Die drei !!!, 104, Gefahr im Smart Home (drei Ausrufezeichen) - Kari Erlhoff - E-Book

Die drei !!!, 104, Gefahr im Smart Home (drei Ausrufezeichen) E-Book

Kari Erlhoff

0,0
7,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Marie ist ein richtiger Glückspilz! Sie wird von einer erfolgreichen Geschäftsfrau als Babysitterin engagiert. Kim und Franzi trauen ihren Augen kaum, als sie das futuristische Luxus-Apartment der Familie besuchen. Hier gibt es neueste Technik nach modernsten ökologischen Standards. Doch irgendetwas stimmt nicht. Seltsame Dinge geschehen und die intelligenten Systeme des Hauses versagen. Spuk? Oder steckt etwas anderes dahinter? Die drei !!! ermitteln zwischen KI, IOT, Smart Home und echtem Diebstahl. Zusammen suchen die Detektivinnen in diesem kniffligen Fall nach Spuren.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 148

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Titel

Die drei !!!Gefahr im Smart Home

Kari Erlhoff

KOSMOS

Impressum

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Verlag und Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen könnten. Dabei müssen geltende rechtliche Bestimmungen und Vorschriften berücksichtigt und eingehalten werden.

Distanzierungserklärung

Mit dem Urteil vom 12.05.1998 hat das Landgericht Hamburg entschieden, dass man durch die Ausbringung eines Links die Inhalte der gelinkten Seite gegebenenfalls mit zu verantworten hat. Dies kann, so das Landgericht, nur dadurch verhindert werden, dass man sich ausdrücklich von diesen Inhalten distanziert. Wir haben in diesem E-Book Links zu anderen Seiten im World Wide Web gelegt. Für alle diese Links gilt: Wir erklären ausdrücklich, dass wir keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhalte der gelinkten Seiten haben. Deshalb distanzieren wir uns hiermit ausdrücklich von allen Inhalten aller gelinkten Seiten in diesem E-Book und machen uns diese Inhalte nicht zu Eigen. Diese Erklärung gilt für alle in diesem E-Book angezeigten Links und für alle Inhalte der Seiten, zu denen Links führen.

Unser gesamtes Programm finden Sie unter kosmos.de.

Über Neuigkeiten informieren Sie regelmäßig unsere Newsletter kosmos.de/newsletter.

Umschlagsabbildung: © Ina Biber, Gilching

© 2023, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50739-1

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ANGRIFF DER WÖLFE

»Hilfe!«, rief Marie Grevenbroich. Sie spürte den kalten Stein der Felswand an ihrem Rücken. Links und rechts versperrten dornige Brombeerranken den Weg. Marie war in eine Falle geraten. Die Wölfe schlichen auf sie zu – ein Rudel aus knurrenden Bestien. Die Anführerin bleckte die Zähne. Ihre blauen Augen fixierten Marie. Die gab sich Mühe, dem Blick standzuhalten. Sie war leichtsinnig gewesen. Das erkannte sie jetzt. Die Wetter-App hatte Sonne vorausgesagt, noch dazu warme Temperaturen für einen Tag im Frühherbst. So hatte Marie eine vollkommen untaugliche Auswahl getroffen. Hier im Wald war Survival angesagt: reißfeste Stoffe, erdige Farbtöne und festes Schuhwerk. Ihr Boho-Style war das genaue Gegenteil davon.

Sie verabschiedete sich schon mal in Gedanken von der zarten Secondhand-Bluse, den ausgewaschenen Jeggins, den wunderschönen bunten Perlenketten und Wildlederboots. Die Sonnenbrille in ihren langen blonden Haaren war vermutlich auch bereits Geschichte. Die Wölfe würden alles dem Erdboden gleichmachen.

Marie ging in den festen Stand. Keine Sekunde zu früh, wie sich kurz darauf herausstellte. Beinahe synchron griff das Rudel an. Sie sprangen auf Marie und rissen sie knurrend und fauchend zu Boden.

»Hilfe!«, rief Marie erneut. Dieses Mal etwas lauter. Spitze Zähne bohrten sich durch den Stoff der Hippie-Bluse bis in ihren Oberarm. »Au! Stopp! Halt!«

»Ich fresse dich!«, brüllte Finn.

»Hör auf!« Marie blitzte ihren kleinen Bruder an, so gut es eben möglich war. Sie musste schließlich noch andere Bestien abwehren – allen voran Emma-Luise, die Leitwölfin. Das kleine Mädchen war eine Meisterin im Nahkampf.  

»Stopp!« Das war die Stimme von Elli, der Erzieherin. Sie klang ruhig und freundlich, aber gleichzeitig auch bestimmt.

Die kleinen Wölfe ließen locker. Nur Finn schnappte noch einmal nach Maries Arm.

»Wir tun uns bei den Mini-Füchsen gegenseitig nicht weh!«, ermahnte Elli.

»Aber ich war doch ein Wolf«, verteidigte sich Finn. »Die beißen.«

Marie rieb sich den Oberarm. Was Milchzähne anrichten konnten, war erstaunlich.

»Achtung! Wir treffen uns zum Waldkreis«, bellte die zweite Erzieherin, eine grauhaarige Vertretungskraft. Sie hieß Thyra und wurde von Finn nur Tyrannosaura genannt. Marie fand, dass der Name passte. Die Frau schlug energisch auf ein Tambourin. »Eins, zwei, drei, das Toben ist vorbei!«

»Morgen solltest du besser etwas Robustes anziehen«, schlug Elli vor. »Aber sonst schlägst du dich echt tapfer.«

Marie lächelte und zupfte sich Blätter aus dem Haar. Sie sah jetzt vermutlich aus, als wäre sie mehrere Tage im Wald unterwegs gewesen, nicht nur drei Stunden. Ob das Praktikum im Waldkindergarten eine gute Idee gewesen war? Im Gegensatz zu anderen Schulen bot ihre Schule schon in der Mittelstufe mehrere Praktika an. Die Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums sollten möglichst früh das Berufsleben kennenlernen. Marie fand das grundsätzlich gut. Eine Woche im Waldkindergarten ihres kleinen Bruders war immerhin besser als Unterricht. Zumindest hatte sie das bis eben geglaubt. Die Realität bei den Mini-Füchsen sah etwas anders aus.

Das Wolfsspiel hatte harmlos begonnen, war dann jedoch schnell ausgeartet. Sämtliche Kinder der Gruppe waren über sie hergefallen. Nur ein Mädchen hatte sich rausgehalten. Jetzt erst fiel Marie auf, dass die Kleine bislang bei keinem Spiel dabei gewesen war. Sie saß auf einem Baumstamm und guckte gelangweilt in den Wald. Obwohl sie höchstens fünf war, trug sie ein ähnliches Outfit wie die deutlich ältere Marie: helle Jeggins und Wildleder-Boots. Ihre blonden Haare waren zu einem komplizierten Zopf geflochten und ihre pastellfarbene Bluse passte farblich zu ihrem brandneuen Rucksack.

»Die ist richtig doof«, flüsterte Finn seiner großen Schwester zu. »Athena ist eine blöde rosa Kuh.«

Marie zog eine Augenbraue hoch. »Was soll das denn heißen?«

Emma-Luise trat nach Finns Schienbein. »Du Matsch!«

»Macho«, korrigierte Marie.

»Matsch Ho!«, brüllte Emma-Luise. Und schon waren sie und Finn mitten in einer Prügelei.

Emma-Luise bewies einen harten rechten Haken, Finn zog ihr an den Haaren. Schon griff ein kleines Mädchen mit roten Locken nach einem Stock.

»Stopp!«, herrschte Thyra die Kinder an. »Machst du schon wieder Ärger, Tim?«

»Finn«, korrigierte Marie.

»Misch dich da nicht ein«, bellte Thyra.

Elli seufzte. »Zeit für unsere Mini-Fuchs-Regeln. Wer erinnert sich, wie das mit dem Prügeln war?«

Thyra brummte ein »Früher hätte das eine Strafe gegeben« und zog davon, um die restlichen Kinder zusammenzurufen. Marie fühlte sich nun etwas überflüssig und setzte sich zu der einsamen Athena auf den Baumstamm.

»Bist du echt eine Polizistfrau?«, fragte das Mädchen neugierig.

»Ich?«, fragte Marie überrascht. »Wie kommst du darauf?«

»Finn sagt das. Und dein Papa ist ein Polizistmann.«

»Fast.« Marie lächelte. »Meine Freundinnen und ich sind Detektivinnen. Das bedeutet, dass wir Verbrechen aufklären und Sachen herausfinden. Mein Papa ist Schauspieler. Er tut nur so, als wäre er bei der Polizei – fürs Fernsehen.«

»Ach so«, sagte Athena nachdenklich.

Marie blickte zu der Gruppe, die sich langsam im Kreis versammelte. Noch immer klopfte die Erzieherin auf das Tambourin. »Kommt, wir gehen zu den anderen.«

»Ich mag nicht«, antwortete Athena »Ich will nicht hier sein.«

»Hast du Heimweh?«, fragte Marie.

»Was ist das?«

»Wenn man sein Haus vermisst«, erklärte Marie. »Und sein Zimmer. Und natürlich die Mama und den Papa.«

»Was für einen Papa?«

Marie zögerte. Sie war so voreilig davon ausgegangen, dass das Mädchen bei seinen Eltern wohnte. Dabei war sie selbst nach dem frühen Tod ihrer Mutter bei ihrem alleinerziehenden Vater aufgewachsen. Bis ihr Vater Tessa geheiratet hatte. Aus Stief- und Halbgeschwistern war mit der Zeit eine echte Familie geworden.

»Bist du auch eine Geisterjägerin?«, fragte Athena plötzlich.

Marie schüttelte langsam den Kopf. »Eigentlich nicht. Aber manchmal gehen meine Freundinnen und ich auch unheimlichen Dingen auf den Grund. Wenn ich so darüber nachdenke, kam das sogar schon oft vor. Wir hatten es mit Hexen zu tun, mit Flüchen, Geisterhäusern, Werwölfen und sogar Einhörnern, aber …«

»Bei mir wohnt ein Gespenst«, unterbrach Athena die Aufzählung. Es klang ernst, beinahe etwas ängstlich. »Meine Mama ist berühmt. Aber sie kann keine Gespenster wegmachen.«

»Athena!« Elli winkte zu ihnen hinüber. »Wir machen den Waldkreis.«

»Zack, zack!«, forderte Thyra.

»Was für ein Gespenst?«, fragte Marie, während sie aufstand und sich die Bluse glatt strich.

»Ein echtes.« Athena machte keine Anstalten aufzustehen. »Es ist eine Monster-Katze! Sie trommelt. Und manchmal schaltet sie das Licht aus!«

Pünktlich zur Abholzeit füllte sich der Waldparkplatz mit glänzenden Geländewagen und Lastenfahrrädern. Tessa musste heute nicht kommen, da Marie und Finn auch alleine mit dem Rad fahren konnten. Der Wald grenzte direkt an das Viertel, in dem Maries Familie wohnte. So konnte selbst Finn die kurze Strecke mit seinem kleinen Fahrrad meistern.

Im Wald wurde es laut. Die Kinder drehten noch mal richtig auf. Emma-Luise und ihre Freunde waren inzwischen mit mehreren Schichten Sand, Lehm und Erde verkrustet. Athena hingegen war noch genauso sauber wie am Morgen – was ihre Mutter jedoch anders sah. »Schätzchen, mach mal den Sand von der Hose. So kannst du nicht ins Auto.« Die blonde Frau zerrte eine Kleiderbürste aus der Handtasche und begann, den unsichtbaren Schmutz zu entfernen. Sie selbst sah aus, als wäre sie gerade einem Modemagazin entsprungen. Außerdem kam sie Marie irgendwie bekannt vor.

»Ich habe jetzt auch eine Freundin!« Athena deutete auf Marie.

»Ich bin die Praktikantin«, stellte sich Marie vor.

»Ah«, machte Athenas Mutter nur und scannte mit einem knappen Blick Maries ramponiertes Outfit.

»Maries Papa ist Polizeimann!«, erklärte Athena, während sie ihren Rucksack aufsetzte. »Im Fernsehen.«

»Tatsächlich?« Die Mutter unterbrach ihre Arbeit und sah nun etwas interessierter zu Marie hoch. »Ist dein Vater Schauspieler?«

»Unser Papa ist der Chef von der Vorstadtwache!«, brüllte Finn, bevor Marie antworten konnte. »Er ist Kom…sissa, und ich darf das nicht gucken, weil sie sich da totschießen und es immer mordig ist!«

Marie legte den Arm um ihren kleinen Bruder. »So ungefähr.«

»Vorstadtwache. Dann seid ihr die Kinder von Helmut Grevenbroich?«, hakte die Mutter nach.

Finn nickte bekräftigend. »Ja, wir sind das! Und Marie ist ein Ausrufezeichen. Das ist eine Heldin wie ein Sheriff!«

»Ich habe schon gehört, dass das jüngste Kind der Grevenbroichs hier in den Kindergarten geht«, sagte die blonde Frau. »Das war einer der Gründe für uns, Athena bei den Mini-Füchsen anzumelden. Ich habe ja auch eine eigene Sendung. Vielleicht kennst du die …«

»Natürlich!« Jetzt fiel es Marie endlich ein. »Putzalarm im Promi-Home!«

»Ich bin Expertin für Home Management«, sagte Athenas Mutter. »Und meine Lebensgefährtin arbeitet ebenfalls in den Medien. Sie leitet die erfolgreiche TV-Produktionsfirma Zimmerlein und hat früher mit deinem Vater gearbeitet. Athena und dein Bruder könnten sich zum Spielen verabreden. Wir wohnen noch nicht lange in der Stadt und Athena sucht noch geeignete Freunde.«

»Finn ist doof«, sagte Athena. »Aber ich will Marie einladen.«

»Du Köttelwaschanlage!«, rief Finn. »Ich will eh nicht zu dir und der Geister-Monster-Katze.«

»Geister-Monster-Katze?«, wiederholte die Frau. »Athena, fängst du schon wieder damit an?«

»Sie kann Feuer machen!«

»Es gibt keine Monster-Geister-Katzen.«

»Doch.« Athena verschränkte trotzig die Arme. »Und Marie soll machen, dass sie weggeht!«

ZWEI HALBE FÄLLE

Am Nachmittag fuhren Kim Jülich und Franziska Winkler mit den Fahrrädern ins Ostviertel, wo Marie wohnte. Seit Maries Vater Tessa geheiratet hatte, lebte die Patchworkfamilie in einer alten Villa. Das Gebäude war von außen prunkvoll und von innen gemütlich.

»Ist alles okay?«, fragte Marie erschrocken, als sie die Tür öffnete.

Franzi war ungewöhnlich blass und hatte dunkle Augenringe. »Chaos ohne Ende! Stefan ist erkältet, Britt will unter die Blogger gehen, und ich musste Sonderschichten als Babysitter machen. Tante Franzi im Power-Einsatz. Ihr könnt euch das nicht vorstellen.«

»Kann ich doch«, entgegnete Marie. »Ich weiß noch, wie es war, als Finn geboren wurde. Da hatte ich mich gerade erst an den Gedanken gewöhnt, eine Schwester zu haben. Patchwork-Chaos pur.«

»Und ich bin vom Familiennachwuchs gleich doppelt geplagt«, mischte sich Kim ein. »Meine kleinen Brüder sind immerhin Zwillinge. Das bedeutete zweifaches Chaos. Und es hat bis heute nicht aufgehört. Ben und Lukas waren gestern schon wieder heimlich in meinem Zimmer.«

»Hast du sie erwischt?«

Kim schnaubte. »Die sind nicht zu fassen. Ich wette, die könnten sogar Laser-Schranken überwinden.«

»Wir könnten sie überführen«, schlug Franzi vor. »Wir übernachten bei euch und legen uns auf die Lauer – falls ich nicht einschlafe.«

»Oh ja.« Kim freute sich. »Ich brauche Verbündete.«

»Ich kann leider nicht dabei sein«, sagte Marie. »Für das Praktikum muss ich morgens immer schon ultrafrüh im Wald sein.«

Franzi legte ihr einen Arm auf die Schulter. »Dich holen wir einfach via Konferenzschaltung dazu.«

»Ein Hoch auf die Technik!« Marie führte ihre Freundinnen in die Küche der Grevenbroichs. »Vanilletee?«

»Genau das Richtige«, fand Franzi.

Marie befüllte den Wasserkocher. »Schade, dass wir nicht auf dieselbe Schule gehen. Dann könnten wir in den Pausen Detektivbesprechungen machen.«

»Das stimmt«, antwortete Kim.

»Ach«, scherzte Franzi. »Du musst doch nur die Schule wechseln und sitzen bleiben.«

»Bei dir piept’s wohl!« Marie zeigte ihrer Freundin einen Vogel und lachte. »Ihr könntet doch einfach eine Klasse überspringen und kommt zu mir. Denkt mal an die Praktika, die vielen AGs und die gut aussehenden Jungs.«

»Nein, danke.« Kim grinste. »Jungs gibt’s bei uns auch. Außerdem habe ich zufällig den besten Freund, den man sich wünschen kann.«

»Kim und David, das Harmonie-Paar«, sagte Franzi. »Und ich brauche keinen Freund. Einen hübschen sowieso nicht. Seit wann ist das Aussehen denn so wichtig?«

»War doch nur ein Witz«, antwortete Marie.

»Oh, Vanilletee!« Maries Vater trat in die Küche, ein Telefon in der Hand.

»Ist gleich fertig.« Marie goss heißes Wasser über das Teesieb und ein herrlicher Duft breitete sich im Raum aus.

»Athena Hombachs Mutter hat eben angerufen.« Herr Grevenbroich stellte das Telefon auf die Ladestation. Er ächzte leise. »Sie will unbedingt, dass Finn und ihre Tochter Freunde werden. Und sie war ganz angetan von dir, Marie.«

»Tut mir leid«, sagte Marie. »Sie hat herausgefunden, wer wir sind, und ist ganz versessen darauf, dass sich Athena und Finn zum Spielen verabreden.«

»Ist schon okay.« Herr Grevenbroich holte Tassen aus dem Schrank. »Ich bin nicht ganz unschuldig. Ich hatte früher beruflich mit ihrer Lebensgefährtin zu tun. Margo Zimmerlein ist sehr nett. Als ich hörte, dass sie mit ihrer Lebensgefährtin und deren Tochter wieder in die Gegend zieht, habe ich ihr Finns Kindergarten empfohlen. Da wusste ich noch nicht, wie anstrengend ihre Partnerin ist.«

»Der Wald ist vielleicht auch nicht so der richtige Ort für Athena«, meinte Marie. »Und Finn mag sie nicht.«

»Ich möchte, dass Finn echte Freunde hat«, sagte Herr Grevenbroich. »Nicht Leute, die ihn nur einladen, weil ihnen mein Beruf gefällt.«

»Frau Hombach will bestimmt unsere Villa sehen und dann auch bei uns putzen«, sagte Marie. »Für ihre Promi-Sendung.«

Herr Grevenbroich lachte. »Wir kriegen das auch ohne sie hin. Schließlich hilft hier jeder mit. Und Sauberkeit ist sowieso nur eine Frage der Beleuchtung.«

Franzi lachte prustend auf. »So ist das bei uns auch. Bald leben wir im Dunklen.«

»Die Hombach hat aber viele Fans«, erklärte Kim. »Es gibt sogar Putzmittel zur Serie. Damit es dann im eigenen Bad so riecht wie bei den Stars.«

»Bei den Hombachs ist aber auch nicht alles nur Glanz«, sagte Marie, während sie die Teekanne auf ein Stövchen stellte. »Athena behauptet, dass es bei ihnen spukt. Angeblich gibt es eine Monster-Katze, die trommelt und sogar Feuer machen kann.«

Franzi zog die Augenbrauen hoch. »Wetten, dass das Mädchen einfach nur zu viel fernsieht?«

»Das fürchte ich auch«, sagte Maries Vater. »Das Haus von Athena wäre mir allerdings auch unheimlich. Angeblich wohnen sie in einem Apartment, das Teil einer hochintelligenten Wohnanlage ist. Ein Traum der Zukunft, vollautomatisch, Design ohne Ende und Technik wie in der Weltraumfahrt.«

»Das klingt nach einem Smart Home«, fand Kim. »Da übernehmen die Haushaltsgeräte selbstständig Aufgaben und alles kann digital gesteuert werden. Zum Beispiel über das Handy oder ein Tablet.«

»Und schon ist der Fall gelöst«, sagte Franzi. »Die Waschmaschine will sich für die dreckige Wäsche rächen und hat gemeinsam mit dem Trockner einen fiesen Plan entwickelt, um die Bewohner aus dem Haus zu treiben. Und den Bügeleisen gefällt das. Bleibt nur das Problem, dass die Flurbeleuchtung den Backofen mobbt.«

»Klingt … fast … logisch.« Kim grinste. »Aber was ist dann mit der trommelnden Monster-Katze?«

»Das könnte ein Roboter sein«, vermutete Franzi. »Es gibt doch schon digitale Haustiere. Auch wenn ich das schrecklich finde.«

»Verständlich«, sagte Herr Grevenbroich. »Bei euch auf dem Bauernhof ist ja auch Platz für jede Menge echte Pferde, Hunde, Katzen und Hühner.«

»Mir tut Athena leid.« Marie wurde ernst. Sie musste daran denken, wie besorgt das kleine Mädchen gewesen war. »Ich würde ihr schon gerne helfen.«

»Tessa hat sie neulich beim Abholen gesehen und meinte, sie sei eine verwöhnte Prinzessin«, sagte Herr Grevenbroich.

Eine verwöhnte Prinzessin. Marie fühlte erneut einen leichten Stich, auch wenn ihre Stiefmutter nur Athena gemeint hatte. Bevor die Grevenbroichs zu einer bunten Großfamilie geworden waren, hatte Marie ebenfalls das Leben einer verwöhnten Prinzessin geführt. Und oft hatten andere Menschen sie dafür verurteilt – ohne zu wissen, dass Marie den kompletten Luxus jederzeit gegen eine lebende Mutter und einen Vater mit mehr Zeit eingetauscht hätte. Athena hatte sogar zwei Mütter, aber sie war einsam und sie hatte Sorgen. Niemand nahm sie ernst, da es um Gespenster ging. Bei dem Thema schalteten Eltern gerne auf Durchzug. Wie oft hatte ihr eigener Vater früher gelacht und »Es gibt keine Geister, mein Schatz!« gesagt. Und doch hatte sich Marie damals oft gefürchtet. Schon deshalb wollte sie Athena gern helfen.

»Papa, Kinderturnen!«, brüllte Finn.

»Ich komme ja schon.« Herr Grevenbroich sah auf die Uhr. »Höchste Zeit. Das wird nichts mehr mit dem Tee. Ich hoffe, ich muss nicht wieder nach dem Sportzeug suchen.«

»Das liegt garantiert in der Sandkiste«, sagte Marie.

Ihr Vater stöhnte und verabschiedete sich.

»Fangen wir mit der Detektivbesprechung an«, entschied Kim, als Marie endlich den dampfenden Vanille-Tee in die Tassen goss. »Wie kommen wir an einen neuen Fall?«

»Wir haben einen Fall«, sagte Marie. »Zwei halbe Fälle ergeben einen ganzen. Ihr ermittelt in Sachen Zwillingsbrüder und ich werde versuchen, Athena zu helfen.«

»Und was ist mit richtigen Verbrechen?«, hakte Kim nach.

Marie wollte gerade antworten, als ihr Blick auf den Fußboden fiel. Offensichtlich war Lina schon wieder an ihre Sachen gegangen und hatte sich Maries neues Märchen-Orakel geschnappt! Die Verpackung lag geöffnet auf einem Küchenstuhl. Eine Karte war herausgefallen. Marie bückte sich, um sie aufzuheben. Sie zuckte zusammen, als sie das Bild darauf sah.

»Alles in Ordnung?«, fragte Kim besorgt.

Marie steckte die Karte hastig zurück in die Packung. »Äh … ja. Alles gut. Klar …«

Kim und Franzi fanden Orakelkarten eher albern. Aber Marie hatte die Karte entdeckt, während sie an den Spuk bei Athena gedacht hatte. Das war in ihren Augen ein Zeichen – noch dazu ein düsteres. Das abgebildete Märchen war Brüderchen und Schwesterchen