Die drei !!!, 110, Theater der Vampire (drei Ausrufezeichen) - Ann-Katrin Heger - E-Book

Die drei !!!, 110, Theater der Vampire (drei Ausrufezeichen) E-Book

Ann-Katrin Heger

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Beschreibung

Bald geht es los! Die drei !!! können es kaum abwarten. Bei der Musical-Aufführung "Ball der Vampire" hat Marie eine der heiß begehrten Statisten-Rollen ergattert. Bei den Proben treffen Kim und Franzi auch eine Nachbarin von Marie. Sie wird eine größere Rolle in der Aufführung übernehmen. Doch das Mädchen verhält sich sehr merkwürdig. Hinter den Kulissen geschehen noch andere seltsame Dinge. Wer hat Geld gestohlen? Hier ist jeder verdächtig! Die drei !!! nehmen die Ermittlungen auf. Dabei übernimmt jede Detektivin ganz bestimmte Aufgaben und im Team lösen sie den gruselig-lustigen Vampir-Fall.

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Titel

Die drei !!!, 110, Theater der Vampire

Ann-Katrin Heger

KOSMOS

Impressum

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Verlag und Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen könnten. Dabei müssen geltende rechtliche Bestimmungen und Vorschriften berücksichtigt und eingehalten werden.

Distanzierungserklärung

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Umschlagsabbildung: © Ina Biber, Gilching

© 2024, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50899-2

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Übersicht

Cover

Titel

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Hauptteil

Der Anfang der Nacht

Knoblauch-Kompost

Eine todsichere Bitte

Glitzer-Rätsel

Alle Vampire fliegen – runter!

Unerwartet

Flatterfeen

Fee-rsteckte Ermittlung

Pfundiges Lösungsmittel

Schmuckstücke

Der Knoten löst sich

Doppelte Vampirrettung

DER ANFANG DER NACHT

Die schwarze Gestalt kroch langsam über den Boden. In Richtung des Mädchens, das auf dem Boden vor einem Grab kniete und weinte. Die schwarzen Wolken am Himmel zogen sich zusammen. Ein heftiger Wind kam auf und das Mädchen zog den roten Wintermantel enger um sich. Ein Jammern ertönte. Das Mädchen blickte sich um. Es zitterte.

Die Gestalt huschte hinter einen der Grabsteine. Ihre spinnendürren Finger krallten sich an den Stein. KRRRRRRRR! Sie stemmte sich ab und flog mit einem Satz zum Mädchen und hüllte es mit ihrem schwarzen ledrigen Umhang ein. Weiße, spitze Zähne blitzten auf. Das Mädchen schrie, verdrehte die Augen und sackte in den Armen des Vampirs zusammen.

Marie nahm Kims und Franzis Hand und drückte sie fest. »Jetzt sind wir dran!«, flüsterte sie.

Marie breitete die Arme aus und der schwarze Satin-Umhang bauschte sich auf. Mit gefletschten Vampirzähnen trat sie auf die Bühne, Kim und Franzi folgten ihr.

Marie wollte gerade mit ihrem Text loslegen, da rief jemand aus dem Zuschauerraum: »Sehr schön! Das reicht für heute! Das Wolkenvideo auf der Leinwand kommt cool und echt rüber. Danke, Emre!«

Der Vampir ließ das Mädchen los, das nun auch wieder zum Leben erwacht war und sich müde und überhaupt nicht mehr ängstlich streckte. Dann trat er an den Bühnenrand. »Kein Problem, Johannes. Das Video habe ich auf einer meiner Wanderungen gefilmt. Entspricht gerade meiner privaten Stimmung.« Emre lächelte schief. Seine Mundwinkel zitterten.

»Äh. Ja, wie auch immer! Ich wünsche dir alles Gute!« Johannes wollte offensichtlich nichts weiter über Emres Gefühlszustand wissen. Er wechselte schnell das Thema. »Wir proben die Friedhofszene morgen weiter. Danke an alle!« Die Truppe klatschte, Johannes Friedel, der Regisseur, verbeugte sich und verschwand im Dunkel.

Kim brummte. »Ich habe mich also umsonst in eine Vampirin verwandelt. Ich durfte nicht mal jemanden erschrecken. Geschweige denn: beißen.«

»Du konntest dich heute in die neue Rolle einfühlen. Ist doch auch was wert. Und für heute haben wir nur Umhänge und unsere Gebisse. Bei der Premiere werden wir dann richtig echt vampirisch geschminkt sein.« Marie trat durch den schweren roten Samtvorhang hinter die Bühne und setzte sich auf den schwarz gestrichenen Bühnen-Boden.

Sie sah Kim und Franzi an, ihre beiden besten Freundinnen, Detektivkolleginnen und seit letzter Woche Statistinnen im neuen Musical Ball der Vampire, das bald Premiere haben würde. Maries Theaterlehrerin hatte ihnen die Rollen vermittelt, und es hatte nur ein klitzekleines bisschen Überredungskunst gekostet, Kim zu überzeugen, dass das Vampirinnen-Dasein Spaß machen würde.

Heute war die erste Kostümprobe angesetzt worden, doch Emre Benter, der Darsteller des Graf Zahn und somit die Hauptrolle des Musicals, war viel zu spät gekommen, und so hatten sie nur den ersten Teil der Szene geschafft.

Nun saßen sie – ebenfalls geschafft, weil sie vorher so aufgeregt gewesen waren – hinter der Bühne und sahen die Darstellenden der größeren Rollen, die sich auf den Weg zu den Garderoben machten.

»Marie?«

Marie blickte auf und sah Lise.

»Hey, du hier? So ein Zufall! Wir haben uns ewig nicht gesehen. Komisch, wo du doch fast nebenan wohnst.« Marie strahlte Lise an. Sie war richtig froh, sie zu treffen. Vor einiger Zeit hatten sie einen sehr aufregenden Fall auf einem Schloss zusammen gelöst. Lises Mutter war eine echte Prinzessin und Lise selbst somit eine echte halbe Prinzessin.

»Ich spiele eine kleinere Rolle, nämlich die Freundin von Minna, dem Mädchen, das gerade auf der Bühne zum Vampir gemacht wurde.« Lise grinste und Marie schauderte. Lises Eckzähne sahen verflucht echt aus. Das war nicht so ein Plastikdings, wie sie selbst eines im Mund hatte. Vielleicht hatten die größeren Sprechrollen bessere Zähne? Aufgeklebte?

»Ich bin so glücklich, dass ich die Rolle bekommen habe«, sagte Lise. »Erst hatte ich mich für das andere Musical hier in der Stadt beworben. Das mit den Feen. Aber Vampire sind viel mehr mein Ding!« Sie leckte sich über den rechten Eckzahn.

Marie fühlte sich unbehaglich, wusste aber gar nicht so recht, warum.

»Und habt ihr euch schon mal die Umgestaltung des Theaters angesehen?«, fragte Lise. »Das ist einfach so echt geworden. Als Zuschauer hat man den Eindruck, man geht tief in eine Vampirgruft hinein. Es riecht sogar ein wenig modrig. Das haben die Geruchsdesigner kreiert: Moder light nennt sich der Duft, der aus den Düsen im Zuschauerraum strömt. Kriegt man kaum mehr aus den Klamotten. Aber ich habe mich schon daran gewöhnt!« Lise steckte ihre Nase in den Umhang und atmete tief ein. »Lecker!«, seufzte sie. »Aber so richtig krass wird es erst riechen, wenn hier jeden Abend Vorstellung ist!«

Kim, Franzi und Marie sahen einander an und grinsten. Lise hatte wirklich eine komische Vorstellung von lecker.

Nachdem sie ihre Kostüme in der Garderobe ausgezogen und die Vampir-Gebisse aus dem Mund gehebelt hatten, stiegen sie mit Lise die nicht enden wollenden Stufen zur Kantine nach oben.

Marie fühlte sich erleichtert. Sie fand die Vampir-Rolle cool, aber stundenlang in der Dunkelheit auf einem Friedhof herumzulungern wie eben gerade – nein danke! Sie liebte die Sonne, die durch die großen Kantinenfenster hineinschien und die rot und blau gestrichenen Möbel zum Leuchten brachte. Der Raum war groß, mit etwa zwanzig Tischen. Unter einem verglasten Dach befand sich eine Theke, die wie ein Notenschlüssel gebogen war. Vitrinen zeigten die Auswahl an belegten Broten und Kuchen. Ein großer Suppentopf dampfte auf einem Herd. Marie fühlte sich sofort wohl.

Lise setzte sich an den hintersten Ecktisch. Franzi und Marie leisteten ihr Gesellschaft.

Kim hatte die kurze Schlange vor der Kuchenvitrine ausgenutzt und sich angestellt.

Lise verzog das Gesicht, als hätte sie große Schmerzen. »Es ist so schrecklich hell«, sagte sie und legte die Hände über die Augen.

»Kopfschmerzen?«, fragte Marie. »Tessa hat manchmal Migräne. Dann verträgt sie kein Licht. Ich hole dir etwas zu trinken!« Sie griff in die Tasche und merkte, dass sie ihren Geldbeutel in der Garderobe vergessen hatte. Lise drehte den Kopf zu ihr. »Ja, Wasser wäre gut!«

Marie nickte. »Franzi, hast du Kleingeld?«

Bevor Franzi antworten konnte, schob Lise Marie ihren eigenen Rucksack hin. »Da ist Geld drin. Nimm dir, so viel du brauchst.«

»Mach ich, danke!« Marie zog den Rucksack auf den Schoß. Puh, der war schwer. Als sie ihn öffnete, wusste sie, warum. Im Rucksack war ein ganzer Haufen Münzen. Marie wunderte sich zwar, aber in diesem Moment stöhnte Lise auf, und Marie bemühte sich, vier 50-Cent-Stücke zu finden. Dann stand sie auf und kaufte eine Flasche Mineralwasser. Beim Zurückgehen warf sie einen Blick auf Kims Kuchenbeute. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Kirschkuchen! Und Zimtschnecken. Besser ging es nicht.

Jemand rempelte sie an. Lise! Sie stapfte an ihr vorbei nach draußen. Und nahm keine Rücksicht auf die Menschen in ihrem Weg.

»Dein Wasser!«, rief Marie und hielt die Flasche hoch. Doch Lise war schon draußen.

»Lise ist aber heute merkwürdig drauf.« Kim drückte Marie den Kuchenteller in die Hand, auf dem drei Gabeln lagen.

»Sie wollte keine Hilfe, nur nach Hause.« Franzi zuckte mit den Schultern.

»Sie braucht Ruhe, das verstehe ich«, sagte Kim, schnappte sich eine Kuchengabel und begann zu essen. »Der erste schmeckt fantastisch. Selbst gebacken, ich habe nachgefragt.«

»Ich werde später bei ihr klingeln und fragen, ob alles in Ordnung ist!«, versprach Marie. »Aber erst einmal muss ich mich vergewissern, ob Kim die Wahrheit sagt. Sie nahm die zweite Gabel, stach in den Kuchn und sagte: »Die drei Kuchen! Eins!«

»He, die Eins bin ich.« Kim drängelte sich zwischen Franzi und den Teller und gabelte sich ein weiteres extragroßes Kuchenstück auf. »Eins!«

Franzi sah sie schief an und versenkte die Gabel im zweiten Stück. »Zwei!«

Marie ergatterte sich ein Stück der Zimtschnecke. »Drei!«

Dann sahen sie sich an und stießen lachend ihre Gabeln hoch in der Luft aneinander. »Kuchen-Power!!!«

Kim prustete los und verschluckte sich an einem Krümel. »Wisst ihr was? Ihr spinnt.«

Die Flügel der zweiteiligen Tür krachten mit Schwung an die Wände und Emre Benter, immer noch als Graf Zahn verkleidet, trat ein. Theatralisch breitete er die Arme aus und zog damit die gesamte Aufmerksamkeit auf sich.

»Alle bleiben, wo sie sind! Das Geld aus dem Geld-Glas der Gemeinschaftsgarderobe wurde gestohlen! Ich wollte gerade etwas für neuen Kaffee herausnehmen und es ist leer.«

In der Kantine wurde es mit einem Schlag still. Emre Benter blickte forschend in die Gesichter der Anwesenden.

Eine ältere Frau stand auf. »Und, Emre? Was willst du damit sagen? Denkst du, es war jemand aus diesem Raum? Was ist denn eigentlich mit dir in letzter Zeit los?«

Emre funkelte sie finster an. Dann schien er sich zu besinnen und grinste. »Nein, Viola, natürlich verdächtige ich niemanden von euch. Ich will nur wissen, ob jemand etwas beobachtet hat.«

»Die Frau hat recht. Ich habe das auch anders interpretiert! Als Anklage«, flüsterte Kim.

»Und jetzt tut er so, als wäre er entspannt«, sagte Franzi.

»Kein ganz einfacher Typ«, sagte Marie leise. »Allerdings habe ich vorher nur Gutes über ihn gehört. Mein Vater kennt ihn. Er hatte mal ’ne kleine Rolle in der Vorstadtwache!«

Maries Vater war ein bekannter Schauspieler und verkörperte seit vielen Jahren den Kommissar Brockmeier in der Fernsehserie Vorstadtwache.»Vielleicht ist er ja einfach nur schlecht drauf. So was soll es geben.« Franzi zwinkerte Marie zu und schob sich das letzte Stück Kuchen in den Mund.

Emre Benter hatte sich mittlerweile zu der Schauspielerin namens Viola gesetzt und erzählte ihr etwas. Sie nahm tröstend seine Hand.

»Er hat bereits ein offenes Ohr gefunden. Sehr schön.« Marie war beruhigt.

Sie bemerkte, dass sich die Kantine geleert hatte. Bestimmt hatte die unangenehme und aggressive Stimmung von Emre dazu beigetragen. Nun verabschiedete sich auch noch Viola von ihm. Er sah aus, als hätte jemand die Luft aus ihm herausgelassen, und starrte ins Leere.

Kim, Franzi und Marie waren sich ohne Worte einig. Dies war die Gelegenheit, ihre Hilfe anzubieten und erste Ermittlungen zu starten. Denn: Sie hatten ganz offensichtlich einen neuen Fall!

Kim tippte Emre Benter auf die Schulter. Er zuckte erschrocken zusammen. »Entschuldigen Sie«, sagte Kim. »Sie waren in Gedanken.«

»Und in keinen schönen! Die Liebe, ihr versteht? Gut, dass du mich da rausgeholt hast.« Emre Benter deutete auf die Stühle neben sich. »Setzt euch. Ihr macht in der Vampirmeute mit, richtig?«

Kim nickte. »Ja, wir unterstützen Sie, das Böse auf die Welt zu bringen!« Sie machte ihre Finger zu Krallen und zischte vampirisch.

Emre Benter lachte.

»Wir sind hier Statistinnen, in der echten Welt aber sind wir Detektivinnen. Und wir wollen Sie gerne zu dem Diebstahl befragen!« Kim überreichte dem Schauspieler ihre Visitenkarte.

© /Kosmos

Er nahm sie und sah Kim ungläubig an. »Detektivinnen? Statistinnen? Ihr scheint viele Talente zu haben.«

Marie nickte ernst. »Sehr viele. Aber echte Spitzenklasse sind wir nur im Detektivinnensein. Was also ist genau passiert?«

Emre Benter seufzte. »Wir haben eine Kasse, in die wir Theaterleute jeden Monat einen bestimmten Geldbetrag legen. Davon wird Allgemeines gekauft, wie Süßigkeiten und Obst, das wir hier für jeden anbieten, oder auch der besonders leckere Kaffee, den wir hier alle so gerne trinken. Wenn jemand Geburtstag hat, nehmen wir das Geld für ein Geschenk aus dieser Kasse, wir müssen nicht extra sammeln. Das klingt vielleicht komisch, aber es hat sich hier so etabliert, und die Vereinbarung hat immer gut funktioniert. Bis heute.«

»Können Sie sich vorstellen, wer diese Gemeinschaftskasse genommen haben könnte?«, fragte Marie.

»Zuerst einmal kann ich mir nur vorstellen, mit euch zu arbeiten, wenn ihr Emre zu mir sagt. Am Theater duzt man sich.«

»Einverstanden, Emre.« Marie grinste. »Also, wer könnte es gewesen sein?«

Emre zuckte mit den Schultern. Zwischen seinen Augen zeichnete sich eine tiefe Sorgenfalte ab. »Viola hat recht mit ihrer Kritik. Ich habe alle verdächtigt, und gleichzeitig ist mir klar, dass es niemand aus dem Ensemble gewesen sein kann. Ich bin nicht gut drauf gerade und sehe alles dunkelgrau bis schwarz.«

»Warum denn das?«, fragte Franzi neugierig.

Emre seufzte. »Manchmal läuft das Leben schief und man kann es nicht so einfach wieder geradebiegen.« Er sah traurig aus dem Fenster, doch plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. »Vielleicht war es eine Fee?«

Kim runzelte die Stirn: »Eine Fee? Wie meinst du das?«

Emre schüttelte den Kopf. »Ist nur ein blöder Scherz. Ich meinte, eine Fee aus dem zweiten Musical hier in der Stadt: Fairy-Tales.« Er lachte laut auf. »Nein, nein, warum sollte eine Fee aus dem Konkurrenz-Musical uns etwas stehlen? Es ist nämlich keine Konkurrenz! Beide Musicals verdienen mit den Produktionen gutes Geld. Und überhaupt! Wie sollte eine Fee mit den vielen Münzen wegfliegen, die in dem Glas waren? Sie würde abstürzen.«

Kim, Franzi und Marie sahen einander an: Nicht nur Lise war merkwürdig, auch Emre verhielt sich irgendwie komisch.

Jetzt lachte er auch noch laut über seinen eigenen Witz. »So, jetzt werde ich mich gründlich abschminken, sonst erschrecke ich die ganze Welt!«

»Wir werden uns auf jeden Fall um den Diebstahl kümmern!«, sagte Kim.

»Und den Täter oder die Täterin finden!«, fügte Franzi an.

»Sehr schön! Macht das«, antwortete Emre, stand mit schwingendem Umhang auf und verschwand durch die Flügeltür.

»Es stimmt nicht, was Emre da sagt«, meinte Marie, nachdem Graf Zahn außer Hörweite war. »Ich habe in der Zeitung gelesen, dass das Theater der Vampire schon jetzt auf Monate hin ausverkauft ist. Vor der Premiere. So gut geht es dem anderen Musicaltheater in der Stadt nicht. Fairy-Tales läuft nicht so gut wie erwartet. Könnte schon sein, dass sie sich rächen wollen. Aber mit dem Diebstahl von Münzgeld?«

»Münzen?«, überlegte Kim. »Da fällt mir ein, dass Lise viele Münzen in ihrem Rucksack hatte!«

»Du meinst, dass sie vor der Probe …«, begann Franzi.

»… in der Garderobe das Geld genommen hat?«, ergänzte Marie. Sie überlegte. Konnte es sein, dass Lise die Diebin war?

KNOBLAUCH-KOMPOST

»Ich wollte eigentlich allein nach Lise sehen, aber so wie die Tatsachen nun sind, denke ich, es ist besser, wir gehen zusammen.« Marie schnappte sich den Rucksack vom Haken und hängte den Wollmantel über den Arm.

»Ich bin ganz deiner Meinung«, sagte Kim sie. »Aber vorher gehen wir zurück in die Gemeinschaftsgarderobe, um eventuelle Spuren zu sichern.«

In der Garderobe zog Kim sich Handschuhe an und bepinselte das Glas mit Fingerabdruckpulver. »Fehlanzeige«, sagte sie enttäuscht. »Da ist kein Abdruck zu sehen. Allerdings, was ist denn das?« Sie drehte das Glas um und strich mit dem Zeigefinger darüber. »Hier ist ein Hauch von buntem Glitzer!«

»Tatsächlich. Meinst du, das deutet auf eine Fee hin?«, rätselte Marie. »Das war doch nur ein Witz von Emre, oder?«

»Ein ziemlich geschmackloser, wenn du mich fragst. Vielleicht wollte er nur ablenken und er war es selbst?«, vermutete Franzi. »Wer weiß?«

»Hm«, machte Kim und betrachtete jeden Zentimeter des Garderobenbodens. Es war direkt zu sehen, dass alles leer und sauber war. »Es kommen keine weiteren Beweise dazu. Lise ist und bleibt die Hauptverdächtige.«

»Warum haben wir in letzter Zeit auch immer so verdächtige Freunde«, schimpfte Kim.

»Keine Ahnung.« Marie seufzte. Erst vor Kurzem war ihr Freund Holger in Verdacht geraten, an einem Museumsdiebstahl beteiligt gewesen zu sein. Zum Glück hatte sich das Ganze als Fehlschluss herausgestellt. Und wer wusste es schon genau? Vielleicht waren Holger und sie genau deshalb wieder zusammengekommen? Marie wurde warm, als sie an ihn dachte. Nachher wollte er sie noch besuchen kommen. Sie hatte ihm so viel zu erzählen.

»Es nützt nichts! Es ist unsere Aufgabe«, sagte Franzi sachlich. »Wir wollten doch sowieso zu ihr. Dann können wir ebenso gut ein bisschen herumschnüffeln.«

Kim klopfte ihrer Freundin auf die Schulter. »Genau, so muss man es sehen.«

Vom Musicaltheater ins Villenviertel war es nur eine Viertelstunde zu Fuß. Obwohl es bereits Oktober war, schien die Sonne warm, und die Blätter an den Bäumen leuchteten fröhlich in Rot, Gelb und Grün.

Marie liebte ihr Viertel. Die Straßen waren breit und mit Bäumen gesäumt. Die größeren und kleineren Villen waren meist ein Stück nach hinten versetzt, sodass man von der Straße keinen Einblick hatte. Sie wusste, wie viel Glück sie hatte, so leben zu dürfen. Zusammen mit ihrem Vater, ihrer Stiefmutter Tessa und ihren Geschwistern, ihrer Stiefschwester Lina und ihrem Halbbruder Finn. Sie waren in den letzten Jahren zu einer tollen Familie zusammengewachsen, mit Lina verstand sie sich immer besser und in Finn war sie völlig vernarrt.