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Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Freundinnen und sind jedem Fall gewachsen. Skandal im Livestream: Wer sabotiert die Videos von Vlogstar Lena, bekannt als Supergirl? Während Kim, Franzi und Marie sich des Falls annehmen, gehen Supergirls Klickzahlen durch die Decke. Doch der Ruhm hat einen faden Beigeschmack ...
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Seitenzahl: 150
# Falscher Ruhm
Ann-Katrin Heger
KOSMOS
Umschlagillustration von Ina Biber, Gilching
Umschlaggestaltung von Sabine Reddig
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© 2021, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,
Pfizerstraße 5-7, 70184 Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-50370-6
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
»Und jetzt raus mit dir!«, sagte Marie und warf ein dickes Sofakissen nach ihrem kleinen Bruder Finn. »Kim und Franzi kommen gleich zum Mädelsnachmittag.«
Sie füllte eine Schale mit frischen Erdbeeren und stellte eine Karaffe mit Wasser, in das sie Minzblätter und Gurken getan hatte, auf den runden Tisch, der vor ihrer gemütlichen Sofaecke mit großen Samtkissen stand.
»Aber ich will auch Mädelsnachmittag haben«, meckerte Finn und schob beleidigt die Unterlippe vor.
»Tja, wenn du bleibst, ist es nur leider kein Mädelsnachmittag mehr, sondern ein Finn-Spaß-und-Spiel-Nachmittag.« Marie setzte sich neben ihn und strich ihm tröstend über die weichen Haare.
Finn nutzte seine Chance, kletterte auf Maries Schoß und schlang seine Arme um ihren Hals.
Marie konnte ihrem Bruder nur selten etwas abschlagen, doch heute würde sie hart bleiben. Seit der finnische Au-pair-Junge Sami, der ein Jahr auf Finn aufgepasst hatte, wieder nach Hause gefahren war, war im Hause Grevenbroich eine Art Notstand ausgebrochen. Marie hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie in den letzten Wochen in Sachen Finn-Betreuung eingesprungen war. Und nicht nur sie ... Auch Holger hatte ihren kleinen Bruder schon einige Male vom Waldkindergarten abholen müssen. Normalerweise machte es Marie nichts aus, die Babysitterin für Finn zu spielen. Sie fand ihn total süß und Kim und Franzi erging es zum Glück ebenso. Aber heute hatte sie ihre beiden Detektivkolleginnen zu einem ganz besonderen Event eingeladen. Und da würde Finn wirklich nur stören. Sie öffnete die Zimmertür und rief: »Tessa? Kannst du Finn übernehmen? Kim und Franzi müssten jede Minute da sein.«
Marie hörte ein leises Stöhnen und im nächsten Augenblick tauchte der hochrote Kopf ihrer Stiefmutter an der Treppe auf.
»Entschuldige«, sagte Tessa. »War das etwa heute mit deinem Mädelsnachmittag? Das hätte ich mir wohl besser aufschreiben sollen ...« Sie lächelte zerknirscht. »Eigentlich muss ich gleich Stoffmuster für die neue Kollektion aussuchen. Na ja, dann kommt Finn eben mit!«
Sie setzte Finn auf ihre Schultern und tat so, als sei sie ein Pferd. Sie scharrte mit dem Fuß, wieherte und galoppierte die Treppe hinunter.
»Hüah, Pferdchen!«, quiekte Finn vergnügt und schwang seinen Arm im Kreis, als hätte er ein Lasso.
Marie sah ihnen nach. Sie bezweifelte, dass Tessa zusammen mit Finn in Ruhe mit dem Stofflieferanten über ihre neueste Öko-T-Shirt-Kollektion für ihr Label Think Nature! sprechen konnte. Aber vielleicht konnte sie ja auch ein paar Stoffmuster für Pferdedecken bestellen. Schließlich wollte Finn überhaupt nicht mehr aufhören, auf ihr zu reiten.
In diesem Augenblick läutete es. Tessa, immer noch mit Finn auf den Schultern, öffnete die Tür und ließ Kim und Franzi herein.
Sie kitzelten Finn zur Begrüßung an den Füßen. »Ihr dürft nur zu Marie, wenn ihr Mädels seid!«, sagte er. »Ich darf nicht. Ich bin ein Cowboy.« Er schwang erneut sein unsichtbares Lasso.
»Stimmt«, antwortete Kim. »Wenn auch noch ein recht kleiner.«
»Gehen wir denn als Mädels durch?«, fragte Franzi Marie, die sich über das Treppengeländer lehnte. Sie deutete auf ihre zerfranste, abgeschnittene Jeans und ihre Boots, die auch schon mal bessere Zeiten gesehen hatten. »Ich bin nämlich heute auch eher im Cowboy-Look.«
»Haha«, sagte Marie. »Kommt hoch, ihr Cowgirls. Ich habe schon alles für den Girlpower-Mädelsnachmittag vorbereitet.«
»Ich weiß nicht genau, warum. Aber ich habe ein bisschen Angst«, flüsterte Kim Franzi zu. »So ein ganz normales Detektivclub-Treffen wäre mir definitiv lieber.«
»Das habe ich gehört, Kim!«, sagte Marie. »Jetzt warte doch erst mal ab. Ich bin mir sicher: Das, was ich euch zeigen will, wird euch gefallen.«
Als Kim und Franzi es sich auf Maries Sofa bequem gemacht hatten, holte Marie ihren Laptop, stellte ihn neben die Erdbeeren und klappte ihn auf.
Sofort erschien die bekannte Maske von metube, einem Portal, auf dem man Videos selbst hochladen konnte.
»Ist das dein Ernst?«, fragte Franzi. »Du willst Videoclips mit uns ansehen? Wollen wir nicht lieber ’ne Runde quatschen oder Fahrrad fahren?«
»Nicht irgendwelche Videoclips«, erklärte Marie. »Sondern das neueste Video von Supergirl, das man gleich live sehen kann.«
»Supergirl? Ist das die Tochter von Superman, oder was?« Auch Kim wirkte nicht gerade begeistert von Maries Vorhaben.
Marie grinste. »Supergirl ist eine erfolgreiche Video-Bloggerin. ›Vloggerin‹ nennt man das, glaube ich, in Kurzform. Eigentlich heißt sie mit Vornamen Lena, dreht Clips zu Girlpower-Themen und lädt sie auf der Plattform hoch. Und dabei erzählt sie immer auch ein bisschen von ihrem Leben und wie sie die Dinge so anpackt. Sie ist echt klasse. Und das Beste daran ist: Ihre Vlogs sind live und man kann sie sofort kommentieren. Da entstehen in der Kommentarspalte echt coole Diskussionen. Also natürlich nicht immer, aber meistens ist es sehr interessant«, erklärte Marie weiter. »Letzte Woche hat Supergirl einen Beitrag zum Thema Lernen Mädchen anders? gemacht. Und da hat sich sogar ein Lernpsychologe gemeldet, der die Unterschiede erläutert hat.«
»Aha.« Kim war offensichtlich immer noch nicht überzeugt. »Wenn ich mir meine Brüder so ansehe, liegt die Sache klar auf der Hand. Ich lerne anders. Nämlich schneller.« Sie grinste.
Marie überging Kims bissigen Kommentar. »Als ich gesehen habe, was Supergirl heute zum Thema machen wird, habe ich sofort an euch gedacht und euch eingeladen.«
»Jetzt bin ich aber gespannt«, meinte Franzi und dehnte den rechten Arm über dem Kopf. Dann schaute sie auf den Bildschirm. »Oh, ich verstehe: 10 Gründe, warum du dir sicher sein kannst, dass deine beste Freundin vor dir sitzt.«
Marie nickte. »Tolles Thema, oder? Ich bin auch total gespannt.« Sie sah auf die Uhr. »Jetzt geht es los!« Sie klickte auf das Dreieck, das im Bild sichtbar wurde, und der Kopf eines etwa sechzehnjährigen Mädchens erschien auf dem Bildschirm. Sie hatte schwarzes, lockiges Haar, eine markante Nase und lange dichte Wimpern.
»Sie sieht eigentlich ganz sympathisch aus«, gab Franzi zu.
In diesem Augenblick begann Supergirl zu reden. Ihre Stimme klang tief und voll. »Ein herzliches Hallo an alle Doppel-X-Chromosome da draußen. Hier ist wieder eure Lena und ich möchte mit euch Folgendes besprechen: Was zeichnet eine echte Freundin aus? Und wie erkennt ihr, dass ihr nur ein Nachtschattengewächs von einem Mädchen vor euch habt, die euch den fame abgraben will? Diskutiert mit mir, nutzt die Kommentarleiste, ihr kennt das Spiel, und ich greife eure Beiträge auf und schmeiße sie in die Diskussion. Um das Ganze zum Laufen zu bringen, diese Behauptung: Bei meiner Freundin kann ich so sein, wie ich wirklich bin, und ich muss mich nicht verstellen ...«
Marie sah, dass Kims Augen leuchteten.
Kim schnappte sich den Laptop und schrieb: »Sehr richtig. Ich bin ganz deiner Meinung, Supergirl. Außerdem ist es total wichtig, dass man über dieselben Dinge lachen kann und dass die Freundin immer für einen da ist, wenn man sie wirklich braucht.«
»Zum Glück stimme ich dir da zu«, meinte Marie. »Du weißt schon, dass du unter meinem Nickname schreibst?« Sie grinste. »MarieGold, das bin ich.«
»Ups.« Kim guckte Marie betreten an. »Sorry. Du weißt ja ... wenn es ums Schreiben geht, bin ich nicht zu bremsen.«
»Schon okay, wirklich. Pass mal auf, Supergirl antwortet dir!«
Die nächste Dreiviertelstunde waren die drei !!! damit beschäftigt, über echte Freundschaft zu diskutieren. Ob absolute Ehrlichkeit zu einer Freundschaft gehört oder ob sie verletzen kann. Ob eine Freundin auch mitten in der Nacht vorbeikommen muss, wenn Liebeskummer den Schlaf unmöglich macht. Und ob man beste Freundinnen sein kann, wenn man sehr weit voneinander entfernt wohnt.
Auch Franzi war von Supergirls lebendiger Art gefangen und bat Kim, den ein oder anderen Kommentar für sie zu schreiben. »Marie, du hattest recht. Der Vlog von Supergirl ist echt toll. Den werde ich mir in Zukunft öfter ansehen!«
»Ach du liebe Zeit«, sagte Supergirl in diesem Augenblick. »Die Stunde mit euch ist wie im Flug vergangen und es sind noch so viele Fragen offen. Ich denke, ich werde das Thema in meinem nächsten Vlog noch mal aufgreifen.« Sie blickte in die Kommentarleiste. »Herzlichen Dank schicke ich an MarieGold, die sich besonders intensiv mit dem heutigen Thema auseinandergesetzt hat. Aber das ist noch nicht alles. Weil von MarieGold die meisten Beiträge gepostet wurden, habe ich eine ganz besondere Überraschung für sie. Nächsten Samstag ist die Video Times, eine Veranstaltung, auf der sich viele erfolgreiche Vlogger treffen. Ich werde sie auf die Gästeliste setzen, und wenn sie mag, darf sie auch noch ihre besten Freundinnen mitbringen. Logisch, bei diesem Thema heute. Passt auf euch auf und: See you soon, sweetie pies!«
Das Bild erstarrte. »Habe ich euch zu viel versprochen?«
Kim schüttelte den Kopf. »Supergirl macht das genial. Wie sie die unterschiedlichen Meinungen zusammenfasst und moderiert. Kein Wunder, dass sie so eine große Community hat!«
Franzi deutete auf die Kommentarleiste. »Aber nicht alle meinen es gut und wollen wirklich mitdiskutieren. Schaut mal, was mir aufgefallen ist. Jemand mit dem Nickname Froschkönig war ganz schön gemein. Habt ihr das auch gelesen?« Sie zeigte auf einen Post mit dem Profilbild eines fies grinsenden Froschs, der eine Krone auf dem Kopf hatte.
Du redest über Freundschaft? Dass ich nicht lache ... Ich merke es dir an, dass du keine gute Freundin bist! Du bist oberflächlich und selbstverliebt.
»Nee, der eklige Post ist mir vorhin gar nicht aufgefallen«, gab Kim zu. »Ich war so mit Nachdenken und Schreiben beschäftigt.«
»Ist leider nicht der einzige Post seiner Art, wie ich gerade sehe«, meinte Marie, die mittlerweile die anderen Videos von Supergirl aufgerufen hatte. »Seht her: Froschkönig ist immer dabei und verspritzt sein Gift!« Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn jemand sehr viel Erfolg hat, hat er immer auch Neider. Bestimmt wäre Froschkönig selber gerne ein berühmter Metuber und gönnt es Supergirl nicht, dass sie so beliebt ist.«
»Ist aber ziemlich feige, oder? Er sagt es ihr ja nicht ins Gesicht, sondern versteckt sich hinter der blöden Froschmaske!« Franzis Augen blitzten zornig. »So was kann ich überhaupt nicht leiden!«
»Supergirl macht es richtig. Sie geht gar nicht auf den Hater ein«, meinte Kim schließlich. »Vielleicht gibt er bald auf, wenn er keine Bestätigung in der Community bekommt.«
»Bisher war er allerdings ziemlich hartnäckig!« Marie zuckte zusammen, als die Tür ihres Zimmers aufgerissen wurde und Finn hereinstürmte.
Er trug ein T-Shirt, das ihm wie ein Nachthemd um die Beine wehte. Er gab sowohl Kim als auch Franzi ein Highfive und kuschelte sich an Marie. »Darf ich jetzt mitmachen? Ich habe auch extra ein Kleid angezogen!«, bat er, stand auf, drehte sich einmal im Kreis und schwenkte das T-Shirt wie ein Ballkleid.
Nun erschien auch Tessa in der Tür. »Wären zehn Minuten in Ordnung? Ich will mir nur kurz in Ruhe die Produktbeschreibungen durchlesen.« Sie wartete Maries Antwort gar nicht ab und flötete nur noch ein »Danke« durch die angelehnte Tür.
Marie seufzte und knuddelte Finn. »Macht es euch was aus, wenn Finn ein wenig bei uns ist?«
Franzi kletterte vom Sofa und ging in den Vierfüßlerstand. »Quatsch. Alles gut. Komm, Finnimädchen, steig auf!«
Das ließ sich Finn nicht zweimal sagen und krabbelte auf Franzis Rücken. Als sie mit ihm durchs Zimmer ritt, juchzte er: »Ich will jeden Tag Mädelsnachmittag haben!«
Kim kicherte. »Finn ist soo süß!«
»Ihr seid wirklich die besten Freundinnen, die es gibt«, sagte Marie gerührt. »Ich muss gleich noch einen Kommentar an Supergirl schreiben. Spontane Hilfe bei der Bruderbetreuung gehört ab sofort unter die Top Ten meiner Beste-Freundinnen-Checkliste.«
Marie schob sich einen Löffel Knuspermüsli in den Mund und warf einen Blick auf die Küchenuhr. Erst zehn Uhr ... Normalerweise schlief sie an einem Samstagmorgen um diese Zeit noch, doch heute hatte sie Finn zu seinem Freund Ben bringen müssen, weil Tessa ein dringender Termin dazwischengekommen war und ihr Vater an diesem Wochenende Dreharbeiten hatte.
Zum Glück liebte Finn die Tage bei Ben. Ben lebte mit seiner Familie ein wenig außerhalb und sie hatten drei Hunde und mehrere Meerschweinchen. Marie lächelte, als sie daran dachte, wie Finn entzückt mit einem der Rosettenmeerschweinchen in der Hand dagestanden hatte ...
Bis zwei Uhr hatte sie noch massig Zeit. Da war sie mit Franzi und Kim vor der Messehalle verabredet, in der die Video Times stattfinden sollte. Bis dahin konnte sie sich kundig machen, welche Vlogger sie dort erwarten würden. Denn so richtig gut kannte Marie sich nicht aus. Sie surfte nicht oft auf metube. Dazu hatte sie viel zu viele Hobbys: Singen, Tanzen, Mode ... Mal ganz abgesehen von der Detektivarbeit, die sie als Mitglied der drei !!! sehr in Anspruch nahm. Mit beachtlichem Erfolg, denn sie hatte gemeinsam mit Kim und Franzi bereits über 75 Fälle gelöst!
Sie schnappte sich das Tablet ihres Vaters, das auf dem Tisch lag, und begann zu recherchieren.
Zweieinhalb Stunden später blickte Marie wieder auf und lächelte. Sie hatte sich von Clip zu Clip geklickt und die Zeit war wie im Flug vergangen. Die Video Times würde bestimmt ziemlich spaßig werden. Von Nachrichtensendungen über echt coole Musik bis zu Comedy war alles dabei. Viele der Metuber würden heute live auftreten und man konnte sie treffen und sich mit ihnen unterhalten.
Jetzt brauchte sie nur noch das passende Outfit. Marie ging in ihr Zimmer und besah sich ihren gut gefüllten Kleiderschrank. Sie brauchte etwas, das zu Supergirl passte: natürlich und doch hip.
Sie zog die Retro-Sneaker und einen Skater-Minirock aus dem Schrank. Dann schlüpfte sie in ein enges silbernes T-Shirt, drehte sich vor dem Spiegel hin und her und nickte zufrieden. So konnte sie sich bei der Video Times sehen lassen!
Vor der Messehalle war die Hölle los. Auf dem roten Teppich, der ins Innere führte, kamen die metube-Stars an, und die Menge, die sich hinter den Absperrungen drängte, jubelte und kreischte, sobald sie einen ihrer Lieblinge entdeckt hatten. Marie hatte trotz ihrer intensiven Recherche von heute Vormittag noch keinen der Metuber sicher identifizieren können.
Sie winkte Franzi und Kim, die gleichzeitig zu ihr herüberliefen.
»Hoppla, du bist schon da?«, fragte Franzi erstaunt.
»Ist dir nicht aufgefallen, dass ich mich in letzter Zeit nicht mehr so oft verspäte wie früher?«, gab Marie mit leicht gekränktem Unterton zurück. »Ich habe mich echt gebessert.«
»’tschuldigung«, antwortete Franzi. »Das stimmt. Es kommt kaum noch vor, dass wir länger als fünf Minuten auf dich warten müssen. Du siehst übrigens sehr hübsch aus. Stehen dir, die Turnschuhe ...«
Franzis Kompliment versöhnte Marie augenblicklich. »Lasst uns mal reingehen«, schlug sie vor. »Ist irgendwie eine ganz neue Welt für mich. Vielleicht finden wir uns drinnen besser zurecht.«
An der Kasse bekamen die drei !!! VIP-Karten umgehängt. »Ihr seid Ehrengäste von Supergirl. Mit diesem Ausweis dürft ihr auch in die Backstage-Bereiche«, erklärte ihnen der Verkäufer feierlich. »Und hier stehen eure Namen. Lasst euch die Karten nicht abluchsen. So mancher Besucher würde für so einen VIP-Ausweis alles tun.«
»Geht klar. Die Ausweise sind bei uns sicher«, sagte Marie und schlenderte so lässig wie möglich durch die Taschenkontrolle und das Drehkreuz.
Franzi und Kim dackelten ihr nicht ganz so lässig hinterher.
»Holla, die Waldfee, hier brummt es aber!« Franzi musste aufpassen, dass sie nicht umgerempelt wurde. »So viele Menschen, die ihre Helden sehen wollen. Und ich kenne diese Stars noch nicht mal ...«
Marie blickte sich um. Es war wirklich sehr laut, sehr voll, und alles blinkte und wollte die Aufmerksamkeit der Menge erhaschen. Wo sie wohl Supergirl finden konnten?
»Wir müssen hier lang«, meinte Kim und deutete auf eine Frau, die einen Superwoman-Mantel umgeworfen hatte. Auf dem Rücken stand: Supergirl – Halle 3.0 D44. »Das ist die Standnummer!«
Zuerst mussten sie sich allerdings noch an einer Bühne vorbeiquetschen, auf der zwei höchstens zehnjährige Mädchen zweistimmig ein Lied vortrugen und dabei so schnelle Armbewegungen machten, dass man gar nicht mehr erkennen konnte, wo der eine Arm aufhörte und der andere begann.
»Die Müller-Twins«, flüsterte Marie. »Die singen echt genial. Ich hab mir heute einige Videos von ihnen angesehen.«
»Und wer ist der Typ da drüben?«, fragte Kim. »Der mit dem Rennfahreranzug? Kennst du den auch?«
Marie grinste. »Glaube schon. Das ist Julius Cräsh. Der Meister im Veräppeln von aktuellen Chart-Hits. Er dichtet neue Texte auf die bekannten Melodien und dreht total lustige Video-Clips dazu. Unbedingt sehenswert.«
Der Rennfahrer-Julius hatte sich mittlerweile in Bewegung gesetzt und eine Traube kreischender Mädchen versuchte, ihm zu folgen, um ein Autogramm zu ergattern.
»Ich glaube, ich bin froh, dass wir niemals einen Detektiv-Vlog oder so etwas überlegt haben. Das ist ja gruselig, wenn man keinen Schritt mehr alleine tun kann«, meinte Kim. »Und mit geheimen Ermittlungen wäre es dann auch vorbei. Wo ist denn Franzi eigentlich?« Sie sah sich um.
»Hier!«, rief Franzi und kämpfte sich durch eine Gruppe von Jungs mit extraweiten Jeans zu Kim und Marie durch. »Ich bin von dieser überlebensgroßen Shampooflasche weggedrängelt worden. Ich hatte keine Chance.«
Kim kicherte. »Von einer Shampooflasche weggedrängelt worden ...«, wiederholte sie. »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich sagen, wir sind in einem ziemlich schlechten Horrorfilm gelandet.«
Sie und Franzi beobachteten amüsiert, wie die Shampooflasche noch ein paarmal die Orientierung verlor und über Besucher stolperte, bevor sie an ihrem Bestimmungsort gelandet war: Babsis Schönheitsschlösschen. Dort stellte sie sich zum pinken Glitzerhaargel und zum lilafarbenen Duschschaum und rührte sich vorsichtshalber nicht mehr vom Fleck.
»Das sieht ja toll aus«, sagte Marie. »Und riecht bestimmt noch viel besser!«
»Ohweia. Alarmstufe Rot. Marie ist vom Kosmetikvirus befallen!« Kim hielt Marie die Augen zu. »Schnell zu Lena Supergirl. Bevor wir Marie an Babsi verlieren.«
Marie lachte. »Dann musst du mir aber auch die Nase zuhalten. Ich weiß, wo ich hinmüsste. Ich wittere den Duft von Vanille und Erdbeeren ...«
»Seid ihr MarieGold und Freundinnen?« Lena Supergirl tippte Marie auf die Schulter.
Marie drehte sich zu Lena um und strahlte sie an. »Ja, stimmt. Woher weißt du das?«
Lena winkte ab. »Auf eurer VIP-Karte steht doch mein Name. Und ich hatte nur euch drei auf der Gästeliste«, erklärte sie.
»MarieGold