Die Emerging Church-Bewegung - Eine Bewegung, die alles bewegt! - Georg Walter - E-Book

Die Emerging Church-Bewegung - Eine Bewegung, die alles bewegt! E-Book

Georg Walter

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Beschreibung

Die Emerging Church Bewegung versteht sich selbst als die christliche Antwort auf die Postmoderne. Doch anstatt auf die wahren Probleme des Menschen ewig gültige Antworten auf der Grundlage der Heiligen Schrift zu vermitteln, werden die Fundamente der Bibel in Frage gestellt. John MacArthur spricht sogar davon, dass die Emerging Church nichts anderes ist als der theologische Liberalismus des 20. Jahrhunderts. Die vorliegende Broschüre klärt über die wesentlichen Merkmale der Emerging Church auf und zeigt, dass sich postmodernes und biblisches Denken unvereinbar gegenüberstehen.

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Die Emerging Church-Bewegung Eine Bewegung, die alles bewegt!

Distomos Schriftenreihe

Georg Walter

Impressum

© 2014 Folgen Verlag, Wensin

Autor: Georg Walter, www.distomos.blogspot.de

Cover: Artos-Verlag, Wuppertal

Lektorat: Artos-Verlag, Wuppertal

ISBN: 978-3-944187-13-6

Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

Kontakt: [email protected]

Shop: www.ceBooks.de

Bibeltext der Schlachter:

Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft

Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

Die Print-Ausgabe dieses eBooks ist im Artos-Verlag, Wuppertal, erschienen und ist unter www.artos-verlag.de erhältlich.

Inhalt

Eine Bewegung bricht sich Bahn

7 Merkmale der Emerging Church Bewegung

Wer hat das letzte Wort über die Hölle?

Das Glaubensbekenntnis der Emerging Church

GLOSSAR emergenter Begriffe

Unsere Empfehlungen

Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter

Eine Bewegung bricht sich Bahn

Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Dies sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, und niemand wird schließen, und schließt, und niemand wird öffnen: Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet ...

Weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen. Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz nehme

Offenbarung 3,7-8; 10-11

Wer die neutestamentlichen Briefe aufmerksam studiert, dem wird nicht entgehen, dass die Christenheit des 1. Jahrhunderts von Anbeginn an vielfältig durch Irr- und Sonderlehren angefochten war. Paulus warnte die Korinther vor falschen Aposteln und musste ihnen bezeugen, dass sie einen »anderen Jesus und ein anderes Evangelium« (2Kor 11,4) angenommen hatten. Die Galater waren verzaubert durch judaistische Gesetzeslehrer (Gal 3,1), und auch die Kolosser waren mit gesetzlichen Tendenzen konfrontiert – mit »Verführern, die mit überredenden Worten« (Kol 2,4) auftraten. Den Kolossern schreibt Paulus: »Seht zu, dass niemand euch einfange durch die Philosophie und leeren Betrug nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht Christus gemäß!« (Kol 2,8). Die Thessalonicher waren durch prophetische Rede und Briefe unter falschem Namen angefochten, so »als ob der Tag des Herrn da wäre« (2Thess 2,2). Und an Timotheus schrieb Paulus, die »altweiberhaften Fabeln und ungereimten Streitfragen abzuweisen« (1Tim 4,7; 2Tim 2,23).

Petrus warnt vor falschen Propheten und vor falscher Lehre (2Petr 2,1) und prophezeit, dass »viele ihren Ausschweifungen nachfolgen werden« (2Petr 2,2). Johannes warnt in seinem 1. Brief vor den antichristlichen, gnostischen Irrlehrern und falschen Propheten, die nicht bekannten, dass Jesus Christus »im Fleisch gekommen« (1Joh 4,1-3) und der »wahrhaftige Gott« ist (1Joh 5,20). Judas warnte vor gottlosen Menschen, die sich »heimlich eingeschlichen hatten« und den »Weg Kains gingen und sich für Lohn dem Irrtum Bileams völlig hingaben« (Jud 4; 11).

Die 7 Sendschreiben der Offenbarung zeichnen das Bild der Gemeinde am Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus, in welcher nur zwei der sieben Gemeinden – Smyrna und Philadelphia – nicht getadelt werden. Die Epheser hatten immerhin die falschen Apostel als Lügner erkannt, aber sie hatten ihre erste Liebe verlassen (Offb 3,2-4). Pergamon hatte solche, die an »der Lehre Bileams festhielten« (Offb 3,14), und Thyatira ließ das »Weib Isebel gewähren, die sich eine Prophetin nennt« (Offb 3,20). Schon die Urgemeinde war demzufolge von allen Seiten durch irrige Lehren bedrängt, und es gelang ihr nicht immer, die ein für allemal überlieferte apostolische Glaubenslehre rein zu halten.

Man könnte angesichts dieses düsteren Bildes leicht den Mut verlieren und zu dem Schluss kommen, dass falsche Lehre so übermächtig ist, dass es nur wenigen Gemeinden gelingt, an der reinen apostolischen Lehre, am biblischen Evangelium der Apostel, festzuhalten. Doch Christen sollten ihren Blick nicht allein auf die Schwächen der Gemeinde richten, sondern auf den Herrn der Gemeinde, der »alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt« (Hebr 1,3) und der »ihre Herzen und ihre Gedanken zu bewahren vermag in Christus Jesus« (Phil 4,7). Gott ist größer als alle Irrlehrer und falschen Propheten. Dass die Gemeinde Jesu noch heute Bestand hat, ist Zeugnis für die Allmacht Gottes.

Die Emerging Church-Bewegung ist eine relativ junge Bewegung, die in den 1990er Jahren in den USA entstanden ist. Der Begriff Emerging Church kommt aus dem Englischen und setzt sich aus den beiden Worten »Emerging« – im Entstehen sein, sich herausbilden, hervortreten – und »Church« – Kirche oder Gemeinde – zusammen. Die Emerging Church in ihrem Selbstbild sieht sich allerdings nicht als eine neue Bewegung. Sie will keine neue Kirche oder neue Denomination schaffen, sondern im Dialog (emergent conversation) mit allen Christen stehen. Sie ist im Fluss und meidet theologische Festlegungen. Ihre Vertreter suchen nach neuen Wegen, wie man dem postmodernen Menschen das Evangelium nahebringen kann. Ihre Anhänger verstehen sich selbst als »postmoderne Christen«, die ihr Christsein in der Postmoderne leben wollen. Während der Begriff Emerging Church im Deutschen in der Regel übernommen wurde, trifft man vielfach auch auf das eingedeutschte Adjektiv »emergent«, um Dinge und Eigenschaften zu beschreiben, die der Emerging Church zuzuordnen sind. Zum Beispiel, von »emergenten« Einflüssen zu sprechen bedeutet, dass es sich um Einflüsse handelt, die das Gedankengut der Emerging Church ganz oder teilweise widerspiegeln; oder, von »emergenten« Vertretern zu sprechen bedeutet, dass es sich um Personen handelt, die für die Philosophie der Emerging Church stehen.

In der Kirchengeschichte traten im Wesentlichen zwei Arten von Bewegungen auf. Erstens, es entstanden Bewegungen, die eine neue Kirche oder Denomination hervorbrachten wie beispielsweise die Methodistische Kirche, die auf die von John Wesley begründete methodistische Tradition zurückging. Zweitens, die Kirchengeschichte zeigt außerdem, dass Bewegungen existierten oder noch existieren, deren Gedankengut alle Kirchen und Denominationen mehr oder minder stark beeinflussten. Die Heiligungsbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist ein Beispiel einer solchen Strömung ebenso wie die charismatische Bewegung, die in den 1950er Jahren ihren Anfang nahm. Letztere Bewegung breitete sich sehr schnell in allen Kirchen und Denominationen aus. Innerhalb von nur wenigen Jahren konnte man charismatische Katholiken, charismatische Protestanten, charismatische Methodisten, charismatische Baptisten, usw. antreffen. Eine solche Bewegung, die mit ihrem Gedankengut in allen Kirchen und Denominationen Anklang findet, ist die Emerging Church-Strömung.

Heute gibt es emergente Katholiken,1 emergente Pfingstler,2 emergente Baptisten – Zach Roberts, ein emergenter Baptist schrieb ein Buch mit dem Titel Baptimergent3 – emergente Methodisten – Jay Voorhees, ein emergenter Methodist schrieb einen Artikel mit dem Titel What does it mean to be Methomergent (Was bedeutet es, ein emergenter Methodist zu sein);4 ein weiterer emergenter Methodist hat seiner Internetseite den Namen The New Methodists – about being United Methodist, missional, emergent (Die Neuen Methodisten – wie man Methodist, missional, emergent ist) gegeben.5 Es gibt emergente Anabaptisten,6 emergente Mennoniten,7 emergente Presbyterianer, die sich natürlich »Presbymergents« nennen,8 emergente Lutheraner, die »Luthermergents«,9 usw, usw. Die Emerging Church-Bewegung ist eine Bewegung, von welcher man wahrhaft sagen kann, dass sie alles bewegt.

Die Emerging Church-Bewegung, die sich eher als Netzwerk des Dialogs versteht, ist äußerst vielschichtig, komplex, differenziert, oftmals nicht scharf abgrenzbar. Das Spektrum dieser Bewegung ist so breit, dass es einen moderaten Flügel bis hin zu einem radikalen Flügel umspannt. Die moderate Strömung mag nach außen hin wie eine traditionelle evangelikale Gemeinde erscheinen; dennoch übernimmt sie mehr oder minder stark das emergente Gedankengut, um dem postmodernen Menschen das Evangelium in einer »relevanten« Weise nahezubringen. Der radikale Flügel hingegen stellt traditionelle Gemeindekonzepte offen in Frage, hinterfragt althergebrachte Gottesdienstformen, lehnt absolute Wahrheiten ab und betont Erfahrungen und Gefühle. Gerade weil die Emerging Church-Bewegung so vielschichtig ist, wird nicht jede Kritik auf alle Teile dieser Bewegung zutreffen. Dennoch gibt es grundlegende Paradigmen (Denkweisen), die mehr oder weniger ausgeprägt in der ganzen Bewegung anzutreffen sind.

Einige dieser Paradigmen sollen an dieser Stelle angeführt werden. Doch zunächst sind die durchaus berechtigten Anliegen der Emerging Church-Bewegung erwähnenswert. Hierzu zählen:

1. Wie erreicht die postmoderne Gemeinde den postmodernen Menschen

Die Emerging Church-Bewegung will vor allem die junge, kirchenferne Generation für das Evangelium erreichen. Sie ist der Überzeugung, dass die traditionellen Formen wie Großevangelisationen oder der sucherfreundliche, pragmatische Ansatz (z. B. Willow Creek) dem postmodernen Menschen nicht gerecht wird.

2. Wie lebt der postmoderne Christ ein wahrhaftiges Christsein

Die Emerging Church-Bewegung will »authentisch« sein – ein oft wiederkehrendes Schlagwort dieser Bewegung. Dieses Anliegen ist durchaus berechtigt und unbedingt biblisch – das »Evangelium in Wort und Tat« ausleben.

3. Wie wirkt sich die Postmoderne auf den Menschen aus

Die Emerging Church-Bewegung will die postmoderne Gesellschaft verstehen und Rückschlüsse auf ihr Gemeinde- und Missionsverständnis ziehen. Sie will für andere Menschen »relevant« – »bedeutungsvoll« – sein. Im Zuge dieses Anliegens öffnet sich die Emerging Church der postmodernen Kultur und übernimmt sie mehr oder minder stark.

Diese durchaus berechtigten Anliegen weisen gleichwohl darauf hin, dass die Emerging Church-Bewegung in mancher Hinsicht eine Protestbewegung ist. Ihre Vertreter, die nicht selten aus konservativ-evangelikalen Kreisen kommen, wollen – anders als ihre Glaubensgenossen aus traditionellen Gemeinden und Kirchen – »authentischer«, »relevanter« und «missionarisch effektiver» sein. Ob allerdings die Antworten, welche die Emerging Church-Bewegung auf die drängenden Fragen in Bezug auf die Gemeinde von heute gibt, dienlich und vor allen Dingen schriftgemäß sind, soll im Folgenden beleuchtet werden.

Wie oben bereits erwähnt, weist die Emerging Church eine weite Vielschichtigkeit auf. Um die Hauptmerkmale der Emerging Church besser zu verstehen, soll diese vor allem in ihrer radikalen Ausprägung charakterisiert werden. Obgleich diese Beschreibung folglich nicht auf alle Teile der Bewegung immer im ganzen Umfang zutreffen wird, macht sie dennoch die Grundproblematik der Bewegung deutlich und weist auf die Gefahren hin, die eine auch nur moderate Befürwortung des emergenten Gedankenguts mit sich bringen kann – »ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig« (Gal 5,9). Im Lichte biblischer Grundsätze soll das Selbstzeugnis von Vertretern der Emerging Church bewertet werden.

1 Lillian Kwon, Catholics join Emerging Church conversation. In ChristianToday, 14. März 2009. URL: http://www.christiantoday.com/article/catholics.join.emerging.church.conversation/ 22770.htm.

2 Phil Wyman, Pentecostals, Emergent, Anabaptists and Icons.

URL: http://www.theporpoisedivinglife.com/porpoise-diving-life.asp?pageID=407.

3 Zach Roberts, Baptimergent – Baptist's Stories from the Emergent Frontier, Smyth & Helwys, 2010.

4 Jay Voorhees, What does it mean to be Methomergent. 28. März 2008.

URL: http://onlywonder.com/2008/03/28/what-does-it-mean-to-be-methomergent.

5 Mike Oles, Blog: The New Methodists. A blog about being United Methodist, missional, emergent, and midwestern. Plus other stuff too!

URL: http://mikeoles3.wordpress.com.

6 URL: http://young.anabaptistradicals.org.

7 URL: http://www.themennonite.org/issues/10-11/articles/Some_Mennonites_join_ Emergent_Village.

8 URL: http://presbymergent.org.

9 URL: http://www.emerginglutherans.org/blog/about.

7 Merkmale der Emerging Church Bewegung

Wer hat das letzte Wort über die Hölle?

Das Glaubensbekenntnis der Emerging Church

GLOSSAR emergenter Begriffe

Authentisch: Vertreter der Emerging Church wollen authentisches Christsein leben, d. h., sie streben eine echte, wahrhaftige Nachfolge an und lehnen tote Traditionen und äußerliche Formen ab. Traditionen und feste Strukturen christlicher Kirchen und Denominationen werden als ein Hindernis für Authentizität betrachtet. 

Dekonstruktion: Das Hinterfragen der Lehren und Traditionen des Christentums, das eine Umdeutung biblischer Lehren nach sich zieht. Aus Sicht John MacArthurs geht diese Umdeutung im radikalen Flügel der Emerging Church so weit, dass sie dem theologischen Liberalismus gleichkommt. 

Dialogisch: Das christliche Weltbild muss im Dialog mit– und untereinander wieder entdeckt und vermittelt werden. Im Dialog leistet jeder einzelne einen Beitrag zu dieser Wiederentdeckung. 

Emergenz: Benedikt Peters erläutert: »Sie [die Emerging Church] überträgt Erkenntnisse der Naturwissenschaften und der Philosophie auf ihr Gemeindeverständnis, in der Annahme, so könnte sie in einer sich schnell verändernden Welt größere Wirkung haben. Unter dem Begriff ‚Emergenz‘ (vom Lateinischen emergere : auftauchen, hervorkommen, sich zeigen) versteht man das spontane Entstehen einer neuen Ordnung innerhalb eines komplexen Systems. Das auf diese Weise entstehende System kann neue Eigenschaften annehmen, die nicht vorhersehbar waren.« (Gemeindegründung Nr. 98/09, S.18–19) 

Gesellschaftsrelevanz: Die Emerging Church sieht ihren Auftrag nicht nur im Aufbau einer christlichen Gemeinschaft, sondern sie will für die Gesellschaft von »Relevanz«, von »Bedeutung« sein, indem sie in allen gesellschaftlichen Bereichen aktiv wird (sozial, politisch, kulturell, ökologisch usw.) und zu einer positiven Veränderung der Gesellschaft beiträgt. 

Gesellschaftstransformation: Das Ziel der »gesellschaftsrelevanten« Aktivitäten der Emerging Church ist die »Transformation«, die »Umgestaltung«, der Gesellschaft in eine christlichere Form. Manche Autoren wie Brian McLaren sprechen in diesem Zusammenhang von der Errichtung des »Reiches Gottes« auf Erden. 

Holistisch: Christsein soll aus emergenter Perspektive »holistisch« sein, worunter ein »ganzheitliches« Christenleben verstanden wird, das nicht nur das persönliche Heil, sondern das Heil der Welt sucht. Ein holistisches Evangelium ist demnach eine postmoderne Form von sozialem Evangelium (Social Gospel).

Integrative Theologie: Diese emergente Sichtweise von Theologie will offen sein für alle christlichen Traditionen. Diese sollen einander ergänzen, statt im Widerspruch stehen. Christen sollen das Verbindende und Gemeinsame anstreben, statt sich durch Abgrenzung von anderen zu entfernen. 

Inkarnatorisch: Wie Christus in diese Welt kam und Fleisch (Mensch) wurde (Inkarnation Christi), muss die christliche Gemeinde »inkarnatorisch« werden, d. h., sie muss Gestalt annehmen und sichtbar in diese Welt hineinwirken. Dies wird durch → Kulturrelevanz und → Gesellschaftstransformation erreicht. Der wahre Christ ist wahrer Mensch und verwirklicht seine Christusnachfolge in seinem gesamten soziokulturellen Sein. 

Inkarnationsprinzip: Dieser Begriff bezeichnet die Menschwerdung der christlichen Kirche, die sich in Form von tätiger Nächstenliebe  niederschlägt (z. B. durch soziales und politisches Engagement). 

Inkulturation: Die Emerging Church sieht ihren Auftrag darin, die christliche Botschaft der jeweiligen kulturellen Zielgruppe zu verkünden. Dies setzt voraus, dass der Verkündiger des Evangeliums stets auf die kulturellen Unterschiede seiner Zuhörer eingehen muss, z. B. durch → Kontextualisierung. Diese emergente Missionstheologie verkennt jedoch, dass die Botschaft des Evangeliums schon immer transkulturell [über allen Kulturen stehend] war und sich weder an die jeweilige Kultur noch an den jeweiligen Zeitgeist anpasste. 

Integrale Spiritualität: Diese von Ken Wilber formulierte Zusammenführung von Philosophie, Wissenschaft und Religion – auch als »Integrale Theorie« bezeichnet –, vertritt die Vorstellung einer geistlichen Evolution. Die Integrale Theorie strebt eine umfassende Integration von Spiritualität (sowohl der östlichen wie der westlichen) und Wissenschaft an.  

Kontextualisierung: Die Anpassung der Evangeliumsbotschaft an das jeweilige soziokulturelle und geschichtliche Umfeld einer Gesellschaft oder ethnischen Gruppe. Kontextualisierte Bibelübersetzungen gehen mitunter so weit, dass biblische Begriffe ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren. 

Konversation: Anhänger der Emerging Church sehen sich in einer anhaltenden Konversation (emergent conversation), welche alle Interessierten bei ihrer Suche nach neuen Wegen mit einbezieht. Über den christlichen Glauben ins Gespräch  kommen und im Gespräch bleiben, ist ein vorrangiges Ziel emergenter Christen. Lebendige Konversation ist wie ein Fluss, der nie zum Stillstand kommt. Das Ziel einer solchen Konversation besteht nicht darin, absolute oder allgemeingültige Lehraussagen zu treffen.

Kulturrelevanz: Die Beobachtung, dass heute mehr als früher ein Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen den christlichen Gemeinden den Rücken zukehren, veranlasst emergente Leiter dazu, die moderne Kultur stärker in das Gemeindeleben zu integrieren. Obgleich das Grundanliegen, die moderne Kultur in das Gemeindeleben zu integrieren, durchaus vertretbar ist, solange dies in einer biblisch vertretbaren Weise geschieht, ist der Spagat zwischen dem Anspruch biblischer Lehre (mit dem Gebot der Schrift, sich dieser Welt nicht anzupassen) und der Akzeptanz moderner Kultur (z. B. aller Musikstile usw.) überaus problematisch. Eine weitere Gefahr des Wunsches, »kulturrelevant« sein zu wollen, ist, dass eine Gemeinde zu einer Jugend- oder junge Erwachsenen-Gemeinde wird, die lediglich die kulturellen Bedürfnisse dieser Altersgruppe berücksichtigt und damit die mittlere und ältere Generation aus der Gemeinschaft ausschließt.  

Missio Dei: Die »Missio Dei«, Gottes Mission, ist die Sendung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus in diese Welt und das Handeln Gottes unter den Menschen. Christen sind berufen, über sich selbst hinaus zu gehen und ihren Mitmenschen zu dienen. Dieses Anliegen ist für die Vertreter der Emerging Church zentraler als die Vermittlung christlicher Dogmen und Lehren. 

Missional: Das »missionale« Evangelisationsverständnis unterscheidet sich von der traditionellen Auffassung von Mission darin, dass der Missionsbefehl aus Matthäus 28, 19 – 20 sehr viel weiter gefasst wird. Das missionale Verständnis geht über die Verkündigung des Evangeliums sowie den Auftrag, Jünger zu machen, hinaus und will → gesellschaftsrelevant wirken. 

Multisensorisch: Emergente Gottesdienste sollen »alle Sinne« des Menschen ansprechen und sich nicht nur auf Wissensvermittlung stützen. Zu diesem Zweck kann der Teilnehmer eines Gottesdienstes durch die Schaffung einer bestimmten Atmosphäre (zum Beispiel durch die Verwendung von Kerzen oder Weihrauch, durch Abdunkeln eines Raumes, usw.) oder durch meditative Betrachtung einer Ikone oder eines Bildes zu einer Gotteserfahrung geführt werden.  

Narrativ: Die Emerging Church zieht die narrative Theologie der Lehrpredigt vor. Das Erzählen von Geschichten im Allgemeinen oder von biblischen Geschichten im Besonderen soll den Zuhörern helfen, Gottes Wahrheiten und Gottes Wesen zu erfassen. 

Postmoderne: Die Emerging Church sieht ihren Auftrag darin, den postmodernen Menschen für das Evangelium zu erreichen. Die Postmoderne (seit den 1960er Jahren) ist gekennzeichnet von einer Abkehr vom Rationalismus, von absoluten Aussagen und von Fortschritts- und Wissenschaftsgläubigkeit hin zu einer Pluralität, die parallele Wahrheiten nebeneinander stehen lässt. Der postmoderne Christ muss dieser Denkweise folglich Rechnung tragen. 

Prozessorientierte Evangelisation: Prozessorientierte Evangelisation will das Evangelium durch persönliche Beziehungen und offene Kontakte verbreiten. Die traditionelle Form der Evangeliumsverkündigung (z. B. Aufrufe zur Bekehrung werden als zu direkt, altmodisch und uneffektiv betrachtet und auch als »aktionsorientierte« Methode bezeichnet. Bekehrungen kommen nicht durch »Aktion«, sondern durch »Prozesse« zustande. 

Reimagination: Das kreative Konzept eines verbesserten Modells postmoderner Kirche, das durch Experimentieren die Theorie mit der Praxis verbindet, aber keinesfalls fertige oder endgültige Lösungen anbietet. 

Rekonstruktion: Die »Rekonstruktion« folgt der → Dekonstruktion aller traditionellen christlichen Lehraussagen. R. Ebertshäuser definiert Rekonstruktion als die »Umdeutung in einem veränderten, nur noch relativen Bezugs-/Deutungsrahmen.« 

Schalomisierung: Der Prozess, Friede (Schalom) in einer Gesellschaft oder in der Welt aufzurichten, wird als Schalomisierung bezeichnet. Aus emergenter Sicht kann dies nur durch die → Missio Dei erreicht werden. 

Storytelling: Geschichtenerzählen soll das reflektierende Nachdenken des Christen in den Hintergrund drängen und Gotteserkenntnis in Form von Geschichten und Bildern ermöglichen. Die Wahrheit soll nicht nur hörbar, sondern vor allem »erfahrbar« sein. Storytelling ist eine Absage an das rationale Denken und das Erfassen der Wahrheit durch Gottes Wort. 

Vernetzung: Die Emerging Church

Unsere Empfehlungen

Gerhardt, Erdmann, Walter: Theologie der Transformation im Licht der Bibel

Drei kurze und prägnante Artikel, welche die Unhaltbarkeit der Transformationstheologie entlarven. Dr. Hans-Georg Gerhardt, Gräzist und Religionslehrer i. R., setzt sich in seiner Ausführung mit 2Korinther 5,19 und Matthäus 28,19 auseinander und widerlegt anhand des Griechischen die unhaltbare These einiger Transformationstheologen, dass die Welt bereits mit Gott ein für alle Mal versöhnt sei, und dass ganze Völker und Nationen zu Jüngern gemacht werden sollen. Gottes Ruf des Heils ergeht zwar an alle Völker, zum erlösten Jünger wird indes nur derjenige, der auf diesen Ruf eingeht. Dr. Martin Erdmann weist auf die Nähe der Transformationstheologie zum New Age hin. Und Georg Walter macht deutlich, dass Gott nicht die Welt, sondern die Herzen der Menschen verändern will.

Georg Walter: Henri M. Nouwen: Der Einfluss des katholischen Priesters und Mystikers auf den Protestantismus

Kaum ein anderer Vertreter des Katholizismus hat so viel Einfluss sowohl auf den Protestantismus wie Evangelikalismus ausgeübt wie der Priester, Autor und Mystiker Henri J. M. Nouwen. Im Jahre 1994 erreichte die Popularität Nouwens unter Protestanten einen Höhepunkt. In einer Umfrage einer Zeitschrift in Vancouver wurden 3400 protestantische Führer befragt, wer sie am meisten beeinflusst hatte. Die Umfrage ergab, dass Nouwen Platz 2 einnahm, wähend Billy Graham lediglich Platz 3 einnahm. Der Nouwen-Biograph Jurjen Beumer bezeichnete Nouwens Theologie als "mystische Theologie", und man könnte sich fragen, warum Nouwen ausgerechnet mit einer solch unbiblischen Theologie die Herzen der Menschen über konfessionelle Grenzen hinweg erobern konnte. Es scheint, dass Nouwens Verknüpfung seiner Erlebnismystik mit dem therapeutischen Evangelium genau das Herz des religiösen Zeitgeistes traf, der bis in das Lager der Evangelikalen vordringen konnte.

Georg Walter & Alexander Seibel: Kreuz und Krankheit: "Healing Rooms" - Wiederbelebung einer pfingstlichen Sonderströmung in der Neocharismatik

Seit 2002 sind durch den Dienst des US-amerikanischen Charismatikers Cal Pierce an mehr als 20 Orten in Deutschland sogenannte „Healing Rooms“ („Heilungsräume“) entstanden. Die Healing Rooms gehen auf den Pfingstler John G. Lake in den 1920er Jahren zurück. Georg Walter dokumentiert detailliert, wie die Healing Rooms entstanden sind und bewertet die Theologie dieser neocharismatischen Strömung im Licht der Bibel. Zur Vertiefung des Themas geht Alexander Seibel der Frage nach, ob die Gemeinde Jesu noch heute einen Heilungsauftrag hat.

Georg Walter: Mystik und die Evangelikalen

Der Philosoph Arthur Schopenhauer sagte vor über 150 Jahren: „Ex oriente lux – das Licht kommt aus dem Osten.“ Diese Prognose trifft offenbar auf unsere westliche, einst christlich geprägte Gesellschaft zu. Es herrscht nicht nur ein starkes Interesse an fernöstlicher Spiritualität, sondern auch ein neuer Enthusiasmus für katholische Mystik, die sogar die evangelikale Bewegung immer mehr beeinflusst. Mystik jeglicher Prägung als vermeintlicher Zugang zu Gott und zu jenseitigen Erfahrungen steht jedoch im völligen Widerspruch zum Evangelium – zu dem Weg zu Gott, der in der Bibel offenbart ist. Als wahre Nachfolger Christi müssen wir an dem Bekenntnis festhalten, dass Jesus das Licht der Welt ist – und zwar das wahre, ewige und einzige Licht Gottes.