Die Häßliche - Ernst Wiechert - E-Book

Die Häßliche E-Book

Ernst Wiechert

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Beschreibung

Eine Geschichte über den Einfluss von äußerer Hässlichkeit und innerer Schönheit auf einen Menschen. "Die Hässliche" erschien im Rahmen von Wiecherts Sammelband der "Frauengeschichten". Auf einprägende Art und Weise behandelt der Autor die Ambivalenz der Eigen- und Fremdwahrnehmung sowie die allgegenwärtige Frage: "Was bedeutet Schönheit?" anhand der Geschichte einer jungen Krankenschwester. Denn erst als "die Hässliche" einem blinden Kriegsveteranen begegnet, kann sie sich das erste Mal geliebt und begehrt fühlen. Doch ihre Lebensumstände lassen sie eine folgenschwere Entscheidung treffen...-

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Seitenzahl: 23

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Ernst Wiechert

Die Häßliche

 

Saga

Die Häßliche

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1930, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726951974

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Ich will alles nun aufschreiben, wie es gewesen ist. Es nützt keinem Menschen mehr, aber vor dem Tode soll man nicht fragen, ob etwas nützt. Man muß nur die Wahrheit sagen, bevor der Mund stumm wird. Sie sollen nicht vor einem stummen Gesicht stehen und fragen: »Weshalb bloß?« Und man muß die Wahrheit auch so sagen, als ob man schon den Griffel hört, mit dem Gott es in sein Buch einträgt. Da ist kein Buchstabe mehr zu löschen, und ich will es so sagen, daß nichts zu löschen ist. Außer der großen Sünde, und ich weiß nicht, ob selbst Gott imstande ist, etwas dabei zu tun.

Ich wußte schon als Kind, daß ich häßlich war. Meine Stiefmutter sagte es und auch die Lehrerin, als ich bei einer Weihnachtsfeier in der Schule ein Gedicht aufsagen wollte. Sie meinten es gar nicht besonders böse. Sie sagten es wie von einem Kleid oder einem Bild oder einem Teller, und sie wollten damit nur ausdrücken, daß alle diese Dinge zu einem bestimmten Zweck ungeeignet seien, zu einem festlichen etwa, oder auch schon, wo Vergleiche möglich waren, wo es mehrere Kleider gab, mehrere Bilder, mehrere Teller. Das Kleid konnte immer noch in der Küche getragen werden, das Bild im Flur hängen, der Teller einem Dienstmädchen vorgesetzt werden. Alle diese Dinge brauchten deshalb nicht schlecht oder abscheuerweckend zu sein. Sie konnten ganz und sauber sein, aber sie mußten für sich allein sein. Sie waren die Dinge der dunklen Ecken, und sie mußten sich vor dem Licht verbergen wie ein Gewürm, das unter Steinen oder im Keller wohnt.