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Von König Heinrich I. bis zu Kaiser Maximilian I. werden hier alle deutschen Herrscher des Mittelalters in eindrucksvollen und lebendig geschriebenen Kurzbiographien vorgestellt. Ottonen, Salier, Staufer oder Habsburger – in den Lebensgeschichten der Herrscher schildern die Autoren gleichzeitig die wichtigsten Weg- und Wendemarken der Reichsgeschichte im Mittelalter.Könige und Kaiser – und bisweilen auch die Legenden, die sich um sie ranken – haben unser Bild vom Mittelalter geprägt. Die Spuren ihrer Herrschaft, die sie überall im Reich hinterlassen haben, sind bis auf den heutigen Tag allgegenwärtig. Jenseits von Reichskrone, Zepter und heiliger Lanze erscheinen die Herrscher in starkem Maße eingebunden in das Machtgeflecht geistlicher und weltlicher Fürstenherrschaft, aber nicht selten auch bedroht von den Ränken der engsten Verwandten.
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Seitenzahl: 350
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Dr. REINHARD POHANKA, geb. 1954, ist Archäologe am Historischen Museum der Stadt Wien. Zahlreiche Veranstaltungen mit den Schwerpunkten Mittelalter und römische Zeit. Über 15 Publikationen.
Zum Buch
Die Herrscher und Gestalten des Mittelalters
Das Mittelalter, das man traditionell mit dem Ende des weströmischen Reiches im Jahre 476 beginnen und mit der Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 enden lässt, übt mit seiner Vorstellung von düsteren Burgverliesen, geheimnisvollen Ritualen, furchterregend aufgerüsteten Rittern, archaischen Konflikten, Universalansprüchen und ständigen Fehden noch heute eine große Faszination auf die Menschen aus. Wer beeinflusste diese »finstere Epoche«, in der die Jetztzeit ihre fernen Wurzeln hat? Es ist eine Ära der Individualisten, die Unglaubliches erlebten, die in kurzer Zeit von einem Ende Europas zum anderen reisten, Höfe bewohnten, die vor Kultur, Freude und Farbigkeit barsten. Sie lieferten unglaubliche Beispiele an Treue und Glauben und konnten doch die entsetzlichsten Ränke schmieden und ihre Familien verraten. Der vorliegende Band ist ein kompilatorisches Werk, das eine spannende Geschichte des Mittelalters anhand von Biographien der wichtigsten Persönlichkeiten – von Augustinus von Hippo über Karl den Großen bis zu Wilhelm I. von England, den Erorberer – skizziert.
Reinhard Pohanka
Die Herrscher und Gestalten des Mittelalters
Reinhard Pohanka
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ISBN: 978-3-8438-0210-0
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Die Aufgabe, eine Geschichte des Mittelalters mit den Biografien der wichtigsten Persönlichkeiten dieser Epoche zu schreiben, ist ein fast hoffnungsloses Unterfangen. Es beginnt damit, dass man sich fragt, wann beginnt und wann endet das Mittelalter. Behält man die alte Periodisierung des 19. Jahrhunderts mit Römerzeit, Völkerwanderung und Mittelalter bei? Oder erkennt man an, dass es die »Dunklen Jahrhunderte« nach dem Ende der Antike nie gegeben hat und sich das Mittelalter direkt an die Antike anschließt. Lässt man das Mittelalter traditionellerweise im Jahre 1492 mit der Wiederentdeckung Amerikas enden oder schon früher, etwa als Gutenberg den Buchdruck einführt oder später, als Maximilian I., der »letzte Ritter«, stirbt.
Und wer beeinflusst das Mittelalter? Sind es wirklich nur die Herrscher mit ihren ewigen Fehden und Kriegen, oder ist es der Koch von Wilhelm dem Eroberer, der für das Wohl seines Herrn am Abend vor der Schlacht von Hastings gesorgt hat? Wer hat die Schlacht letztlich entschieden? Sind es nur die Kaiser und Könige, die Epochen prägen, oder sind es die Menschen, die ihnen die Ideen geliefert haben, etwa die Philosophen und Theologen? Was ist mit den Künstlern, die ihre Zeit geprägt haben, die Maler, Minnesänger und Dichter? Oder waren es die Ehefrauen und Ehemänner, Freundinnen und Freunde oder die Geliebten, von denen wir aber nichts mehr wissen?
Lange Zeit hat man diese Epoche als das »Dunkle Mittelalter« bezeichnet. Betrachtet man aber die hier gesammelten Biografien so wird klar, dass das so nicht stimmen kann. Diese Menschen haben Unglaubliches erlebt, sie reisten in kurzer Zeit von einem Ende Europas zum anderen, sie bewohnten Höfe, die vor Kultur, Freude und Farbigkeit barsten. Sie lieferten unglaubliche Beispiele an Treue und Glauben und konnten doch auch ihre Väter, Schwestern und Brüder verraten und sogar ermorden.
Es ist mir bewusst, dass die Auswahl, die ich hier getroffen habe, eine zwar nicht willkürliche, aber doch auf individuellen Gesichtspunkten basierende ist. Für jeden der hier Beschriebenen hätte man eine andere Persönlichkeit des Mittelalters wählen können, die vielleicht genauso wichtig gewesen ist. Aber wie bewertet man Wichtigkeit? Ich habe den Versuch über die Nachhaltigkeit genommen, wer wirkte über längere Zeit nach, wer beeinflusste so viele Menschen, dass daraus eine Änderung der Geschichte entstand. Wer beeinflusste das Mittelalter so, dass die Konsequenzen seines Handelns oder seiner Gedanken bis heute nachwirken? Dass auch diese Bewertung eine individuelle sein muss, ist verständlich.
Ich habe auch versucht, nicht regional zu denken. Europa ist im Mittelalter ein stark miteinander verflochtener Kontinent, die Entscheidung einer Person an einem Ende hatte Konsequenzen am anderen Ende, vielleicht mehr als dies später der Fall war. Man dachte in größeren Räumen, hatte Universalansprüche und war durch die Klammer der gemeinsamen Religion zusammengehalten. Man hatte durchaus nationale Interessen, aber kannte keinen Nationalismus, man kämpfte um Ruhm und Ehre und auch um Geld, Macht und Land. Man war flexibel, hatte eine »lingua universalis« und noch eine gemeinsame Religion und war gewohnt zu reisen, die Gelehrten verbreiteten ihr Wissen persönlich in ganz Europa, und auch die Kaiser regierten ihre Reiche vom Pferderücken aus. Das Leben war schnell, viele starben jung, viele der Mächtigen starben, weil sie tapfer waren und in der ersten Reihe der Schlachten gekämpft haben. Deshalb war das Leben leidenschaftlicher, weil es es so kurz sein konnte. Mancher Philosoph oder Theologe brannte im wahrsten Sinne des Wortes für seine Lehren, statt dass er sie widerrief.
Wie immer man das Mittelalter betrachtet, es ist eine Zeit der Individualisten, eine Person alleine konnte die Welt bewegen, was ohne Werbemaschinerie, Kommunikationsmittel und Buchdruck viel schwieriger war als heute. Wollte man die Welt bewegen, so musste man gute Ideen haben, die sich schnell verbreiteten, wollte man die Landkarten verändern, so musste man in der ersten Reihe marschieren, statt hinter dem Schreibtisch zu planen. Dies hebt die hier Beschriebenen vielleicht deutlicher aus der Masse heraus als andere der Zeit, sie wagten, ob Künstler, Kaiser oder Philosoph, oft den persönlichen letzten Einsatz um ihr Leben, aber auch um eine Epoche zu formen.
Dies ist ein kompilatorisches Werk. Über viele der hier Dargestellten existieren unterschiedliche Theorien und Meinungen, von Unklarheiten über ihre Lebensdaten bis hin zur Frage, ob sie überhaupt existiert haben. Ich habe versucht, den kleinsten, anerkannten, gemeinsamen Nenner aus all diesen Lebensgeschichten herauszuarbeiten, jede darüber hinausgehende Bewertung, alle Irrtümer, sind Sache des Autors.
Reinhard Pohanka Mödling, 2006
VORWORT
PETER ABAELARD
ALBERTUS MAGNUS
ALEXANDER NEWSKIJ
ALFRED DER GROßE
AUGUSTINUS VON HIPPO
ROGER BACON
THOMAS BECKET
BENEDIKT VON NURSIA
BERNHARD VON CLAIRVAUX
GIOVANNI BOCCACCIO
GEOFFREY CHAUCER
CHLODWIG I.
CHRISTINE DE PIZAN
JACQUES COEUR
COLA DI RIENZO
DANTE ALIGHIERI
ECKHART VON HOCHHEIM
EL CID
ELEONORE VON AQUITANIEN
FRANZ VON ASSISI
FRIEDRICH I. BARBAROSSA
FRIEDRICH II. VON STAUFEN
FRIEDRICH III. VON HABSBURG
JAKOB FUGGER DER REICHE
GILLES DE RAIS
GIOTTO DI BONDONE
ROBERT GUISCARD
GOTTFRIED VON BOUILLON
GREGOR VII.
GUILLAUME DE LORRIS/JEAN DE MEUNG
JOHANNES GUTENBERG
JOHN HAWKWOOD
HEINRICH DER LÖWE
HEINRICH DER SEEFAHRER
HEINRICH I. DER VOGLER
HEINRICH IV.
HEINRICH V. VON ENGLAND
HERMANN VON SALZA
JAN HUS
JACQUES DE MOLAY
JOACHIM VON FIORE
JOHANNA VON ORLÉANS
KARL DER GROßE
KARL DER KÜHNE
KARL IV. VON LUXEMBURG
KARL MARTELL
KNUT DER GROßE
KYRILL/METHOD VON SALONIKI
PETER LOMBARD
MARCO POLO
MAXIMILIAN I. VON HABSBURG
NEIDHART VON REUENTAL
OSWALD VON WOLKENSTEIN
OTTO I. DER GROßE
OTTOKAR II. PRŽEMYSL
FRANCESCO PETRARCA
PHILIPP DER SCHÖNE
PIUS II.
RICHARD I. VON ENGLAND »LÖWENHERZ«
RUDOLF I. VON HABSBURG
SIXTUS IV.
STEPHAN VON UNGARN
SUGER VON ST. DENIS
TASSILO III. VON BAYERN
THOMAS VON AQUIN
URBAN II.
FRANÇOIS VILLON
VLAD TEPES III., DER PFÄHLER
WALTHER VON DER VOGELWEIDE
WIDUKIND
WILLIAM VON OCKHAM
WILHELM I. VON ENGLAND, DER EROBERER
WOLFRAM VON ESCHENBACH
JOHN WYCLIF
Die traurige Geschichte von Abaelard und Heloïse, er wurde entmannt, und sie ging ins Kloster, hat durch die Jahrhunderte Schriftsteller und Moritatensänger inspiriert. Dabei war Peter Abaelard einer der hellsten Geister seiner Zeit, er war umstritten wie streitbar, ein Rebell, der sich mit jedem, der in seine geistige Nähe kam, anlegte, und war dennoch der bedeutendste Vertreter der Früh-Scholastik im Mittelalter.
Als Sohn eines Ritters 1079 in Le Pallet bei Nantes geboren, war er für die militärische Laufbahn bestimmt, fand aber keinen Gefallen am Soldatenleben und widmete sich lieber den Studien. Bereits in jungen Jahren verließ er die Burg der Eltern, schlug sich als wandernder Schüler durch und besuchte die angesehensten Lehrer seiner Zeit. Sein Weg führte nach Paris, wo die besten Schulen seiner Zeit, Universitäten konnte man sie noch nicht nennen, existierten. Abaelard fand Aufnahme in der berühmten Kathedralschule und studierte hier Rhetorik unter dem »scholasticus« William von Champeaux.
Mit William scheint der junge Abaelard nicht gut ausgekommen zu sein, bei mehreren Disputen konnte er ihn widerlegen, und die anderen Studenten kamen lieber zu ihm als zu William. Schon bald dachte Abaelard darüber nach, seine eigene Schule zu eröffnen, vermutlich war William durchaus erleichtert, den ehrgeizigen jungen Mann wieder ziehen zu sehen. Abaelard gründete 1102 eine Schule in Melun, die er anschließend nach Corbeil verlagerte. Sie erfreute sich rasch großer Beliebtheit, Abaelard musste aber von 1105 bis 1108 wieder zu seiner Familie in die Bretagne zurückkehren, sei es wegen Krankheit oder weil William sich mit Erfolg gewehrt hatte und Abaelard nicht mehr unterrichten durfte.
1108 konnte er nach Paris zurückkehren und hier auch lehren, musste aber auf Williams Druck auf den Genovevaberg nahe Paris übersiedeln. 1113 studierte er bei Anselm von Laon Theologie, er unterrichtete auch, und wieder übertraf er seinen Lehrer an Beliebtheit, worauf ihm Anselm die weitere Lehre untersagte. Abaelard unterrichtete als Hauslehrer und traf dabei die liebreizende Heloïse, die Nichte des Kanonikers Fulbert. Heloïse wurde bald von Abaelard schwanger und brachte in Le Pallet den gemeinsamen Sohn Astrolabius zur Welt. Abaelard willigte ein, Heloïse zu heiraten, wenn die Ehe geheim bliebe, da er um seinen Ruf als Lehrer fürchtete. Allerdings machte Fulbert die Ehe bekannt, worauf Heloïse aus Liebe zu Abaelard ins Kloster ging. Fulbert gab die Schuld an dieser Entwicklung Abaelard, ließ ihn überfallen und entmannen, was dieser nur knapp überlebte.
Abaelard zog sich ins Kloster St. Denis zurück, seine Thesen, Vorlesungen und Schriften riefen jedoch seine Gegner auf den Plan, die ihn 1121 zwangen, auf der Synode von Soissons seine Schrift »Theologia Summi boni« eigenhändig ins Feuer zu werfen. Bald danach geriet Abaelard in Streit mit dem Abt seines Klosters St. Denis und zog sich in die Champagne zurück, wo er eine Einsiedelei, Paraclet genannt, gründete. Auch hierher folgten ihm seine Studenten, so dass sich Abaelard einen größeren Ort zum Unterrichten suchen musste. Er ließ sich zum Abt des Klosters Saint-Gildas-en-Rhuys in der Bretagne wählen, während er den Paraclet den Nonnen von Argenteuil, deren Priorin Heloïse war, schenkte.
Auch in St. Gildas war ihm keine Ruhe beschieden. Er versuchte, das Kloster zu reformieren, und brachte die Mönche so gegen sich auf, dass sie mehrere Attentate auf ihn verübten. Abaelard kehrte nach Paris auf den Genovevaberg zurück. Auch hier hatte er Feinde, der bedeutendste war der Kirchenlehrer Bernhard von Clairvaux. Dieser ließ ihn 1140 auf der Synode von Sens der Häresie anklagen, jeder Versuch Abaelards, sich zu verteidigen, wurde unterbunden, seine Schriften wurden verbrannt, und Papst Innozenz II. verurteilte ihn zum ewigen Schweigen.
Abaelard wollte nun selbst nach Rom gehen, um sich vor Papst Innozenz II. zu verteidigen, eine Krankheit zwang ihn aber zu einem Aufenthalt im Kloster von Cluny. Dessen Abt war der berühmte Peter Venerabilis, Theologe, Kirchenreformator und ein offener Geist, der die erste Koran-Übersetzung ins Lateinische in Auftrag gegeben hatte. Venerabilis, der eine sehr ausgleichende Persönlichkeit gewesen sein muss, konnte die beiden Feuerköpfe Abaelard und Bernhard versöhnen und erreichte, dass das Urteil des Papstes aufgehoben wurde, allerdings starb Abaelard nur wenig später am 21. April 1142 in St. Marcel, einem Priorat von Cluny.
Als Heloïse von seinem Tode erfuhr, erbat sie sich den Leichnam Abaelards, der von Peter Venerabilis nach dem Paraclet überführt und dort bestattet wurde. 22 Jahre später fand Heloïse ihr Grab neben ihrem geliebten Ehemann. In der französischen Revolution wurde der Paraclet verwüstet, und das Grab verschwand, was bleibt, ist die Erinnerung an einen außergewöhnlichen Lehrer und zwei unglücklich Liebende, die ihre Liebe auch dann weiterlebten, als eine körperliche Vereinigung nicht mehr möglich war.
Was hat aber Abaelard so ausgezeichnet, dass man ihn zeit seines Lebens entweder bewunderte oder verfolgte und er bis heute den Ruf eines Ketzers in der Kirche hat? Abaelard hat sich gegen jede theologische und philosophische Strömung gewandt, welche die Kirche im 11. Jahrhundert beherrschte. Im Universalienstreit, in dem es darum ging, ob Ideen eine eigene Existenz haben, die notwendigerweise auf Gott zurückgeführt werden müsse, schloss Abaelard, dass die Universalien nur Wörter sind, die vom Menschen zur Bezeichnung von Dingen festgelegt werden. Soweit sie sich auf sinnlich konkret Wahrnehmbares beziehen, sah Abaelard in ihnen nur Benennungen, soweit sie sich auf sinnlich nicht Wahrgenommenes beziehen, handelt es sich um echte Allgemeinbegriffe.
Weiteren Ungemach handelte sich Abaelard ein, als er in seiner Schrift »Sic et non« (Ja und Nein) den Kirchenvätern, darunter Augustinus, zahlreiche Irrtümer nachwies, damit den Dogmatismus der Kirche herausforderte und meinte, dass neues Wissen nur aus der Textkritik entstehen kann, und damit wesentlich zum Entstehen der scholastischen Methode beitrug. In seinen ethischen Ansichten wies Abaelard darauf hin, dass nur die innere Haltung des Menschen wertbar sei und den Maßstab für das Urteil Gottes bilden könne, was allen Formen der kirchlichen Einflussnahme auf das Seelenheil, wie etwa den Verkauf von Ablässen, zuwiderlief.
In seinen theologischen Schriften forderte er zum Dialog zwischen den Religionen Christentum, Judentum und Islam auf und wies die Erbsünde nur Adam und nicht dem einzelnen Christen zu. Für ihn galt, dass, wenn der Mensch seine Vernunft schärfen und einsetzen würde, dann müsste er von selbst zum Glauben finden, da man nur glauben kann, wenn man auch versteht, was man glaubt.
Abaelard war der Hauptgegner der konservativen Kräfte in der Kirche, hatte aber keine langfristige Wirkung im Mittelalter, was durch das Verbot seiner Schriften wie auch durch seinen Ruf als Ketzer begründet werden kann, er hat aber andere Theologen wie Peter Lombard und Thomas von Aquin beeinflusst. Manchmal wird Abaelard auch als einer der Gründer der Pariser Universität betrachtet, seine Gedanken der religiösen Toleranz, seine Meinung über den Einzelnen und die Ansicht, dass Vernunft und Zweifel die Wege zur Erkenntnis sind, gelten bis heute als modern. Seine Liebe zu Heloïse hat Schriftsteller wie Jean-Jacques Rousseau, Ludwig Feuerbach und Luise Rinser zu Werken inspiriert.
Albertus Magnus war der größte deutsche Philosoph des Mittelalters und auch eines der größten Universalgenies seiner Zeit. Seine Kenntnisse umfassten nicht nur die Philosophie, sondern auch die Naturwissenschaften, die Theologie und die Scholastik.
Geboren wurde Albertus Magnus aus der adeligen Familie der Grafen von Bollstädt zwischen 1193 und 1200 in Lauingen an der Donau im bayrischen Schwaben. Er dürfte schon in seiner Jugend eine umfassende Erziehung erfahren haben, danach ging er an die Universität in Padua und trat dort 1223 dem Orden der Dominikaner bei. Seine Studien vervollständigte er in Bologna, Paris und Köln.
Nach seiner Studienzeit lehrte er Theologie in Hildesheim, Freiburg im Breisgau, Ratisbon, Straßburg und Köln, ehe er 1245 nach Paris ging, um hier seinen Doktortitel in Theologie zu empfangen. Bereits in Köln wurde er zum Lehrer des jungen Thomas von Aquin, erkannte hier bereits dessen Genie und sagte ihm eine glänzende Karriere voraus. Thomas folgte Albertus nach Paris und ging mit ihm weiter nach Köln, wo die Universität eine neue Form des Studiums, das »Studium generale«, eingerichtet hatte. Albertus wurde zum Rektor der Universität ernannt, Thomas zum Vorsteher der Studentenschaft.
1254 wählte man Albertus zum Provinzial des Dominikanerordens in Deutschland, 1256 finden wir ihn in Rom, um die Bettelorden vor Papst Alexander IV. gegen Angriffe zu verteidigen. 1257 legte er das Amt des Provinzials nieder, um sich ganz seinen Studien zu widmen. 1260 übernahm er das Amt des Bischofs von Ratisbon, das er bis 1262 innehatte, um sich dann wieder nach Köln zu Studien und zur Lehrtätigkeit zurückzuziehen.
In den verbleibenden Jahren widmete er sich theologischen und naturwissenschaftlichen Studien und wurde von den Päpsten als Ratgeber geschätzt. 1274 reiste er auf Bitten von Papst Gregor X. zum Konzil von Lyon und nahm dort an den Beratungen teil.
Der Tod seine Lieblingsschülers Thomas von Aquin im Jahre 1274 war ein schwerer Schlag für Albertus. Als 1277 durch den Pariser Bischof Stephan Tempier Tendenzen auftraten, die Schriften des Thomas von Aquin als häretisch zu verbieten, reiste er trotz seiner 84 Jahre nach Paris, um die Lehren seines Lieblingsschülers erfolgreich zu verteidigen.
1278 erfasste ihn eine schwere Krankheit, sein Gedächtnis ließ ihn im Stich, und seine körperlichen Kräfte, geschwächt durch seine vielen Reisen und die Prinzipien des mönchischen Lebens, die er trotz seiner Erfolge stets einzuhalten versucht hatte, ließen nach. Albertus Magnus starb 1280 in Köln, begraben wurde er in der Krypta von St. Andreas. 1622 wurde er von Papst Gregor XV. selig gesprochen, die Heiligsprechung erfolgte im Jahre 1931.
Das Werk des Albertus Magnus umfasst 70 handschriftlich verfasste Abhandlungen und verschaffte ihm den Ehrentitel eines »Doctor universalis«. Albertus wollte das gesamte Wissen seiner Zeit erfassen und in Lehrbüchern niederschreiben. Eine erste Gesamtausgabe seiner Werke erschien 1651 in Lyon in 21 Bänden, die zweite zwischen 1890-99 in Paris. Die Themen seiner Werke umfassen die Logik, Physik, Biologie, Psychologie, Moral, Politologie, Metaphysik und Theologie sowie Werke über Alchemie. In seinen Arbeiten, die durchaus schon enzyklopädisch zu nennen sind, beschritt er in vielen Teilbereichen als Erster den wissenschaftliche Ansatz einer Klassifizierung, wie in den Arbeiten zur mitteleuropäischen Flora und in seinen Beschreibungen der Geografie der Welt. Bahnbrechend waren auch seine Arbeiten in der Mineralogie, für die er eine erste Systematik entwickelte. Albertus Magnus arbeitete das gesamte Wissen seiner Zeit durch und versuchte, den christlichen Glauben mit den Lehren der naturwissenschaftlichen Philosophie eines Aristoteles zu verbinden. Es gelang ihm allerdings nicht, alle diese Disziplinen in eine geschlossene Systematik zu überführen, dies sollte erst seinem größten Schüler Thomas von Aquin, der ihn in manchen Teilbereichen übertroffen hat, gelingen.
Für Albertus Magnus gab es keinen Unterschied zwischen den Wissenschaften und der Philosophie. Als Wissenschaftler, der sich nicht, wie zu dieser Zeit üblich, auf die Theorie beschränkte, sondern auch praktische Versuche durchführte, scheute er sich nicht zu verkünden, dass auch Aristoteles, der als die unumstößliche Autorität galt, geirrt hatte. Sein für seine Zeitgenossen unglaubliches Wissen ließ Legenden entstehen, dass er mit dunklen Mächten im Bunde und ein Magier gewesen sei.
Gemeinsam mit Roger Bacon postulierte er, dass die Wissenschaften und die kirchlichen Lehren einander nicht ausschließen, sondern Hand in Hand gehen können. Albertus versuchte aber mit einer gewissen Vorsicht, seine neuen Erkenntnisse mit den kirchlichen Lehren in Einklang zu bringen und die kirchlichen Dogmen nicht allzu radikal in Frage zu stellen. Seine Methode war geschickt, erst sammelte er alles Wissen seiner Zeit, überprüfte es, wo nötig in Experimenten und veröffentlichte seine Ergebnisse in Form von Kommentaren zu den Werken des Aristoteles. Manchmal versagte er sich auch eine eigene Meinung, weil er Angst hatte, sie könnte zu fortschrittlich sein. Albertus vermutete, dass die Erde eine Kugel sei, und sagte die Existenz eines Kontinentes im Westen des Atlantiks voraus.
Seine Leistung für die Philosophie besteht im Kommentar aller Werke des Aristoteles und in der Hinzuziehung weiterer antiker Quellen bei der Interpretation der aristotelischen Philosophie. Damit bereitete er die klare Aufgabentrennung zwischen Philosophie und Theologie vor, die Thomas von Aquin dann ausarbeitete.
Albertus Magnus hebt ausdrücklich die Natur in ihrer Eigenständigkeit hervor und sieht es als Aufgabenbereich der Philosophie an, sie zu untersuchen. In der Natur laufen die Phänomene aufgrund des Wirkens natürlicher Kräfte und Gesetzmäßigkeiten ab, damit hat der Glaube keine Bedeutung für die Vorgänge in der Natur. Albertus betont, dass der Mensch ohne Rückgriff auf theologische Überzeugungen in gewissem Sinne zur Vollendung zu gelangen vermag. Diese Vollendung besteht darin, dass die Vernunft die ihr gemäße Aufgabe erfüllt.
Wenn es heute ein russisches Staatsgebilde gibt, so geht dieses auf einen Mann zurück, der wie kein anderer in der russischen Geschichte als Volksheld gilt, Alexander Jaroslawitsch, mit dem Beinamen Newskij.
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