Willkommen in der Waldschule (Band 2) - Immer der Schnüffelnase nach! - Ann-Katrin Heger - E-Book

Willkommen in der Waldschule (Band 2) - Immer der Schnüffelnase nach! E-Book

Ann-Katrin Heger

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Beschreibung

In der Waldschule wird es einfach nie langweilig! Ehe Mino der Wolf, Lenni der Bär und Lola die Wildkatze sich versehen, tapsen sie in ein neues Abenteuer. Dabei kommen die drei einem Geheimnis auf die Spur: Was zum Wolfspelz verbirgt sich auf der anderen Seite des wilden Flitzeflusses? Und warum ist es den Waldschülern verboten, sich dem Fluss zu nähern? Hier sind Schnüffelnasen und Superkräfte gefragt – und natürlich allerbeste Freunde! Tief im Wuselwald, zwischen raschelnden Blättern und duftenden Brombeersträuchern, verbirgt sich die Waldschule. Hier ist immer was los! Eine außergewöhnliche Vorlesegeschichte rund um die Themen Freundschaft, Tiere, Schule, Wald und Abenteuer. Für alle kleinen und großen Leser ab 5 Jahren. Fans von Oliver Scherz werden Willkommen in der Waldschule lieben. Mit zahlreichen liebevollen Illustrationen, die die warmherzige Geschichte begleiten, und bestens zum Kuscheln geeignet sind. Dieser Band ist bei Antolin.de gelistet.

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Inhalt

Hängemattenfrühstück

Waldkunde

Tüpfelschluckauf

Der Waldmeister kommt!

Kein weißer Fleck!

Eine Wanderung mit Plan

Die Bastel-Brücke

Lotte

Der Purzelbaum

Koko fliegt wieder!

Hängemattenfrühstück

Ein Sonnenstrahl kitzelte Mino sanft am Bauch. Der kleine Wolf schlug erst ein Auge auf und dann das andere.

Alles um ihn herum war noch still. Er roch, wie drei Tautropfen langsam ein Farnblatt entlangrollten und auf die Wiese platschten.

Noch feiner als seine Ohren war nämlich Minos Nase. Der Wolf konnte ganz genau riechen, wie viele Nadeln die große Tanne neben der Wolfswiese trug, wie viele neue Grashalme gewachsen waren und wie viele Fleischbällchen es zum Mittagessen geben würde. Er musste sie nicht zählen. Nein, seine Nase wusste es einfach.

Mino reckte und streckte sich. Dabei gähnte er ausgiebig und sah sich um.

Über ihm spannte sich der Vollmondhimmel, den Bär Lenni, sein allerbester Freund hier in der Waldschule, für Mino gebastelt hatte, damit er wohlbehütet einschlafen konnte. Denn im Gegensatz zu allen anderen Wölfen machte der wunderschöne Vollmond Mino ganz schläfrig und nicht nervös und jaulig.

Lenni war der Adoptivsohn der Schuldirektorin, der Füchsin Madame Kitty, und deshalb war er die gesamten Sommerferien über in der Waldschule geblieben. In dieser Zeit hatte Lenni den Vollmondhimmel aus getrockneten Butterblumen gewebt und ihn direkt über Minos Schlafbaum angebracht. Mino konnte ihn wie ein Rollo über sich aufziehen, wenn er sich abends schlafen legte. Herrlich!

Nun ließ er den Vollmondhimmel zurückschnalzen. Mit einem lauten Schlipzzz! rollte sich der Butterblumenhimmel ein und versteckte sich in der vollen Baumkrone der Weide.

Das kleine Wölfchen Wilma, das in der Wurzelkuhle neben Mino eingekuschelt geschlafen hatte, drehte sich um und murmelte etwas im Traum.

Mino lächelte. Vor einem Jahr, in seiner ersten Zeit hier in der Waldschule, war er auch heilfroh gewesen, dass die anderen Wolfsjungen für ihn da gewesen waren. Genau wie er nun für Wilma. Die älteren Wölfe hatten ihn sogar vor den gemeinen Sprüchen der beiden Eiswölfe Bruce und Willis in Schutz genommen, die einfach zu cool waren. Sogar für sich selbst.

Aber vor den beiden hatte Mino keine Angst mehr. Er hatte schließlich Lola und Lenni an seiner Seite. Und mit zwei allerbesten Freunden konnte ihm nichts passieren! Lola, die Wildkatze, war erst seit diesem Schuljahr in der Waldschule. Und wie es der Zufall so wollte, war Lola genau in ihre Klasse, die Kastanienklasse, gekommen. Am Anfang war Mino noch sehr unsicher gewesen, ob er sich mit einer Katze würde anfreunden können – schließlich vertrugen sich Hunde und Katzen nicht besonders gut.

Aber seine Zweifel waren schnell verflogen und mittlerweile mochte er Lola sehr, sehr gerne. Und so traf man Mino, Lenni und Lola beinahe nur noch zu dritt an, und war einer allein unterwegs, vermisste er die anderen beiden schon bald.

»Mino?« Wilmas wuscheliger Kopf tauchte über der dicken Wurzel auf. »Mir ist kalt. Darf ich zu dir kommen?«

»Klar«, antwortete Mino. »Spring rüber.«

Mit einem Satz war Wilma in Minos Wurzelkuhle und kuschelte sich dicht an ihn. »Du bist immer so warm wie ein Ofen!«, kicherte sie.

Mino nahm ihre Pfoten und rieb sie zwischen seinen. »Bald ist es besser!«, sagte er.

Wilma nickte und sah ihn dankbar an. »Meinst du, es gibt heute wieder die leckere Eichelmarmelade zum Frühstück?«

Mino hielt seine Nase in den Wind. »Auf jeden Fall. Sogar für jeden eine kleine Schüssel.«

Nachdem er Wilma noch eine schöne Guten-Morgen-Geschichte erzählt hatte, machte sich Mino auf den Weg zu Lola und Lenni. Sie hatten sich in Lolas Hängematte verabredet – so wie jeden Morgen vor der Schule.

Mino trabte über die Wolfswiese, auf der es langsam lebhafter wurde, weil auch einige ältere Wölfe inzwischen aufgestanden waren.

Vorbei an einer Lichtung, die von Springkraut gesäumt war und auf der drei Birken nebeneinanderstanden. Die Birken hießen Berta, Birte und Bärbel und wurden von allen Waldschülern nur die Drei Schicken Birken genannt. Immer wenn ein Waldtier an ihnen vorbeilief, stimmten sie ihren dreistimmigen Gesang an.

Alle unsre Wölfchen

Schlafen heut noch fest,

Nur eines will

Zu seinen Freunden

Ins Hängemattennest.

… wisperten und flüsterten die drei Birken zur Melodie von »Alle meine Entchen«, als Mino an ihnen vorbeilief.

Der Wolf jaulte ihnen zu und sagte: »Stimmt genau!«

Die drei Birken raschelten zum Abschied freundlich mit den Blättern.

Dann war Mino beim Schultor angekommen. Nun noch quer über den Pausenhof in Richtung Klassenzimmer. Dort hatten die Dachse ihre Bauten und daneben, hoch oben in einem Ahornbaum, hing Lolas Schlaf-Hängematte.

Sie selbst nahm stets den direkten Weg über den Baumstamm, denn anders als alle anderen Katzen konnte Lola Bäume nicht nur hinaufklettern, sondern auch wieder hinunter.

Mino hatte es da schon schwerer. Er musste erst auf die Dachsbauten springen und dann über einen dicken Stamm laufen, der zu Lolas Schlafplatz führte.

Der Bär Lenni war schon da und lutschte einen Karamell-Minz-Bonbon.

»Du verdirbst dir noch den ganzen Frühstückshunger«, meckerte Lola, die gerade mit einem Korb im Maul auftauchte.

»Sei doch nicht so streng. Ich hab doch nur einen winzig kleinen Bonbon genascht. Wirklich! Ich hab trotzdem noch einen Bärenhunger!«, verteidigte sich Lenni.

Mino kicherte. Er konnte genau riechen, dass dieser einewinzigkleine Karamell-Minz-Bonbon schon Lennis neunter an diesem Tag war. Der kleine Bär liebte diese Bonbons und sein Fell hatte daher immer einen leichten Karamell-Minz-Duft.

»Soso. Der erste also …«, meinte Mino lachend. »Du weißt aber schon, dass meine Nase …«

Lenni schmollte. »Stopp. Du und deine Superschnüffelnase … Ich hab nun mal immer Bärenhunger. Warum, glaubst du, bin ich sonst so bärenstark?«

»Solange du noch Frühstückshunger hast, ist das doch egal.« Lola griff in das Körbchen und holte einige Scheiben Brot und Kastanienmus heraus.

Nun verspürte auch Mino einen Wolfshunger, schnappte sich eine Brotscheibe und biss hinein. Dann gab er das Brot an Lenni weiter.

Lola hatte bereits aufgegessen, denn die Wildkatze machte einfach alles siebenmal schneller als andere Tiere. Sie konnte siebenmal schneller rennen, siebenmal schneller klettern und eben auch siebenmal schneller frühstücken.

»Wisst ihr, wer bald kommt?«, fragte Lenni mit vollen Backen. Ein paar Brotkrümel rieselten wie Schneeflocken zu Boden.

Lola und Mino zuckten mit den Schultern. »Du wirst es uns sicher gleich verraten«, meinte Lola.

»Der Waldmeister!«

»Der Waldmeister?«, fragte Mino. Wer sollte das denn sein? Von so einem Tier hatte er noch nie gehört. Lenni zwinkerte geheimnisvoll und warf sich ein paar Himbeeren aus dem Korb in den Mund.

»Der Waldmeister ist ein großer Elch und der oberste Aufpasser des Wuselwalds und des Wilden Walds. Er kümmert sich um alle Tiere, und wenn es Streitereien gibt, versucht er zu schlichten. War er denn noch nie bei euren Familien zu Besuch?«

Lola und Mino schüttelten gleichzeitig den Kopf.

»Nein, war er nicht. Vielleicht müssen Wölfe nicht so oft beschützt werden? Und Streit habe ich im Rudel auch nie mitbekommen …«, meinte Mino nachdenklich.

»Das Gleiche in Wildkatze bei mir.« Lola legte den Kopf zwischen die Pfoten. »Obwohl, wenn ich es mir recht überlege … doch! Bei uns Wildkatzen war öfter mal ein Elch zu Besuch. Und zwar immer dann, wenn Tante Mela sich mit Tante Kara gestritten hat.«

»Siehst du! Und der Elch, das war Erik, der Waldmeister.«

»Und warum kommt er hierher in den Wuselwald?«, fragte Mino. »Wir streiten uns doch gar nicht.«

»Meine Mutter ist mit ihm befreundet. Er besucht sie. Und gleichzeitig möchte er ein wenig nach den Schülern der Waldschule sehen. Ich freu mich schon total. Früher habe ich immer mit Erik Tannenzapfenstapeln gespielt.«

Plötzlich sah er erschrocken auf den schon komplett leeren Schulhof. »Auweia. Alle anderen Schüler sind schon im Klassenzimmer. Lola, du musst uns retten. Kannst du uns die Tür aufhalten und Frau Stachus ablenken?«

Lola nickte und Schwups!, war sie weg.

»Diese Wildkatze ist so wahnsinnig schnell, sie wird sich noch einmal selbst überholen!« Lenni grinste.

Waldkunde

Jetzt aber schnell!« Frau Stachus, die Lehrerin der Kastanienklasse, schob die Brille mit den dicken Gläsern wieder über ihr kleines Igelnäschen. »Der Unterricht hat vor zehn Sekunden angefangen!«

Mino und Lenni sahen sich schuldbewusst an und setzten sich auf ihre Sitzsäcke neben dem Fenster.

»Wir fordern eine Strafarbeit für alle Zuspätkommer!«, jaulte der Eiswolf Bruce aus der letzten Reihe. Willis sprang mit einem Satz zu ihm auf den Tisch und fiel in das Gejaule mit ein. »Genau! Eine Stunde lang die Erstklässler im Kastanienbad beaufsichtigen. Oder die Bastelecke aufräumen!« Er klopfte sich mit der Pfote auf die Brust und klimperte mit seiner Reißzahnkette.

Alle Schüler starrten die beiden Eiswölfe an. Alle – bis auf das kleine Eichhörnchen Rex.

Rex kletterte zu Bruce und Willis auf den Tisch, plusterte sich auf und trommelte sich ebenfalls mit seinen kleinen Pfötchen auf die Brust.

»Und es wäre schön, wenn sie dabei eine Maus fänden, oder?«, piepste er leise, doch noch immer laut genug, damit die beiden Eiswölfe das Wort Maus auch gut hören konnten.

Bruce stieß ein klägliches Knurren aus und verschwand in Windeseile unter dem Tisch. Willis ließ die Pfoten sinken und plumpste wie ein Klümpchen nasser Erde auf den Po.

»Du bist gemein. Und du hast versprochen, uns nicht mit der Mäuseangst aufzuziehen«, fauchte er Rex leise an.

Das Eichhörnchen Rex zuckte ungerührt mit den Schultern. »Dann hört doch selbst auf, gemein zu sein!«, sagte er ruhig. »Lasst Lenni, Mino und Lola in Ruhe und dann lasse ich euch in Ruhe. Ganz einfach.«

Rex sprang zu den anderen Eichhörnchen zurück, die alle gemeinsam auf einem Ast saßen.

Dann klappte er sein Schreibheft auf, holte einen Stift hervor und sah Frau Stachus erwartungsvoll an. »Kann losgehen, Frau Lehrerin!«

Mino grinste erst Lola und dann Lenni an. Rex war wirklich das mutigste Eichhörnchen im gesamten Wuselwald: furchtlos, unerschrocken und dabei ziemlich niedlich. Und er hatte kein bisschen Angst vor den Eiswölfen.