Die HexenLust Trilogie | Band 2 | Erotischer Fantasy Roman - Sharon York - E-Book

Die HexenLust Trilogie | Band 2 | Erotischer Fantasy Roman E-Book

Sharon York

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 204 Taschenbuchseiten ... Teil 2: Die Hexen beschützen die Menschheit vor Vampiren, Dämonen & Magiern. Der Kampf gegen den Teufel geht weiter, doch Maddox stellt sich plötzlich gegen Isabelle und auch gegen die Hexen ... Isabelle will sich an ihm rächen und treibt es wild mit sämtlichen Männern und Dämonen ... Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 278

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Impressum:

Die HexenLust Trilogie | Band 2 | Erotischer Fantasy Roman

von Sharon York

 

Sharon York liebt Romantik, heiße Küsse am Strand und den Gedanken, dass es das Happy End wirklich geben könnte.Sharon ist 1984 geboren, lebt in der Nähe von Düsseldorf und veröffentlicht seit mehreren Jahren ihre humorvoll-frechen Texte und Geschichten. In ihren Büchern begegnen sich knisterndes Verlangen und Leidenschaft, garniert mit anregenden Pointen und einem Hauch Erotik.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2023 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © digihelion @ istock.com

Umschlaggestaltung: Matthias Heubach

 

ISBN 9783750780736

www.blue-panther-books.de

Unterdrückte Gefühle

So fühlte sich also ein Date an.

Nachdenklich stocherte ich in meiner Pasta, legte den Rand des Weinglases an meine Lippen und goss den Rest des sündhaft teuren Burgunders in mich hinein. Sofort wies ich den Kellner an, mir nachzufüllen. Der Blick des Mannes auf mein eng anliegendes, schwarzes Abendkleid entging mir nicht.

Maddox allerdings auch nicht.

»Schmeckt es dir?«, wollte er mit fürsorglicher Miene wissen, dabei funkelte er den Kellner an, als würde er ihn am liebsten mit einer Druckwelle aus dem Restaurant pusten. Beruhigende Musik schwirrte durch den Raum und vermischte sich mit dem Gemurmel der anderen Gäste zu einer ganz eigenen Symphonie.

Ich blickte hoch und versuchte, mir ein Lächeln aufzuzwingen.

»Doch, es schmeckt hervorragend. Vielen Dank für die Einladung.«

Plötzlich wirkte er ein wenig nervös. »Ich wusste nicht, was ich dir sonst schenken sollte.« Maddox erhob das Glas. »Alles Gute zum Geburtstag.«

Er war so süß, wenn er versuchte, die Welt der Menschen zu verstehen. Meine Worte waren nicht mehr als ein Flüstern. »Dankeschön.«

Wir stießen an und beugten uns über den Tisch, damit wir uns küssen konnten. Dann nahm ich noch einen Schluck Wein.

»Kannst du dich noch an deinen 24. Geburtstag erinnern?«, wollte ich schließlich wissen.

Maddox lehnte sich zurück und überlegte lange. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Nicht wirklich«, seufzte er. »In der Hölle altert man anders als hier.«

Er hatte sich wirklich Mühe gegeben. Die schwarzen Haare waren zu einem lockeren Scheitel gekämmt und seine Uniform hatte er gegen einen Nadelstreifenanzug ausgetauscht. Das schwarze Hemd trug er offen, seine lang gezogene Narbe, ein Andenken aus seiner Zeit in der Hölle, blitzte über dem Hemdkragen hervor und schimmerte rötlich im Kerzenschein. Auch in diesem Outfit war sein wundervoll geschnittenes, vom ewigen Feuer der Hölle braun gebranntes Gesicht eine Augenweide.

Als wäre ihm plötzlich etwas ganz Wichtiges eingefallen, trank er hastig einen Schluck Wein und griff schließlich in die Tasche seines Jacketts. »Das hätte ich fast vergessen. Es ist nur eine Kleinigkeit.«

Meine Augen weiteten sich, als er eine kleine, rote Schachtel über den Tisch schob. Behutsam öffnete ich den Deckel und hielt die Halskette vor meine Augen. Die Worte verließen beinahe automatisch meine Lippen. »Höllenfeuer.«

»Du hast deins beim Kampf mit Nikolai verbraucht. Ich wollte dir ein neues schenken.«

Fasziniert fuhr ich mit dem Daumen über die gläserne Träne. Sofort flackerte das Feuer der Hölle im Inneren des Glases, so rot und glühend, dass ich meinte, meine Hand würde im nächsten Moment verbrühen. Ich brachte keinen weiteren Ton heraus, meine Augen hafteten auf der flammenden Träne. Würde ich sie jetzt und hier zerdrücken, würde sich ein Tor zur Hölle öffnen. Die Kette war eine überaus starke Waffe. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass noch ein anderes Amulett dieser Art existierte. Eigentlich sollte so etwas in der Hochsicherheitsabteilung für magische Artefakte liegen … und er schenkte es mir einfach mal so zum Geburtstag.

»Du hasst es, oder?«

»Nein, nein«, stammelte ich. »Es ist … wunderschön.«

Er lächelte mich an und war sofort auf den Beinen, um mir die Kette anzulegen.

»Maddox, wie geht so etwas? Ich wusste nicht einmal, dass ein zweites Amulett existiert.«

»Beziehungen – wenn man ein Sohn des Teufels ist, bringt das auch gewisse Vorteile mit sich«, entgegnete er augenzwinkernd, während er sich wieder hinsetzte.

Ich brachte kein Wort mehr heraus und streichelte gedankenverloren über das Amulett. Eigentlich hätte ich glücklich sein müssen. Ein toller Mann hatte mich in eines der exklusivsten Restaurants der Stadt eingeladen, beruflich lief es besser denn je und meine Kräfte als Hexe wuchsen stetig.

»Du wirkst abwesend«, sagte Maddox milde lächelnd, während er sein Steak schnitt.

»Ich musste an das letzte Jahr denken. Unsere Erfolge, unsere Niederlagen.«

Maddox kaute genüsslich und doch spürte ich wieder diese Distanz zwischen uns. Wir trafen uns nun schon seit ein paar Monaten. Es war noch nicht lange her, dass wir seinen Halbbruder Nikolai in die Hölle geschickt hatten, im Zirkel war es ruhig und ausnahmsweise hatte ich mal so etwas wie Freizeit. Dennoch … irgendetwas zwischen uns stimmte nicht. Und das, obwohl der Sex fantastisch war und ich mit ihm über alles reden konnte. Fast zumindest.

Manche würden das Beziehung nennen, doch wir beschrieben es weiterhin einfach nur als Dating. Zumindest trafen wir uns nicht mit anderen Menschen. Oder Dämonen. Ein stillschweigendes Abkommen zwischen mir und meinem … ja was eigentlich? Festem Freund? Liebhaber? Irgendwas dazwischen? Immerhin hatten wir gemeinsame Fotos in unseren Geldbörsen. Doch egal, wie sehr ich mich auch bemühte, ihm nahe zu sein, diese unsichtbare Barriere schien allgegenwärtig. Warum müssen Beziehungen eigentlich immer so kompliziert sein?

Ich legte das Besteck auf den Teller, tupfte mir mit der Serviette über meine Lippen und war bereit zum Kampf. Es war Zeit, einige Dinge anzusprechen, bei denen er sonst immer Hals über Kopf die Flucht ergriff. Angriffslustig funkelte ich ihn an und holte anschließend Luft, als müsste ich für diesen Satz meine Kraft sammeln. »Maddox, was ist los mit dir?«

Er zögerte einen Moment, als ob sein Verstand den Satz erst richtig einordnen musste. »Was meinst du?« Er nahm noch einen Schluck, legte das Besteck beiseite und überkreuzte anschließend die Finger auf dem Tisch. Dann schwieg er.

»Du hast immer noch Angst, oder?«, setzte ich erneut an. Mehr eine Feststellung, als eine Frage. Zu oft hatten wir nun darüber geredet.

Kurz lachte er auf. »Wovor sollte ich denn Angst haben? Ich war doch schon in der Hölle. Folter durch meinen Vater, Entbehrungen, ewige Qualen – da kann nicht mehr viel kommen, oder?«

Ja, er hatte recht und immer, wenn er einen Satz dazu verlor, sah ich in seinen Augen etwas blitzen. Nur einen Hauch von Traurigkeit, als würde er sie mit aller Macht herunterkämpfen. Dazu Trauer, Unsicherheit und Angst. Kurzum: Alles Gefühle, die ein stolzer Reaper des Zirkels nicht sein Eigen nennen wollte. Und besonders keiner mit seinen magischen Fähigkeiten und Erfahrungen in der Hölle. Er hätte dort alles haben können. Immerhin war mein Date kein geringerer als ein Sohn des Teufels. Bis er sich für einen anderen Weg entschieden hatte. Kurz fiel mein Blick wieder auf die Narbe.

»Vielleicht genau davor? Oder vor deinem Vater? Oder Kontrollverlust? Es gibt viele Sachen, vor denen du Angst haben könntest.«

Maddox lehnte sich nach vorn und nahm meine Hand. Die durchdringenden, dunklen Augen trafen mich und hinterließen ein Gefühlschaos. Als ob meine Emotionen auf Crack wären. Und wenn der goldene Schein der Kerzen in seinen Augen aufloderte, spürte ich es noch heftiger.

»Isabelle, ich habe keine Angst vor der Hölle oder meinem Vater. Ich habe mich für einen anderen Weg entschieden und damit bin ich sehr glücklich. Sonst hätte ich dich nie kennengelernt.«

Für einen Moment schmolz mein Herz bei den Worten, die seine Lippen verließen. Genüsslich streichelte ich seine Finger. »Und was ist mit …«

»Dem Kontrollverlust?« Er beugte sich noch ein Stück nach vorn, achtete genau darauf, dass uns keine Menschenseele hören konnte. Obwohl ich bezweifelte, dass sie verstanden hätten, was wir beredeten. Denn er war ein Reaper, ein Soldat des Zirkels, und ich eine Hexe. Die Menschen hätten einfach nicht verstanden, dass Vampire, Werwölfe, Magier und der ganze andere Abschaum von Dämonen tatsächlich existierte und dass nur wir zwischen ihnen und einer Armee aus Wesen standen, die sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätten vorstellen können.

»Kontrollverlust? Du meinst wirklich, dass ich mich meinem Vater zuwende? Dass ich eine Herrschaft des Bösen auf Erden will? Dass ich mich aus diesem Grunde nicht fallen lassen kann, weil ich Angst habe, dass ich von diesem schmalen Grat zwischen Liebe und Wahnsinn stürzen könnte?«

Hatte er wirklich gerade das L-Wort gesagt?

Ich räusperte mich und versuchte, seinem Blick standzuhalten. »Um ehrlich zu sein … ja. Genau das.« Mein Druck auf seine Hand wurde intensiver, mein Blick eindringlicher. »Maddox, ich mache mir einfach Sorgen um dich. Wenn du die Menschen ansiehst, dann habe ich das Gefühl, dass du sie studierst, sie beobachtest, als wüsstest du nicht, mit wem du es zu tun hast.«

Er zog die Hand zurück. Mit einem tiefen Seufzen ließ er sich nach hinten fallen und schloss die Augen. Da war es wieder. Dieses Gefühl, dass ich einfach nicht verstand, was gerade in seinem Kopf vorging.

Seine Stimme war leise und brüchig, als er den Mut fasste, mir in die Augen zu sehen. »Das liegt daran, dass ich sie nicht verstehe.« Er schüttelte den Kopf und ließ seinen Blick über die Gäste schweifen. Maddox war zwar interessiert und doch erkannte ich in seinem träumerischen Blick alles andere, nur keine Zufriedenheit. »Natürlich habe ich Angst davor, mich fallen zu lassen. Es gibt keine Garantie, dass ich nicht auch so werde wie …«

»Deine Brüder?«

»Mein Vater.« Er stützte sich auf dem Tisch ab und fuhr sich über den dunklen Drei-Tage-Bart. »Immerhin fließt sein Blut durch meine Adern und jedes Mal, wenn die Nacht hereinbricht, ist da dieses Gefühl, dieser Gedanke, dass bald etwas Schreckliches passieren wird.« Jetzt fixierte er mich. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern, was mir einen Schauer über den Rücken kriechen ließ. »Dann fürchte ich, genauso zu werden, wie er mich immer haben wollte. Zum Monster, zum Urbösen, zum Teufel, unfähig, Liebe und Güte zu spüren.«

Es war das ehrlichste Gespräch, das wir seit Monaten führten. Zu gern hätte ich ihm seine Angst genommen und sie fortgetragen wie der Westwind, der durch die engen Häuserschluchten Manhattans blies. Doch in den tiefsten Winkeln meiner Seele musste ich ihm recht geben. Es gab keine Garantie. Trotzdem war ich unendlich dankbar für diesen kurzen, klaren Einblick in seine Gedankenwelt.

Nachdem ich den ersten Schauer heruntergekämpft hatte, nahm ich einen Schluck Wein, lehnte mich nach hinten und zwinkerte ihm zu. »Glaub mir, wenn es so weit ist, bin ich die erste, die dich auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Ich bin mit dem zweitältesten Sohn des Teufels fertig geworden, dann nehme ich es auch ohne Probleme mit dem Jüngsten auf.«

Es tat so gut, ihn endlich wieder lächeln zu sehen.

»Und du hast mit beiden geschlafen.«

Mit gespielter Empörung öffnete ich den Mund. »Ja, und ich weiß nicht, wer von euch beiden besser war.«

Wir lachten gemeinsam. Ein ehrliches, gelöstes Lachen. So, wie es sein sollte.

Langsam streifte ich meinen schwarzen Versace-Schuh vom Fuß. Ein leichtes Zucken durchfuhr seinen Körper, als ich seine Innenschenkel zu streicheln begann. Glücklicherweise war die Tischdecke lang genug. Genüsslich zurückgelehnt und das Weinglas noch in der Hand haltend, formte ich mit den Lippen einen Kussmund und warf ihm diesen zu.

»Isabelle«, hauchte er. »Bitte nicht hier.«

Ich glitt ein Stück tiefer und begann seinen Schritt mit hauchzarten Bewegungen zu streicheln. Er blickte nach unten, konnte nun die lackierten Fußnägel sehen.

»Warum nicht?«, säuselte ich und erhöhte den Druck. »Ein wenig Ablenkung wird dir guttun.«

Ich spielte mit seinem Penis, fühlte durch die Stoffhose, wie immer mehr Blut in ihn hineingepumpt wurde. Maddox’ Blick wurde glasig. Er versuchte, sich zu konzentrieren und stützte sich mit dem Ellenbogen auf der Tischkante ab. Mit einer gewissen Genugtuung nahm ich genau wahr, wie er versuchte, dagegen anzukämpfen. Er wehrte sich.

»Isabelle … bitte«, flehte er erneut.

Doch als ich mit geschickten Bewegungen sein bestes Stück weitermassierte, hielt er es nicht mehr aus. Seine Atmung wurde gepresster, ein kaum merkliches, dunkles Stöhnen entrang sich seiner Kehle.

»Shh. Wir wollen doch nicht, dass die anderen Gäste beim Essen gestört werden«, flüsterte ich. Manchmal konnte ich so gemein sein!

Maddox rutschte nach hinten, wollte sich meinem Spiel entziehen.

So nicht, mein Lieber! Schnell hatte ich den anderen Schuh abgestreift, umhakte sein Bein und zog ihn wieder zu mir heran. »Na, wo wollen wir denn hin?« Ein diabolisches Lächeln umspielte meine Lippen, als ich den Druck erneut erhöhte und mit den Zehen seinen Penis entlangfuhr. Es dauerte nicht lange, bis er voll in seiner Hose lag. Maddox ballte seine Hände zu Fäusten und schloss die Augen. Ich konnte mir vorstellen, wie eng seine Hose nun sein musste. Ruhig, als wäre es das Normalste der Welt, ließ ich nun auch den anderen Fuß über seine Schenkel gleiten. Ich wanderte weiter. Zwischen beiden Sohlen rieb ich seinen Penis in langsamen, langen Zügen, dabei beobachtete ich ihn genau und konnte erkennen, wie er um Fassung rang.

Als sein gebräuntes Gesicht eine Nuance tiefer ins Rot abgeglitten war und seine Atmung schwerer wurde, zog ich beide Füße unvermittelt zurück und ließ sie wieder in meine Schuhe gleiten. »Entschuldige mich. Ich möchte mich ein wenig frisch machen.«

Aus seinen Augen sprach unbändiges Verlangen, als ich meine Handtasche ergriff und ihn mit zusammengebissenen Zähnen zurückließ.

Schnell überprüfte ich die einzelnen Toiletten-Kabinen und stellte zufrieden fest, dass ich allein war. Es dauerte keine halbe Minute, bis die Tür aufgerissen wurde und Maddox mit feurigen Augen auf mich zuschritt. Lässig lehnte ich an der letzten Kabinentür, drückte diese mit meinem Rücken auf und ging hinein. Sein fester Griff an meinem Hals ließ mich aufstöhnen. Einige Sekunden starrten wir uns wie Feinde in die Augen. Das Licht auf der Toilette flackerte gewaltig. Die magische Entladung unserer Kraft ließ wahrscheinlich den ganzen Häuserblock für Momente erzittern. Dann drang seine Zunge in mich ein. Genauso heftig erwiderte ich den Kuss, biss ihm in die Lippen. Er packte meine Hochsteckfrisur, zog sie nach hinten und küsste mich erneut. Dann wanderten seine Lippen und ich spürte, wie er mir in den Nacken biss. Ich drängte ihn zurück, fasste nun auch in seine Haare. Sein Gesichtsausdruck lag zwischen Gier und Aggression. Eine gefährliche Mischung – doch eine, die mich schrecklich anmachte und das Feuer in mir weiter entfesselte. Mit Gewalt presste er mich gegen die Wand. Das volle Ausmaß seiner Lust spürte ich durch den Seidenslip, als er mir den Rock hochzog und seine Finger sich in meinem Arsch verkrallten. Vor Schmerz und Lust stöhnte ich in sein Ohr. Auch seine Stimme war tief und durchzogen von Verlangen. Maddox’ Haut schien zu lodern und ich glaubte zu verbrennen, als er seine Wange an meine legte.

»Wir sollten das nicht …«, stieß ich hervor.

»Wir sollten so vieles nicht.«

Dann küssten wir uns stürmisch, seine Hände schoben mein Kleid höher und zogen den Slip herab. Ich hielt die Luft an, als er mit den Fingern über meinen empfindlichsten Punkt strich. Mit der anderen Hand drehte er meinen Arm auf den Rücken, hielt mich in seinem Griff fest. Seine Augen brannten auf mir, als er mich mit langen Zügen weiter reizte. Mehr und mehr glitt ich ab, in die Welt aus Wollust. Die Umrisse verschwammen, heiser stöhnte ich, als seine Finger in mich eindrangen. Getrieben drückte ich meine Stirn auf seine Schulter, nahm nichts mehr wahr, außer dem Glühen meines Körpers, als er immer tiefer in mich hineinglitt. Mein Seufzen wurde lauter.

Durch den Schleier aus Verlangen nahm ich ein kaum merkliches Geräusch wahr. Jemand hatte den Raum betreten. Das Klackern der Absätze hallte laut wider. Maddox’ Griff an meinem Körper wurde fester. Ich war nicht mehr imstande, mich zu bewegen, während seine Finger in rhythmischen Bewegungen weiter in mich hineinfuhren.

»Shh. Wir wollen doch nicht, dass die anderen Gäste gestört werden«, flüsterte er mit tiefer Stimme. Ich biss die Lippen aufeinander und presste die Lider zusammen. Er setzte mich dieser unglaublichen Tortur aus, genau wie ich es eben mit ihm gemacht hatte. Meine Sinne verschärften sich und waren gleichzeitig gelähmt. Ich hörte, wie die Kappe eines Lippenstiftes abgezogen wurde. Sekunden wurden zu Minuten. In einem kurzen Moment des Blinzelns, des Flehens, konnte ich erkennen, dass er mich ansah wie eine Kostbarkeit und gleichzeitig doch genoss, wie er mich quälte. Seine Finger schienen zu lodern, als er die sensibelsten Stellen weiter reizte und sie in mich stieß. Ich wusste, ich musste still sein, aber ich konnte nicht mehr länger an mich halten – es war einfach zu viel. Er trieb mich mit groben Stößen seiner Finger weiter auf die Explosion zu. Leicht öffnete ich den Mund, wollte meine Lust herausstöhnen, doch anstatt dass ein Laut meine Lippen verließ, erstickte er jeden Ton mit einem heißblütigen Kuss.

Endlich vernahm ich das erlösende Geräusch der Tür und Maddox’ Griff löste sich. Die Toilette gehörte wieder uns. Als hätte ich stundenlang die Luft anhalten müssen, sackte ich laut stöhnend in seine Arme und verzog das Gesicht zu einer Maske aus Begierde.

»Das war … das war gemein von dir«, keuchte ich und versuchte, mich aufzurichten. Noch immer brannte das Feuer in meinem Körper und nun wollte ich es ihn ebenfalls spüren lassen. Mit geschickten Griffen öffnete ich seinen Gürtel, streifte die Hose und die eng anliegenden Shorts ab. Nun konnte auch er sich nicht mehr zurückhalten. Binnen Sekunden drang er in mich ein und presste mich gegen die Wand. Im nächsten Moment verlor ich den Boden unter meinen Füßen und schwang meine Beine um seinen muskulösen Körper. Sein Atem glühte auf meiner Haut. Immer weiter trieben wir uns, gezwungen, so leise wie möglich zu sein. Seine Lippen brannten auf meinen. Ich glaubte, den Verstand zu verlieren, als er mich noch ein Stück weiter anhob und den Winkel so änderte, dass er alle Punkte auf einmal mit seinem Schwanz zu treffen schien. Einige Strähnen aus meiner Frisur lösten sich und flogen wie wild um meinen Kopf. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter und biss in sein Jackett, um jeden Laut zu ersticken. Weitere Wellen der Lust umspülten uns, bis wir schließlich gemeinsam explodierten.

Blinde Begierde

Es dauerte bis zum Dessert, bis sich unsere Atmung wieder normalisiert hatte. Vielleicht war einigen Gästen unser kleiner Ausflug aufgefallen. Ich hätte es überprüfen können, wenn ich in ihre Gedanken eingedrungen wäre. Doch je stärker der Mensch war, desto mehr Kraft kostete es mich, und meinem körperlichen Zustand nach zu urteilen, war es in diesem Moment keine gute Idee.

»Ich freue mich auf unseren gemeinsamen Urlaub. Hast du schon alles gepackt?«, wollte Maddox freudestrahlend wissen, als unsere Crème brûlée flambiert wurde.

Das hatte ich beinahe vergessen. Urlaub!

Ich konnte mich gar nicht mehr erinnern, wie das war, ein paar Wochen nicht zu arbeiten. Nach der Senior High School war ich direkt auf die Akademie des Zirkels gegangen. Natürlich. Etwas anderes wäre für mich nie in Frage gekommen. Vom Waisenheim wurde ich direkt in den Zirkel geholt. Dort begann mein Leben. Alles davor gehörte nicht dazu und war kein Teil meiner Erinnerungen. Nach drei Jahren unterschrieb ich den ewigen Vertrag mit meinem Blut, der mich für immer an das Beschützen der Menschen binden sollte. Jetzt, mit vierundzwanzig Jahren, war ich Sicherheitsoffizier des Zirkels Ost. Dies bedeutete viel Arbeit und wenig Zeit für die schönen Dinge im Leben.

»Um ehrlich zu sein – eigentlich noch gar nichts. Ich werde es diese Nacht noch …«

Ein helles Piepen riss mich aus diesem Gedanken.

So ein Mist! Heute war unser freier Abend, verdammt.

Sofort holten wir unsere Handys heraus und starrten auf die Displays.

Maddox lehnte sich nach vorn, seine Stimme war gedämpft, die Stirn lag in Falten. »Ich habe ein paar Vampire, die sich in Spanish Harlem in einem Wohnblock verschanzt haben. Und du?«

Meine Finger flogen über das Display. »Eine Vilja.«

Er grunzte abfällig. »Dann hast du den mieseren Auftrag.«

Mit einem Augenaufschlag stimmte ich ihm zu und begann auf meiner Unterlippe zu kauen. Ausgerechnet eine Vilja. Ein weiblicher Nachtgeist, der irgendwann mal von einem Mann ermordet wurde und aufgrund all seines Hasses und der Schmerzen nicht sterben wollte. Bis in alle Ewigkeit würde sie nun nachts auf der Suche nach Männern sein. Meist tarnten sich diese Wesen als Hostessen, oder sie arbeiteten direkt auf dem Straßenstrich. Doch anstatt körperlicher Zuwendung würden ihre Opfer nichts anderes finden als den Tod.

Maddox hob den Finger, wies den Kellner an, dass er nun bezahlen wollte und ließ das Handy in die Innentasche seines Jacketts gleiten. »Und es war so verdammt ruhig in den letzten Monaten. Anscheinend hat deine Chefin de la Crox zu vielen Hexen Urlaub gegeben.«

Mit einem kurzen Knurren bejahte ich auch diese Aussage, während ich weiter auf dem Handy rumhackte.

»Dein Chef Myrs war anscheinend nicht besser.« Ich zwinkerte ihm zu, was seine Mundwinkel nach oben schnellen ließ.

Auf dem Display leuchteten Adresse, Gefahreneinstufung und die effektivsten Bannsprüche und Flüche zur Bekämpfung von dieser Art von Geist. Es lebe die moderne Technik!

Wie konnten meine Schwestern vor 1000 Jahren diese Kreaturen der Nacht besiegt haben, als sie diese Mittel noch nicht zur Verfügung hatten?

Händchenhaltend, wie zwei verliebte Teenager, verließen wir das Restaurant. Sofort schlug uns der beruhigende Hauch des Abends entgegen. Eigentlich viel zu warm für eine Aprilnacht, trotzdem genoss ich das hauchzarte Streicheln über meine Haut.

Maddox und ich blickten uns tief in die Augen. Für diesen einen Moment gab es keine Untoten, Magier oder Golems, die Nacht für Nacht aus den hintersten Winkeln Manhattans krochen. New York spielte sein immerwährendes Lied aus Stimmgewirr und Autohupen für uns.

»Danke für den schönen Abend«, sagte ich und streichelte dabei seinen Nacken. Maddox’ Arme umschlangen meine Hüften, sofort spürte ich, wie die Glut erneut angestachelt wurde.

Zu gern hätte ich ihn mit zu mir genommen. Wir hätten uns ein heißes Bad gegönnt und würden uns die ganze Nacht lieben. Verdammt, der Abend war ganz anders geplant gewesen!

»Es war mir ein Vergnügen«, sagte er. An seiner Stimmlage konnte ich erkennen, dass auch ihm nichts mehr widerstrebte, als jetzt zu seinem klapprigen Wagen zu gehen, Anzug gegen Uniform auszutauschen und Vampire zu jagen. Das automatische Gewehr ruhte in seinem Kofferraum, genau wie haufenweise Magazine voll magischer und konventioneller Munition.

Nur schwerlich konnten wir beide uns losreißen. Immer wieder legte er seine Lippen auf die meinen. Mit jedem Zungenschlag stocherte er weiter in der Glut, bis die Flammen erneut aufloderten. Dann nahm er meine Hand und hauchte einen Kuss auf die Innenfläche.

»Bis morgen, mein Engel.«

***

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich die aufkommende Lust heruntergekämpft hatte. Meinen Mercedes hatte ich nur eine Seitenstraße weiter geparkt. Ich öffnete den Kofferraum, nahm meine Notfalltasche heraus und blickte mich um. Kein Mensch war zu sehen. Und was noch besser war, kein Halbwesen beobachtete mich.

Als Hexe dritten Grades waren solche Aufträge leider eher die Regel, als eine Seltenheit. Wenigstens hatte ich es geschafft, innerhalb von wenigen Jahren in den dritten von sechs Rängen aufzusteigen. Und dieser spezielle sechste Grad war nur absoluten Hexen vorbehalten. Selbst die Chefin des Zirkels Ost hatte nur den fünften Grad und war damit eine überaus mächtige Hexe. Was das Umziehen in meinem SLK betraf, hatte ich schon eine gewisse Übung. Schnell tauschte ich mein atemberaubend schönes Abendkleid gegen den schwarzen Einheitsrock, die flachen Schuhe und die einfache, weiße Bluse. Kurz überlegte ich, ob ich mir den langen Umhang mit all den nützlichen Utensilien in den Innentaschen überwerfen sollte, entschied mich aber dagegen. Eine Wald- und Wiesen-Vilja sollte ich mit einem einfachen Kraftzauber außer Gefecht setzen können.

Ohne Hast steuerte ich meinen Wagen durch die engen New Yorker Häuserschluchten, bis ich die angegebenen Koordinaten erreichte. Gemeldet wurden sie von einer Hexe, die gerade ihre Ausbildung begonnen hatte und noch nicht für solche Operationen bereit war. Als ich den Mercedes zum Stehen brachte, nickte ich der jungen Hexe zu, die unterwürfig ihren Kopf senkte. Sie ließ den Motor ihres Wagens aufheulen und war innerhalb von Sekunden verschwunden. Ich ließ meinen Blick über die schlecht beleuchtete Straße schweifen.

Dort standen die beiden. Ein Mann und eine Frau. Die bleiche Haut der Frau, diese toten, riesigen Augen, alles deutete darauf hin, dass sie eine Vilja war. Die Städte waren voll mit solchen Geschöpfen. Ihr langer Rock spannte bei jedem Schritt und das schwarze, bauchfreie Top passte hervorragend zu der attraktiven Frau. Ihre schwarze Mähne war zu zwei Zöpfen geflochten, die sie über ihre Schultern warf. Sie umgarnte den Mann, streichelte seine Wangen und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund. Eine zufällige Berührung an seinem Schritt, ein Augenaufschlag, ein viel zu lautes Lachen – die typischen Merkmale einer Verführung.

Ich musste in mich hineinschmunzeln, beobachtete die Szenerie und parkte meinen Wagen etwas abseits. Zu Fuß verfolgte ich die beiden. Er trug einen Anzug, war ein sehr attraktiver, blonder Mann, der wahrscheinlich eine Freundin hatte, oder vielleicht sogar schon verheiratet war und sich ein wenig Abwechslung vom Eheleben versprach. Leider war er nicht an eine der unzähligen New Yorker Prostituierten geraten, sondern ausgerechnet an sie – einen Nachtgeist, der sich von den Seelen der Menschen ernährte. Nach dieser Nacht würde er nie wieder fremdgehen, dessen war ich mir sicher.

Händchen haltend schlenderten die beiden durch die Nacht. Der Mond zauberte sein trübes Licht auf die Straße, als sie innehielten und in ein exklusives Wohnhaus schritten. Der rote Backstein war gerade erneuert worden und ein eleganter Portier, daneben zwei Securitymänner, öffnete den beiden die Tür.

Ich runzelte die Stirn, wartete, bis die beiden eingetreten waren und pfiff schließlich anerkennend. Nur weil man nicht mehr lebte, hieß das nicht, dass man keinen Stil besaß. Wie oft musste die Vilja schon mit fremden Männern diese Wohnung betreten haben? Bestimmt waren ihre Seelen nicht das Einzige, was sie von den gut betuchten Freiern nahm. Ob der Portier sich nie gewundert hatte, warum sie niemals die Wohnung verließen?

In Gedanken machte ich mir eine Notiz, ihn ebenfalls mal überprüfen zu lassen, als ich an dem dicklichen Mann mit den roten Wangen vorbeischritt und ihn höflich anlächelte. Leider machte er keine Anstalten, mir die Tür zu öffnen.

»Sie wünschen?« Seine Stimme war freundlich, aber bestimmt. Natürlich – er kannte die Bewohner.

Ich versuchte, Unschuld in meinen Blick zu legen. »Meine Freundin hat mich angerufen, einer unserer Klienten wünscht eine Doppelbehandlung.«

Einen Herzschlag lang konnte ich sehen, wie sein Kopf arbeitete, dann erhellte sich seine Miene und er verstand. Sofort hielt er mir die Tür auf und deutete eine Verbeugung an. »Dritter Stock. Ich wünsche bestes Gelingen.«

Das Wohnhaus strotzte nur so vor Exklusivität. Alte Gemälde, traumhafte Sitzgelegenheiten und verspielte Wandteppiche präsentierten sich meinem Auge. Ich fuhr direkt in den dritten Stock, entschied mich für die linke der beiden Türen und legte mein Ohr an das Holz. Erneut drang das schrille Lachen der Schönheit an mich heran. Es war definitiv die richtige Tür. Dann entfernte das Lachen sich. Sie mussten nun im Schlafzimmer sein. Mit einem Entriegelungszauber, den man bereits im ersten Jahr lernte, öffnete ich die Tür und trat auf den weißen Teppich. Stöhnende Geräusche wurden durch die weitläufige Wohnung getragen. Ich hielt den Atem an, während ich mich den beiden näherte. Ein kurzer Blick in das Schlafzimmer genügte, um die Situation richtig einzuordnen. Die Gliedmaßen des Mannes waren mit mehreren Seilen gefesselt und an alle vier Bettpfosten geknotet. Er war gut gebaut, hatte einige wenige Narben auf der Brust und sein kurzes, blondes Haar wurde mit Gel in Form gehalten. Obwohl seine Hand- und Fußgelenke schmerzen mussten, brannte in seinen Augen ein unendliches Verlangen, als die Schönheit ihr Top abstreifte. Sie wiegte sich in einer Melodie, die nur sie hören konnte, ihr Busen wippte mit jeder Bewegung. Als sie sich über ihn lehnte, hatte sein Penis bereits die volle Größe erreicht. Rötlich schimmerte die Eichel im fahlen Licht der abgedunkelten Lampen, während ihre Knospen über seine Brust streichelten. Sie deutete einen Kuss an, zog den Kopf jedoch immer wieder zurück. Dann leckte sie über seine Lippen, zog ihn an den Haaren zurück und drückte ihr Becken auf seine Taille. Ich konnte den schwarzen Slip unter ihrem Rock blitzen sehen. Einer Katze gleich richtete sie sich auf. Die Gier des Mannes wuchs mit jeder Sekunde, als sie den Reißverschluss ihres Rockes öffnete und ihn langsam runtergleiten ließ. Sie thronte nun über dem Mann, nur bekleidet mit Slip und den schwarzen Stiefeln. Mit wissendem Lächeln schmiegte sie sich an seinen Körper, streichelte seine Haare und drückte einen Kuss auf seine Wangen, während ihre Stiefel über seinen Penis rieben. Ein lustvolles Seufzen entrang sich seiner Kehle. Auch ich bemerkte, wie mir ihr Spiel gefiel und machte mir eine weitere Gedankennotiz – diesmal allerdings privater Natur.

Dann fasste die Schönheit sein Gesicht mit beiden Händen, küsste ihn tief und holte anschließend eine Mundfessel aus dem Nachttisch. Sie drückte den Ball zwischen seine Lippen, und zog das Lederband hinter seinem Kopf fest.

»Entspann dich«, flüsterte sie verführerisch, während ihre Hand herabglitt. Die Finger streichelten über die empfindliche Eichel, es waren leichte Bewegungen um den Schaft, um ihn weiter zu reizen. Erbarmungslos streichelte sie das dünne Bändchen, flüsterte ihm dabei Worte ins Ohr, die zu leise gehaucht waren, als dass ich sie hätte verstehen können. Immer wenn der Mann sein Becken durchdrückte, stoppte sie und wartete, bis er sich beruhigt hatte. Dann begann die Tortur von Neuem. Ihre Fingernägel kratzten über seine Brust, die Seiten seines Körpers, die Innenschenkel, bis sie wieder seinen Penis erreicht hatten.

Sie war talentiert – ohne Frage. Warum mit den Männern um ihre Seele kämpfen, wenn diese sie freiwillig hergaben … Geschickte kleine Vilja. Aber es dauerte auch einige Zeit, bis sie die Seele, seinen Willen, ja die gesamte Lebenskraft aus ihm herausgezogen hatte. Und wann konnte man das besser, als wenn das Opfer wehrlos vor einem lag.

Gerade, als ich diesen Gedanken beendet hatte, setzte sie sich auf ihn, legte die Hände flach auf seine Brust und begann in einer zischenden Sprache mit dem Ritual. Ihre Augen waren geschlossen, die beiden Zöpfe wiegten in leichten Bewegungen vor ihrem üppigen Busen. Es dauerte interessanterweise nur ein paar Wimpernschläge, bis der Mann erkannt hatte, dass etwas nicht stimmte. Sein Körper wand sich, jeder Muskel spannte, als er versuchte, sie von sich zu stoßen. Doch es war zwecklos. Die Fesseln waren so eng, dass er keinen Zentimeter gewann und durch ein paar wippende Bewegungen war die Vilja nicht von ihrem Vorhaben abzubringen. Die gezischte Sprache wurde lauter, sie war nun tief in Trance – der Augenblick, auf den ich gewartet hatte. Doch als ich auf die Vilja zuschritt, in meiner rechten Hand formte ich bereits eine Druckwelle, passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Eine leichte Erschütterung durchzog den Raum, ich ging in die Knie, beobachtete, wie eine Vase einige Zoll vom Boden abhob und auf die Vilja geschleudert wurde. Das Porzellan zerbrach an ihrer Schulter, sie hielt kurz inne, machte dann jedoch mit dem Ritual weiter, bis die Erschütterung des Raumes schließlich nachließ, genau wie das Zappeln des Mannes. Ich erhob mich wieder und blickte zu meinem Entsetzen in die geöffneten Augen der Frau. Sie verstummte augenblicklich und schoss auf mich zu. Noch bevor ich die Druckwelle schleudern konnte, hatte sie mich erreicht. Ihr Tritt saß genau in meiner Magengrube. Ein dumpfer Schmerz presste mir die Luft aus den Lungen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ging ich in die Knie. Ich spürte, wie sie meine Haare ergriff und meinen Kopf gegen die Wand schleuderte. Meine Kopfhaut schien zu brennen. Wieder ein dumpfer Schmerz. Ihre helle Stimme schrie Flüche, als sie mein Gesicht erneut gegen die Wand donnern wollte. Doch diesmal stützte ich mich ab und kämpfte den Schmerz in meinem Kopf herunter. Ich legte so viel Energie in die Druckwelle, wie ich nur konnte.

»Robur!«

Sofort wurde die Schönheit auf die andere Seite des Raumes geschleudert. Es dauerte keine Sekunde, da war sie wieder auf den Beinen und starrte mich aus hasserfüllten Augen an. Dies war keine Wald- und Wiesen-Vilja. Sie war mächtig und hatte sich bereits viele Seelen einverleibt. Wieder schoss sie auf mich zu. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit holte sie aus, doch diesmal konnte ich mich wegducken. Eine weitere Druckwelle schleuderte sie an die Decke – und wieder stand sie auf. Ohne auch nur einen Kratzer an ihrem bleichen Körper zu haben, hechtete sie zum Nachttisch. Ich erkannte den Lauf der Pistole zu spät, um noch einen Schutzschild zu formen. Es kostete mich beinahe alle Kraft, um die Patronen abzuwehren. Die Querschläger pfiffen durch den Raum. Sie verschoss ihr ganzes Magazin und als ich das erlösende Klicken hörte, versagten meine Beine ihren Dienst. So würde ich diesen Kampf verlieren und sie hatte die Möglichkeit, sich heute Nacht noch zwei neue Seelen einverleiben zu können. Ihr Blick brannte auf mir, als sie mit langen Schritten auf mich zu stampfte. In letzter Sekunde bekam ich einen Bilderrahmen in die Hand und schlug ihn gegen ihren Kopf. Sie taumelte und verdrehte die Augen. Ich konzentrierte mich noch einmal, legte all die mir verbliebene Energie in den Kraftzauber und zog diesem Geist alle Macht aus dem Körper. Sie schrie, wand sich, klappte schließlich zusammen, als der Zauber meine Finger verließ und sich weißlich über ihren Körper legte. Noch einige Sekunden hielt ich die Magie aufrecht, ging ein paar Schritte auf sie zu.

Auf einmal wurde ihr Blick fest.

»Es wird kommen«, zischte sie mit hoher Stimme. »Es rumort bereits, es brodelt.«

Ich konnte nicht glauben, dass jetzt noch Worte ihren Mund verließen. Angestrengt verstärkte ich den Zauber und die weißen Strahlen aus meinen Fingern wurden breiter.

Doch sie lachte nur. »Eine neue Macht wird sich erheben. Die Welle baut sich bald schon auf, türmt sich langsam zu einer Woge, die alles Gekannte wegspülen wird!« Ein schmerzdurchzogenes Lachen folgte. Wieder verstärkte ich den Zauber, stand nun über ihr, meine Zähne mahlten aufeinander.

»Die Umwälzung wird kommen. Bald ist es so weit. Bald!«