Die Erfindung von El Dorado - Lutz Spilker - E-Book

Die Erfindung von El Dorado E-Book

Lutz Spilker

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Beschreibung

El Dorado – ein Mythos, der Generationen von Abenteurern, Eroberern und Forschern in seinen Bann zog. Doch was verbirgt sich wirklich hinter der Legende vom goldenen Land? ›Die Erfindung von El Dorado‹ erzählt die faszinierende Geschichte eines Trugbilds, das die Welt veränderte. Spanische Konquistadoren durchkämmten den südamerikanischen Dschungel, riskierten ihr Leben und opferten ganze Heerscharen in der Hoffnung auf unermesslichen Reichtum. Doch war El Dorado je mehr als eine Illusion? Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine Reise durch die Jahrhunderte – von den ersten indigenen Erzählungen über die blutigen Expeditionen der Eroberer bis hin zu den modernen Spuren des Mythos in Literatur, Film und Popkultur. Ein Sachbuch, das sich liest wie ein Abenteuerroman – voller Intrigen, historischer Irrtümer und ungebrochener Sehnsucht nach dem Unmöglichen. Tauchen Sie ein in die größte Schatzsuche der Geschichte!

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Eine Betrachtung

von

Lutz Spilker

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DIE ERFINDUNG VON EL DORADO – ZAUBER, SAGEN UND SCHÄTZE 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

 

Softcover ISBN: 978-3-384-55467-3

E-Book ISBN: 978-3-384-55468-0

 

© 2025 by Lutz Spilker

https://www.webbstar.de

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

 

Die im Buch verwendeten Grafiken entsprechen denNutzungsbestimmungen der Creative-Commons-Lizenzen (CC).

 

Sämtliche Orte, Namen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind daher rein zufällig, jedoch keinesfalls beabsichtigt.

Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mit Hilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, sind ohne ausdrückliche schriftliche

Genehmigung des Autors oder des Verlages untersagt. Alle Rechte vorbehalten.

Inhalt

 

Inhalt

Das Prinzip der Erfindung

Vorwort

Teil 1: Die Wurzeln des Mythos

Der goldene Mann

Die Muisca und ihr Verhältnis zum Gold

Die Zeremonie des goldenen Mannes

Die ersten Berichte über El Dorado

Der Mythos wächst

Indigene Königreiche und ihr Umgang mit Gold

Das göttliche Metall

Kunsthandwerker des Goldes

Goldene Städte am Pazifik

Gold als Geschenk der Sonne

Die Missdeutung durch die Europäer

Gold als Erbe

Die Ankunft der Spanier

Kolumbus und die ersten Berichte über Gold

Von der Neugier zur Gier

Die ersten Gerüchte über ein Land voller Gold

Ein neuer Kontinent voller Möglichkeiten – und Missverständnisse

Die Eroberung des Aztekenreichs

Ein Vorgeschmack auf Reichtum – Cortés und die Plünderung Tenochtitlans

Der Marsch ins Unbekannte

Die erste Begegnung mit Moctezuma

Der Goldrausch der Spanier

Die Nacht der Flucht

Die Geburt des Goldtraums

Die Zerschlagung des Inkareichs und die Suche nach mehr

Pizarros Feldzug in Peru und die Legende von Paititi

Die List des Pizarro

Der Mythos von Paititi

Expeditionen ins Unbekannte

Realität oder Fata Morgana?

Die ewige Suche nach mehr

Teil 2: Der Wahnsinn beginnt – Die großen Expeditionen

Gonzalo Jiménez de Quesada und der Marsch nach Bogotá

Der Marsch ins Ungewisse

Hüter des Goldes

Die Eroberung Bogotás und das Ende eines Traums

Die unendliche Suche

Sebastián de Belalcázar

Rivalitäten und blutige Kämpfe – Spanische Konquistadoren im Wettlauf um Reichtum

Ein Aufstieg im Schatten Pizarros

Die Eroberung Quitos und der Kampf um Kolumbien

Das blutige Patt von Bogotá

Der Fall eines Eroberers

Der Krieg der Konquistadoren

Nikolaus Federmann

Der Deutsche im Dschungel

Deutsche Kaufleute in der Neuen Welt

Ein Höllentrip durch die Savanne

Die große Expedition nach El Dorado

Die unerwartete Begegnung

Das unrühmliche Ende eines Entdeckers

Francisco de Orellana und die Entdeckung des Amazonas

Eine Suche, die zum größten Fluss der Welt führte

Die Expedition von Gonzalo Pizarro

Orellana übernimmt das Kommando

Der endlose Fluss

Hunger, Hoffnung und die unaufhaltsame Strömung

Die Legende lebt weiter

Pedro de Ursúa und Lope de Aguirre

Wahnsinn auf dem Orinoko – Verrat und Wahnsinn in der Wildnis

Die Expedition des Pedro de Ursúa

Die Expedition wird zur Meuterei

Aguirre – Der Zorn Gottes

Das Ende eines Wahnsinnigen

Teil 3: Täuschungen, Intrigen und Illusionen

Das Phantom von Manoa – Walter Raleighs Vision

Die Geburt eines Mythos

Die Expedition nach El Dorado

Raleighs Propaganda

Das Erbe einer gescheiterten Suche

Die Rolle der Kartografen

Die Macht der Karten

Der Wandel des Mythos auf Karten

Die Karten, die den Mythos nährten

Der langsame Tod eines Phantoms

Die Stadt, die durch Linien erschaffen wurde

Die Kirche und El Dorado

Die göttliche Rechtfertigung der Eroberung

Zwischen Glauben und Pragmatismus

Gold als Zeichen der göttlichen Gunst

Der moralische Zwiespalt

Das Vermächtnis

Das Ende der Konquistadoren

Der Zerfall des Mythos

Die Wildnis als unüberwindbarer Feind

Der politische und wirtschaftliche Wandel

Das Vermächtnis der Konquistadoren

Die letzte Hoffnung

Ein neues Spanien, eine alte Legende

Die Expeditionen des 18. Jahrhunderts

Die letzten Träume einer sterbenden Epoche

Das endgültige Ende einer Suche

Teil 4: Die Moderne und das Erbe des Mythos

Archäologische Funde und die Wahrheit über die Muisca

Die Zeremonie des Goldenen Mannes

Archäologische Entdeckungen am Guatavita-See

Die Bedeutung des Goldes für die Muisca

Was bleibt vom Mythos?

El Dorado als Metapher

Die Transformation eines Mythos

El Dorado im modernen Sprachgebrauch

Die dunkle Seite von El Dorado

Ein Mythos, der ewig lebt

Literatur und Legenden

El Dorado als verlorenes Paradies

Der unheilvolle Ruf des Goldes

El Dorado als Satire auf den Goldrausch

El Dorado als literarisches Motiv

Hollywoods Version

Goldene Städte und wagemutige Helden

Wahnsinn und Gier

Ironie und Fantasie

El Dorado als filmisches Chamäleon

El Dorado in der Popkultur

Zwischen Abenteuer und Satire

El Dorado als digitales Abenteuer

Zwischen Sehnsucht und Gier

Ein Mythos, der sich ständig neu erfindet

Teil 5: Mythos und Realität – Die Spurensuche geht weiter

Der Fluch des Goldes

Gold als Rechtfertigung für Eroberung und Gewalt

Die Zerstörung der Reiche der Azteken und Inka

Die Muisca und der Mythos von El Dorado

Versklavung und Zwangsarbeit in den Goldminen

Die kulturelle Auslöschung

Ein Erbe der Wunden

Ein Mythos mit tödlichen Folgen

Neue Expeditionen

Alexander von Humboldt und die Suche nach Wahrheit

Percy Fawcett und die verlorene Stadt ›Z‹

Francisco de Orellanas Spuren

Moderne Schatzsucher

Auf der Spur des Unsichtbaren

Zwischen Wissenschaft und Sensation

Warum suchen wir immer noch?

Der Mythos lebt weiter

Der Guatavita-See

Der See der Zeremonien

Die Jagd nach versunkenem Reichtum

Ein Wahrzeichen Kolumbiens

Die wahre Bedeutung des Sees

Künstliche El Dorados

Die moderne Stadt aus Gold

Ein neues El Dorado

Ein Symbol für Erfolg

Der Mythos lebt weiter – aber zu welchem Preis?

Teil 6: Die Wahrheit hinter El Dorado

Gold im Amazonas

Die verschollenen Schätze der Inka

Übertriebene Fantasie oder echte Beobachtung?

Was die Wissenschaft heute sagt

Gibt es noch unerforschte Schätze?

Die Wahrheit hinter dem Mythos

Verlorene Städte

Das verlorene Reich der Inka

Wahrheit oder Schwindel?

Weitere mythische Orte Südamerikas

Der ewige Reiz des Verborgenen

Die Wissenschaft des Goldes

Die Psychologie hinter der Gier nach Gold

Gold als wirtschaftlicher Motor

Die dunkle Seite des Goldes

Ein Mythos, der nie vergeht

Die letzte Frage

Der Mythos als Spiegel der menschlichen Natur

Die Lektionen aus der Jagd nach dem Unbekannten

Der wahre Reichtum von El Dorado

Ein Mythos, der niemals vergeht

Nachwort

Über den Autor

In dieser Reihe sind bisher erschienen

Gaily bedight,

A gallant knight,

In sunshine and in shadow,

Had journeyed long,

Singing a song,

In search of Eldorado.

 

But he grew old,

This knight so bold,

And o'er his heart a shadow,

Fell as he found,

No spot of ground,

That looked like Eldorado.

 

And, as his strength,

Failed him at length,

He met a pilgrim shadow;

"Shadow," said he,

"Where can it be,

This land of Eldorado?"

 

"Over the mountains

Of the moon,

Down the Valley of the Shadow,

Ride, boldly ride,"

The shade replied,

"If you seek for Eldorado!"

 

Edgar Allan Poe

 

Edgar Allan Poe (* 19. Januar 1809 in Boston, Massachusetts; † 7. Oktober 1849 in Baltimore, Maryland) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er prägte entscheidend die Gattung der Kurzgeschichte sowie die Genres der Kriminal-, Horror- und Schauerliteratur. Einzelne Erzählungen haben spätere Autoren der Science-Fiction wie Jules Verne

beeinflusst. Seine Lyrik, in Europa u. a. von Charles Baudelaire rezipiert, wurde zum Fundament des Symbolismus und damit der modernen Dichtung.

Das Prinzip der Erfindung

 

 

 

 

Eine Erfindung ist etwas Erdachtes.

Jemand denkt sich etwas aus und stellt es zunächst erzählend vor. Das Erfundene lässt sich nicht anfassen, es existiert also nicht real – es ist ein Hirngespinst. Man kann es aufschreiben, wodurch es jedoch nicht real wird, sondern lediglich den Anschein von Realität erweckt.

Vor etwa 20.000 Jahren begann der Mensch sesshaft zu werden. Der Homo sapiens überlebte seine eigene Evolution allein durch zwei grundlegende Bedürfnisse: Nahrung und Paarung. Alle anderen, mittlerweile existierenden Bedürfnisse, Umstände und Institutionen sind Erfindungen – also etwas Erdachtes.

Auf dieser Prämisse basiert die Lesereihe ›Die Erfindung …‹ und sollte in diesem Sinne verstanden werden.

 

 

 

Vorwort

 

Seit Jahrhunderten übt El Dorado eine unwiderstehliche Faszination auf die Menschheit aus. Es ist eine Erzählung von schier unermesslichem Reichtum, von einem verborgenen Ort voller Gold und Edelsteine, von einem Versprechen, das Eroberer, Entdecker und Glücksritter in seinen Bann zog. Doch die Geschichte von El Dorado ist weit mehr als ein einfacher Mythos – sie ist ein Spiegel menschlicher Sehnsüchte, Hoffnungen und Irrtümer.

 

Die Vorstellung von einem Land, in dem Gold so reichlich vorhanden ist wie Sand am Meer, befeuerte nicht nur die Ambitionen der spanischen Konquistadoren, sondern veränderte den Lauf der Geschichte Südamerikas. Expeditionen wurden organisiert, gewaltige Ressourcen aufgebracht, Leben geopfert – und all das für einen Traum, der sich stets als Illusion erwies. Was als vage Erzählung in den Anden begann, entwickelte sich zu einer der größten Legenden der Neuzeit, einer Erzählung, die bis heute in Literatur, Film und Kunst nachhallt.

 

Doch war El Dorado je ein realer Ort? Oder war es vielmehr eine Erfindung, die durch Missverständnisse, Übertreibungen und gezielte Manipulation genährt wurde? Die Wahrheit ist, dass es keine einfache Antwort gibt. El Dorado war zu verschiedenen Zeiten für verschiedene Menschen etwas anderes: ein tatsächlicher Schatz, ein spirituelles Konzept, eine politische Utopie oder schlichtweg eine List, um Abenteurer und Investoren in die Irre zu führen. Diese Mehrdimensionalität des Mythos ist es, die ihn so faszinierend macht – und genau dieser Facette widmet sich dieses Buch.

 

Mit ›Die Erfindung von El Dorado – Zauber, Sagen und Schätze‹ lade ich Sie ein, mit mir auf eine Reise zu gehen. Eine Reise, die nicht nur die historischen Wurzeln dieses Mythos erforscht, sondern auch die menschliche Psyche beleuchtet, die sich nach Reichtum, Abenteuer und dem Unerreichbaren sehnt. Wir werden die frühen indigenen Legenden erkunden, die Berichte der ersten spanischen Eroberer unter die Lupe nehmen und die zahllosen Expeditionen nachverfolgen, die sich durch den Dschungel kämpften – oft mit tragischem Ausgang.

 

Doch diese Geschichte endet nicht mit den Konquistadoren. Der Mythos von El Dorado hat über die Jahrhunderte hinweg überlebt und ist tief in unser kollektives Bewusstsein eingewoben. Sei es in den romantisierten Erzählungen europäischer Schriftsteller, in Hollywoods Abenteuerfilmen oder in der modernen Schatzjäger-Kultur – El Dorado bleibt lebendig und inspirierend. Selbst heute noch gibt es Menschen, die sich von der Hoffnung auf einen verborgenen Schatz leiten lassen und die Suche nicht aufgeben wollen.

 

Dieses Buch ist kein klassischer Abenteuerroman – und doch wird es sich anfühlen wie eine Expedition in unbekanntes Terrain. Es ist eine Einladung, Mythen von Fakten zu trennen, die historische Wahrheit aufzuspüren und gleichzeitig das magische Glitzern dieser Geschichte nicht zu verlieren. Denn wenn El Dorado eines zeigt, dann dies: Manchmal ist es nicht der Schatz selbst, sondern die Suche danach, die uns antreibt.

 

Begleiten Sie mich auf dieser Spurensuche. Lassen Sie uns die Erfindung von El Dorado entschlüsseln – und dabei vielleicht ein wenig mehr über unsere eigene Natur erfahren.

Teil 1: Die Wurzeln des Mythos

Der goldene Mann

 

Die Legende von El Dorado beginnt nicht mit einem verborgenen Goldland oder einer versunkenen Stadt, sondern mit einem einzigen Menschen – einem Mann, der in Gold gehüllt wurde und sich in die Fluten eines heiligen Sees stürzte. Diese rituelle Zeremonie der Muisca, eines indigenen Volkes im heutigen Kolumbien, war der Ursprung eines Mythos, der über Jahrhunderte hinweg wuchs, sich veränderte und schließlich zu einer der größten Schatzsuchen der Welt führte.

 

Die Muisca und ihr Verhältnis zum Gold

Die Muisca waren eines der bedeutendsten indigenen Völker Südamerikas, lange bevor die Spanier den Kontinent betraten. Sie siedelten auf den Hochebenen des heutigen Kolumbiens und entwickelten eine hochorganisierte Gesellschaft, die auf Handel, Landwirtschaft und einer tief verwurzelten Spiritualität basierte. Gold spielte dabei eine zentrale Rolle – jedoch nicht in dem Sinne, wie es die europäischen Eroberer verstanden. Für die Muisca war Gold nicht in erster Linie ein Symbol für Reichtum oder Macht, sondern ein heiliges Metall, das mit den Göttern in Verbindung stand.

 

Anders als die Azteken oder Inka häuften die Muisca kein Gold in Form riesiger Schätze an. Sie betrachteten es als Geschenk an die Götter und benutzten es zur Herstellung ritueller Kunstgegenstände, Schmuckstücke und Opfergaben. Diese feingearbeiteten Objekte wurden nicht als persönlicher Besitz gehortet, sondern bei Zeremonien geopfert – häufig im heiligen Guatavita-See, einem kreisrunden Kratersee, der später zum Zentrum der El-Dorado-Legende wurde.

 

Die Zeremonie des goldenen Mannes

Die berühmteste Tradition der Muisca war das Ritual zur Amtseinführung eines neuen Herrschers, des Zipa von Bacatá (dem heutigen Bogotá). Dieser Herrscher wurde nicht durch Erbfolge bestimmt, sondern musste eine spirituelle Prüfung durchlaufen. Wenn ein neuer Zipa gewählt wurde, musste er sich einer langen Phase der Askese und Isolation unterziehen, bevor er offiziell in sein Amt eingeführt werden konnte.

 

Der Höhepunkt dieses Ritus war die Zeremonie am Guatavita-See. Der künftige Zipa wurde mit einer dicken Schicht aus feinem Goldstaub bedeckt, der mit Baumharz auf seiner Haut haftete, sodass er im Licht der Sonne glänzte. In dieser Gestalt wurde er als göttliche Gestalt verehrt – als El Hombre Dorado, der goldene Mann.

 

Begleitet von den wichtigsten Priestern und Würdenträgern der Muisca bestieg er ein kunstvoll geschmücktes Floß, das mit Gold- und Smaragdopfern beladen war. Während der gesamten Zeremonie erklangen Gesänge, Trommeln und Flötentöne, die den Moment feierlich untermalten. In der Mitte des Sees angekommen, warf der zukünftige Herrscher die wertvollen Schätze als Opfer für die Götter ins Wasser – und sprang schließlich selbst in die Fluten, um sich von dem Goldstaub zu reinigen. Damit war er offiziell als Zipa anerkannt und trat sein Amt mit dem Segen der Götter an.

 

Für die Muisca war diese Zeremonie kein Beweis von Reichtum oder Verschwendung, sondern ein Zeichen ihrer spirituellen Verbindung zur Natur und den höheren Mächten. Doch als die ersten spanischen Eroberer davon erfuhren, nahmen sie diese Erzählungen auf ihre eigene Weise wahr – und die Legende von El Dorado war geboren.

 

Die ersten Berichte über El Dorado

Die Spanier, die im 16. Jahrhundert nach Südamerika kamen, waren von einem einzigen Gedanken besessen: Gold. Sie hatten bereits die gewaltigen Reichtümer der Azteken und Inka geplündert und glaubten fest daran, dass weitere goldene Königreiche darauf warteten, entdeckt zu werden. Als sie von den Einheimischen Geschichten über eine Zeremonie hörten, bei der ein mit Gold bedeckter Mann in einen See tauchte, interpretierten sie dies auf ihre eigene Weise. Sie glaubten, dass dieser ›goldene Mann‹ der Herrscher eines mächtigen Reiches sein musste, in dem Gold in unglaublichen Mengen existierte.

 

Der erste Europäer, der eine schriftliche Erwähnung dieser Geschichte hinterließ, war der spanische Chronist Juan de Castellanos. In seinen Schriften aus dem späten 16. Jahrhundert beschrieb er, wie die Ureinwohner von einem König erzählten, der sich regelmäßig mit Gold bedeckte und Opfergaben in einem heiligen See versenkte. Dies passte perfekt zur Vorstellung der Spanier, dass irgendwo im unerforschten Landesinneren ein Reich lag, das unermessliche Schätze barg.

 

Mit der Zeit verbreitete sich die Geschichte und wurde weiter ausgeschmückt. Aus dem goldenen Mann wurde ein goldenes Königreich, aus einem Ritual ein verborgenes Eldorado, das darauf wartete, entdeckt zu werden. Spanische Konquistadoren wie Gonzalo Jiménez de Quesada, Nikolaus Federmann und Sebastián de Belalcázar zogen los, um dieses vermeintliche Wunderland zu finden – doch sie fanden nur endlose Dschungel, unwegsame Berge und einen Mythos, der sich ihnen immer wieder entzog.

 

Der Mythos wächst

Je weiter sich die Legende verbreitete, desto größer wurden die Erwartungen. Bald glaubte man, dass El Dorado nicht nur ein einzelnes Reich, sondern eine ganze Kette goldener Städte sei, versteckt irgendwo im dichten Regenwald Südamerikas. Es wurde zu einem Versprechen, einem Symbol für unermesslichen Reichtum und grenzenlose Möglichkeiten. Und so setzte sich eine der größten Schatzjagden der Weltgeschichte in Gang – ein Wettlauf, der Hunderte von Männern das Leben kostete und den Kontinent nachhaltig veränderte.

 

Doch alles begann mit einer einfachen Zeremonie der Muisca – mit einem Mann, der sich in Gold hüllte und in einen See stieg, nicht um Reichtum anzuhäufen, sondern um die Götter zu ehren. Der ursprüngliche spirituelle Akt wurde von den Europäern missverstanden, überhöht und zu einer Erzählung umgestaltet, die Jahrhunderte überdauerte. Heute wissen Historiker, dass die Muisca nie ein ›goldenes Königreich‹ besaßen, sondern dass ihr Reichtum in ihrer Kultur, ihrer Kunst und ihren Bräuchen lag. Doch der Mythos von El Dorado lebt weiter – als eine der größten und verführerischsten Legenden der Menschheitsgeschichte.

Indigene Königreiche und ihr Umgang mit Gold