3,99 €
Ein Jahr haben Cara und ihre Familie den Frieden genossen, den sie dank des Bürgschaftsvertrags ausleben konnten. Doch die Ruhe hält nicht lange an. Als ein Zaubertrank auf den Markt kommt, der Nicht-Magiern die Fähigkeit verleiht, Magie wirken zu können, begibt sich Cara auf die Suche nach dem Hersteller des gefährlichen Zaubermittels. Sie trifft dabei nicht nur auf den berüchtigten Magier Vincent Antilla, der ihr Herz gefährlich schlagen lässt, sondern auch auf einen Alchemisten, der etliche Leben in Liverpool mit einem Gift aufs Spiel setzt. Plötzlich arbeitet die Zeit gegen sie, denn wenn nicht die beste Alchemistin Liverpools ein Heilmittel herstellen kann, wer dann?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Über die Autorin:
J. K. Bloom schreibt schon, seit sie elf Jahre alt ist. Das Erschaffen neuer Welten ist ihre Leidenschaft, seitdem sie das erste Mal ein Gefühl für ihre Geschichten bekam. Sie ist selbst abenteuerlustig und reist sehr gern. Neben ihrer Tätigkeit als Autorin ist sie außerdem auch Grafikdesignerin, Hörbuchsprecherin und Illustratorin. 2014 gewann sie den LYX Storyboard Wettbewerb mit ihrer „Fürsten der Dämonen“-Reihe, die sie gemeinsam mit dem LYX Verlag veröffentlichte. 2020 erhielt sie mit ihrem Buch „Die Drachenhexe 1 – Licht und Schatten“ einen Literaturpreis beim Skoutz Award in der Kategorie Fantasy.
Zu diesem Buch:
Ein Jahr haben Cara und ihre Familie den Frieden genossen, den sie dank des Bürgschaftsvertrags ausleben konnten.
Doch die Ruhe hält nicht lange an.
Als ein Zaubertrank auf den Markt kommt, der Nicht-Magiern die Fähigkeit verleiht, Magie wirken zu können, begibt sich Cara auf die Suche nach dem Hersteller des gefährlichen Zaubermittels.Sie trifft dabei nicht nur auf den berüchtigten Magier Vincent Antilla, der ihr Herz gefährlich schlagen lässt, sondern auch auf einen Alchemisten, der etliche Leben in Liverpool mit einem Gift aufs Spiel setzt. Plötzlich arbeitet die Zeit gegen sie, denn wenn nicht die beste Alchemistin Liverpools ein Heilmittel herstellen kann, wer dann?
Forbidden
Alchemy
Verlockende Magie
J. K. Bloom
Hinweis zu sensiblen Inhalten: Dieses Buch beinhaltet Szenen mit detaillierten Beschreibungen von Brutalität, Gewalt und Sex.
1. Auflage, Juni 2024
© 2024 J. K. Bloom
Drachenmond Verlag GmbH
J. K. Bloom
Auf der Weide 6
50354 Hürth
www.j-k-bloom.com
Covergestaltung: J. K. Bloom
Lektorat: Regina Meissner
Korrektorat: Federstaub | Julia Weimer
Satz: J. K. Bloom
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Inhaltsverzeichnis
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
Danksagung
1
»Klar! Ich habe schon alles geplant. Eine Woche. Nur du und ich«, hörte ich meine beste Freundin Chloe auf der anderen Seite des Handys jubeln. »Gibt es eigentlich immer noch die Therme? Ich habe mal gehört, Liverpool will sie schließen.«
»Die existiert noch«, meinte ich und hob die Mundwinkel, auch wenn sie meine Mimik nicht sehen konnte. »Aber denk dran, dass ich keinen Urlaub habe. Die Zwillinge kann ich auch nicht jeden Abend allein lassen.«
»Dann veranstalten wir eben eine Pyjama-Party, wie in alten Zeiten.« Sie machte eine kurze Pause. »Kommt Will auch?«
Ich lachte auf, während ich mir auf dem Bett die Zehennägel neu lackierte. Wir wollten gleich an den Strand fahren, da es heute unfassbar heiß war. »Chloe, der kann doch nicht mit zwei Mädels eine Pyjama-Party machen.«
Ohne sie zu sehen, konnte ich mir vorstellen, wie sie auf ihrer Couch in Oxford lag und süffisant grinste. »Wieso nicht? Ich glaube nicht, dass er abgeneigt wäre.«
»Er hat jetzt eine Freundin«, bemerkte ich leise. »Ihr Name ist Lisa – glaube ich.«
»Echt? Reden wir hier gerade von demselben Will?«
Ich prustete ungehalten los. »Ja! Der Will. Er versprach mir, sich in Beziehungen zu bessern. Immerhin sind es schon sechs Monate. Das ist für ihn lang.«
Sie zögerte kurz. »Hast du sie schon gesehen?«
»Wir wollten uns die ganze Zeit mal treffen, aber Will hat immer abgesagt. Vermutlich fühlt er sich noch nicht bereit dazu.«
»Irgendwelche Bilder?«
»Noch nicht.« Was mir echt seltsam vorkam. Schließlich waren sie schon seit sechs Monaten ein Paar. Vielleicht stand sie auch nicht auf diesen ganzen Ich-muss-mit-allen-Leuten-mein-Leben-teilen-Shit.
Will war genau wie Chloe ein alter Schulkamerad und enger Freund der Familie. Wir kannten uns schon lange. Der einzige Unterschied zwischen den beiden war, dass Will ein Magier war und Chloe ein Mensch. Meine beste Freundin wusste nichts von unserer übernatürlichen Existenz. Wir mussten es auch um jeden Preis geheim halten, sonst bekäme ich Ärger mit dem obersten Zirkel der Schwarzmagie.
»Was ist eigentlich mit dir, Süße? Seit letztem Jahr mit Vincent scheinst du irgendwie … Du weißt schon.«
Dieser Name … Wenn ich ihn hörte, kochte mein Blut. Zwei Monate nachdem sich Vinz von dannen gemacht hatte, war Chloe aufgetaucht und hatte mir so lange die Infos aus der Nase gezogen, bis sie fast alles über die Beziehung wusste. Cyrils Entführung, die Verfolgung des Zirkels und meine Beinah-Tode ließ ich natürlich außen vor. Ich erzählte ihr, dass er in meinen Blumenladen gekommen war, um seiner Mutter einen Strauß zu kaufen. So wären wir ins Gespräch gekommen und anschließend miteinander ausgegangen.
Aber ich wollte nicht über ihn reden. Ich war mit Vincent Antilla durch und diese Entscheidung gehörte rückblickend zu den besten, die ich je getroffen hatte. Zumindest redete ich mir das oft genug ein. »Mir geht’s gut. Ich brauche keine Männer. Mein Blumenladen boomt aktuell und ich bin damit vollkommen zufrieden.« Das Dealen mit Zaubermitteln übrigens auch, aber das konnte ich Chloe nicht verraten.
»Ja, aber irgendwann brauchst du schon einen. Schließlich willst du ja später eine Familie gründen«, argumentierte sie.
Chloe konnte unglaublich gut Wunden aufreißen und zusätzlich mit ihrem Finger darin herumbohren. Dieses Thema war der Grund, weshalb Vincent und ich uns getrennt hatten, da er mir deutlich machte, eine andere Zukunft zu haben als ich. Vincent wollte keine Familie, keine Heirat – ich hingegen schon. Wir wussten, dass wir dadurch nur eine begrenzte Zeit zusammen sein würden, und bevor wir uns in etwas verrannten, was wir später bereuten, war Vincent auch schon in sein Auto gestiegen und nie wieder zurückgekehrt.
Nach ausgiebiger Internetrecherche hatte ich vor ein paar Monaten festgestellt, dass er wieder einmal durch die Welt reiste, Killer-Aufträge erledigte und alles tat, um Liverpool nicht betreten zu müssen. Er ging mir aus dem Weg – seit einem Jahr.
Mir sollte es recht sein.
»Also dann nächste Woche Samstag um sechs im Fogo Brazil?«, lenkte ich rasch vom Thema ab.
Chloe merkte anhand meines leicht genervten Tonfalls, dass ich nicht gerne über Männer sprach. Single sein war nicht schlimm. Ich vermisste keine Beziehungen. »Ja«, sagte sie und seufzte. »Und danach gehen wir in einen Club.«
Ich verdrehte die Augen. »Von mir aus.«
»Hey, ich bin im Gegensatz zu dir schon auf Männersuche und sobald ich mein Studium geschafft habe, kehre ich nach Liverpool zurück. Da das nicht mehr so lange ist, kann ich ja zumindest schon mal nach jemandem Ausschau halten.«
»Ja, ja.«
»Heißt ›leck mich am Arsch‹«, konterte sie gereizt.
»Ich freu mich«, rief ich freudestrahlend durchs Telefon und zog dabei einmal auf ungeschickte Weise den Pinsel des Nagellacks über meine ganze Zehe.
Klasse.
»Ach, Mann, Cara. Sei wenigstens einmal wirklich begeistert«, sagte sie.
»Bin ich doch.«
Sie schnaubte. »Wir finden schon jemanden, der den besten Sex deines Lebens übertreffen kann.«
Bei ihren Worten zuckte ich erneut zusammen und zog gleich darauf einen weiteren Lackstrich hinterher. Wut kochte in mir hoch. »Chloe!«
»Was denn? Ich wiederhole nur, was du selbst gesagt hast.«
Wenn Wein nicht immer so die Zunge lockern würde … Mir entfuhr ein Seufzen. »Ich muss Schluss machen. Bis nächste Woche«, sagte ich eilig.
»Ja, ja!«
Mir entschlüpfte ein leises Lachen und wir legten anschließend auf. Ich nahm mir ein Tuch und wischte meine Fehler mit Nagellackentferner weg.
Keine zwei Sekunden später stürmte Emilia ins Zimmer. »Sis! Komm! Wir wollen los!«
Es war irgendwie ihr neuer Lieblingsspitzname für mich. Aidan hatte ihn ebenfalls übernommen und vermutlich lag es bei beiden an der Pubertät, in die sie seit ein paar Monaten geraten waren. Immerhin waren sie nun zwölf Jahre.
Ich stöhnte genervt. »Für nichts hat man mehr Zeit!«
Meine Schwester hatte sich ziemlich verändert. Sie besaß jetzt Brüste und wirkte weniger kindlich als letzten Sommer. Ihre erdbeerblonden, gewellten Haare gingen ihr bis zur Taille und neuerdings interessierte sie sich für Schminke und Kleidung. Außerdem war es ihr wichtig, viel mit Freunden zu unternehmen. Mein Bruder Aidan hingegen war derselbe Chaot geblieben, wie vor einem Jahr.
Emilia griff nach meiner Badetasche, die ich neben die Tür gestellt hatte. »Ich bring das ins Auto.«
»Warte!«, rief ich, doch da war sie bereits mit meinen Sachen die Treppe hinunter verschwunden.
Manchmal war sie echt anstrengend.
Schließlich pinselte ich meinen letzten Nagel an, schlüpfte in meine Zehenlatschen und zog mir mein weißes Strandkleid über. Danach eilte ich nach unten und stellte fest, dass alle im Auto saßen.
Dad hob seine Hand und winkte mir zu. »Cara! Na los!«
Ich schloss die Tür und sperrte sie hinter mir ab. Dabei zückte ich mein Handy und schrieb einem meiner Kunden, die bei mir regelmäßig Zaubermittel einkauften. Denn nicht jeder Magier besaß einen eigenen Alchemisten, weswegen sie von den freien profitieren mussten. Die Magier unterdrückten nach wie vor die Alchemisten, was uns jegliche Freiheit raubte.
Hier in Liverpool war mein Name fast Kult. Ich hatte Nanas Amt weitergeführt und gab mich als Estella aus. Zudem hatte ich meine Website überarbeitet und seit letztem Jahr ein heiß begehrtes Geschäft aufgezogen.
Und all das war legal. Besser hätte es wirklich nicht laufen können, auch wenn wir all dies Vincent zu verdanken hatten.
Ich stieg neben meinen Dad auf den Beifahrersitz und er fuhr los.
Wir bewegten uns in Richtung Crosby Beach, wo wir am liebsten waren.
Auf der Hauptstraße sah Dad zu mir herüber. »Ich habe vorhin mit Matthew telefoniert.«
Ich hob die Brauen, da es lange her war, dass er mit uns Kontakt aufgenommen hatte. Normalerweise sah er ab und zu nach uns, da wir immer noch nicht wussten, wo sich Cyril befand. Matthew hatte damals einen Bann um unser Haus gezogen, aber das würde uns nicht gänzlich vor Feinden schützen.
Der Scharfschütze und zudem Vincents engster Vertrauter meinte angeblich, dass der verstoßene Antilla-Sohn regelmäßig nach Liverpool zurückkäme, um nach dem Rechten zu sehen, aber das kaufte ich ihm nicht ab. Vermutlich war es nur der verzweifelte Versuch, Vincent in ein gutes Licht zu rücken. Denn im Gegensatz zu ihm meldete sich Matthew wenigstens ab und zu und verschwand nicht vollkommen aus unserem Leben.
Dad glaubte bis heute, dass uns Vincent aufgrund seiner Arbeit verlassen hatte – obwohl in der Bürgschaft ausdrücklich stand, dass er einen Alchemisten mitnehmen musste, wenn er aus Liverpool fortging. Aber bislang schien es niemanden vom Zirkel zu kümmern, ob Vincent die Bedingungen einhielt oder nicht. Vielleicht stimmte auch, was Matthew behauptete und Vincent kehrte tatsächlich immer wieder zurück.
Ach, mir sollte es egal sein.
»Was hat er gesagt?«, hakte ich interessiert nach.
»Er hatte nur nach unserem Befinden gefragt und ob soweit alles in Ordnung sei.« Dad atmete tief ein. »Zudem meinte er, dass Vincent wieder im Anwesen ist.«
Mein Magen verkrampfte sich. »Und weiter?«
»Na ja, ich habe Matthew und Vincent zum Essen eingeladen. Sie waren schon ewig nicht mehr bei uns.«
Für einen kurzen Moment blieb mir das Herz stehen. »Du hast, was?«, brüllte ich beinahe. Sogar die Zwillinge verstummten hinter mir. Ich wollte nicht glauben, was er da sagte.
Dad rückte die Brauen zusammen. »Du musst nicht laut werden.«
»Vielleicht hättest du das vorher mal abklären sollen?«
»Wieso? Was ist denn dabei? Du kennst die beiden doch«, meinte er und sah mich skeptisch an.
»Wann?«
»Nächste Woche Samstag«, meinte er.
Ha! Perfekt. »Da bin ich nicht da. Chloe kommt aus Oxford hierher und wir haben uns schon zum Essen verabredet.«
»Wirklich?«, hakte er besorgt nach. »Wer kocht denn dann?«
Mir entfuhr ein Seufzer. »Wir bereiten zusammen alles vor und wenn sie kommen, brauchst du nur die Sachen in den Backofen zu schieben.« Da fiel mir etwas anderes ein. »Soll das heißen, Vincent hat zugesagt?«
Dad zuckte mit den Schultern. »Ich habe nur mit Matthew gesprochen und er meinte, er würde Vincent Bescheid geben. Es klang für mich wie eine Zusage.«
Er würde nicht kommen. Da war ich mir sicher. »Verstehe.«
»Sag mal, was hast du gegen Vincent? Jedes Mal, wenn ich mit dir darüber rede, habe ich das Gefühl, dass du sauer auf ihn bist.«
Emilia mischte sich ein. »Er hat ihr das Herz gebrochen.«
»Halt die Klappe!«, fauchte ich. »Stellt nicht ständig irgendwelche Behauptungen auf, die nicht stimmen.«
»Warum werde ich immer mit einbezogen?«, meckerte Aidan, der auf seinem Handy irgendein Spiel zockte. »Ich habe gar nichts gesagt!«
»Was redest du denn da, Emilia? Cara und Vincent waren doch kein Paar«, kam es streng von Dad und ich dankte im Stillen, dass er zu blind für das Offensichtliche war. »Das wäre … Oh je, denken wir lieber nicht darüber nach.«
Meine Schwester lächelte. »Oh, Daddy. Wenn du wüsstest …«
Das ließ ihn stutzig werden. »Cara?«
Manchmal würde ich Emilia am liebsten den Hals umdrehen. Sie war so ein Biest! Besonders jetzt, da sie langsam in die Pubertät hineinrutschte und sich aufführte, als wäre sie klüger als ich.
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie redet Unsinn. Das Gesetz besagt, dass Alchemisten und Magier nicht zusammen sein dürfen. Das ist jedem klar.«
Seine Lippen wurden zu einer schmalen Linie und er konzentrierte sich wieder auf die Straße. »Du hast recht.«
Das war gerade nochmal gut gegangen. Dennoch warf ich meiner Schwester einen tadelnden Blick über die Schulter zu. Emilia grinste mich süffisant an.
Nach zehn Minuten kamen wir endlich auf dem Parkplatz an und luden all unsere Sachen aus. Aidan und Emilia schnappten sich die Kühlbox, während ich den Schirm und meine Badetasche an mich nahm. Dad kümmerte sich um den Rest.
Gemeinsam suchten wir hinter einer Düne ein passendes Plätzchen und stellten die Sachen ab. Emilia entdeckte ihre Schulkameraden, zu denen sie hinlief. Aidan verdrehte die Augen, was mir nicht entgangen war.
»Was ist los?«, fragte ich. »Magst du sie nicht?«
Er fuhr sich durch sein kurzes, dunkelbraunes Haar, bei dem ich das Gefühl hatte, dass es langsam zu einem Schwarz überging. Genau wie bei Dad. »Emilia will doch nur mitmischen, weil sie Tomy so toll findet.«
Ein selbstgefälliges Lächeln legte sich auf meine Lippen. »Emilia hat einen Schwarm?«
Aidan schaute erschrocken auf. »Das weißt du nicht von mir!«
»Nein, keine Sorge. Ich bin nicht Emilia.«
Verstohlen schaute ich zu den Kindern hinüber, die meine Schwester in eine Umarmung zogen. Sie hatten einen Volleyball dabei und an einem der Jungs schien Emilia besonders zu kleben. Sie suchte ständig das Gespräch mit ihm und ohne ihn zu kennen, wusste ich, dass es Tomy war.
Eines Tages würde ich das gegen sie ausspielen. Gerade weil sie mich beinahe vor Dad verpetzt hätte. Rache ist süß, kleine Sis.
Ich cremte mich ein und legte mich anschließend in die Sonne. Aidan erhob sich irgendwann von seinem Platz und kühlte sich im Meer ab. Dad hatte in seinem Campingstuhl Platz genommen, ein Bier herausgeholt, die Sonnenbrille aufgesetzt und ein breites Grinsen aufgelegt.
Mir entfuhr ein Lachen bei dem Anblick. »O Gott, du siehst aus, als wärst du zum ersten Mal in deinem Leben im Urlaub.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ein Tag am Strand ist doch etwas Herrliches, findest du nicht?«
Dad wurde eindeutig alt. »Ja. Sicher.«
Ich atmete den Duft der salzigen Meeresbrise ein und vergrub meine nackten Zehen im warmen Sand. Obwohl ich das Meer von klein auf kannte, würde ich mich niemals an ihm sattsehen.
Als ich auf mein Handy blickte, erkannte ich, dass mir meine Kundin geantwortet hatte und mich am Parkplatz an einem grünen Chevrolet treffen würde.
Ich kramte meine Geburtstagstüte aus der Badetasche, in der drei verschiedene Pulversorten und ein Trank lagen. »Bin kurz einen Deal abwickeln«, gab ich Dad Bescheid.
»Okay, sei vorsichtig.«
Mein Vater hieß es nach wie vor nicht gut, dass ich wieder dealte, aber er hinderte mich auch nicht daran. Er machte sich bloß Sorgen, da Cyril immer noch auf freiem Fuß war und Liverpool Estella bereits kannte.
Aber vor dieser Kundin brauchte ich mich nicht zu fürchten. Sie kaufte regelmäßig bei mir ein, da sie keinen eigenen Alchemisten besaß. Zudem wusste ich, wer ihr Arbeitgeber war, wie sie hieß und wo sie wohnte. Sie plauderte nämlich unfassbar gern.
Ich schlüpfte in meine Zehenlatschen und ging zurück zum Parkplatz. Das grüne Auto fiel mir direkt ins Auge und ich erkannte auch schon meine Kundin. Sie trug ein weißes Leinenkleid mit einem Sonnenhut auf dem Kopf. Sie lehnte mit dem Oberkörper am Kofferraum.
Kurz bevor ich sie erreichte, bemerkte sie mich. »Oh, Estella! Wie schön!«
»Hi«, sagte ich und reichte ihr die Tüte. »Bitte schön.«
Sie zog einen Umschlag aus ihrem Dekolletee und gab ihn mir. Ich warf nur einen kurzen Blick hinein, vertraute darauf, dass das Geld stimmte, denn sie hatte mich noch nie enttäuscht.
Ihre hellblauen Augen strahlten, nachdem sie die abgefüllten Zaubermittel vorfand. »Bist du auch heute am Strand?«
»Ja, bei dem heißen Wetter kann man ja kaum zu Hause bleiben.«
Sie lachte herzlich, wobei die Falten unter ihren Lidern noch tiefer wurden. »Das stimmt. Dann wünsche ich dir viel Spaß und bis zum nächsten Mal.«
»Danke, ich dir auch.«
Ich liebte es, wenn meine Deals rasch abgehandelt wurden und ich wieder die Düse machen konnte.
Zurück bei Dad verstaute ich den Umschlag in meiner Tasche und warf ein paar Kleider drüber, damit ihn niemand wahrnahm.
»Ist alles gut verlaufen?«, wollte Dad wissen.
Ich nickte. »Sie ist eine Stammkundin von mir. Also halb so wild.«
Das schien ihn zu beruhigen.
Nach einer Weile erhob er sich aus seinem Stuhl und lief in Richtung Meer. »Ich geh mal zu Aidan. Emilia hat ihn allein gelassen.«
Mein Blick wanderte zu meiner Schwester, die nun mit den anderen Volleyball spielte. Verliebtheit hin oder her, aber es war nicht in Ordnung, dass sie Aidan einfach zurückließ. Wenn wir heute Abend wieder zu Hause waren, würde ich sie darauf ansprechen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es in der Schule ähnlich ablief, auch wenn Aidan eigene Freunde hatte.
Ich zog mein weißes Kleid aus und cremte mir den Bauch ein, ehe ich auf der Decke Platz nahm und die Sonne auf mich herabscheinen ließ.
Nach nicht einmal zwei Minuten spürte ich, wie sich ein Schatten über mich legte.
Zuerst glaubte ich, es wäre Dad, allerdings bemerkte ich einen jungen Mann mit braunem Haar und großen dunklen Augen. Er sah zu mir und wirkte nervös.
»Hallo?«, fragte ich verblüfft.
»Ähm, hi«, begrüßte er mich und ging in die Hocke, damit ich nicht angestrengt gegen die Sonne hinaufschauen musste.
Dadurch konnte ich ihn besser mustern und es überraschte mich, dass er ausgesprochen gut aussah. Trainierter Körper, ungefähr in meinem Alter und ein schmales, kantiges Gesicht.
»Kann ich Ihnen helfen?«, wollte ich angespannt wissen.
»Es tut mir leid, wenn ich Sie damit so überrumple, Estella, aber Sie wurden mir von einer Freundin empfohlen, die mir mitgeteilt hat, dass ich Sie hier antreffen könnte.«
In Zukunft sollte ich keine Deals mehr abwickeln, wenn ich mit meiner Familie unterwegs war. »Schon gut«, sagte ich. »Was kann ich für Sie tun, Mr …?«
Er hob die Brauen und es schien ihm unangenehm zu sein, sich nicht zuerst vorgestellt zu haben. Lächelnd reichte er mir seine Hand. Ich drückte sie kurz. »Ethan«, stellte er sich mir vor. »Ilena ist eine gute Freundin meiner Familie und es gibt da ein Problem, für das ich eventuell Ihre Hilfe bräuchte.«
Ilena war meine Kundin von eben. Zumindest schienen sie sich gut zu kennen – jedenfalls hoffte ich das. »Und welches?«
Nervös presste er seine Handballen aneinander und biss sich auf die Unterlippe. »Wenn ich Ihnen das erzähle, können Sie mir dann versprechen, es niemals Ilena zu sagen? Wenn das meine Familie rauskriegt, bringen mich meine Eltern um.«
Ich setzte mich nun aufrechter hin und lauschte erwartungsvoll seinen Worten.
»Ich habe vielleicht ein bisschen Mist gebaut und mich … na ja, mit jemandem angelegt. Um ehrlich zu sein, schulde ich ihm Geld. All meine Freunde sind Menschen und auch sonst könnte ich keinen anderen Magier oder Alchemisten fragen, da ich Angst habe, dass sie mich beim Zirkel verpetzen. Sie scheinen sich mit Zaubern wirklich gut auszukennen und ich hatte einfach gehofft, Sie könnten mir einen Trank anreichern, der mir ein sehr starkes Schild verleiht.«
Ich rückte die Brauen näher zusammen. »›Sehr stark‹? Von welchem Feind sprechen wir denn?«
Er lächelte nervös. »Eine illegale Magier-Bande, die hier in Liverpool nicht unbekannt ist. Sie haben einen Alchemisten, der ziemlich gute Sachen für wenig Geld braut, aber bei ihm muss man sogenannte Abos abschließen, wenn man etwas von ihm haben will. Irgendwann wurde mein Konto überzogen und ehe ich es bei ihm kündigen konnte, waren es schon viertausend Pfund, die ich ihm schuldete. Jetzt sind sie hinter mir her.«
Ich riss die Augen auf. »Wie bitte? Meine Güte, was für ein Abo haben Sie da abgeschlossen?«
Er fuhr sich durchs Haar. »Das höchste.«
»Warum?«
»Er hat wirklich guten Stoff. Zum Beispiel hat er mir erst letztens einen Wahrheits-Trank zubereitet«, gestand er.
Dieser gehörte zu den selteneren Rezepten, die nicht jeder Alchemist besaß. Außerdem stand er auch nicht auf der offiziellen Liste der Zaubermittel. »Sie sind ein Magier?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Ich habe den Trank aber einem gegeben, damit die Magie eingesetzt werden konnte.«
Langsam dämmerte es mir. »Du hast auch noch einen Leih-Magier angeheuert?« Das waren Leute, die für Geld Magie wirkten – illegal. Der Zirkel hatte es verboten. Aber gut, sie konnten eben nicht alles kontrollieren.
Ethan lächelte nervös. »Ähm, …«
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. Es interessierte mich nicht, was er sonst noch für kriminelle Sachen machte. »Wie soll dieser Schild aussehen?«
»Er muss manipulative und physische Zauber fernhalten können«, erklärte er.
Selbst wenn ich ihm gab, was er wollte, würde es ihn nicht vor seinen Problemen bewahren. Ein solch mächtiges Konstrukt wäre nur wirksam in den Händen eines geübten Magiers. Und Ethan war ein Mensch.
Scharf sog ich die Luft ein. »Das ist ein verdammt mächtiger Schild!«
»Und vermutlich teuer, oder?«
Ich nickte.
»Kann man bei Ihnen auch in Raten bezahlen?«
Kopfschüttelnd verneinte ich seine Frage.
»Also da gibt es gar keine andere Möglichkeit?«
»Nein, sorry.«
Das Lächeln wich ihm aus dem Gesicht und Zweifel traten in seine Miene. Er erhob sich wieder und holte tief Luft. Nun wirkte er schon fast panisch. Nervös sah er sich um. »Da kann man wohl nichts machen. Tut mir leid, Sie gestört zu haben, Estella. Schönen Tag noch.«
»Gleichfalls.«
Er machte auf dem Absatz kehrt und lief zu seinem Platz zurück, der irgendwo hinter einer Düne verborgen war.
Kunden wie ihn hatte ich öfters. Sie glaubten, dass sie mit Magie ihre Probleme lösen konnten. Zudem bezahlten sie nicht. Für mich gab es nur ein Tauschgeschäft und das war Geld gegen Ware.
Ein wenig tat er mir leid, da seine Situation mit Sicherheit ernst war. Aber ich war nicht die Auffangstation für Hilfebedürftige, sondern nur eine Verkäuferin, die letztes Jahr schon genug durchgestanden hatte. Nochmals zog ich meine Familie nicht in meine Probleme hinein.
Ich legte mich wieder auf die Decke und versuchte, mich zu entspannen.
Aber der Kerl wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Besonders die Angst in seinen Augen. Als fürchtete er um sein Leben.
2
Am Abend sprach ich mit Emilia über ihr Verhalten. Ich teilte ihr mit, dass ich es nicht gut fand, wie sie Aidan zurückließ. Allerdings blockte sie ab und hörte mir gar nicht richtig zu.
Es war schwer, Mums und Nanas Platz einzunehmen. Auf mich hörten die Zwillinge nämlich am wenigsten. Dad ließ sich von ihren Hundeblicken weichkriegen, weswegen es wiederum an mir lag, für Ordnung zu sorgen.
Manchmal konnte das ziemlich anstrengend werden.
Dad brauchte eine Frau an seiner Seite und damit meinte ich nicht mich als Nanny-Ersatz, sondern jemand, den er liebte.
Weil Nana da gewesen war, hatte er sich nie groß für Beziehungen interessiert. Zwar traf er die ein oder andere Frau, aber es wurde nie etwas Ernstes draus.
Ich kümmerte mich gemeinsam mit den Zwillingen um das Abendessen. Sie hassten es, mir zu helfen, da es ihnen alles andere als Spaß bereitete. Allerdings argumentierte ich, dass es sonst nichts gäbe.
Dad würde ebenfalls mitanpacken, aber seitdem er vor einem Jahr die Rhodes Bank verlassen hatte, die unserem Feind Cyril gehörte, musste er sich woanders einen Job suchen. Er war nun bei einer anderen Bank beschäftigt und erhielt dort bessere Konditionen und Geld. Doch dafür war er gezwungen, sich mehr in seine Arbeit hineinzuknien, weswegen er manchmal sogar am Wochenende am Laptop saß.
Ich war Putzfrau, Ersatzmama und Haushälterin in einem. Dazu kamen der Blumenladen und meine Deals. Manchmal fragte ich mich, wie ich eigentlich weiterhin auf den Beinen stehen konnte.
Nana hatte ein tiefes, klaffendes Loch hinterlassen, dass wir alle gemeinsam füllen mussten. Einer allein würde das nicht schaffen.
Nachdem wir gegessen hatten, räumten wir gemeinsam ab und legten uns schlafen. Ich schaute vor dem zu Bettgehen meine Emails durch und entdeckte zehn neue Bestellungen, die ich morgen fertig machen würde. Neuerdings versendete ich meine Zaubermittel auch per Post, allerdings nur, wenn es möglich war und meine Kunden in Vorkasse traten.
Mir fiel auf, dass drei vollkommen unterschiedliche Anfragende nach demselben Zaubermittel suchten. Sie nannten es »Genesis«. Sie wollten wissen, ob ich so eines ebenfalls herstellen konnte, da der Preis bei zwei anderen Alchemisten unverschämt teuer wäre.
Das brachte mich ins Grübeln und ich begann den Trank im Internet zu suchen. Zuerst erhielt ich keinen Treffer, aber dann entdeckte ich die Website eines anderen Alchemisten, der auf seiner Liste Genesis anbot. Der Preis war ein wahrer Wucher — trotz allem schien er beliebt zu sein.
In einem Forum las ich mir die Kommentare der ersten Kunden durch: »Er funktioniert wirklich! Ein wahres Wunder!« Es folgten ähnliche Beiträge, indem die Begeisterung des Zaubermittels ausgedrückt wurde. Aber dann erhaschte ich einen Satz, der mich stutzig werden ließ: »Er verleiht den Menschen die Stärke eines Magiers! Mein Cousin kann jetzt dauerhaft schweben.«
Ach du heilige Scheiße!
Genesis gewährte es Menschen mächtige Zauber zu wirken? Das war katastrophal! Allein die Vorstellung, dass sich so etwas verbreiten könnte und Chaos in Liverpool stiftete … Der Zirkel musste umgehend darüber informiert werden.
Gerade als ich zu meinem Handy griff, um bei deren 24-Stunden-Hotline anzurufen, besann ich mich eines Besseren, da meine letzte Auseinandersetzung mit den Schwarzmagiern weniger gut ausgefallen war. Wir hatten es uns damals mit dem Präsidenten Christoph, Vincents Onkel, verscherzt. Nach dem Vorfall im Gerichtssaal, bei dem Elias Antilla die babylonische Kerze entzündete und sich damit sein eigenes Grab geschaufelt hatte, hatte ich mir geschworen, nur in äußersten Notlagen den Zirkel zu kontaktieren. Die Bürgschaft hatte Christoph mit Sicherheit nicht so schnell vergessen.
Also gut. Kein Zirkel. Aber wen könnte ich anrufen, der es an den Zirkel weiterreichte?
Da fiel es mir ein. Matthew.
Ich suchte in der Kontaktliste seinen Namen heraus und rief ihn an. Er hob bereits nach einem Freizeichen ab. »Cara? Was ist los?«, ertönte es voller Sorge.
Seine Reaktion überraschte mich. »Ähm? Hi erstmal.«
Er seufzte. »Wieso rufst du an?«
Da ich keine Lust auf einen Plausch hatte, der auf irgendeine Weise zu Vincent abdriften könnte, kam ich gleich zum Punkt. »Ich habe gerade drei Anfragen bezüglich eines neuen Tranks namens ›Genesis‹ erhalten.«
»Ja, und? Was habe ich mit Zaubermitteln am Hut?«
Ich stieß die gestaute Luft in meinen Wangen aus. »Noch nichts. Lass mich mal ausreden.«
»Okay.«
»Genesis verleiht den Menschen die Stärke eines Magiers«, verriet ich.
Kurz war es still am Hörer, doch dann atmete Matthew scharf ein. »Wie bitte?«
»Ich habe ein Forum gefunden, in dem die Leute begeistert berichten, dass der Trank funktionieren soll. Wie es aussieht, ist er ganz neu auf dem Markt und es gibt zwei Alchemisten, die ihn herstellen.«
»Ich muss sofort den Zirkel kontaktieren«, meinte Matthew und ich klopfte mir im Geiste selbst auf die Schulter. Ich wusste, dass er das für mich machen würde. »Wenn das in Umlauf gerät, erfahren immer mehr Menschen, dass die Magie existiert, und das wäre nicht gut.«
Genau. Denn bislang sorgten beauftragte Magier vom Zirkel für die Löschung von Erinnerungen. Allerdings nur im Einzelfall und nicht für eine Stadt.
»Ganz deiner Meinung«, sagte ich und wollte gerade zum Ende des Gesprächs kommen, als Matthew weiter redete. »Vincent muss es Christoph berichten. Wenn der Handel mit solchen Mitteln nicht aufgehalten wird, könnte unser geheimes Zusammenleben bald gelüftet sein.« Er machte eine kurze Pause. »Würdest du bitte Vincent anrufen und es ihm sagen? Ich kontaktiere in der Zeit einen alten Freund bei den Ordnungshütern und frage, ob sie schon etwas in der Form gehört hätten.«
Mein ganzer Körper spannte sich an. »Was? Nein! Das machst du schön selbst.«
»Was ist denn mit dir los?«
Ich sollte eindeutig öfter und intensiver meditieren. Sobald nur sein Name fiel, geriet ich in Rage. Das musste aufhören.
Tief atmete ich ein und beruhigte mein wild schlagendes Herz. »Ich hatte einen langen Tag und bin etwas gereizt. Tut mir leid.«
»Okaaay …?«
»Außerdem habe ich mir ein neues Handy gekauft und seine Nummer nicht mehr. Wir reden kaum noch miteinander, weil er sowieso nicht mehr in Liverpool lebt«, gestand ich und hoffte, Matthew würde aus meiner Stimme nicht heraushören, wie sehr ich diesen Mr Gefühllos dafür hasste.
»Vincent kommt jedes Wochenende nach Hause. Wegen eurer Bürgschaft. Weißt du noch?«
Nein, woher soll ich das wissen? Denn Vinz redet ja nicht mehr mit mir!, hätte ich ihm am liebsten an den Kopf geworfen. Doch stattdessen sagte ich: »Ruf du ihn bitte an. Ich habe meine Aufgabe als registrierte und treue Alchemistin getan. Der Rest liegt bei euch Magiern.«
»Ich kann dir seine Nummer direkt schicken, wenn du magst«, versuchte es Matthew auf anderem Wege und am liebsten hätte ich ihn erwürgt.
»Wieso muss ich das machen? Ich wollte gleich schlafen gehen«, nörgelte ich.
»Er würde sich sicher über deinen Anruf freuen, wenn ihr so lange nichts mehr voneinander gehört habt.«
Mir entfuhr ein freudloses Lachen. »Vincent und freuen? Soll das ein Scherz sein, Matthew?«
Es blieb eine lange Sekunde still, in der er vermutlich über seine eigenen Worte nachdachte. »Hast recht.«
»Also kann ich mich dann schlafen legen und darauf vertrauen, dass du dich um das Problem kümmerst?«, hakte ich nach.
»Meinetwegen«, meinte er grummelnd. »Gute Nacht.«
»Gute Nacht.«
Nur wenige Augenblicke, nachdem ich aufgelegt hatte, ploppte eine Pop-up-Benachrichtigung am Bildschirmrand meines Handys auf. Matthew hatte mir eine unbekannte Nummer geschickt und darunter den Text verfasst: »Für den Fall der Fälle.«
Ich verdrehte die Augen und überlegte, ob ich seine Mitteilung einfach ignorieren sollte, entschied mich dann jedoch die Nummer zumindest einzuspeichern. Für den Fall der Fälle.
Allerdings wollte ich ihn nicht, wie früher mit »Vinz♥« vermerken, sondern dieses Mal als »Achtung, Idiot«. Dadurch fühlte ich mich ein Stückchen besser. Falls er mich also je kontaktieren sollte, warnte mich mein Handy nun mit »Achtung, Idiot ruft an« vor.
Ich warf mich unter die Decke und stieß einen langen Atemzug aus. Danach verbannte ich Vincent aus meinen Gedanken und hoffte inständig, dass ich ihn durch den heutigen Trubel nicht wiedersehen würde.
Denn mein Unterbewusstsein war zu einem verräterischen Arschloch mutiert, das selbst nach einem Jahr die Erinnerungen mit Vinz in meinen Träumen aufleben ließ. Während ich schlief, ging es mir gut – ich war glücklich. Sehr sogar. Doch sobald ich erwachte, fühlte sich alles wie ein Steingeröll an, unter dem ich begraben worden war. Ich erinnerte mich aufs Neue, dass er mich verlassen hatte, ohne mir die Chance gegeben zu haben, mit ihm zu reden.
Dadurch fühlte ich mich mieser denn je, da es mir bewiesen hatte, dass ich ihm nicht wichtig genug gewesen war. Er konnte auf mich verzichten und damals hatte ich mir geschworen, dass ich das auch tat.
Na ja, bis auf meine Träume klappte es bisher ganz gut.
Am nächsten Morgen stand ich früh auf, kochte mir schwarzen Tee, goss einen Schuss Milch hinein und machte mich zu meinem Blumenladen auf. Die Öffnungszeiten hatte ich ein wenig abgeändert. Mich konnte man nun von Sonntag bis Mittwoch und von zehn bis sechs Uhr nachmittags erreichen. Donnerstag, Freitag und Samstag räumte ich mir für meine Zaubermittel-Bestellungen frei.
Da ich mit meinen Deals deutlich mehr verdiente, als mit meinen Pflanzen, lohnte es sich, mit dem Laden kürzer zu treten. Außerdem konnte ich nebenbei die Zaubermittel brauen, natürlich nur, wenn geschlossen war.
Daher machte ich mich auch gleich in aller Frühe auf, um die Bestellungen von gestern anzufertigen. Die Genesis-Kunden lehnte ich ab, da ich das besondere Mittel nicht herstellen konnte.
Dennoch gab mir Genesis zu denken und es juckte mich in den Finger bei Matthew nachzuhaken, ob er schon mehr wusste.
Eine halbe Stunde vor Ladeneröffnung erkannte ich durch die milchigen Glasscheiben zwei Silhouetten, die sich meinem Geschäft näherten. Die Gestalten schienen ein Erwachsener und ein Kind zu sein, wovon der Größere die Hand des Kleineren hielt. Es konnte sich nur um Neukunden handeln, denn meine Stammkäufer wussten, wann sie mich erreichten.
Doch diese Kunden blieben hartnäckig und der größere klopfte trotz des Schildes, auf dem die Öffnungszeiten standen, an meine Tür. »Hallo?«, drang eine weibliche Stimme dumpf zu mir hinein.
Ich lief nach vorne und wollte gerade rufen: »Wir haben noch geschlossen«, als die Frau meinen Namen erwähnte. »Cara? Bist du da?«
Zögerlich näherte ich mich der Tür. »Wer ist da?«, rief ich zurück.
»Isabella«, antwortete sie und da ging mir ein Licht auf. Die Stimme kam mir sehr bekannt vor. »Können wir bitte kurz reden? Ich brauche deine Hilfe.«
Vincents Mutter hier vor meinem Blumenladen anzutreffen, trat in mir Angst los. Ob etwas mit Vincent nicht stimmte? Hatte er Probleme? Aber weshalb würde sie dann ausgerechnet zu mir kommen? Matthew wäre da ein geeigneterer Ansprechpartner.
Seufzend schloss ich die Tür auf und ließ sie hinein. Sie hatte ein Kind dabei, das einen roten Regenmantel und weiße Sneakers trug. Außerdem hatte es die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und schien absichtlich meinen Blick zu meiden.
Als Isabella vor mir stand, schloss ich die Tür wieder und sah sie erwartungsvoll an. »Ist irgendetwas passiert?«
Isabella wirkte nervös, beinahe verängstigt. Sie schob das Kind vor sich und hielt es schützend an den Schultern fest. »Ich bin verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Wir sind eben bei Laila und Vincent gewesen, aber sie wussten sich auch keinen Rat mehr. Als ich Vincent gefragt habe, ob er noch einen begabten Alchemisten kennt, der mir weiterhelfen könnte, hat er mir deinen Namen genannt.«
Mir klappte die Kinnlade hinunter. Vinz hatte … was? Das überraschte mich sehr. Eigentlich hatte ich gedacht, dass er sämtliche Hebel in Bewegung setzte, um einen fähigeren Alchemisten zu finden, der nicht Cara Hartley hieß. »Es gibt erfahrenere Leute«, argumentierte ich skeptisch.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mich selbst erkundigt und nur eine Estella gefunden, die mit hochwertigen Zaubermitteln dealt. Außerdem meinte Vincent, dass er niemanden kennen würde, der dafür qualifizierter wäre.«
Wenn mein Kiefer noch ein Stückchen weiter fallen könnte, wäre er wohl gerade zu Boden gesunken. »Das hat er gesagt?«
Sie nickte.
Okay, das hatte ich nicht erwartet.
Aber darüber konnte ich mir auch später noch Gedanken machen, denn wie es aussah, duldete Isabellas Anliegen keinen Aufschub. »Was ist los?«
Sie lächelte traurig und zog die Kapuze des Kindes herunter. Erst als ich lange, blonde Haare und dichte Wimpern erkannte, bemerkte ich, dass es ein Mädchen war. Sie schaute mich mit großen Augen an und wirkte erschöpft.
Allerdings war es nicht das, was mir den Atem raubte.
Das Mädchen hatte dunkelgraue Flecken, fast wie Blutergüsse, nur dass sie nicht blau waren. An den Stellen, an denen sie größer waren, fielen dem Mädchen sogar die Haare aus. Auf den ersten Blick könnte man meinen, sie wäre an der Pest erkrankt.
Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen hockte ich mich zu ihr hinunter und sah sie mir genauer an. »Hey«, flüsterte ich, weil ich nicht wollte, dass sie sich vor mir fürchtete. Dank meiner Geschwister wusste ich zumindest, wie man mit Kindern umging.
»Hallo«, wisperte sie schüchtern.
»Wie ist dein Name?«, fragte ich freundlich.
»Meine Freunde nennen mich Lilly.«
»Sie ist die Tochter meiner besten Freundin.« Isabella presste die Lippen aufeinander. »Sie sind Menschen, wissen aber über uns Bescheid. Sie hüten schon lange unser Geheimnis und waren immer Vertraute der Familie.« Sie strich Lilly sanft über die Wange. »Willst du Cara mal erzählen, was geschehen ist?«
Sie zögerte zuerst, nickte dann jedoch. »In der Schule hat ein Freund drei Kekse mitgebracht, die mit einem Zaubertrank gebacken worden sind. Er meinte, dass wir dadurch Superkräfte erhalten. Also habe ich ein paar davon gegessen und konnte mit Hilfe eines Pulvers den Wind heraufbeschwören«, erklärte sie mir und klang am Ende recht begeistert, doch diese Empfindung starb genauso schnell, wie sie gekommen war. »Das ist drei Tage her. Gestern tauchten diese Flecken auf meiner Haut auf und sie tun weh. Ich muss mich ständig übergeben und Mumy war schon mit mir bei vielen Ärzten, aber niemand weiß, was das ist. Dann habe ich ihr von den Keksen erzählt und sie hat bei den Eltern meiner anderen beiden Freunde angerufen. Sie sind nun genauso krank.«
Ich schlug die Hände vor dem Mund zusammen, da es dafür nur eine Erklärung geben konnte. »Genesis.«
Isabella gab ein erschöpftes Stöhnen von sich. »O nein. Vincent hat auch schon davon gesprochen.«
Ja, weil er es von Matthew wusste und der hatte es von mir erfahren. Aber vielleicht hatte er Isabella auch deswegen zu mir geschickt.
»Ich kenne den Trank nicht, Isabella«, sagte ich bedauernd. »Zu meinem Entsetzen habe ich auch erst gestern davon erfahren.«
Tränen stauten sich in ihren Augen und sie wirkte verzweifelt. »Bitte, Cara. Lilly, sie … ist gerade einmal acht Jahre alt.« Dann glaubte Isabella also, dass das Mädchen bald sterben würde, wenn ihr niemand ein Gegenmittel verabreichte?
Gott, wie furchtbar.
Aber so sehr mich auch die Geschichte mitnahm, ohne ein Rezept konnte ich ihnen nicht helfen.
Nun ja … es sei denn … »Eventuell könnte ich die Alchemisten kontaktieren, die den Trank brauen.«
Ihr Gesicht erhellte sich wieder. »Ehrlich?«
»Ja, wenn ich das Rezept habe, kann ich eventuell ein Gegenmittel anfertigen.« Ich betrachtete Lilly erneut. »Es sieht wie eine Vergiftung aus, sicher bin ich mir allerdings nicht.«
Mein Blick fiel auf die Uhr. Für mein Vorhaben müsste ich den Laden vorübergehend schließen, um den Alchemisten zu erreichen.
Isabella nahm meine Hand und drückte sie fest. »Ich wäre dir für deine Hilfe überaus dankbar. Wenn schon Vincent die Hände gebunden sind und er dich mir empfohlen hat, dann bist du wirklich meine letzte Hoffnung.«
Betrachtete man es aus dieser Perspektive, hatte sie recht. Vincent machte so ziemlich alles möglich, daher war es eine besondere Ehre, von jemanden wie ihm gerühmt zu werden. Denn er verteilte selten Komplimente und gab ungern zu, ahnungslos zu sein.
»Sie sollten Lilly wieder nach Hause fahren. Am besten bewegt sie sich so wenig wie möglich und ich mache mich zu dem Alchemisten auf, um ihn nach dem Rezept zu fragen.«
Isabella atmete erleichtert ein und legte ihre Arme um mich. »O danke! Ehrlich, Cara!« Beinahe erdrückte sie mich, doch bevor ich etwas sagen konnte, ließ sie mich wieder los. Sie strich sich ein paar Tränen aus den Augen und nahm Lillys Hand. »Komm, Süße. Wir fahren wieder nach Hause. Cara macht das schon.«
Unruhe beschlich mich. »Ich gebe mein Bestes«, betonte ich, um Isabella zu verstehen zu geben, dass ich keine Genesung versprochen hatte, auch wenn ich alles dafür tun würde. Die Kleine durfte nicht sterben.
Wären Emilia oder Aidan in der Situation, hätte ich ebenfalls alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie zu retten.
»Oh, ich habe mein Handy nicht dabei, aber wenn du etwas herausgefunden hast, kannst du ja einfach Vincent anrufen. Er leitet dich zu mir weiter«, rief sie, ehe sie mit Lilly ins Auto stieg und den Motor startete.
Moment! Was!?
Isabella wusste nichts von Vincents und meiner damaligen Beziehung. Niemand tat das. Es mochte sein, dass sie etwas geahnt hatte, aber diese Vermutung musste nach so langer Zeit wieder verflogen sein.
Ich stieß die Tür zur Seite und wollte sie aufhalten, als sie aus dem Fahrzeug heraus winkte und auf die Straße fuhr.
Klasse. Wieso passierte immer mir so etwas? Vielleicht konnte ich ihre Nummer auch im Internet finden. Schließlich hatte sie ebenfalls Geld und irgendeine Firma geerbt, so viel ich wusste.
Mit einem genervten Stöhnen lief ich zur Theke, schnappte mir das Schild mit »vorübergehend geschlossen« und hing es an die Tür meines Ladens.
Da Emilia und Aidan bereits in der Schule waren und Dad arbeitete, konnte ich in Ruhe die Suche nach dem Alchemisten starten. Und mir fiel auch schon der perfekte Partner dazu ein. Zwar war ich in der Lage, mich allein zu verteidigen, aber mit einem Magier an meiner Seite würde ich mich sicherer fühlen.
Ich wählte seine Nummer und betete innerlich, dass er ranging.
»Shirley?«
»Will!«, rief ich begeistert.
»Oh, hey Cara. Was gibt’s?«
Ich atmete tief ein und erzählte ihm von meiner verrückten Idee, einen Alchemisten aufzusuchen, der krankmachendes Zeug verkaufte.
3
Natürlich war auf Will Verlass. Wenn man ihn dringend brauchte, war er für einen da. Zum Glück hatte er diese Woche Urlaub, sonst wäre meine Idee ins Wasser gefallen.
Ich hatte mir die Kontaktdaten des Alchemisten aufgeschrieben und mit ihm einen Termin ausgemacht, weil ich ihm den halben Laden abkaufen wollte. Er witterte das viele Geld, das er dadurch verdienen könnte, und schob mich zwischen seine Termine. Denn zwei der vielen Dinge, die ich während des Dealens gelernt hatte, waren Überzeugung und Verhandlung.
Der Verkäufer ließ Will und mich an keinem öffentlichen Ort antanzen, sondern in einer der Seitengassen des Armenviertels Liverpools. Während wir durch die schmalen Straßen schritten, die mit Container und Müll überfüllt waren, überprüfte ich die kleinen Reagenzgläser, die ich in der Innentasche meiner Lederjacke verstaut hatte. Bevor ich hierhergekommen war, hatte ich mich mit Stärke, Geschwindigkeit und Feuer ausgerüstet. Schließlich wusste ich nicht, wie wütend der Alchemist werden würde, wenn wir ihm erzählten, dass all dies nur ein Trick war, um an das Rezept zu kommen.
Es gab eine Sache, die ich von Vincent übernommen hatte. Das Meditieren. Obwohl ich mich eher zu den unruhigeren Personen zählte, hatte ich es nach langem und anstrengendem Training geschafft, den Impuls, der aus mir eine kampftüchtige Magierin machte, zu kontrollieren.
Die Blutslinie meines Vaters hütete ein ganz besonderes Rezept für einen Trank, der dem Nachwuchs die Fähigkeit gewährte, für einen kurzen Augenblick zu einem überragenden Magier zu werden. Als Nana starb, erhielt ich diese Macht.
Durch das Meditieren konnte ich den Impuls heraufbeschwören und das tat ich fast jedes Mal, wenn ich wusste, dass es gefährlich werden könnte.
Außerdem gab es noch ein Phänomen, dass ich Vincent zu verdanken hatte, auch wenn ich nicht glaubte, dass er allein dafür verantwortlich war.
Ich rauchte nicht mehr.
Seit meinem achtzehnten Lebensjahr tat ich nichts lieber, als Zigaretten zu qualmen. Eine nach der anderen. Doch nach unserem ersten Mal hatte ich keine mehr angerührt.
Bestimmt spielten der Stress und die ständige Angst, die ich davor erlebt hatte, ebenfalls eine Rolle. Oder Vincent hatte mich beim Meditieren verzaubert.
Jedenfalls wollte ich nicht glauben, dass mir nur dieser eine Abend meine Zigaretten madig gemacht hatte.
»Cara, wo will der uns bitte treffen? Das hier ist das letzte Loch«, flüsterte Will neben mir, als wir in die mitgeteilte Straße einbogen, in der halboffene Garagen standen und Leute aus dem Fenster lehnten, um die Gegend im Auge zu behalten. Es roch nach Abgasen und Müll.
Es kam mir beinahe so vor, als würden wir zu irgendeinem Drogenboss aufbrechen.
Wir hatten uns beide schwarze Kappen auf den Kopf gesetzt, damit man uns nicht ins Gesicht schauen konnte. Wir trugen außerdem dunkle Jeans und Shirts, da knallige Farben nur Aufmerksamkeit auf sich zogen. Meine walnussbraunen Haare hatte ich im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden und das Handy in die Hosentasche gestopft.
Kurz schaute ich zu Will, der von weitem wie ein Ryan Gosling in inkognito aussah.
Schließlich blieben wir vor einer der vielen Eingänge im Innenhof stehen. Der Wohnkomplex war U-förmig, sodass es nur einen Weg nach draußen zur Straße gab. Wäscheleinen waren über unseren Köpfen gesponnen und die Fassade strotzte vor Dreck und Graffitis.
Das Gebäude, welches uns mitgeteilt worden war, sah ziemlich heruntergekommen aus. Die Fenster waren so milchig, dass es unmöglich war, etwas zu sehen.
Ich drückte die Klingel, die ein lautes Schrillen von sich gab. Anschließend machte ich einen Schritt zurück und wartete.
Und wartete.
Will beugte sich zu mir. »Das gefällt mir nicht.«
Ich presste die Lippen aufeinander und sah mich um. Hatte ich mich möglicherweise in der Adresse geirrt oder den Alchemisten falsch verstanden?
Zur Sicherheit zog ich wieder das Handy hervor und rief die E-Mail auf. »Nein, das ist sie definitiv. Siehst du.« Ich zeigte ihm die Nachricht unseres Verkäufers.
Mit angespannten Schultern sah er sich um. Plötzlich hielt Will inne und schaute anschließend von einem Fenster zum anderen. »Die Leute sind weg«, bemerkte er. Angst flimmerte in seinen himmelblauen Augen.
Ich drehte mich ebenfalls um meine eigene Achse und stellte fest, dass er recht hatte. Eben hatten noch einige Leute zu uns heruntergesehen, während wir in den Innenhof gegangen waren.
Ach fuck.
Langsam dämmerte mir, was hier los war.
Ein Knacken ertönte hinter mir. Das Geräusch kannte ich nur zu gut. »Keine Bewegung oder die Kugel landet in seinem hübschen Kopf«, drohte eine raue Stimme, die ich einem etwas älterem Mann zuordnen würde.
Will und ich taten, was er verlangte, und während wir die Arme hoben, kamen weitere Leute aus den Häusern, die Gewehre in den Händen hielten.
Dank meiner vorherigen Meditation besaß ich einen kühlen Kopf. Mein magischer Impuls, der eine vererbte Fähigkeit meiner Familie war, pferchte die Angst ein und schob die Panik in die hinterste Ecke meiner Brust. »Ich wusste ja nicht, dass man auf diese Weise seine Kunden begrüßt«, sagte ich in einem amüsierten Tonfall.
Will warf mir einen tadelnden Blick zu, der mir sagen sollte, dass jetzt nicht der Zeitpunkt war, um auf James Bond zu machen. Dabei wollte ich gar keinen Mut beweisen, sondern einfach nur so schnell wie möglich der Situation entfliehen. Denn diese Kerle kannten keinen Spaß.
Die Tür, von der wir erwartet hatten, dass sie sich öffnete, sprang nun auf und wir wurden hineingeführt. Sie lotsten uns durch einen schmalen Flur, dessen Dielen entsetzlich quietschten. Der Typ, der mir die Knarre an den Kopf hielt, stoppte uns und wies uns an, die Treppe hinunterzugehen.
Wir taten, was er verlangte. »Tut mir leid, dich da mit reingezogen zu haben«, flüsterte ich an Will gewandt. »Ich hatte mir das irgendwie anders vorgestellt.«
»Hey! Schnauze da vorne!«, brüllte der Mann mit der rauen Stimme.
Wir betraten einen edlen, gemütlichen Raum, der einen völligen Kontrast zu dem Slum bildete, den wir oben vorgefunden hatten. Rote Teppiche lagen auf dem Boden und es gab eine beleuchtete Bar, an deren Spiegelwand etliche Flaschen standen. Zudem waren Tische mit Kerzen auf weißen Tüchern drapiert und der ganze Saal wirkte wie aus den Sechzigern. Hier fanden wohl irgendwelche Shows statt, denn auf der anderen Seite des Raumes entdeckte ich eine Bühne, die mit goldenen Vorhängen bestückt war.
Du meine Güte. Wo war ich denn hier gelandet?
Zwei Stühle wurden für uns bereitgestellt und sie zwangen uns, darauf zu sitzen. Anschließend band man uns die Hände mit einem dicken Strick fest und der Mann mit der Knarre blieb hinter mir stehen.
Die sieben Kerle wirkten wir angeheuerte Draufgänger in Lederjacken und hellen Jeans. Ihr Gesichtsausdruck gab mir zu verstehen, dass sie keine Sekunde zögern würden, um uns zu töten. Entweder waren wir von irgendeiner Verbrecherbande gefangen genommen, oder in etwas viel Größeres verwickelt worden. Hatte ich den Alchemisten unterschätzt?
Jemand trat aus einer Tür neben der Bar, was wohl die Küche sein musste, da ich Töpfe und Pfannen wahrnahm, die an einer Vorrichtung hingen.
Es handelte sich bei dem Mann um einen großen, schlaksigen Kerl, dessen Anzug eindeutig nicht maßgeschneidert war. Die schwarze Seidenhose gab am Fuß seinen weißen Knöchel preis und das Jackett schien ihm an den Armen zu lang zu sein. Er musste zwischen dreißig und vierzig Jahren sein. Seine dunkelbraunen Augen strahlten Gefahr aus und die platinblonden Haare hatte er gefärbt.
Aber am meisten widerte mich sein süffisantes Grinsen an, das mir Aufschluss darüber gab, wer hier der Boss war. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass mein Besuch eine so junge, hübsche Dame sein würde.« Sein Blick wanderte zu Will. »Und wer bist du? Ihr Freund?«
Ich rückte die Brauen zusammen. »Es wäre angemessen, wenn du dich mal vorstellen könntest und uns erklärst, was das ganze Theater hier soll.« Ich holte tief Luft und lächelte gespielt freundlich. »Wenn ich dir einen Tipp geben darf: ›Der Kunde ist König‹ ist kein Werbegag.«
Er lachte. »Ein freches Mundwerk hat sie auch noch. Toll!«
Will trat mir gegen das Bein und schüttelte energisch den Kopf.
Ich dachte nicht einmal daran, mich kleinzuhalten. Die Erlebnisse letztes Jahr hatten mich selbstbewusster werden lassen.
Typen wie er weideten sich an der Angst anderer. Das hatte ich bereits bei seinem Eintreten erkannt.
Natürlich war es nicht klug, ihn zu provozieren, aber Furcht sollte er auch nicht in mir erkennen. »Verrätst du mir endlich, was du von uns willst?«
»Ja, selbstverständlich!«, meinte er schmunzelnd und machte den Anschein einer Verbeugung. »Mein Name ist Ezra und ich bin der Alchemist, von dem du offensichtlich ziemlich viele Zaubermittel haben wolltest.«
Skeptisch schaute ich zu ihm auf. »Ist das jetzt ein Verbrechen?«
»Nein, aber eine sehr merkwürdige Kundin«, argumentierte er.
Ich wusste, ich hätte nicht so viele Zaubermittel angeben sollen. Aber mir war es wichtig, dass er mich auf jeden Fall noch heute kontaktieren würde.
Ezra war kein typischer Händler, sondern ein Mann, der sich mit dem Verkauf von illegalen Mitteln auskannte.
Trotzdem wollte ich den Trumpf – meine Impuls-Fähigkeit – nicht verspielen und stellte mich dumm. »Hä? Krieg ich jetzt meine Ware oder nicht?«
»Durchsucht sie«, wies er seine Männer an, wovon einer meinen gesamten Körper abtastete und dabei zwei besondere Partien nicht ausließ. Ein Schaudern überkam mich und ich musste die Scham über mich ergehen lassen. Bei Will taten sie das Gleiche.
Die Dinge, die sie an unseren Körpern fanden, legten sie neben uns auf den Tisch und Ezra griff nach einem der Reagenzgläser. »Ah! Sehr interessant.« Er öffnete meinen Geldbeutel und warf einen Blick hinein. »Kein Bargeld«, merkte er an und nahm den Autoschlüssel in die Hand, an dem ein kleines Quietscheentchen hing, das mir Emilia geschenkt hatte, weil sie fest daran glaubte, dass es mich auf der Fahrt beschützen würde.
Er hob die Brauen und deutete auf das Quietscheentchen. »Hast du Kinder? Oder bist du ein Fan von solchem Kitsch?«
Ich rückte die Brauen zusammen. »Ist das jetzt wichtig?«
Er zuckte unschuldig mit den Schultern. »Ich versuche doch nur ein bisschen Smalltalk zu halten.«
Ich sah ihn teils verwirrt, teils genervt an.
Er beugte sich so nah zu mir, dass ich ihm locker eine heftige Kopfnuss verpassen könnte. Aber das wollte ich nicht, da ich vorher abklären musste, weshalb er eigentlich diesen Aufriss bezog.
»Weißt du, was ich glaube, Kleine?«, begann er und Minze stieg in meine Nase. Er schien vorher irgendein Bonbon gelutscht zu haben. »Du bist eine Alchemistin und wolltest die Gelegenheit erhalten, dich mit dem großen Ezra zu treffen, der dir das Rezept für Genesis verriet. Ist es nicht so?«
Wow, der Kerl war gut. Woher wusste er das?
Ich brauchte nicht zu leugnen, dass Will und ich magisch Begabte waren, denn das hatte er mit Sicherheit ebenfalls festgestellt. Allerdings fügte sich in meinem Kopf eine Theorie zusammen. »Ich bin wohl nicht die Erste, was?«
Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. »Korrekt. Vor dir gab es noch ein paar andere Neugierige und langsam habe ich es satt. Genesis gehört mir. Wenn du es haben willst, kauf es.«
Ich legte den Kopf schief. »Wofür bin ich denn sonst hier?«, fragte ich rhetorisch.
»Du weißt, was ich meine. Ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand meine Werke stiehlt. Die Zutaten wirst du ohne ein Rezept niemals erraten können.« Das stimmte. War das Zaubermittel erst einmal erstellt, war es unmöglich herauszufinden, wie die genaue Abfolge oder Menge lauteten.
Aber na ja, man sollte auch niemals nie sagen.
»Du weißt aber schon, dass du nicht der Einzige bist, der Genesis verkauft, oder?«, appellierte ich an seinen Stolz.
»Dieser Alchemist besitzt das Rezept nicht«, gab er lachend von sich. »Meine Männer und ich haben nachgesehen und … von ihm war auch nicht mehr viel übrig, wenn du verstehst.«
Die Situation drohte sich langsam in eine Richtung zu bewegen, die uns in ernsthafte Gefahr brachte. Daher musste ich schleunigst herausfinden, was er nun mit uns vorhatte. »Also schön, dann bekomme ich Genesis eben nicht. Der Deal ist geplatzt. Dürfen wir gehen?«
Er schnaubte belustigt. »Aber nein. Zuerst muss ich herausfinden, wer du bist, Liebchen.«
»Darauf kannst du lange warten«, sagte ich zischend.
Er legte meinen Schlüssel zurück auf den Tisch und wandte sich mir wieder zu. »Weißt du, die Alchemisten, die bislang nach Genesis gesucht haben, waren mir bekannt. Unter allen Zaubermittel-Herstellern gibt es allerdings nur eine Frau, die sich einen Namen in Liverpool gemacht hat. Zudem sind Frauen eher selten in der Branche tätig, da sie nicht so lange durchhalten, wie wir Männer.«
Klasse, frauenfeindlich war er auch noch.
Ich hatte die böse Vorahnung, dass er längst hinter mein Geheimnis gekommen war. »Nicht wahr, Estella?«
Das läuft ja wie am Schnürchen …
»Wer?«, versuchte ich es dennoch.
»Tu nicht so«, erwiderte er und zog eine Klinge aus seiner Innentasche.
O shit! Das war gar nicht gut.
Will sah zu mir herüber und blanke Panik loderte in seinen Augen. »Hey! Was hast du vor?«, fragte er schließlich.
»Nun ja, mein Ziel ist es, der größte Alchemist Liverpools zu werden und wenn ich das geschafft habe, dann der des Vereinigten Königreichs. Daher muss ich meine Konkurrenz ausschalten.«
»Hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank?«, fuhr ich ihn wütend an. »Du weißt genauso gut wie ich, dass wir sowieso schon in der Unterzahl sind, und dann verrätst du deine eigene Gattung, weil du gierig nach Macht bist?«
Er dachte kurz über meine Worte nach und nickte dann. »Gut zusammengefasst. Ich hasse meinesgleichen und wenn ich erst eine Seltenheit geworden bin, wird der Zirkel keine andere Wahl haben, als mir alles zu Füßen zu legen.«
Das glich purem Wahnsinn. Er wollte andere Alchemisten auslöschen, um zu einer »Rarität« zu werden. Das bedeutete, dass die Magier sich ihm beugen würden, um wieder an ihre Kräfte zu kommen. Denn ohne unsere Alchemie gab es keine Zauber.
»Weißt du, was mich noch so erfreut? Viele der … unterbelichteten Alchemisten glauben an mein Genesis. Sie denken, wenn sie davon trinken, dass sie zu Magiern werden können.« Er prustete los, als hätte er einen guten Witz gerissen. Seine Anhänger stimmten mit ein, vermutlich nur weil sie wussten, dass sie bald ihren Scheck erhielten. »Sie nehmen den Trank ein und sterben innerhalb von vierundzwanzig Stunden.«
Sollte das bedeuten, das Gift tötete Alchemisten schneller als Menschen? Das wäre … fatal.
»Das ist krank!«, schrie ich zornig.
»Ja, aber wie hast du eben so schön gesagt: ›Der Kunde ist König‹. Wenn sie bezahlen, kriegen sie, was sie wollen.«
»Sie geben es auch Kindern! Weil niemand sie über die Risiken aufklärt«, fauchte ich.
Ezra zuckte belanglos mit den Schultern. »Und wenn schon. Was kümmert es mich? Jeder ist für sein eigenes Leben verantwortlich.«
»Der Zirkel wird dich jagen!«
Er zischte. »Aber nicht mehr lange.« Mit seinem Arm deutete er auf den Ausgang. »Geht schon mal vor. Ich erledige das rasch und dann können wir unseren nächsten Kunden treffen. Die Sauerei räumen wir später weg.«
Alle Anwesenden gingen – bis auf zwei Typen mit Gewehren. Sie positionierten sich direkt hinter mich. Ich konnte sie beinahe spüren.
Jetzt nur die Ruhe bewahren, Cara. Du schaffst das. Er hat keine Ahnung, dass du über enorme Kräfte verfügst. Nutze das zu deinem Vorteil.
Ezra hob den Dolch und ging zu Will hinüber. »Fangen wir doch mit deinem Liebsten an.« Will wirkte nervös und zerrte an seinen Stricken. Eine blau schillernde Barriere wurde um ihn gezogen, die ihn anscheinend daran hinderte Magie wirken zu können.
»Stopp!«, rief ich und versuchte, mich ebenfalls vom Stuhl loszureißen. »Das ist Wahnsinn!«
Ezra warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Ach was.« Danach wandte er sich wieder Will zu, der unsicher zu mir sah. Er bemühte sich mit aller Gewalt, Magie zu beschwören, doch vergeblich. Die Barriere war stärker.
»Mach schnell«, forderte Ezra seinen Verbündeten auf. »Er ist stark.«
»Nun gut«, meinte der Größere der zwei Gewehrmänner und hob die Hand.
Ich sog scharf die Luft ein. Tu verdammt nochmal etwas, Cara!
Atemlos beschwor ich meine geheime Fähigkeit herauf, die schon darauf gewartet zu haben schien, in all meine Poren zu dringen. Eine Art Impuls schoss mir von der Brust bis in die Zehenspitzen. Magie knisterte in der Luft und ich konnte die Macht in meinen Fingerspitzen fühlen.
Dann berechnete ich das Szenario.
Ezra stand nur einen Schritt von mir entfernt. Der Kerl mit der Waffe, zwei. Der andere Magier, der vollkommen auf Will fokussiert war, könnte durch die Aufrechterhaltung des Bannes nicht einmal einen Abzug drücken, weswegen ich ihn als Letzten angreifen würde.
Die Fähigkeit ›Stärke‹ kribbelte in meinen Händen und ich spannte meine Arme an. Anschließend zog ich, so fest ich konnte, den Strick auseinander, der sich daraufhin löste.
Danach gab es kein Halten mehr.
Ich spürte das Blut durch meine Adern rauschen und mein Herz hämmerte gegen die Rippen. In meinen Gedanken gab es nur noch eine Aufgabe: Flucht. Ich ließ mich von meinem Impuls leiten, der jede Bewegung genau abschätzte.
In meinem Rausch stieß ich mich vom Boden ab und sprang mit einem Satz auf Ezra. Ich verpasste ihm mit meiner Faust einen Kinnhaken, wobei er durch meine geballte Kraft über die Theke der Bar flog. Flaschen fielen durch den Aufprall hinab. Glas klirrte und zerbarst in etlichen Scherben auf den Fliesen.
Dann ertönte ein Schuss, der meinen Oberarm streifte. Ein kurzer Schmerz grub sich bis zu meiner Schulter, doch das Adrenalin vertrieb die Pein wieder, damit ich mich weiter fokussieren konnte.
Mit einem gewaltigen Satz stürmte ich auf den Menschen mit der Waffe zu und verpasste ihm einen harten Tritt in seine Weichteile. Dadurch drückte er den Abzug und eine weitere Kugel löste sich. Nur knapp verfehlte sie Wills Hüfte. Das Gewehr fiel zu Boden.
Der Schock traf den übrig gebliebenen Kerl so sehr, dass er seine Aufgabe vergaß. Will schaffte es, sich vom Bann zu befreien, riss den Strick auseinander und setzte seine Magie ein. Er schoss einen Feuerball auf den anderen Magier los, der sich mit einer Barriere rechtzeitig schützte.
Doch da hatte der Idiot nicht mit mir gerechnet. Gezielt traf ich mit einem Schlag seine Schläfe, wodurch sein Kopf zur Seite flog und Will ihm einen Tritt in die Magengegend verpasste. Er wurde gegen die Wand hinter ihm geschleudert.
Der Kerl, dessen Weichteile ich eben getroffen hatte, wollte wieder nach seiner Waffe greifen, doch ich hinderte ihn daran, in dem ich ihn mit einem Hieb in die Bewusstlosigkeit beförderte.
»Mann!«, rief Will teils wütend, teils beeindruckt. »Was stimmt denn nicht mit dir?«
»Das habe ich mit ganz viel Training geschafft.« Ich lächelte unsicher und wandte mich zur Bar. »Los knöpfen wir uns Ezra vor.«
Der Alchemist stöhnte und bewegte sich zwischen den Scherben, was ich eindeutig hören konnte. Gerade als wir um die Ecke der Bar nach ihm sehen wollten, platzten plötzlich die restlichen Männer in den Raum und eröffneten das Feuer.
Rechtzeitig schnappte ich mir Will und warf mich mit ihm hinter die schützende Seite der Theke. Dabei schnitt ich mir die Handflächen auf, mit denen ich über einen Scherbenhaufen geschlittert war. Dank Vincents Jaspis-Kette, die er mir damals überlassen hatte, spürte ich bereits, wie die Magie meine Wunden zu heilen begann. Ich zog sie nie aus, da sie mir nützlich sein konnte. Na gut, vielleicht noch aus einem anderen Grund.
Ich hielt mir die Ohren zu, während Will seine Arme um mich schlang und er sich mit mir gemeinsam gegen die Theke drückte.
Nachdem der Kugelhagel nachgelassen hatte, wurde es unheimlich still.
Ach Mann. Wir hätten es fast geschafft.
Ich sah vorsichtig um die Ecke der Bar, konnte allerdings nicht viel erkennen, bis auf ein paar Männer, die sich mit ihren Waffen zum Eingang gewandt hatten.
»Hey!«, rief einer von ihnen, der an vorderster Front stand. »Wer bist du?«