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Um Österreich! Der Autor macht Schluss mit dem Image der Österreicher als ewige Verlierer. Nur die Unkenntnis der eigenen Militärgeschichte konnte zu diesem Fehlbild führen. Von rund 7.000 Schlachten, die die kaiserlichen Truppen in mehr als 400 Jahren zu schlagen hatten, wurden immerhin 65 Prozent gewonnen, wussten die Historiker noch am Vorabend des I. Weltkriegs. Und tatsächlich: Ohne fähige Militärs und Generäle hätte sich Österreich kaum gegen die Türken behaupten und Vormacht im Deutschen Reich werden können. Helmut Neuhold schreibt eine neue Militärgeschichte Österreichs, eben eine, die über lange Strecken hinweg eine Erfolgsgeschichte gewesen ist. Nicht nur die fast jedem bekannten großen Helden Wallenstein, Prinz Eugen, Andreas Hofer und Radetzky werden behandelt, sondern auch heute weniger bekannte militärische Genies und deren Leistungen, an die vielleicht noch der eine oder andere Straßenname erinnert: Georg von Frundsberg, der Vater der Landsknechte, und der große Reitergeneral Johann Graf von Sporck, Montecuccoli, der die Türken zurückschlug, und die militärischen Helden unter Maria Theresia, Traun, Daun und Laudon, dessen Name noch im Schimpfruf "Fix Laudon!" weiterlebt, sowie Graf Hardik, der Eroberer Berlins, natürlich Erzherzog Karls bahnbrechender Sieg gegen Napoleon, Ludwig von Gablenz und seine Siege gegen Dänemark und Preußen, Slatin Pascha, Österreichs Held im Sudan, und letztlich die entscheidenden österreichischen Heroen des I. Weltkriegs, vom "Löwen von Limanowa" bis zu Österreich-Ungarns erfolgreichstem Jagdflieger Godwin von Brumowski.
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Seitenzahl: 495
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Helmut Neuhold
LandsknechteHaudegenFeldherren
Umschlaggestaltung: DSR – Digitalstudio Rypka GmbH, Dobl, Thomas Hofer, www.rypka.at
Umschlagabb. Vorderseite, großes Titelbild: Erzherzog Carl in der Schlacht von Aspern. Kleinere Bilder v. o. n. u.: Georg v. Frundsberg, Albrecht von Wallenstein, Prinz Eugen von Savoyen, Sigismund von Radetzky, Godwin von Brumowski.
Umschlagabb., Rückseite: Erzherzog Carl, Prinz Eugen von Savoyen, Ernst Rüdiger von Starhemberg, Kaiser Karl V. im Kampf gegen die Türken.
Quellenhinweis: Ecotext/Archiv: 124, 229; G. Schneeweiß-Arnoldstein: 10, 11, 12, 87 (2), 130, 135, 140, 181, 195, 252, 270, 271; Ullstein-Bilderdienst: 243, 249; alle restlichen Bilder: Archiv der Verfassers bzw. Archiv des Verlags.
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ISBN 978-3-902475-99-2
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WARUM GIBT ES NUR ZWEI HELDENAM WIENER HELDENPLATZ?
VON DEN KRIEGERN DES MITTELALTERSBis in die Zeit der Landsknechte
GEORG VON FRUNDSBERGder „Vater der Landsknechte“
NIKLAS GRAF SALMder Türkenkrieger
ALBRECHT VON WALLENSTEINFeldherr, Kriegsunternehmer und Politiker
JOHANN GRAF VON SPORCKein großer Reitergeneral
RAIMONDO MONTECUCCOLIMeister des Krieges in Theorie und Praxis
ERNST RÜDIGER GRAF STARHEMBERGder Verteidiger Wiens
PRINZ EUGEN VON SAVOYENSchlachtensieger, Kunstmäzen und Diplomat
FELDMARSCHALL TRAUN„Lehrmeister“ Friedrichs des Großen
LEOPOLD GRAF DAUNder siegreiche „Zauderer“
GRAF HADIK VON FUTAKder Eroberer Berlins
GIDEON ERNST VON LAUDONÖsterreichs „Marschall Vorwärts“
ERZHERZOG CARLein Mann gegen Napoleon
ANDREAS HOFERvom Gastwirt zum Helden der Nation
KARL PHILIPP ZU SCHWARZENBERGder Sieger von Leipzig
JOSEF WENZEL RADETZKYder Retter des Habsburgerreiches
LUDWIG VON GABLENZSieger über Dänen und Preußen
ERZHERZOG ALBRECHTStrahlender Sieger und überzeugter Reaktionär
JOHANN CARL KHEVENHÜLLERvergebliches Heldentum in Mexiko
FELDZEUGMEISTER PHILIPPOVICHder „Okkupant“
RUDOLF VON SLATIN (SLATIN PASCHA)Österreichs Held im Sudan
JOSEF ROTH„Der Löwe von Limanowa“
GODWIN VON BRUMOWSKIÖsterreich-Ungarns erfolgreichster Jagdflieger
ENDE UND NACHRUHMvon Altösterreichs Streitmacht
Literatur
Warum, wurde ich bereits einige Male von Touristen gefragt, gibt es nur die Denkmäler von zwei Helden am Wiener Heldenplatz? Gab es nicht mehr? Habt Ihr Österreicher immer nur geheiratet und die anderen Kriege führen lassen?
Nun, die österreichische Kriegsgeschichte kennt viele Helden und berühmte Heerführer. Wenn man durch Wien wandert, so wird man bald auf die Denkmäler Radetzkys, Erzherzog Albrechts, Niklas Graf Salms, Schwarzenbergs und anderer stoßen und vielleicht auch feststellen, dass das Monument der Kaiserin Maria Theresia von mehreren Helden zu Pferd umgeben ist. Wenn man dann auch noch auf den Heldenberg bei Kleinwetzdorf in Niederösterreich kommt, sieht man gleich einen ganzen Wald von Statuen oder Gedenksteinen österreichischer Helden, die sich alle um die Grabstätte eines ihrer größten, Feldmarschall Radetzky, gruppieren. Österreich hatte im Laufe seiner jahrhundertelangen Geschichte eine Vielzahl von Helden hervorgebracht, wie wir dort sehen können.
Doch was ist nun eigentlich ein Held oder, besser gefragt, ein Kriegsheld? In einer älteren Ausgabe des Brockhaus steht hierzu zu lesen: „Als Kriegsheld bezeichnet man einen Soldaten, der sich in einem Krieg durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet hat. Gerne werden Kriegshelden als Vorbilder für andere genutzt.“ Dass Kriegshelden als Vorbilder dienen, ist heutzutage vielen ein Dorn im Auge. Diese Menschen werden das vorliegende Buch wohl auch nicht auf Anhieb in ihr Herz schließen. Bei der Lektüre würden sie aber vielleicht merken, dass die beschriebenen Persönlichkeiten oft auch nur allzu menschlich und gar nicht so abstoßend waren. Es soll hier eine Auswahl an Kriegshelden des alten Österreich vor 1918 vorgestellt werden, wobei sich der Zeitraum, aus dem die beschriebenen Persönlichkeiten stammen, fast tausend Jahre umfasst und von den frühen Babenbergern bis zu den Kampffliegern des Ersten Weltkrieges reicht.
Manche der hier Vorgestellten sind in lebhafter Erinnerung geblieben, wie Wallenstein, Prinz Eugen oder Feldmarschall Laudon, andere waren einst populär und sind weitgehend in Vergessenheit geraten, wie Montecuccoli, Graf Hadik oder Josef Roth, der „Löwe von Limanowa“. Die meisten Helden in diesem Buch waren Heerführer und Kommandeure größerer Verbände. Man könnte natürlich auch viele Bücher über die „kleinen“ Helden, die Subalternoffiziere, Unteroffiziere und einfachen Soldaten, schreiben und vielleicht geschieht das auch noch. Dies gilt auch für die vielen zivilen Helden und die des Alltags, ihr Heldentum steht jenem der tapferen Krieger meist um nichts nach, auch wenn es nicht so oft in die Geschichtsbücher Eingang gefunden hat.
Denkmal Erzherzog Carls. Errichtet auf dem Wiener Heldenplatz 1853–1859 zur Erinnerung an den Sieg von Aspern über Napoleon
Wenn hier über Kriegshelden berichtet wird, dann bedeutet das auch, dass man sich mit den Kriegen, in denen diese ihre Taten vollbracht haben, beschäftigen muss. In einer Zeit, in der sich die meisten Arbeiten, die sich mit Militär und Krieg beschäftigen, vorsichtig als Werke zur Friedensforschung tarnen, ein nicht unanstößiges Unterfangen. Es sollen nun im Folgenden die Schrecken des Krieges nicht verharmlost werden, aber Persönlichkeiten vorgestellt werden, die in diesem schlimmen Geschehen Herausragendes vollbracht haben. Denn: „Der Krieg erschließt brachliegendes Heldentum.“ (Heinrich Wiesner)
Natürlich soll nicht in Abrede gestellt werden, dass es in der österreichischen Militärgeschichte eine große Anzahl von Versagern und katastrophal schlechten militärischen Führern gab. Man kann völlig unfähige Personen wie die Generäle Mack oder Gyulay nicht aus der Geschichte tilgen, genauso wie man von ihrer Aufgabe überforderte Heerführer wie Karl von Lothringen oder Ludwig von Benedek zur Kenntnis nehmen muss. Doch wird hier diesen gescheiterten Generälen nur wenig Raum gewidmet, da man sich in der österreichischen militärischen Geschichtsschreibung schon sehr lange und viel zu intensiv auf die Versager und Gescheiterten konzentriert hat, genauso wie man mit anscheinend großer Lust die eigenen Niederlagen „feiert“.
Hier soll in erster Linie von den Siegern berichtet werden, von den Kommandeuren, die ihre Pflicht oder auch etwas mehr taten und dabei erfolgreich waren. Denn die gab es in mindestens genauso großem Maße in unserer Militärgeschichte, wie die Versager und Gescheiterten. Wie hätte auch sonst das Reich der Habsburger so viele Jahrhunderte bestehen und so viele Krisen überleben können? Kein Staat würde mittelfristig das ständige Versagen seiner Armee überstehen.
Denkmal Prinz Eugens in Wien
Ein kluger Kopf hat gegen Ende des 19. Jahrhunderts errechnet, dass die kaiserlichen Truppen in der Zeit von 1495 bis 1895 etwa 7000 Schlachten und Gefechte zu bestehen hatten; in 65 % dieser Auseinandersetzungen trugen sie den Sieg davon. Andere Autoren kamen zu einem ähnlichen oder sogar etwas höheren Prozentsatz.
Es soll in der vorliegenden Arbeit deshalb hauptsächlich um jene militärischen Kommandeure gehen, die erfolgreich und zumeist siegreich waren; im Blickpunkt stehen ihre Persönlichkeit und ihre Schlachten und Feldzüge. Daneben werden einige österreichische Militärs vorgestellt, die hervorragende Leistungen an Tapferkeit und Initiative vollbracht haben, auch wenn diese in einem Gesamtgeschehen stattfanden, das für die habsburgische Armee nicht glücklich verlief.
Die vorgestellten Persönlichkeiten repräsentieren einen weitgespannten Zeitraum von den ersten Babenbergern bis hin zu den Helden des Ersten Weltkrieges, also fast tausend Jahre österreichischer und europäischer Geschichte. Die hier Vorgestellten sind oft nicht Österreicher im heutigen Sinne. Doch ist nicht ihre Herkunft, sondern ihr Dienst für das Haus Habsburg und in der kaiserlichen Armee maßgeblich, die sie als „österreichische Helden“ klassifiziert.
Für das Projekt wurden eine größere Anzahl entsprechender Literatur und einige aussagekräftige Originalquellen herangezogen, wobei, neben dem ereignisgeschichtlichen, besonderer Wert auf den biografischen Aspekt gelegt wurde. Denn von allen Faktoren, die den militärischen Erfolg bestimmen, ist die Persönlichkeit des jeweiligen Befehlshabers der wesentlichste.
Alle jene, denen es hier zu brutal zugeht, sollten sich mit der folgenden, humoresk gemeinten Einlassung des Filmschauspielers Peter Ustinov trösten: „Ein Wort über Generäle: So mit vier sind wir alle Generäle, mit Holzschwertern und Papiermützen. Nur ein paar von uns kommen da nie drüber hinaus.“
ANGER, Gilbert: Illustrierte Geschichte der k. und k. Armee. Wien 1900
BERNDT, Otto: Die Zahl im Kriege. Wien 1897
GUNDOLF, Hubert: Um Österreich! Schlachten unter Habsburgs Krone. Graz 1995
WEILER, Josef: Männer vom Schwerte. Wien 1855
ZITTERHOFER, Karl: Die Heeres- und Truppengeschichten Österreich-Ungarns. Wien 1907
Maria Theresia-Denkmal in Wien von Kaspar von Zumbusch (1888)
„Am Anfang fast jeder Laufbahn steht ein Abenteuer; mit Staaten, Institutionen, Zivilisationen ist es nicht anders.“
WILLIAM BOLITHO
Es gibt in der österreichischen Geschichte keinen Wilhelm Tell und keinen Arnold Winkelried, derartige mythische Figuren können wir unbesorgt den Schweizern überlassen. Die österreichischen Helden des Mittelalters sind historisch greifbarer, denn sie sind keine Sagenfiguren.
Die Babenberger Markgrafen und Herzöge waren in erster Linie zumeist Krieger. So kann es auch nicht verwundern, dass einige von ihnen im Kampf fielen und der letzte seines Geschlechts in einer – für ihn siegreichen – Schlacht ums Leben kam.
Schon der erste Markgraf aus dem Hause Babenberg wird als sehr mutiger und umsichtiger Mann beschrieben. So soll Leopold I. bereits als Jüngling Kaiser Otto I. auf der Jagd begleitet haben und diesem beigestanden sein, als er beim Angriff einer Bärin den Bogen seiner Armbrust in der Eile so überspannte, dass er zerbrach. Leopold übergab dem Kaiser in höchster Gefahr geistesgegenwärtig seinen Bogen, der das Tier schließlich erlegen konnte. Der Kaiser soll Leopold daraufhin ein Territorium zur Herrschaft versprochen haben, das später der Kern des heutigen Österreichs geworden ist. Auch wenn diese Geschichte wohl einen sagenartigen Charakter hat, so war dieser erste Babenberger-Markgraf sicher ein sehr fähiger und furchtloser Mann, wie er schon bald bei kriegerischen Auseinandersetzungen beweisen sollte, die das damals noch recht raue und umkämpfte Ostland bereithielt.
Von Leopold, dem Sohn des Markgrafen Adalbert, wird berichtet, dass er 1041 bei einer Auseinandersetzung mit Böhmen eine Festung im Grenzgebiet zerstört habe, dabei führte er „unzählbare Beute von Menschen und Vieh davon, ließ auch den Sohn des Befehlshabers fesseln und machte die Festung dem Erdboden gleich“. Adalbert hatte auch den Beinamen „der Siegreiche“, da er oft und erfolgreich Kriegszüge unternahm.
Auch Markgraf Ernst soll an vielen Kriegszügen teilgenommen haben und wurde selbst Opfer in einer Schlacht. Er fiel im Kampf bei Homburg an der Unstrut am 9. Juni 1075; ein Annalist merkte hierzu an: „Dort wurde Ernst …, der im Reich hoch angesehen und durch seine zahlreichen Siege über die Ungarn berühmt war, schwer verwundet; er wurde halbtot ins Lager getragen und starb am nächsten Tage.“
Der mutige Markgraf Leopold II. wagte es, sich im Investiturstreit gegen den deutschen König Heinrich IV. zu stellen, der in einem Gegenschlag den böhmischen Herzog Wratislaw II. ins Feld schickte. Leopold II. trat den an Zahl und Ausrüstung überlegenen Böhmen, die ins Weinviertel eingefallen waren, am 12. Mai 1082 bei Mailberg entgegen. Der Markgraf, der nur über wenige Ritter verfügte und deshalb hauptsächlich bewaffnete Bauern aufbieten musste, blieb dennoch zuversichtlich und soll eine bewegende, bramarbasierende Rede gehalten haben. Dann stürzte er sich gegen einen überlegenen Feind in die Schlacht. Auch wenn die Schlacht bei Mailberg nach heftigem Kampf mit einer Niederlage für Leopold II. endete, konnte er letztlich durch geschickte Manöver seine Stellung und sein Territorium behaupten.
Markgraf Leopold II. in der Schlacht bei Mailberg gegen die Böhmen. Im Hintergrund das Kloster Melk und die Burg Thurnau in Gars am Kamp (Babenberger-Stammbaum, Stift Klosterneuburg)
Die Babenberger konnten oder wollten sich niemals von den Auseinandersetzungen innerhalb des Reiches fernhalten, was immer wieder auch zu militärischen Konflikten führte. Durch ihre Erlangung der bayerischen und die Schaffung der österreichischen Herzogswürde erlebten sie schließlich eine Rangerhöhung. Heinrich Jasomirgott nahm auch am Zweiten Kreuzzug teil und konnte sich nach dessen Scheitern als einer von wenigen in die Heimat durchschlagen. Er machte Wien zu seiner Residenz und starb fast heroisch an den Folgen eines „Berufsunfalls“, als eine Holzbrücke unter ihm zusammenbrach, die er hoch zu Ross in voller Rüstung überquerte. Herzog Leopold V., genannt der Tugendhafte, nahm am – nach der Eroberung Jerusalems durch Sultan Saladin – ausgerufenen Kreuzzug teil und reiste mit Rittern aus Österreich und der Steiermark nach Italien und von dort aus per Schiff an die Küste Syriens. Beim Kampf um die Stadt Akkon erwies er sich als mutiger Kämpfer und fähiger Anführer. Dabei soll er bei einem von ihm geführten Angriff auf die feindlichen Befestigungen so viele Feinde erschlagen haben, dass er so mit dem Blut der Moslems besudelt wurde, dass nach Abnahme seines Gürtels nur ein Streifen seines vormals weißen Waffenrocks sichtbar gewesen sei. Dies stellt die angebliche Geburtsstunde der österreichischen Fahne dar. Der Herzog soll sein blutiges rotweißrotes Gewand dann auch als Fahne verwendet haben, nachdem der eifersüchtige englische König Richard Löwenherz das alte österreichische Banner entehrt hatte. Auch wenn es inzwischen erwiesen ist, dass der rot-weiß-rote Bindenschild erst unter Leopolds Enkel Herzog Friedrich II., genannt der Streitbare, auftauchte, illustriert die Geschichte den Mut und die militärische Kraft des Herzogs, der es letztlich auch wagte, den mächtigen König Richard Löwenherz gefangen zu nehmen.
Herzog Leopold wird von Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Fahne verliehen (Babenberger-Stammbaum, Stift Klosterneuburg)
Herzog Leopold VI. nahm an zwei Kreuzzügen teil (1212 am Kreuzzug gegen die Katharer und 1217–1219 am Kreuzzug von Damiette). Er bewies seine militärischen Fähigkeiten sowohl beim Kampf gegen die südfranzösischen „Ketzer“ (die Katharer oder auch Albigenser) als auch bei der Auseinandersetzung mit den Moslems in Spanien, Ägypten und Palästina. Leopold VI. kämpfte überdies gemeinsam mit Kaiser Friedrich II. in Italien, konnte sich aber gut aus dem Dauerkonflikt zwischen Staufern und Welfen heraushalten. Gleichzeitig war er als großer Förderer des Minnesangs tätig, vergrößerte den Landbesitz und Machtbereich der Babenberger, erhob Anspruch auf die Herrschaft über Zypern und heiratete eine byzantinische Prinzessin. Unter ihm erreichte die Dynastie der Babenberger ihren Höhepunkt bezüglich Machtentfaltung und Anerkennung.
Die Gefangennahme von König Richard Löwenherz in Erdberg bei Wien (oben) und seine kniefällige Bitte um seine Freilassung beim Kaiser (unten) (Chronik des Petrus de Ebulo, 1197)
Mit den Kreuzzügen Leopolds VI. ist auch der Stammvater des Geschlechts der späteren Reichsgrafen von Althann verbunden. Dieser Dietmar von Thann nahm mit dem Herzog gemeinsam – trotz seines bereits sehr hohen Alters – im Jahre 1216 an einem Kreuzzug teil. Bei der Belagerung von Ptolemais kämpfte der Herzog so heftig und ohne Rücksicht auf sein Leben, dass er schließlich nach dem Tod seines Pferdes – vollkommen mit fremdem und eigenem Blut bedeckt – stürzte und seinen herandrängenden Feinden hilflos ausgeliefert schien. Da eilte der alte Thann herbei und kämpfte wie ein Besessener, um das Leben seines Lehensherrns zu retten. Es gelang ihm auch unter Aufbietung aller seiner Kräfte, den Herzog zu verteidigen und in Sicherheit zu bringen. Als Thann später ebenfalls mit Blut besudelt seinem Herrn gegenüberstand, lobte Leopold VI. in Anwesenheit seines Gefolges den alten Recken und nannte ihn von nun an nur mehr „min alt Thann“. Daraus entwickelte sich der Name des Geschlechts der Althann.
Der Babenberger Herzog Leopold VI.: Die Erstürmung von Ptolemais (Darstellung des 19. Jhdts.)
Der letzte Babenberger, Friedrich der Streitbare, war eine Persönlichkeit, die viele gute und schlechte Eigenschaften seines Geschlechts in sich vereinigte. Er war aber auch ein furchtloser Kämpfer und begabter Heerführer, was er im Laufe seines kurzen Lebens immer wieder aufs Neue bewies. Man gab ihm schon zu seinen Lebzeiten viele kriegerische Beinamen wie „miles potens“ („mächtiger Krieger“) oder „semper bellicosus“ („stets streitbar“).
Friedrich II. wurde am 15. Juni 1211 als Sohn Herzog Leopolds VI. in Wiener Neustadt geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist, wie bei den meisten Babenbergern, nicht viel bekannt. Im Jahre 1230 wurde Friedrich Herzog von Österreich und der Steiermark. Von nun an wurde es unruhig in seinen Territorien, denn getrieben vom Ehrgeiz, seine Macht zu vergrößern , war er von Beginn an in Konflikte und Kämpfe mit allen Nachbarn seines Herrschaftsbereiches verwickelt. Die heftigsten Auseinandersetzungen gab es mit dem alten babenbergischen Erbfeind Ungarn, aber auch mit Bayern und Böhmen. Doch auch im Inneren seiner Territorien gab es Konflikte, da er dem Land zu viele Lasten aufbürdete. So erhoben sich zu Beginn seiner Regierung die bis dahin treuen Gefolgsleute aus dem Geschlecht der Kuenringer und mussten niedergekämpft werden. Da Herzog Friedrich II. eindeutig militärisches Talent besaß, ja vielleicht sogar der talentierteste Heerführer unter den Babenbergern war, und Kämpfen fast nie auswich, konnte er sich auch gegen die meisten seiner Gegner recht gut behaupten und ihnen manche Niederlage zufügen.
Doch schließlich wurde der Konflikt mit Kaiser Friedrich II. für ihn existenzbedrohend. Herzog Friedrich hatte sich in die staufischen Machtkämpfe eingemischt, finanzielle Forderungen an den Kaiser gestellt und war nicht zu den Hoftagen erschienen. Der Konflikt schaukelte sich auf und Kaiser Friedrich II. ächtete den Herzog 1236 schließlich sogar. In der Folge befand sich dieser regelrecht auf der Flucht. Das hatte bedeutende Auswirkungen auf seine Territorien. Große Teile des Adels schienen über diese Entwicklung nicht unglücklich und Wien wurde während dieser Zeit für einige Jahre sogar freie Reichsstadt. Doch Friedrich der Streitbare kämpfte unermüdlich weiter, suchte Verbündete und konnte sich in seiner Geburtsstadt Wiener Neustadt halten. Die politische Lage brachte es schließlich mit sich, dass der Herzog im Jahre 1239 mit dem Kaiser Frieden schließen konnte.
Der vormals verfemte Babenberger wurde nun zu einem wichtigen Bündnispartner des bedrängten Kaisers Friedrich II., der in einem für ihn sehr gefährlichen Konflikt mit dem Papst verwickelt war. Es gab auch Verhandlungen über die Erhebung Wiens zu einem eigenständigen Bistum und die Erhöhung des Herzogtums Österreich gemeinsam mit der Steiermark zu einem Königreich. Doch die damit verbundene und geforderte Heirat seiner Nichte Gertrud mit dem Kaiser konnte der Babenberger nicht durchsetzen, da sich das Mädchen hartnäckig weigerte. Der Kaiser blieb ihm dennoch verbunden, da er ihn auch angesichts der Mongolengefahr als Verbündeten brauchte.
Ein besonderes Kapitel im Leben des streitbaren Babenbergers ist sein Kampf gegen die Mongolen, die nach Mitteleuropa vorstießen und in Ungarn schreckliche Blutbäder anrichteten. Friedrich II. bat den ungarischen König Béla IV. um Hilfe und ritt mit seinen Getreuen bis vor Pest, wo er in ein Gefecht mit einer mongolischen Horde verwickelt wurde. Dabei gab er wieder einmal ein Beispiel seiner persönlichen Tapferkeit, mischte sich aber danach massiv in die inneren ungarischen Streitigkeiten ein. König Béla floh nach einer verlorenen Schlacht gegen die Mongolen nach Österreich, wobei Herzog Friedrich nicht davor zurückschreckte, ihn finanziell belangte und sich von ihm drei ungarische Komitate verpfänden ließ. Mongolische Reiterscharen drangen nun auch auf österreichisches Gebiet vor, konnten aber im Kampf zurückgewiesen werden.
Das Ende der Babenberger-Herrschaft: Herzog Friedrich der Streitbare fällt 1246 in einem Gefecht an der Leitha gegen die Ungarn (Babenberger-Stammbaum, Stift Klosterneuburg)
Im Winter 1241/42 fand dann eine Schlacht bei Wiener Neustadt statt, die vielleicht nur ein größeres Gefecht war, später dann aber als Sieg der Österreicher gefeiert wurde. Auch wenn manche Forscher die Bedeutung dieser militärischen Auseinandersetzung anzweifeln und den Nimbus Herzog Friedrichs II. als Erretter Mittel- und Westeuropas vor den Mongolen in Frage stellen, so hat dieser doch im Gegensatz zu vielen europäischen Fürsten vor ihm keine Niederlage gegen die berittenen Angstgegner aus dem Osten erlitten. Der mongolische Eroberungssturm in Richtung Westeuropa kam jedenfalls im Osten Österreichs zum Erliegen.
Der streitbare Herzog fiel schließlich am 15. Juni 1246 in der Schlacht an der Leitha gegen seine „Lieblingsgegner“, die Ungarn. Dabei hat Friedrich diese seine letzte Schlacht sogar noch gewonnen. Die Gerüchte wollten nicht verstummen, dass der Herzog von einem seiner Vasallen den Todesstoß erhielt, da man seiner dauernden Kriege bereits überdrüssig war. Da mit ihm das Geschlecht der Babenberger im Mannesstamm ausstarb, konnten nach einem jahrzehntelangen Interregnum die Habsburger aus der fernen Schweiz in Österreich zum Zuge kommen.
Die größte Ritterschlacht des Mittelalters bei Dürnkrut am 26. August 1278, die letztlich das Schicksal Österreichs bestimmte, war auch ein Ort des Heldentums. Nicht nur der bereits 60-jährige Rudolf von Habsburg kämpfte tapfer mit seinen Truppen, sondern auch ein gewisser Ulrich von Kapellen spielte eine bedeutende Rolle in dieser Entscheidungsschlacht. Hatte er sich anfangs dagegen gesträubt, seinem habsburgischen Herrn bei einer damals militärisch eher verpönten Kriegslist zur Verfügung zu stehen, so erfüllte der tapfere Ritter Ulrich dann doch seine Aufgabe mit Bravour.
Das Ende des Interregnums: Rudolf von Habsburg wird 1273 in Aachen zum König gekrönt (aus der Silbereysen-Chronik Aaran)
Rudolf von Habsburg vor der Leiche Ottokars von Böhmen nach der Schlacht auf dem Marchfeld 1278 (Darstellung des 19. Jhdts. von C. Rahl)
Rudolf von Habsburg hatte befohlen, dass sich 60 gepanzerte Reiter als „Reserve“ in den Hohlwegen zwischen den Weinstöcken des Hochfelds verstecken sollten, um seinen Gegner Ottokar II. in einen Hinterhalt zu locken.
Da man derlei im ritterlichen Mittelalter nicht gerne sah und sich niemand um das Kommando dieser Truppe riss, setzte Rudolf durch, dass der tapfere Ritter Rudolf von Kapellen diese „schändliche Aufgabe“ übernehmen müsste. Dieser tat sein Bestes und griff tapfer und letztlich entscheidend ein, als der Ausgang der blutigen Schlacht mehr als ungewiss und das Leben König Rudolfs gefährdet war. Der endgültige Kampf war besonders heftig und brutal, doch am Schluss lagen die Blüte der Ritterschaft des Böhmenkönigs und dieser selbst tot auf dem Schlachtfeld. Rudolf hatte seinen gefährlichsten Konkurrenten beseitigt und legte die Grundlage für die viele Jahrhunderte dauernde Macht des Hauses Habsburg. Ohne Ulrich von Kapellen und seine tatkräftige Ausführung einer „Kriegslist“ wäre vielleicht die europäische Geschichte ganz anders verlaufen.
Rudolf von Habsburg
Der machtbesessene und kriegerische Sohn Rudolfs, Albrecht I., schien militärisch sehr begabt gewesen zu sein. Geboren 1255, wurde er sehr sorgfältig erzogen und übte ab 1274 über die habsburgischen „Oberen Lande“ Herrschaftsrechte aus, weshalb er auch beim Krieg gegen den Böhmenkönig nicht dabei war. Albrecht heiratete die Tochter des Grafen von Görz-Tirol, mit der er zwölf Kinder hatte, und ging 1279 nach Österreich, wo er 1281 zum Reichsverweser bestimmt wurde. 1282 gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf mit Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain und der Windischen Mark belehnt, verfügte er nun über eine große Hausmacht. Er setzte hier die Landesherrschaft konsequent gegen den Adel durch und schlug im Winter 1287/88 einen Aufstand in Wien nieder. Sein Vater König Rudolf wollte, dass Albrecht König von Ungarn wird, doch der erste König aus dem Hause Habsburg starb bald darauf. Nach dem Tod Rudolfs kam es zu einem Aufstand in der Steiermark, den Albrecht durch einen völlig unerwarteten Vorstoß über den winterlichen Semmering im Februar 1292 beendete. Er zeigte sich nun als Mann der Tat und der schnellen militärischen Entscheidungen. Sein Plan zur Erlangung der deutschen Königswürde scheiterte aber zunächst am Widerstand der Kurfürsten, die Adolf von Nassau wählten. Albrecht brachte Unruhen in den „Oberen Landen“ ebenso rasch und konsequent wie in der Steiermark unter Kontrolle. Er huldigte dem neuen König, ließ sich von ihm belehnen und schloss auch Frieden mit Böhmen. Als er 1295 an einer angeblichen Vergiftung fast starb und durch die unsanfte Behandlung seiner Ärzte auch noch ein Auge verlor, kam es zu weiteren Aufständen gegen ihn, die er jedoch mit seiner typischen Konsequenz niederwarf.
Der Herzogsstuhl in Kärnten (Darstellung aus dem 19. Jhdt. nach J. N. Geiger)
Nun suchte Albrecht die Auseinandersetzung mit dem schwachen König Adolf, der bei den Reichsfürsten in Ungnade gefallen war. Bereitwillig wurde Albrecht zum neuen König gewählt und gewann 1298 die Schlacht bei Göllheim gegen Adolf von Nassau, der hier auch sein Leben verlor. Albrecht I. wurde aber schon bald zum Feindbild der meisten Fürsten, als er eine Annäherung an Frankreich suchte und Zugeständnisse machte. Auch sein letztlich nicht erfolgreicher Versuch, Holland, Seeland und Friesland als Reichslehen an seine Söhne zu verteilen, führte zu Widerstand. Die rheinischen Kurfürsten schlossen sogar einen Bund zur Absetzung Albrechts als König, doch dieser konnte seine Gegner wieder niederringen. Als er Papst Bonifaz VIII. endlich überredet hatte, ihn zum Kaiser zu krönen, starb dieser an den Folgen eines Attentats.
Albrecht nahm auch an einem Krieg Ungarns gegen Böhmen teil. Als der letzte böhmische König Wenzel III. aus dem Haus der Premysliden 1306 starb, handelte Albrecht rasch und marschierte in Böhmen ein, um seinen Sohn Rudolf zum König zu machen. Doch als dieser nach einem Jahr starb, gelang es Albrecht nicht, einen weiteren seiner Söhne als König zu etablieren, da er zur gleichen Zeit um Thüringen und Meißen kämpfen musste. Der König brauchte Verstärkung, deshalb reiste er in seine Stammlande. Hier fiel er bei den Vorbereitungen zu einem weiteren Feldzug dem Mordanschlag seines Neffen Johann von Schwaben, genannt „Parricida“ („Verwandtenmörder“), der sich übergangen fühlte, zum Opfer. Damit wurde ein starker deutscher König des Mittelalters, der über die Fähigkeit verfügte, sein Reich unter Kontrolle zu bringen, aus der Geschichte gerissen.
Neuzeitliches Sgrafitto Baumkirchers (Wiener Neustadt, Zum Weißen Rößl)
Ein besonders furchtloser und waghalsiger Mann war Andreas von Baumkircher, der sich durch seine kriegerischen Taten eine Bekanntheit verschaffte. Geboren um 1410, entstammte er einem obersteirischen Geschlecht und trachtete schon in jungen Jahren danach, den Besitz seiner Familie zu vermehren. Er wird als sehr großer Mann „mit gewaltigen Leibeskräften, ritterlichem Mut und Standhaftigkeit“ beschrieben und soll darin alle seine Standesgenossen übertroffen haben. Baumkircher kämpfte lange Zeit treu und aufopfernd für Kaiser Friedrich III. Als Rebellen am 28. August 1452 den Kaiser in Wiener Neustadt gefangen nehmen wollten und zum Sturm auf die Burg ansetzten, stellte sich Baumkircher am Tor als „Riese an Kraft und Mut“ allein einer größeren Gruppe von Feinden entgegen und konnte sie so lange aufhalten, bis das Tor geschlossen war. Bei diesem Kampf wurden ihm angeblich 13 Wunden zugefügt, was ihn aber nicht am Weiterkämpfen hinderte.
Georg Podiebrad
Auch im Jahre 1461 rettete Baumkircher die kaiserliche Burg in Wien vor dem gegen den Kaiser kämpfenden Erzherzog Albrecht und schlug diesen in die Flucht. Ein Jahr später wurde die Burg Friedrichs III. erneut belagert und Baumkircher unterstützte mit Eifer das Entsatzheer unter Georg Podiebrad.
Doch der Kaiser erwies sich nie als besonders dankbar gegenüber seinem bemühten Gefolgsmann und Retter, was dazu führte, dass dieser an die Spitze eines Bündnisses trat, das seitens einer Gruppe steirischer Adeliger gegen Friedrich III. geschlossen worden war. Baumkircher war auch hierbei sehr erfolgreich und konnte mehrere Städte und Schlösser unter seine Kontrolle bringen. Er begab sich unter den Schutz des ungarischen Königs Matthias Corvinus und übergab die Stadt Leibnitz an die Magyaren.
Der Kaiser befand sich 1468/69 in Italien und reiste eilig heim, als er von den Erfolgen Baumkirchers und seiner Mitverschworenen erfuhr. Nach der so genannten Fürstenfelder Julischlacht (1469) verheerte Baumkircher große Teile der Steiermark. Im Juli 1470 sah sich Friedrich III. zu Verhandlungen gezwungen und die innerösterreichischen Stände erwirkten einen Ausgleich mit Baumkircher. Der Kaiser amnestierte in Völkermarkt den Aufrührer und seine Mitverschworenen. Baumkircher sollte nun angeblich 14.000 Gulden erhalten, sah das Geld aber nie, was bei der ständigen finanziellen Misere des Kaisers auch nicht verwundert.
Als man ihm freies Geleit zusicherte, kam Baumkircher am 23. April 1471 nach Graz, um zu verhandeln. Hier wurde er vorerst mit viel Freundlichkeit hingehalten, bis die Zeit für sein zugesichertes freies Geleit abgelaufen war. Als er bereits eine Falle vermutete, vertröstete man ihn auf eine Entscheidung des Kaisers. Baumkircher versuchte, die Flucht zu ergreifen, schwang sich auf sein Pferd und ritt auf das Stadttor zu. Zu spät, denn im letzten Moment schloss sich vor ihm das Tor. Das Läuten einer Glocke verkündete nun den Ablauf der zugesicherten Schonfrist. Baumkircher wurde überwältigt und ein Priester und der Henker warteten schon auf ihn. Obwohl er noch anbot, alle geraubten Güter und 60.000 Gulden für sein Leben zu geben, wurde er ohne Gerichtsverfahren geköpft. Diesen „Dank des Hauses Habsburg“ sollten auch noch andere verdiente Männer im Laufe der Geschichte erfahren.
BERMANN, Moriz: Alt- und Neu-Wien. Geschichte der Kaiserstadt und ihrer Umgebungen. Wien 1880
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„Jörg von Frundsberg führt uns an. Tra la la la la la la, Der die Schlacht gewann, Lerman vor Pavia.“
AUS EINEM ALTEN LANDSKNECHTSLIED
Georg (Jörg) von Frundsberg wurde am 24. September 1473 auf der Mindelburg in Schwaben geboren. Sein Vater war Hauptmann des Schwäbischen Bundes, entstammte einem Tiroler Adelsgeschlecht und hatte die Mindelburg erst wenige Jahre zuvor erworben. Georg war das vierzehnte und letzte Kind, ein sehr kräftiger und aufgeweckter Junge. Da er der jüngste der neun Frundsberg-Söhne war, kam für ihn eigentlich nur eine Laufbahn als Geistlicher oder als Kriegsmann in Frage. Man bestimmte ihn also zum Soldaten und sein Vater und sein Onkel übernahmen die Ausbildung und brachten ihm Kämpfen, Reiten und Jagen bei, vernachlässigten aber seine geistige Bildung, die sich der junge Frundsberg später selbst aneignen musste.
Georg von Frundsberg (Gemälde von Christoph Amberger, 1528)
Kaum 18 Jahre alt geworden, nahm Georg von Frundsberg bereits im Jahre 1492 mit einer berittenen Truppe an einem Kriegszug gegen Herzog Albrecht von Bayern teil. Obwohl das Unternehmen nur von kurzer Dauer war, wurde der junge Mann durch das Erlebte geprägt. Die Landsknechte im Lager faszinierten ihn durch ihre bunte, angeberische Aufmachung, ihre demokratische Form der Organisation und ihr Selbstbewusstsein. Ihm missfielen aber die ständige Trunkenheit der Leute, die vielen Prostituierten im Lager und das allgegenwärtige Glücksspiel. Frundsberg war einerseits fasziniert, andererseits aber auch angewidert von diesen zu seiner Zeit das Schlachtfeld beherrschenden Fußsoldaten, mit denen er sich in Zukunft würde abgeben müssen.
Im Jahre 1499 zog Georg von Frundsberg in Begleitung seines Bruders Adam, dem Feldhauptmann des Schwäbischen Bundes, erneut in den Krieg. Die Gegner waren die Schweizer, die um ihre Unabhängigkeit innerhalb des Reiches kämpften. Bei Bregenz am Bodensee erlitt das kaiserliche Landsknechtsheer eine fürchterliche Niederlage. Man hat dieses Ereignis später als das „Bregenzer Grab“ bezeichnet, da bis zu 5000 Landsknechte dabei gefallen sein sollen. Eine Reihe weiterer Niederlagen folgten, wobei bei allen Treffen die Verluste der Landsknechte viel höher waren als jene der Schweizer.
Die von Frundsberg bereits als unorganisiert, schlecht ausgebildet und undiszipliniert erkannten Landsknechte hatten gegen die Schweizer Reisläufer, die als die besten Soldaten der Welt galten, geringe Chancen. Die Schweizer galten zu jener Zeit als sichere Garanten für Siege und hatten einige Jahrzehnte zuvor sogar die Militärmacht des gefürchteten Herzogtums Burgund in drei Schlachten völlig vernichtet. Es schien kein wirksames Gegenmittel gegen die erfolgreichste Phalanx seit der griechischen Antike zu geben. Doch schon bald sollten die unüberwindlichen Schweizer ihren Meister finden.
Der junge Frundsberg erkannte, dass die Siege und die erdrückende Überlegenheit der Schweizer Söldner auf dem Schlachtfeld kein Zufall waren, sondern einen bedeutenden Wandel im Militärwesen darstellten. Die Zeit der gepanzerten Reiter war vorbei und die vornehmlich mit Spießen bewaffnete Infanterie war nun zur wichtigsten Waffengattung geworden. Dazu kam die zunehmende Bedeutung der Feuerwaffen im Kriegsgeschehen. Immer mehr Infanteristen wurden damit ausgerüstet und die Artillerie war vom Schlachtfeld trotz ihrer noch sehr mangelnden Beweglichkeit kaum mehr wegzudenken.
Die trunksüchtigen, ehrlosen und nur für den Sold und die Beute kämpfenden Männer waren Frundsberg ein Gräuel und so versuchte er, eine ganz neue Truppe heranzuziehen. Er wollte „fromme“ Landsknechte formen, die an das Ziel glaubten, für das sie kämpften. Außerdem sollten sie disziplinierter und vor allem nicht Geißel und Schrecken der Zivilbevölkerung sein. Es musste etwas Ritterliches in den neuen Kriegsknechten sein, ein verantwortungsvolles und berechenbares Soldatenvolk sollte entstehen. Trotz aller Bemühungen und mancher Erfolge konnte Frundsberg diesen Anspruch aber niemals verwirklichen. Was er durchsetzen konnte, waren klarere Befehlsstrukturen, eine bessere Ausbildung und mehr Organisation. Wenn Frundsberg später ins Feld zog, waren seine Leute meist disziplinierter als die „Konkurrenz“.
Nur wenige Monate nach dem Krieg am Bodensee befand sich Frundsberg erneut in einem militärischen Konflikt. Dieses Mal kämpfte er als einfacher Landsknecht für den Mailänder Herzog Ludovico Sforza, der von Trient aus mit einem Heer die Franzosen aus Mailand vertreiben wollte, wobei nun Landsknechte und Schweizer gemeinsam Seite an Seite im Feld standen. Frundsberg beobachtete dabei die Schweizer genau, um von ihnen zu lernen, und konnte später vieles davon für seine Reform des Landsknechtswesens verwenden.
Im Jahre 1504 versuchte Frundsberg ein Fähnlein Fußknechte, die er für die Stadt Memmingen drillte, neben einer guten Ausbildung zu „frommen Landsknechten“ zu machen. Er war insofern erfolgreich, als er mit dieser Truppe bei Regensburg im Bayerischen Erbfolgekrieg mit Bravour gegen eine Truppe böhmischer Söldner bestehen konnte. Kaiser Maximilian I. war davon so angetan, dass er Frundsberg eigenhändig zum Ritter schlug. Dieser war von der kaiserlichen Huld sehr beeindruckt und wurde von nun an ein treuer Diener des Hauses Habsburg.
Belagerung der Festung Kufstein 1504. Hier bewährte sich die Artillerie Kaiser Maximilians.
In einer Zeit, in der gemeinsames Exerzieren unbekannt war und es keine feste Marschordnung gab, teilte Frundsberg seine Haufen in Vorhut, Hauptmacht und Nachhut auf und legte fest, wie man die Spieße genau zu gebrauchen hatte und wie die Kavallerie den Rückzug decken sollte. Besonders wichtig waren ihm auch die neuen Feuerwaffen, denen er ein größeres Gewicht gab. Da den Landsknechten bisher jede Form eines geordneten Rückzugs fremd war, lehrte er die Männer, wie man diesen durchführen und von der Defensive wieder in die Offensive gehen konnte.
1506 nahm Frundsberg am Krieg um das Herzogtum Geldern teil. Hier kämpfte er tapfer und umsichtig, auch wenn der Krieg für die Habsburger eher unerfreulich verlief, da die erwarteten Erfolge ausblieben. Wichtigster Schauplatz für Frundsbergs praktische Kriegskunst wurde aber Italien, wo er 1507 als Hauptmann am Romzug Kaiser Maximilians teilnahm und ab 1508 gegen die Venezianer kämpfte, die dem Kaiser den Krieg erklärt hatten. Die Kämpfe in Oberitalien gegen die Truppen Venedigs sollten ihn für die nächsten Jahre am meisten beschäftigen.
Frundsberg wurde immer mehr zum Experten für die Kriegführung mit Landsknechten. Er bewies häufig sein großes taktisches Können und seine Männer vertrauten seiner charismatischen Persönlichkeit. Frundsberg kommandierte ab 1509 mehrere Fähnlein Landsknechte, mit denen er an den Kämpfen um Verona teilnahm. Er führte Unternehmungen durch, die andere militärische Führer als unmöglich betrachteten. 1511 eroberte Frundsberg mit 1800 Mann das Bergdorf Pleif und den für uneinnehmbar gehaltenen Peutelstein-Pass in Südtirol. Er sicherte dem Kaiser damit alle wichtigen Gebirgsübergänge für künftige Feldzüge gegen die Venezianer.
Im Herbst des folgenden Jahres belagerte Frundsberg gemeinsam mit Georg von Liechtenstein als Führer eines schwäbischen Aufgebots von 8000 Mann die Raubritterburg Hohenkrähen im Hegau, von der aus eine Bande von Straßenräubern und Wegelagerern die Handelswege in Oberschwaben verunsicherten. Die Burg konnte schließlich eingenommen werden und der von seinen Fähigkeiten beeindruckte Kaiser Maximilian ernannte Frundsberg nun zum Obersten Feldhauptmann in Tirol und zum kaiserlichen Kriegsrat. Außerdem wurde er mit Schloss Runkelstein bei Bozen belehnt.
Im Jahre 1513 führte Frundsberg mit der Unterstützung anderer Landsknechtsführer 7000 Kriegsknechte über die Alpen nach Bassano. Der venezianische Feldherr Bartolomeo d’Alviano versperrte ihnen mit einem zahlenmäßig weit überlegenen Heer aber den Weg und brachte sie in dem unwegsamen Gelände in eine für sie nachteilige Position.
Als die Venezianer ihm das Angebot machten, er solle sich ergeben und mit seinen Männern ohne Waffen abziehen, zog er natürlich den Kampf vor. Am 7. Oktober 1513 schlug Frundsberg das viel größere Heer der Venezianer zwischen Motta und Creazzo vernichtend. Anlässlich dieser Schlacht soll der berühmte Spruch gefallen sein: „Viel Feind, viel Ehr!“ Er schlug alle Warnungen seiner Unterführer in den Wind, die gemeint hatten, er könnte nicht mit seinen unterlegenen Kräften gegen die Venezianer antreten. Frundsberg spekulierte erfolgreich darauf, dass die Venezianer mit einem sicheren Sieg rechneten und deshalb unvorsichtig sein würden. Seine gut positionierten Arkebusiere nahmen die Venezianer in ein heftiges Kreuzfeuer und die Landsknechtshaufen stießen dann in die unkoordinierte Masse der Gegner. Frundsberg selbst kämpfte wie so oft mit dem Schwert in der Hand in der ersten Reihe seiner Männer. Wenig später war die Schlacht gewonnen und die Italiener hatten 5000 Mann und ihre Artillerie verloren. Frundsberg eroberte in der Folge noch die als uneinnehmbar geltende Festung Cadore in den Dolomiten.
Nachdem er den Winter in Verona verbracht hatte, eroberte er im Frühjahr 1514 die Städte Este und Rovigo. Nachdem er das Friaul unterworfen hatte, wurde Frundsberg schwer krank und musste nach Deutschland zurückkehren. Aber schon einige Monate später schickte ihn der Kaiser wieder nach Oberitalien, wo er die strategisch sehr wichtige Stadt Verona gegen die Venezianer verteidigen sollte. Gemeinsam mit seinen Landsknechten und einer spanischen Truppe leistete Frundsberg den Venezianern und ihren französischen Verbündeten erbitterten Widerstand.
Artillerie: Belagerungsbatterie aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts (nach dem „Weißkunig“)
Es schien so, als würde er die Stadt weiterhin erfolgreich gegen das starke Belagerungsheer seiner Gegner halten können, als ihm der Kaiser in den Rücken fiel. Denn dieser gab Verona im Frieden von Brüssel im Dezember 1516 preis und Frundsberg musste schließlich schwer enttäuscht und verbittert aus der Stadt abziehen.
Frundsberg hatte im Jahre 1500 Katharina von Schrofenstein geheiratet, die ihm fünf Töchter und drei Söhne schenkte. Alle seine Söhne kämpften später unter dem Befehl ihres Vaters bei dessen Kriegszügen. Frundsbergs Sohn Kaspar wurde später selbst ein begabter und tatkräftiger Landsknechtführer. Nachdem Katharina 1518 gestorben war, heiratete Frundsberg ein Jahr später Anna von Lodron, mit der er eine weitere Tochter hatte. Nach dem Tod seiner älteren Brüder erbte er die Herrschaft Mindelheim und einigen Besitz in Tirol und hätte sich schon relativ früh zur Ruhe setzen können. Doch Frundsberg war immer zur Stelle, wenn der Kaiser ihn rief. Und dieser benötigte sehr oft seine Dienste.
Als Kaiser Maximilian am 12. Februar 1519 starb, fand Frundsberg in dessen jugendlichem Nachfolger Karl V. einen neuen Oberherrn, der aus einem etwas anderen Holz geschnitzt war als der alte Kaiser und ihn weniger großzügig behandelte, was sowohl das Finanzielle als auch die Wertschätzung der militärischen Ratschläge des Landsknechtführers betraf.
Deutsche Landsknechte (nach einem Holzschnitt von Jost Ammann)
Im Jahre 1519 nahm Frundsberg an einem Feldzug in Deutschland teil. Er marschierte mit dem Schwäbischen Bund gegen den Herzog Ulrich von Württemberg. Es kämpften dieses Mal Landsknechte gegen Landsknechte, aber Frundsbergs Männer behielten die Oberhand. Der Konflikt wurde relativ rasch entschieden und Frundsberg bewies, dass die von ihm angeworbenen und ausgebildeten Männer die besseren Soldaten waren, besonders wenn sie unter seiner persönlichen Führung standen.
Der als genial angesehene Rückzug Frundsbergs bei Valenciennes 1521 folgte auf den von Kaiser Karl V. befohlenen Angriff auf Nordfrankreich, an dem viele der bedeutendsten Landsknechtführer jener Zeit teilnahmen. Frundsberg hatte für das Unternehmen gegen den französischen König Franz unerwartet große Geldmittel bekommen und betrieb damit eifrig die Werbung möglichst vieler Landsknechte. Er traf in den Niederlanden mit den Truppen des Grafen von Nassau, Franz von Sickingens und anderer Heerführer zusammen.
Etwa 50.000 Mann waren zusammengekommen. Doch das Unternehmen stand vom Anfang an unter keinem guten Stern, denn man konnte sich nicht auf ein gemeinsames Kommando einigen. Deshalb wurde das Heer in verschieden große Haufen geteilt, von denen manche einfach nur die nächstgelegenen festen Plätze belagerten, während Frundsberg die Picardie „beglückte“. Es dauerte einige Zeit, bis die Franzosen ein Heer von 40.000 Mann unter Karl von Bourbon aufbieten konnten. Vor dieser Gefahr nun schlossen sich die kaiserlichen Heerhaufen wieder zusammen und versammelten sich bei Valenciennes, um den Übergang über die Schelde zu verteidigen.
Die Franzosen erschienen ziemlich rasch, griffen aber zunächst nicht an. Die beiden Heere lagen sich tagelang gegenüber. Als die Kaiserlichen jedoch die Nachricht erhielten, dass ein Teil der Franzosen gegen die Stadt Bouchain marschierte, rückten auch der Graf von Nassau und Frundsberg mit 12.000 Fußsoldaten und 4000 Reitern in diese Richtung vor, wobei man die Geschütze zurückließ. Frundsberg trieb die Männer an, da es um das rasche Erreichen der bei der Stadt befindlichen Scheldebrücke ging. Dann stieß die kaiserliche Vorausabteilung im dichten Nebel auf die Franzosen. Frundsberg konnte sich wegen des Nebels kein richtiges Bild verschaffen und hatte keine Ahnung von der Stärke des Feindes. Er hielt deshalb den Nassauer Grafen von einem Angriff ab und ließ dann seine besten Leute zu sich kommen, denen er eine Erkundung der Lage befahl. Von einem gefangenen Schweizer erfuhr Frundsberg schließlich, dass er es mit der französischen Hauptarmee zu tun hatte, die seinen Truppen weit überlegen war. Bei einem Kriegsrat setzte er dann gegen den Widerstand des Nassauers den Rückzug durch.
Karl V. nach der Schlacht am Mühlberg (Tizian 1548)
Frundsberg wusste aber, dass dieses Manöver bei Landsknechtstruppen leicht in Panik und Flucht ausarten konnte, weshalb er seine Offiziere beruhigte und den Abmarsch genau plante. Während die kaiserlichen Reiter den Gegner mit einem Scheinangriff in Aufregung versetzten, marschierte er im Nebel mit seiner Infanterie geordnet davon. Die Truppe kam nun in die Nähe der Stadt Valenciennes. Dort brach durch die Undiszipliniertheit einiger Leute vom Tross Unruhe aus und die niederländischen Kriegsknechte und englischen Bogenschützen in Frundsbergs Truppe wandten sich zur Flucht. Doch es gelang dem erfahrenen Feldherrn, seine deutschen Landsknechte zu beruhigen, was sich auch auf alle anderen auswirkte. Als sie in Sicherheit waren, befahl Frundsberg seinen Männern, sie sollten nun beten und Gott für die Rettung danken. Seine Leute waren ihm viel zu wertvoll, um sie sinnlos zu opfern.
Die Franzosen, die keinen Durchblick hatten, zerstritten sich währenddessen über ihre weitere Vorgehensweise. König Franz wechselte den Heerführer aus; als seine Armee dann endlich vorrückte, fand sie keinen Gegner mehr vor. Frundsberg hatte inzwischen seine Truppe mit dem Hauptheer vereinigt und nahm mit diesem gemeinsam die Stadt Dornick, das heutige Tournai, ein. Kaiser Karl beendete daraufhin die Kampagne in Frankreich und der Hauptkriegsschauplatz verlagerte sich nach Oberitalien.
Ende 1521 benötigte Karl V. erneut dringend die Dienste Frundsbergs und ernannte ihn zum Obersten Feldhauptmann. Der französische König hatte ein großes und gut ausgerüstetes Heer aufgeboten, um möglichst große Teile Italiens unter seine Kontrolle zu bringen. Von den 32.000 Mann, die er ins Feld schickte, waren immerhin die Hälfte kampferfahrene Schweizer Reisläufer. Frundsberg zögerte nicht lange und verstärkte das zahlenmäßig unterlegene kaiserliche Heer durch 6000 deutsche Landsknechte, die er auf eigene Rechnung angeworben hatte. Mit dieser Truppe und der Hilfe einheimischer Bauern marschierte er durch die verschneiten Bergamasker Alpen und stieß für die Franzosen völlig überraschend bei Mailand zum kaiserlichen Heer, das unter dem Kommando von Prospero Colonna stand.
Die Schlacht bei Bicocca am 27. April 1522 wurde wieder eine von Frundsbergs militärischen Glanzleistungen und zudem ein wichtiger Meilenstein der Kriegsgeschichte. Das zahlenmäßig den Kaiserlichen und ihren Verbündeten überlegene französische Heer umfasste unter anderem 16.000 der gefürchteten Schweizer Reisläufer, was ihm schon fast den Nimbus der Unbesiegbarkeit verlieh. Die Schweizer drängten auch zur Schlacht und wollten sich bei dieser Gelegenheit für ihre Niederlage gegen die Landsknechte in der Schlacht bei Marignano im Jahre 1515 rächen, da diese den Ruf ihrer Unbesiegbarkeit zerstört hatten.
Frundsberg, der sich mit dem nominellen Oberkommandierenden Prospero Colonna gut verstand, hatte eine ausgezeichnete Verteidigungsstellung ausgesucht. Beim nordwestlich von Mailand gelegenen Jagdschloss La Bicocca war er links durch sumpfiges Gebiet und Wassergräben geschützt, während zu seiner Rechten ein Hohlweg mit vier Reihen Arkebusieren gesichert war. An der Frontseite standen die Geschütze und weitere Schützen mit Feuerwaffen. Die mit Lanzen bewaffneten Landsknechte, seine Hauptmacht, hatte er schachbrettartig im Zentrum aufgestellt.
Als die Schweizer schließlich mit viel Schwung zu ihrem normalerweise unaufhaltbaren Frontalangriff antraten, setzten die Artillerie und die Gewehrschützen Frundsbergs den Angreifern schwer zu. Trotz sehr hoher Verluste rückten die Schweizer Reisläufer dann doch vor und die deutschen Landsknechte traten in Aktion. Es war das zweite Mal in der Kriegsgeschichte, dass so viele Schweizer und deutsche Söldner aufeinanderprallten. Frundsberg war wie üblich ganz vorne und erblickte auf der Gegenseite Arnold Winkelried aus Unterwalden. Dieser wollte sofort einen Zweikampf und rief: „Du alter Gesell, find ich dich da! Hat dein Leben noch kein End? Du musst hier von meiner Hand sterben!“ „Es soll dir widerfahren, will’s Gott!“, antwortete Frundsberg und schon stürzten sich die beiden aufeinander, wobei Winkelried von einem seiner Spießgesellen unterstützt wurde. Doch trotz der Hilfe erschlug Frundsberg innerhalb kurzer Zeit beide mit seiner Hellebarde.
Die Schweizer und ihre französischen Verbündeten erlitten eine schwere Niederlage und mehr als 5000 Mann sollen gefallen sein. Frundsberg hatte mit seiner flexibleren Taktik und dem guten Zusammenspiel von Landsknechten, Artillerie und Gewehrschützen gegen die plumpe Angriffstaktik des Schweizer Gewalthaufens gesiegt. Die Verluste der Kaiserlichen und ihrer Verbündeten waren äußerst gering.
Seine Theorien legte der Schlachtensieger in einem Buch vor, das Ende 1522 erschien: „Trewer Rath und Bedencken. Eines Alten wol versuchten und Erfahrenen Kriegsmans.“ Darin beschrieb Frundsberg die von ihm bevorzugte Taktik der Verlängerung der Front, mit der er die Tiefe der gegnerischen Gevierthaufen umfassen wollte. Frundsberg meinte, es wären immer die vordersten fünf oder sechs Glieder, mit denen man eine Schlacht gewinnen oder verlieren würde. Weshalb es günstiger sei, wenn mehr Landsknechte durch eine breite Aufstellung der Truppe „zu der arbeit kommen können“, denn damit würde der Sieg erleichtert werden. Das war jedoch nur eines von vielen Werken zur Kriegstaktik, die Frundsberg verfasst hat. Was zeigt, dass er sich nicht nur auf die Praxis, sondern auch auf die Theorie verstand.
In den von ihm verfassten „Artikelbriefen“ stellte er eine Art von Grundgesetz für die Landsknechte auf. Darin führte er die Rechte und Pflichten für Offiziere und Mannschaften auf und legte das Gerichts-, Proviant- und Soldwesen fest. Außerdem wurden Musterung, militärische Ämter und die Befehlshierarchie beschrieben.
Die berühmte Schlacht bei Pavia am 24. Februar 1525 sollte Frundsbergs bekanntester militärischer Erfolg werden. Der französische König Franz I., der mit dem Papst verbündet war, hatte nach der Einnahme Mailands einen Belagerungsring um die strategisch wichtige, alte Stadt Pavia gezogen. Die Armee des Königs umfasste etwa 35.000 Mann, unter denen sich auch viele Schweizer befanden, während die Festung von 6000 Verteidigern gehalten wurde. Zu deren Entsatz sandte Karl V. eine Armee von 23.000 Mann unter dem Kommando des Marchese Fernando Pescara und Georg von Frundsbergs.
Schlacht bei Pavia. Tapisserie im Museo Nazionale di Capodimonte (Neapel)
Die Stellungen der Franzosen waren sehr gut ausgebaut und ein Angriff schien aussichtslos, doch Frundsberg griff zu einer Kriegslist. Er erkannte, dass im linken Flügel des Feindes der Park von Certosa nur schlecht gesichert war. Hier konnten spanische Pioniere in der Nacht eine Bresche in die Mauer des Parks brechen. Frundsberg wollte mit sieben Fähnlein die Wachen überrumpeln. Er ordnete an, dass seine Soldaten weiße Hemden über die Panzerung zu ziehen hätten, um die eigenen Leute in der Dunkelheit zu erkennen. Das Unternehmen gelang und die völlig überraschten Franzosen im Park kapitulierten vor Frundsbergs Männern. Nun mussten die Truppen von König Franz ihre Front umkehren und rasch neue Verschanzungen anlegen.
Am 24. Februar kam es schließlich zur eigentlichen Schlacht, indem die Franzosen ein heftiges Feuer gegen die Eindringlinge im Park von Certosa eröffneten. Dann griff die überlegene französische Kavallerie an und erzielte erste Erfolge. Pescara hatte jedoch 1500 Arkebusiere aufgestellt, die gegen die Reiter ein verheerendes Feuer eröffneten. Der französische Angriff kam zum Stehen und erstmals in der Kriegsgeschichte hatte der Einsatz von Gewehren allein den Verlauf einer Schlacht gewendet. Doch König Franz I. gab sich noch nicht geschlagen und schickte die Schweizer zum Angriff vor. Es kam zu einem heftigen Kampf spießbewaffneter Männer, während Frundsberg in einem gewagten Flankenmarsch mit 6000 Landsknechten vom linken Flügel ins Zentrum marschierte und dort massiv angriff. Die Schweizer und die französischen Ritter verteidigten sich verbissen und der König setzte als letzte Hoffnung eine gefürchtete niederländische Söldnertruppe – den „Schwarzen Haufen“ – ein. Doch auch diese Gegner wurden von Frundsbergs Landsknechten vernichtet. Als sich die Soldaten des französischen Königs zur Flucht wandten, ertranken viele im Fluss Ticino. Die Gesamtverluste der Franzosen und Schweizer betrugen etwa 10.000 Mann, worunter auch einige sehr hohe Adelige waren. Der vielleicht schlimmste Verlust für Frankreich war aber die Gefangennahme des Königs, denn Franz I., der bis zum Schluss tapfer gekämpft hatte, wurde schließlich überwältigt und geriet mit seinem großen Gefolge in Gefangenschaft. Georg von Frundsberg erhielt das prunkvolle Schwert des Königs als Trophäe, da alle in ihm den eigentlichen Sieger der Schlacht sahen. Die Franzosen mussten in der Folge ganz Italien räumen.
Luther auf dem Reichstag zu Worms, 1521 (Gemälde von Anton von Werner)
Die Zeit, in der der geniale Feldhauptmann Frundsberg seinen kriegerischen Zenit erreichte, war auch die Zeit Luthers und der beginnenden Reformation. Frundsberg schien von einer gewissen Gläubigkeit erfüllt gewesen zu sein, ohne sich allzu viele Gedanken über theologische Spitzfindigkeiten zu machen. Dennoch dürfte er Sympathie für den Rebellen und Reformer Luther gehegt haben. Es ist nicht ganz sicher, ob Frundsberg den berühmten Ausspruch „Mönchlein, Mönchlein, du gehst einen schweren Gang!“ wirklich getan hat. Es wird jedenfalls berichtet, er hätte dies beim Reichstag in Worms zu Martin Luther gesagt. Frundsberg war eine eher weltliche Persönlichkeit und theologische Streitereien werden ihn wohl kaum interessiert haben. Doch schloss auch er sich schließlich der neuen Glaubenslehre an, was vielleicht auf seine Unzufriedenheit mit der Politik des korrupten Papstes zurückzuführen war. Gegen Ende seines Lebens sollte er schließlich zum Schrecken der katholischen Kirche werden.
Als es um die Verteidigung der alten Ordnung ging, stand der alte Landsknechtsführer natürlich auf der Seite seiner adeligen Standesgenossen. Obwohl er kein Anhänger einer allzu brutalen Unterdrückungspolitik war, sorgte er beim großen Bauernkrieg vom Sommer 1525 dafür, dass die feudale Ordnung verteidigt wurde. Seine Fähnlein halfen mit, in Mittelschwaben, im Allgäu, in Trient und in Salzburg die Aufständischen niederzuwerfen. Dafür soll er von einem Allgäuer Bauern verflucht worden sein, der ihm eine göttliche Strafe für sein Vorgehen prophezeite.
Frundsberg war bereits zu Lebzeiten zu einer Art Legende geworden. Viele Geschichten wurden über ihn erzählt. Man beschrieb seine imposante Erscheinung und seine körperliche Kraft, ein Dichter verglich ihn mit einem Bären. In Wirklichkeit war er optisch wenig beeindruckend mit seinem schütteren Haar und seiner enormen Leibesfülle, die ihm immer mehr zu schaffen machte. Gegen Ende seines Lebens hatte er fast den gesamten frundsbergischen Besitz in seiner Hand. Der frühe Tod seiner Brüder und Neffen hatte dazu geführt, dass er neben der Herrschaft Mindelheim eine Anzahl stattlicher Herrschaften und Streubesitz in Nord- und Südtirol besaß. Dadurch hatte er neben seiner Tätigkeit als Kriegsunternehmer auch einiges an Verwaltungstätigkeit und eine größere Anzahl an Gerichtsprozessen zu bestreiten.
Der alternde Feldherr Frundsberg war nach der Schlacht von Pavia trotz seiner fragwürdigen Rolle in den Bauernkriegen am Höhepunkt seiner Popularität und das Schicksal vergönnte ihm ein Jahr Ruhe, ehe er zu seinem letzten und wohl dramatischsten Feldzug aufbrach. 1526 zog er trotz gesundheitlicher Probleme wieder ins Feld. Um den Waffengang für den Kaiser zu finanzieren, musste Frundsberg seinen Besitz in Mindelheim und das Familiensilber verpfänden. Das brachte ihm 30.000 Gulden ein, mit denen er eine stattliche Truppe aufstellen konnte. Obwohl er sich wahrscheinlich wenig Hoffnungen machte, das investierte Geld jemals wiederzusehen, ritt er stolz seinen 16.000 Mann voran, die ihn verehrten und ihm gierig auf Sold und Beute folgten. Die Landsknechte bewunderten ihren großen Führer, der mit der für ihn typischen roten Schärpe stolz und unerschütterlich zu Pferde saß. Doch einem engen Vertrauten gegenüber sagte er resignierend: „Mein treuer Dienst bleibt unerkannt. Kein Dank noch Lohn davon ich bring. Man wiegt mich zu gering und hat mich schier vergessen.“
1526 war der Gegner Papst, der wieder einmal die Front gewechselt und sich mit dem französischen König gegen Karl V. verbündet hatte. Frundsbergs Armee war durch weitere Rekrutierungen ziemlich angewachsen, als er bei Brescia im November auf das päpstliche Heer stieß. In einem Anfall von Selbstüberschätzung versuchte dessen Kommandant Giovanni de Medici, die Landsknechte Frundsbergs an der Überquerung des Po zu hindern und ihnen auch noch einen Hinterhalt zu bereiten. Doch der erfahrene Landsknechtsführer war für den Italiener eine Nummer zu groß und kehrte den Spieß um. Frundsberg beschloss, die Schlacht im Alleingang zu gewinnen. Er ließ sich ein Falkonett bringen und lud dieses sehr leichte Geschütz eigenhändig. Dann zielte er auf den päpstlichen Befehlshaber. Der erste Schuss ging fehl, doch der zweite erreichte das Ziel. Die etwa einen Kilo schwere Kugel traf das Bein Medicis und zerschmetterte es. Nachdem Frundsberg ihren Anführer so schnell und gekonnt erledigt hatte, zogen sich die Truppen des Papstes völlig demoralisiert zurück. Es war dies wohl einer der unblutigsten Siege der Kriegsgeschichte.
Frundsbergs Weg nach Rom schien nun frei, da die Söldner der französischen Armee gegen ihren Befehlshaber gemeutert hatten und nun völlig undiszipliniert plündernd herumzogen. Das Heer Frundsbergs umfasste jetzt 20.000 Mann, die allerdings schon lange keinen Sold mehr erhalten hatten. Die Versorgungslage war auch sehr schlecht und das Einzige, was die Männer noch bei Laune hielt, war die Aussicht, sich bei Plünderungen in Rom entsprechend bereichern zu können. Sie folgten also Frundsberg, der den Kaiser verzweifelt um Geld anbettelte, weiter nach Rom. Dann machten die ersten Gerüchte die Runde, dass es zu einem Friedensschluss mit dem Papst kommen würde. Die Stimmung der Männer wurde immer aufgebrachter und entlud sich schließlich am 16. März 1527, als zuerst die spanischen und italienischen Kontingente in Frundsbergs Armee meuterten und ihre Kommandeure attackierten. Auch die deutschen Landsknechte versammelten sich nun vor Frundsbergs Zelt und forderten aufgebracht „Geld, Geld, Geld!“.
Der alte Landsknechtsführer hatte ähnliche Vorfälle schon einige Male erlebt, da er immer wieder Probleme mit der Zahlungsmoral seiner Auftraggeber gehabt hatte. Doch nun schien die Situation besonders ernst. Frundsberg versuchte, seine Leute zu beruhigen, und appellierte an ihre Liebe und Ergebenheit ihm gegenüber. Doch dieses Mal ließen sich die Söldner nicht beruhigen und einige richteten sogar ihre Spieße gegen den „Vater der Landsknechte“. Frundsberg war darüber sehr erregt und betroffen, denn immerhin hatte er die Männer ausgebildet und zu dem gemacht, was sie waren. Seine „Kinder“ meuterten gegen ihn und bedrohten ihn sogar. Nun ereilte den stark übergewichtigen Mann ein Hirnschlag, er fiel auf eine große Trommel und verlor das Bewusstsein. Frundsberg konnte erst vier Tage nach dem Ereignis wieder sprechen, war aber nicht mehr fähig, den Kampf weiterzuführen. Während des Transports zurück nach Deutschland, erfuhr er noch vom Tod seines Sohnes Melchior, der an der Pest gestorben war. In Mindelheim wurde er bereits von seinen Gläubigern erwartet. Er konnte seine Schulden nicht bezahlen und die Bittbriefe seiner Frau an Karl V. und dessen Bruder Erzherzog Ferdinand blieben erfolglos. Der „Dank des Hauses Habsburg“ bestand darin, dass man den nun invaliden Mann, dem man so viel verdankte, einfach als unnütz betrachtete und gänzlich ignorierte. Frundsberg musste sich bis ans Ende seines Lebens mit seinen Gläubigern herumschlagen und starb am 20. August 1528 in Mindelheim.
Wenn der alte Haudegen seinen Landsknechten als Führer nach der Meuterei von Bologna erhalten geblieben wäre, dann hätte er wohl ein Ereignis verhindern oder zumindest abmildern können, das als „Sacco di Roma“ in die Geschichte einging. Denn Frundsbergs Landsknechte wurden nach seinem Abgang von Charles III., Herzog von Bourbon, „kommandiert“, der mit dieser Aufgabe aber sichtlich überfordert war. Das Heer belagerte Florenz, um endlich an die so lange erwartete Beute und Verpflegung zu gelangen. Sie konnten jedoch die gut verteidigte Stadt nicht einnehmen und die Versorgungslage und Disziplin der Truppen brach endgültig zusammen. Die Söldner marschierten nun geschlossen nach Rom, das sie am 4. Mai 1527 erreichten. Papst Clemens VII. versuchte verzweifelt, den Herzog von Bourbon zu bestechen, doch der hatte längst die Kontrolle verloren. Am 6. Mai überwanden die Landsknechte den schwachen Widerstand an den Mauern der Stadt und drangen in diese ein. Beim Einnehmen der Stadt wurde der Herzog von Bourbon getötet, sodass nun auch die letzte Instanz, die vielleicht mäßigend hätte eingreifen können, beseitigt war. Die nun folgenden Massaker, Plünderungen und Vergewaltigungen, die mehr als 30.000 Opfer forderten, gelten heute als eines der schrecklichsten Ereignisse der neuzeitlichen Kriegsgeschichte. Ungefähr die Hälfte der Stadtbevölkerung wurde getötet, der Papst konnte sein Leben nur durch die Selbstaufopferung der Schweizer Garde retten. 90 Prozent der Kunstschätze Roms wurden geplündert, die meisten Kirchen und Paläste ausgeraubt und teilweise in Brand gesetzt. Der Papst konnte sich nach wochenlanger Belagerung der Engelsburg freikaufen und schließlich seine verwüstete Stadt lebend verlassen. Karl V. wurde für die Ereignisse heftig kritisiert, zeigte sich jedoch wenig schuldbewusst. Der „Sacco di Roma“ zeigt, wie gefährlich die frühneuzeitlichen Söldnerheere werden konnten, wenn sie nicht ausreichend finanziell versorgt wurden und ihnen ihr charismatischer Anführer abhanden kam.
Sacco di Roma, 1527 (Gemälde von Johannes Lingelbach, 17. Jhdt.)
Frundsberg war höchstwahrscheinlich der bedeutendste in einer Reihe erstklassiger Heerführer, die im Mitteleuropa des 16. Jahrhunderts zum Einsatz kamen. Das Haus Österreich hatte ihm den größten Anteil seiner Waffenerfolge in Italien zu verdanken. Nach Frundsbergs Tod machte sich dieser Verlust massiv bemerkbar. Niemand konnte so erstklassig die Landsknechte befehligen und mit ihnen so erfolgreich ins Feld ziehen. Schon im Feldzug von 1528 konnten die Habsburger ohne Frundsberg nicht mehr an ihre alten Erfolge anschließen.
Als bittere Bilanz seines Lebens soll der große Feldhauptmann gesagt haben: „Drei Dinge sollten jedermann vom Krieg abschrecken: Die Verderbung und Unterdrückung der armen, unschuldigen Leute, das unordentliche und sträfliche Leben der Kriegsknechte und die Undankbarkeit der Fürsten.“ Er wusste genau, wovon er sprach.
In der Bevölkerung und bei späteren Landsknechtsgenerationen hatte Frundsberg ein von großer Verehrung geprägtes Nachleben, er wurde fast zu einer Art Sagenfigur. Im Volkslied „Georg von Frundsberg, ein treuer Held“ heißt es:
„Er überwand mit eigner Hand,
Venedigs Pracht, der Schweizer Macht,
französisch Schar legt er nieder gar;
mit großer Schlacht den päpstlichen Bund
zu Schanden er macht.“
BAUMANN, Reinhard: Landsknechte. München 1994
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„… im letzen Hauptsturme empfing der damals 71-jährige Heldengreis Niklas Salm seine Todeswunde … seinen Siegerdegen mit der Rechten noch festhaltend, den Fuß auf dem eroberten Roßschweifen, in den Armen der Freundschaft und Liebe seines Waffenbruders Rogendorf und dessen Tochter Elisabeth, die sich vergebens müht, das aus der Wunde strömende Blut mit ihrem Schleier zu stillen.“ (Constant Wurzbach)
Niklas Graf Salm wurde im Jahre 1459 in Niedersalm in den Ardennen geboren. Er entstammte der Linie der Salm-Neuburg. Seine Eltern Johann V. Graf zu Salm und Anna von Harcourt gehörten weniger bedeutenden Adelsgeschlechtern an. Über die Kindheit und Ausbildung des jungen Salms ist kaum etwas bekannt, aber er dürfte sich schon in Knabenjahren für den Kriegsdienst entschieden haben und betrat sehr jung den Boden des europäischen Kriegstheaters.
Skulptur des Niklas Salm, Wien, Rathauspark
Salm nahm bereits als 17-Jähriger am 22. Juni 1477 an der Schlacht bei Murten teil. Hier zog er aus dem militärischen Desaster des stolzen und selbstherrlichen Burgunderherzogs Karl des Kühnen seine Schlüsse, denn der Herzog hatte mit einem gut ausgerüsteten, aber konventionell organisierten Heer die Entscheidung gesucht. Die Zeit der gemischten Adelsaufgebote war endgültig vorbei, die militärische Zukunft gehörte den eidgenössischen Reisläufern und den Landsknechten. In den folgenden Jahren nahm Salm an verschiedenen kriegerischen Unternehmungen teil und bewies dabei immer wieder seine militärischen Fähigkeiten.