Die historische Entwicklung des erzgebirgischen Bergbaus und Adam Ries als „Bergmann von der Feder“ - Friedrich Naumann - E-Book

Die historische Entwicklung des erzgebirgischen Bergbaus und Adam Ries als „Bergmann von der Feder“ E-Book

Friedrich Naumann

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Beschreibung

Adam Ries (1492 – 1559) zählt zu den bedeutenden deutschen Rechenmeistern, vermochte er doch wie kein anderer die als schwierig geltende Mathematik dem „gemeinen Mann“ verständlich zu machen, so dass „ein jeder die Rechenkunst mit Lust und Fröhlichkeit begreifen“ konnte. Sein bekanntes in Deutsch verfasstes Lehrbuch Rechenung auff der linihen und federn ... , das sowohl das Rechnen auf dem Rechenbrett wie auch das Ziffernrechen umfasst, wurde bis ins 17. Jahrhundert über 120-mal aufgelegt und avancierte damit zu einem Bestseller der frühen modernen Mathematik. Weniger bekannt ist, dass Ries – seit 1522/23 im erzgebirgischen St. Annaberg sesshaft und eine private Rechenschule betreibend – auch öffentliche Ämter im Bergbau ausübte: als Rezessschreiber, als Gegenschreiber wie auch als Zehntner. Als „Bergmann von der Feder“ genoss er damit das Vertrauen des sächsischen Landesherren. Die Schrift gibt einen Einblick in die Spezifik der jeweiligen Ämter und deren vielfältige Aufgaben.

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Seitenzahl: 46

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Die historische Entwicklung des erzgebirgischen Bergbaus und Adam Ries als „Bergmann von der Feder“ Friedrich Naumann

veröffentlicht 2016 von E-Sights Publishing

E-Sights Publishing Dr. Jörg Naumann Altendorfer Straße 61 09113 Chemnitz Deutschland

Verlags-Website: E-SIGHTS PUBLISHING Verlags-Website zum Buch: E-SIGHTS PUBLISHING Fehlermeldungen bitte an [email protected] senden.

Herausgeber: E-SIGHTS PUBLISHING Umsetzung: Dr. Jörg Naumann Covergestaltung: Erika Jansen, jansen.lange GRAFIKdesign

Covergestaltung mit Ausschnitt aus dem Ölgemälde „Der Rechenmeister Adam Ries(e)“ von Fritz Raida , 1959, Stadtmuseum Bad Staffelstein

Copyright © 2016 Friedrich Naumann

Inhalt

Cover

Copyright

Inhalt

Vorbemerkungen

Das Erzgebirge als Montanregion

Geologie des Erzgebirges

Technologie des Bergbaus

Berggeschrei

Von der Bergbaukunst zur Montanwissenschaft

Bergrecht als Landesrecht und Ämter

Ries als landesherrlicher Bergbeamter

Quellen

Vorbemerkungen

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob ADAM RIES (1492-1559) auch ohne seine Tätigkeit im erzgebirgischen Bergbau zu jener Größe aufgestiegen wäre, die es rechtfertigt, ihn zu den Riesen an Denkkraft, Leidenschaft und Charakter, an Vielseitigkeit und Gelehrsamkeit zu zählen, mit denen FRIEDRICH ENGELS (1820-1895) die Epoche der Renaissance so treffend beschrieb. Unzweifelhaft verkörpert der vormalige „Zahlenhexer vom Römerberg“ – so sein ehrender Nimbus aus der Frankfurter Zeit – ein außergewöhnliches Maß an Begabung, so daß es legitim scheint, ihn mit solchen hervorragenden Köpfen zu vergleichen, die wie auf ein Zeichen hin auf der ganzen Welt erwachten (ERASMUS) und mit Leidenschaft und Kraft in die Entwicklung der Menschheit einzugreifen wußten.

Innovationen und technischer Fortschritt sind symptomatisch für diese Zeit, die sich aus den Fesseln der Scholastik und des kirchlichen Dogmas befreien kann; bald gewinnt das Baconsche Credo „Wissen ist Macht“ an Schärfe und ermutigt zum Fortschritt. Und die Bilanz ist großartig: die Erfindung des Buchdrucks durch GUTENBERG (1400-1468) oder die Entdeckungsfahrten eines KOLUMBUS (1451-1506) und eines DA GAMA (um 1467-1524), die Befruchtung der wissenschaftlichen Erkenntnis durch COPERNICUS (1473-1543), BRUNO (1548-1600) und GALILEI (1564-1642), die genialen Ideen eines LEONARDO DA VINCI (1452-1519). Auch Geistesriesen wie ERASMUS VON ROTTERDAM (1467-1536), MARTIN LUTHER (1483-1546) oder PHILIPP MELANCHTHON (1497-1560) sind zu nennen, eröffnen sie doch dem l uomo universale, dem „allseitigen Menschen“, neue Lebensinhalte und Perspektiven, prägen den Geist der neuen Zeit, so daß sich Kunst und Literatur, Philosophie und Wissenschaft endlich frei entfalten können. Das Studium der Humanität und das vollkommene Menschliche geraten zum wichtigsten Anliegen dieser epochalen Bewegung. Mit dieser verändern sich auch Soziales und Ökonomisches in entscheidendem Maße, neue gesellschaftliche Kräfte freisetzend und aktivierend.

Was Wunder, daß der einzigartige „Silberne Boden“ des Erzgebirges, der zu jener Zeit in die zweite Hauptperiode der Bergbaus eintritt, neben Bergkundigen auch Künstler, Gelehrte und Humanisten anzieht, die – der Faszination baldigen Reichtums erlegen – hier ihre neue Heimat finden und in dieser dauerhaft und kenntnisreich wirken. Auch ADAM RIES, längst nicht mehr der „Zahlenhexer vom Römerberg“ seiner Frankfurter Zeit, sondern schon gestandener Rechenmeister und Buchautor, wagt den Schritt und wird hier seßhaft. Ob er mit der okkulten Macht seiner Zahlen auch den „Geistern des Berges“ zu gebieten gedachte, bleibt offen; auf jeden Fall sicherten sie zwischen Zubuß und Ausbeut für die zweite Hälfte seines Lebens sein täglich Brot und machten ihn über die Grenzen seines Landes hinaus berühmt.

Das Erzgebirge als Montanregion

Wenn man vom Bergbau im sächsisch-böhmischen Erzgebirge spricht, denkt man zuvörderst an die Gewinnung metallischer Rohstoffe und damit an die Entdeckung der ersten Silbererzlagerstätte im Jahre 1168 in der Nähe des späteren Freiberg, in der Markgrafschaft Meißen gelegen. Dies ist insofern verständlich, als damit eine mehr als achthundertjährige, fast durchgängige Bergbauperiode begann, die für Sachsen zu einem außerordentlich bedeutsamen Standortfaktor wurde und Landschaft und Kultur in wohl einmaliger Weise geprägt hat. Das vielzitierte, schöne alte Wort Das und anders mehr kumbt alles vom Berckwerck her läßt die Konsequenzen jener faszinierenden Entwicklung bestenfalls erahnen, zumal im Spannungsfeld zwischen des Berges Dunkel und des Tages Licht unendliche Mühsal und verdientes Glück stets dicht beieinander lagen. Gegenüber anderen Fürstentümern und Königreichen entwickelte sich das Land zu besonders hoher Blüte, wofür sich eine Fülle von Zeugnissen benennen lässt, die hier nur im Ansatz bemüht werden soll:

Der um 1230 errichtete Freiberger Dom mit der berühmten „Goldenen Pforte“, die Errichtung der Universitäten Leipzig und Wittenberg, die Entwicklung eines auf hohem Niveau stehenden Münzwesens, die Malerei und Bildhauerei – in Kirchen, Schlössern Häusern und Städten, die Anlage prunkvoller Gärten und Parks, die Literatur – NOVALIS' (1772-1801) Roman „Heinrich von Ofterdingen“, ja auch die bergmännische Musik – gepflegt im Schoße der Bergleute wie auch Bestandteil höfischen Zeremoniells und rauschender Feste, die künstlerische Verarbeitung von Silber, Zinn, Kupfer, Eisen, Schmucksteinen, Glas, Keramik und Meißner Porzellan, die erzgebirgische Schnitzerei als Ausdruck bergmännischer Volkskunst, schließlich die Residenzstadt Dresden, verbunden mit FRIEDRICH AUGUST I. ( DER STARKE, 1670-1733) und ihren weltberühmten Schätzen – Zwinger, Schloß, Katholische Hofkirche, Frauenkirche, Kunstkammern, Semperoper, Mathematisch-physikalischer Salon, Gemälde- und Kunstsammlungen und anderes mehr.

Sächsische Regenten und deren Bedienstete trugen bei höfischen Festen nicht umsonst die Bergmannstracht und bedienten sich der berg- und hüttenmännischen Insignien als Zeugnis ihrer Verbundenheit zum Bergbau. Der Wallpavillon des Dresdner Zwingers hätte schließlich keinen weltkugeltragenden Hercules Saxonicus verdient, gleichermaßen internationalen Machtanspruch wie historisch bedeutsame Leistungen der Wettiner symbolisierend. Der vielgepriesene „Silberne Boden“ brachte andererseits auch vergleichsweise Einfaches: das traditionelle „Glückauf“ oder den rituellen Schlag aufs Arschleder, das solenne Erbbereiten oder die weihnachtliche Mettenschicht.