Die Heilkraft von Vitamin D - Nicolai Worm - E-Book

Die Heilkraft von Vitamin D E-Book

Nicolai Worm

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  • Herausgeber: Riva
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Wir haben die Sonne aus unserem Leben verbannt. Büroarbeit, neonbeleuchtete Fitnesscenter, lange Autofahrten und Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor geben den Vitamin-D-bildenden Strahlen auf der Haut keine Chance. Freiwillig nehmen wir so eine massive Vitamin-D-Unterversorgung in Kauf – mit gravierenden Folgen. Wissenschaftliche Arbeiten belegen, wie viel das Vitamin D zu besserer Gesundheit beitragen kann. Es schützt Herz und Gefäße, verhindert und bekämpft die Krebsentstehung, hilft, uns gegen Diabetes, Infektions- und Autoimmunerkrankungen, Hirn- und Muskelschwund zu schützen. Kurz: Es ist ein Schlüssel für unsere Gesundheit. Warum wir im freiwilligen Mangel daran leben, ist absolut nicht nachzuvollziehen. Gesundheitspolitiker und Meinungsbildner in Sachen Ernährungswissenschaft haben diese Mangelversorgung epidemischen Ausmaßes in der Bevölkerung lange verschlafen. Dabei lassen sich präventivmedizinische und therapeutisch wirksame Empfehlungen zur Vitamin-D-Versorgung absichern. Nicolai Worm fasst in diesem Ratgeber den Stand der Erkenntnisse zusammen und zeigt, wie Sie sich vor Vitamin-D-Mangel und seinen dramatischen Folgen schützen können.

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Seitenzahl: 329

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Wichtiger Hinweis

Sämtliche Inhalte dieses Buches wurden – auf Basis von Quellen, die der Autor und der Verlag für vertrauenswürdig erachten – nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und sorgfältig geprüft. Trotzdem stellt dieses Buch keinen Ersatz für eine individuelle Fitnessberatung und medizinische Beratung dar. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt.

Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

1. Auflage 2016

© 2016 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Die Originalausgabe erschien 2015 bei systemed unter dem Titel Heilkraft D – Wie das Sonnenvitamin vor Herzinfarkt, Krebs und anderen Krankheiten schützt. © 2009–2015 by systemed Verlag, Lünen. Alle Rechte vorbehalten.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: systemed Verlag, Lünen

Umschlaggestaltung: Melanie Melzer

Umschlagabbildung: Shutterstock.com

Gestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

Satz: Georg Stadler, München

ISBN Print 978-3-86883-888-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-95971-233-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95971-234-7

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.riva-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.muenchner-verlagsgruppe.de

Inhalt
Inhalt
Vorwort zur Neuausgabe
Vorwort
Verkanntes Risiko
Kennzahl D
Funktion D
Die Sonne macht’s
Vom Äquator zu den Polen
D wie Drama
Von der Mutter zum Kind
Harte Knochen
Kräftige Muskeln
Gute Nerven
Sonnige Laune
Starke Abwehr
Gezügelter Zucker
Gesunde Gefäße
Heiles Herz und heiles Hirn
Gutartige Zellen
Länger leben
Umdenken!
Kuriose Ernährungs­empfehlungen
Unheilvolle Hautkrebshysterie
Künstliche Sonnen
Kleine Helfer
So wird’s gemacht
2011: Was gibt es Neues?Zwei sehr unter­schied­liche Vitamin-D-Updates
6-Punkte-Papier als Fazit der Vitamin-D-Konferenz am 9. April 2011
Fußnoten und Anmerkungen
Literatur­verzeichnis

Vorwort zur Neuausgabe

Im Jahre 2009 waren die Studien zur Heilkraft von Vitamin D noch einigermaßen überschaubar. Es folgte bald ein wahrer Vitamin-D-Hype in der Forschung wie auch in den Medien. Als ich vorhin das Stichwort »Vitamin D« in die größte Datenbank für hochrangige gesundheitsorientierte wissenschaftliche Veröffentlichungen (PubMed) eingab, wurden für das Jahr 2009 insgesamt 2.296 Fachartikel zum Thema dokumentiert – Studien, Meta-Analysen und Kommentare. Für das gerade abgelaufene Jahr 2015 wurden allerdings 4.350 Treffer angegeben. Das belegt, wie sehr das Interesse an diesem Thema zugenommen hat. Spaßeshalber habe ich alle in PubMed gelisteten Veröffentlichungen von Anfang 2010 bis Ende 2015 addiert und komme auf schier unglaubliche 21.709 neue Veröffentlichungen seit der 1. Auflage meines Buches.

Die Leser mögen vor diesem Hintergrund verstehen, dass es unmöglich ist, alle wichtigen Einzelheiten zu den neuen Erkenntnisse hier in eine Neuauflage einzubauen. Ich kann aber versichern, dass ich das Thema ständig so weit verfolgt habe, um einen guten Überblick zu behalten und zu erkennen, ob sich Wesentliches gegenüber meiner Darstellung geändert hätte.

Fakt bleibt: Vitamin D ist eine lebenswichtige Substanz, die wir nur in geringsten Mengen mit der Nahrung aufnehmen und deshalb umso mehr auf die Eigenproduktion unter Mitwirkung des Sonnenlichts angewiesen sind. Nach wie vor verhindert unser moderner Lebensstil in der industrialisierten Welt, im Sommerhalbjahr so viel Vitamin D in der Haut zu bilden, wie es nötig wäre, um das Winterhalbjahr ohne Einnahme von Vitamin-D-Supplementen ohne Mangel zu überbrücken.

Vitamin D wirkt als Hormon, das Tausende Gene aktiviert. Man schätzt inzwischen, dass bis zu 5 % unseres gesamten Genoms über das Vitamin-D-Hormon »angeknipst« werden. Unzureichende Versorgung ist folglich ein Risikofaktor – und das für fast alle Zivilisationskrankheiten. Das hat sich in Hunderten neuer Beobachtungsstudien weiter bestätigt. Und aktuelle Analysen unter Einbeziehen genetischer Faktoren (Mendel’sche Randomisierung) lassen den Schluss zu, dass die meisten beobachteten Zusammenhänge tatsächlich ursächlicher Natur sind.

Dennoch wird immer noch über die Bedeutung von Vitamin D gestritten. Einige Experten subsumieren das Thema unter den allgemeinen »Vitamin-Hype« und negieren die biologisch herausragende Bedeutung nach dem Motto, man müsse weder messen noch supplementieren. Sie ignorieren dabei die nachgewiesene Mangelversorgung in der Bevölkerung. Unterstützt wird ihre Haltung durch die Tatsache, dass zahlreiche placebokontrollierte Studien nicht die Erwartungen für Vitamin-D-Gaben erfüllt haben – das heißt, dass in Bezug auf viele Fragestellungen die Supplementation nicht besser abgeschnitten hat als ein Placebo.

Wie erklärt sich diese Diskrepanz? Selbst die Spitzenforscher haben dazu noch keine eindeutige Erklärung. War die Dosis nicht hoch genug? Wurden die Präparate richtig eingesetzt? Wurde nicht lange genug supplementiert? Waren die Studienteilnehmer richtig gewählt?

Andererseits gibt es einen weltweiten Konsens, dass die Mindestversorgung allein schon für die Knochengesundheit unabdinglich ist – sonst kommt es zu Knochenerweichung und frühzeitigem Knochenabbau. Die Untergrenze der Versorgung wird bei einem Blutspiegel von 20 ng/ml 25-Hydroxy-Vitamin-D (25OHD) gesehen. Diese Mindestversorgung wird aber von rund 60 % der Bevölkerung im Jahresmittel nicht erreicht, im Winterhalbjahr sogar von rund 80 %! Diese Fakten allein sollten ausreichen, um die Bevölkerung zum Messen des Vitamin-D-Spiegels zu animieren und ihr bei Bedarf eine Supplementation anzuraten. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung vorgeschlagene Dosis von 800 Internationalen Einheiten (I.E.) reicht aber ohne Sonnenbestrahlung oder den Konsum von mit Vitamin D angereicherten Nahrungsmitteln nicht aus, um die Masse der Erwachsenen adäquat zu versorgen.

Da die Risiken für manche Erkrankungen bereits unterhalb eines Blutspiegels von 30 ng/ml zu steigen beginnen, setzen sich viel Experten für diesen Zielwert ein, vor allem weil gleichzeitig die Erreichung nicht das geringste Risiko mit sich bringt. Neue Analysen zeigen, dass die meisten Erwachsenen zur Erreichung dieses Blutspiegels wohl eher 1.000 bis 2.500 I.E. pro Tag als Frau und eher 2.000 bis 4.000 I.E. als Mann benötigen. Je mehr Körpermasse und je mehr Übergewicht, desto höher muss man dosieren, um diesen Zielwert zu erreichen.

Ganz wichtig: Vitamin D muss man zu einem fettreichen Essen einnehmen, sonst wird es im Dünndarm nicht resorbiert. Das ist ein weit verbreiteter Grund dafür, dass viele trotz Supplementierung ihren Zielwert nicht erreichen. Und Vorsicht: Viel hilft nicht viel – sondern schadet oft! Steigt der Vitamin-D-Spiegel über 40 ng/ml, steigen offenbar auch manche Risiken. Genauso ist vor Mega-Dosen zu warnen!

Lassen Sie sich von der Natur leiten! Bis zu 20.000 I.E. pro Tag kann die Haut selbst aufbauen. Solch eine Dosis verwendet man aber über kurze Zeit zum Aufsättigen, sofern der Vitamin-D-Spiegel im Keller ist. Danach geht man zu einer Erhaltungsdosis über, die für die meisten Erwachsenen im Bereich zwischen 1.000 und 4.000 I.E. pro Tag liegen dürfte – eine Menge, die unsere Haut nach wenige Minuten ungeschützter Sonnenbestrahlung bei hohem Sonnenstand im Sommerhalbjahr erreichen kann und völlig unbedenklich ist.

München im Januar 2016

Dr. Nicolai Worm

Vorwort zur Neuausgabe

Vorwort

Es ist genau zehn Jahre her, dass ich ein Buch zum Thema Ernährungs- und Lebensstil und Zivilisationskrankheiten schrieb. Mein Verlag nannte es dann »Syndrom X oder Ein Mammut auf den Teller!«. Der Titel war zwar nicht mein Favorit, aber so ist es nun mal als Autor. »Mammut statt Müesli« hätte mir besser gefallen. Jedenfalls verfasste ich damals für dieses Buch ein Kapitel – das hieß und heißt immer noch »Wart’ nicht, bis es dunkel ist«.

Darin schrieb ich am Ende zusammenfassend: »… die Erforschung der Vitamin-D-Hypothese, so faszinierend sie auch sein mag, steckt immer noch in den Kinderschuhen. Bis wir Konkreteres wissen, sollten wir uns aber schon einmal darüber Gedanken machen, ob es sehr gesund sein kann, wenn wir den ganzen Tag in Bürobunkern hocken, um abends nach getaner Arbeit mit dem Lift zur Tiefgarage zu fahren und im geschlossenen, klimatisierten Auto mit Polaroidscheiben die Tiefgarage des Eigenheims oder des Fitnessclubs anzusteuern, wo wir entweder im Dunkeln drei Runden um den Block joggen oder bei greller Neonbeleuchtung auf dem Laufband traben. Bewegung soll ja bekanntlich gesundheitsförderlich sein – aber vielleicht sollten Sie damit nicht warten, bis es dunkel ist.«

Im Jahre 2009 steckt die Erforschung der Vitamin-D-These nicht mehr in den Kinderschuhen. Wir wissen heute viel mehr, und wir können viel sicherer präventiv und therapeutisch eingreifen. Das Thema ist in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen Publizistik in erstaunlicher Geschwindigkeit in den Vordergrund gerückt. Die zahlreichen gesundheitlichen Vorteile durch ausreichende Sonnenbestrahlung und adäquate Vitamin-D-Versorgung sind nunmehr auf hohem Niveau dokumentiert. In Deutschland haben sich seit langer Zeit vor allem der Privatdozent Dr. Stephan Scharla aus Bad Reichenhall und Privatdozent Dr. Armin Zittermann aus Bad Oeynhausen verdient gemacht. In jüngerer Zeit war es auch Prof. Winfried März aus Heidelberg und seine Kollegen an der Universität Graz in Österreich die Doktores Stefan Pilz und Harald Dobnig. In der Schweiz hat vor allem Frau Professor Bischoff-Ferrari aus Zürich in den letzten Jahren mit Ihren Forschungsarbeiten das Thema voran gebracht.

Pflanzen ohne Licht gehen ein – Menschen auch! Das ist – kurz gefasst – das Resümee der Wissenschaft. Glaubte man bislang, dass die Bedeutung von Vitamin D nur in der Vorbeugung und Behandlung von Knochenerkrankungen und Tuberkulose läge, so weiß man inzwischen, dass es viel mehr kann als das. In den letzten Jahren hat sich Revolutionäres getan. Als Professor Michael Holick aus Boston vor etwa 20 Jahren entdeckte, dass Vitamin D nicht nur im Knochen wirkt und den Tuberkelbazillus umbringt, sondern auch überall im Körper in Muskel- und Nervengewebe, in den Blutgefäßwänden und in Immunzellen spezielle Wirkungsstellen für Vitamin D existieren, wurde man höchst aufmerksam. Seitdem kommt man Schritt für Schritt weiter.

In den letzten drei Jahren sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse förmlich explodiert. Es sind Hunderte neuer Arbeiten erschienen. Während ich hier dieses Buch schreibe, kommt fast täglich eine weitere Veröffentlichung hinzu. Immer mehr präventivmedizinische und therapeutisch wirksame Empfehlungen zur Vitamin-D-Versorgung lassen sich nun absichern. In den folgenden Kapiteln habe ich den Stand der Erkenntnisse zusammengefasst. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, sie in eine Sprache zu verpacken, die auch für Laien verständlich ist. An dieser Stelle möchte ich mich bei Dr. Imke Reese, Dr. Klaus Peeck und Ulrich Nigge für die kritische Durchsicht meines Manuskriptes und die vielen wertvollen Anmerkungen besonders bedanken.

Beim Thema Vitamin D geht es um praktisch alle Zivilisationskrankheiten. Von der unzureichenden Versorgung ist nahezu jeder betroffen. Das Bewusstsein dafür ist in der Bevölkerung bislang so gut wie nicht vorhanden. Da die Gesundheitspolitiker und Meinungsbildner in Sachen Ernährungswissenschaft diese Mangelversorgung epidemischen Ausmaßes in der Bevölkerung bislang offenbar verschlafen, möchte ich die neuen Erkenntnisse mit diesem Buch einem breiten Publikum vermitteln und Wege zur persönlichen Prävention oder Behandlung aufzeigen.

Seit dem ersten Erscheinen dieses Buches sind Hunderte neue Studien erschienen, die die Bedeutung des Sonnenvitamins weiter untermauern. Die wichtigsten Aspekte, Argumente und Neuentwicklungen habe ich für Sie im letzten Kapitel »Vitamin-D-Updates 2011« zusammengefasst.

München im Frühjahr 2009 und 2011

Dr. Nicolai Worm

Der große Unbekannte: Viele gesundheits­bewusste Menschen kennen ihren Cholesterin­spiegel und viele andere Werte. Der Vitamin-D-Wert war jedoch auch bei vielen Fachleuten bislang keine Größe, die es zu erfassen galt. Dabei kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Vitamin D – von der Sonne in der Haut gebildet – zentrale Aufgaben im Körper verrichtet.

Verkanntes Risiko

Sicherlich kennen Sie Ihren Cholesterinspiegel. Und wahrscheinlich auch Ihren Blutdruckwert. Wenn Sie dieses Buch interessiert, dann gehören Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu den besonders gesundheitsbewussten Menschen. Wenn Sie durchschnittlich alt und durchschnittlich übergewichtig sind, dann werden Sie wahrscheinlich mit beidem hadern. Vor allem der Cholesterinspiegel sitzt uns seit Jahren drohend im Nacken. Ihn endlich zu senken, das versuchen Sie vielleicht seit Jahren schon. Mit enthaltsamer Diät, mit modernen Medikamenten? Aber: Kennen Sie auch Ihren Vitamin-D-Spiegel?

Wenn ja, dann gehören Sie zu den Null-Komma-Soundsoviel Prozent, die sich bereits über ihren Vitamin-D-Spiegel Gedanken gemacht haben. Ansonsten rate ich Ihnen hiermit, dass Sie damit tunlichst und schleunigst beginnen sollten. Sie nehmen das nicht wirklich ernst? »Wieder so ein Wundervitamin«, denken Sie vielleicht. Wahrscheinlich haben Sie sogar schon einmal mit diesem Vitamin Bekanntschaft gemacht, in der Kindheit. Früher gab es den guten Lebertran, in jüngerer Zeit Vigantol oder ein anderes Vitamin-D-Präparat als Prophylaxe für Rachitis. Tatsächlich war dank des bitteren Fischtrans vor langer Zeit die Volkskrankheit Knochenerweichung und Knochenverkrümmung schon einmal ausgemerzt. Sofern Sie im fortgeschrittenen Alter sind, wird Ihr Arzt Ihnen vielleicht ein Kombipräparat von Calcium und Vitamin D verschrieben haben, um das drohende Risiko der Knochenentkalkung, der Osteoporose, so lange wie möglich hinauszuzögern.

Seit jüngster Zeit weiß man, dass das Vitamin noch viel mehr kann. Vit­a­min D dient im Körper als eine Art chemischer »Zentralschalter«. In mehr als 30 Geweben und Organen unseres Körpers hat man spezielle Bereiche gefunden, an die nur dieses Vitamin andocken kann, um spezifische chemische Botschaften zu übertragen. Es knipst Hunderte von Genen an, wie Lichtschalter, damit alle ihre genetischen Anlagen zum Ausdruck kommen. Bleiben die Schalter unbetätigt, bleiben ihre Möglichkeiten verborgen.

Verspüren Sie bereits etwas mehr Interesse an Ihrem Vitamin-D-Spiegel? Wenn ich Ihnen jetzt versichere, dass die Höhe Ihres Vitamin-D-Spiegels mehr darüber aussagt, ob Sie ein erhöhtes Risiko haben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben als Ihr verflixter Gesamtcholesterinspiegel – vielleicht dann?

Sie sollten auch noch wissen, dass Sie ganz allgemein ein erheblich erhöhtes Risiko haben, vorzeitig aus dieser Welt zu scheiden, wenn Ihr Vitamin-D-Spiegel niedrig ist. Mit niedrig meine ich allerdings nicht das, was – falls Sie denn wirklich schon einmal Ihren Spiegel haben bestimmen lassen – auf Ihrem Laborbericht als niedrig eingeschätzt wird. Aber dazu im Verlauf dieses Buches mehr. Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel ist ein Risikofaktor für eine der am meisten gefürchteten Erkrankungen bei uns – für Krebs! Brustkrebs, Darmkrebs, Prostatakrebs und viele mehr treffen Sie wesentlich wahrscheinlicher bei niedrigem als bei hohem Vitamin-D-Spiegel. Und selbst wenn Sie das Glück haben, weder Herz- oder Hirninfarkt noch Krebs zu bekommen, dann haben Sie bei unzureichendem Vitamin-D-Spiegel immerhin noch die verschärfte Chance an Typ-1- oder Typ-2-Diabetes, an Rheuma, Osteoporose, Knochen- und Muskelschwäche, an Rachitis, Grippe, Tuberkulose, multipler Sklerose, Parkinson, Autismus, Depression oder an Schizophrenie zu erkranken. Und zu guter – oder sollte ich sagen schlechter – Letzt: Als schwangere und stillende Frau gefährden Sie nicht nur sich selbst, sondern ihr Kind gleich noch dazu.

Das alles sind Zivilisationskrankheiten, die uns vermehrt blühen, wenn wir nicht ans Licht gehen, wenn wir uns nicht genügend der Sonne und ihrer UV-Strahlung aussetzen. Die Sonne ist das Lebenselixier. Sonnenlicht heißt Vitamin-D-Versorgung. Sonnenlicht ist die vierte Säule der Gesundheit: bedarfsdeckende Ernährung, regelmäßige Muskelaktivität, ausreichend Schlaf und – welch Überraschung – genügend Sonnenlicht.

»Sonne soll gesund sein?« fragen Sie sich jetzt vielleicht. Das Gegenteil wird doch ständig verbreitet. »Sonne ist schädlich«, tönte es die letzten Jahrzehnte aus allen Ecken. Möglicherweise gehören Sie zu jenen, die in Sachen Sonne besonders vorsichtig waren und sind. Wie viele Millionen anderer Menschen haben Sie die Botschaften der Anti-Sonne-Lobby gehört, aufgegriffen und entweder die Sonne bewusst gemieden oder wenigstens immer einen Hut aufgezogen und sich dick mit Sonnenschutz eingeschmiert? Prima – damit haben Sie Ihr Risiko für einige Formen weniger gefährlicher Hautkrebse gemindert – aber das Risiko des schwarzen Hautkrebses, des brandgefährlichen Melanoms, leider sogar erhöht! Weltweit schützen sich Jung und Alt immer konsequenter gegen die Sonnenstrahlen, und gleichzeitig steigt die Melanomrate an. Ein Zufall? Nein, eher nicht, sondern eine Konsequenz aus dem konsequenten Sonnenschutz. Denn der Sonnenschutz »schützt« Sie auch vor der Bildung von Vitamin D. Aber Vitamin D ist auch ein Hautschutzvitamin!

»Vitamin D kann man doch über die Nahrung bekommen«, mögen Sie einwerfen. Können Sie schon. Aber nicht genügend. Nicht einmal annähernd. Um nicht zu sagen: Sie haben keine Chance. Selbst mit der »besten Vollwertkost« wird es Ihnen nicht gelingen, eine adäquate Versorgung zu erreichen. Schlimmer noch: Gerade damit nicht! Wenn Sie es schaffen, täglich fetten Fisch zu essen, am besten getoppt mit Dorsch-, Wal- oder Robbenleber, dazu reichlich Eier, Butter, Sahne, fetten Käse und Rindsleber, dann verbessern sich Ihre Chancen deutlicher.

Aber erstens soll das ja alles angeblich so ungesund sein, weil es von tierischem Fett und Cholesterin trieft, und zweitens fürchte ich, dass die Begeisterung für diese Kost nicht lange vorhalten wird. Interessiert Sie jetzt Ihr Vitamin-D-Spiegel? Aufgepasst: Falls Sie nicht mehr der oder die Jüngste sind, wenn Sie gar übergewichtig sind und wenn Sie immer fleißig arbeiten, im Büro oder sonst wo vom Sonnenlicht abgeschirmt, geschweige denn, sie arbeiten nächtens und schlafen tagsüber, oder Sie sind ein Nordlicht und meiden den Urlaub im Süden – spätestens dann sollten Sie es sich schleunigst überlegen.

Bevor Sie sich nun um Ihre Gesundheit Gedanken machen und Überlegungen anstellen, wie Sie Ihren Vitamin-D-Bedarf decken können, sollten Sie eine solide Basis dafür haben. Die heißt: Blutentnahme und Bestimmung der 25-Hydroxy-Vitamin-D-Konzentration in Ihrem Blut. Wenn Sie das Ergebnis vor sich liegen haben, sollten Sie das nächste Kapitel studieren und nachlesen, was diese Werte zu bedeuten haben: Sie werden erfahren, wie man sie in gängige Einheiten umrechnen kann und welche Werte in Bezug auf etwaige Zufuhrempfehlungen wesentlich sind.

Für viele Ärzte ist es Neuland: Die Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels im Blut ist keine gängige Kassenleistung – und doch die Voraussetzung für eine qualifizierte Ermittlung des Bedarfs. Die bisherigen Mindestwerte werden der Bedeu­tung des Vitamins nicht gerecht – die vielen neu entdeckten Funktionen erfordern eine Neu­orientierung mit einer Anpassung der Normwerte.

Kennzahl D

Bevor es mit der spannenden Vitamin-D-Story losgeht, sind noch ein paar Zahlen und Werte zu klären. Denn der Ausgangspunkt aller persönlichen Verhaltensänderungen sollte die objektive Beurteilung Ihrer Vitamin-D-Versorgung sein. Wie bestimme und beurteile ich diesen Vitamin-D-Status? Wie können Sie wissen, ob Sie genügend oder zu wenig Vitamin D im Körper haben, um all die vielen davon abhängigen Körperfunktionen optimal zu stützen? Eine eindeutige Auskunft darüber kann nur eine Blutuntersuchung geben. Ernährungsanalysen sind völlig ungeeignet, etwas über Ihre eigentliche Versorgung auszusagen!

Bei der Blutwertbestimmung misst man üblicherweise nicht das eigentliche Vitamin D, das auch Cholecalciferol oder kurz Calciol genannt wird, sondern seine Speicherform, das 25-Hydroxy-Vitamin-D, auch als 25-OH-D oder 25OHD abgekürzt. Der Grund ist einfach: Diese Speicherform hat mit 19 Tagen eine recht lange Halbwertszeit. Das heißt es bleibt drei Wochen im Körper stabil. Der 25OHD-Spiegel gibt also am ehesten die Vitamin-D-Versorgung des Körpers während der letzten Monate an. Würde man das ursprüngliche Vitamin D messen, hätte man nur eine Auskunft über die Versorgung der letzten Stunden oder Tage. Entsprechend sollte die Blutentnahme am besten morgens nüchtern erfolgen. Sonst könnte vielleicht wegen einer außerordentlichen Ernährung in den letzten Stunden vor dem Blutzapfen ein unrealistischer Wert gemessen werden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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