Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Am 03.Juli 1866 trafen bei Königgrätz die Truppen Preußens auf die Armeen Österreichs und Sachsens. Durch den Sieg konnte Preußen letztendlich seine Vormachtstellung in Deutschland behaupten und Bismarck die kleindeutsche Lösung durchsetzen. Die Schlacht gilt heute als ein Schlüsselereignis für die Reichsgründung 1871. In diesem Band der marixwissen-Reihe geht der Militärhistoriker Helmut Neuhold der, für die Europäische Geschichte so wichtigen, Schlacht nach und erläutert die Vorgeschichte, den Verlauf, die politischen und sozialen Hintergründe, die zentralen Persönlichkeiten und die politischen Folgen. Ein besonderes Augenmerk richtet er dabei vor allem auf die taktisch-strategischen Aspekte und die waffentechnologische Neuerung des berühmt-berüchtigt gewordenen Zündnadelgewehrs.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 319
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
DR. PHIL. HELMUT NEUHOLD, Jahrgang 1959, studierte an der Universität Wien Geschichte und Politikwissenschaft. Er verfasste verschiedene wissenschaftliche Arbeiten mit dem Schwerpunkt Militärgeschichte und biografische Arbeiten. Publikationen bei marixwissen: Die großen Eroberer; Der Dreißigjährige Krieg; Die großen Herrscher Österreichs; Die Staufer.
»Kein Plan überlebt die erste Feindberührung«
HELMUTH VON MOLTKE
Der deutsch-deutsche Krieg und vor allem die Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 bedeuten eine tiefgreifende Zäsur in der europäischen Geschichte: Das Ende der Habsburger Ära und ihrer Vorherrschaft in Mitteleuropa sowie den Beginn der preußischen unter dem Geschlecht der Hohenzollern. Das vorliegende Buch informiert über die politischen und sozialen Hintergründe dieses Schlüsselereignisses, zeichnet ein detailliertes Bild der militärischen und politischen Hauptakteure und vermittelt vor allem eine lebhafte Vorstellung von den Strategien, Taktiken und Schlachtverläufen die Königgrätz zu einem der interessanten Kriegsschauplätze des 19. Jahrhunderts gemacht haben.
Helmut Neuhold1866 Königgrätz
Helmut Neuhold
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.
Es ist nicht gestattet, Abbildungen und Texte dieses Buches zu scannen, in PCs oder auf CDs zu speichern oder mit Computern zu verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Alle Rechte vorbehalten
© marixverlag in der Verlagshaus Römerweg GmbH, Wiesbaden 2016Covergestaltung: Kerstin Göhlich, WiesbadenBildnachweis: (…) am Abend des 3. Juli 1866: König Wilhelm überreichtseinem Sohne den Orden pour le meriteFarblithographie nach Aquarell, 1898, von Georg Koch (1857–1927).© akg-imageseBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-8438-0535-3
www.verlagshaus-roemerweg.de
»Der Krieg ist nichts anderes als die Fortsetzungder Politik mit anderen Mitteln.«
Carl Philipp Gottfried von Clausewitz
DER KAMPF UM DIE VORMACHT IN DEUTSCHLAND
DIE LANGE VORGESCHICHTE DES KRIEGES VON 1866
Deutscher Fürstentag in Frankfurt 1863
Der Krieg gegen Dänemark 1864
OTTO VON BISMARCK UND KAISER FRANZ JOSEPH
Otto von Bismarck
Kaiser Franz Joseph I
DER ZERFALL DES DEUTSCHEN BUNDES UND DER KRIEGSAUSBRUCH
Die Gasteiner Konvention
Falsche Erwartungen
MOLTKE UND BENEDEK
Benedek, ein seltsamer Held
Helmuth von Moltke
DER FELDZUG IN BÖHMEN
Friedrich Karl von Preußen
Preußens Siegeszug
Österreichs singulärer »Sieg«
General Ludwig von Gablenz
Das Gefecht bei Nachod
Das Gefecht bei Skalitz
Eberhard Herwarth von Bittenfeld
Gitschin und Schweinsschädel
Telegramme
KÖNIGGRÄTZ UND DER TRIUMPH DER ZÜNDNADEL
Das Zündnadelgewehr
Der Verlauf der Schlacht
Der Kronprinz
BLITZKRIEG IN DEUTSCHLAND – DER MAINFELDZUG
Vorspiel: Langensalza und der Untergang des Königreichs Hannover
König Georg V. von Hannover
Vogel von Falckenstein
Der Bundes – »Feldherr« – Alexander von Hessen-Darmstadt
Edwin von Manteuffel
KRIEG IN ITALIEN – CUSTOZZA UND LISSA
Erzherzog Albrecht
NACH NIKOLSBURG UND PRAG
VON KÖNIGGRÄTZ NACH SEDAN UND VERSAILLES
Frankreichs Rolle und diplomatische Niederlage
Territoriale Veränderungen in Deutschland
Die Blüte der Hinterlader
MIT NIBELUNGENTREUE BIS IN DEN UNTERGANG
ZEITTAFEL
QUELLEN UND LITERATUR
Literatur
Zeitungen und Zeitschriften
Internet
»Es gibt in der Geschichte keinen Feldzug, wo ein gleichermaßen hervorragender Erfolg in ebenso kurzer Zeit und ohne irgendeine bemerkenswerte Schlappe erzielt worden ist …« (Friedrich Engels 1866)
Es gab einmal vor über 150 Jahren einen deutschen Politiker, der den Plan fasste, mit militärischen Mitteln den alten Machtkampf zwischen zwei bedeutenden Dynastien zu beenden und dabei die Grundlagen für ein Gebilde zu schaffen, das man zu seiner Zeit für sehr modern hielt und das viele herbeisehnten – den geeinten deutschen Nationalstaat. Otto von Bismarck war bereit, die Geschichte mit »Blut und Eisen« zu schreiben und auf das »Preußische Schwert« zu vertrauen. Schon der erste Versuch im »Deutsch-Dänischen Krieg« von 1864 zeigte ihm, dass dieses Vertrauen durchaus gerechtfertigt war. Bismarck bereitete daraufhin einen viel größeren Krieg vor. Dieser sollte die österreichische Vorherrschaft in Deutschland beenden und den Deutschen Bund zugunsten eines »kleindeutschen« von Preußen beherrschten Nationalstaates vernichten.
Im Sommer des Jahres 1866 fand im Herzen Europas dann eine militärische Auseinandersetzung statt, die nur wenige Wochen dauerte und auch im Verhältnis zu anderen weltgeschichtlich bedeutenden militärischen Konflikten verhältnismäßig wenige Opfer forderte, aber deren Auswirkungen unseren Kontinent und dessen Geschichte maßgeblich veränderten und bis heute beeinflussen. Dieser »Deutsche Krieg«, der im Wesentlichen aus dem alten Konflikt zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland entsprang, markierte eine wesentliche Zäsur in die europäische Geschichte und stellte die Weichen für die Gründung eines deutschen Nationalstaates, der das Kaiserreich Österreich unter den Habsburgern ausschloss. Nach einem kurzen und heftigen militärischen Ringen, in dem sich die Vorteile des »modernen« und aufstrebenden staatlichen Gebildes, das sich Königreich Preußen nannte, gegenüber der altehrwürdigen und erstarrten Habsburgermonarchie manifestierten, war mit einem Male die weitere Entwicklung der Geschichte Europas eine andere.
Es geht in diesem Buch darum, kompakt darzustellen, wie es zu diesem Konflikt kam, der eine sehr lange Vorgeschichte hatte, und wie sich die politischen Weichenstellungen der Entscheidungsträger und die militärischen und wirtschaftlichen Umstände auf den Verlauf des Krieges auswirkten.
Der kurze Krieg von 1866 hatte viele Schauplätze, so zum Beispiel in großen Gebieten Westdeutschlands und in Norditalien. Sogar zur See in der Adria wurde gekämpft. Der wichtigste und letztlich entscheidende Kriegsschauplatz befand sich aber auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik. Die Orte, an denen die wichtigsten Schlachten und Gefechte dieses Krieges stattfanden, haben heute ganz andere – tschechische – Namen. Aus Königgrätz wurde Hradec Kralove und Trautenau, die Stätte des einzigen österreichischen Sieges am nördlichen Kriegsschauplatz, heißt jetzt Trutnov. Trotzdem ist der Krieg auf dem ehemaligen böhmisch-mährischen Kriegsschauplatz an vielen Orten genauso wie in Teilen Niederösterreichs noch immer sehr präsent, was eine Vielzahl von Denkmälern und musealen Einrichtungen, sowie Schlachtdarstellungen durch sogenannte Reenactment-Gruppen beweist. Auch an anderen ehemaligen Kriegsschauplätzen von 1866 gibt es Orte der Erinnerung, wenngleich diese gegenüber anderen im heutigen Bewusstsein präsenteren Kriegen meist wenig zur Kenntnis genommen werden.
Es gibt kaum eine kriegerische Auseinandersetzung, die im Laufe der Zeit mit so vielen verschiedenen Namen bedacht wurde. Wird der Konflikt heute in Deutschland zumeist »Deutscher Krieg« genannt, so findet sich in Österreich oft die Bezeichnung »Preußisch-Österreichischer Krieg«. Da eigentlich Preußen gegen den Deutschen Bund Krieg führte, hatte man ursprünglich daran gedacht, diesen Konflikt den »Preußisch-Deutschen Krieg« zu nennen. Das hat sich aber noch weniger durchgesetzt als die Bezeichnungen »Einigungskrieg«, »Deutscher Bundeskrieg«, »Deutscher Bruderkrieg«, »Deutsch-Deutscher Krieg« oder »Siebenwöchiger Krieg«. Alle diese Begriffe scheinen etwas für sich zu haben und tauchen auch in der einschlägigen Literatur auf. Ziemlich abwegig und an den tatsächlichen Ereignissen vorbeigehend scheint die manchmal in Österreich gebrauchte Bezeichnung »Deutsch-Österreichischer Krieg«. Dazu kommt noch, dass dieser »Deutsche Krieg« auch noch untrennbar mit dem »Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg« verbunden ist, den das mit Preußen verbündete Königreich Italien zur gleichen Zeit gegen das Habsburgerreich führte. Die beiden Kriege lassen sich auf Grund des Bündnissystems und ihrer Wechselwirkungen auch nicht voneinander trennen und werden deshalb auch in dieser Arbeit gemeinsam behandelt. Der Titel des Buches »Königgrätz« wurde deshalb gewählt, weil diese Schlacht das zentrale Ereignis in diesem Kriegsgeschehen darstellt und auch heute noch sehr bekannt ist.
Vieles am »Deutschen Krieg« mutet heutigen Lesern seltsam an: Armeen aus souveränen Staaten, die heute kaum mehr bekannt sind, standen einander gegenüber. Die »Koalitionstruppen« des Deutschen Bundes umfassten Kontingente aus Österreich, Bayern, Württemberg, Hannover, Sachsen, Kurhessen, Baden, Hessen-Darmstadt, Sachsen-Meiningen, Nassau, Frankfurt, Liechtenstein sowie Reuß ältere Linie. Die »aufständischen« Preußen wurden durch Kleinstaaten wie die beiden Mecklenburgs, Braunschweig, Oldenburg, einige mittel- und norddeutsche »Staatsgebilde«, die Städte Hamburg, Lübeck und Bremen sowie durch das Königreich Italien unterstützt.
Der Krieg von 1866 war in mancher Hinsicht ein Krieg der alten Schule, der sich in vielem nicht von jenen zur Zeit Napoleons unterschied. Andererseits war er die große militärische Auseinandersetzung, bei der zum ersten Mal in Europa moderne Techniken wie die Eisenbahn und der Telegraph eine wirklich bedeutende Rolle spielten. Beide Seiten nutzten die »Segnungen« der Moderne, wobei die Preußen allerdings im Vorteil waren. Sie hatten rechtzeitig für die Umstellung der Bewaffnung ihrer Truppen auf Hinterlader-Gewehre gesorgt und dadurch einen taktisch entscheidenden Vorteil. Auch erwies sich ihre militärische Organisation, Planung und Kommandostruktur als eindeutig überlegen. Man sprach wie in den meisten Kriegen der Moderne keine Kriegserklärung mehr aus, sondern fiel einfach in das gegnerische Gebiet ein.
Die Kämpfe der Preußen und ihrer Verbündeten gegen die Kontingente der einzelnen bundestreuen Mittel- und Kleinstaaten, deren Operationen kaum koordiniert waren, gingen so gut wie immer zugunsten des Aggressors aus. Die geniale Führung und der klug vorbereitete Aufmarschplan, hinter dem die Person des Generalstabschefs Helmuth von Moltkes stand, ermöglichten den preußischen Armeen auch schnell, auf dem böhmischen Kriegsschauplatz gegen die einzelnen Korps der österreichischen Nordarmee – bis auf eine Schlappe – siegreich zu bleiben. Schon weitgehend in die Enge getrieben, entschloss sich der überforderte österreichische Befehlshaber Feldzeugmeister Benedek zu einem Entscheidungskampf, der als eine der größten Schlachten der europäischen Geschichte gilt. Die Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 brachte nicht nur nach heftigem und lange Zeit nicht eindeutigem Ringen den Sieg der preußischen Armee über die Österreicher und die mit ihnen verbündeten Sachsen, sondern zeigte auch auf, wie sehr von nun an die generalstabsmäßige Planung und die Militärtechnik entscheidend für die weitere Kriegführung mit Massenheeren sein würden.
Da nutzte es dem wirtschaftlich, technisch und organisatorisch unterlegenen Habsburgerreich auch nichts, dass es gegen Preußens Verbündeten, das Königreich Italien, überragende Siege zu Lande und zur See erzielen konnte. Am nördlichen Kriegsschauplatz konnten die Österreicher das Vordringen der Preußen in Richtung Wien nicht mehr aufhalten und der militärische untüchtige Kaiser Franz Joseph wollte das Wagnis einer großen Schlacht vor den nicht mehr vorhandenen Toren seiner Residenzstadt dann doch nicht eingehen. Während Preußen im so genannten Mainfeldzug auch die süddeutschen Staaten besiegt hatte und bereits große Teile des Territoriums des Deutschen Bundes beherrschte, gab man sich schließlich in Wien geschlagen. Unter dem Einfluss Bismarcks zeigte sich nach heftigen internen Konflikten auch die preußische Führung, deren Truppen zudem durch den Ausbruch der Cholera dezimiert wurden, zum Waffenstillstand und damit zur Aufnahme von Friedensverhandlungen bereit.
Der Frieden von Prag, der auf den denkwürdigen Vorfrieden von Nikolsburg vom 26. Juli 1866 fußte, brachte für das Kaiserreich Österreich zwar ein scheinbar glimpfliches Ergebnis ohne Gebietsverluste an Preußen, bedeutete aber den Ausschluss des Habsburgerreiches aus Deutschland und den Beginn einer Sonderentwicklung, die durch den so genannten »Ausgleich« eingeleitet wurde. Bismarck hatte sein Ziel erreicht und konnte die preußische Hegemonie durch den Sieg über Frankreich wenige Jahre später zur Vollendung der kleindeutschen »Lösung« nutzen und das Deutsche Reich unter Preußens Führung begründen. Vielen Zeitgenossen schien dieses neue und so kraftvolle Reich für die Ewigkeit geschaffen. Letztlich überlebte aber dieser scheinbar so mächtige Staat nicht allzu lange, was weniger an der Person ihres Gründers, sondern an der gesamteuropäischen Konstellation und der verhängnisvollen Politik seiner Nachfolger lag.
Es gibt eine Vielzahl von – meist älteren – Publikationen zum Deutschen Kriege oder wie er sonst benannt wurde. Viele Autoren, militärische Experten und Generalstäbler haben sich mit den militärischen Operationen, den Siegen und Niederlagen befasst, aber allzu oft wurden die menschlichen und psychologischen Komponenten rund um die Akteure nicht ausreichend gewürdigt. Das preußische Zündnadelgewehr und der österreichische Lorenz-Vorderlader traten in den Vordergrund, um militärische Erfolge zu erklären, aber die einzelnen Individuen, die Soldaten und ihr Umfeld, sowie die Zivilbevölkerung wurden dabei kaum berücksichtigt. Die Geschichte eines Krieges ist auch jene der einzelnen Menschen, seien es die Kommandeure oder die einfachen Soldaten und natürlich auch die der immer größten Gruppe – die der Zivilisten. Dabei gibt es besonders für den Krieg des Jahres 1866 eine Vielzahl von Quellen, um auch diesen Bereich aufzuarbeiten. Der Fundus an persönlichen Aufzeichnungen aller Art ist riesengroß. An kaum einem der schreibenden Zeitgenossen ging dieses Ereignis spurlos vorüber.
Die Namen einiger herausragender Politiker und Heerführer jenes kurzen und doch so entscheidenden Krieges sind heute noch vielen geläufig, während andere weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Es soll in diesem Buch auch einiger dieser Männer, wie Generalstabschef Moltke, dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, General Herwarth von Bittenfeld, Feldzeugmeister Ludwig von Benedek, Erzherzog Albrecht und auch Wilhelm von Tegetthoff in kurzen biographischen Skizzen gedacht werden.
Natürlich dürfen auch die wichtigsten politischen Protagonisten dieses so folgenreichen Konflikts nicht vernachlässigt werden. Bei Persönlichkeiten wie Otto von Bismarck oder Kaiser Franz Joseph soll auch der Aspekt ihres militärischen und strategischen Verständnisses und ihr spezieller Zugang zur kriegerischen »Lösung« des alten Konflikts zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft in Mitteleuropa beleuchtet werden.
An Quellen und Literatur wurde eine möglichst große Bandbreite herangezogen, was sowohl zeitgenössische, ältere als auch moderne Publikationen einschließt. Ein beträchtliches Augenmerk wurde auch der Memoirenliteratur, Briefen, Augenzeugenberichten und Zeitungsberichten gewidmet. Auch wenn der Deutsche Krieg heute weitgehend aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängt zu sein scheint, so sind seine Auswirkungen durchaus mit der europäischen Umgestaltung durch die Kriege Napoleons zu vergleichen. Dieser Konflikt veränderte durch die eigentliche Weichenstellung zur Gründung des Deutschen Reiches unter Preußens Führung und die Schwächung des Habsburgerreiches das Machtgefüge in Europa und führte zu Entwicklungen, die letztlich zu zwei Weltkriegen und zur heutigen Situation unseres Kontinents in großem Maße beitrugen.
»Es kommt mir manchmal unfasslich vor, dass ich erst seit vierzehn Tagen aus Berlin bin. Was ist alles seitdem vorgefallen und wie hat die Weltlage sich umgestaltet! Gott der Herr möge ferner gnädig sein. Er hat unsere Sache sichtlich in Schutz genommen und ich glaube, dass es Sein Wille ist, dass Deutschland unter Preußen zur Einheit gelangt.« (Helmuth von Moltke am 15. Juli 1866)
»Zwei Länder rivalisierten jahrhundertelang im Deutschen Reiche: Österreich und Brandenburg-Preußen. Es sind zwei grundverschiedene Länder, grundverschieden nach Abstammung und Wesensart ihrer Völker, grundverschieden nach dem Wesen und den Zielen ihrer Dynasten, aber ebenso auch in ihrer Bestimmung, ihrem Alter und ihrem Werden.« (Heydendorff 1947, S. 14)
Als es 1866 zur letzten großen Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich kam, war der zugrundeliegende Konflikt schon weit über 100 Jahre alt. Die Grundlage des Konflikts, jene der »unerlösten« deutschen Nation, war bereits im Hochmittelalter angelegt und wurde durch die Politik vieler Habsburger-Herrscher weiter verschärft. Deutsche Regionalfürstentümer und später die Kleinstaaterei standen oft genug einer viel zu schwachen »Reichsgewalt«, verkörpert durch die Könige und Kaiser, gegenüber. Das »Heilige Römische Reich Deutscher Nation« war ein Konglomerat differierender Fürsteninteressen und hatte mit einer Nation im heutigen Sinn kaum etwas gemein. Die religiöse Spaltung und der Dreißigjährige Krieg vereitelten letztlich jedwede Form wirkungsvoller Zentralgewalt und spätestens seit dem Westfälischen Frieden war der Titel eines »Deutschen Kaisers« eine machtlose Hülle, die sich allenfalls auf die Macht der habsburgischen Erblande stützen konnte. Diese lagen aber großteils außerhalb der eigentlichen Reichsgrenzen. Und während sich insbesondere Frankreich zu einem starken Nationalstaat entwickelte, waren sich die Herrscher der deutschen kleineren und mittleren quasisouveränen Territorialstaaten ihrer Schwäche nur zu bewusst, scheuten aber jede Veränderung, die sie ihrer relativen »Unabhängigkeit« beraubt hätte.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!