Die Luftpost - Hannelore Deinert - E-Book

Die Luftpost E-Book

Hannelore Deinert

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Beschreibung

Die Kinder verstehen nicht, weshalb sie wegen eines Virus, den man weder sieht noch spürt, nicht draußen mit Freunden spielen und toben dürfen, sie werden zappelig und nörglerisch. Die Erwachsenen, von Zukunftsängsten und Ungewissheit geplagt, werden zunehmend nervös und ungeduldig. Die erzwungene Isolation legt sich wie Raureif auf die Seelen der Menschen. Doch dann erklingen von den Balkonen und Fensterbänken der Häuser Gitarren, Geigen, Flöten, Trommeln, Kontrabasse und vereinen sich zu einem grandiosen Konzert, das gegen Verzagtheit und Einsamkeit an musiziert. Papiersegler fliegen durch die Lüfte, die Grüße und Botschaften überbringen. In der gemeinsamen Bedrohung zeigt sich die wahre Stärke der Menschen, sie helfen einander, egal, was sie tun, wo sie stehen und wie verschieden sie sind. Und die Welt erscheint wieder hell und heiter, es gibt so viel Bewundernswertes, Erstaunliches und Schönes, wenn man sehen und hören kann, Und das verflixte Korona-Virus? Einmal muss doch damit Schluss sein.

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Seitenzahl: 38

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Inhaltsverzeichnis

Die Luftpost

Das Ende der Zivilisation?

Die Luftpost

Die zehn Jahre alten Zwillingsschwestern, Sofie und Luisa, konnten nicht unterschiedlicher sein. Luisa hatte langes, helles, feines Haar, das in der Regel zu einem Pferdeschwanz gebunden war, sie war groß für ihr Alter, sehr dünn und eine Leseratte, das Schreiben allerdings war nicht so ihr Ding. Sofie hingegen, die Erstgeborene, was nie eine Rolle gespielt hatte, war kleiner wie die Schwester, dafür hatte sie einen kräftigeren Körperbau und dichtes, braunes, schulterlanges Haar mit einem Pony. Und sie war nicht gar so nörglerisch mit dem Essen und nicht gar so wählerisch mit ihren Kleidern wie die Schwester, dafür liebte sie Pflanzen und Tiere sehr, egal welcher Art und Gattung sie waren.

Seit nunmehr zwei Wochen durften die Geschwister nun schon nicht mehr nach unten in den Hof oder auf den Spielplatz, um mit den Freunden zu spielen und zu toben, und eine Woche vor den regulären Osterferien konnten sie wegen der Ansteckungsgefahr auch nicht mehr in die Schule gehen, ein Schüler hatte Symptome des Corona-Virus gezeigt und war positiv getestet worden. Zuerst hatte sich das durchaus gut angefühlt, nach Schulfrei und überlangen Osterferien, aber im Nachhinein gesehen war das Zuhause hocken, ohne die Kinder in der Klasse und ohne Freunde auf Dauer tödlich langweilig. Sie vermissten sogar die frechen Jungs und die vorlauten, allzu altklugen Mädel in der Klasse, die sonst eher nervten. Und sie vermissten Frau Krause, die am Nachmittag mit ihnen bastelte oder musizierte oder Geschichten vorlas, mit ihnen in Blumentöpfe Samen in Blumenerde legte und sie zusehen konnten, wie sich daraus Pflänzchen entwickelten. Sie dachten, mit Mama und Papa zuhause wäre es so ähnlich, aber die saßen nur stundenlang am Computer und machten „Home-Office“, wie sie es nannten. Nur manchmal spielten sie zusammen Scrabble oder Skip-Bo, meistens aber lümmelten sie vor dem Fernseher oder malten mit ihren neuen Wassermalkasten, die sie bekommen hatten, und langweilten sich dabei zu Tode.

Als vor allem Mama langsam ungenießbar wurde, wahrscheinlich vermisste auch sie ihre Kollegen, versuchten ihr Luisa und Sofie so gut es ging aus dem Weg zu gehen, was bei einer siebzig Quadratmeter großen Wohnung gar nicht so leicht war. Ständig hatte sie etwas zu nörgeln, einmal waren es die Klamotten oder die Schuhe, die herumlagen, oder das Schreibzeug war nicht weggeräumt oder das Bad gefiel ihr nicht. Papas Kaffeetasse war ein tägliches Ärgernis, weil er sie immer auf seinem Schreibtisch stehen ließ. „Bei euch Schlampuse ist es schier unmöglich, Ordnung zu halten“, schimpfte Mama dann der Verzweiflung nah. Nun, ja, so schlimm fanden Sofie und Luisa das auch wieder nicht, und ehrlich, übertrieb sie da nicht ein bisschen. War übermäßige Ordnung wirklich so furchtbar wichtig?

Mehr und mehr verlegten sich die Geschwister darauf, von ihrem kleinen Balkon aus, der sich im dritten Stock des Wohnblocks befand und auf den Innenhof hinausging, die Leute zu beobachten, die hier wohnten. Es waren nicht viele unterwegs, Kinder fast überhaupt keine, das mag daran liegen, dass die Balkone des Nachbarblocks auf der anderen Seite, auf der Sonnenseite sozusagen lagen. Sofie und Luisa wussten bald, wer in welchem Hauseingang, in welchem Stock und in welcher Wohnung wohnte, welches Fahrzeug zu wem gehörte und so weiter. Sie wetteten darum, in welche Briefkästen heute der Postbote Briefe einwerfen würde und hofften, dass die ältere Dame, die im Block gegenüber, im mittleren Eingang, in der zweiten Etage wohnte und allmorgendlich ihren großen Hund Gassi führte, wieder mit Pluto, dem Dackel von Frau Kramer, sie wohnte unter ihnen im zweiten Stock, zusammentreffen würde. Komischerweise tauchte sie mit Pluto fast immer zur selben Zeit wie die Dame gegenüber auf. Die Hunde mochten sich nicht und kläfften sich jedes Mal solange wütend an, bis man sie unter großer Mühe außer Sichtweite voneinander gezerrt hatte. Frau Henkelmann, der Hausmeisterin, waren Hunde sowieso ein Dorn im Auge, wenn sie die Hundehau