nebelbarriere gefallen ist und die ewige Nacht beendet wurde, stehen dem König keine Gefahren mehr im Weg. Außerdem scheint sie uns alle gerettet zu haben. Er könnte damit einen weiteren Krieg heraufbeschwören und das ist wirklich das Letzte, was Loucas wollen würde.«
»Dem stimme ich zu«, meinte der Älteste lächelnd. »Mach dir also keine allzu großen Sorgen. Die Sache wird wohl politisch geregelt.«
Nara rümpfte die Nase. »Das Volk wird Freyja verspotten und hassen. Es würde sie niemals akzeptieren. Es sei denn, sie beweist ihre Gutmütigkeit.«
Ihre Worte verpassten mir einen Stich in die Brust. Doch auch wenn sie hart klangen, hatte Nara recht. Freyja würde es nicht einfach haben, da sie die Menschen hundert Jahre lang gequält hatte.
»Nun ja, ruh dich erst einmal aus, Lucien«, wandte der Älteste ein und machte auf dem Absatz kehrt. »Wenn du wieder gesund bist, können wir nochmals über die anderen Sachen sprechen.«
Damit verließ er den Raum, und Cartis folgte ihm mit einem Seufzen. »Wir sind froh, dass es dir gut geht.«
Nachdem auch er verschwunden war, befand ich mich nur noch mit Nara im Raum.
Bevor ich mich an sie wenden konnte, hatte sie bereits mein Handgelenk gegriffen und betrachtete mein schwarzes Engelsmal. »Das ist gar nicht gut.«
Ich entzog ihr sofort meine Hand und sah sie teils entsetzt, teils beschämt an. »Ich habe Ravaga getötet. Sie legte einen Dolch zwischen meine Finger und stach dessen Spitze in ihre eigene Brust.«
»Ihre Dunkelheit ist also in dir?«
Am liebsten hätte ich geschwiegen, doch Nara verdiente die Wahrheit. Abgesehen davon wusste ich, dass man ihr sowieso nichts vormachen konnte. »Ja.«
»Versucht sie bereits, dich zu bekehren?«
Ich zögerte zuerst, bevor ich nickte.
Nara senkte den Blick und erhob sich von ihrem Stuhl. »Ich kann nichts versprechen, Lucien, denn es gibt kein Heilmittel gegen die Dunkelheit – zumindest keines, das mir bekannt wäre. Aber ich werde für dich ein paar Bücher durchforsten. Vielleicht haben wir etwas übersehen.«
Es tat gut, die weiße Hexe auf meiner Seite zu wissen und zu sehen, dass sie mich nicht aufgeben würde. Deshalb lächelte ich sie dankbar an und ließ mich zurück auf mein Kissen sinken. »Ich werde dir wohl nicht helfen dürfen, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, du brauchst Bettruhe.«
Ich presste die Lippen aufeinander und sah sie bedauernd an. »Sobald ich jedoch wieder auf den Beinen stehen kann, werde ich dir helfen.«
»Wir werden sehen.« Nara tätschelte meine Hand, bevor sie sich zum Gehen wandte.
Sie griff nach der Klinke, um die Tür zu öffnen und anschließend hinter sich zuzuziehen. Ehe sie ganz verschwand, rief ich ihr noch ein »Danke« hinterher und hörte, wie das Schloss klackernd zuschnappte.
In meinem Zimmer blickte ich aus dem Fenster und erinnerte mich daran, wie Freyja einst hier lag, als ich sie aus dem Versteck des Roten Korns gerettet hatte.
Mich beschäftigte die Frage, weshalb sie zurückgeflogen war. Auch wenn sie ihr Land und das Schloss beschützen wollte, störte mich die Ungewissheit, weshalb sie mich allein gelassen hatte. Hätte sie keine detailliertere Nachricht hinterlassen können? Schließlich wusste ich nicht mehr, was nach Ravagas Tod geschehen war und wohin Tivana und Valerius verschwunden waren. Man hätte ihr bestimmt die Zeit gegeben, einen Bericht oder etwas Ähnliches zu schreiben.
Doch sie war gegangen. Hatte mich zurückgelassen. Und ich konnte mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was sie gerade durchmachte.
›Du bist für sie nicht mehr von Bedeutung‹, flüsterte die unheimliche Stimme in mir. ›Aber sei nicht traurig, Lucien. Wenn Freyja nun ihre Kräfte zurückhat, wird sie deine nicht mehr brauchen. Wie du weißt, ist sie schließlich halb Magierin, halb Dämonin.‹
Ich biss mir verärgert auf die Unterlippe und hielt mir die Ohren zu – obwohl das nichts brachte. »Sei still!«
›Glaub uns, Engel. Wir sind nicht hier, um dir zu schaden. Aber wir wollen dir die Wahrheit vor Augen führen. Was, denkst du, würde der König davon halten, wenn er von eurer kleinen Beziehung erführe? Licht und Dunkelheit? Wie soll das funktionieren? Ihr würdet niemals vom Volk akzeptiert werden und dein Titel als Held würde schneller in Verruf kommen, als du erahnen kannst.‹
›So ein Blödsinn!‹, schrie ich tobend in Gedanken.
›Denk über unsere Worte nach. Vermutlich bringst du damit nicht nur dich, sondern auch Freyja in Gefahr. Erinnere dich, was dir die Magier vorgeworfen haben. Sie glaubten, der Zauber der Hexe hätte dich verführt. Was, denkst du also, wird das Volk dir ankreiden?‹
Ich wollte rebellieren, ihre Theorie widerlegen, doch sosehr mich dieser Gedanke auch schmerzte, das Flüstern hatte recht. Ich mochte diese Dunkelheit in mir nicht und vermutlich würde ich sie nie akzeptieren, aber ihre Worte sackten so tief in mein Innerstes, dass ich sämtliche Argumente, die dagegensprachen, in den Wind schoss. Es würde unweigerlich zu dem kommen, was die Stimme vorhergesagt hatte.
Das Volk könnte niemals eine Liierung zwischen einem Engel und einer Hexe akzeptieren, obwohl sich Freyja bewiesen hatte. Die Toten, die durch sie ihr Leben verloren hatten, würden immer in ihren Erinnerungen bleiben.
Ich massierte mir die Schläfen und atmete tief durch. Was wäre aus der Welt geworden, wenn Freyja sie nicht gerettet hätte? Zählte das etwa nicht?
›Die Engel sorgen immer dafür, dass das Gleichgewicht gewahrt bleibt. Früher oder später hätten sie jemanden vom Himmel herabsteigen lassen, der die Ordnung wiederhergestellt hätte. Aber selbst dann wären die Toten, die Freyja zu verantworten hat, nicht aufgewogen worden. Sie vernichtete ein ganzes Land. Jüngere, Ältere, Erwachsene, die Nachkommen – einfach jeden. Und sie regierte hundert Jahre‹, hörte ich das Flüstern erneut in meinem Kopf sagen.
»Ihr wisst nichts über sie!«, feuerte ich der Stimme wütend entgegen. Neben meinem Körper ballte ich die Hände zu Fäusten.
›Ach, und du schon? Du kennst bloß ihre Geschichten. Sonst nichts. Oder willst du etwa behaupten, du weißt, was gerade in ihrem Inneren vorgeht?‹
Ich wollte erneut etwas erwidern, doch mir fehlte aus einem unerklärlichen Grund die Kraft. Müde schloss ich die Lider und versuchte das Flüstern innerlich zu verbannen. Allerdings konnte ich es weder fühlen noch greifen. Es hatte sich irgendwo in mir festgesetzt, wie ein Schatten, der an meinen Fersen haftete.
Angespannt rollte ich mich zur Seite und zog die Decke über meine Schulter.
Ich hasste dieses Flüstern in mir und obwohl ich seine Worte ignorieren sollte, konnte ich es nicht.
Freyja gehörte zu den Guten, da war ich mir sicher. Sie hatte mich gerettet, vor dem Tod bewahrt.
Ihre zweite Seelenhälfte war wieder mit ihr vereint, die sie nun davor behüten würde, wieder böse zu werden.
Warum konnte ich das einfach nicht begreifen? Weshalb empfand ich ein solch abscheuliches Misstrauen in mir?
Aber meine Argumente gegen das Böse reichten nicht aus, denn mir wurde etwas Erschreckendes klar.
Ich stimmte den Stimmen in mir zu. Mit einem Nicken, das nur sie wahrnahmen.
In der Bibliothek blieben wir am ersten Regal stehen, welches unseren Weg kreuzte.
Da sich die Fragen um den mystischen Kerl häuften, schaffte ich es nicht mehr, sie für mich zu behalten. »Zero ist nur ein Name. Ich meinte damit, was macht Ihr? Reisen tut fast jeder in den fünf Landen und ich finde es ungewöhnlich, dass Ihr die Schatzkammer verschlossen habt, statt sie auszurauben. Außerdem scheint Ihr selbst kein Mensch zu sein, das spüre ich.«
»Ich jage«, gab er zu, auch wenn es mir nicht weiterhalf. »Und Euer Schatz interessiert mich nicht. Wenn Ihr dieses Land wieder aufblühen lassen wollt, werdet Ihr Geld brauchen und viel Magie.«
Eines wurde mir schnell klar: Zero sprach nicht gerne über sich. Ich wollte zwar ebenfalls so wenig wie möglich von mir preisgeben, doch der Jäger wusste sowieso schon zu viel. »Was jagt ihr? Und wieso brauche ich für mein Land Magie? Ihr wisst ja noch gar nicht, was ich vorhabe.«
Zero fuhr mit dem Zeigefinger über eine Tischfläche und hinterließ eine Furche in der Staubschicht, die darüber lag. An den beschädigten Wänden krabbelten Käfer umher und Motten flogen der rissigen Decke entgegen, als wir sie durch unsere Anwesenheit aufscheuchten.
Abwertend betrachtete Zero die Umgebung. »Der Schaden, der hier hinterlassen wurde, kann am schnellsten mit Magie behoben werden.«
»Ich werde mir dann eben Zeit lassen. Es wird bestimmt noch Handwerker und Architekten geben, die mich unterstützen.«
Zumindest hoffte ich das. Schließlich hasste mich alle Welt, auch wenn ich ihr Leben vor wenigen Tagen gerettet hatte.
Doch wer würde mir schon glauben? Bis auf Lucien könnte niemand dies bestätigen. Von Valerius und meiner Mutter brauchte ich erst gar nicht zu sprechen, denn deren Existenz wollte ich für mich behalten.
»Sagte die Königin, die nicht einmal über ein Volk herrscht. Oder was, glaubt Ihr, haben die Menschen getan, als die Barriere fiel?« Obwohl er mich dabei streng musterte, konnte ich für einen kurzen Moment eine Spur Mitleid erkennen, bevor sie wieder verschwand. Ob ich mir das nur eingebildet hatte? »Sie sind ganz sicher nicht in Schattentod geblieben. Sie nutzten die Chance, um endlich in einem anderen Land ihre Freiheit zu kosten.«
Wenngleich ich ihm gerne widersprechen würde, tat ich es nicht, da er recht hatte.
Was sollte die Menschen in Menam halten? Ihre Königin, die sie hundert Jahre lang in Angst und Schrecken versetzt hatte?
Um mein Schuldbewusstsein nicht die Oberhand gewinnen zu lassen, wechselte ich schleunigst das Thema. Allerdings spürte ich bereits ein Brennen in meinen Augen, da es mir sehr wehtat, zu wissen, dass alle vor mir wegrannten. Dabei wollte ich kein Monster mehr sein. Nie wieder.
Neben meinem Körper ballte ich eine Hand zur Faust. »Seid Ihr vom Roten Korn? Denn ansonsten würde mir niemand einfallen, der an solche Informationen herankäme.«
Zero widmete sich dem ersten Regal, an welchem er entlanglief, die Augen auf die verschiedenen Bücher fixiert. Offensichtlich begann er mit der Suche, auch wenn ich ihm noch immer nicht erlaubt hatte, das Buch an sich zu nehmen, wenn er es denn finden sollte.
»Ehrlich gesagt, Eure Majestät, halte ich vom Roten Korn nicht viel. Ich kenne ihren Anführer Valerius und war mehr als überrascht, als ich ihn auf dem Heiligen Berg mit einer gewissen Frau dort gesehen habe, die Ihr wohl nur zu gut kennt.«
Mir klappte nun endgültig die Kinnlade herunter.
Was zum …? Woher wusste er all das? Er konnte nur vom Roten Korn sein, woher sollte er sonst diese Details kennen?
Es sei denn …
Instinktiv griff ich nach dem Knauf meines Schwertes und hielt diesen fest umklammert. »Ihr seid dort gewesen! Ist es nicht so? Zu wem gehört Ihr nun wirklich? Wenn meine Mutter Euch …«
Bevor ich meinen Satz beenden konnte, hatte er sich von den Büchern abgewandt und stand plötzlich so nah vor mir, dass ich seinen Zug nicht kommen gesehen hatte. »Ich rate Euch, Euer Hoheit, unterlasst besser einen Kampf mit mir. Ich denke, Euer Gefecht auf dem Heiligen Berg hat Euch genug Kräfte geraubt, die Ihr nun besser für Euer gefallenes Königreich aufsparen solltet.«
Selbst wenn es gegen meine hartgesottene Natur ging, einen Kampf zu unterlassen, musste ich ihm erneut zustimmen. Meine Kräfte waren geschwächt und da ich ihn nicht gut genug kannte, wäre es das Risiko nicht wert. Menam brauchte mich.
Widerwillig ließ ich die Klinge los und warf dem Fremden nur einen feindseligen Blick zu. »Ihr wollt, dass ich Euch Vertrauen entgegenbringe? Dann müsst Ihr mir schon sagen, wer Ihr in Wirklichkeit seid!«
Zero presste unschlüssig die Lippen aufeinander und schien mit sich innerlich zu ringen, was ich in seinen Augen erkannte. Er machte einen Schritt zurück, um Abstand zu mir zu gewinnen, und sah mich anschließend mit entspannter Miene an. »Dass ich kein normaler Mensch bin, habt Ihr bereits herausgefunden, da Ihr Auren spüren könnt. Genau wie ich.«
Als er nicht weitersprach, half ich ein wenig nach. »Was soll das heißen?«
Er widmete sich wieder den Büchern, um mir nicht in die Augen sehen zu müssen. »Das bedeutet, dass ich anderer Natur bin und einige Gaben besitze. Eine davon ermöglicht es mir, Tiere zu kontrollieren, ihren Geist zu erobern und sie zu lenken. Ich habe euch alle mit einem Falken beobachtet, deswegen weiß ich von dem Geschehen auf dem Heiligen Berg.«
»Warum wart Ihr überhaupt dort?«
»Die Aktivitäten des Roten Korns waren noch nie so regsam wie in den letzten Wochen. Da ging ich dem Ganzen auf den Grund und stieß auf Euch, den Engel, Valerius und Eure Mutter.«
»Seid Ihr ein Magier?«, riet ich, da er die Antwort wohl nicht freiwillig herausrücken würde.
Er zog einen Mundwinkel nach oben. »Möglich.«
»Ein Hexer?« Die höllische Seite durfte ich nicht ausschließen, da er darüber auch viel zu viel wusste.
Er zuckte bloß mit den Schultern, was mich wütend machte.
»Ein Dämon?«, knurrte ich.
Schließlich seufzte er und warf mir einen kurzen Seitenblick zu. »Wir gehen jetzt sogar in Richtung Höllenbestien? Ich muss wirklich bösartig auf Euch wirken.«
Erneut irritierte mich seine Aussage. Weshalb sprach er so rätselhaft, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er es mir erklärte oder mir diese Aufgabe überließ. »Was soll das schon wieder heißen?«
Er zischte. »Es ist unwichtig, was ich bin.«
Zero faszinierte und verwirrte mich gleichermaßen. Einerseits legte er eine äußerst löbliche Höflichkeit an den Tag und andererseits wurde er wieder zu diesem unnahbaren Fremden, den ich noch immer nicht einschätzen konnte. Leider war es mir nicht möglich, ihn zur Wahrheit zu zwingen, weswegen ich mich mit dem zufriedengeben musste, was er preisgab.
»Wichtig ist nur, dass ich Euch versichere, Eurem Land und Euch kein Leid zuzufügen. Deswegen bin ich nun wirklich nicht hier.«
Auch wenn ein kleiner Teil in mir über dieses Versprechen erleichtert war, wurde ein anderer nur noch misstrauischer.
Was würde ich tun, wenn seine Worte gelogen waren?
Beweisen konnte er es ohnehin nicht, denn Vertrauen brauchte Zeit und die hatte ich gerade nicht. »Dann seid Ihr nur wegen des Buches gekommen?«
»Genau.«
Ich seufzte. »Was steht denn darin geschrieben, dass es Euch so wichtig ist?«
»Schwarze Magie und das Entziehen dunkler Materien«, antwortete er und bei seinen Worten ging mir sofort ein Licht auf.
Hatte er gerade ›Entziehen‹ gesagt?
Alarmiert schritt ich auf ihn zu und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Was bedeutet das? Kann man damit auch die Dunkelheit aus einem Körper vertreiben?«
Er lachte amüsiert und schüttelte den Kopf. »Nein.«
Die Hoffnung, Lucien von der Finsternis befreien zu können, löste sich noch im gleichen Atemzug in Luft auf.
Es musste doch eine Lösung geben! Ich wollte einfach nicht glauben, dass sich die Dunkelheit nicht vertreiben ließ.
»Man kann niemanden von der Finsternis befreien. Sie ist wie eine Krankheit, die zwar schwinden kann, allerdings niemals vollends vergeht. Falls Ihr vorhabt, Euren geliebten Engel zu retten, dann muss ich Euch leider enttäuschen. Er ist verloren«, erklärte er.
Seine herablassenden Worte über Lucien schmerzten innerlich und ich schenkte ihm daraufhin einen finsteren Blick. Es wunderte mich jedoch, dass er über uns Bescheid wusste.
Wie lange ging er dem Ganzen schon auf den Grund? Er musste eine Weile geforscht haben, sonst würde er unmöglich die Bindung zwischen dem Engel und mir kennen.
Er hob die Arme und zuckte mit den Schultern. »Aber seid nicht traurig, Euer Hoheit. Die Dunkelheit vergrößert sich. Sie wird erst gefährlich, wenn sie seine Seele verspeist hat. Das kann einige Wochen in Anspruch nehmen und kommt immer auf die innerliche Stärke der Person selbst an. Je besser sie sich wehrt, desto länger wird es dauern. Ihr habt daher noch ein wenig Zeit, Euch zu verabschieden.«
Ich ballte die Hände neben meinem Körper zu Fäusten. Was erdreistete er sich? »Es wird keinen Abschied geben, da ich ihn retten werde!«
Zero atmete tief ein und aus, als wäre ich ein törichtes Kind, das nicht hören wollte. »Wie Ihr meint.«
»Tut nicht so, als würdet Ihr bereits alles wissen! Ich bin über hundert Jahre alt. Könnt Ihr dasselbe von Euch behaupten?«
Er zog ein Buch aus dem Regal, um es sich näher anzusehen, stellte dann anscheinend fest, dass es nicht das richtige war, und ließ es wieder zwischen den anderen Einbänden verschwinden. »Nein, das kann ich nicht. Aber im Gegensatz zu Euch nutze ich die Zeit, die mir gewährt wird. In hundert Jahren hätte ich die gesamte Bibliothek gelesen und wüsste, wo sich das Buch ›Schwarze Magie und dunkle Materien‹ befindet.«
Diese Vorlage nutzte ich, um mich für seine Rechthaberei zu rächen. Mit einem spöttischen Lächeln und einem erhobenen Kinn sprach ich altklug: »Vielleicht weiß ich es ja.«
Er verdrehte die Augen, was ich von ihm tatsächlich nicht erwartet hätte. Naiv schien er jedenfalls nicht zu sein, was mich schließen ließ, dass er sich einiges an Erfahrung angeeignet hatte. »Das hätte ich in Eurem Blick gesehen, Majestät.«
Mit einem genervten Laut sah ich dabei zu, wie er sich an das nächste Regal heranarbeitete. »Ihr haltet Euch für besonders schlau, oder?«