Alte Begriffe – neue Inhalte - Georg Walter - E-Book

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Georg Walter

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Beschreibung

Die Bibelkritik, die ihren Anfang in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm und an den meisten christlich-theologischen Ausbildungsstätten ihren Siegeszug erlebte, war eine Theologie, der man keineswegs vorwerfen konnte, dass sie das Pferd von hinten aufzäumte. Liberale Theologen arbeiteten sich systematisch an allen Büchern der Bibel sowie an allen hermeneutischen Grundprinzipien ab, bis sie alle grundlegenden Wahrheiten der Bibel entmythologisiert, entkräftet, entwertet, verwässert oder umgedeutet hatten. Ihre Theologie wurde vom Zaumzeug der Bibelkritik so eingeengt, dass ein wirksames Bezeugen der Wahrheit der Bibel unmöglich wurde. Diese Abkehr von Gottes Wort lähmte wahre Christusnachfolge und zog unweigerlich Folgen nach sich, deren Früchte heute nur zu offenkundig sind. Der geistliche Niedergang, der vor allem die liberalen Kirchen des Mainstreams erfasste, machte nicht vor dem Evangelikalismus halt. Grundlegende Überzeugungen des klassischen Evangelikalismus bis in die 1950er Jahre, die man als bibeltreu oder konservativ-evangelikal bezeichnen könnte, gehören im heutigen Mainstream-Evangelikalismus der Vergangenheit an. Was ist ein Evangelikaler? Wie kam es zu dem geistlichen Niedergang innerhalb des Evangelikalismus? Und was sind Merkmale wahrer biblischer Nachfolge in Lehre und Praxis? Auf diese Fragen will diese kurze Schrift Antworten geben.

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Alte Begriffe – neue Inhalte

Wortsinn von evangelikal und bibeltreu auf dem Prüfstand

Georg Walter

Impressum

© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Georg Walter

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-093-3

Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

Kontakt: [email protected]

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Inhalt

KAPITEL 1Verwischte Grenzlinien

Das Sprichwort „Das Pferd von hinten aufzäumen“ wird verwendet, um jemanden darauf hinzuweisen, dass ein Arbeitsgang im entgegengesetzten Arbeitsablauf begonnen wurde. In der Regel soll damit ausgedrückt werden, dass jemand am falschen Ende beginnt und möglicherweise scheitern wird. Aber es besteht durchaus die Möglichkeit, dass jemand das „Pferd von hinten aufzäumt“ und, obgleich etwas umständlich, seinen Arbeitsgang erfolgreich zu Ende bringt. Die Bibelkritik, die ihren Anfang in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm und an den meisten christlich-theologischen Ausbildungsstätten ihren Siegeszug erlebte, war eine Theologie, der man keineswegs vorwerfen konnte, dass sie das Pferd von hinten aufzäumte.

Liberale Theologen arbeiteten sich systematisch an allen Büchern der Bibel sowie an allen hermeneutischen Grundprinzipien ab, bis sie alle grundlegenden Wahrheiten der Bibel entmythologisiert, entkräftet, entwertet, verwässert oder umgedeutet hatten. Ihre Theologie wurde vom Zaumzeug der Bibelkritik so eingeengt, dass ein wirksames Bezeugen der Wahrheit der Bibel unmöglich wurde. Diese Abkehr von Gottes Wort lähmte wahre Christusnachfolge und zog unweigerlich Folgen nach sich, deren Früchte heute nur zu offenkundig sind. Sie findet gegenwärtig nicht nur ihren Ausdruck in der Säkularisierung der liberalen Kirchen, sondern auch in ihrem massiven Mitgliederschwund. Letzterem versuchen die Kirchen des protestantischen Mainstreams, die am stärksten von der Abwanderung ihrer Schafe betroffen sind, verzweifelt Einhalt zu gebieten, indem sie dem Zeitgeist hinterherhecheln – bekanntermaßen erfolglos.

Wird das Maul eines Pferdes mit dem Zaumzeug so eng anschnallt, dass es nicht mehr fressen kann, mag es sich noch eine Weile auf den Beinen halten. Doch frisst ein Pferd nicht mehr, muss es zwangsläufig erst zur Schwäche und sodann zum vollkommenen Zusammenbruch kommen. Wer Gottes Volk die geistliche Speise der Wahrheiten von Gottes Wort vorenthält – und dies gilt auch für die Evangelikalen – muss die gleichen Konsequenzen erleiden. Der Mensch lebt eben nicht vom Brot allein, „sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht!“ (Mt 4,4). In Gottes Volk, sofern diese Bezeichnung auf Namenschristen überhaupt zutrifft, ist der Hunger nach geistlicher Speise vielfach erloschen. Bedauerlicherweise gleicht der Zustand so mancher „evangelikaler“ Christen immer häufiger dem der Namenschristen. Die Zeiten scheinen vorüber zu sein, als Gottes Volk auf Gott wartet, „dass er ihnen ihre Speise gibt zu seiner Zeit“ (Ps 104,27). Christliche Verleger können davon ein Lied singen. Die Nachfrage nach guter geistlicher Literatur ist in den vergangenen Jahren in erheblichem Maße zurückgegangen. Die Mehrzahl der christlichen Verlagshäuser hat sich auf diesen Trend eingestellt und verkauft das, was sichere Umsätze beschert. Vorbei sind die Zeiten, in denen vorrangig biblische Maßstäbe an die Inhalte der vielen neuen Publikationen auf dem christlichen Büchermarkt angelegt werden.

Die Wahrheiten der Bibel waren von Anbeginn an umkämpft, und sie werden es bis zur Wiederkunft des Herrn bleiben. Das Wort des Herrn, der „unvergängliche Same“ des lebendigen Gotteswortes (1Petr 1,23), wird deshalb nicht vergehen, weil der allmächtige Gott der Herr und Wächter über sein Wort ist. Darum sandte unser Herr zu allen Zeiten seine Boten, die sich den falschen Propheten der liberalen Theologie entgegenstellten. Der Wahlspruch der Verkündiger der Wahrheit lautete: „Denn wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, sondern [nur] für die Wahrheit“ (2Kor 3,18). Sie wussten, dass Gott sie „von Anfang an zur Errettung erwählt hat in der Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit“ (2Thess 2,13). Und der Herr des Wortes schenkte in der Vergangenheit dann auch unter jenen Kreisen Erweckung, auf die so manche mit einer gewissen Geringschätzung herabblicken.

Fundamentalismus: Ein Zeugnis für die Wahrheit

Der Glaube wahrer Gotteskinder ist nichts Abstraktes oder Unklares. Glaube konkretisiert sich in der Wahrheit von Gottes Wort. Darum spricht der Apostel Paulus vom „Glauben an die Wahrheit“. Um diese biblischen Wahrheiten tobte Ende des 19. Jahrhunderts ein Kampf um die Rechtgläubigkeit. Liberale Theologen stürzten die fundamentalen Eckpfeiler biblischer Wahrheit um. Als Reaktion auf die liberale Theologie standen in den USA Männer Gottes wie Benjamin B. Warfield, Raymond H. Torrey, Charles T. Studd, Arthur T. Pierson und viele andere auf, um Gottes Wort gegen die neuen liberalen Thesen zu verteidigen. Das Bible Institute of Los Angeles (BIOLA) veröffentlichte in den Jahren 1910-1915 ein zunächst zwölfbändiges, später vierbändiges Werk mit 90 Essays 64 unterschiedlicher Autoren. Es trug den Titel The Fundamentals: A Testimony To The Truth (Die Fundamente: Ein Zeugnis für die Wahrheit). Der moderne christliche Fundamentalismus war geboren.

Das Wort Fundamentalismus hatte in jener Zeit noch nicht die negative Bedeutung, die es heute vor allem auf dem Hintergrund eines militanten islamistischen Fundamentalismus erlangt hat. Die Fundamentalismus-Keule wird in jüngster Zeit häufig in polemischen Auseinandersetzungen einerseits vonseiten der Liberalen aber mittlerweile andererseits auch von progressiven Evangelikalen sehr häufig und in manipulativer Weise eingesetzt, um konservativ-evangelikale Christen und deren bibeltreuen Standpunkte zu diffamieren. Christliche Fundamentalisten in den Anfängen des 20. Jahrhunderts waren jene Gläubigen, die sich in ihrem festen Glauben an die Wahrheit der Schrift ihre biblischen Grundsätze weder rauben noch verwässern lassen wollten. Zu diesen Grundsätzen biblischer Wahrheit, die es gegen die Modernisten und Liberalen zu verteidigen galt, zählten die Jungfrauengeburt Christi, die Gottheit und Menschwerdung Christi, die Rechtfertigung aus Glauben allein, die Inspiration und damit die Autorität und Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift, die leibliche Auferstehung Christi und der Gläubigen, der stellvertretende Sühnetod Christi, die Sünde und das ewige Gericht (Hölle), die Wiederkunft Christi, der biblische Schöpfungsbericht.

Für etwas sein schließt stets ein, gegen etwas zu sein

In dieser Auseinandersetzung mit den Liberalen ließen die Autoren es nicht dabei bewenden, ausschließlich biblische Wahrheiten zu formulieren, sondern sie setzten sich auch mit den liberalen Theologen ihrer Zeit auseinander. Sie erfassten, dass die Verteidigung der ein für alle Mal überlieferten Glaubenslehre nicht gewonnen werden konnte, indem man, die Wahrheiten der Schrift darlegend, immer nur „positiv“ vorging. In diversen Schriften legten sie liberale Positionen dar und nannten Autoren bei Namen. Heute wird ein solches Vorgehen leichtfertig als „negativ“ abgekanzelt.

Die Judaisten unter den Galatern hatten mit den Gliedern ihrer Gemeinde gewiss in vielen Punkten große Übereinstimmung. Dennoch war dieser Sachverhalt dem Apostel Paulus nicht hinreichend. Sich nur auf das „Positive“, das Verbindende, das Gemeinsame zu konzentrieren, war für den Apostel keinesfalls einziger oder gar letztgültiger Maßstab. Im Gegenteil, Paulus begriff, dass die Gesetzlichen dem Evangelium zwar im Wesentlichen zustimmten und möglicherweise sogar mit vielen Aussagen des Evangeliums übereinstimmten, doch der Botschaft des Heils allein aus Gnade fügten die Judaisten die Werke des Gesetzes hinzu. Und diese Sachlage erforderte ein sofortiges und energisches Einschreiten, da jeder, der ein anderes Evangelium verkündet, verflucht sei – was Paulus sogar zweifach betont (Gal 2,8.9).

Der Galaterbrief lehrt gerade heute in einem so weich gewordenen Evangelikalismus, der unermüdlich betont, niemand dürfe einen Bruder öffentlich tadeln, genau Gegenteiliges. Der Apostel Paulus tat genau das, was gegenwärtig kaum jemand mehr zu tun wagt. Er konfrontierte öffentlich und direkt jene Person – und überdies eine Person, die als Apostel der ersten Stunde im hohen Ansehen stand – für ein Fehlverhalten, von dem eine Signalwirkung ausging, die die Judaisten zu bestärken drohte. Paulus „widerstand Petrus ins Angesicht“ (Gal 2,11) und „sprach zu Petrus vor allen“ (Gal 2,14). Man beachte das „vor allen“! Paulus bat Petrus nicht um ein Vieraugengespräch, sondern er stellte öffentlich klar, was das Evangelium nicht ist, weil der Eindruck entstehen könnte – oder schon entstanden war –, dass die Judaisten im Grunde zur Gemeinschaft der erlösten Heiligen gehörten, da sie keinen Widerspruch des Apostels Petrus erfahren hatten. Und weiter heißt es in der Schrift: „… denn er [Petrus] war im Unrecht“ (V. 11). Ungeheuerlich! Paulus schreibt hier, was der Heilige Geist inspirierte und uns für die Ewigkeit überlieferte: Der Apostel Petrus war im Unrecht! Paulus nahm Petrus nicht diskret beiseite, um mit ihm sein Fehlverhalten zu erörtern, sondern er konfrontierte ihn, da sein Handeln eine Gefahr für andere darstellte, da etliche der Brüder bereits durch seine „Heuchelei mitgerissen wurden“ (V.13). Der öffentliche Tadel und das entschiedene Einschreiten des Apostels Paulus waren demnach dringend geboten.