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Diebstahl und Betrug! Die drei !!! verbringen spannende Tage auf dem Eschenhof. Das Reittherapie-Angebot ist einfach unglaublich! Als 12.000 Euro in bar verschwinden, werden Kim, Franzi und Marie misstrauisch. Hat eine Mitarbeiterin des integrativen Ponyhofs das Geld gestohlen? Was hat sie damit vor? Oder führen die Spuren doch zu anderen Verdächtigen? Die Freundinnen ermitteln in alle Richtungen. Mutig und schlau übernimmt jede Detektivin bestimmte Aufgaben. Pferde, Ponys, Reiten: Großer Krimispaß mit sympathischen Charakteren. Im Team lösen die Mädchen gemeinsam jeden noch so verzwickten Fall!
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Seitenzahl: 154
Veröffentlichungsjahr: 2025
Die drei !!! Der Ponyhof-Skandal
Ann-Katrin Heger
KOSMOS
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Umschlagsabbildung: © Ina Biber, Gilching
© 2025, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart
kosmos.de/servicecenter
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-50912-8
E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Cover
Titel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Hauptteil
Frühstücks-Trubel
Glitzer und Hühnerfedern
Futtergeld
Nachrichten
Lob und Stille
Fleischfressende Bewohner
Woran liegt es?
Lauschangriff
Hoppe, hoppe, Reiter
Zickzack-Ermittlung
Helmpflicht
Zu viel
Hoffnung und Geld
Alles anders
Schoko-Verrat
Es lebe der Eschenhof!
»Die Milch!«, rief Frau Winkler entsetzt. Franzi erfasste die Situation im Bruchteil einer Sekunde und sprintete los. Sie sprang in einem Satz über Sherlock Bones und Ophelia, die sie beide erstaunt ansahen und mit den Augen verfolgten. Vor dem Herd stoppte sie mit quietschenden Sohlen und schob den Topf von der heißen auf eine kalte Platte.
Puh, geschafft. Die Milch war zwar schon bis an den Rand hochgestiegen, doch Franzi beobachtete zufrieden, wie sie wieder zurück in den Topf kroch.
Marie und Kim, die zusammen mit der restlichen Familie Winkler am Tisch in der gemütlichen Wohnküche des Bauernhauses saßen und gemeinsam frühstückten, klatschten.
Franzi drehte sich um und verbeugte sich in alle Richtungen. »Danke, danke, vielen Dank! Unser Haferschleim ist gerettet!«
»Haferschleim?« Herr Winkler schüttelte sich. »Nicht für mich, ich verzichte!«
Franzi schüttete Haferflocken in die heiße Milch. »Nein, du bekommst Porridge. Das ist zwar das Gleiche, aber es klingt viel leckerer!«
»Porridge ist Haferschleim?«, fragte Stefan, Franzis Bruder, entsetzt. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es letztens sicher nicht probiert!«
Frau Winkler, die die kleine Leni auf dem Arm hatte, stand auf. »Sch, sch, sch, meine Süße, schlaf wieder ein!«, flüsterte sie ihrer Enkelin ins Ohr. Leni krähte einmal laut auf, schloss dann aber ihre Augen.
»Zum Glück«, seufzte Britt. »Sie hat die Nacht kaum geschlafen.«
Herr Winkler gähnte und grinste. »Das musst du nicht extra sagen. Die meisten von uns haben es live und im Originalton mitbekommen.«
Stefan sah seine Eltern schuldbewusst an. »Es ist viel zu eng im Haus, wir wissen das. Und wir suchen nach einer anderen Lösung, damit wieder mehr Ruhe einkehrt, aber es ist schwierig.«
Franzi war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite fand sie es super, dass Stefan und Britt auf den Winklerhof gezogen waren und nun mit Franzis Nichte, der kleinen Leni, hier wohnten. Aber es verlangte allen viel ab. Britt und Stefan studierten noch und brauchten immer mal wieder einen Babysitter. Diesen Job übernahm Franzi ab und zu sehr gern, aber in letzter Zeit war es nicht bei ab und zu geblieben und sie hatte Tinka und auch ihre besten Freundinnen, Kim und Marie, vernachlässigt. Von der Detektivarbeit ganz zu schweigen.
Für ihre Eltern war es noch stressiger. Ihre Mutter führte mittlerweile eine ellenlange Warteliste mit Back-Aufträgen und die Öffnungszeiten für das Hofcafé hatte sie seit einigen Monaten eingeschränkt.
Die Tierarztpraxis ihres Vaters brummte ebenfalls und in letzter Zeit waren ein paar neue Tiere auf dem Winklerhof eingezogen, die zusätzlich versorgt werden mussten. Das kostete Zeit und auch Geld. Die Neuzuzüge waren Sherlock Bones, ein süßer wuscheliger Hund, in den Kim alle detektivische Hoffnung setzte, nachdem Pablo, ihr eigener Hund, sich in diesem Bereich nicht als besonders begabt erwiesen hatte, die Katze Ophelia und die Stute Leika, die durch die Tierschutzorganisation Fell & Pfote zu ihnen gekommen war. Beide waren trächtig gewesen, und so wuselten nun auch noch die kleinen Katzen Tick, Trick, Track und Panzerknacker und das junge Fohlen Wanda auf dem Hof herum.
Das alles war viel. Zu viel – vor allem für Herrn Winkler, der rund um die Uhr zu arbeiten schien. Franzi macht sich in letzter Zeit öfter Sorgen, weil er kaum noch lachte und ständig und an den unmöglichsten Orten einschlief.
»Mach dir keine Gedanken!«, sagte Frau Winkler. »Es ist schön, euch hier zu haben und Leni wachsen zu sehen. Ihr müsst nichts überstürzen. Ihr werdet sicher bald etwas Passendes finden.«
Stefan lächelte, stand auf, schnappte sich seine Mutter mitsamt Leni und wirbelte sie herum. »Danke, du bist die Beste!«
»Und ich?« Herr Winkler schmollte im Spaß.
Britt grinste. »Du bist der Beste, ist doch klar!«
Franzi stellte den Topf mit dem dampfenden Haferschleim auf den Tisch und verteilte die Schüsseln. »Und die allerbeste Schwester und Freundin und Tochter bittet euch jetzt, richtig reinzuhauen. Schließlich müssen alle wieder zu Kräften kommen!«
Eine halbe Stunde später war beinahe alles aufgegessen. Im Brotkorb lagen nur noch ein paar Brötchenkrümel und eine halbe Zimtschnecke.
Franzi streckte die Arme nach Leni aus, die mittlerweile wach war und mit großen Augen zugesehen hatte, wie alle aßen. »Komm her zu mir!«, sagte sie und knuddelte ihre Nichte.
Sie bemerkte, dass Marie nachdenklich aus dem Fenster sah. Marie hatte es gerade nicht leicht. Oma Agnes war in letzter Zeit zunehmend vergesslich geworden und die ganze Familie hatte eine Lösung gesucht, weil ihr Mann, Opa Herbert, die Betreuung nicht mehr alleine bewerkstelligen konnte.
»Gibt es Neuigkeiten zum Thema Villa Sonnentau?«, fragte Franzi.
Marie sah Franzi verdutzt an. »Oh, waren meine Gedanken so offensichtlich?« Sie lächelte.
»Ich habe tatsächlich gerade an Oma Agnes und Opa Herbert gedacht. Es gibt gute Nachrichten. Sie dürfen in die Villa Sonnentau einziehen. Oma hat den Platz in der begehrten Wohngemeinschaft bekommen. Dort gibt es vier weitere Bewohner, die an Demenz erkrankt sind. Es wird ihr dort gut gehen. Also zumindest hoffe ich das. Nur was aus dem Häuschen am Wald wird, das wissen wir noch nicht. Ich werde es vermissen.«
»Das verstehe ich, trotzdem freut es mich riesig, dass sie ihren Wunschplatz bekommen hat«, antwortete Kim. »Und dürfen die Esel nun mit?«
Marie zuckte mit den Schultern. »Das ist noch nicht raus. Am Mittwoch ziehen die Vierbeiner zur Probe ein. Die Pfleger haben zusammen mit den Bewohnern, die das noch schaffen, einen Stall und eine Koppel gebaut. Und das ist erst der Anfang. Das Heim will langfristig noch andere Tiere anschaffen.«
»Adam und Eva? Ein Stall im Altersheim?«, fragte Herr Winkler interessiert. »Wie meinst du das, Marie?«
»Sie wollen die Tiere für die Senioren ins Heim holen. Es gibt Studien, dass es alten Menschen guttut, sich um Tiere zu kümmern und mit ihnen Zeit zu verbringen. Sie sind dann weniger einsam und haben auch weniger Krankheiten, oder zumindest bessern sich die Beschwerden. Sie werden wegen ihrer neuen Aufgaben zufriedener und glücklicher. So habe ich es zumindest verstanden.«
»Tiergestützte Therapie«, bestätigte Herr Winkler und seine Augen begannen zu leuchten. »Das stimmt, ich habe davon gelesen, dass man dadurch sehr gute Ergebnisse erzielt. Da muss ich gleich an meine alte Freundin Maja denken. Ich habe mit ihr Tiermedizin studiert und sie hat auf diesem Gebiet promoviert. Erinnerst du dich an Maja, Elke?«
Frau Winkler nickte. »Ja, klar, ich mochte Maja. Sehr schade, dass wir keinen Kontakt mehr zu ihr haben.«
Franzi wunderte sich. So lebendig hatte sie ihren Vater in den letzten Wochen kein einziges Mal erlebt.
»Ich glaube, sie hat ihren Traum wahr gemacht, sich einen alten Hof gekauft und mehrere Zusatzausbildungen zur Therapeutin gemacht. Aber so richtig weiß ich nicht, was aus ihr geworden ist. Und mein altes Notizbuch habe ich auch nicht mehr, fürchte ich.« Er grinste und zwinkerte seiner Frau zu. »In dieses Buch habe ich deine Nummer notiert, an dem Abend, an dem wir uns kennengelernt haben.« Er stand auf und gab seiner Frau ein Küsschen auf die Nase.
Franzi reichte Leni an ihren Bruder Stefan und holte ihr Handy heraus. Dann gab sie tiergestützte Therapie in die Suchmaske ein. Volltreffer! Der Eschenhof, nur ein paar Kilometer entfernt, musste es sein. Der Vorname der Besitzerin stimmte auch. »Heißt Maja mit Nachnamen Sager?«, fragte sie.
Herr Winkler hob die Augenbrauen. »Äh, ja, woher weißt du das?« Er winkte ab. »Was frage ich noch, du bist Detektivin.«
Franzi sah Kim und Marie an, die kicherten. »Dazu musste ich mein Detektivinnenhirn nicht einschalten, Papa. Das hat das Netz für mich erledigt.« Sie hielt ihrem Vater das Handy entgegen, damit er sich die Seite des Eschenhofs ansehen konnte.
Versonnen scrollte er hoch und runter. »Das sieht toll aus!«, meinte er anerkennend. »Und Maja sieht sehr glücklich aus. Ob ich …?«
»Auf jeden Fall!«, sagten Franzi und Frau Winkler gleichzeitig. Sie lachten.
»Ruf sie an und besuche sie«, sagte Frau Winkler.
»Du musst dringend mal hier raus!« Franzi knuffte ihren Vater in die Seite. »Den Stress abschütteln!«
»Ihr wollt mich also loswerden?«, fragte er mit gespielter Empörung. »Na schön, dann werde ich gehen. Und versuchen, Maja an den Hörer zu bekommen!«
Gut gelaunt gab er Leni ein Küsschen auf die Stirn und tanzte aus der Küche.
Frau Winkler sah ihm lächelnd nach. »Ich weiß nicht, was genau gerade passiert ist, aber es ist gut!«
Franzi stieg in die Kutsche im alten Pferdestall, der Clubzentrale der drei !!!.
Sie war froh, dass sie mal wieder zu dritt waren. In den letzten zwei Wochen hatten sie sich kaum gesehen, weil so viel los gewesen war. Sie selbst war hier auf dem Hof eingespannt gewesen, Marie hatte bei Oma Agnes mitgeholfen und Kim …? Kim hatte sie ab und zu in der Schule gesehen. Und immer war sie in ihr Handy vertieft gewesen.
»Ich eröffne das heutige Detektivinnentreffen«, sagte Franzi feierlich. »Steht etwas an?«
Bevor Kim oder Marie antworten konnten, klopfte es und im gleichen Moment hüpfte Ophelia in die Kutsche und maunzte laut.
»So viel zu einem gemütlichen Treffen zu dritt!«, seufzte Franzi. »Das scheint im Moment nicht möglich zu sein. Herein!«
Die schwere Holztür öffnete sich und Herr Winkler trat ein. Er war noch besser gelaunt als vorhin. »Ich habe es getan«, sagte er. »Ich habe gerade eine halbe Stunde mit Maja telefoniert. Wir haben uns über alte Zeiten unterhalten und sie hat sofort vorgeschlagen, neue daraus zu machen. Was haltet ihr von einem Ausflug nach Eschenbach? Gleich jetzt? Maja hat uns eingeladen.«
Die drei Freundinnen sahen einander an und nickten.
»Cool, Papa«, sagte Franzi. »Wir sind dabei!«
Franzi konnte es kaum glauben: Dass der alte Familienkombi immer noch seinen Dienst tat, war einfach ein Wunder. Er klapperte, er ächzte, er schnaufte und er fuhr nicht mehr schneller als 100 km/h, aber jeder in der Familie mochte ihn und hätte ihn auf keinen Fall gegen ein neues Auto ausgetauscht. Allerdings brauchten sie eine gute halbe Stunde für die wenigen Kilometer, die Eschenbach entfernt war.
Sie bogen von der Hauptstraße in das kleine Dorf mit Marktplatz und altem Brunnen ab.
»Obwohl Eschenbach baulich mit unserer Stadt zusammengewachsen ist, ist es ein eigenständiges Dorf geblieben«, erklärte Herr Winkler. »Deswegen gibt es zum Beispiel noch ein Rathaus und sie haben einen eigenen Bürgermeister.« Herr Winkler fuhr an einer blinkenden kleinen Bude vorbei, die Falafel und Döner anbot. »Allerdings merkt man nicht, wo die Stadt aufhört und wo Eschenbach anfängt.«
»Und es gibt eine große Firma«, meinte Marie und zeigte auf ein Plakat in grellen Farben mit einem glitzernden Logo und dem Schriftzug Glimmer-Haus.
Erst jetzt bemerkte Franzi, dass die Anzeigen der Firma überall hingen. An jedem Zaun, an jedem Laternenmast, an der Bushaltestelle hingen sie glitzernd und so groß wie möglich.
»Bachstraße, hier müssen wir rein«, sagte Herr Winkler, als sie an einem Glas- und Stahlbau vorbeifuhren. »Ups, das ist mal ’ne Ansage: Das Haus zu den Plakaten!«
»Ein Ungetüm«, flüsterte Franzi und starrte das riesige Haus mit den schimmernden Oberflächen an. »Um zum Eschenhof zu kommen, muss man ausgerechnet am Firmensitz von Glimmer-Haus vorbei. Die arme Maja.«
»Pfff«, machte Marie. »Also ich finde das ganz schick. Jeder hat doch einen anderen Geschmack. Und vielleicht mag Maja goldenen Glitzer. Wer weiß?«
»Sorry, du hast recht. Das kann sein«, räumte Franzi ein. »Auch wenn ich mir das nicht vorstellen kann!«
Vor ihnen tat sich ein Hof auf. Zuerst sah man das Wohnhaus, ein altes Fachwerkhaus. Die Balken waren grün gestrichen, die Backsteine dazwischen waren in Rauchblau gehalten.
Koppeln umgaben das Haus, Alpakas und Ponys sahen neugierig zu, wie Herr Winkler den alten Kombi auf den Hofplatz fuhr und parkte.
Neben dem Wohnhaus befanden sich im Abstand von etwa zwanzig Metern die Ställe und die Scheune, die ebenfalls in Grün und Blau gestrichen waren.
Das Scheunentor stand offen und Franzi konnte einen Blick in die Sattelkammer werfen. Dort waren bunte Wimpelketten aus Stoff aufgehängt, außerdem die Decken der Ponys und farbenfrohe Helme, die an der Wand auf die Besucher warteten.
»Typisch Maja«, bestätigte Herr Winkler. »Genau wie früher. Sie hatte schon immer ein Händchen für Ästhetik und dafür, dass sowohl Menschen als auch Tiere sich bei ihr wohlfühlen. Genau wie du, Franzi!«
»Vielen Dank für die Blumen, aber ich nehme nur den Teil mit den Tieren und den Menschen an. Mein Zimmer und alles andere ist designmäßig nicht auf dem neuesten Stand. Wenn ich Marie nicht hätte, wüsste ich nicht einmal, was gerade klamottentechnisch angesagt ist.«
Sie lachte.
Im gleichen Moment kam eine etwa fünfzigjährige Frau aus dem Fachwerkhaus. Sie trug ein kurzes Kleid, auf dem Goldfische abgebildet waren, und dazu geringelte Strumpfhosen. Die roten Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden.
»Karl!«, rief sie und lief mit offenen Armen auf Herrn Winkler zu.
Herr Winklers Wangen wurden vor Freude rot. »Maja, das ist wirklich lange her. Schön, dich zu sehen!«
Sie umarmten sich herzlich. »Lass dich angucken«, sagte Maja. »Du siehst noch müder aus, als du angekündigt hast, Karl Winkler, richtig mies, wenn ich ehrlich bin!« Sie kniff ihn liebevoll in die Wange. »Kriegst ’ne Zehnerkarte Reittherapie!«
Herr Winkler grinste. »Der Besuch muss erst einmal reichen. Ich würde dir gerne meine Tochter Franziska und ihre besten Freundinnen Kim und Marie vorstellen.«
»Du hast schon so eine große Tochter?« Maja staunte. »Schön, dich … äh … euch kennenzulernen.«
»Franzi ist das jüngste meiner drei Kinder«, erklärte Herr Winkler. »Da sind noch mein Sohn Stefan und meine Tochter Chrissie, und dann gibt es noch meine Enkelin Leni und –«
»Ach du liebe Zeit«, sagte Maja. »Erzähle mir das später bei einer Tasse Tee, jetzt zeige ich euch den Eschenhof.«
»Vielen Dank, dass wir mitkommen durften«, sagte Marie. »Das Thema Tiertherapie interessiert mich nämlich besonders.«
Maja nahm Marie am Arm. »Du bist die, deren Oma in der Villa Sonnentau wohnt?«
Marie nickte. »Oma Agnes ist seit einer Woche dort!«
»Karl hat mir erzählt, dass die Leitung dort Tiere anschaffen will. Welch großartige Idee. Das wird vielen Bewohnern sicher guttun. Und natürlich unterstützen mein Team und ich sie mit Rat und Tat!«
Marie machte große Augen. »Wirklich?«, fragte sie erstaunt. »Das ist toll, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Kein Problem. Ich sehe viel zu gerne, wie Menschen im Umgang mit Tieren aufblühen, das ist keine richtige Arbeit für mich.«
»Du hast dich wirklich nicht verändert. Immer noch die gleichen Träume, immer noch die gleichen Werte und immer noch so fleißig. Ich bewundere dich für deine Energie.« Herr Winkler ging schnurstracks auf ein braunes Shettie zu, das seinen Kopf über den Zaun des Paddocks streckte.
»Das ist keine Kunst. Weil ich wunderbare Mitarbeiter habe. So wie Sammy hier!« Maja begrüßte das Pony, holte eine Karotte aus einem Eimer am Zaun und hielt sie Sammy hin. Der schnappte sie und fraß sie in einem Happs auf.
»He, Maja, lobst du mal wieder nur die Tiere?« Eine junge Frau Mitte zwanzig kann aus der Sattelkammer, mit einem Sattel über dem Arm und einer rosafarbenen Trense über der Schulter. »Und was ist mit den menschlichen Mitarbeitern und den Klienten? Apropos, hast du Pepe gesehen? Der hat gleich Reitstunde.«
»Jeva! Wie gut, dass du da bist. Ich habe Besucherinnen für dich, beste aller Mitarbeiterinnen. Nur dir vertraue ich sie an. Obwohl Franzi hier mitarbeiten könnte. Sie kann gut mit Pferden umgehen. Und nein, Pepe habe ich noch nicht gesehen. Das ist doch der Junge mit Down-Syndrom, oder?«
Jeva nickte. »Genau. Und übertreiben musst du auch nicht. Ich weiß, dass wir in deiner Rangordnung nach den Tieren kommen, und das ist auch total in Ordnung!« Sie zwinkerte Maja zu. »Ich würde nirgendwo anders arbeiten wollen! Ich gehe jetzt Pepe suchen. Wartet hier!«, sagte sie zu den drei !!!.
Plötzlich klingelte Herrn Winklers Handy. Nervös friemelte er es aus der Hosentasche, blickte darauf und seufzte: »Ein Notfall. Ich muss zurück in die Praxis. Es tut mir leid.«
Die drei Detektivinnen sahen einander enttäuscht an. Franzi merkte, dass ihr Vater auch lieber geblieben wäre. »Papa, du brauchst eindeutig mehr Privatleben. So kann das nicht weitergehen!«, sagte sie.
»Du hast ja recht«, antwortete Herr Winkler.
»Aber so was von!« Maja zeigte auf eines der Hühner, das gerade gackernd etwas Essbares zwischen Franzis Beinen suchte. Dann nahm sie es hoch und drückte es Herrn Winkler in den Arm. »Ich empfehle eine Runde Hühnerkuscheln. Das ist Schmuse-Else. Die Kinder lieben sie. Und du?«
Herr Winkler lachte und strich dem Huhn über die Federn. »Du musst mich nicht überzeugen. Ich komme wieder, versprochen!«
Maja hakte Franzi unter. »Ihr könnt gerne noch bleiben, wenn ihr wollt.«
»Gerne«, antwortete Franzi. Sie sah ihren Vater an.
»Einverstanden. Ich sage Stefan Bescheid, dass er euch nachher holt.«
Ein weißer Van fuhr auf den Hof. Ein junger Mann stieg aus und öffnete die Schiebetür. Er half einer älteren Frau und einem kleinen Jungen aus dem Auto und begleitete sie zu Maja.