Die kleine Gärtnerei in den Highlands - Rachael Lucas - E-Book
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Die kleine Gärtnerei in den Highlands E-Book

Rachael Lucas

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Beschreibung

Beth Fraser, energische alleinerziehende Mutter von Zwillingen, hat sich ihren Traum erfüllt und eine Gärtnerei auf Applemore eröffnet. Die Geschäfte laufen gut an, als sie erfährt, dass nebenan ein Outdoor-Camp entstehen soll. Und natürlich passiert sogleich ein Unglück, als beim Bau eines Baumhauses ein Ast vom Nachbargrundstück auf ihren Pflanzentunnel fällt.

Jack MacDonald, der charismatische Leiter des Camps, versucht zwar die Situation zu entspannen, aber ihre erste Begegnung endet in einer lautstarken Auseinandersetzung. Dennoch kommen die beiden sich näher, aber Jack trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Und als eine Filmgesellschaft an die beiden herantritt, um einen Film über Applemore, die Gärtnerei und das Camp zu drehen, brechen alte Wunden auf, und Jack muss sich seiner Vergangenheit stellen.

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Seitenzahl: 360

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Cover

Titel

Rachael Lucas

Die kleine Gärtnerei in den Highlands

Das Erbe von Applemore

Aus dem Englischen von Sabine Schulte

Insel Verlag

Impressum

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Die Wiedergabe von Gestaltungselementen, Farbigkeit sowie von Trennungen und Seitenumbrüchen ist abhängig vom jeweiligen Lesegerät und kann vom Verlag nicht beeinflusst werden.

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Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem TitelThe Flower Farm.

eBook Insel Verlag Berlin 2024

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des insel taschenbuchs 5036.

Deutsche Erstausgabe© der deutschsprachigen Ausgabe Insel VerlagAnton Kippenberg GmbH & Co. KG, Berlin, 2024Copyright © Rachael Lucas, 2022Alle Rechte vorbehalten.Wir behalten uns auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.

Der Inhalt dieses eBooks ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Wir behalten uns auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Umschlagabbildungen: FinePic®, München

eISBN 978-3-458-77974-2

www.suhrkamp.de

Widmung

Für Rory,

mit aller Liebe

Übersicht

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Inhalt

Informationen zum Buch

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Epilog

Dank

Informationen zum Buch

Die kleine Gärtnerei in den Highlands

Erstes Kapitel

Ganz leise schlich sich der Frühling in das Dörfchen Applemore in den schottischen Highlands ein. Irgendwann kletterte die Sonne wieder über die Berge mit ihren Kiefernwäldern und stahl sich durch die Fenster der Cottages an der Bucht. Sie erhellte Räume, die in den langen Wintermonaten vor sich hin gedämmert hatten, und brachte verborgenen Staub zum Vorschein. Das Ende des Winters erkannte man an dem plötzlichen Ausbruch von Aktivität, dachte Beth Fraser, wenn Fenster geputzt und Teppiche zum Auslüften über die Wäscheleinen gehängt wurden. Es war zwar erst neun Uhr morgens, aber im Dorf ging es so geschäftig zu wie in einem Bienenstock.

Für Beth allerdings hatte der Frühling schon im Herbst des Vorjahres begonnen; sie hatte Samenkataloge gewälzt, Blumenzwiebeln gepflanzt und Pläne gemacht – viele Pläne. Sie drehte sich um und warf einen Blick auf den Rücksitz ihres Wagens. Zwischen den Kindersitzen der Zwillinge lag der übliche Kram – Plastikbecher, zerfledderte Bilderbücher, leere Keksschachteln. Aber da lag auch ein Karton mit hellem, ungebleichtem Seidenpapier, und dahinter, im Heck des Wagens, standen Eimer mit Bündeln von Narzissen und Hyazinthen aus ihrem Gewächshaus, die für den Hofladen auf Gut Applemore bestimmt waren. In einer idealen Welt hätte sie die Blumen in ihrem kleinen weißen Lieferwagen dorthin gebracht, der mit Gestellen und Regalen ausgestattet war. Und in einer idealen Welt hätte ihr Exmann Simon sich auch nicht ausgerechnet in dieser Woche, einer der arbeitsreichsten in der letzten Zeit, mit einem Magen-Darm-Virus ins Bett gepackt, sondern seinen Anteil an der Kinderbetreuung übernommen.

Seit ihrer Trennung waren anderthalb Jahre vergangen, und sie hatten einen freundschaftlichen Waffenstillstand geschlossen. Simon lebte jetzt in einer acht Meilen entfernten Stadt mit seiner Freundin Morag zusammen, die eine Bankfiliale leitete. Beth steuerte ihren Wagen in eine Ausweichstelle, um einen entgegenkommenden Traktor vorbeizulassen. Sie winkte Jimmy zu, dem alten Farmer, den sie seit ihrer Kindheit kannte. Er grüßte zurück, und der Traktor rumpelte vorbei.

Sie fuhr die kurvenreiche Küstenstraße entlang zum Applemore House, dem herrschaftlichen Gutshaus, in dem sie aufgewachsen war. Gepflügte Felder wärmten sich in der Sonne, und wo die Gerste zu sprießen begann, waren sie bereits grün überhaucht. Der Winter war ungewöhnlich kalt gewesen, daher dauerte es in diesem Frühjahr länger, bis die Natur wieder zum Leben erwachte. Auch in den Hecken zeigte sich erst eine Ahnung von dem hellen, frischen Grün, das bald die ganze Landschaft überziehen würde. Aber das genügte, um Beth auf eine Zeit hoffen zu lassen, in der sie nicht mehr dick eingepackt und mit kältestarren Händen, sondern wieder in Pullover und Jeans in ihrer Gärtnerei arbeiten würde, die sie in dem einen halben Hektar großen, früheren Nutzgarten des Gutes geschaffen hatte. Bald würde Applemore auch wieder voller Touristen sein, die auf ihrem Weg an der Küste entlang anhielten, in dem malerischen kleinen Dörfchen Fotos machten und – so hoffte Beth – im Hofladen ihrer Schwester Polly eine Menge Geld ausgaben.

An einem neuen Schild bog sie von der Straße ab. In ansprechender Schrift verkündete es: Applemore House: Naturcamping und Hofladen. In den achtzehn Monaten, seit Simon und sie sich getrennt hatten, hatte sich in ihrem Leben viel verändert. Nicht nur, dass sie jetzt alleinerziehende Mutter mit Zwillingen war, sondern auch, dass ihre Familie zum ersten Mal an einem Strang zog. Ihr Bruder Lachlan war aus Edinburgh zurückgekehrt und hatte sich mit seiner Freundin Rilla im Gutshaus niedergelassen. Die beiden arbeiteten gemeinsam daran, Gut Applemore möglichst breit aufzustellen und dafür zu sorgen, dass es florierte. Sie hatten die Zufahrt zum Gutshaus von Schlaglöchern befreit und auch von den schütteren Rhododendronbüschen, die sich an den Rändern ausgebreitet hatten. Jetzt konnte man zum Campingplatz gelangen, ohne durch wild wuchernde Vegetation behindert zu werden. Bald würden auch die Camper wieder eintrudeln.

Der vergangene Sommer war ihre erste Saison gewesen, und Lachlan und Rilla hatten selbst über den Erfolg gestaunt. Statt einen klassischen Campingplatz anzulegen, hatten sie Lichtungen im gutseigenen Wald genutzt, auf denen die Camper inmitten der Natur dem Alltag entfliehen konnten. Als Luxus gab es allerdings mehrere Komposttoiletten. Beth schmunzelte, denn sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie eine Komposttoilette jemals als Luxus betrachten würde, aber schließlich war sie auch alles andere als ein Campingfan. In einem Holzschuppen gab es sogar Duschen. Und die beiden hatten sich noch verschiedene andere Möglichkeiten ausgedacht, um zu Geld zu kommen. Dass Lachlan mit Rilla zusammengekommen war, seinem Jugendschwarm, hatte ihn geradezu beflügelt. Es war so schön, sie zusammen zu erleben – sie waren noch genauso verliebt wie vor anderthalb Jahren, als sie sich wiedergetroffen hatten.

»Morgen!« Polly, Beths jüngere Schwester, stand vor ihrem Laden, als sie in den Hof fuhr und parkte.

»Blumenlieferung für dich. Ich brauche einen Hektoliter Kaffee, um wach zu werden – habt ihr welchen?«

»Da fragst du noch?« Polly öffnete die Heckklappe von Beths Wagen und holte die schwarzen Plastikeimer heraus. Die gelben Blütenblätter der Narzissen lugten schon aus den papierbraunen Knospenhüllen. »Ach, ich liebe Osterglocken. Wie Sonnenschein in der Vase, findest du nicht?«

In dem alten Wirtschaftsgebäude, das Polly in einen Hofladen verwandelt hatte, duftete es wieder einmal köstlich nach frisch aufgebrühtem Kaffee und nach dem noch warmen Brot, das eine Biobäckerei aus der Region lieferte. Als Polly den Laden eröffnet hatte, hatte er aus einem einzigen Raum mit ein paar billigen Regalen bestanden. Im Laufe der Monate hatte sie dann einen Tischler beauftragt, richtig schöne Einbauregale anzufertigen. Außerdem hatte sie einen Durchbruch zum Nebengebäude machen lassen, und dort war eine kleine Küche installiert und ein Café eröffnet worden. Eine breite Holzplatte mit Rindenkante diente als Tisch, und ringsherum saßen schon Leute aus dem Dorf. Mit einem Lächeln begrüßte Beth Jenny, eine Kindergartenmutter, die sie kannte, und deren Mutter Dolina. Dolina ließ sich gerade lautstark über irgendetwas aus.

»… und als ich das gehört habe«, erklärte sie mit missbilligend geschürzten Lippen, »hab ich zu Helen gesagt, so was wollen wir in unserem kleinen Dorf nicht haben. Ich meine, es ist doch schon schlimm genug, dass wir im Sommer von diesen Touristenschwärmen überfallen werden, und das wird von Jahr zu Jahr schlimmer.«

»Cappuccino?« Tom, der das kleine Café leitete, sah Beth fragend an. Aber noch bevor sie ihm zugenickt hatte, begann er schon, den Kaffee zuzubereiten. Dabei warf er ihr einen raschen Blick zu, der Bände sprach.

»Wenn wir diese Touristenschwärme nicht hätten«, sagte er leichthin, während er den Espresso aufbrühte und an den Hebeln der Maschine hantierte, »dann würde dieses Café kein Geld einbringen, und ich hätte keinen Job.«

»Ja«, sagte Dolina, immer noch mit herabgezogenen Mundwinkeln, »na schön, aber Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass man an der Dorfstraße von April bis September keinen Parkplatz mehr findet, und die Blechlawine wird von Jahr zu Jahr größer. Wir haben hier gar nicht die Infrastruktur für Tourismus. Zum Beispiel gibt es nur eine einzige öffentliche Toilette.«

»Kirsty sagt, wenn das Sommergeschäft nicht wäre, hätte sie ihren Buchladen längst schließen müssen. Aber in der Saison verkauft sie jeden Tag zahllose Reiseführer und Landkarten und solche Dinge.« Tom füllte den Milchschaum ein, sodass ein hübsches Muster entstand, und schob die Tasse dann zu Beth hinüber.

»Und ich verkaufe jede Menge Blumen.« Beth riss ein Tütchen Zucker auf und schüttete ihn in ihre Tasse. Es tat ihr leid, dass sie dabei Toms Muster zerstörte.

»Wirklich? Das überrascht mich«, sagte Jenny und klang dabei wie ihre Mutter. »Ich meine, was fangen Urlauber denn mit Blumen an?«

Beth lachte. »Keine Ahnung. Vielleicht schmücken sie damit ihre Campingwagen? Oder sie nehmen die Blumen am nächsten Tag mit nach Hause? Oder bringen sie der Oma mit, die mit ihrem Wohnwagen in Ullapool steht? Was auch immer, ich bin froh, dass sie bei mir kaufen.«

»Na ja, vielleicht wissen nur diejenigen unter uns die Touristen zu schätzen, die von ihnen profitieren«, sagte Dolina mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, »uns anderen sind sie einfach nur lästig.«

Beth holte tief Luft. »Vielleicht«, sagte sie, ohne sich provozieren zu lassen.

»Was gibt's?« Polly, die auf dem kleinen Holzständer an der Tür Blumen arrangiert hatte, kam zu ihnen herüber. Sie wischte sich die Hände an ihrer Jeans ab. »Verpasse ich gerade den neuesten Dorfklatsch?«

Sie schob sich das lange blonde Haar hinter die Ohren und griff sich ein Schokobrownie vom Teller auf der Theke. »Bin dir was schuldig«, sagte sie schon mit vollem Mund zu Tom.

»Haben Sie das noch nicht gehört?« Dolina plusterte sich ordentlich auf, als sie die Neuigkeiten verkündete. »Was da jetzt in dem alten Haus von Mackay los ist?«

Beth tauschte einen verschwörerischen Blick mit ihrer Schwester. Niemals hätte sie Dolina, der Königin der Klatschtanten im Dorf, unter die Nase gerieben, dass sie gestern Abend am Telefon genau darüber mit Polly gesprochen hatte. Auch dass die Schwestern sich die Pläne auf der Website der Gemeinde genau angesehen hatten, würde sie nicht verraten. »Da sollen Outdoor-Aktivitäten stattfinden. Wildwasser-Rafting, Orientierungsläufe und so.«

»Ja, wenn es bloß Abenteuerferien wären.« Schmollend sah Dolina Beth über ihre Tasse hinweg an. »Aber es soll eine Art Ferienzentrum für Verbrecher werden.«

»Verbrecher?« Tom stieß ein amüsiertes Prusten aus. »Was für Verbrecher?«

»Mutter, ich glaube, so nennt man die heutzutage nicht mehr«, mischte Jenny sich ein. Sie hatte den Blick gesenkt und spielte mit einem Zuckertütchen.

»Na schön, ich bin sicher, dass es ein modernes Wort dafür gibt, ein politisch korrektes Wort, aber es ist doch wahr, die wollen eine Horde Teenager von Gott weiß woher anschleppen, die dann unsere Autos stehlen und damit Spritztouren machen und so weiter.« Dolina verschränkte die Arme über ihrem üppigen Busen.

Tom schüttelte den Kopf. »Ich denke, die Jugendlichen werden hier Dinge lernen, die sie im Leben gut gebrauchen können.« Er nahm ein sauberes Geschirrtuch und polierte damit die Kaffeemaschine, die sein ganzer Stolz war. »Und um ehrlich zu sein, Dolina, als jemand, der sein Leben lang von anderen abgelehnt wurde, kann ich sagen, dass ich sie alle mit offenen Armen begrüßen werde.«

Dolina besaß immerhin den Anstand, ein wenig beschämt auszusehen. Tom war in Applemore aufgewachsen, dann zum Studieren nach Glasgow gezogen und anschließend zusammen mit seinem Partner Gavin zurückgekehrt. Er kannte Beth aus der Grundschulzeit und hatte ihr anvertraut, er habe eigentlich damit gerechnet, dass das kleine Dorf entsetzt sein würde, wenn ein schwules Paar das Café übernahm. Doch er war angenehm überrascht gewesen, dass die Dorfbewohner ihn und seinen Partner im Großen und Ganzen akzeptierten. Selbst heutzutage, hatte er Beth erklärt, wurden sie täglich mit Schwulenhass konfrontiert. Daraufhin hatte sie ihm die Geschichte ihres Vater erzählt, der viele Jahre lang eine heimliche Beziehung mit Rillas Vater gehabt hatte, und Tom hatte weise genickt. »Merkwürdig, oder? Die Leute glauben, die Welt hätte sich weiterentwickelt, aber das ist nicht so. Jedenfalls in vieler Hinsicht nicht.«

Dolina grummelte weiter vor sich hin. Polly verschwand, um ein paar Kundinnen zu helfen, die offenbar etwas suchten. Jenny brach ein hölzernes Rührstäbchen in winzig kleine Stücke, während sie mit halbem Ohr zuhörte, wie ihre Mutter sich über die grässlichen Teenager ausließ, die überall herumstreifen und in den Gärten Amok laufen würden.

Beth schämte sich ein wenig für ihre eigenen Gedanken. Sie schaute in ihre Kaffeetasse und fragte sich, was für ein Mensch sie bloß war, denn vor allem hoffte sie, dass ihre Gärtnerei nicht von randalierenden Halbwüchsigen überfallen werden würde, die in ihrer Zerstörungswut ihr Gewächshaus anzünden und ihre Dahlien köpfen könnten. Aber andererseits – sie hatte so schwer geschuftet, um aus einem wild wuchernden Dschungel ein endlich profitables Unternehmen zu machen.

»Bestimmt kümmern die Organisatoren sich auch um die Sicherheit«, sagte sie schließlich. »Für so was sind doch alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen nötig, oder?«

»Das wollen wir hoffen«, sagte Dolina finster. »Die Zeit wird es zeigen. Am Ende des Tages werden diese Leute Ihre Nachbarn sein, Beth, Sie sind dann also in erster Linie die Leidtragende. Ich an Ihrer Stelle würde oben auf der Gartenmauer Stacheldraht anbringen.«

Über diesen Vorschlag musste Beth lachen. »Das fände ich dann doch ein bisschen extrem.«

Sie sah auf die Uhr, trank ihren Kaffee aus und verabschiedete sich eilig von Polly. Die Arbeit rief, und eh sie sich's versah, würde sie die Kinder aus dem Kindergarten abholen müssen. Was auch immer sich da mit diesem neuen Abenteuerzentrum zusammenbraute, sie hatte mehr als genug um die Ohren. Die Gärtnerei zu betreiben war nicht nur einfach ein Job, es war eine Lebensweise und nahm ihre gesamte Zeit in Anspruch. Wenn die Kinder nicht öfter bei Simon wären, wüsste sie nicht, wie sie zurechtkommen sollte. Zum Glück waren Simon und sie sich bei der Trennung einig gewesen, dass ihre Ehe zwar gescheitert war, dass die Kinder aber ein Teil seines Lebens waren, auf den er unter keinen Umständen verzichten wollte. Nachdem Beth das Gefühl von Demütigung wegen seiner Affäre überwunden hatte, hatte sie sich eingestehen können, dass ihre Beziehung schon seit Jahren einen Knacks gehabt hatte und schon lange vor ihrer Trennung eher zu einer Art Freundschaft geworden war. Das hatte ihr die ganze Sache erleichtert.

Beth fuhr weiter zum Herrenhaus, um Rilla und Lachlan eben schnell ein paar Blumen vor die Tür zu stellen. Der weiche Sandstein schimmerte warm im Frühlingslicht. Applemore House war im schottischen Baroniestil erbaut worden, mit Zinnen und hohen, spitzen Türmchen. Die Campinggäste waren immer hingerissen von dem schönen Gebäude und posteten Unmengen von Fotos auf ihren Instagram-Accounts. In den letzten anderthalb Jahren hatte Lachlan – ermöglicht durch einen Geldsegen nach dem Verkauf seiner Brauerei – in lange fällige Arbeiten am Herrenhaus investiert, und jetzt stand es so stolz da, als spürte es die Liebe und Hingabe, mit der es für die Zukunft der Familie Fraser saniert worden war. Lachlan war als ältester Sohn Alleinerbe gewesen, und mit dem Großteil des Geldes hatte er eine Stiftung gegründet und so dafür gesorgt, dass Applemore House kommenden Generationen erhalten bleiben und nie wieder dem Verfall preisgegeben werden würde.

Im Rückspiegel sah Beth noch einmal die hohen Bäume, die das Haus umstanden. Hier war sie aufgewachsen, aber auch jetzt, nach der Sanierung, zog nichts sie in ihr Elternhaus zurück. Für ihre Schulfreundinnen hatte Applemore House immer etwas Exotisches und Aufregendes gehabt, aber für sie selbst und ihre Schwestern hatte es bedeutet, dass die Familie zwar reich an Besitz, aber arm an Bargeld gewesen war. Im Haus war es immer kalt gewesen, nur in der Küche hatte der große Aga, in dem das ganze Jahr über ein Feuer brannte, für Wärme gesorgt. Im Winter hatten Eisblumen das Fenster ihres Turmzimmers geschmückt, und die launische Zentralheizung hatte die arktischen Temperaturen nur wenig beeinflussen können. Daher hatten die Geschwister sich unter ihren Bettdecken angezogen, und Beth hatte davon geträumt, in einem winzig kleinen Häuschen zu wohnen, so wie ihre Freundin Claire. Dort war es kuschelig warm, überall standen die Porzellanfiguren von Claires Mutter, und es roch nach Möbelpolitur und nach köstlichen Snacks aus dem Backofen, wenn die Mädchen aus der Schule kamen.

Beth parkte neben der Pforte in der hohen Mauer, die ihre Gärtnerei umgab. Kein Wunder, dachte sie, dass sie das gemütliche und vor allem warme Farmhaus ein paar Meilen weiter so liebte. Sie hatte ihr Zuhause, ihre beiden Katzen, die Zwillinge und ihre Firma. Mehr brauchte sie nicht.

Sie mochte die kleinen Gewohnheiten, die ihren Arbeitstag auszeichneten. Als Erstes sorgte sie dafür, dass ihr Handy für den Fall, dass der Kindergarten anrief, auf volle Lautstärke gestellt war, und legte es auf den Tisch am Eingang zu ihrem nagelneuen Folientunnel, ihrem ganzen Stolz. Zum Glück war im vergangenen Jahr auf einem Hügel ganz in der Nähe ein neuer Mobilfunkmast aufgestellt worden. Auch wenn die umweltbewussteren Dorfbewohner entsetzt gewesen waren, weil sie glaubten, dass das ganze Dorf nun radioaktiv oder sonst wie lebensgefährlich verseucht werden würde, hatte Applemore, wo der Empfang bis dahin unter aller Kritik gewesen war, nun Anschluss an die moderne Welt. Beth schob die Hände in die Gesäßtaschen und sah sich im Folientunnel um.

»Verdammt, ist das da draußen kalt«, sagte eine Stimme. »Bist du nicht längst erfroren?«

Beth fuhr herum. Miranda, die an drei Tagen in der Woche für sie arbeitete, stand im Eingang.

»Wunderbarerweise – nein.«

»Wahrscheinlich, weil du so vernünftig bist, hier im Folientunnel Wicken umzutopfen, statt draußen Beete vorzubereiten. Das ist echte Sklavenarbeit.« Miranda zog die Arbeitshandschuhe aus und kratzte sich die Nase.

»Sklavenarbeit?« Beth grinste. »Hast du schon mal daran gedacht, mich beim Gartenbauverband oder wie immer die heißen anzuschwärzen?«

»Das mache ich noch, da kannst du Gift drauf nehmen«, Miranda schob sich auf den Tisch hoch, »wenn du die Heizung nicht aufdrehst.«

»Die Heizung ist für meine frühen Wicken, nicht für dich.« Beth lachte.

»Ich brauche die Wärme nötiger als deine Blümchen. Mir wurde gesagt, die Arbeit in einer Gärtnerei wäre romantisch …«

»Denk doch bloß an die Endorphine.« Beth zog eine Grimasse, sodass Miranda lachen musste.

»Ich glaube, meine Endorphine sind erfroren.«

Das war ein beliebter Witz zwischen ihnen, wenn sie schmutzig und durchgefroren waren. Als Miranda sich für den Teilzeitjob beworben hatte, war sie ganz offen gewesen: Sie suchte eine Arbeit im Freien, weil das für ihre Psyche das Beste war, denn im Winter hatte sie immer mit jahreszeitlich bedingter Depression zu kämpfen. Wenn sie aber im Freien mit Pflanzen arbeitete, waren ihre Stimmungstiefs nicht so ausgeprägt. Beth bewunderte Miranda für die Entschlossenheit, mit der sie selbst an Tagen weiterarbeitete, an denen sie sich gar nicht gut fühlte. Mirandas trockener Humor, mit dem sie auch über ihren Kampf gegen die Winterdepression sprach, hatte Beth in diesem Jahr geholfen, als Mutter von Kleinkindern mit ihrem Schlafdefizit zurechtzukommen. Sie sah zu, wie Miranda jetzt ihr Handy checkte, und fand, dass sie zusammen ein recht gutes Team waren.

Beth schnitt weiße Narzissen und stellte sie sofort bis an die Knospen ins Wasser. Es war Ende März, und zum ersten Mal war es ihr gelungen, sie so früh zum Blühen zu bringen. Sie hatte gestaunt, wie viel der Folientunnel ausmachte. Er war ein Experiment – aber sie hatte in Internet-Chats mit anderen Gärtnern entdeckt, dass Erfolg häufig auf Experimenten beruhte. Jedenfalls bewirkte der Tunnel, dass der Blumenverkauf in diesem Jahr zeitiger anlief als in den Vorjahren.

»Du meine Güte.« Miranda schwenkte ihr Handy in Beths Richtung. »Guck dir das mal an.«

Beth stellte den Eimer vorsichtig ab, um die empfindlichen Blütenstängel nicht zu verletzen. Sie legte den Kopf schräg. »Ist das …?«

»Genau.« Miranda lachte.

»Dann läuft dein Online-Dating also gut?«

»Wenn du mit ›gut‹ meinst, dass ich täglich ziemlich unappetitliche Fotos zugeschickt bekomme, ja.«

»Ernsthaft, ich weiß nicht, wie du das aushältst.«

»Ich denke eben immer, dass es zwischen den vielen Dornen auch mal eine Rose geben muss.«

»Das sieht mir aber überhaupt nicht nach einer Rose aus.« Beth verzog entsetzt das Gesicht. »Und übrigens auch nicht nach Dornen.«

»Du könntest dich doch auch anmelden. Dann hättest du abends was zu tun.«

»Ich hab zwei Kleinkinder, die demnächst drei Jahre alt werden, und eine Gärtnerei. Freie Abende? Fehlanzeige.«

»Aber immer nur Arbeit ist doch langweilig.«

»Dann bin ich eben langweilig, von mir aus. Aber die ganze Sache mit Ehe und so habe ich hinter mir. Ich glaube, als geschiedene Mutter bin ich richtig gut.«

Miranda rutschte vom Tisch herunter und zog ihre Jeans und ihre lila Fleecejacke zurecht. Das lange braune Haar fiel ihr über den Rücken, und ihr Gesicht war selbst jetzt im Winter mit Sommersprossen gesprenkelt. Das lag auch daran, dass sie so gern mit ihren Hunden draußen war. Seit ihr Sohn Joe in St. Andrews studierte, galt den Hunden ihre ganze Liebe. Sie war dreiundvierzig und sah zehn Jahre jünger aus.

»Das braucht Zeit«, sagte sie jetzt weise. »Nachdem Tully uns verlassen hatte, war ich jahrelang allein. Da hab ich gemerkt, dass man im Bett nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel Platz haben kann.«

»In meinem nicht. Das ist immer voll mit Katzen und kleinen Kindern.«

Miranda warf Beth einen Blick zu. »Wir werden ja sehen.«

»Keine Chance.« Beth blieb unbeirrbar. »Aber Themenwechsel: Hast du gehört, was hinter der Mauer hier passieren soll?«

»Wenn du das so ausdrückst, klingt es wie aus Game of Thrones.« Miranda lachte.

»Also, wenn die gute Dolina Recht behält, tobt hier demnächst eine wilde Horde herum. Das Blockhaus, das da gerade gebaut wird, soll anscheinend eine Art Jugendzentrum werden, und zwar für – ich zitiere Dolina – ›junge Verbrecher‹.«

»Wahrscheinlich nimmt sie das mit ihrer üblichen Zen-Gelassenheit auf.« Miranda grinste.

»Ich vermute mal, dass der Dorfverschönerungsverein ganz bald eine außerordentliche Versammlung ankündigen wird.« Wie immer wischte Beth die Gartenschere sorgfältig mit einem Desinfektionsmittel ab.

Miranda steckte ihr Handy wieder ein und nahm sich Schnur und ein paar Holzpflöcke, um ein Beet abzustecken. »Ich glaube, das wird eine gute Sache. Ist doch schön, wenn ein bisschen Leben ins Dorf kommt.«

Beth war immer noch etwas mulmig wegen der ganzen Geschichte. »Solange sie mir nicht das Gewächshaus anzünden, soll es mir recht sein. Und außerdem haben wir Phoebe, wir brauchen nicht noch mehr Unruhe.«

»Wo wir gerade von ihr sprechen«, Miranda zog ihre Handschuhe wieder an und beugte und streckte die Finger. »Wann kommt sie denn?«

»Heute und morgen hat sie Berufsschule. Mittwochvormittag ist sie wieder hier.«

»Dann hoffen wir mal, dass sie nicht aus Versehen noch mehr Dahlienknollen auf den Kompost befördert.«

»Puh, lassen wir das Thema.« Beth schüttelte den Kopf.

Phoebe war ihre neueste Mitarbeiterin – eine Auszubildende, die an zwei Tagen in der Woche zur Berufsschule ging und drei Tage in der Gärtnerei die praktische Seite des Berufs erlernen sollte. Sie war neunzehn, eine bezaubernde junge Frau und zurzeit eher nur eine Belastung für den Betrieb. Aber sie brachte Beth und Miranda zum Lachen und lernte allmählich dazu.

In diesem Moment hörten die beiden Frauen nicht weit entfernt ein dumpfes metallisches Scheppern. Die Stille, die ihnen bisher so selbstverständlich erschienen war, wurde seit einiger Zeit regelmäßig unterbrochen, wenn Lastwagen die schmale Straße entlangrumpelten und Baumaterial lieferten.

»Jedenfalls solltest du dir kein Urteil bilden, solange du nicht mehr über dieses Feriendings weißt«, Miranda deutete mit dem Kopf in Richtung des Gepolters, »sonst trittst du am Ende noch in Dolinas Fußstapfen.«

Beth riss in gespieltem Entsetzen die Augen auf. »Kommt gar nicht infrage.«

Sie wandten sich wieder ihren Aufgaben zu. Trotz allem grauste es Beth bei der Vorstellung, dass ihr Friede gestört werden könnte. Aber sie gab sich alle Mühe, ihre Befürchtungen zu unterdrücken. Was auch passieren mochte, sie wollte so freundlich und entgegenkommend sein, wie sie konnte.

Zweites Kapitel

Jack McDonald sah den Clyde unter der Erskine Bridge hindurchfließen, als sie in Richtung Norden aus Glasgow herausfuhren. Auf der Straße war wenig los, denn der Berufsverkehr war vorbei, und zu dieser Jahreszeit hielten sich die Touristenströme in den Highlands noch in Grenzen. Neben ihm hatte Danny den Kopf ans Fenster gelehnt. Er schlief mit offenem Mund den sorgenfreien Schlaf der Jugend, unterbrochen nur von gelegentlichen Schnarchern. Jack wandte sich kurz zu Archie um, seinem kleinen Terrier, der auf der Rückbank saß. Er trug sein Autogeschirr, und die Empörung darüber, dass er von seinem üblichen Platz auf dem Beifahrersitz verbannt worden war, stand ihm in sein Hundegesicht geschrieben.

Jack hatte gedacht, dieses vorerst letzte Mal, dass er über die große Brücke in Richtung Loch Lomond fuhr, könnte eine besondere Bedeutung für ihn haben. Er hörte Radio One, ein Relikt aus der Zeit, als er seine Tochter Anna in die Schule gebracht hatte und sie mit einem Kaffee in der Hand neben ihm gesessen und die Songs aus den Charts mitgesummt hatte. Jack musste grinsen, denn es war noch gar nicht so lange her, dass er selbst ein musikverrückter Teenager gewesen war. Vor ihm scherte ein LKW aus, und er trat so heftig auf die Bremse, dass die Neoprenanzüge, die er neben Archie auf den Rücksitz gepackt hatte, in den Fußraum purzelten. Er hatte in den letzten Wochen bis zum Umfallen geschuftet, um alles für das letzte Abenteuer des Winters zu organisieren.

Jetzt lud der Minibus gerade am See eine bunte Truppe von Jugendlichen aus, die so etwas wie Stand-up-Paddeln oder Kajakfahren im strömenden Regen noch nie ausprobiert hatten und die ihr ganz eigenes Gepäck mitbrachten, das aber eher emotionaler als materieller Art war. Die Arbeit mit sozial benachteiligten Teenagern war Jack wichtig. Diese jungen Leute hatten im Laufe der Jahre Abwehrmechanismen aufgebaut, und durch ihre Schichten von Desinteresse oder Prahlerei durchzudringen, war jeden Tag eine neue und interessante Herausforderung. Mittlerweile arbeitete er seit fünfzehn Jahren für Wildcat Adventures. Als er bei der Organisation angefangen hatte, war er natürlich noch ein ganz anderer Mensch gewesen – damals hatte er sich gar nicht so sehr von den Jugendlichen unterschieden, die er betreute, doch das hatte er sich nie anmerken lassen.

Er dachte an seinen letzten Tag am Loch Lomond zurück. Es war ein Tag ohne Zwischenfälle gewesen, ein untypischer Tag. Oder nein, nicht ganz, denn einer der Jugendlichen war mit seinem Kajak in die falsche Richtung gefahren und mit dem Zweierkanu eines älteren Paares zusammengestoßen, das in den gleichen gelben wasserdichten Anzügen nichtsahnend dahingepaddelt war. Und Jack hatte einen Streit schlichten müssen, der aus dem Nichts aufgeflammt war. Zwei Mädchen waren aufeinander losgegangen, mit tiefschwarz umrandeten Augen unter glitzernden falschen Wimpern und langen, wehenden Haaren. Jack hatte nicht herausfinden können, worum es bei der Rauferei ging, denn auf seine Frage hin hatten die beiden total dichtgemacht. Mit ihren verschränkten Armen und den verschlossenen Gesichtern hatten sie sich gegenseitig gespiegelt. Das alles war nichts Ungewöhnliches, und er verstand die Jugendlichen. Die meisten kamen aus armen Familien, ihr Leben war chaotisch und ungeregelt und ihre Eltern waren emotional und oft auch physisch abwesend. Er hatte Mitgefühl mit seinen Schützlingen, denn er hatte selbst erfahren, wie es war, wenn man nach Hause kam und kein Mensch da war, mit dem man über die Ereignisse in der Schule sprechen konnte oder der einem an einem verregneten Abend etwas Warmes zu trinken machte.

Das alles – ja, das waren die Gründe, weshalb er diese Arbeit liebte. An seinem Abschiedstag hatte er sich ein letztes Mal im Zentrum am Loch Lomond umgesehen, er hatte die Lichter im Blockhaus ausgeschaltet, in dem sie die Tage begannen und beendeten, hatte kontrolliert, ob Herd und Kühlschrank abgestellt waren und ob die Neoprenanzüge und die Rettungswesten auf den Ständern an der Heizung hingen, wo sie über Nacht trockneten. Das nächste Mal würde er diesen Kontrollgang anderswo machen, in einem Gebäude, das keine Erinnerungen barg. Er holte tief Luft und riss sich zusammen. So war es das Beste. Im Moment tat es noch höllisch weh, aber wenn er etwas gelernt hatte, dann war das, dass die Zeit fast alle Wunden heilte. Er hatte die Tür abgeschlossen, den Schlüssel in das kleine Safe gelegt und den Sicherheitscode eingetippt. Es war geschafft.

Schon als er am frühen Morgen durch Glasgow gefahren war, hatte Jack gewusst, dass seine Entscheidung richtig war. Er konnte auf keinen Fall allein in Glasgow bleiben, denn die Straßen und Gebäude erinnerten ihn schmerzlich an die Vergangenheit. Als er an einer Kreuzung anhalten musste, hatte er sein Handy gecheckt, in der Hoffnung, dass vielleicht eine Antwort auf seine WhatsApp gekommen war. Doch sie war noch gar nicht gelesen worden. Die Ampel war auf Grün umgesprungen, und er hatte das Handy auf den Beifahrersitz geworfen.

Zwanzig Minuten später war er durch ein Gewirr von schmalen Straßen mit weißem Kopfsteinpflaster gefahren. Die Häuser in dieser Siedlung sahen alle gleich aus.

»Sie sind am Ziel«, sagte das Navi.

»Jack!«, rief Danny aufgeregt, noch bevor er die Tür des Pick-ups aufriss. Mit seiner frischen Gesichtsfarbe und dem blonden Haarschopf sah er wie der Inbegriff eines Highlanders aus. Danny zumindest würde in die neue Umgebung passen, dachte Jack.

»Alles klar?« Er betrachtete den Berg von Taschen zu Dannys Füßen. »Noch nie vom Reisen mit leichtem Gepäck gehört?«

»Ich will nicht so hoch in den Norden fahren und dann feststellen, dass ich irgendwas vergessen habe.«

»In den Highlands gibt's doch auch Geschäfte.«

»Ja, aber die haben vielleicht meine Lieblings-Instantnudeln nicht. Diese Tasche hier«, Danny schnappte sich ein graues Ungetüm, um es hinten einzuladen, »hab ich mit den großen Pasta-Cups süßsauer vollgepackt. Und Schokolade ist auch noch drin.«

»Du spinnst.«

»Wieso?« Danny schüttelte die Tasche ein wenig, sodass die Plastikbecher verräterisch klapperten.

Trotz seiner bedrückten Stimmung musste Jack lachen. »Das wird ja ein Abenteuer. Steig ein, wir wollen los. Wir haben eine lange Fahrt vor uns.«

Es war Ende März, aber auf dem Weg nach Norden wurde deutlich, dass der Frühling sich an der Westküste Schottlands noch sehr zurückhielt. Die Bäume standen wie hochgewachsene schwarze Wächter an den Seen und Flüssen, an denen sie entlangfuhren. Danny zog den Reißverschluss seiner Fleecejacke zu und beschwerte sich über die bittere Kälte.

»Ich hab die Heizung angestellt.«

»Ich weiß. Ich hab mich im eisigen Norden einfach noch nicht akklimatisiert.« Danny rubbelte sich die Arme und tat so, als würde er mit den Zähnen klappern.

»Aber du wirst dich ganz schnell an die Kälte gewöhnen müssen. Für nächste Woche ist Schnee vorhergesagt.« Jack drehte die Heizung so weit auf, dass ihm selbst unangenehm warm wurde. Doch kurz darauf wirkte Danny schon nicht mehr wie ein menschlicher Eiszapfen.

»Bist du aufgeregt wegen des Umzugs?«, fragte er.

Jack nickte kurz. »Weiß nicht, ob ich es Aufregung nennen würde, aber ich freue mich auf die Herausforderung.«

»Ich auch.« Danny schaute wieder auf sein Handy. »Warum kriege ich hier keinen Empfang? Ich versuche schon die ganze Zeit, eine Nachricht abzuschicken.«

»Willkommen in den Highlands«, sagte Jack. »Ich hab dir doch neulich gesagt, dass du hier oben an deine tägliche Dosis TikTok oder nach was auch immer du süchtig bist, nicht so leicht rankommen wirst.«

»Ja, du hast gesagt, hier oben gäbe es keinen Empfang.« Danny hielt das Handy hoffnungsvoll vor die Windschutzscheibe. »Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass du das wörtlich gemeint hast.«

Jack lachte. »Jetzt wirst du dich einfach mit mir unterhalten müssen.«

Danny stöhnte, lächelte aber dabei. »Okay, dann mal los. Erzähl mir noch ein bisschen mehr von unserem neuen Zuhause. Du bist doch schon da gewesen, du weißt, wie es da oben ist.«

»Dann gib mir mal 'ne Tüte Chips rüber.« Jack steuerte mit den Knien, während er die Tüte öffnete. »Was willst du denn wissen?«

Jack, der immer viel zu viel grübelte, bewunderte Dannys Arglosigkeit. Danny arbeitete seit einigen Jahren für Wildcat Adventures und hatte sich als Jacks rechte Hand unentbehrlich gemacht. Wo Jack auf der Hut war und dazu neigte, sich zurückzuhalten und gut zu überlegen, bevor er sich auf irgendetwas einließ, war Danny das Gegenteil – er traf seine Entscheidungen intuitiv und handelte, ohne sich Gedanken zu machen, ob das Ergebnis ein Erfolg oder ein Misserfolg sein würde.

Trotzdem hatte es ihn überrascht, dass Danny die Gelegenheit, den Wohnort zu wechseln, beim Schopf ergriffen hatte. Während Jack das Leben im Freien liebte, war Danny im Herzen ein Stadtkind. Er genoss es, abends mit seinen Freunden unterwegs zu sein, sonntags ins Kino zu gehen und am Wochenende verkatert zu brunchen. Die gemeinnützige Einrichtung, für die sie arbeiteten, hatte von einer staatlichen Lotterie eine kräftige Finanzspritze erhalten, die es ermöglicht hatte, nahe dem Dörfchen Applemore in den Highlands ein Stück Wald an einem See zu kaufen. Für Jack war es der perfekte Zeitpunkt. Das Herz tat ihm weh, und in Glasgow erinnerte ihn jede Straße an sein bisheriges Leben. Dannys fröhliches »Wann geht's los?« hatte ihm mehr bedeutet, als er jemals zugeben würde. Und jetzt, zwei Monate später, fuhren sie hier gemeinsam in eine neue Zukunft – das ungleichste Paar, das man sich vorstellen konnte.

»Also, wie ist dieses Dorf denn so?«, unterbrach Danny ihn in seinen Gedanken.

»Ein richtiges Postkartendorf.« Jack überlegte einen Moment, denn Danny war dreiundzwanzig und hatte möglicherweise keine Ahnung, was eine Postkarte war. »Genauso, wie man sich ein Dorf in den Highlands vorstellt. Eine Reihe von weißen Häuschen an einer hübschen Bucht. Ein paar Fischerboote im Hafen, und ein ziemlich gutes Hotel. Ich hab gedacht, vielleicht können wir da heute Abend essen, dann brauchen wir nicht zu kochen, wenn wir im Cottage ankommen.«

»Und das Cottage?«

»Sieht aus, als hätte ein Kind es gemalt. Weiß gestrichen, rote Haustür, Fenster rechts und links.«

»Gibt's da WLAN?«

Danny legte die Hände zusammen, als flehe er die Götter des Internets an.

Jack lachte in sich hinein. »Anscheinend ja. Aber vermutlich ist es ein bisschen launisch. Diese alten Häuser haben richtig dicke Mauern.«

»Weiter. Wie sind die Leute so?«

Jack überlegte einen Moment, stieß dann die Luft aus und wählte seine Worte mit Bedacht.

»Der Typ, dem das Hotel gehört, wirkt vernünftig. Heißt Harry. Oder Harvey? Irgendwie so. Ich habe beide Male da gewohnt. Er hat jedenfalls gutes Bier.«

»Du und dein komisches Bier. Hat er auch anständigen Wodka? Damit man mal schön feiern kann?«

Jack prustete los. »Ich werde jedenfalls nicht mit dir um die Wette trinken.«

»Wir könnten es als Teambuilding-Maßnahme deklarieren.« Danny reichte einen Kartoffelchip nach hinten, wo Archie gerade laut protestierte, dass ein armer, halb verhungerter Terrier nichts zu fressen bekam.

»Du kannst es nennen, wie du willst, aber ich habe keine Lust, mich volllaufen zu lassen und dann nach Hause zu torkeln und Rugbysongs zu lallen.«

»Schön.« Danny grinste. »Dann wollen wir mal sehen, wie du dich nach unserer ersten Woche fühlst.«

Jack war erleichtert, dass es ihm gelungen war, die Frage nach den Dorfbewohnern zu übergehen. Er sprach rasch weiter und hoffte dabei, dass Danny sein Ausweichen nicht bemerken würde.

»Wie dem auch sei, direkt neben unserem Grundstück liegt ein vornehmer Landsitz, der einem Lord oder so gehört. Ich kann mir nicht denken, dass wir mit den Bewohnern viel zu tun haben werden – du kannst dir ja vorstellen, wie die sind.« Jack verzog das Gesicht. Für Leute, die mit einem silbernen Löffel im Mund geboren waren und nie im Leben hatten arbeiten müssen, hatte er keine Zeit.

Weil es auf der Strecke einen Unfall gegeben hatte, dauerte die Fahrt mehr als sechs Stunden. Bei ihrer Ankunft in Applemore war es bereits dunkel, und das Cottage empfing sie kalt und ungemütlich. Sie luden ihr Gepäck aus, drehten den Thermostat für die Heizung hoch und hofften, dass es bei ihrer Rückkehr etwas wärmer sein würde und sie dann entspannt auspacken konnten.

»Du hattest recht, dieses Nest ist wirklich klein«, bemerkte Danny amüsiert auf dem kurzen Weg zum Hotel.

»Hast du gedacht, ich würde übertreiben?«

»Ich hab's mir auf Google Maps angeguckt«, gestand Danny. »Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es tatsächlich nur eine einzige Straße mit Geschäften und so gibt.«

»Ich hoffe, dass du es dir jetzt nicht noch anders überlegst«, sagte Jack, während er die Tür zum Restaurant öffnete. »Und von dir will ich kein Gebell hören«, meinte er mit einem warnenden Blick zu Archie hinunter.

»Ich hab dir ja gesagt, dass ich diese Herausforderung spannend finde«, erklärte Danny, während sie das nahezu leere Restaurant betraten. An der Theke saß ein alter Mann auf einem der Barhocker und starrte sie über seine Zeitung hinweg mit unverhohlenem Interesse an. Jack warf Danny einen Blick zu, der sagte: Bitte keinen Kommentar. Vor dem prasselnden Kaminfeuer saßen zwei Frauen an einem Tisch, eine ältere mit leuchtend violett gefärbtem Haar, die andere – etwa in Jacks Alter – trug einen erdbeerblonden Pferdeschwanz. Sie hatte die Ärmel ihres karierten Hemdes aufgekrempelt und sah zu den beiden Männern hoch. Jack nickte grüßend.

»Hallo, guten Abend.« Das war Harry, der Besitzer des Hotels, mit dem Jack sich schon bei seinem letzten Aufenthalt in Applemore unterhalten hatte.

»General Kenobi«, sagte Jack spontan.

»Dafür gibt es einen aufs Haus.« Harry sah zu dem signierten Foto von Harrison Ford als Han Solo, das an der Wand hinter der Bar einen Ehrenplatz einnahm. »Schön, dich wiederzusehen.«

»Hab ich was verpasst?« Verwirrt blickte Danny von einem zum anderen. Harry und Jack tauschten amüsiert einen Blick.

»Du hättest dabei sein müssen.«

»Ach so.« Jetzt dämmerte es Danny. »Das ist wohl was für Star Wars-Freaks.«

»So ungefähr.« Harry zapfte zwei Pints und schob sie über die Theke. »Möchtet ihr auch essen?«

»Ja, bitte.« Jack trank einen Schluck. Immerhin gab es nach der langen Autofahrt wenigstens etwas Ordentliches zu trinken. Er mochte Harry. Bei seinem letzten Besuch hatten sie länger miteinander gesprochen, und der Hotelbesitzer schien wirklich interessiert zu sein, während die anderen Einheimischen, denen er bisher begegnet war, etwas misstrauisch gewirkt hatten. Jack war nicht klar, ob das an der zurückhaltenden Art der Highlander lag oder an etwas anderem.

Harry nahm zwei Speisekarten vom Stapel und reichte sie ihnen. Danny, der mehrere Tüten Chips und kurz vor Ende der Fahrt auch noch eine Tüte Bonbons verdrückt hatte, schlug sie auf und studierte sie, als hätte er seit Tagen nichts gegessen. »Das hier sieht gut aus. Ich möchte bitte die Steak Pie und dazu eine Extraportion Pommes.« Er wollte die Karte gerade wieder zuklappen, überlegte es sich dann aber anders und schaute noch einmal hinein. »Kann ich auch noch eine Portion frittierte Zwiebelringe haben?«

»Klar.« Harry notierte sich alles und fügte auch Jacks Bestellung, Fisch und Chips, hinzu.

»So«, sagte er dann, »wie man hört, kann es bei euch jetzt bald losgehen. Bleibt ihr jetzt hier?«

Der alte Mann an der Bar richtete sich ein wenig auf. Er versuchte erst gar nicht zu verbergen, dass er ihrem Gespräch aufmerksam lauschte.

»Ja. Wir müssen das Blockhaus fertig machen und alles für die erste Gruppe vorbereiten.«

»Und ihr beide managt das ganz allein?«

Jack schüttelte den Kopf. Ihm war bewusst, dass er von Anfang an so aufrichtig wie möglich sein musste. Es war nicht zu übersehen, dass die Dorfbewohner Vorbehalte gegen ihr Projekt hatten, und er verstand auch, warum. »Nein, es kommen noch ein paar andere aus dem Team, sie fangen in den nächsten Tagen an. Sie haben im Winter in einem Projekt in der Nähe von Inverness gearbeitet, aber das endet jetzt, sodass sie auch hier in Applemore wohnen werden.«

Einer der Gründe für den Gegenwind aus dem Dorf war, dass Wildcat Adventures eigene Mitarbeiter mitbrachte, statt Arbeitsplätze für Einheimische zu schaffen, das war Jack völlig klar. Bald würden sie auch neue Mitarbeiter einstellen, aber vorerst mussten sie so schnell wie möglich alles ans Laufen bringen – und das bedeutete, dass sie auf ihr bewährtes Team zurückgriffen, dessen Mitglieder alle amtlich überprüft und registriert worden waren. Mit jungen Menschen zu arbeiten bedeutete, dass man viele Formulare ausfüllen und vieles ankreuzen musste. Jack hatte das als notwendiges Übel akzeptiert, auch wenn Papierkram nicht gerade seine Stärke war.

»Arbeitest du schon lange hier?«, wandte Danny sich an Harry.

»Ich bin hier geboren!« Harry lachte. »Als meine Eltern sich zur Ruhe setzten, habe ich das Hotel von ihnen übernommen. Ich versuche gerade, es ins einundzwanzigste Jahrhundert zu hieven, aber das ist ein langwieriger Prozess. Hier in Applemore sind die Leute in ihren Gewohnheiten ziemlich festgefahren.«

Jack verzog das Gesicht. Der alte Mann – der bisher kein Wort gesagt hatte – faltete seine Zeitung zusammen, setzte seine Schirmmütze auf und rückte sie sorgfältig zurecht.

»Ich würde sagen, sie sind eher vorsichtig als festgefahren«, sagte er jetzt mit dem typischen Akzent der Highlands. Er stellte seinen Mantelkragen auf und musterte Jack und Danny mit seinen wachen dunkelblauen Augen.

»Nenn es, wie du willst, Murdo«, sagte Harry schmunzelnd, »aber du weißt so gut wie ich, dass in der Gerüchteküche ganz schön was los war, als ich den Bauantrag eingereicht habe. Und dabei wollte ich doch bloß in der hinteren Wand der Damentoiletten einen Durchbruch machen. Hab mich immer noch nicht davon erholt.«

Jack war überrascht, als der alte Mann in leises, polterndes Gelächter ausbrach. »Na gut. Hier gehen wir die Dinge einfach langsam an, das ist alles.« Er knöpfte sich den Mantel zu. »Schönen Abend noch«, sagte er mit einem Nicken zu Jack und Danny hinüber. Dann bückte er sich und kraulte Archie unter dem struppigen Kinn.

»Das betrachte ich als Erfolg«, sagte Jack, als sich die Tür hinter dem Alten schloss.

»Allerdings«, stimmte Harry zu. »Murdos Frau Greta ist die Vorsitzende vom Dorfverschönerungsverein, wenn er euch also grünes Licht gegeben hat, könnten die anderen euch auch vielleicht irgendwann akzeptieren.« Er legte den Lappen, mit dem er die Theke abgewischt hatte, hin und ging in die Küche. Danny schaute verblüfft.

»War das sein Ernst?«

»Halbwegs, vermute ich.« Jack rutschte von seinem Barhocker. »Diese kleinen Dörfer haben mehr oder weniger ihre eigenen Gesetze. Wollen wir uns an einen Tisch setzen?«

Jack hatte sich absichtlich etwas länger an der Theke aufgehalten, denn er hatte gesehen, dass die beiden Frauen, die vor dem einladenden Kaminfeuer gesessen hatten, sich zum Gehen bereitmachten. Als die Ältere verschwand – zu den skandalumwitterten Toiletten, wie er vermutete –, blickte die Jüngere zu ihnen hinüber.

»Möchten Sie hier an den Tisch am Feuer?«, fragte sie Jack mit der Hand auf der Stuhllehne. Er nickte. Sie war groß, hielt sich sehr aufrecht, und ihrer Gesichtsfarbe nach zu urteilen verbrachte sie viel Zeit im Freien. Ein Fächer aus feinen Linien in den Augenwinkeln zeigte, dass sie mehr lachte, als ihre im Moment nicht besonders freundliche Miene vermuten ließ. Doch nun deutete sie mit einladender Geste auf den Tisch.

Jack bedankte sich.

»Darf ich Sie etwas fragen?« Sie sah ihn unter der Wollmütze an, die sie über ihren Pferdeschwanz gezogen hatte. »Ich habe Ihr Gespräch mitgehört. Vermutlich sind Sie die Leute von dem neuen Jugendzentrum?«

Er nickte. »Das ist richtig.«

Sie schwieg einen Moment. Die ältere Frau kehrte zurück und hängte sich ihre Tasche über die Schulter. Die beiden sahen sich an.

»Ich hab's dir ja gesagt«, meinte die Jüngere. »Die zwei sehen ganz danach aus.«

Jack warf Danny einen Seitenblick zu.