Die großen Eroberer - Helmut Neuhold - E-Book

Die großen Eroberer E-Book

Helmut Neuhold

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Beschreibung

Seit es schriftliche Überlieferungen gibt, wird von militärischen Anführern berichtet, die fremdes Territorium durch Eroberung in ihren Besitz brachten. Schon in der Antike konnten Herrscher wie Alexander der Große oder Julius Caesar durch jahrelange Eroberungskriege ihren Machtbereich in erstaunlichem Ausmaß vergrößern und Weltreiche schaffen.Einige von Eroberern gegründete Reiche hatten über viele Jahrhunderte Bestand, andere zerfielen wieder nach dem Tod ihres Gründers, wie jenes Alexanders des Großen, oder auch schon während dessen Lebenszeit, wie jenes Napoleons. Da es in fünf Jahrtausenden überlieferter Menschheitsgeschichte eine Vielzahl von Eroberungen durch militärisch begabte Persönlichkeiten gab, musste eine Auswahl getroffen werden. Es werden insgesamt 35 Personen aus allen geschichtlichen Epochen behandelt. Der Bogen spannt sich vom ägyptischen Pharao Thutmosis III., über den chinesischen Kaiser Qin Shihuangdi, Karl den Großen, bis hin zu Persönlichkeiten der jüngsten Geschichte, wie den "Großen Vorsitzenden" Mao Zedong und Moshe Dayan, der Israel zu einer regionalen Großmacht machte und dessen Territorium in einem der erstaunlichsten Kurzkriege der Geschichte enorm vergrößerte.Dabei werden die Persönlichkeiten jeweils kurz charakterisiert und die wichtigsten Ereignisse während seiner Kriegszüge und Herrschaft dargestellt. Es kommen auch Persönlichkeiten Asiens, Amerikas und Afrikas vor, die dem europäischen Leser vielleicht nicht geläufig sind, deren Eroberungen aber auch sehr bedeutend waren.

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Dr. Helmut Neuhold, Jahrgang 1959, studierte an der Universität Wien Geschichte und Politikwissenschaft. Verschiedene wissenschaftliche Arbeiten mit Schwerpunkt Militärgeschichte und biografische Arbeiten. Publikationen: »Konkurrenz für Krupp« 2004, »Das andere Habsburg« 2008.

Zum Buch

Die großen Eroberer

Schon in der Antike wurden durch jahrelange Eroberungskriege Machtbereiche in erstaunlichem Ausmaß vergrößert und Weltreiche geschaffen. Hier werden 35 Personen aus allen geschichtlichen Epochen in einem Kurzporträt mit den wichtigsten Ereignissen während ihrer Kriegszüge und Herrschaft dargestellt: Vom ägyptischen Pharao Thutmosis III., über den chinesischen Kaiser Qin Shihuangdi, Karl den Großen, bis hin zum »Großen Vorsitzenden« Mao Zedong und Moshe Dayan.

Helmut NeuholdDie großen Eroberer

Helmut Neuhold

Die großen Eroberer

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttps://dnb.d-nb.de abrufbar.

Es ist nicht gestattet, Abbildungen und Texte dieses Buches zu scannen, in PCs oderauf CDs zu speichern oder mit Computern zu verändern oder einzeln oderzusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftlicherGenehmigung des Verlages.

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2012Lektorat: Verlagsagentur Michael Hlatky, A – Grazund Ulrich Berkmann, MainzCovergestaltung: Nele Schütz Design, München nach der Gestaltungvon Thomas Jarzina, KölnBildnachweis: akg-images GmbH, BerlineBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0245-1

www.marixverlag.de

INHALT

EINLEITUNG

PHARAO THUTMOSIS III.(1483 v. Chr.–1425 v. Chr.)

SARGON II. VON ASSYRIEN(König 721 v. Chr.–705 v. Chr.)

ALEXANDER DER GROßE(356 v. Chr.–323 v. Chr.)

QIN SHIHUANGDI(259 v. Chr.–210 v. Chr.)

HANNIBAL BARKAS(247 v. Chr.–183 v. Chr.)

SCIPIO AFRICANUS(235 v. Chr.–183 v. Chr.)

GNAEUS POMPEIUS MAGNUS(106 v. Chr.–48 v. Chr.)

GAIUS JULIUS CAESAR(100 v. Chr.–44 v. Chr.)

KAISER TRAJAN(52–117)

KÖNIG GEISERICH(389–477)

KÖNIG ATTILA(410–453)

KARL DER GROßE(742–814)

OTTO DER GROßE(912–973)

WILHELM DER EROBERER(1027–1087)

SULTAN SALADIN(1138–1193)

KÖNIG RICHARD LÖWENHERZ(1157–1199)

DSCHINGIS KHAN(1155–1227)

TIMUR LENG(1336–1405)

MEHMET II. DER EROBERER(1432–1481)

MUHAMMAD BABUR KHAN(1483–1530)

FRANCISCO PIZARRO(1478–1541)

HERNÁN CORTÉS(1485–1547)

SÜLEYMAN I. DER PRÄCHTIGE(1494–1566)

IWAN IV. DER SCHRECKLICHE(1530–1584)

SHOGUN TOKUGAWA IEYASU(1543–1616)

PRINZ EUGEN VON SAVOYEN(1663–1736)

ROBERT CLIVE(1725–1774)

FRIEDRICH DER GROßE(1712–1786)

NAPOLEON BONAPARTE(1769–1821)

SHAKA ZULU(1787–1828)

SIMON BOLIVAR(1783–1830)

MUHAMMAD AHMAD MAHDI(1844–1885)

LAWRENCE VON ARABIEN(1888–1935)

MAO ZEDONG(1893–1976)

MOSHE DAYAN(1915–1981)

EINLEITUNG

Seit es schriftliche Überlieferungen gibt, wird von militärischen Anführern berichtet, die fremdes Territorium und dessen Bewohner durch Eroberungen in ihre Gewalt brachten. Schon in der Antike konnten Herrscher wie Alexander der Große oder Julius Caesar durch jahrelange Eroberungskriege ihren Machtbereich in erstaunlichem Ausmaß vergrößern und Weltreiche schaffen. Es gibt seitdem keinen Abschnitt der Menschheitsgeschichte oder Teil der Welt, in dem nicht große Eroberungen durch begabte Heerführer gemacht wurden. Einige von Eroberern gegründete Reiche hatten über viele Jahrhunderte Bestand, andere zerfielen nach dem Tod ihres Gründers, wie jenes Alexanders des Großen, oder schon zu dessen Lebzeiten, wie das Napoleons.

Das Leben dieser Persönlichkeiten fasziniert auch heute noch; wir staunen über den Mut, die Energie und die Fähigkeiten dieser Männer, doch erschrecken wir oft vor der Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit, die viele bei ihren Eroberungsfeldzügen an den Tag legten. Die militärische Inbesitznahme eines Landes oder einer Region ist sicher keine Beschäftigung für zarte Gemüter, lassen uns doch die Berichte über die Gräuel, die bei vielen Eroberungszügen verübt wurden, über die Verwüstung großer Gebiete und die Ausrottung ganzer Völker nicht gleichgültig. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es keine friedlichen Eroberungen in der Geschichte gab.

Da in den fünf Jahrtausenden überlieferter Menschheitsgeschichte eine Vielzahl von Eroberungen durch militärisch begabte Persönlichkeiten zu verzeichnen ist, musste für dieses Buch eine Auswahl getroffen werden. Es behandelt insgesamt 35 bedeutende Personen aus allen geschichtlichen Epochen und allen Weltteilen – also auch Eroberer aus Asien, Amerika und Afrika, die dem europäischen Leser vielleicht weniger bekannt sind – und spannt dabei einen Bogen vom ägyptischen Pharao Thutmosis III., der auch als „Napoleon Ägyptens“ bezeichnet wurde, über den chinesischen Kaiser Qin Shihuangdi, der in kurzer Zeit China unter seiner Herrschaft vereinigen konnte, Karl den Großen, der das abendländische Kaisertum des Mittelalters begründete, bis hin zu Persönlichkeiten der jüngsten Geschichte, wie dem „Großen Vorsitzenden“ Mao Zedong und Moshe Dayan, der Israel zu einer regionalen Großmacht machte und dessen Territorium in einem der erstaunlichsten Kurzkriege der Geschichte enorm vergrößerte. Natürlich durften die „großen Namen“ nicht fehlen; an einem Napoleon oder am „Dreigestirn des Altertums“ – Alexander, Hannibal und Caesar – führt kein Weg vorbei. Aber es gab auch viele Erobererpersönlichkeiten, deren Namen man heute kaum noch nennt, obwohl sie ebenfalls ruhmreiche Taten vollbrachten und bedeutenden Einfluss auf die Geschichte hatten: Man denke nur an Scipio Africanus, der immerhin den großen Hannibal besiegte.

Die dargebotenen Porträts versuchen, die Persönlichkeit des jeweiligen Eroberers kurz zu charakterisieren und die wichtigsten Ereignisse während seiner Kriegszüge und Herrschaft darzustellen. Bei dieser Beschränkung auf das Wesentliche konnten die historischen Personen und ihr Umfeld natürlich nicht erschöpfend darstellt werden, doch vermögen die folgenden Kurzbiografien vielleicht, dem Leser einen Grundstock an Wissen zu vermitteln und ihn zu einer weiterführenden Lektüre anzuregen.

Da es bei vielen der behandelten Personen, insbesondere jenen aus weit zurückliegenden Epochen der Geschichte, oft sehr widersprüchliche Angaben zu den Lebensdaten und bestimmten historischen Ereignissen gibt, hat sich der Autor dafür entschieden, stets jene Informationen zu präsentieren, die für ihn den höchsten Grad an Wahrscheinlichkeit haben. Die Abfolge der Porträtierten ist strikt chronologisch nach deren Sterbedatum geordnet. Dies erschien aus historischer Perspektive am sinnvollsten, da sich der Höhepunkt des Wirkens fast aller dieser Männer gegen ihr Lebensende gezeigt hat.

Man findet bei den in diesem Buch vorgestellten Eroberern im Wesentlichen zwei Grundtypen. Einerseits den „in Purpur Geborenen“, der bereits aus einer Herrscherdynastie stammte und dessen Vorfahren oft schon bedeutende Eroberungen gemacht hatten, wie zum Beispiel Alexander der Große, Karl der Große oder Süleyman I. Und dann gibt es den Typ des Aufsteigers, der aus dem Volk kam und zu einer großen Erobererpersönlichkeit wurde, wie Francisco Pizarro, Robert Clive oder Mao Zedong. Manche vernichteten bei ihren Eroberungsfeldzügen große Reiche, wie Timur Leng oder Hernán Cortés, während andere viele kleinere Staaten zu einem überragenden Reich vereinten, wie der chinesische Kaiser Qin Shihuangdi oder der erste Tokugawa-Shogun in Japan. Es gab Männer, die von einer großen Idee geleitet wurden, wie Simon Bolivar, der die Völker Südamerikas zu befreien trachtete, oder Lawrence von Arabien, der Ähnliches für die Araber leisten wollte. Andere waren religiöse oder politische Fanatiker, wie der Mahdi oder Mao Zedong. Die Gier nach Reichtümern war sehr oft mit ein Motiv für Eroberungen, man denke nur an die spanischen Konquistadoren oder den Hunnenkönig Attila, ebenso wie der schiere Machthunger, den man etwa Gaius Julius Caesar oder Shaka Zulu unterstellen darf. Was auch immer die Motive der einzelnen Eroberer gewesen sein mögen, sie haben jedenfalls Geschichte gemacht und das Gesicht der Welt geprägt. Und es weiß heute niemand, ob der Menschheit in Zukunft machtbesessene Erobererpersönlichkeiten erspart bleiben werden.

Helmut Neuhold, September 2008

PHARAO THUTMOSIS III.

(1483 v. Chr.–1425 v. Chr.)

„Der sich über seine Stärke freut, der die Herrscher der Fremdländer schlägt, die ihn angreifen, weil sein Vater Re ihm Siege über jedes Land insgesamt und die Stärke des Schwertes für seine Armee verliehen hat, um die Grenzen Ägyptens auszuweiten …“ Dieser alte ägyptische Text auf einem Obelisken verherrlicht einen Pharao, der lange Zeit kaum Beachtung fand. Doch jener Herrscher, der als „Napoleon Ägyptens“ bezeichnet wird, war wohl die größte militärische Begabung und der bedeutendste Eroberer unter den Pharaonen.

Der 1496 v. Chr. geborene Thutmosis erhielt ab seinem vierten Lebensjahr eine geistliche Ausbildung im Amun-Tempel zu Theben. Da er als Sohn der Zweitfrau des Pharaos in der Thronfolge nicht an erster Stelle stand, war er für die Laufbahn eines Priesters vorgesehen. Sein Vater Thutmosis II., der während seiner kurzen Regierungszeit kränklich war, starb recht jung. Am Hof entbrannte ein Streit um die Nachfolge, der durch einen Spruch des Amun-Orakels zugunsten von Thutmosis III. entschieden wurde. Der kleine Prinz wurde im Jahre 1490 v. Chr. zum neuen Pharao geweiht, die eigentliche Regentschaft übernahm jedoch die Erstfrau des verstorbenen Pharao, Hatschepsut.

Bald wurde die Regentin selbst als Pharaonin bezeichnet und sie entwickelte eine sehr kraftvolle Herrschaft. Sie trat als große Bauherrin auf, galt es doch, die Spuren der noch nicht lange zurückliegenden Besetzung des Landes durch die Hyksos zu beseitigen. Unter Hatschepsut wurde auch die militärische Macht Ägyptens verstärkt, wovon Thutmosis später profitieren sollte. Durch die Invasion der Hyksos waren das Pferd und der Wagen als Fortbewegungs- und Kampfmittel in Ägypten bekannt geworden.

Der Machtanspruch der „Pharaonin“ Hatschepsut ging so weit, dass sie in einem von ihr errichteten Tempel Thutmosis III. nur als Nebenfigur darstellen ließ. Ansonsten taucht sie auf Inschriften gleichbedeutend mit ihrem Stiefsohn auf. Der junge Pharao hatte sich, neben der ständigen Vorbereitung auf seine Rolle als Herrscher, mit Kulthandlungen und Opferriten zu beschäftigen. Außerdem hatte er die Einsetzung von Würdenträgern und die Einrichtung von religiösen Stiftungen zu vollziehen. Die politische Macht jedoch lag allein in Hatschepsuts Händen.

Ab seinem 15. Regierungsjahr begann Thutmosis III. sich politisch stärker zu engagieren und sich vermehrt mit ihm genehmen Leuten zu umgeben. Noch zur Zeit der Mitregentschaft Hatschepsuts unternahm der junge Pharao seine ersten Feldzüge, deren Ziele Syrien und Nubien waren.

Das Ende von Hatschepsut liegt im Dunkeln. Sie verschwindet nach ihrem 20. Regierungsjahr einfach aus den Quellen und Aufzeichnungen. Möglicherweise wurde sie von Thutmosis beseitigt, der die Stiefmutter dafür gehasst haben könnte, dass sie ihm die Macht so lange vorenthalten hatte. Vielleicht starb sie aber auch eines natürlichen Todes. Die spätere Entfernung ihres Namens und ihrer Figur von vielen Bauten und Reliefs deutet jedoch eher auf ein unsanftes Ende der „Pharaonin“ hin. Thutmosis jedenfalls war danach der uneingeschränkte Herrscher Ägyptens.

Der Pharao ließ seine Feldzüge in einer Art Tagebuch aufzeichnen, weshalb seine Unternehmungen im Gegensatz zu den Taten vieler anderer Herrscher Ägyptens gut dokumentiert sind. In den 20 Jahren seiner Alleinherrschaft sollte es Thutmosis gelingen, die Grenzen seines Reiches zielbewusst im Norden bis an den Euphrat und im Süden bis zum 4. Katarakt des Nils auszuweiten.

Als die Herrschaft Hatschepsuts, aus welchen Gründen auch immer, zu Ende ging, spitzte sich die Lage in Gebieten zu, auf die Ägypten schon lange Anspruch erhob: Palästina und Syrien. Ägyptens Konkurrent, das Reich Mitanni, war ein Bündnis mit den Herren einiger Städte Syriens eingegangen. Treibende Kraft hinter dieser Allianz war der Fürst von Kadesch. Große Teile seines Herrschaftsgebietes in Palästina und Syrien hatte der Pharao bereits verloren, nur die Festung Scharuhen im Süden Palästinas stand noch unter ägyptischer Kontrolle.

Thutmosis handelte rasch und machte sich mit seinem Heer auf den Weg, um die Truppen des feindlichen Bündnisses zu anzugreifen. Der Ausgangspunkt der Unternehmung war die ägyptische Festung Sile am heutigen Suezkanal. Von dort marschierte die Armee des Pharao die Küste des Mittelmeers entlang. Nach zehn Tagen erreichte Thutmosis die Stadt Gaza, die mit Ägypten verbündet war, und nach weiterem Marsch schließlich die Stadt Jehem, von wo Aufklärungseinheiten ausgeschickt wurden, um die Lage und den Standort des Gegners zu erkunden. Diese fanden heraus, dass sich der Fürst von Kadesch mit seinen Verbündeten und deren Truppen in der Stadt Megiddo aufhielt und beabsichtigte, der Armee des Pharao in der Küstenebene vor der Stadt eine Schlacht zu liefern.

Thutmosis boten sich drei verschiedene Möglichkeiten zum Anmarsch gegen den Feind. Nach einer längeren Beratung mit seinen Offizieren entschied er sich für den beschwerlichsten und gefährlichsten Weg, da er annahm, der Gegner rechne nicht damit, dass der Pharao dieses Risiko eingehen würde. So führte Thutmosis, dem Widerspruch seiner Ratgeber zum Trotz, die Armee durch den Engpass von Aruna. Mann für Mann mussten sie die Schlucht passieren und wären hier eine leichte Beute für den Feind gewesen. Der Marsch durch den Engpass dauerte drei Tage und die ägyptische Armee schwebte während dieser Zeit in großer Gefahr. Doch wie der Pharao erwartet hatte, dachten der Fürst von Kadesch und seine Verbündeten nicht daran, dass er diesen Weg nach Megiddo wählen könnte – der Pass wurde nicht überwacht. Thutmosis’ Beispiel zeigt, dass ein erfolgreicher Heerführer gewisse Risiken eingehen, das Unerwartete tun und die Überlegungen des Feindes voraussehen muss.

Während er mit einem Teil seiner Männer ein Lager aufschlug, ließ der Pharao bereits in der Nacht einen anderen Truppenteil gegen den Nordwesten Megiddos vorrücken. Dadurch wurde die feindliche Koalitionsarmee überrascht. Sie konnte nicht rechtzeitig auf den Angriff reagieren und floh in Richtung der Stadt. Deren Tore wurden so rasch geschlossen, dass ein Teil der Leute über die Mauern heraufgezogen werden musste. Die ägyptischen Krieger aber plünderten nun ausgiebig das Lager ihres Feindes und machten reiche Beute.

Da sich der Gegner nun in der Stadt befand, musste Thutmosis zu deren Belagerung schreiten. Weil sich diese in die Länge zog, schickte der Pharao einige Truppeneinheiten bis in die Gegend von Damaskus. Alle Städte auf ihrem Weg leisteten Thutmosis den Treueeid.

Nach einigen Monaten Belagerung griff der Hunger in Megiddo derart um sich, dass die gegnerischen Fürsten gezwungen waren, Verhandlungen mit dem Pharao aufzunehmen. Thutmosis verlangte hohe Tributzahlungen und den Treueschwur auf Ägypten, doch war er bereit, die Fürsten in ihren Positionen zu belassen. Er dürfte sich so großzügig gezeigt haben, weil er einen solch überwältigenden Sieg errungen hatte. Sorgen bereitete nur der Umstand, dass der Fürst von Kadesch entkommen war und somit weitere Auseinandersetzungen bevorstanden.

Über die Unterwerfung der Fürsten berichtet ein zeitgenössischer Text prahlerisch: „Die Fürsten dieses Fremdlandes aber kamen an auf ihren Bäuchen, um die Erde vor der Gottesmacht Seiner Majestät zu küssen und Atemluft für ihre Nasen zu erflehen – weil seine Kraft so groß war und weil die Gottesmacht des Amun gegen alle Fremdländer so groß war …“

Es wird dem Pharao hoch angerechnet, dass er die Bewohner Megiddos ganz gegen die Gewohnheit jener Zeit nicht niedermetzeln ließ. Er nahm nur einige hundert Gefangene mit und natürlich viel Beute, an der seine Männer schwer zu tragen hatten. Die Fürsten der syrischen Städte mussten nun an Ägypten Tribut zahlen und jeweils einen ihrer Söhne an den Hof des Pharao entsenden. Diese Prinzen sollten dort im Sinne von Thutmosis erzogen werden und eines Tages gute Verbündete werden.

Thutmosis bereitete wohl damals schon seinen großen Feldzug gegen das Mitanni-Reich vor, deshalb sicherte er nach dem Sieg bei Megiddo in weiteren Feldzügen die Küstengebiete, um Palästina und Syrien auf Dauer kontrollieren zu können. Er ließ die eroberten Städte befestigen und mit einer Garnison und Vorratslagern versehen. Vor allem für den Bau von Schiffen brauchten die Ägypter Holz von guter Qualität, an welchem es in ihrer Heimat mangelte. Die Zedern des Libanon waren wohl mit ein Grund für die Unterwerfung dieses Gebietes.

Der Feldzug gegen das nordsyrische Reich Mitanni, der achte seiner militärischen Karriere, war wohl der größte und erfolgreichste des Pharao. Allerdings ist hier die Überlieferung recht lückenhaft, die entsprechenden Texte sind nur schlecht erhalten. Sicher scheint, dass Thutmosis von den Phöniziern Schiffe bauen ließ, die dann zerlegt auf von Ochsen gezogenen Karren über mehrere hundert Kilometer bis an den Euphrat gebracht wurden. Diese für die damalige Zeit wohl einmalige Leistung ist auch insofern bemerkenswert, als der Bericht darüber der erste ist, der die Verwendung des Rads durch die Ägypter erwähnt. Der Pharao hat also die damals neuartige Transporttechnik sofort in den Dienst seiner kriegerischen Unternehmung gestellt.

Die ägyptische Armee überschritt den Euphrat bei Karkemisch und erreichte eine Stadt namens Iryn. Es wird von einer Fahrt auf dem Euphrat und einer Jagd auf eine Herde von 120 Elefanten am Nija-See berichtet. Auch wenn sonst nur wenig über diesen Feldzug bekannt ist, so scheint doch festzustehen, dass das feindliche Heer bei Karkemisch geschlagen wurde und die Flucht ergriff. So konnte Thutmosis die Grenzen der ägyptischen Machtsphäre bis an den Euphrat ausdehnen, wobei die betreffenden Gebiete sicherlich nicht vollständig militärisch besetzt wurden. Die Herrscher Babylons und des Hethiter-Reiches beeilten sich, dem erfolgreichen und mächtigen Pharao großzügige Geschenke zu schicken.

In seinen späteren Regierungsjahren unternahm Thutmosis erneut erfolgreiche Feldzüge. Er unterwarf weitere syrische Städte und angrenzende Gebiete, wie etwa Nuhasse, einen Stadtstaat am Orontes. Auch von Kämpfen gegen verschiedene Beduinenstämme, erneuten Auseinandersetzungen mit mitannischen Heeren und Kriegszügen in Nubien wird berichtet. Dabei dürfte der Pharao so gut wie immer den Sieg errungen haben.

Thutmosis III. dokumentierte seine Machtfülle auch in großartigen Bauwerken. Wie die meisten Herrscher Ägyptens ließ er sich bereits zu Lebzeiten einen Totentempel errichten. Ein besonderer Schwerpunkt der Bautätigkeit unter seiner Herrschaft lag in Karnak. Hier wurden unter anderem die Tempelanlagen zu monumentaler Größe ausgestaltet und neue Obelisken aufgestellt. Auf den Wänden der von ihm errichteten Säulenhöfe zeigten Reliefs seine Eroberungszüge; sie sind heute eine wichtige historische Quelle. Besonders die Schlacht bei Megiddo ist detailliert dargestellt. Es war dies das erste Mal in der ägyptischen Geschichte, dass ein Herrscher die Ereignisse während seiner Regierungszeit bildlich festhalten ließ. Leider wurden viele Teile dieser Reliefs von späteren Pharaonen entfernt und für andere Bauten verwendet. Deshalb sind nicht alle Taten des Thutmosis gleich gut dokumentiert.

Anlässlich des traditionellen Festes zum 30-jährigen Thronjubiläum des Pharao wurden einige prächtige Tempel errichtet. Der Festtempel in Theben war besonders prunkvoll ausgestattet und beherbergte den Thron, auf dem Thutmosis während des Festes saß.

Die Kriegszüge des Pharao hatten einen interessanten kulinarischen Nebeneffekt, denn die Ägypter lernten in Palästina Hühner als Haustiere kennen und brachten sie auf Thutmosis’ Geheiß nach Ägypten, wo sie bis dahin nicht gehalten worden waren.

Nachdem der große Pharao in zahlreichen Feldzügen seinen Herrschaftsbereich stark ausgedehnt und die großen Nachbarreiche der Hethiter, Assyrer und Mitanni seine Macht kennen und wohl auch fürchten gelernt hatten, blieb er nicht untätig. Er unternahm ausgedehnte Reisen, um die Verwaltung seines Reiches persönlich zu überwachen. Zu führenden Beamten ernannte er mit Vorliebe bewährte Soldaten, die er auf seinen Feldzügen kennen gelernt hatte. Diese waren ihm natürlich treu ergeben.

Die von Thutmosis reformierte Verwaltung, die auch die eroberten Gebiete umfasste, war streng gegliedert. Die einzelnen Provinzen unterstanden vom Pharao eingesetzten Statthaltern. Ihnen hatten auch die jeweiligen Territorialfürsten der eroberten Gebiete zu gehorchen. Diese durften neben der ägyptischen Armee keine eigenen Truppen aufstellen. Andererseits sah der Pharao kein Problem darin, fähigen Angehörigen der unterworfenen Völker in der ägyptischen Verwaltung höhere Positionen anzuvertrauen.

Als er seine Kräfte schwinden sah, ernannte der Pharao seinen Sohn Amenophis zum Mitregenten, da sein erstgeborener Sohn Amenemhet bereits gestorben war. Thutmosis hatte der Sitte gemäß mehrere Frauen, die ihm nachweisbar mindestens drei Söhne und drei Töchter geboren haben.

Der Pharao starb wahrscheinlich am letzten Tag des 7. Monats seines 53. Regierungsjahres, des 32. Jahres seiner Alleinherrschaft. Bei seinem Tod reichten die Grenzen des ägyptischen Reiches im Norden bis an den Euphrat und im Süden bis zum 4. Nil-Katarakt. Sein Sohn trat als Amenophis II. die Nachfolge an. Wie sein Vater führte auch er Kriegszüge durch, ohne jedoch an dessen große Erfolge anknüpfen zu können.

Das Grab von Thutmosis III. befand sich in einer Schlucht im Tal der Könige. Es wurde, wie die meisten Pharaonen-Gräber, einige Generationen später geplündert und erst 1898 wiederentdeckt. Die ziemlich beschädigte Mumie des Pharao, die aus dem Grab entfernt worden war, wurde schon 1881 an einem anderen Ort gefunden und später – recht oberflächlich – untersucht. Deshalb nahm man lange Zeit an, dass der bedeutende Pharao nur 1,62 Meter groß gewesen sei, wodurch er gut in die Reihe der vielen anderen kleinen und dennoch großen Männer der Geschichte gepasst hätte. Doch ergaben spätere Untersuchungen, dass man bei einer Neubestattung während der 20. Dynastie seine Füße abgebrochen hatte und dieser „Napoleon Ägyptens“ wohl von etwas größerer Statur war.

Heute gilt Thutmosis III. als der erste große Feldherr des Orients und eine überragende Herrschergestalt, mit der sich in der ägyptischen Geschichte nur die bekannteren Persönlichkeiten eines Ramses II. und eines Amenhotep III. wirklich messen können. In seiner militärischen Begabung übertraf er diese beiden sicher. Unter Thutmosis III. wurde Ägypten eine beherrschende Großmacht und die Fürsten der umliegenden und auch ferneren Territorien brachten ihm ihren Tribut dar. Man erinnerte sich lange an den großen Pharao. Bei den Bewohnern von Nahrina zum Beispiel war Thutmosis über Generationen so geachtet und gefürchtet, dass man bei seinem Namen schwor. Noch in späteren Jahrhunderten schrieb man „Thutmosis“ als Zauberwort auf Amulette.

SARGON II. VON ASSYRIEN

(König 721 v. Chr.–705 v. Chr.)

Auf seinem letzten Kriegszug wurde Sargon II. im Kampf getötet und sein Leichnam fiel in die Hand seiner Feinde, was große Bestürzung bei seinen Untertanen auslöste. Doch kann dieses Schicksal kaum verwundern, wenn man bedenkt, dass er fast in seiner gesamten Regierungszeit Eroberungskriege geführt hat – sein gewaltsames Ende war also eine Art „Berufsrisiko“.

Eigentlich hieß dieser assyrische Großkönig Sharruunkin, was man mit „der König schafft Gerechtigkeit“ oder nach anderen Angaben mit „der König ist legitim“ übersetzen könnte, es hat sich aber die Namensform Sargon eingebürgert. Er war der Sohn von König Tiglatpilesar III. und einer Nebenfrau, vielleicht auch einer Sklavin. Das Jahr seiner Geburt ist nicht bekannt und auch über die Kindheit und Jugend dieses Herrschers ist so gut wie nichts überliefert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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