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Action-Spannung mit Gänsehaut-Garantie: Die Mystery-Saga »Die Hexerin« von Jason Dark, dem deutschen »King of Horror«, als eBook-Sammelband bei dotbooks. Wenn das Grauen durch die Straßen Londons streift … Sie ist schön, geheimnisvoll – und eine tödliche Gefahr für jeden Menschen, der sich in ihre Nähe wagt: Seit Doriana Gray vor langer Zeit von einem Vampir gebissen wurde, fristet sie ein Dasein als Untote, die das Verlangen nach warmem Blut zur Mörderin macht. Doch Doriana ist nicht wie die anderen Kreaturen der Dunkelheit, denn sie hat immer schon magische Kräfte besessen. Trotzdem ist es ihr bisher nicht gelungen, den blutroten Fluch zu brechen, der auf ihr lastet. Wird Sonderermittler Mason Flint von der britischen Polizei ihr nächstes Opfer – oder ihr Verbündeter in ihrem immer grausamer werdenden Kampf gegen das Schicksal? Wie kein anderer deutscher Autor versteht es Jason Dark, auf mitreißende Art Horror, Mystery und Urban Fantasy zu einem ebenso dunklen wie actiongeladenen Lesevergnügen zu verschmelzen! Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Sammelband der Serie »Die Hexerin« von Jason Dark mit den Einzelbänden »Dunkle Geheimnisse«, »Vampirjagd« und »Tür ins gestern«. Wer liest, hat mehr vom Leben! dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 842
Über dieses Buch:
Wenn das Grauen durch die Straßen Londons streift … Sie ist schön, geheimnisvoll – und eine tödliche Gefahr für jeden Menschen, der sich in ihre Nähe wagt: Seit Doriana Gray vor langer Zeit von einem Vampir gebissen wurde, fristet sie ein Dasein als Untote, die das Verlangen nach warmem Blut zur Mörderin macht. Doch Doriana ist nicht wie die anderen Kreaturen der Dunkelheit, denn sie hat immer schon magische Kräfte besessen. Trotzdem ist es ihr bisher nicht gelungen, den blutroten Fluch zu brechen, der auf ihr lastet. Wird Sonderermittler Mason Flint von der britischen Polizei ihr nächstes Opfer – oder ihr Verbündeter in ihrem immer grausamer werdenden Kampf gegen das Schicksal?
Über den Autor:
Unter dem Pseudonym Jason Dark veröffentlicht Helmut Rellergerd, geboren 1945, seit den 1970er Jahren erfolgreich Mystery- und Horrorromane. Heute gehört er zu den meistgelesenen Autoren Deutschlands, der von jeder Lesergeneration neu entdeckt wird. Er lebt in Bergisch Gladbach.
Bei dotbooks erschienen die folgenden Jason-Dark-Romane: »Aufstand der Vampire«, »Der schwarze Engel«, »Arena der Schlangen«, »Das Hotel der Toten«, »Bei Vollmond holt Dich der Vampir«, »Die Teufelsklause« und »Ihr Mann, der Zombie«.
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Sammelband-Originalausgabe Juli 2019
»Die Hexerin – Dunkle Geheimnisse« erschien erstmals 2008 bei MIRA® TASCHENBÜCHER in der Cora Verlag GmbH & Co. KG, Valentinskamp 24, 20350 Hamburg unter dem Titel »Die Hexerin«. Copyright © der Originalausgabe 2008 by Helmut Rellergerd; Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München.
»Die Hexerin – Vampirjagd« erschien erstmals 2008 bei MIRA® TASCHENBÜCHER in der Cora Verlag GmbH & Co. KG, Valentinskamp 24, 20350 Hamburg. Copyright © der Originalausgabe 2008 by Helmut Rellergerd; Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München.
»Die Hexerin – Tür ins Gestern« erschien erstmals 2008 bei MIRA® TASCHENBÜCHER in der Cora Verlag GmbH & Co. KG, Valentinskamp 24, 20350 Hamburg. Copyright © der Originalausgabe 2008 by Helmut Rellergerd; Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München.
Die Veröffentlichung dieses Werkes erfolgt auf Vermittlung der Autoren- und Verlagsagentur Peter Molden, Köln
Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2019 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: dotbooks GmbH, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von Adobe Stock/FlexDreams
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)
ISBN 978-3-96148-913-8
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Jason Dark
Die Hexerin
Drei Romane in einem eBook
dotbooks.
Fünf Leichen, fünf Rätsel für die Londoner Polizei: Wer hat die Männer mit silbernen Nadeln, in die Planeten eingraviert sind, getötet? Was sind das für merkwürdige Wundmale an ihren Hälsen – und wieso hat der Killer ihnen jeden Tropfen Blut genommen? Sonderermittler Mason Flint weigert sich, an die naheliegende Erklärung zu glauben – denn Vampire, da ist er sicher, existieren nur in düsteren Märchen. Seine Ermittlungen führen ihn schnell zu einer geheimnisvollen Frau. Flint fühlt sich wie magisch von der attraktiven Doriana Gray angezogen. Er hat keine Ahnung, welche Geheimnisse sie hütet. Dass seit langer Zeit ein blutroter Fluch auf ihr lastet. Und dass er dabei ist, sich in tödliche Gefahr zu bringen …
Vergangenheit
Feuer beleuchtete die grausame Szene, deren Hintergrund der dunkle Wald bildete. Aus ihm hatten die Soldaten zwei Stämme junger Bäume geholt, um daraus ein großes X zu nageln, das im Mittelpunkt der Feuer stand.
Daran war eine Frau gefesselt; die Kleider hatte man ihr vom Leib gerissen, und auf ihrem Fleisch zeigten sich die Spuren unsäglicher Folter.
Dennoch hatte Mother Shipton, die Hexenmeisterin, keinen Laut von sich gegeben. Sie hatte alle Qualen stumm erduldet. Nur ab und zu hatte es um ihren Mund herum gezuckt; das war alles gewesen.
Ihre Häscher waren enttäuscht. Endlich hatten sie es geschafft, eine Hexe zu stellen, die zudem noch großen Einfluss und gewaltige Macht hatte, doch zum Sprechen bringen ließ sie sich nicht.
Sie schwieg.
Sie gab nichts zu.
Sie hatte sogar gelächelt.
Der Anführer der Gruppe, ein Vertreter des Bischofs, hatte schließlich mit hochrotem Kopf befohlen: »Tötet sie! Vernichtet sie! Sorgt dafür, dass ihre verfluchte Seele vom Teufel gefressen wird!«
Auf diese Worte hatten die Männer nur gewartet. Mit ihren Bögen und den angelegten Pfeilen zielten sie auf den zerschundenen Körper, in dem sowieso kaum mehr Leben steckte.
Sie schossen!
Mother Shipton wurde von Pfeilen regelrecht gespickt, aber erst der letzte der sechs Pfeile tötete sie, indem er sich durch ihr rechtes Auge ins Gehirn bohrte.
Und doch war es damit nicht vorbei ...
Die Soldaten hatten ihre Waffen kaum gesenkt, als plötzlich ein Donner krachte, und über dem Kreuz erschien eine düstere Wolke, aus der ein feinstoffliches, hell strahlendes Wesen auf die Leiche der Hexe zuwirbelte.
Es leuchtete und hob sich damit deutlich von der dunklen Wolke ab, senkte sich auf das Kreuz mit der Leiche der Hexe hinab und verharrte knapp darüber. Es wies menschliche Formen auf, aber ansonsten war nichts zu erkennen, denn die Konturen des geisterhaften Wesens verwischten, waren wie Nebel, eine phosphoreszierende, nur annähernd menschliche Gestalt.
Im nächsten Moment löste sich aus der Wolke auch ein dunkles Schattenwesen, ebenfalls mit menschlichen Formen, aber ansonsten ebenso konturlos wie das hell strahlende, und griff das Lichtwesen an, das herumwirbelte und sich sofort zur Wehr setzte.
Die Menschen waren entsetzt. Grauen griff nach ihren Herzen. Sie waren kaum in der Lage, sich zu rühren, während die beiden Geisterwesen miteinander kämpften. Sie schlugen aufeinander ein, umklammerten sich, schienen sogar aufeinander einzubeißen.
Der Kampf war heftig, dafür aber lautlos und kurz. Dann waren die beiden Geisterwesen plötzlich weg, hatten sich blitzschnell aufgelöst, sich verflüchtigt, das helle Wesen ebenso wie das dunkle. Nur der Geruch von Schwefel hing noch in der Luft.
Auch die Wolke löste sich auf, wie Morgennebel im warmen Licht der Sonne.
Die Soldaten schauten sich ängstlich an, und einer murmelte schließlich: »Was war das?«
»Ein Engel«, sagte mit leiser Stimme der Hexenjäger, der sie anführte.
»Und das andere?«
»Ein Dämon.«
»Aber ... warum?«, stammelte ein anderer Soldat. »Warum beide – Engel und Dämon? Und wer hat gewonnen?«
Der Inquisitor stieß wütend die Faust durch die Luft. »Fragt nicht so viel. Nehmt es hin und freut euch, dass es eine weniger von diesen verdammten Hexen gibt!«
***
Gegenwart
Er spürte Dreck zwischen den Zähnen und wünschte sich, es wäre Blut. Er kaute auf weichen Holzresten und Blattwerk, wobei er sich vorstellte, die blutigen Hautfetzen eines Menschen im Mund zu haben. Er drehte den Kopf, spie alles aus und setzte sich schwerfällig auf.
Die Dunkelheit der Nacht hatte den Tag längst abgelöst. In sein Versteck nahe der alten Weide, deren Wurzelwerk beim letzten Sturm halb aus der Erde gerissen worden war, drang kaum ein Lichtschimmer. Ganz in der Nähe, auf dem Grosvenor Place, herrschte reger Verkehr, auch während der Nacht. Er war praktisch die Nahtstelle zwischen dem Hyde Park und dem St. James's Park. Licht und Schatten wechselten sich ab.
Er liebte die Schatten. Mit langsamen Bewegungen kroch er vor, bis er den Stamm erreichte, und richtete sich daran auf. Er lehnte sich dagegen, als wäre er müde und völlig fertig.
Aber müde war er nicht. Er war nicht einmal mehr ein richtiger Mensch. Wenn Menschen Durst verspürten, dann tranken sie Wasser, Bier, Wein oder sonst irgendwas. Ihm aber stand der Sinn nach etwas anderem.
Blut!
Schon der Gedanke an den Lebenssaft der Menschen erregte ihn. Aber es war nicht eine freudige Erregung, es zerriss ihn beinahe, trübte seinen Verstand und war wie ein schmerzhafter Zwang, dem er sich nicht entziehen konnte.
Er spürte auch die Zähne in seinem Oberkiefer. Dort waren die Eckzähne angewachsen, waren lang und spitz geworden.
Der Zwang, die Gier nach Menschenblut wurde übermächtig. Er drehte sich und schlug mit beiden Fäusten gegen den Stamm des Baumes und riss den Mund auf, als wollte er seine Zähne in die Rinde hacken.
Er wollte Blut. Er brauchte Blut. Er musste Blut haben.
Dann verwandelte sich die Gier, und aus seiner Raserei wurde eine Art Lethargie, die er als richtiger Mensch nicht gekannt hatte.
Er sank auf die Knie, und seine Hände fuhren dabei an der Rinde entlang, seine Fingernägel kratzten wie Krallen über den Baumstamm, nur spürte er davon nichts.
Wie weggeworfen lag er über dem aus der Erde gequollenen Wurzelwerk. Er stöhnte, und er dachte darüber nach, wie er zum Blutsauger geworden war.
Es war noch nicht lange her ...
Die Lady war eine Augenweide, und sie war allein!
Sie stand nahe einer Laterne, eine Zigarette zwischen den blutrot geschminkten Lippen, und ab und zu glühte der Glimmstängel auf, wenn sie daran saugte.
Die Haltestelle lag recht einsam in der Nähe des Parks. Schwaden aus Feuchtigkeit zogen träge durch die Baumreihe und wehten hoch bis zu den Gipfeln. Doch auch über den Boden kroch der Nebel und wallte um die schlanken Beine der Lady, die Mike Rymer bereits eine Weile aus seiner sicheren Deckung heraus beobachtete.
Die vierte Morgenstunde war bereits angebrochen. Da lag selbst eine Riesenstadt wie London im Schlummer, um sich ein wenig zu erholen und auf den neuen Tag vorzubereiten.
Rymer hatte allein einen kleinen Zug durch die Gemeinde gemacht. Das brauchte er hin und wieder.
Er wohnte nicht weit entfernt, hatte sich in der Nähe einige Whiskys gegönnt und war anschließend durch die Nacht gestreunt. Den Plan, noch eine Braut aufzureißen, hatte er bereits fallen gelassen. Dann hatte er diese heiße Lady erspäht.
Möglicherweise war die Nacht doch noch nicht vorbei. Er war einsam, sie war es ebenfalls, und vielleicht wollte sie ein wenig Spaß haben. Wobei Rymer überlegte, ob sie vielleicht nicht auch eine Nutte war, denn der Lackmantel, den sie trug, hatte irgendwie etwas Verdorbenes an sich. Wenn er mit seiner Vermutung richtiglag, dann hatte sie bestimmt Feierabend gemacht, denn in dieser Gegend würde sie sicherlich nicht auf einen Kunden treffen, erst recht nicht um diese Uhrzeit.
Als Kunde sah sich Mike Rymer allerdings nicht an. Er wollte seinen Spaß haben, nur wollte er nicht dafür bezahlen. Er meinte, so etwas nicht nötig zu haben.
Sie hatte ihn offenbar noch nicht gesehen. Nun, er würde sie ansprechen und schauen, was dabei rumkam.
Die Haltestelle hatte ein Wartehäuschen: vier Metallpfosten, die ein Dach stützten, darunter eine Bank.
Als hätte die Frau seine Gedanken gelesen, setzte sie sich in Bewegung und trat in den Schutz des Wartehäuschens. Daraufhin sah er sie nicht mehr so gut wie zuvor, obwohl das Licht der Laterne sie trotzdem noch erreichte.
Rymer holte tief Luft. Gleich mehrmals atmete er ein. Er wollte herausfinden, wie weit er gehen konnte.
Sie stand nur wenige Schritte entfernt, und er ging so, dass sie ihn erst im letzten Augenblick sah, als er schon fast vor ihr stand.
Sie schaute ihn an, doch ihr Blick zeigte keinerlei Überraschung.
Selbst bei den schlechten Lichtverhältnissen stellte er fest, dass ihre Augen sehr dunkel waren. Sie kamen ihm vor wie schwarz polierte Perlen. Sie war eine wahre Schönheit, auch wenn ihr Gesicht sehr blass wirkte.
Dennoch – für so eine Frau beging man mehr als eine Sünde.
Aber ihre Haltung sorgte auch dafür, dass etwas von seiner überheblichen Selbstsicherheit zusammenfiel. Auf einmal fühlte er sich irgendwie hilflos. Er stand auf der Stelle wie ein dummer Junge, und es hätte nur noch gefehlt, dass er bis über beide Ohren rot geworden wäre.
»Hi«, sagte sie nur. Ihre beiden Hände steckten in den Taschen des Lackmantels, auf dessen Außenschicht die Wassertropfen wie Tränen glänzten.
Mike Rymer spürte das Eis in seinem Innern brechen. Er schaffte ein Lächeln, dann nickte er ihr kurz zu und fragte: »Auch allein?«
»Siehst du das nicht?«
»Ja, war 'ne blöde Frage.«
»Was willst du?«
Er kam noch einen Schritt näher. Erst da wehte ihm ihr Parfüm in die Nase. Es war ein Duft, der ihm nicht gefiel, vielleicht eine Spur zu schwer oder zu süßlich.
»Wir beide brauchen in dieser Nacht nicht allein zu bleiben«, sagte er.
Da war keine Regung in ihrer Miene zu erkennen, als sie sagte: »Schlag was vor!«
Rymer schluckte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schnell zur Sache kommen würde, und er überlegte wieder, ob sie vielleicht doch eine Professionelle war. Wenn das zutraf, dann war sie nicht irgendeine billige Straßennutte, sondern ein spitzenmäßiges Callgirl, das stand für ihn fest.
»Ich ... ähm ... wohne nicht weit von hier.«
»Wie schön für dich.«
»Wir könnten ...«
»Zu dir, meinst du?«
»Klar, das ist ...«
Wieder wurde er unterbrochen. Diesmal durch ein Kopfschütteln. »Lieber nicht.«
»Hast du Angst?«
Da lachte sie auf, legte dabei den Kopf in den Nacken und lehnte den Oberkörper zurück, sodass sich der Lack ihres Mantels über den Brüsten spannte.
»Angst?«, höhnte sie. »Wovor sollte ich Angst haben? Nein, ich habe keine Angst.«
»Was ist denn daran so ...«
»Es dauert mir zu lange.«
»Wie?« Nun wurde er doch rot im Gesicht.
»Hast du mich nicht verstanden? Es dauert mir zu lange. Du willst mich bumsen, das sehe ich dir an. Okay, das kannst du haben. Nur habe ich keinen Bock auf irgendwelche Vorspiele. Ich bin ebenfalls heiß, verstehst du?«
Ihm blieb die Spucke weg. »Ja, ja, aber ...«
»Wir können es gleich hier machen.«
Rymer schluckte. Bei allem, was er sich vorgestellt hatte, mit diesem Vorschlag hätte er nicht gerechnet. »Du meinst ... hier?«
»Wo sonst? Wir haben hier Platz. Und wir sind hier allein.« Und nach diesen Worten öffnete sie ihren Mantel. Sie zog ihn nur langsam nach unten und erinnerte dabei an eine Stripteasetänzerin, die es besonders spannend machen wollte.
Rymer bekam Stielaugen.
Die Frau trug nichts unter dem Mantel.
Sein Blick saugte sich an ihren Brüsten fest, dann glitten sie zu dem Dreieck zwischen ihren Schenkeln, das ihn zu locken schien.
»Oh Scheiße ...«, flüsterte er.
»Was denn? Willst du nicht?«
»Doch, doch«, sagte er hastig. »Nur ... Es geht mir etwas schnell. Da... da... Ich meine, damit muss ich erst mal zurechtkommen.«
»Ich will nicht so lange warten. Ich brauche dich – jetzt, verstehst du? Ich brauche dich ganz dringend. Wir werden es hier miteinander treiben, okay?«
»Aber ...«
Die weiteren Worte blieben ihm im Hals stecken, und bevor er sich versah, war sie bei ihm. Es kam ihm vor, als hätte ihn eine Tigerin angesprungen, und alles, was folgte, erinnerte ebenfalls an ein Raubtier.
Kaum hatte sie ihn erreicht, rammte sie ihm das Knie genau zwischen die Beine. Er riss den Mund auf, um zu schreien. Es klappte nicht. Es wurde nur ein Ächzen daraus, während die Schmerzwellen durch seinen Körper bis in den Kopf jagten und ihm die Tränen in die Augen trieben.
Er wurde zur Seite geschleudert, auf das Häuschen der Wartestelle zu, dann erhielt er einen weiteren Stoß und landete auf der Sitzbank. Die Frau mit dem offenen Mantel packte ihn erneut, hielt ihn fest, damit er nicht zu Boden rutschte.
Genau in diese Lage hatte sie ihn bringen wollen. Sie hielt ihn mit hartem Griff, während Mike Rymer nicht wusste, wie ihm geschah. Es war einfach nur schlimm und schrecklich, was er durchmachte. Sein Unterleib schien in Flammen zu stehen. In seinem Kopf gab es keinen klaren Gedanken mehr. Die Welt war aus den Fugen geraten.
Rymer hörte sie knurren. Ein Laut, der auch von einem Tier hätte stammen können. Zwei Hände packten erneut zu und rissen seinen Kopf zur rechten Seite.
Er hielt die Augen weit offen, ohne wirklich etwas zu sehen. Er konnte nur Geräusche vernehmen, und was da an seine Ohren drang, gefiel ihm nicht. Das war alles viel zu fremd.
Er kam sich in diesen fürchterlichen Sekunden nicht mehr wie ein Mensch vor. Er war zu einem Gegenstand geworden, mit dem man machen konnte, was man wollte.
Dann konnte er wieder etwas besser sehen, und er schaute direkt in ihr Gesicht, das dicht über dem seinen schwebte.
Es war ebenmäßig geschnitten und wurde von einer schwarzen wilden Haarflut umrahmt. Sein Blick saugte sich förmlich an ihrem Mund fest. Die Lippen waren so rot geschminkt, dass ihn der Mund an eine klaffende Wunde erinnerte.
Aber nicht darüber erschrak er, sondern über die spitzen Eckzähne, die in dieser roten Wunde elfenbeinfarben aufblitzten.
Vampir!
Dieser eine Begriff raste durch seinen Kopf. Die Frau war kein normaler Mensch, wenn überhaupt. Sie war eine Blutsaugerin. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie ernährte sich vom Blut der Menschen.
Und nun wollte sie an seines heran!
Ihre Eckzähne wirkten wie kleine Dolche und waren so spitz, dass sie sich mit Leichtigkeit in sein Fleisch bohren konnten.
»Ich allein bestimme, wie die Party läuft«, knurrte sie, »und kein anderer, mein Freund!«
»Bitte, ich ...«
Sie schlug ihm ins Gesicht, so hart, dass ihm Blut aus den Nasenlöchern floss, was die Frau mit einem wohligen Laut quittierte; es erinnerte an das Gurren einer Taube.
Das Gesicht ruckte tiefer. Die Zunge fuhr zwischen den Lippen hervor, und die Wiedergängerin schleckte ihm das Blut aus dem Gesicht. Es war widerlich, ekelerregend!
Mike Rymer wunderte sich darüber, dass er trotz seiner schlimmen Lage und der Schmerzen noch denken konnte, und unternahm einen letzten Versuch, sein Leben zu retten. Er wollte sie von sich stemmen. Aber es war nicht zu schaffen. Die Frau klammerte sich an ihm fest und lachte vor bösartiger Freude.
»Bald ist es vorbei«, flüsterte sie. »Bald bist du erlöst. Es ist das letzte Mal, dass du Schmerzen spürst.«
Er hatte keine Kraft mehr, konnte sich nicht mehr wehren und sah nur noch den Mund, der so weit aufgerissen war, dass er die grauenvollen Blutzähne in aller Deutlichkeit sehen konnte.
Ihr Kopf näherte sich seinem Hals.
Dann biss sie zu!
Er spürte, wie die Zähne in sein Fleisch eindrangen, und sie erwischten genau die richtige Stelle, rissen die Halsschlagader auf.
Die Vampirin hatte Routine, sie ließ sein Blut sprudeln und fing es in ihrem Mund auf, um es zu schlucken, wobei sie schlürfende Laute von sich gab.
Da trank kein Mensch, sondern ein Tier. Sie war wie irre, wie kurz vor dem Verdursten, und sie trank voller Gier, um endlich satt zu werden.
Als sie danach ihren Kopf und Oberkörper wieder anhob, schienen sich die roten Lippen um das Doppelte vergrößert zu haben – eine Täuschung, weil die untere Gesichtshälfte blutverschmiert war.
Dann schaute sie nach unten.
Auf der schmalen Sitzbank lag eine fahle Leiche. Ihr Kopf war ungewöhnlich verrenkt, und in den Augen war kein Leben mehr auszumachen.
Wenige Minuten zuvor war Mike Rymer noch ein Mensch gewesen, nun erinnerte er nur noch an eine Puppe, die sich aus eigener Kraft nicht mehr bewegen konnte.
So gut wie möglich wischte sich die Vampirin Kinn und Mund sauber. Das Blut klebte daraufhin auf ihrem Handrücken, den sie ableckte. Erst als nichts mehr zu sehen war, gab sie sich zufrieden.
Sie erhob sich mit einer stolz anmutenden Bewegung und schaute erneut auf den Leblosen nieder, wie eine Königin auf ihren Leibeigenen.
Doch sie wollte ihr Opfer nicht auf der Wartebank liegen lassen. Mit einer Hand hob sie es lässig in die Höhe und bewies damit, welch eine Kraft in ihr steckte.
Bevor sie das Wartehaus verließ, warf sie einen Blick in beide Richtungen. Die Luft war rein. Niemand sah zu, wie sie ihr Opfer aus dem Wartehäuschen zerrte und es sich dann mit einer lässigen Bewegung über die Schulter warf.
Schnell verschwand sie mit ihrem Opfer im nahen Park, um dort ein gutes Versteck für die Leiche zu finden. Dort musste es dunkel sein. Es würde seine Zeit dauern, bis er ebenfalls zu einer Kreatur der Nacht geworden war.
Erst in der folgenden Nacht würde er wieder neu erwachen ...
***
Mike Rymer erwachte wie aus einem Wachtraum, in dem er noch einmal erlebt hatte, wie er zum Blutsauger geworden war. Er war froh, wieder denken zu können. Er konnte aufstehen, sich auf seinen eigenen Füßen bewegen. Wie ein normaler Mensch. Doch genau das war er nicht mehr.
Er war gestorben. Und neu geboren worden. Und zwar als untote Kreatur. In ihm steckte der Keim des Bösen, und der hatte alle Gefühle ausgelöscht.
Bis auf ein einziges ...
Die Gier nach Blut!
Nur durch das Blut der Menschen konnte er existieren. Und wenn er nicht bald welches zu trinken bekam, würde er durchdrehen. Gleichzeitig aber wusste er, dass er nur in der Nacht auf die Jagd gehen konnte, denn die Sonne war sein Feind.
Die Nacht aber war seine Zeit ...
Tief hingen die Zweige des Baumes nach unten und nahmen ihm einen Teil der Sicht. Er musste sich seine Nahrung holen, und das war frisches, warmes, dampfendes Blut, Menschenblut.
Er trat nach vorne. Über den Rasen würde er sich nahezu lautlos fortbewegen können, denn das Gras dämpfte seine Tritte. Nur ging er davon aus, dass er um diese frühe Morgenstunde und bei diesem feuchten Wetter hier im Park keine Beute finden würde. Er musste also in eine etwas belebtere Gegend, wo Menschen herumliefen, die er anfallen konnte.
Er lief einige Schritte, hielt dann aber an und bohrte den Blick in die Dunkelheit, um nach irgendwelchen Bewegungen Ausschau zu halten. Vielleicht hatte er ja Glück, und irgendein Nachtschwärmer hatte sich doch noch in den Park verirrt.
Nein, da war nichts. Nicht mal ein Tier huschte über den Rasen hinweg. Auf dem Grosvenor Place sah er die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos wie verschwommene Luftballons in der Finsternis leuchten. Dort lag sein Ziel. Dort wollte und musste er hin, um sich zu sättigen.
Er setzte sich wieder in Bewegung und lief diesmal schneller. Er freute sich und stieß ein heiser klingendes Fauchen aus.
Auf einmal geschah es, völlig unerwartet!
Von der Seite her huschte etwas auf ihn zu. Er registrierte nur einen Schatten, aber auch ein Aufblitzen.
Der blitzende Gegenstand rammte nach vorn und traf genau das anvisierte Ziel.
Es war die linke Brustseite des Vampirs, und so drang das silberne Etwas tief in sein Herz.
Rymer richtete sich auf, und für einen Moment stand er auf den Zehenspitzen.
Dann kam der Schmerz!
Er war nicht zu beschreiben. Sein Inneres wurde von einer Lohe erfasst, die alles in Brand zu setzen schien. Mike Rymer brach in die Knie, verharrte aber nur sehr kurz in dieser Stellung, dann kippte er nach hinten und fiel schwer auf den Rücken.
Er war tot.
Endgültig tot!
Es würde für ihn keine Rückkehr in die Welt der Lebenden mehr geben, egal, in welcher Existenzform auch immer.
Sein Mörder stand neben ihm. Kalte Augen schauten zufrieden auf den vernichteten Blutsauger. Und die Person, der diese Augen gehörten, spürte in sich Befriedigung.
Sie stieß ihre rechte Fußspitze gegen den Toten. Es war eine Art Abschiedsgruß. Dann starrte sie auf die Nadel, die ein Stück aus der Brust des vernichteten Vampirs ragte.
Es hatte geklappt – wieder einmal ...
Am Morgen hatte es geregnet, und der Boden war entsprechend nass und matschig. Deshalb hatte Mason Flint seinen Jaguar in einiger Entfernung stehen lassen müssen und legte den Rest des Weges zu Fuß zurück, und zwar dorthin, wo die Wagen der Spurensicherung standen und bereits die Absperrbänder im leichten Wind flatterten.
Es war kein früher Morgen mehr, doch der Himmel war wolkenverhangen, sodass es nicht richtig hell werden wollte, und alles wirkte irgendwie grau in grau.
Mason trug – passend zum Wetter und seiner Umgebung – einen grauen Trenchcoat, der leichte feuchte Flecken bekam, denn noch immer tropfte Regenwasser von den Blättern der Bäume. Ein Baum war auch Masons Ziel, und zwar eine mächtige Weide, die merkwürdig schief stand; der letzte Orkan hätte sie um ein Haar aus der Erde gerissen. Nun, da der Tote unter ihr lag, wirkte sie wie ein gewaltiger Trauerflor aus schmalen grünen Blättern.
Als er die Absperrung erreichte, hoben zwei uniformierte Polizisten die Hände zum Gruß. Flint nickte ihnen zu.
»Guten Morgen, Sir«, sagte einer der Bobbys.
»Na, wie ein guter Morgen sieht mir das nicht aus«, murrte Mason.
»Sie sagen es, Sir.«
Flint hätte sich tatsächlich einen schöneren Tagesanfang gewünscht. Doch in seinem Job hatte er leider ständig mit den Opfern von Verbrechen zu tun, und denen nahm man allzu oft gewaltsam das Leben. Er stand im Range eines Inspektors und arbeitete für die London Metropolitan Police, auch bekannt als Scotland Yard. Es war keine schlechte Gegend, in der die Leiche lag. St. James's Park, Hyde Park, Grosvenor Place und das nahe Mayfair, wo viele Botschaften standen, hatten die Grundstückspreise ins Unermessliche steigen lassen, sodass selbst ein Millionär sie kaum mehr bezahlen konnte.
Nun, Flint war kein Millionär und würde in diesem Leben auch keiner mehr werden. Er war froh, seine kleine Wohnung bezahlen zu können und hin und wieder eine Sause mit seiner Freundin Frenchy unternehmen zu können.
Die Reporter waren ebenfalls da. Sie waren immer da, wenn es etwas gab, das sich zur Sensation umdichten ließ. Aber sie wurden nicht nur durch die Polizisten zurückgehalten, sondern auch von der Natur behindert, denn die tief nach unten hängenden Zweige ließen aus der Entfernung keinen Blick auf den Toten zu, der unter dem Baum lag, und das galt sogar für die teuren Teleobjektive der Journalistenmeute.
Männer in weißen Schutzanzügen liefen herum, was Flint auf die Idee brachte, seine dünnen Handschuhe aus der Tasche zu holen und sie überzustreifen.
Ein Mann mit Kugelbauch, schiefem Gesicht und Wurstfingern kam auf ihn zu. Das schiefe Gesicht verdankte er einem Junkie, der bei seiner Festnahme mit einem Schnappmesser um sich gestochen hatte. Die Klinge hatte Sergeant Horseman im Gesicht erwischt und wichtige Nerven durchtrennt.
»Da sind Sie ja, Flint«, murrte er, wie immer schlecht gelaunt.
»Wie Sie sehen, Horseman«, gab Mason ebenso mürrisch zurück.
»Da haben wir mal wieder ganz schön die Scheiße an den Hacken kleben, sag ich Ihnen.«
Mason nickte. »Ist der fünfte Tote, wenn ich richtig gezählt habe.«
»Stimmt auffallend.«
»Und?«
»Was heißt und?«, murrte Horseman. »Wenn wir schon von Scheiße reden – es ist Ihre Scheiße, das wissen Sie doch. Ihr Fall, Ihre Toten, Ihr Mörder – also Ihre Scheiße. Und mal unter uns Klosterbrüdern: Wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz für Ihre Karriere.«
»Ach, tun Sie das?«, fragte Mason gelangweilt. »Wissen Sie was, Horseman? Dann können Sie ja meinen Job übernehmen. Wäre das was für Sie?«
»Eher fege ich Hundescheiße zusammen als diese hier.«
»Wau«, machte Flint, ließ den Sergeant stehen und ging weiter.
Auf den Dächern der Fahrzeuge drehten sich noch die Signallichter, die Sirenen waren ausgeschaltet. Aber die rotierenden Lichter auf den Dächern der Polizeifahrzeuge waren zugleich auch Lockmittel für Neugierige. Doch die wurden die zum Glück ebenso wie die Reporter auf Distanz gehalten.
Da Mason Flint keinen weißen Schutzanzug trug, kam er sich vor wie der einzige wirkliche Mensch zwischen Besuchern von einem anderen Stern. Aber das war er gewohnt. Es gehörte zur Routine.
Er musste einige der tiefer hängenden dünnen Zweige zur Seite schaufeln, um freien Blick auf das Opfer zu bekommen. Vor ihm lag bereits das fünfte Opfer.
»Kann ich mich mal umsehen?«
Die Kollegen von der Spurensicherung hatten nichts dagegen. Flint entdeckte auch den Doc, der zwei Meter entfernt stand und ein Gesicht zog, als hätte man ihm Nägel zum Gurgeln gegeben. Er sprach in ein kleines Aufnahmegerät und steckte es ein, als er Mason Flint sah.
»Ja, Sie schon wieder.«
»Klar«, sagte Mason. »Und ich bin nur gekommen, um mal wieder Ihr hübsches Gesicht zu sehen.«
Der Doc winkte herrisch ab. »Keine Fragen, Flint. Keine verdammten Fragen. Ich bin noch nicht fertig mit meinen Untersuchungen. Ich bin ja selbst grade erst gekommen.«
»Aber irgendwas werden Sie mir doch sagen können, Doc.«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Schauen Sie sich den Toten doch selbst an. Zu mehr bin ich auch noch nicht gekommen.«
»Mach ich doch glatt.«
Der Tote war noch nicht abgedeckt worden. Mason Flint kniete nieder, weil er die Leiche so besser betrachten konnte.
Masons Gesicht versteinerte. Jetzt war er absolut sicher: Vor ihm lag das fünfte Opfer, das auf diese unerklärliche Art und Weise ums Leben gekommen war. Alle Toten waren in der Nähe von Grosvenor Place gefunden worden, aber jeweils recht versteckt in den beiden angrenzenden Parks.
Flint schloss für einen Moment die Augen. Wut stieg in ihm hoch, gepaart mit einer gewissen Verzweiflung, denn es war ihm bisher nicht gelungen, auch nur eine Spur des Täters zu finden. Möglicherweise war es auch eine Täterin. Die Mordwaffe sprach jedenfalls dafür.
Auch diesmal gab es die besonderen Kennzeichen, die er auch bei den anderen Toten gesehen hatte: zwei Bisswunden an der linken Halsseite, wie man sie sonst nur in irgendwelchen Vampirfilmen zu sehen bekommt. Flint besah sie sich genau, dann schüttelte er den Kopf. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass Menschen auf diese Art und Weise ums Leben kommen sollten. Aber es waren nicht nur die Bisswunden, die ihn an den Rand der Verzweiflung brachten: In der linken Brustseite steckte eine lange Hutnadel, die man dem Opfer ins Herz gerammt hatte.
Von den Untersuchungen der bisherigen Mordwerkzeuge her wusste er, dass sie versilbert war.
Ein klassischer Vampirtod!
Mason Flint schüttelte erneut den Kopf. Wenn er jede Logik zur Seite schob, konnte er nur zu einem Schluss gelangen: Dieser Mann war durch einen Vampir zu einem Blutsauger gemacht worden, um dann gepfählt zu werden. Ob er während seiner untoten Existenz selbst Blut getrunken hatte, blieb außen vor. So richtig vorstellen konnte sich Mason das aber nicht. Zudem waren die anderen Leichen völlig blutleer gewesen.
Das Alter des Mannes lag um die vierzig Jahre. Sein Haar war bereits in Ansätzen grau geworden. Im knallweißen Licht des Scheinwerfers wirkte seine Gestalt fast künstlich und hatte ein puppenähnliches Aussehen bekommen.
Die Mordwaffe war immer die gleiche. In letzter Konsequenz waren die Männer stets durch so eine verdammte versilberte Nadel getötet worden. Eine Hutnadel, recht dick und vor allen Dingen spitz. Und all diese Hutnadeln zeigten eine bestimmte Besonderheit, mal abgesehen davon, dass sie versilbert waren: An ihren Kopfenden befanden sich Planetenzeichen.
Flint hatte bereits vier davon gesehen, nun schaute er auf das fünfte Zeichen: ein Kreis mit schräg aufgesetztem Pfeil, der nach rechts zeigte, in nordöstliche Richtung. Es war das Zeichen für den Mars.
Die anderen Nadeln waren ebenfalls mit Planetenzeichen versehen gewesen. So etwas roch nach Methode – nach Ritualmorden.
Und alle Opfer waren blutleer gewesen. Wenn man dann auch noch an die Bissstellen an der linken Halsseite dachte, musste man zwangsläufig an einen Vampir denken, der zugebissen hatte, um sich satt zu trinken.
Eine völlig verrückte Vorstellung. So etwas konnte es nicht geben. Das waren Schauermärchen. Die Zeit eines Bram Stoker war vorbei. So musste der normale und aufgeklärte Mensch einfach denken, und so wollte es Mason Flint auch.
Aber da gab es tief in ihm ein Gefühl, das ihn davor warnte, nur in normalen Bahnen zu denken. Es war wichtig, dass er seinen Geist öffnete und auch das Unnatürliche, das Rätselhafte zuließ.
Er lachte auf, während ihm diese Gedanken durch den Kopf schwirrten. Hatte er es wirklich mit einem nach Blut gierenden Monstrum zu tun, das in London herumlief und sich ein Opfer nach dem anderen krallte? War die Lösung so einfach? Nein, das konnte ein normal denkender Mensch keinesfalls so ohne Weiteres akzeptieren.
»Warum haben Sie gelacht?«, fragte Kollege Horseman, der neben Mason getreten war.
Flint stemmte sich hoch. »Ganz einfach. Ich habe gelacht, weil das alles hier unmöglich ist. Schauen Sie sich den Toten doch mal an.«
Horseman nickte. »Ich weiß, was Sie meinen.«
»So?«, fragte Mason Flint. »Was meine ich denn?«
»Dass wir es hier mit einem Vampir zu tun haben«, flüsterte Horseman mit heiserer Stimme und schaute den Kollegen sehr ernst dabei an.
Mason nickte bedächtig. »Ja, genau so sieht es aus.«
Horseman ballte die Hände zu Fäusten. »Aber das ... das will ich nicht glauben. Das ist einfach unmöglich. Das ist ein Schlag gegen alle Vernunft und Logik. Es muss eine andere Lösung geben. Ich glaube einfach nicht an so einen ... so einen Quatsch!«
»Ich möchte es auch nicht.«
»Aber?«
Mason Flint hob die Schulter an. »Ich muss mich mit den Tatsachen abfinden.«
»Na ja«, brummte Horseman, »warten wir lieber erst mal ab, was die Auswertung der Spuren bringt.«
»Nicht viel, denke ich«, befürchtete Mason. »Der Regen hat viel zerstört.«
Horseman nickte bekümmert. »Auch bei den vier vorherigen Leichen haben wir keine besonderen Entdeckungen gemacht. Haben Sie sonst keine Idee?«
»Kann sein.«
Horseman hob eine Augenbraue. »He, und welche?«
Mason Flint winkte ab. »Es ist noch zu früh, darüber zu sprechen. Aber etwas anderes: Haben Sie den Toten schon identifizieren können?«
Horseman nickte. »Der Mann trug seinen Führerschein bei sich. Er heißt ... hieß Mike Rymer.« Horseman räusperte sich. »Nun, die Namen der Toten haben uns bei den vier vorherigen Opfern nicht weitergebracht. Ihr gesamtes Umfeld wurde erkundet, das wissen Sie selbst. Aber nichts deutet auf eine Gemeinsamkeit hin. Und erst recht nicht darauf, dass die Toten zu ihren Lebzeiten mit Vampiren zu tun hatten. Ich fürchte, auch bei diesem hier wird es nicht anders sein.«
Mason Flint nickte. Er wollte endlich weiterkommen. Noch mehr Opfer konnte er nicht zulassen. Zudem fühlte er sich persönlich angegriffen. Er musste diesen Fall einfach lösen, auch wenn er dabei in eine Richtung tendierte, die ihm neu war. Er kam sich vor wie in einem Horrorfilm, wobei er nicht wusste, wie das Ende aussah. Dieses Drehbuch war ihm bestimmt nicht vorgelegt worden.
»Ich werde diesmal die Nadel mitnehmen«, sagte er.
Horseman gab keinen Kommentar ab, und so zog Mason Flint die schmale Mordwaffe aus der Brust der Leiche. Da er noch immer die Gummihandschuhe trug, brauchte er sich über Fingerabdrücke keine Gedanken zu machen.
Es floss kein Blut, und als er sich die Mordwaffe anschaute, klebte auch nichts an der Nadel.
Horseman hielt eine kleine Plastiktüte bereit, in die Flint die Nadel fallen ließ.
»Sind Sie jetzt zufrieden, Kollege?«, fragte Horseman.
»Nein, das bin ich erst, wenn ich den Fall gelöst habe.« Er musterte Horseman. »Kein Wort zur Presse. Erst recht nicht über Vampire.«
»Ich werde mich hüten.«
Mason Flint nickte seinem Kollegen noch einmal zu, dann machte er sich auf den Rückweg zu seinem Wagen. Dabei umging er die Menge der Neugierigen in einem großen Bogen.
Als er in seinem Wagen saß, konnte er endlich in Ruhe nachdenken. Eine bestimmte Idee hatte sich in seinem Kopf festgefressen, und sie wollte einfach nicht verschwinden.
Es ging um die Mordwaffe, die Nadeln. Sie waren etwas Besonderes, und sie waren seiner Meinung nach auch älter. Heutzutage trugen nur noch die wenigsten Frauen Hutnadeln, abgesehen von den Ladys der High Society, wenn sie zu irgendwelchen Events wie zum Beispiel zum Pferderennen gingen; da waren möglichst ausgefallene Hüte sogar ein Muss.
Mason Flint schaute sich die Nadel in der Tüte noch mal genauer an. Dafür nahm er sogar eine Lupe aus dem Handschuhfach und besah sich vor allem das Planetenzeichen auf dem Nadelkopf.
Flints Augen verengten sich. »Verdammt noch mal, ich kriege dich, verdammter Killer.«
Er steckte das Beweisstück in die Innentasche seiner Jacke und fuhr los.
Das Ziel des Inspektors war ein Stadtteil von London, der wohl jedem Touristen geläufig ist – Soho.
In zahlreichen Filmen spielte dieser Stadtteil eine entscheidende Rolle und war auch in vielen Romanen beschrieben worden: Nebel, enge Gassen, schiefe Häuser, verruchte Bars und natürlich Jack the Ripper, der hier in viktorianischer Zeit sein Unwesen getrieben hatte.
Soho hatte noch immer dieses Image, obwohl sich das Viertel verändert hatte. Es war viel abgerissen und neu gebaut worden in den letzten Jahren. Die Zahl der Pubs, Bars und Imbisse hatte sich dabei multipliziert. Die gesamte Szene war internationaler geworden, und der Besucher konnte quer durch die gesamte Welt schlemmen, denn Soho bot mit seinen vielen Restaurants eine internationale Küche.
Man schlenderte in Soho herum, man kaufte hier gern ein – nicht nur in der Oxford Street, auch in den Seitenstraßen, wo es zahlreiche Klamottenläden gab. Oder man pausierte in irgendwelchen Pubs und Cafes. Manche besuchten auch das Britische Museum, aber das taten wohl die wenigsten Touristen.
Und doch gab es auch noch das alte Soho mit seinen kleinen Gassen. Es gab das Chinesenviertel, und in einigen schmalen Straßen hatten Antiquitätenhändler und Trödler ihre Läden, die vielfach so winzig waren, dass sie wie vollgestopfte Höhlen wirkten.
Auf einen dieser Läden hatte es Mason Flint abgesehen. Er wusste, dass der Besitzer Utensilien aus der Zeit der Queen Victoria führte. Zweimal hatte er dienstlich mit ihm zu tun gehabt.
Der Mann hieß Victor Bassum und betrieb sein Geschäft schon seit Jahrzehnten.
Zu ihm wollte Mason. Aber zunächst einmal musste er sich einen Parkplatz suchen, was Zeit in Anspruch nahm. Schließlich fand er einen Abstellplatz für seinen Jaguar, und zwar in einem engen Parkhaus, in dem es fast so dunkel wie in einer Gruft war. In der Straße, wo sein Ziel lag, hätte er nicht parken können, sie war einfach zu schmal, deshalb herrschte dort absolutes Halteverbot. Zum Glück war der Weg dorthin nicht zu weit.
Die Wolken am Himmel waren aufgerissen, sodass das helle Blau durch die breiter werdenden Lücken schimmerte. Bald würde auch die Sonne erscheinen und ihre warmen Strahlen nieder auf die Stadt werfen.
Selbst in Soho war um diese frühe Stunde noch nicht viel los. Noch bewegten sich kaum Touristen durch die Gassen, und eine Menge Geschäfte hatte noch geschlossen. Ob Bassum seinen Laden schon geöffnet hatte, wusste Flint nicht. Er würde ja sehen.
Das Geschäft befand sich in einem der sehr alten Häuser und lag im Keller, den man über eine Außentreppe erreichen konnte. Ein Schild am Beginn der Treppe wies auf das Geschäft hin.
Mason Flint blieb vor der Tür stehen, an der ein Schild mit der Aufschrift »closed« hing. Das machte ihm nichts aus, denn hinter der Tür hörte er jemanden husten.
Er klopfte mit der Faust gegen das dicke Holz. Das Gitter, das zum Schutz des Eingangs diente, war bereits in die Höhe gezogen worden, und Victor werkelte offenbar schon in seinem Laden herum.
»Es ist noch geschlossen«, rief er. »Können Sie nicht lesen? Kommen Sie in einer Stunde wieder. Ich glaube nicht, dass man den Laden bis dahin leergekauft hat.«
»Machen Sie auf, Victor!«
»He, wer sagt das?«
»Ich – Mason Flint.«
»Ha, der Bulle!«
»Meinetwegen auch das.«
»Was wollen Sie? Überprüfen, ob meine Ware in Ordnung ist?« Die Stimme klang bereits lauter. Ein Zeichen, dass sich Victor auf dem Weg zur Tür befand.
»Nein, ich will mit Ihnen reden.«
»Auch das noch!«
»Machen Sie endlich auf.«
»Immer schön langsam, ich bin nicht mehr der Jüngste!« Mason hörte das Klirren eines Schlüsselbundes, dann wurde die Tür aufgeschlossen und einen Spaltbreit geöffnet. Victor Bassum schaute erst vorsichtig nach draußen, um sicher zu sein, dass es auch wirklich Mason war.
Dann lachte er. »Tatsächlich, er ist es.« Er öffnete die Tür ganz. »Kommen Sie rein in die Welt der Vergangenheit, in der angeblich alles besser war.«
»Glauben Sie das?«
»Ich weiß es nicht, ich habe da noch nicht gelebt.«
Er ließ Flint eintreten, auf den das Geschäft im ersten Moment wie eine Rumpelkammer wirkte.
In dem kleinen Geschäft standen wandhohe Regale, und dazwischen gab es Tische voller Waren und fahrbare Kleiderständer, auf denen die Outfits der Vergangenheit hingen. Es gab Geschirr, alte Orden glänzten an ebenso alten Uniformen, und es gab alles, was die Lady und der Gentleman damals an Accessoire trugen – von den Hüten der Frauen bis zu den Spazierstöcken der Männer. Man konnte bei Bassum nahezu alles bekommen, was die gute alte Zeit der Queen Victoria hervorgebracht hatte.
Bassum selbst passte irgendwie in diesen Laden, wirkte selbst wie eine lebendige Antiquität. Er trug einen Gehrock, eine Weste und enge Hosen. So hatte ihn Mason Flint auch in Erinnerung. Nur sein Haar war weniger geworden; auf der vorderen Kopfseite hatte es sich zurückgezogen, dafür wuchs es hinten bis tief in den Nacken. Auch das Gesicht kam Mason älter vor; die Falten hatten darin kleine Gräben gezogen. Allerdings schimmerten die hellen Augen des Händlers hellwach.
»Kommen Sie nach hinten, da ist das Licht besser.«
»Das wollte ich soeben vorschlagen.«
»Ja, ja, die Augen, Mr. Flint. Man wird immer älter, und ich finde einfach keinen Nachfolger für meinen Laden. Wäre das hier nichts für Sie?«
Mason musste lachen. »Wie kommen Sie darauf?«
»Der Job ist ruhiger. Und Ihre Pension ist bestimmt nicht besonders hoch.«
»Da habe ich noch etwas Zeit.«
Bassum kicherte. »Falls Sie überleben. Ich hörte, dass die Zeiten rauer geworden sind.«
»Kann man wohl sagen.«
»Egal, es stört mich nicht mehr. Ich bin fast achtzig, und darauf kann ich mir sogar was einbilden. Viele Kollegen von mir sind viel früher gestorben, und das nicht immer im Bett. Neulich haben sie einem die Kehle durchgeschnitten. Man sagt, dass es die Triaden waren.« Er blieb an einem Holztisch stehen, auf dem auch die Kasse ihren Platz gefunden hatte. »Um dieses Pack solltet ihr euch mal kümmern.«
»Wenn es sich ergibt.«
»Aber ich will nicht klagen. Was führt Sie zu mir?«
»Ich brauche Ihre Hilfe«, gestand Mason offen ein.
Victor Bassum sagte zunächst nichts, so überrascht war er. Dann grinste er breit. »Darf es denn wahr sein? Ich soll dem berühmten Scotland Yard helfen?«
»Darum bitte ich.«
»Na, das ist ein Ding. Worum geht es?«
Die beiden Männer standen sich gegenüber. Zwischen ihnen befand sich der Tisch mit der alten Kasse und dem Packpapier. Ansonsten war die Platte leer.
Mason holte das Beweisstück hervor. »Bitte, lassen Sie es in der Hülle und schauen Sie es sich nur an. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.«
»Was ist das?«
»Eine Hutnadel, wie Sie sehen«, sagte Mason und legte das Beweisstück auf dem Tisch.
Bassum zog eine Schublade an seiner Seite des Tisches auf und holte eine Lupe hervor. »Das ist nun mal so, wenn man älter wird. Da lässt die Sehkraft nach. Und im Bett klappt es auch nicht mehr.« Er kicherte, dann griff er nach der Nadel, wobei er sie in der Hülle ließ. »Was wollen Sie denn wissen, Flint?«
»Alles.«
»Ha, Sie sind gut.« Bassum schaute sich die Nadel genau an, die Lupe vor dem Gesicht. Er flüsterte etwas, was Flint nicht verstand, dann ließ er die Lupe wieder sinken.
»Können Sie etwas dazu sagen, Mr. Bassum?«
»Was wollen Sie denn wissen?«
»Wie gesagt: alles.«
Der Händler lachte. »Es ist wenig genug, aber wenn Sie mir das Ding zum Kauf angeboten hätten, ich hätte es glatt genommen.«
»Dann ist sie also alt?«
»Ja, das ist sie.«
»Und was schätzen Sie? Es kommt mir nicht auf das genaue Jahr an, aber ...«
»Queen Victoria.«
Mason pfiff durch die Zähne. »Also aus dem vorletzten Jahrhundert.«
»Ja, so gegen Ende.«
»Und weiter?«
Bassum legte die Nadel wieder auf den Tisch zurück. »Was verlangen Sie von mir? Wollen Sie wissen, an welch einem Hut das Ding damals gesteckt hat?«
»Nein, das nicht. Aber vielleicht fällt Ihnen sonst noch etwas dazu ein.«
Bassum kratzte sich am Kinn. Wie auf den Wangen wuchsen auch dort graue Bartstoppeln. »Ich will mal behaupten, dass diese Nadel außergewöhnlich und sehr selten ist.«
»Das bringt mich nicht weiter.«
»Seien Sie nicht so ungeduldig. Ich weiß ja nicht, um was es geht, aber ich bin mir sicher, dass diese Nadel von einer bestimmten Firma hergestellt wurde.«
»Kennen Sie den Namen?«
Bassum nickte. »Bancroft & Clyde.«
»Nie gehört.«
Bassum zuckte mit den Schultern, dann sagte er: »Jedenfalls haben Sie Glück. Soviel ich weiß, existiert die Firma noch.«
»Wo?«
»Außerhalb von London.«
»Kennen Sie die genaue Adresse?«
»Leider nicht.«
»Haben Sie Internetanschluss?«
Victor Bassum grinste. »Selbst in meiner Branche kommt man ohne kaum noch aus.«
»Und wo steht der Computer?«
»Es ist ein Laptop. Kommen Sie mit.«
Hinter der Theke befand sich eine Tür. Bassum öffnete sie und betätigte einen Lichtschalter.
Bei dem Raum hinter der Tür handelte es sich um ein kleines Büro. Auf dem Schreibtisch stand ein aufgeklappter Laptop.
»Können Sie damit umgehen?«, fragte Bassum.
»Ich denke schon.«
Bassum rückte seinem Besucher einen Stuhl zurecht, und Mason ließ sich auf den grauen Filz sinken, der die Sitzfläche bedeckte. Der Computer lief bereits, und Mason brauchte nur noch das Internetprogramm zu starten. Er wählte eine Suchmaschine, mit der er vertraut war, und gab den Namen »Bancroft & Clyde« ein.
Nach wenigen Sekunden konnte er die Homepage der Firma aufrufen. Sie hatte sich offenbar auf bestimmte Schmuckstücke spezialisiert und ihren Sitz in Warlingham, südlich von Croydon. Geschäftsführer war ein gewisser Alan Bancroft.
»Na, das ist schon mal was«, murmelte Mason Flint.
»Wollen Sie hin?«
»Ja.« Flint erhob sich. »Sie haben mir sehr geholfen, Mr. Bassum.«
»Darf ich denn fragen, um was es geht?«
»Dürfen Sie. Nur kann ich Ihnen keine Antwort geben.« Er zwinkerte Bassum zu. »Auch wir haben unsere Betriebsgeheimnisse.«
»Hab ich mir fast gedacht. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass diese Hutnadel in einem Mordfall eine Rolle spielt. Richtig?«
Mason seufzte nur. Das war Antwort genug.
»Na ja, dann hoffe ich mal, dass Sie den Killer bald schnappen.«
»Danke, das wünsche ich mir auch.«
Als Mason Flint den Laden verließ, fühlte er sich besser, denn sein Instinkt sagte ihm, dass er auf der richtigen Spur war ...
Der Verkehr in London war so dicht, dass es nicht einfach war, aus der Stadt herauszukommen. Auf der A 23 ging es dann zügiger voran. Mason Flint fuhr in seinem Jaguar an Croydon vorbei und wechselte auf die A 22, die ihn bis Warlingham bringen würde.
Um nicht vergebens zu fahren, hatte er zuvor bei der Firma angerufen und sich erkundigt, ob sich der Geschäftsführer überhaupt im Haus befand. Daraufhin hatte er mit Alan Bancroft einen Termin vereinbart. Er hatte ihm auch gesagt, worum es ging, und ihm die Nadel beschrieben. Bancroft hatte versprochen, sich kundig zu machen und Mason Flint zu erwarten.
Mithilfe des GPS fand er die Firma ohne Probleme.
Die kleine Fabrik lag in einem Industriegelände, wo die Grundstücke noch preiswerter waren, nahe der Schnellstraße, um Waren schnell auf den Weg bringen zu können.
Mason stellte seinen Jaguar auf dem Parkplatz ab, der zum Firmengelände gehörte. Vor ihm erhob sich eine große Fertigungshalle. Ein Bürotrakt lag links davon, ein viereckiger Bau aus Beton und Glas.
Mason Flint ging schnurstracks auf das Bürogebäude zu und trat in einen hellen Vorraum mit zwei kleinen Sitzgruppen, auf deren Tische Prospekte lagen, in denen die Waren aufgeführt wurden, die man hier herstellte.
Eine Empfangsdame saß hinter einem Tresen und lächelt höflich. Eine schon ältere Frau, die sich aber trotz ihrer Jahre eine jugendliche Frische bewahrt hatte.
Sie wusste bereits Bescheid, griff zum Telefon und beorderte jemanden in den Vorraum, der den Besucher abholen sollte. Dieser Jemand war weiblich, blond, hübsch und bekleidet mit einem schwarzen Rock und einem hellgrünen dünnen Pullover.
»Mr. Flint?«
»Ja.«
»Bitte, ich darf Sie zu Mr. Bancroft bringen.«
»Danke, gern.«
Auf dem Weg zu Bancrofts Büro fragte sie: »Möchten Sie Tee oder Kaffee? Beides ist frisch.«
»Dann nehme ich einen Kaffee.«
»Gut.«
Sie betraten zunächst ein kleines Vorzimmer und gingen weiter ins Büro des Geschäftsführers. Der erhob sich hinter seinem Schreibtisch und knöpfte sein hellbraunes Jackett zu, zu dem er ein passendes blaues Hemd trug und eine dezent gestreifte Krawatte.
»Nehmen Sie es nicht als Misstrauen, Mr. Flint«, sagte er nach einem kräftigen Händedruck, »aber darf ich bitte Ihre Legitimation sehen?«
»Selbstverständlich.« Mason Flint reichte ihm seinen Dienstausweis, den sich Bancroft sehr genau anschaute.
Mason Flint sah sich in der Zwischenzeit im Büro um und musste zugeben, dass es hier nach Arbeit roch. Dann erhielt er seinen Ausweis zurück.
»Setzen wir uns«, sagte Bancroft mit einem höflichen Lächeln und wies auf eine kleine Sitzgruppe.
Die junge Frau aus dem Vorzimmer brachte den Kaffee und auch Mineralwasser und stellte das Tablett auf den Tisch.
Bancroft trank ebenfalls Kaffee und fragte dann: »Also, Inspektor – wie genau kann ich Ihnen helfen?«
»Es geht um diese Hutnadel, die ich Ihnen bereits am Telefon beschrieben habe.« Er griff in die Außentasche seines Jacketts und holte die Nadel hervor, um sie auf den Tisch zu legen. »Wie ich erfahren habe, wurde diese Nadel in Ihrer Firma hergestellt.«
Bancroft nahm die Nadel, die noch immer in dem Plastikbeutel steckte, an sich, um sie genauer anzuschauen. »Ein wirklich außergewöhnliches Teil aus unserer Produktion«, murmelte er. »So etwas wie ein Unikat. Als diese Hutnadel hergestellt wurde, waren wir beide noch nicht auf der Welt, Inspektor. Da müssen Sie mehr als hundert Jahre zurückgehen.«
»Sie ist also antik?«
»Das kann man sagen.«
»Und weiter?«
Bancroft legte die Nadel wieder auf den Tisch und lehnte sich zurück. »Sie ist nicht nur antik, sie ist – wie ich schon erwähnte – sogar etwas Besonderes, ein Unikat, Mr. Flint.«
»Was heißt das genau?«
»Nachdem Sie mich angerufen und mir die Nadel beschrieben hatten, habe ich unsere alten Geschäftsbücher durchgeschaut. Bleiben wir zunächst mal bei der Nadel. Sie hat einen Silberüberzug, so wie die sechs anderen Nadeln auch.«
»Es sind sieben?«, fragte Mason erstaunt.
»Genau, Mr. Flint. Und jede Nadel hat an ihrem Ende das Zeichen eines Planeten.«
»Sieben Planetenzeichen also ...«, murmelte Mason Flint. Dann sagte er noch etwas lauter: »Aber unser Sonnensystem hat, wenn ich mich recht erinnere, neun Planeten, richtig?«
Alan Bancroft grinste ihn an. »Falsch.«
»Falsch?« Mason hob erstaunt die Augenbrauen. »Ist meine Allgemeinbildung so schlecht?«
»Das wohl nicht«, meinte Bancroft, »nur nicht mehr auf dem neuesten Stand. Seit 2006 zählt der Pluto laut Definition nicht mehr zu den Planeten unseres Sonnensystems, sondern nur noch als Zwergplanet.«
Mason zuckte mit den Schultern. »Okay, aber die Nadel stammt aus dem vorletzten Jahrhundert, also trifft die Definition von 2006 wohl darauf nicht zu.«
»Der Pluto wurde aber erst 1930 überhaupt entdeckt«, erklärte Alan Bancroft.
»Hmm«, machte Mason. »Dennoch – ohne Pluto sind es acht Planeten. Sie sprachen aber eben von nur sieben Nadeln.«
Bancroft nickte. »Richtig, Inspektor. Und die Sache ist noch merkwürdiger, denn die Planetenzeichen auf den Nadeln waren ...« Er holte einen Zettel hervor, auf den er sich Notizen gemacht hatte, und las ab: »Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Mond und Sonne – und Letztere gehören definitiv nicht zu den Planeten.«
»Das ist interessant«, meinte Mason. Er würde der Sache mit den sieben Planeten oder vielmehr mit den sieben Himmelskörpern nachgehen müssen. Warum waren es sieben, und warum waren Mond und Sonne dabei?
»Warum ist das so wichtig?«, wollte Alan Bancroft wissen.
»Fünf dieser Nadeln haben wir bereits gefunden«, erklärte Mason. »Und sie wurden als Mordwaffen verwendet.«
Bancroft starrte den Polizisten erschrocken an. »Mord?«
»Ja, Sie haben richtig gehört.«
»Und gleich fünf Morde?« Der Geschäftsführer wirkte erschüttert.
Mason nickte. »Vielleicht können Sie mir sagen, wer diese Nadeln erworben hat.«
Es war nur eine vage Hoffnung, die er damit äußerte, aber zu seinem Erstaunen antwortete Bancroft: »Das kann ich tatsächlich. Denn auch der Name des Kunden steht noch in den alten Geschäftsbüchern. In diesem speziellen Fall ist es sogar eine Kundin gewesen.«
»Und der Name?«, fragte Mason erwartungsvoll.
Bancroft schaute wieder auf seinen Notizzettel. »Die Frau hieß Doriana Gray. Für sie haben wir die Nadeln sogar versilbern lassen. Es waren besondere Stücke und ein einmaliger Sonderauftrag, denn ansonsten stellten wir zu dieser Zeit nur Massenschmuck her. Bei diesen Hutnadeln haben wir eine Ausnahme gemacht.«
»Die Kundin hieß also Doriana Gray?«, fragte Mason Flint, und dieser Name brachte irgendetwas in ihm zum Klingeln; er wusste nur noch nicht, woran genau ihn der Name erinnerte.
»Genau.«
»Wissen Sie mehr über sie?«, fragte Mason. »Steht in den alten Geschäftsbüchern, wer sie war und woher sie kam? War sie von Adel? Stammte sie aus dem Großbürgertum? Ich meine, die Nadeln waren bestimmt nicht billig.«
»Da sagen Sie was, Mr. Flint. Die Lady musste sich diese Anfertigungen schon leisten können.« Bancroft hob die Schultern. »Aber mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich kann Ihnen die entsprechenden Seiten aus den alten Geschäftsbüchern kopieren lassen und ...«
Mason winkte ab. »Das ist nicht nötig. Jedenfalls haben Sie mir sehr geholfen.«
»Freut mich.« Bancroft lächelte. »Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein?«
»Im Moment nicht. Mal sehen, ob ich noch mehr über diese Doriana Gray in Erfahrung bringen kann, auch wenn so viele Jahre ins Land gegangen sind.«
»Sie als Polizist haben da doch sicher Ihre Möglichkeiten.«
»Das hoffe ich.« Für Mason Flint war das Gespräch beendet. Er stand auf und reichte Alan Bancroft die Hand. »Ich bedanke mich für Ihre Hilfe.«
»Keine Ursache.«
Alan Bancroft brachte seinen Besucher noch bis zur Tür. Den Weg hinaus fand Mason allein.
Er hatte eine Spur, einen Namen.
Doriana Gray!
Er flüsterte den Namen vor sich hin, und noch immer kam er ihm seltsam vertraut vor.
Sorge bereitete ihm, dass noch zwei Nadeln im Umlauf waren. Er musste also befürchten, dass es noch zwei weitere Morde geben würde.
Er schüttelte die trüben Gedanken ab, als er seinen Wagen startete. Auch ein Inspektor der Metropolitan Police hatte ein Privatleben, und der Feierabend rückte näher ...
Vergangenheit
Doriana hockte in ihrem Versteck und zitterte am ganzen Leib. Sie war Zeugin gewesen, wie man Mother Shipton grausam gefoltert hatte, wie man sie ermordet hatte, wie man den geschundenen Körper der Hexe zerhackt hatte ... Nun jedoch nahm ihr ein Schleier aus Tränen die Sicht.
Es war schrecklich gewesen, das alles mit anzusehen. Mother Shipton hatte sie von frühester Kindheit an aufgezogen, und von ihr hatte Doriana die Hexenweihe erhalten. Sie war Mother Shipton immer eine gute Schülerin gewesen, und sie war dazu ausersehen gewesen, dereinst ihre Nachfolge anzutreten.
Dies würde nun schneller eintreten, als sie sich vorgestellt hatte, denn Mother Shipton gab es nicht mehr. Es gab nicht mal mehr ihren toten Leib, denn den hatten ihre Henker vom Kreuz gerissen, zerstückelt und die einzelnen Teile in die Feuer geworfen, wo sie verbrannt waren.
Kein Laut war aus dem Mund der schockierten Beobachterin gekommen. Doriana hatte in ihrer Deckung gesessen, die Faust gegen den Mund gepresst, und sich in den Handballen gebissen, um nicht aufzuschreien. Hätte sie sich verraten, man hätte auch sie grausam gefoltert und verstümmelt.
Doch auch danach war das Werk der Hexenjäger nicht vollendet gewesen. Sie hatten auch noch die Hütte, in der Mother Shipton und Doriana all die langen Jahre gelebt hatten, angezündet und niedergebrannt.
Noch immer hockte sie im Unterholz, in das sie geflüchtet war, als die Soldaten die Hexe aus dem Haus getrieben hatten. Noch immer fürchtete sie sich davor, dass die Soldaten die Umgebung nach ihr absuchten. Das taten sie glücklicherweise nicht. Sie hatten es eilig, zu ihrer Feier zu kommen. Als Belohnung gab es Schnaps, so viel sie trinken konnten.
Erst als der Morgen graute, traute sich Doriana aus ihrem Versteck. Sie musste fliehen, aber sie wollte zuvor nachschauen, ob etwas den Brand überstanden hatte.
Sie sah die finstere Gestalt am Waldrand nicht. Sie hörte sie auch nicht kommen. Erst als sie nahe bei ihr war, vernahm Doriana ein Geräusch und fuhr erschrocken herum.
Vor ihr stand ein Mann, doch sein Gesicht war unter einer schwarzen Stoffmaske verborgen, die nur zwei Augenlöcher aufwies.
Bevor sie zurückweichen konnte, rammte er ihr die Faust gegen die Stirn, und sie brach bewusstlos zusammen ...
***
Gegenwart
Mason Flint und seine Freundin Frenchy Davies hatten sich für den Abend verabredet. Was sie unternehmen würden, stand noch nicht fest, das wollten sie spontan entscheiden, doch wenn Mason ehrlich sich selbst gegenüber war, stand ihm der Sinn nach einem ruhigen Abend.
Er war einige Male im dichten Londoner Verkehr stecken geblieben und hatte die Zeit für Anrufe genutzt. Er hatte auch mit Sergeant Horseman gesprochen, der ihm allerdings nichts Neues berichten konnte. Der Tote lag noch zur Untersuchung in der Pathologie. Ergebnisse würde es wohl erst am nächsten Tag geben.
Sein Chef befand sich zurzeit auf einer Informationsreise. Aber er würde am nächsten Tag wieder im Büro sitzen und mit Mason über den Fall sprechen wollen.
Probleme bereiteten Mason Flint die beiden noch im Umlauf befindlichen Nadeln. Wahrscheinlich würde er in der nächsten Zeit wieder vor einem Toten stehen, und alles begann von vorn.
Hinsichtlich der Nadeln und der sieben Planetenzeichen konnte ihm jedoch ein Kollege weiterhelfen, den er bat, entsprechende Recherchen im Internet anzustellen. Er rief Mason nach kurzer Zeit auf dem Handy zurück, als der gerade das Haus erreichte, in dem er wohnte, und klärte ihn darüber auf, was es mit den sieben Planeten auf sich hatte ...
Frenchy war noch nicht eingetroffen. Bei ihr konnte man nie wissen, wann sie Feierabend hatte. Sie war in einer Werbeagentur tätig, und da gab es keine festen Arbeitszeiten.
Seine Wohnung bestand aus einer kleinen Küche, einem größeren Wohnraum, einem ebenfalls kleinen Schlafzimmer und einem Bad mit Toilette und Dusche. Mehr brauchte er nicht; als Single reichte ihm die Wohnung völlig, und auch für zwei war sie groß genug, obwohl Frenchy und er die Unabhängigkeit liebten und so bald nicht zusammenziehen würden.
Mason ging ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Nachdem er aus der Kabine gestiegen war, warf er noch einen kurzen Blick in den Spiegel und musste zugeben, dass er nicht eben gut aussah. Der Tag hatte bei ihm seine Spuren hinterlassen. Sein Gesicht wirkte müde, die Haut grau, und unter seinen Augen lagen dunkle Ringe.
Dann zog er sich an, während sich seine Gedanken wieder um den Fall drehten. Er ahnte, dass da etwas auf ihn zurollte, was er in seiner Zeit bei der Polizei noch nicht erlebt hatte. Wenn er in dieser Stimmung blieb, würde Frenchy an diesem Abend nicht viel Freude an ihm haben. Sie hatte gestern von einer In-Disco gesprochen, die sie mal besuchen wollte. Im NIGHTWATCH verkehrte die Londoner Szene, und Frenchy wollte sich den Laden gern mal anschauen, hatte sie gesagt.
Er hatte nichts gegen Discos, aber an diesem Abend fehlte ihm schlichtweg die Lust dazu. Zu viele Gedanken beschäftigten ihn. Der Fall, an dem er gerade arbeitete, war einfach zu außergewöhnlich. Blutleere Leichen in London, Vampirbisse am Hals der Toten ... Das alles schwirrte Mason durch den Kopf.
Als er fertig angezogen war, ging er in den Livingroom und holte sich ein Glas und eine Flasche von seinem besten Scotch aus dem Barschrank. Den Schluck hatte er sich verdient. Die Glotze ließ er ausgeschaltet, dafür schob er eine CD von Frank Sinatra ein und lauschte seiner weichen Stimme. Mit dem Glas in der Hand stellte er sich dann ans Fenster und blickte hinaus auf die Stadt, die sich für die Nacht bereit machte. Die Lichter flammten nach und nach auf, die Straßenlaternen, die Neonreklamen. Und die Fahrer schalteten die Scheinwerfer ihrer Wagen an. Der graue Himmel sah aus wie ein riesiges Leichentuch, das jemand über die Metropole gespannt hatte, bis in die Unendlichkeit reichend, aber hin und wieder wurde das Grau von kleinen blinkenden Lichtern unterbrochen, die von Flugzeugen stammten.
Mason Flint mochte diese Aussicht, und er mochte die Stadt, in der er aufgewachsen war. Sein Berufswunsch hatte schon von klein auf festgestanden: Er hatte immer Polizist werden wollen. Sein Job gab ihm das Gefühl, seine geliebte Stadt verteidigen zu können, denn Kriminalität gab es leider genug, nicht nur fünf mit Hutnadeln getötete Menschen.
Er hatte das Glas noch nicht leer, da hörte er die Klingel. So forsch schellte nur eine: Frenchy, die wie immer wieder voller Energie steckte. Sie hatte auch einen Schlüssel zur Wohnung, aber sie benutzte die Klingel, um sich bei Mason anzumelden.
Flint ging zur Tür und öffnete.
»Hi, da bin ich!« Sie breitete die Arme aus. Typisch Frenchy. Anders hätte sie gar nicht sein können, es sei denn, sie wäre krank gewesen.
Sie war blond, hatte eine tolle Figur, und wer in ihr Gesicht schaute, glaubte eine gewisse Ähnlichkeit mit der jungen Sharon Stone festzustellen.